Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • ^^ @ Cowboy


    " Die weitaus interessantere Frage, die sich heute jedoch stellt, ist doch viel mehr die, ob die neue Aula nicht in der Tradition der stetigen Angepasstheit der Paulinerkirche an den entsprechenden architektonischen Zeitgeist und an ihr städtisches Umfeld steht.
    [...]
    Letztendlich ging es auch nie um eine Reko, [...] sondern um die Wiedergutmachung der Sprengung von 1968."


    Einigkeit sollte inzwischen, so hoffe ich doch, auch darüber bestehen, daß am Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig keine Aula entsteht, sondern abgesehen von den zukünftig von der Informatik u. a. genutzten Flächen in den Obergeschossen, ein sog. Kirche-Aula-Bau, also sowohl die Universitätskirche St. Pauli in neuer Gestalt als auch die Aula der Universität.


    Auch kann letztlich keine Wiedergutmachung der Schandtat der Vernichtung geschehen, denn das gesprengte Haus mit seiner einzigartigen Geschichte und mit seinen hunderten Grablegen kann nie wieder jemand betreten.


    Ich weiß jedoch, was mit dem Wort Wiedergutmachung gemeint ist, und ich finde diese Gedankenrichtung gut.


    Dies bedeutet jedoch vor allem, die Universitätskirche St. Pauli wieder Universitätskirche sein zu lassen. Ein Haus zu bauen, das an die gesprengte Universitätskirche lediglich äußerlich "erinnert", diese aber im Inneren nicht wieder zuläßt, wäre an Zynismus nicht zu überbieten und das Gegenteil von "Wiedergutmachung"!


    Was mir gegenwärtig mehr Sorgen macht, denn über oben Benanntes hoffte ich, besteht inzwischen tatsächlich bis hin zur Namensgebung weitestgehend Konsens - und mit Cowboy ohnehin -, ist der gravierende Bauverzug. Geplant war, das Universitätsjubiläum 2009 bereits im fertiggestellten Kirche-Aula-Bau begehen zu können. Gegenwärtige Planungen gehen von einer Fertigstellung frühestens Ende 2014 aus.


    Man sollte endlich klipp und klar die Gründe dafür benennen.
    Warum dies bisher nicht geschah, ist eine durchaus interessante Frage.

  • Die Gründe sind nicht unbedingt geheim. Die wichtigsten sind klipp und klar diese:
    1. 2002 verzögerte das Hochwasser die Planung auf Landesebene.
    2. Die Diskussionen um den ersten Architekturentwurf und der nötige zweite Wettbewerb 2003/04 (Qualifizierungswettbewerb).
    3. Der schwierige Planungsprozess, weil häufig Nachbesserungen des (ambitionierten) Entwurfs von Erick van Egeraat nötig waren, um optimale Funktionalität zu gewährleisten (dies ist aber nicht unüblich). Außerdem ist der Architekt nicht gerade der Schnellste.
    4. Architekturbüro Erick van Egeraat assosciated architects ging wegen der Wirtschaftskrise 2009 in Konkurs. Seit Mai 2009 sind Fischer und Werner am Ruder.
    5. Probleme mit dem ersten Generalunternehmen Züblin. Der Auftrag wurde schließlich an ein neues Unternehmen abgegeben.

  • Zu den Gründen. Wer in den letzten Wochen und Monaten die Baustelle der Kirchen-Aula genauer beobachtete wird feststellen, dass kaum Fortschritte erzielt wurden. Zum einen probiert man sich in den verschiedenen Materialien im Innenausbau, welche Wirkung die abgehängten gläsernen Säulen und deren Beleuchtung von Innen mit Leuchtmitteln. Zum anderen muss auch ganz klar genannt werden, will denn der Freistaat als Bauunternehmer so schnell wie möglich mit einem für den Universitätsbetrieb nicht zwangsläufig notwenidgen Bau fertig werden. Und dabei geht es um den Landeshaushalt. Gezahlt wird auch hier, wie bei fast allen Aufträgen, im Grad der Fertigstellung. Also lässt man sich mit dem recht teueren Innenausbau Zeit, um die Kosten möglichst auf die kommenden Jahre noch aufteilen zu können. Wenn man weiss, was noch alles fehlt (die riesige Glaswand zur Abtrennung der Räume, 98% der Deckenverkleidung, fast alle Säulen, die Orgel,.....), da fehlen noch Summen im Millionenbereich.

  • Zu beachten gilt, dass die Studenten weniger die Fertigstellung des Paulinums als die des Augusteums interessiert. Und laut internen Planungen, geht das Augusteum und die Räumlichkeiten über der Aula/Kirche im Februar in Betrieb.


    Zudem ist der Bau des Augusteums und die oberen Geschosse im Paulinum sehr wohl für den universitären Betrieb relevant, da die Dolmetscher, das URZ und die Informatiker immer noch in Interimsgebäuden hocken. :Nieder:

  • augusteum und oberen paulinum-etagen sehen auch deutlich besser aus, als die aula. da zweifel ich persönlich nicht an der fertigstellung zum nächsten sommersemester.

  • ^^ @ Der Zentrumsnahe
    # 842



    Erlauben Sie mir bitte, den von Ihnen vorgebrachten fünf Punkten zunächst einige Bemerkungen anzufügen.


    Zu 1.) Stimmt. Aber: Erst nachdem Herr van Egeraat im Frühjahr 2004 mit seinem Entwurf den Wettbewerb gewann, wurde der Termin des Universitätsjubiläums im Jahre 2009 für die Eröffnung der neuen Universitätskirche St. Pauli und Aula öffentlich benannt.


    Zu 2.) Auch dies hat nichts mit der Verzögerung am Bau nach 2004 zu tun.


    Zu 3.) Richtig ist, daß es zahlreiche Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Siegerentwurf – „Im Inneren aber entsteht die gotische Paulinerkirche wieder in Anlehnung an ihr Original mit Pfeilern und Kreuzrippengewölbe“ (Leipziger Amtsblatt, März 2004) – gegeben hat.

    Ob es sich dabei in Gänze um Verbesserungen handelt, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. So sprechen beispielsweise nicht nur die erstellten Gutachten zur zukünftigen Raumakustik in Hinblick auf die negativen Folgeerscheinungen des Einbaus einer Trennwand eine deutliche Sprache.


    Unzweifelhaft aber haben die nach dem ursprünglichen Wettbewerbsergebnis geforderten Veränderungen am Siegerentwurf zur Verzögerung der Fertigstellung in erheblichem Maße beigetragen.


    Ob „der Architekt“ tatsächlich „nicht der Schnellste“ ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Verschiedene seiner Aussagen – wie „Auch die Pyramiden in Ägypten waren einst extrem teuer, auch sie brauchten ihre Zeit“ (LVZ vom 12. Juli 2012) – weisen allerdings, zumindest was den Leipziger Universitätsbau betrifft, deutlich in eine bestimmte Richtung.


    Zu 4.) Seit geraumer Zeit ist Herr van Egeraat - abgesehen vom Bauherrn - wieder für den Bau der neuen Universitätskirche und Aula allein zuständig.


    Zu 5.) Genannte Probleme spielten eine Rolle, jedoch eine zu vernachlässigende. Dies zeigt sich an der baldigen Fertigstellung des neuen Augusteums, welches davon ebenfalls betroffen war.



    Inzwischen beschäftigt die Verzögerung der Fertigstellung der neuen Universitätskirche St. Pauli und Aula auch den Sächsischen Landtag.


    In der Antwort des zuständigen Staatsministers vom 20. Oktober 2011 auf eine Anfrage des Abgeordneten Herrn Weichert heißt es – durchaus aufschlußreich –, daß „die Abstimmungen mit dem Architekten Erick van Egeraat beim weiteren Innenausbau der Aula/Kirche noch nicht abgeschlossen“ seien.


    Und weiter: „Derzeit orientiert der Freistaat auf eine Fertigstellung zum Jahresende 2014“.


    Wie gesagt: „Orientiert“ wurde die Öffentlichkeit und der sächsische Steuerzahler schon einmal auf den Herbst 2009 ...


    Zeit genug eigentlich für „Abstimmungen mit dem Architekten“ ...

    3 Mal editiert, zuletzt von Bienitz ()

  • „Derzeit orientiert der Freistaat auf eine Fertigstellung zum Jahresende 2014“.


    spricht für mich ganz klar für die These, dass es zum großteil um die ausstehende Bezahlung und Finanzierung des Projektes geht. Wie bereits gesagt, erfolgt die Überweisung der Beträge parallel mit Grad der Fertigstellung. Im Herbst 2014 sind wieder Landtagswahlen in Sachsen. Keine Regierungspartei möchte einen unausgeglichenen Haushalt zu dieser Zeit. Deswegn wird mit sehr hoher Sicherheit die Fertigstellung auf Anfang 2015 bzw 2014 nach den Wahlen gelegt. Ein paar Millionen wird dieser Bau noch in die Finanzsäcke des Landes reißen. Auch wenn es technisch und logistisch möglich wäre, WILL niemand in Dresden, dass es eher fertig wird. (Niemand = Personen außerhalb der Oppisition)

  • Laut einem Bericht der Freien Presse vom 3. November übte der Sächsische Ministerpräsident am Tage zuvor auf einer Festveranstaltung Kritik am Bauverlauf des Leipziger Kirche-Aula-Baus.


    Der würde teurer als geplant und dauere "schon eine gefühlte Ewigkeit".


    Zitat Tillich: "Mit Sicherheit wird uns der sächsische Rechnungshof dafür rügen."

  • kann er machen, aber er hat keinen grund dafür. denn die situation ist folgende:


    nach der insolvenz des architekten wurde - um noch langwierigeren gerichtlichen auseinandersetzungen und verzögerungen vorzubeugen - die trennung von künstlerischer und technischer bauleitung vereinbart. befreit von allen zwängen liefert van egeraat seit dem also nur noch entwürfe. allerdings entsprechen diese oft nicht den deutschen bauvorschriften. weil diese entwürfe von der bauleitung vor ort nicht eigenmächtig angepasst werden dürfen, wandern die pläne zurück zum architekturbüro. und so geht es nun hin und her und her und hin.
    das ist der einzige grund, warum es beim innenausbau der kirchenaula nocht nicht voran geht. doch wenn diese phase überstanden ist, wird hier zweifelsohne einer der eindrucksvollsten innenraumkompositionen gestalt annehmen.


    kein rechnungshof hat in solchen kategorien zu denken, aber: das ergebnis wird letztlich die verzögerung und verteuerung mehr als wett machen.

  • Das Maßwerk am Fenster des Paulinums scheint fertig zu sein, wie man an folgendem Foto (links angeschnitten) sehen kann.


    Mir ging es jedoch vielmehr um den ebenfalls fertiggestellten Verbindungsgang zwischen Institutsgebäude und Paulinum. War eigentlich bekannt, dass hier die spitze Giebelform der Kirche nocheinmal aufgegriffen wird?


  • AUGUSTEUM ÖFFNET ZUM 602. GEBURTSTAG


    Zum 602. Geburtstag der "alma mater lipsiensis" Universität Leipzig am 2. Dezember 2011 öffnet das Hauptgebäude von 9.30 bis 15.00 Uhr seine Türen für Besucher.


    Quelle: LVZ Online

  • zum freitag von 9.30 bis 15.00 .... sehr schöne zeiten für arbeitnehmer! aber danke für die information. vll kann ja jemand vom forum die chance nutzen und uns danach reichlich mit fotos beschenken (zum 2. advent :) )

  • Hm...sieht irgendwie so 90er aus...schade, auf den Visualisierungen war das Foyer sehr viel spannender gestaltet, insbesondere die Säulen. Aber Zeit wirds...

  • das foyer ist doch noch nicht fertig. aber immerhin sind für die plastiken an den pfeilern bereits die konsolen angebracht...

  • Aber im Grunde hat er doch vollkommen recht, wenn wichtige Teile der Innenausstattaug erhalten sind, gehören sie wieder eingebaut. Oder sollen sie weiter in irgendwelchen Lapidarien vor sich hin schmoren? Eine absurde Situatuation.

  • Die Frage ist, aus welchem Grund Dankwart Guratzsch zum jetzigen Zeitpunkt das ausgelutschte Thema Trennwand wieder rausholt. M.W. gibt es dazu keine neuen Informationen. Auch werden m.W. sämtliche Epitaphen wieder angebracht, nur die Kanzel (die übrigens keineswegs im Lapidarium schmort, sondern in der Thomaskirche angebracht ist) ist weiterhin Streitpunkt.

  • Anlaß dürfte der oben von Dave angezeigte Rundgang durch das Hauptgebäude des Augusteums gewesen sein. Finanzminister Georg Unland (CDU) sagte dabei, man könne "nicht seriös sagen", wann der Ausbau fertig wird. Auch was der Neubau am Ende kosten wird, ist laut Unland noch unklar. Ursprünglich war eine Investitionssumme von 120 Millionen Euro genannt worden, zuletzt bekannt gewordene Schätzungen gingen bereits von 190 Millionen Euro aus.


    Irgendwie schmuggelte sich bei der Gelegenheit auch mal wieder die Glaswand des Paulinums in die Pressemeldungen. Und prompt reagierten die Rezeptoren Guratzschs :lach:


    MDR, 02. Dezember 2011, 17:43 Uhr
    Größter Hochschulbau Sachsens
    Noch offene Fragen beim Leipziger Augusteum
    http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/augusteum104.html


    FP, 2.12.2011
    Universität Leipzig bekommt größten Hörsaal Sachsens
    In den Obergeschossen des Neuen Augusteums werden verschiedene Institute ihren Sitz haben
    http://www.freiepresse.de/NACH…chsens-artikel7836012.php