Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • PAULINUM



    Blick auf die Ostseite der Universitätskirche St. Pauli.



    Hier ist das neue Kirchenfenster zusehen. Fragt mich nicht, warum das Bild schief geworden ist. :D

  • Wenn mich nicht alles täuscht, beginnt man, das Maßwerk für das Kirchenfenster zu setzen. Bei genauem hinsehen sind auch zwei Planzeichnungen an der Scheibe erkennbar.

  • Hm...

    Ich weiß nicht, so wirklich überzeugt mich dieser modernisierte Reko nicht. Ich hätte es besser gefunden, die Paulinerkirche originalgetreu zu rekonstruieren, oder aber ein gänzlich neues und hochwertiges städtebauliches Ensemble zu erschaffen. Dieser Kompromiss erzeugt bei mir eher das Gefühl eines faulen Kompromisses. Offensichtlich sind die Leipziger nicht ganz so versessen auf Rekonstruktion wie die Dresdner.

  • Zitat Roland: "oder aber ein gänzlich neues und hochwertiges städtebauliches Ensemble zu erschaffen" dann können wir ja alle froh sein, genau das ist meiner Meinung nach passiert (das belegen zahlreiche Fotos in diesem Strang). ;)

  • Ich weiß nicht, so wirklich überzeugt mich dieser modernisierte Reko nicht. Ich hätte es besser gefunden, die Paulinerkirche originalgetreu zu rekonstruieren, oder aber ein gänzlich neues und hochwertiges städtebauliches Ensemble zu erschaffen. Dieser Kompromiss erzeugt bei mir eher das Gefühl eines faulen Kompromisses.


    Ich persönlich finde den Bau fantastisch, einige Fotos hier haben mich wirklich beeindruckt und ich begeister mich nicht oft für moderne Bauten. Endlich hat man mal erkannt, das man Glas vielfältig verwenden kann und welche Möglichkeiten in Verbindung von neuen und klassischen Baumaterialien besteht.



    Offensichtlich sind die Leipziger nicht ganz so versessen auf Rekonstruktion wie die Dresdner.


    Oh das stimmt ganz und gar nicht, Leipzig mangelt es an medienwirksamen Rekonstruktionen. Was in den Wohnvierteln zum Teil rekonstruiert wurde übersteigt vieles was mir bekannt ist, auch in Dresden. Und das Stadtzentrum war in seiner Struktur ja noch intakt nach dem Krieg.
    Ich hätte mich auch nicht gegen eine Reko ausgesprochen, aus Prinzip nicht, da ich die Bauten alle schätze in ihrer Qualität. Aber der Augustusplatz in seiner Ensemblewirkung war eh schon Geschichte und das Augusteum samt Paulinerkirche sind in ihrre Baugeschichte nicht so spekatukär wie die Frauenkirche oder andere Barockbauten in Dresden.

  • @ Roland


    Besser wäre gewesen die Paulinerkirche nicht zu sprengen. Der Abriss historischer Gebäude ist kein Phänomen Leipzigs oder der 1960er-Jahre. In HALLE/SAALE sind in den letzten Jahren ganze Blocks mitten in der Stadt abgerissen worden.



    Zurück zur Paulinerkirche. Welche Version hätte den rekonstruiert werden sollen? Hier eine - unvollständige - Auswahl der Möglichkeiten:





    Saxonia Museum für saechsische Vaterlandskunde II 38 [Public domain], by Eduard Sommer (Google Buchsuche), from Wikimedia Commons








    [url=http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arwed_Rossbach_und_seine_Bauten,_Berlin_1904,_Leipzig,_Paulinerkirche,_Ansicht_vor_dem_Umbau._Erbaut_von_1898_bis_1899.jpg][/url]
    [url=http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arwed_Rossbach_und_seine_Bauten,_Berlin_1904,_Leipzig,_Paulinerkirche,_Ansicht_vor_dem_Umbau._Erbaut_von_1898_bis_1899.jpg]Arwed Rossbach und seine Bauten, Berlin 1904, Leipzig, Paulinerkirche, Ansicht vor dem Umbau. Erbaut von 1898 bis 1899[/url] [Public domain], by Arwed_Rossbach_und_seine_Bauten,_Berlin_1904,_, from Wikimedia Commons








    Café francais 1850 [Public domain], by unbekannt.Martin Geisler at de.wikipedia (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig), from Wikimedia Commons







    Leipzig - Universität [Public domain or Public domain], by Anonym (private collection of Wolfgang Sauber (Xenophon)), from Wikimedia Commons







    Fotothek df roe-neg 0000284 002 Augustusplatz mit Paulinerkirche [CC-BY-SA-3.0-de (http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], by Roger Rössing (1929–2006)

    2 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Korrekten Link eingefügt

  • Hier hatte stoney85 einen Vergleich gepostet, der die Veränderung ebenfalls ganz schön zeigt.


    Einige Tage vorher hatte Cowboy die Entwicklung der Torsituation zur Grimmaischen Straße veranschaulicht. Gut zu erkennen ist, dass sämtliche die Kirche umgebenden Gebäude mit der Zeit immer größer wurden. Wenn St. Pauli wieder aufgebaut worden wäre, so wäre sie m.M.n. zwar schön aber schlicht und einfach zu klein für den Augustusplatz.

  • Oper und Gewandhaus sind größer als die Vorkriegsbauten. Alles wird dominiert vom Cityhochhaus. Mir scheint das entstandene Ensemble durchaus stimmig. Auch im Gegenlicht.







    Eigenes Foto.

  • Mir fehlt immer noch die Landschaftsplanung auf diesem Platz.. es wirkt kahl und trostlos ohne Pflanzen. Ich möchte mich dort hinsetzen und das städtebauliche Ensemble bewundern können. Momentan ist das aber fast ausschließlich auf versiegelten Flächen möglich.

  • Beim betrachten des Ensembles würde dich aber alles was höher als 2 Meter ist stören. Das ist halt ein gepflasterter Platz. Ich halte generell nichts davon jeden innerstädtischen Platz sofort mir Hecken und Sträuchern zu zu kleistern. Dafür gibt es Parks, und zwar reichlich in Leipzig.

  • Wobei Alleen und Blumenrabatten für den Platz geschichtlich nichts Neues sind.
    Die verträgt der Platz besser als die Blech-Glas-Aufbauten.

  • Öhmm, der Platz hat doch aber auf Ost- und Westseite lange Baumreihen samt Beeten. So kahl wie beschrieben ist er also keinesfalls. Ein Bewundern des städtebaulichen Ensembles auf Wiesen ist allerdings wenig zielführend, dazu ist der Platz als Veranstaltungsfläche für die Stadt zu wichtig.

  • Zur Klarstellung: Ich habe ja nicht gesagt, dass der jetzt umgesetzte Entwurf nicht hochwertig wäre und nicht hübsch genug. Das war und ist nicht mein Ansatz. Mich stört dieser (politische) Kompromiss. Entweder man macht eine vollständige Rekonstruktion oder aber etwas vollkommen neues. Ein Mix aus beiden überzeugt mich nicht. Das ist nicht Fisch oder Fleisch. Das man das alte Augusteum nicht - nur unter Einbeziehung eines Hochhausabrisses möglich - wieder aufbauen wollte, kann ich mir noch erklären. Das aber ein vollständiger rekonstruierender Wiederaufbau der Paulinerkirche nicht den Vorzug gegeben worden ist, mag mich nicht wirklich überzeugen. Das, was jetzt umgesetzt wurde, ist mir zu modern in den Materialien.


    Im Übrigen werden die von einigen aufgeführten Rekonstruktionen von Gründerzeitwohnhäusern nicht Rekonstruktionen genannt, sondern dies ist eine denkmalpflegerische (nicht zu verwechseln mit denkmalgerechte (nicht alle sind Denkmäler)!) Sanierung. Die Gebäudesubstanz ist ja in der Regel weitgehend erhalten, nur wurde der Stuck irgendwann mal entfernt. Dieser wird nun wieder erfreulicherweise angebracht.


    Rekonstruktion ist ein klar definierter städtebaulicher Fachbegriff. Beispiel dafür ist der Neumarkt in Dresden, das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim oder das Stadtschloss in Berlin oder der Römer in Frankfurt


    Es gab ja in Leipzig eine nennenswerte Rekobewegung zur Wiederherstellung der Paulinerkirche, die hat sich aber leider nicht durchgesetzt.

  • ^ Gut, jetzt hast du uns zwar nicht erklärt, warum eine Kompromisslösung wie die des neuen Paulinums für dich weder Fisch noch Fleisch ist, aber welcher bauliche Zustand hätte deiner Meinung nach rekonstruiert werden sollen - und warum? User Stahlbauer hat dir ja oben ein paar bildliche Beispiele herausgesucht.


    Der einzige Fehler, der begangen wurde, ist die Kirche 1968 zu sprengen. Darüber sind sich Reko-Befürworter und Gegner weitestgehend einig. Die weitaus interessantere Frage, die sich heute jedoch stellt, ist doch viel mehr die, ob die neue Aula nicht in der Tradition der stetigen Angepasstheit der Paulinerkirche an den entsprechenden architektonischen Zeitgeist und an ihr städtisches Umfeld steht. Dazu noch einmal der Hinweis von Neuzugang Henryk auf diesen Beitrag.


    Letztendlich ging es auch nie um eine Reko, weil die neobarocke Verformung der Ostfassade von Arwed Rossbach stilistisch und ästhetisch besonders überzeugte (in den Augen vieler Kunsthistoriker war sie Kitsch), sondern um die Wiedergutmachung der Sprengung von 1968.

  • Roland: Bei den Beispielen ging es auch weniger um wiederangebrachten Stuck als um die Wiederherstellung von Dachlandschaften, den Wiederaufbau ganzer Geschosse etc. Dort ist zu 99% von einer Einstufung als Denkmal auszugehen, sonst gäbe es keine Förderung und man würde schlicht den Aufwand nicht betreiben. Das es sich dann um eine (Teil-) Rekonstruktion handelt, ist ja wohl unbestreitbar.


    Deine Kritik am Kompromiss zum Universitätsneubau lässt leider die jahrelange Diskussion außer acht, die zu Ebendiesem geführt hat. Hier gab es nun einmal nicht nur städtebauliche, sondern auch praktische und ideologische Argumente - der jetzt entstehende Neubau hat trotz einzelner kritischer Stimmen die Mehrheit überzeugt. Ich empfehle zum Einlesen in das Thema das Buch "Der große Wurf" von Birk Engmann. Gibt es denn deinerseits noch ein paar etwas stichhaltigere Argumente als "weder Fisch noch Fleisch"?

  • Ich habe ja geschrieben, dass es ein Kompromiss ist. Aber ein Kompromiss kann man vielleicht bei einem Gesetz finden, das man dann auch jederzeit ändern kann, aber Kompromissdenken eignet sich nicht im Städtebau. Zweifellos gebe ich denjenigen Recht, die darauf hinweisen, dass der Augustplatz ohnehin nach dem Krieg eine weitgehende architektonisch-städtebauliche Überformung erlebt hat und man deshalb auf eine moderne Ensemblewirkung achten durfte. Ich aber persönlich bin Anhänger einer Rekonstruktion überall, wo es nur denkbar ist, weil Deutschlands (Groß-)Städte zu viele Verluste in ihrem Stadtbild durch Krieg, Wiederaufbau oder ideologischen Abrissen einstecken mussten.


    Im Übrigen sind die größten Fördermöglichkeiten bei Altbausanierungen in Ostdeutschland nicht klassische Fördermittel wie Städtebauförderung, oder Denkmalschutz (städtebaulicher oder Stiftung) oder Stadtumbau Ost (Bereich Aufwertung), sondern nach wie vor die Denkmal-AfA. Und dafür muss ein Altbau noch nicht mal ein Denkmal sein, sondern es reicht aus, dass das Gebäude in einem förmlichen steuerlichen Sanierungsgebiet liegt, und dies betrifft fast ausnahmenlos alle Altbauquartiere in den ostdeutschen Städten. Hier sind bei Eigennutzung fast vollständig alle Erhaltungsaufwendungen anrechenbar. Einzeldenkmäler dagegen werden steuerlich grundsätzlich immer gesondert behandelt. Das nur mal zum wirtschaftlich-steuerlichen Hintergrund von Altbausanierungen im Osten. Da brauche gerade ich keine Belehrungen.;)

    Einmal editiert, zuletzt von Roland ()

  • @ Roland: Ich bin kein großer Freund des neuen Uni-Ensembles am Augustusplatz, das hat aber vorwiegend damit zu tun, dass sich mir die durch Neubau zur Schau gestellte Verknüpfung von Kirche und Universität nicht ganz erschließt.
    Es hätte allerdings noch viel schlimmer kommen können: nämlich die so oft - und zum Glück vergeblich - geforderte Rekonstruktion der leider nicht mehr existenten Paulinerkirche. Während der Verlust der historischen Bausubstanz zu recht beklagt wird, werden daraufhin m.M. nach falsche Konsequenzen gezogen. Der Nachbau (um nichts anderes geht es ja) vergangener architektonischer und städtebaulicher Zustände impliziert ja, dass die heutige Zeit nicht im Stande wäre gleichwertige (und vor allem den modernen Anforderungen gerecht werdende) Lösungen anzubieten. Oder sollen rein nostalgische Gründe ausreichend sein, um etwas Vergangenes zu rekonstruieren?


    Und noch etwas Grundsätzliches: Rolands Beitrag bestärkt mich einmal mehr darin, dass die Forderung nach Rekonstruktion oftmal Hand in Hand geht mit einer durchgehenden Ablehnung moderner Architektur. Wie sonst ist zu erklären, dass Roland das Ergebnis "zu modern in den Materialien" findet? Abgesehen davon dass Beton, Glas, Stahl und Eisen sich im 19 Jahrhundert und allerspätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Standard-Baustoffen entwickeln, haben auch die christlichen Kirchen (wenn es denn darum gehen mag) schon lange vor dem 2. Weltkrieg die genannten Materialien als angemessen anerkannt.
    Oder was ist mit den "zu modernen Materialien" gemeint? Soll man - wenn nichts rekonstruiert werden kann/soll/darf ab sofort nur noch in Sandstein, Putz und Klinker bauen?

  • @ Roland: es freut mich, dass du keine Belehrungen benötigst, das ändert allerdings nichts daran, dass die besonders aufwändigen Sanierungen bzw. Teilrekos größtenteils als Einzeldenkmale in der Denkmalliste der Stadt eingetragen sind. Deine Behauptung, bei den Gründerzeitsanierungen handele es sich im Prinzip nie um (Teil-)Rekos, geht einfach von falschen Prämissen aus - es wird oft eben nicht nur ein wenig Stuck an weitestgehend erhaltenen Gebäuden ohne gesonderten Denkmalschutzstatus wieder angeklebt.


    Was die Paulinerkirche betrifft, kann ich nur wiederholen: es ging hier zunächst um eine Verbesserung der baulichen Situation der Universität. Dass deren Belange dann auch Gehör finden, halte ich für selbstverständlich. Dass ein Reko-Machtwort nicht funktioniert, zeigt ja der geschlossene Protest samt Rücktritt des Rektors, nachdem der Freistaat eine Reko samit modernem Anbau beschlossen hatte.

  • ... es wirkt kahl und trostlos ohne Pflanzen...



    Die Liebe der Germanen/Deutschen zu dichten Wäldern hat vor ca. 2.000 Jahren schon der römische Gelehrte TACITUS in seiner Germania beschrieben.:D




    ...Obwohl sich das Land nach seiner Erscheinung beträchtlich unterscheidet, ist es doch im allgemeinen entweder mit unwirtlichen Wäldern oder mit wüsten Sümpfen bedeckt; feuchter in der Richtung gegen Gallien, windiger in der Richtung gegen Noricum und Pannonien hin, hinreichend ertragreich, für Fruchtbäume ungeeignet...




    Die Lindenreihen auf dem Augustusplatz verdecken heute schon die Sicht auf die Universitätsneubauten. Trostlos wirken auf mich die kahlen, zertrampelten, ehemals mit Efeu bepflanzten Beete.




    Eigentlich benötigen Stadtplätze nur ganz wenig Grün.




    Markusplatz





    Venezia piazza s.Marco [CC-BY-SA-2.5 (http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], by Janmad (Eigenes Werk), from Wikimedia Commons









    Petersplatz






    Petersplatz Rom Vatikanstadt [GPL (http://www.gnu.org/licenses/gpl.html) or GPL (http://www.gnu.org/licenses/gpl.html)], by Thomas Roemer --Tidirium 22:08, 20 September 2006 (UTC) (Own work), from Wikimedia Commons








    Roter Platz






    6582 - Moscow - Red Square [CC-BY-SA-2.5 (http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], by Andrew Bossi (Own work), from Wikimedia Commons








    Piazza del Campo





    Siena z01 [CC-BY-SA-2.5 (http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], by Zyance (Own work), from Wikimedia Commons






    Oder auch der RYNEK in polnischen Städten wie Breslau.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Layout verbessert