Wiederaufbau Alte Stadtbibliothek (fertig 10.05)

  • Ein interessantes kleines Update, danke.
    Erkläre mir mal bitte was" Quaderung " ( ich nehme an etwas mit einer Steinanbringung ) bedeutet und warum glaubst Du sind die Fenster immer noch zugemauert?


    Ich freue mich schon sehr die Innenräume einmal selbst zu sehen wenn eröffnet wurde. Sieht spannend aus!

  • Darunter verstehe ich Scheinfugen im Verputz zur Nachahmung von Quadersteinen. Manchmal ist auch von Quadrierung die Rede. Wie es werden soll sieht man auf den Fotos des zerstörten Vorbilds und auch auf der Plane, die vor dem Portikus hängt.


    Wie es mit den Fenstern an der Westseite weitergeht, weiß ich leider auch nicht. Ich kenne keine Fotos des historischen Vorbilds aus dieser Perspektive. Hier werden wir uns wohl überraschen lassen müssen.

  • Ach ja, ein Foto dazu habe ich auch noch. An der Nordseite experimentiert man anscheinend gerade mit der Quaderung. Gut zu erkennen sind die einzelnen Putzschichten.


  • Schmittchen an Dir ist echt ein klasse Privat Detektiv verloren gegangen...Danke für die ausführliche Dokumentation ;)

  • Zitat von 3rdwave

    Ein interessantes kleines Update, danke.
    Erkläre mir mal bitte was" Quaderung " ( ich nehme an etwas mit einer Steinanbringung ) bedeutet und warum glaubst Du sind die Fenster immer noch zugemauert?


    Ich freue mich schon sehr die Innenräume einmal selbst zu sehen wenn eröffnet wurde. Sieht spannend aus!


    Die Fenster werden zugemauert bleiben, es ist auf den Fotos nicht gut zu erkennen, aber sie sind als halbkreiförmige Nischen ausgebildet. Die marmornen Fensterstürze sind nur noch Mittel der Dekoration um den Rhythmus der Fassade zu erhalten und sollen dem symetrischen Erscheinungsbild dienen.


    Solche Nischen als Gestaltungselement kennt man von vielen klassischen und klassizistischen Gebäuden, etwa der Glyptothek in München. Dort dienen sie zur Aufnahme von Skulpturen. Ob die Nischen dem orginalen Zustand der Bibliothek entsprechen, kann ich nicht sagen. Ich vermute aber, dass aufgrund der veränderten moderneren Raumaufteilung, die Fenster nicht mehr notwendig waren.


    Im übrigen handelt es sich bei diesem Bau nicht um eine sklavische Rekonstruktion des alten Gebäudes. In den "Portikus" also das Säulenportal wurden drei unhistorische Fenster über den Portalnischen eingefügt um für eine bessere Beleuchtung des Innenraums zu sorgen. Auch die Rückseite ist wohl verändert, bis zum Krieg fügte sich ein großer Anbau an die Rückseite an, dieser wird nicht rekonstruiert.

  • Danke an Euch beide für Eure fundierten Informationen!
    Schade dass diese Fenster zugemauert bleiben, vielleicht kommen aber wenigstens die von Rako erwähnten Skulpturen zum Einsatz!

  • Zitat von rako

    Die Fenster werden zugemauert bleiben, es ist auf den Fotos nicht gut zu erkennen, aber sie sind als halbkreiförmige Nischen ausgebildet. Die marmornen Fensterstürze sind nur noch Mittel der Dekoration um den Rhythmus der Fassade zu erhalten und sollen dem symetrischen Erscheinungsbild dienen.


    Solche Nischen als Gestaltungselement kennt man von vielen klassischen und klassizistischen Gebäuden, etwa der Glyptothek in München. Dort dienen sie zur Aufnahme von Skulpturen. Ob die Nischen dem orginalen Zustand der Bibliothek entsprechen, kann ich nicht sagen. Ich vermute aber, dass aufgrund der veränderten moderneren Raumaufteilung, die Fenster nicht mehr notwendig waren.


    Im übrigen handelt es sich bei diesem Bau nicht um eine sklavische Rekonstruktion des alten Gebäudes. In den "Portikus" also das Säulenportal wurden drei unhistorische Fenster über den Portalnischen eingefügt um für eine bessere Beleuchtung des Innenraums zu sorgen. Auch die Rückseite ist wohl verändert, bis zum Krieg fügte sich ein großer Anbau an die Rückseite an, dieser wird nicht rekonstruiert.


    Hier noch ein kleiner Nachtrag zu den Fenstern an der Westseite, habe heute in einem Fotoband zum alten Frankfurt gesehen, dass es tatsächlich keine echten Fenster waren, sondern halbrunde Nischen. das Foto war von 1880 und die Nischen hatten keine Skulpturen.


    In einem Band zum kriegszerstörten Frankfurt ist übrigens zu erkennen, dass die Stadtbibliothek nicht durch die Bomben bis auf den Portikus zerstört war. Der Westflügel war komplett erhalten, nur des Ostflügel war bis anden Portikus zerstört. Der intakte Westflügel wurde erst in der Nachkriegszeit abgrissen.


    Also wieder mal eine Sünde des Wiederaufbaus, die Stadtblibiotkek wäre unter unter Beibehaltung großer Orginalsubstanz wiederaufbaubar gewesen.


    Schlimmer ist jedoch die Legendenbildung von der nahezu restlosen Zerstörung im Krieg. Hier handelt es sich um Sünden der Jahre des Wiederaufbaus, die bis heute nicht als solche anerkannt werden. Ähnlich wurde auch in anderen deutschen Städten mit vielen historischen Gebäuden umgegangen.


    In Frankurt übrigens auch mit dem Thurn & Taxis Palais, um so schlimmer ist der kürzliche Abriss der noch erhaltenen Stümpfe für den Wiederaufbau, bei dem wohl noch große Teile der Orginalsubsatnz zerstört wurden.

  • Diesen Herbst soll Eröffnung sein, zur Buchmesse sollen dort schon Veranstaltungen stattfinden. Die Fassade ist mehr oder minder fertig (der Portikus ist leider mit einer Plane zugehängt), die Mauern sind jetzt vollständig verputzt. Was fehlt ist die Quaderung und der Anstrich. Schwerpunkt ist derzeit sicher der Innenausbau.

  • Ist das ganze eigentlich äußerlich eine 100%-Reko? Oder auch verändert zum Vorkriegszustand?
    Ist das Treppenhaus eine Reko oder neu?

  • Nun doch mal wieder aktuelle Bilder dieses wunderbaren Projekts - zuerst die Standardeinstellung:


    asbis1.jpg


    Es gibt noch eine Werbeplane vor dem Portikus, doch ist die nicht mehr so ausgedehnt wie auch schon. Daher einige Detailaufnahmen:


    asbis2.jpg


    Linke Seite, der entsprechende Sockel auf der rechten Seite ich noch leer:


    asbib4.jpg


    Ein Blick zwischen Werbetransparent und Portikus. Dies sind die Originalsäulen, sehr wahrscheinlich aus massivem Miltenberger Mainsandstein! Es wird noch ein wenig weißer Farbe bedürfen.


    asbis3.jpg

  • Auch hier ein kleines Update von gestern Abend. Das Weis legt sich allmählich ganz über das Bauwerk, auf der Rückseite wurden die ersten Fenster eingesetzt.
    Seht selbst:






    Leider mit Gegenlicht, aber egal, das wichtige erkennt man einigermassen:




    Weitere Bilder folgen später...

  • Wunderbar, danke für die Fotos! Abgesehen von dem entsetzlichen Schwesternwohnheim, das ja immerhin schon seit Jahrzehnten steht, ist auch der gerade fertig werdende Krankenhaus-Erweitungsbau in Azurblau, auf den ersten drei Bildern in #143 im Hintergrund zu sehen, alles andere als passend. Es ist mir unbegreiflich, wie man an dieser Stelle dermaßen rücksichtslos bauen kann.

  • kann ich mich nur anschliessen. die absicht hinter dem erweiterungsbau war wahrscheinlich,dass man das schwesternhochaus nicht mehr so schlimm finden soll. :naughty2:

  • Zitat von Schmittchen

    ....ist auch der gerade fertig werdende Krankenhaus-Erweitungsbau in Azurblau, auf den ersten drei Bildern in #143 im Hintergrund zu sehen, alles andere als passend. Es ist mir unbegreiflich, wie man an dieser Stelle dermaßen rücksichtslos bauen kann.


    Gerade fertig werdende? Ist nicht dein Ernst, oder? Ich hätte eher auf die 70er getippt, Abkehr von Beton zu Kunststoff :D

  • Vielleicht möchte mal jemand hingehen und Bilder machen, die Ostseite wird bereits vom Gerüst befreit, momentan kann ich nicht da meine Kamera defekt ist.
    Sieht sehr gut aus!

  • Sehr schick. Aber leider wird dieses Projekt nicht seine volle Wirkung entfalten koennen, solange diese Schwesternhochhaus dahinter steht.