Hbf-Empfangsgebäude inkl. HH Arnulfstr. (69m) [im Bau]

  • Sie wird durchaus verachtet, zb von mir und ich bin überzeugt, dass ich damit nicht allein bin. Warum will den fast jeder in Altbauvierteln in der Innenstadt leben? Warum sagt denn niemand: "Ich finde die Schleißheimerstraße in Milbertshofen so schön!" ?


    Dem geht eine Verachtung der älteren Architektur durch die Architekten jener Jahre voraus. Altbauviertel wurden abgerissen, weil die Architekten erlebten, wie vor dem Krieg aus den Fachwerkvierteln, die oft Unterschichtenviertel waren, die braunen Umzüge hervorkamen. Die neue Architektur sollte großzügig sein, viel offene Räume bieten, viel Grün. Die Absicht mag ehrenwert sein. Das Ergebnis war überwiegend trostlos:


    Breite Verkehrsschneisen, ungenutzte Grünflächen, öde Blocks, öde Plätze, kein Charme, keine Identifikation. Dass durchaus manches wohldurchdacht und theoretisch-ästhetisch wertvoll ist bringt nichts, wenn es nicht mit Leben gefüllt wird.

  • Ich denke man muss unterscheiden zwischen 50er Jahre Architektur im Allgemeinen und der speziellen zweckmäßigen (Zeilen-)Wohnbebauung die in diesem Zeitraum errichtet wurde um einfach die Massen an Wohnungslosen schnell unterzubringen.


    Grundsätzlich gibt es sehr schöne und auch vor allem wertgeschätzte Gebäude aus dieser Zeit. In München haben wir zum Beispiel die Maxburg oder den Kaufhof am Stachus. Deutschlandweit gibts dann noch Juwele wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, den Kanzlerbungalow oder das Junior Haus und die BHF-Bank in Frankfurt.


    Das man heute lieber in einem Altbau oder in Gebäuden die nach 1990 gebaut wurden lebt, liegt zum einen an der schlechten Substanz vieler dieser schnell hochgezogenen 50er Jahre Zeilen und zum anderen, dass viele Gebäude aus den 50er-80er Jahren gerade ihre Talsohle erreicht haben und einfach sanierungs-/renovierungsbedürftig sind während Gründerzeitler etc. gerade in neuem Glanz erstrahlen. Und natürlich, dass es zur Zeit einfach in Mode ist.


    Der 50er Jahre Teil des Münchner HBFs hatte gerade in der Anfangszeit seine Qualität wie wir vor ein paar Beiträgen hier auf alten Fotos bewundern konnten. Das ging leider in den letzten Jahrzehnten verloren oder wurde mit nachträglichen Einbauten überdeckt.
    War er ein herausragendes Beispiel dieser Bauperiode? Ich glaube nicht, habe aber auch keine Architekturgeschichte o.ä. studiert. Er war aber bestimmt kein Lückenfüller oder Provisorium wie Teile der Schleißheimer.


    btw finde ich es irgendwie witzig, dass das Schwammerl jetzt tatsächlich sogar noch die Empfangshalle überlebt hat, obwohl es ja schon vor Jahren hätte abgerissen werden sollen. Sehr zäh das Ding. :D (gut, vmtl. hat das andere Gründe, aber auf den ersten Blick...)

  • Beispiel die Maxburg


    Gutes Beispiel. Diese Maxburg wird immer wieder erwähnt als "architektonisches Juwel". Warum? Ein langweiliger Kasten mit einem unbelebten Innenhof. Ist es nicht bezeichnend, dass in der überfüllten Münchener Innenstadt dieser Hof immer fast Menschenleer ist? Warum? Weil er kalt und ungemütlich und häßlich ist.
    Da können noch so viele Architekten und Journalisten behaupten, wie wertvoll das ist. Kaum jemand geht dort gerne einen Kaffe trinken und/oder flanieren.

  • Grundsätzlich behaupte ich mal, dass in den 50iger Jahren oft die Not an Gebäuden (und auch Geld) so groß war, dass einfach sehr viel sehr billig gebaut wurde. Das waren einfach die Umstände dieser Zeit so kurz nach dem Krieg.
    Es mag Ausnahmen geben, aber das meiste ist einfach 08/15...

  • Ist es nicht bezeichnend, dass in der überfüllten Münchener Innenstadt dieser Hof immer fast Menschenleer ist?


    In der Herzog Bar und im Cotidiano ist in jedem Fall fast immer die Hölle los. Es liegt wohl auch am jeweiligen Laden- bzw. Gastrokonzept und nicht nur an der Architektur.

  • ^^Auch das spricht schon gegen die Aufenthaltsqualität des Hofes. Obwohl in den unmittelbar am Hof gelegenen Gaststätten die Hölle los ist, will niemand im Hof verweilen. Was sagt das aus?

  • Nachdem mir gerade wirklich keiner einfällt... in welchem Innenhof will und kann man denn überhaupt "verweilen"?


    Ich kenne generell innerhalb des Altstadtrings wenige Orte an denen ich persönlich draußen länger als 30 Minuten sitzen wollen würde und wenn dann sind das meist Plätze oder der Hofgarten.


    Die Maxburg liegt zudem für mein Empfinden ein wenig Abseits der normalen Fußgängerströme, gegenüber der ungemütliche Lehnbachplatz und ansonsten nur überschaubar belaufene Straßen.


    PS: kann verschoben werden :)

  • derzberb:


    Die Aussage verstehe ich nicht. Reicht es nicht, dass die Leute gemütlich im Café sitzen und die Sonne genießen, während der Brunnen plätschert, die Oleander blühen. Es ist halt kein Touristenhotspot aber der Wittelsbacherplatz ist jetzt auch nicht übermäßig besucht und wohl niemand würde dessen Architektur anzweifeln. Ich persönlich finde den Hof der Maxburg Klasse, er ist freundlich gestaltet, es ist angenehm ruhig, es gibt Geschäfte im EG, die Architektur ist stimmig und stilsicher. Einer meiner Lieblingsplätze in der Altstadt - und das Cotidiano ist klasse :)

  • Architektur ist stimmig und stilsicher.


    ich wills ja niemandem vermiesen, aber ein Augenschmaus ists meiner Meinung nach nicht.


    Aber wie OlympiaFlo schon gesagt hat:


    kann verschoben werden


    im entsprechenden Thread werde ich dann super Argumente vorbringen

  • Ich finde dass es durchaus positive Beispiele für 50er Jahre Architektur gibt. Der Münchner Hauptbahnhof gehört meines Erachtens nicht dazu. Der ist viel zu sehr Zweckbau und gefällt mir auch nicht auf Bildern, die direkt nach der Fertigstellung gemacht wurden. Für mich wäre es mit einer Sanierung also auch nicht besser geworden.


    Bei der Maxburg ist es anders, die ist wirklich ein schönes Beispiel für Architektur aus dieser Epoche. Störend finde ich nur dass sie sich in einem historischen Umfeld befindet und somit nicht so recht ins Bild passt. An anderer Stelle fände ich den Bau toll, da wo er steht wird er aber immer umstritten sein. Das gilt in abgeschwächter Form auch für den Kaufhof am Stachus und einige andere Bauten.


    Einige Nachkriegs-Totalkatastrophen wurden eh schon abgerissen und die größten vorhandenen Bausünden stammen aus späteren Jahrzehnten.

  • Danke für die Fotos. Mich würde interessieren, was wird denn hier eigentlich alles platt gemacht, der komplette Komplex? Oder bleiben die roten, älteren Gebäude (in Hintergrund Deines Fotos zu sehen) bestehen und werden in den Neubau integriert?

  • Danke für die Fotos. Mich würde interessieren, was wird denn hier eigentlich alles platt gemacht, der komplette Komplex? Oder bleiben die roten, älteren Gebäude (in Hintergrund Deines Fotos zu sehen) bestehen und werden in den Neubau integriert?


    Es ist vor allem die Schalterhalle, die neu gebaut wird. Aber auch der Starnberger Flügelbahnhof soll abgerissen und neu errichtet werden, aber das wird noch ein paar Jahre dauern.


    Einen guten Überblick auch mit Karte gibt dieser Artikel:


    https://www.sueddeutsche.de/mu…u-informationen-1.4430392


    Letztlich wir die gesamte Fassade neu gemacht, sodass wohl auch das rote Gebäude dran glauben muss.


    Denn es soll alles mal so aussehen:


    https://media-cdn.sueddeutsche…sz.1.4430782?v=1568098182
    (Foto ist aus dem obigen Artikel.)


    Es bleibt also nur ein Teil des inneren Kerns, d.h. im Wesentlichen die Gleishalle.


    Von außen wird also fast nichts mehr an den ursprünglichen Hauptbahnhof erinnern.

  • Vielen Dank Trampolin! Jetzt bin ich im Bilde. Mir gefällt der Entwurf des neuen Bahnhofs. Recht futuristisch und könnte auch in 50 Jahren noch nicht altbacken wirken...

  • Kommt das Gebäude in dem das IC-Hotel ist, eigentlich auch zeitnah weg, oder hat das noch ein paar Jahre Gnadenfrist? Das Gebäude ist ja noch das präsentabelste am Hbf.

  • Kommt das Gebäude in dem das IC-Hotel ist, eigentlich auch zeitnah weg, oder hat das noch ein paar Jahre Gnadenfrist? Das Gebäude ist ja noch das präsentabelste am Hbf.


    Wie dieses 360-Grad-Simulation
    https://www.hbf-muc.de/videos.html


    und diese Draufsicht
    https://www.hbf-muc.de/files/i…hbf-muc_lage_20180628.jpg


    zeigen, soll das IC-Hotel wegkommen.


    Ich glaube nicht, dass es bereits einen Abrisstermin gibt. Habe jedenfalls nichts gefunden, auch die offizielle Website des IC-Hotels hüllt sich in Schweigen.

  • ^ Ich finds fast a bissle schade, dass diese Gebäude wegkommen, ich finde sie haben einen gewissen Charme.
    Vielleicht hätte man sie zumindest als äußeren Fassaden integrieren können?


    Übrigens sinds 2 Gebäude, jeweils an den Flügeln gegenüberliegend.


    Vielen Dank für die Fotos!

  • Der Abriss stockt. Eine Apotheke an der Ecke Bayerstr/Bahnhofsplatz ist noch geöffnet. Kann es sein, dass die beiden Seitenflügel (Süd und Nord) noch länger stehen bleiben und man sich erstmal auf den Bau des Nukleus konzentriert?

  • Genau so ist es. Die Seitenflügel mit dem IC Hotel kommen erst in einigen Jahren dran. Zuerst muss der Nukleus im Rohbau fertig sein, bevor es an den Seiten weitergeht. Denke, dass man die Bauten auch als Materiallager etc braucht.


    Es gab mal ein Video zum zeitlichen Ablauf, aber ich finde es leider nicht mehr.