Nymphenburger Höfe [fertiggestellt 2012]
Zwei Riegel mit Hochpunkt
Wohnungen, Büros, Tageskliniken: Der erste Preis geht an das Büro Otto Steidle und Partner
Vor ein paar Jahren noch wurden hier Bierflaschen abgefüllt, doch längst stehen die alten Löwenbräu-Gebäude nördlich der Nymphenburger Straße weitgehend leer, die Produktion läuft nach dem Verkauf des Unternehmens an Spaten auf dem Brauereigelände an der Marsstraße. Jetzt ist per Architekten-Wettbewerb vorgezeichnet, was aus dem Löwenbräu-Areal am Stiglmaierplatz werden soll. Rund 300 Wohnungen werden danach auf dem Dreieck zwischen Nymphenburger, Sand- und Dachauer Straße entstehen, dazu auf etwa der gleichen Fläche Raum für so genannte Kerngebietsnutzungen, für Büros also, womöglich auch für Tageskliniken mit angeschlossenem Boarding House.
Drei Siegerentwürfe und einen Ankauf hat eine Fachjury unter einem Dutzend Arbeiten in dem städtebaulichen Realisierungswettbewerb ermittelt. Den ersten Preis bekommt das Münchner Büro Otto Steidle und Partner (Freiraumplanung: realgrün München). In ihrem Entwurf schieben die Architekten von der Südseite her zwei parallele Riegel mit deutlich strukturierten Fassaden weit in das spitze Dreieck vor. An dessen Spitze und den Flanken umfasst die Bebauung weitere Höfe. Die Schmalseite an der Nymphenburger Straße betont Steidle mit einem „Hochpunkt“, mit ein paar Etagen mehr also.
Es sei durchaus „schwierig“, das Areal zu überplanen, sagt Stadtbaurätin Christiane Thalgott. Die Möglichkeiten, die dieses Gelände für innenstädtisches Wohnen und Arbeiten biete, ließen sich nur mit einem hohen Qualitätsstandard von Städteplanung und Architektur wirklich ausschöpfen. Entsprechend vielfältig fielen die angebotenen Lösungen aus und entsprechend hitzig mitunter auch die Diskussionen der Jury. In die Planungen einbezogen, so Thalgott, seien auch zwei städtische Areale. Das eine bildet die Spitze des Dreieckes nördlich der Josef-Ruederer-Straße, das andere ist ein kleines Dreieck zwischen der Dachauer und der Rottmannstraße. Ob diese Zwickel jedoch bebaut würden, werde erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Das zweitplatzierte Büro Amann & Gittel, ebenfalls aus München, (Freiraumplanung: Hermann Brenner, Landshut) setzt auf eine (bei Nord-Süd-Ausrichtung) horizontale Gebäudestruktur, um die Wohn- und Bürobebauung laut Ingrid Amann „mit großer Geste“ nach Süden zu öffnen, hin zur historischen Stadtachse der Brienner Straße.
LAI Lanz Architekten, München (Freiraumplanung: Latz und Partner, Kranzberg) bekommen den dritten Preis. Der Entwurf, so Peter Lanz, messe den offenen Grünflächen große Bedeutung bei und strukturiere sie mit Gebäuden jeweils vom Grundriss eines L und mit den Blockhöhen zu einer „durchgängig begehbaren“ Folge von Höfen.
Regina Schineis aus Augsburg, deren Arbeit die Jury zum Ankauf empfahl, macht die Hangkante der Isar, die durch das Gelände läuft, zum Thema ihres Entwurfs. Sie teilt das Areal in zwei Niveaus und akzentuiert so auch Zugänge zu den denkmalgeschützten Bierkellern unter dem Gelände. Nicht nur den Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz mitsamt Biergarten, sondern auch die alten Kühlräume in der Tiefe zu erhalten, gehörte zu den Aufgaben. Das Gelände wird „aufgebrochen“, so Schineis, die Gebäude haben „Splittern“ gleich unregelmäßige Grundrisse. Dieter Bleicher von der zuständigen Nymphenburg Immobilien AG indes sorgt sich darum, wie sich ein solcher Entwurf „in vermarktbare Fläche umsetzen“ ließe.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Bin mal gespannt ob es da demnächst Bilder gibt...