Halle: Riebeckplatz [Zukunftszentrum 58m, Hotelhochhaus 70m+, Platzumbau]

  • Es durften sich m. E. nicht nur Hallenser bewerben, es ist ja ein nationales Projekt, aber alle anderen haben - so wie ich - eben einfach nix davon mitbekommen.

    Da hast du natürlich recht. Generell ist das Projekt aber vor allem für die Hallenser interressant. Erst recht an diesem Ort, der wohl wie kein anderer für Transformation im urbanen Raum steht.

    Zu den Entwürfen können wir uns ja selbst ein Bild machen, aber unproblematisch wäre eine Schilderung deines Eindrucks: war etwas dabei, was dir gefallen hat? War das Stimmungsbild der Anwesenden eher positiv oder negativ?

    Ja, mir haben einige Entwürfe gefallen, einer ganz besonders. Auch wenn meine persönlichen Erwartungen vorher ganz andere waren, man konnte sich eben bisher nur selbst Gedanken machen, ohne einen Anhaltspunkt, was sich andere Architekten wohl für diesen Ort vorstellen).


    Die Anwesenden waren, von dem was man in Gespächen mitbekommen hat, sehr positiv gestimmt.

    Die Abstimmungen und Bewertungen hat dann jeder aber für sich selbst an einem Tablet durchgeführt, so dass man nur bedingt das Stimmungsbild aus anderen ablesen konnte.


    Nur so viel: einige Male ging tatsächlich ein positives Raunen durch den Saal, als die Visualisierung vorgestellt wurde (so ähnlich wie bei einem Feuerwerk: "ohh", "ahh") 😊


    Und noch eine Info für die Interessierten: im Juni werden dann alle(!) eingereichten Entwürfe, also über 120 an der Zahl, im Salinemuseum ausgestellt.

  • Glückwunsch an die beiden Architekten! Die Form weiß zu gefallen und kann hohen Wiedererkennungswert haben, jedoch viel mehr lässt sich von den Modellbildern ja noch nicht ableiten.

    Gab es auch Entwürfe, die sich an dem in etwa 100m-Hochhaus orientiert haben, welches auch für den Ort konzeptionell vorgeschlagen wurde? Oder haben die sich alle eher an den 60 Metern orientiert?

  • Es gab tatsächlich noch höhere Bauwerke. Mein Favorit war sogar das höchste Gebäude. Nicht unbedingt nur wegen der Höhe, sondern weil ich die Idee sehr ansprechend fand: ein schlankes Hochhaus mit quadratischer Grundform, die zur Stadt gerichtete Seite war jedoch schräg von oben herab aufgeschnitten, so dass man von dieser Seite "in das Innere" des Gebäudes geschaut hätte. Sozusagen die Öffnung eines Gebäudes, damit das Innere mit dem Äußeren verschmilzt.

    Um das Hochhaus herum wären dann in einem Flachbau die Ausstellungsräume angeordnet gewesen.


    Der Entwurf war ca. 70-80 Meter hoch.

  • https://dubisthalle.de/so-soll…z-in-halle-saale-aussehen


    Dort noch einige Bilder mehr, auch von innen.


    Ich hätte es schön gefunden, wenn es mal etwas anderes als eine Glas-Stahl-Beton-Orgie geworden wäre, aber nach einer Vollkatastrophe sieht es schon einmal nicht aus und geschwungene Formen finde ich fast immer gut, weil die Dominanz der Geraden in der heutigen Architektur sehr monoton ist.


    Die unregelmäßigen Fensteröffnungen sind meines Erachtens ein Zeitgeist, der seinen Zenit schon überschritten hat.


    Insgesamt war mein erster Eindruck: habe ich schon mal irgendwo gesehen. Eine innovative Ästhetik mit überregionalem Wiedererkennungswert erkenne ich da noch nicht.


    War es einer der Entwürfe, bei denen "Oooh" und "Aaah" gemacht wurde?

  • War es einer der Entwürfe, bei denen "Oooh" und "Aaah" gemacht wurde?

    Nein, bei diesem Entwurf wurde nicht "ge-oht und ge-aht" 😁

    Von dem was ich mitbekommen habe während der Begutachtung war der Favorit bei den Hallensern ein auf dem Kopf stehender Kegel (unten ca. 30 Meter im Durchmesser, oben über 60 Meter). Der Hauptgang hat sich dann spiralförmig bis nach oben gewunden. Eine Mischung aus Guggenheim Museum in New York und Porsche-Gebäude in Leipzig. Mir persönlich war er zu simpel gestrickt.


    Ich glaube der jetzige Siegerentwurf würde besser wirken, wenn die Fassade nicht aus Glas, sondern aus einem anderen Material bestehen würde.

    Das hätte man gleich mit der Energiegewinnung der Zukunft verbinden können: in grün-blau und rot-violett schimmernden Solarpaneele, wellenförmig an der Fassade angeordnet, würden dem jetzigen Sieger sehr gut stehen. Siehe DHL Parkhaus in Schkeuditz. Diese Fassade in Verbindung mit dem jetzigen Baukörper wäre eine Wucht gewesen.


    Ich hätte es schön gefunden, wenn es mal etwas anderes als eine Glas-Stahl-Beton-Orgie geworden wäre, aber ...

    Noch etwas zur Materialwahl: Die Architekten verwenden für das Gebäude viele nachwachsende und natürliche Rohstoffe wie Holz und Lehm. Das kommt auf den Visualisierungen nicht rüber. Die Fassade soll auch zur Energiegewinnung bzw. Speicherung geeignet sein.


    Also ein reines Stahlbeton-Glas-Bauwerk wird es nicht.

  • Auf mich wirkt die Draufsicht auf die Südwestseite leider ein bisschen wie ein abgesägter Baumstamm. Schade, dass die organische Form nach oben hin so glatt gekappt wird. Das kann in der Breite schnell überdimensioniert wirken.


    Ich glaube der jetzige Siegerentwurf würde besser wirken, wenn die Fassade nicht aus Glas, sondern aus einem anderen Material bestehen würde.

    Hatte hier spontan an Ziegelstein gedacht, aber dann ähnelt der Entwurf schnell dem Anbau der Tate Modern.

  • Hier gibt es noch mehr an Bild- und Informationsmaterial

    Unter diesem Link findet man übrigens auch die Bilder sechs weiterer Entwürfe (Plätze 2 und 3 sowie vier Anerkennungen), welche nicht gewonnen haben.


    Hatte hier spontan an Ziegelstein gedacht, aber dann ähnelt der Entwurf schnell dem Anbau der Tate Mode

    Interessant, denn es gab tatsächlich noch einen Entwurf unter den letzten 24 Plätzen, welcher dem Tate-Anbau extrem ähnlich sah. Sogar fast mit identischer Fensteranordnung und Steinfassade.

  • Sehr interessant, dass beim dritten Preisträger im Hintergrund schon die zuletzt visualisierten Doppeltürme des Hotelneubaus dargestellt sind.

  • Ich denke auch, dass Papenburg einen baldigen Baubeginn für das Hotelhochhaus neben dem ZOB anstrebt, um zeitgleich mit dem Zukunftszentrum (1m erwartete Besucher pro Jahr!) 2030 eröffnen zu können.


    Nächstes Jahr beginnt auch der Umbau des Straßennetzes (Verlegung Straßen, Abriss der markanten Autobrücken) - der Riebeckplatz dürfte ab dann zur Großbaustelle werden.

  • Auf mich wirkt die Draufsicht auf die Südwestseite leider ein bisschen wie ein abgesägter Baumstamm.

    ja, nun... das ist gewiss nur die erste Ausbaustufe... in Zukunft kann es sich noch zu einem richtigen Gebäude auswachsen...



    und vermehren...



    ok, bis dahin sieht es erstmal "abgesägt" aus...



    ...und das ist auch mein wesentlichster Kritikpunkt am Gewinner. Die Verweigerung eines wie auch immer gestalteten Abschlusses lässt es unfertig und aus seitlicher Perspektive eher plump wirken.


    Außerdem bleibt abzuwarten, wie der Entwurf tatsächlich umgesetzt wird, gerade bei aufwendigen Fassadenelementen wird ja gerne das letzte bisschen Originalität noch weggespart...





    (Visu im Detail)


    Von dem was ich mitbekommen habe während der Begutachtung war der Favorit bei den Hallensern ein auf dem Kopf stehender Kegel (unten ca. 30 Meter im Durchmesser, oben über 60 Meter). Der Hauptgang hat sich dann spiralförmig bis nach oben gewunden. Eine Mischung aus Guggenheim Museum in New York und Porsche-Gebäude in Leipzig.


    ...das war dann wohl dieser Entwurf:



    Von dem gründerzeitlichen Viertel rund um den Riebeckplatz ist heute kein einziges Gebäude mehr erhalten.



    ...das ist z.B. weg.



    Nach den Um-, Aus- und Neubauten zu DDR-Zeiten hätte seit den 90ern die Chance bestanden, ein langfristig geplantes Gesamtkonzept kontinuierlich umzusetzen, aber dazu fehlt bis heute der Wille...


    Selbst im Hinblick auf die Frage der Hochstraßenbrücken gibt es Bilder vom begrünten Erhalt...


    (Bild vom letzten Jahr)


    vom Neubau einer schmalen Brücke



    und ganz ohne Brücke, dafür mit Hochhaus fürs Zukunftszentrum an etwas anderer Stelle.



    Auch wenn es in dieser Form nicht überzeugt, wird deutlich, dass ein Hochhaus in dieser Größe wesentlich besser die erhoffte Wirkung des Zentrums erzielen könnte und an dieser Stelle auch städtebaulich passen würde.


    Gab es denn Argumente, die den Abriss/Neubau der Brücke(n) notwendig und sinnvoll erscheinen lassen?

    Aus Kostengründen wäre doch der Erhalt und Umnutzung zumindest einer Brücke günstiger...?


    Das wurde letztes Jahr auch schon mal ausprobiert:






    Allerdings hat man von oben auch eine gute Sicht auf die bisherigen stadtbaukünstlerischen Bemühungen...



    ...und da fällt besonders dieser Hotel-Klumpen sehr unangenehm auf.



    Da hätte man auch das zuvor an dieser Stelle beheimatete Hochhaus stehen lassen und mit einer neuen Fassade versehen können... (oben rechts im Bild)



    stattdessen wurde die alte Ödnis durch eine neue ersetzt, durch die annähernd gleiche Höhe der Bebauung unvorteilhaft unterstützt.



    Aus der Fußgängerperspektive wirkt es auch nicht besser, beim Nachbarn links im Bild hat man sich an einer neuen Fassade versucht...



    Vorher sah es so aus... und im Vergleich finde ich es jetzt schlimmer als zuvor.


    Die Fäuste hätten einfach stehen bleiben können (ev. umdekoriert oder sonstwie verändert) und die alte Fassade

    größeres Bild

    hatte zumindest ein bisschen Originalität und Charakter, während die neue einfach nur todsterbenslangweilig daherkommt.



    Ein weiteres originelles Objekt, das den Platz ein wenig belebte, wurde ebenfalls entfernt:



    ...und zwar dieses zauberhafte, denkmalwürdige UFO, welches sich im Inneren des Kreisverkehrs befand.




    Im Jahre 2004 war dann genügend Geld und Zerstörungswut beisammen...



    ...und nu isses endlich weg.



    Frohe Zukunft. :cool:

  • ja, nun... das ist gewiss nur die erste Ausbaustufe... in Zukunft kann es sich noch zu einem richtigen Gebäude auswachsen...

    Dieses Argument wurde bei Bekanntgabe des Siegerentwurfes tatsächlich angeführt! Das Gebäude des neuen Zukunftszentrums soll "leben" uns sich in den nachfolgenden Jahren durch Anbauten vergrößern können.

    ...das war dann wohl dieser Entwurf:

    Korrekt. Alle anderen Entwürfe sind dann ab Juni in der Saline zu sehen.

    Gab es denn Argumente, die den Abriss/Neubau der Brücke(n) notwendig und sinnvoll erscheinen lassen?

    Aus Kostengründen wäre doch der Erhalt und Umnutzung zumindest einer Brücke günstiger...?

    Lt. Ausführungen der Verantwortlichen lassen sich die Brücken aufgrund des Materialverschleißes dauerhaft nicht mehr erhalten (siehe Carolabrücke Dresden).

    Die bisherigen Hochstraßenbrücken (auch nur eine davon) sind optisch aber auch wirklich nicht gerade vorteilhaft. Vom inneren Rondell des Riebeckplatzes nach oben geblickt verdeckt immer dieses Betonmonstrum den Blick in den Himmel. Ich hoffe, die neu geplante Fuß- und Radwegbrücke wird entsprechend graziler gestaltet.

    stattdessen wurde die alte Ödnis durch eine neue ersetzt, durch die annähernd gleiche Höhe der Bebauung unvorteilhaft unterstützt.

    Das ist bisher wohl das größte Manko am Riebeckplatz: alle umliegenden Gebäude besitzen fast ausschließlich die Höhe von 30 Meter. Dadurch entsteht schon optisch eine Monotonie, die auch mit ansprechenderen Fassadengestaltungen nicht eliminiert werden kann.

    Der Neubau des Hotelhochhauses (70 Meter +) und des Zukunftszentrums (58 Meter) schaffen hier endlich die Abwechsung in der Bauhöhe, die der Platz so dringend nötig hat.

    Langfristig ist ja auch noch ein weiteres Hochhaus vor dem Haus des Lehrers mit 50 Metern geplant. Damit hätte der Riebeckplatz dann drei Hochpunkte mit verschiedenen Höhen, die alle über die 30 Meter Randbebauung hinausragen.

    Die ehemalige Vorkriegs-Bebauung kommt sowieso nie wieder. Ein kleiner Hochhauscluster direkt am Riebeckplatz schafft hier jetzt wenigstens wieder städtebauliche Abwechslung. Und der Riebeckplatz ist meiner Meinung nach der beste Ort dafür in der Stadt.

  • Halleipziger Danke für die sehr interessanten Insider- Informationen!


    Rundling Danke für die exzellente Zusammenstellung, Gesamtbetrachtung des Areals und Vorher- Nachher- Vergleich. Dadurch sieht man erst mal, wie öde der aktuelle Zustand geworden ist.

    […]

    7456y2kv.jpg


    Da hätte man auch das zuvor an dieser Stelle beheimatete Hochhaus stehen lassen und mit einer neuen Fassade versehen können... (oben rechts im Bild) […]


    Eigentlich hätte man das Ensemble (Denkmal, UFO, Hochhäuser) an dieser Stelle denkmaltechnisch schützen sollen. Überlegungen und Entwürfe für den Erhalt der beiden Punkthochhäuser gab es…


    oo6grz2h.jpg

    ©Max Dudler


    …, die aber vom Eigentümer aufgrund der Kosten-Nutzen-Rechnung verworfen wurden.


    Das es kein detailliertes Gesamtkonzept für den Platz gab lag sicherlich auch daran, dass jahrelang nicht mit Nachfrage gerechnet wurde (und falls ja, für welchen Nutzungsmix?). Nach jahrzehntelanger Abwährtsfahrt hat sicherlich niemand daran geglaubt, das Halle irgendwann mal im Kommen sein würde. Insofern ist jetzt richtig Momentum drin, und durch die mittlerweile sehr konkreten Projekte erwarte ich hier eine Initialzündung für weitere Projekte rund um den Hbf.