Regenerative Energien: Technik und Nutzungsmöglichkeiten

  • Bezieht sich hierauf.

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    Über das Für und Wider von (Klein-)Windanlagen auf Dächern habe ich mich auch vor einiger Zeit mal eingelesen. Letztlich hat es doch ganz gute Gründe, warum man das praktisch nie sieht. Auf Renderings macht sich das natürlich super, Umweltschutz ist ja eben nunmal nicht nur einfach ein wichtiges Thema, sondern auch Trend, mit allen Vor- und Nachteilen.

    Horizontale Anlagen wie im Bild gezeigt sind völlig ungeeignet als Aufdach Lösung. Zum einen geben sie starke Vibrationen ins Gebäude ab, zum anderen ist die Windgüte auf so einem Dach katastrophal. Turbulente Anströmungen führen zu sehr ungleichmäßigen Kräften an den Flügeln, verstärken damit die Vibrationen, den Verschleiß und lassen den Wirkungsgrad fernab jeder Wirtschaftlichkeit sinken. Die Praxiserfahrung zeigt, dass horizontale Windkraftanlagen als Aufdach enttäuschend geringe Jahreserträge bringen.

    Weniger Nachteile haben dagegen die vertikalen Windanlagen, wie es sie zum Beispiel ja am Bahnhof Südkreuz zu bestaunen gibt, dort als Darrieus Ausführung. Diese können auch mit turbulenten Anströmungen umgehen, vibrieren weniger, haben allerdings einen anderen gravierenden Nachteil: Sie haben von vornherein, konzeptionell einen geringen Wirkungsgrad und eine geringe Wirkfläche. Auch bei ihnen lohnt sich letztlich der Aufwand zum Ertrag in aller Regel nicht.

    Es ist schade, aber die Erzeugung von Windernergie auf oder an Gebäuden ist wirtschaftlich nicht tragfähig.

  • ^weiss ich nicht, im RBB Artikel wird argumentiert mit diesen Windrädern könnte die Hälfte des Energiebedarfs der Hälfte aller Wohnungen im Turm gedeckt werden. Ich weiß jetzt nicht wie hoch die Anschaffungs- und Wartungskosten sind, aber auf dem ersten Blick erscheint mir das schon durchaus legitim. Man muss solchen Ideen auch einfach mal eine Chance geben. Ehrlich gesagt überlege selbst ich mir ob ich mir ein kleines Balkon"kraftwerk" zulege. Man kann mit Photovoltaik und Windrädern mehr Energie erzeugen als viele denken.

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    Ich kann dir auch sagen, wie diese Prognose zur Energiebedarfsdeckung zu Stande kommt:
    Man nimmt die Nennleistung der Generatoren mal die regional üblichen Volllaststunden im Jahr, sprich bei 50 KW Generatorenleistung und 25% Volllaststunden im Jahr = 125.000 KWh. Das klingt erstmal plausibel und vielleicht mag der Zuständige selbst daran glauben, aber die tatsächliche erzeugten Strommengen liegen weit darunter. Die regionalen Windzahlen sind einfache Mittelwerte der Windmessstationen die meist im freien Feld stehen, die Windsituation auf einem Hochhausdach in der Stadt ist eine völlig andere. In diesem Projekt in London z.b. wurde sogar mit einer durchgängigen, 24/7/365 Stromerzeugung durch die Windgeneratoren projektiert. In meinen Augen völlige Augenwischerei. Und schon nach wenigen Sekunden Google Suche findet man raus, warum die Generatoren still stehen und nie auch nur ansatzweise den projektieren Ertrag brachten. Mag sich jeder weitere Projekte raus suchen, die Ergebnisse sind immer ähnlich.


    Ich finde es generell auch erstmal sympathisch, wenn Leute versuchen unkonventionelle Lösungen für Probleme zu finden. Und Windkraft ist eine super Technologie, als Turmanlage im freien Luftstrom. Es hat eben einen Grund warum wir zwar viele Dächer mit Photovoltaik oder Solarthermie sehen, aber keine mit Windrädern.

    Und wenn Du mich nach meiner Meinung zu deinem Balkonkraftwerk fragst (hast du nicht, meine Antwort bekommst du trotzdem ;)), würde ich dir auch zu Photovoltaik raten. Das rentiert sich auf jeden Fall deutlich schneller, Windkraft auf dem Balkon dürfte nur sehr wenig Ertrag bringen. Aber am Ende haben wir nach Lockdowns bald die Blackouts, dann freut man sich sicher auch über ein Windrad zum Handy laden.

  • Solarenergie für alle Flachdächer wäre auf jeden fall sinnvoll und dafür gibt es ja massig genug Fächen in Berlin aber es gibt inzwischen auch Windkraftanlagen ohne Rotorblätter, weiss aber nicht ob die verantwortlichen Planungsmenschen in unserer Stadt schon soweit auf dem neuesten Stand darüber informiert sind.
    Einfach mal in Suchmaschine Windkraftanlage ohne Flügel suchen.
    Selbst wenn die Energie nur für die Fahrstühle und die Hausflurbeleuchtung reichen würde wäre das ein Erfolg für die Bewohner und ihre Betriebskosten.

    Windenergie wird sanft – spanische Anlage kommt ohne rotierende Flügel aus

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    Es tut mir Leid, aber das Thema verleitet mich einfach zum antworten. ich glaube, weil ich selbst in erster Linie enttäuscht war, dass sich das Windpotential in Städten nur extrem schwierig nutzen lässt.

    Diese Windsäulen ohne Flügel aus dem Artikel nutzen piezeoelektrische Effekte. Ist mir auch vollkommen neu, dass sich damit überhaupt nennwert nutzbare Ströme erzeugen lassen. "Ein einzelner 2,75 Meter hoher Turm soll etwa 230 Euro kosten und 100 Watt liefern". Die Aussage benutzt nicht umsonst das Modalverb "soll" und zeigt schon die Problematik. 100 Watt sind absolut zu vernachlässigen, den Aufwand nicht wert und wir reden hier von hypothetischen Zielwerten. Will man diese Technik hochskalieren, wie hoch soll eine dieser Konstruktionen dann werden bei sagen wir der 50x Leistung, auch dann erst 5 KW? 250 Meter?


    Die Physik ist hier die Grenze, denn es gilt:
    Eine Windkraftanlage kann nur die kinetische Energie des Luftstrom nutzen, der auf ihre Wirkfläche angreift. Der sogenannte Erntefaktor beschreibt den Anteil der nutzbaren kinetischen Energie des Windes und ist natürlicherweise auf maximal 65% begrenzt. In der Realität sind Anlagen von diesem Maximalwert entfernt, moderne Anlagen bewegen sich bei 40% - 50%. Bei den schlanken Säulen steht nun nur eine minimale Fläche im Wind. Egal wie effizient diese Anlagen auch sein könnten, sie haben einfach nur ein sehr beschränktes Angebot sie anströmender Luft. Moderne Windkraftanlagen erzielen im Optimum etwa 250 Watt/m². Bei piezoelektrischer Erzeugung sind wir von diesem Wert ganz sicher weit entfernt. Aber selbst wenn, man müsste diese Anlagen gigantisch hoch oder breit bauen um nennenswert Fläche in den Wind zu bekommen.

    Es ist nicht meine Absicht neue Ideen schlecht zu machen, wir brauchen Innovation! Die Grenzen der Physik sprengen können wir aber nicht, und nahezu alle der kreativen Vorschläge zur Windkraftnutzung scheitern letztlich an der Anwendungsrealität. Wenn man versteht, dass eine Windkraftanlage ihre Fläche im Wind maximieren muss, um nennwerte Erträge zu liefern, kann man solche Modelle wie die zwar eleganten, aber schmalen Windsäulen schnell einsortieren. Mit den erreichbaren Windvolumen und damit erzielbaren Stromerträgen lassen sich vllt abgelegene Weidezäune unter Strom setzen, aber sicher keine Wohnungen versorgen.

    Wenn wir Dachflächen nutzen wollen, dann ist, Stand der Technik, Photovoltaik oder Solarthermie die um ein x-faches ertragereichere Methode.
    Windkraftanlagen bringen nur als frei angeströmte, möglichst große Rotoren gute, wirtschaftliche Erträge und so werden sie ja auch auch hauptsächlich eingesetzt. Das ist kein Zufall.

  • SF6 ist in Fenstern verboten, der Anteil besteht also aus Rückbau und ist eine Belastung aus der Vergangenheit, genau wie zB Asbest und PAK.

    Windräder werden JETZT damit ausgestattet. Zusätzlich zur Verschandelung der Landschaft, Rodung von Wäldern, töten von Vögeln, Lärmbelastung und Sondermüll. Aber ja, scheint wohl die Zukunft zu sein.

    Deinen zweiten Link kannst du übrigens getrost Löschen, da das keine Quelle ist.

  • ^ Ein Energieunternehmen ist also keine Quelle zum Thema Energie und Schaltanlagen werden ausschließlich in WKAs verbaut. Ich würde vielleicht doch nochmal eine Seniorenschulung "Internet und Medienkompetenz" vorschlagen.

  • Auch wenn Blaine gern etwas diplomatischer formulieren dürfte, ganz unrecht hat er nicht. Ich, als Fan regenerativer Energieerzeugung, hab dann doch die ein oder andere Diskussion um eben dieses Thema gehabt und es ist leider so, dass auch in den "eigenen Reihen" eine Menge Dogmatiker untwegs sind, die jede Kritik sofort harsch und ad hominem abbügeln. Damit schaden sie der Sache und überzeugen niemanden. Wenn ich Begriffe wie "Klimakillergas" oder "Klimaleugner" höre, dann weiß ich, OK diese Diskussion führt zu nix und es stehen sich in erster Linie die Egos der Beteilligten gegenüber, aber nicht inhaltliche Argumente.

    Unser moderner Lebensstil braucht jede Menge Energie. Punkt. Zwar werden die einzelnen Geräte immer sparsamer, aber sie werden dafür immer mehr, in der Summe braucht jeder von uns seit Jahrzehnten etwa gleich viel. In Deutschland haben wir so schon lange eine Grundlast von etwa 40 GW (eher etwas mehr). Es ist erstmal Fakt, dass wir absehbar nicht in der Lage sein werden, dass rein regenerativ zu decken. Falsche Versprechen führen nur zu Enttäuschung, Glaubwürdigkeitsverlust oder im schlimmsten Falle zu instabilen Netzen. Zur Zeit haben wir einen Anteil EE am Primärenergieverbrauch von gerade einmal 16%, während allein Erdöl bei 32% liegt! Quelle

    Ich fand die bisherige Strategie, die "alten Energieträger" Kohle und Erdöl (und auch die AKWs) durch Gas zu ersetzen, während jedes Jahr kontinuierlich der EE Anteil erhöht wird, sinnvoll und richtig. Damit wäre in den nächsten 20 Jahren sicher ein EE Anteil von ~80% möglich gewesen. Das ganze Politikebakel ums Gas, das wir gerade erleben, hat diese Pläne nun nichtig gemacht. Das führt ganz aktuell und erst recht in Zukunft zu immensen Verwerfungen unserer Energieversorgung. Es ist schwer EE zu bewerten, ohne diese aktuelle Katastrophe einzubeziehen, auch wenn dann unter dem Schleier der politischen Diskussion jedwede fachliche Betrachtung der EE-Erzeugung ersticken muss. Ich will diesen Komplex jetzt deswegen dabei belassen. Möge jeder seine Meinung dazu haben.


    Zurück zur Sache: Die Windkraft hat sich seit Jahrtausenden bewährt, ist im Prinzip in jedem Land vorhanden und nutzbar und die "Ausbeutung" erfolgt an sich ohne Dreck und Abgas. Ist sie deshalb frei von negativen externen Effekten? Natürlich nicht, auch sie hat ihre Schattenseiten. Es ist der falsche Ansatz die eierlegende Wollmichsau der Energieproduktion zu suchen, es geht um ein Abwegen der Folgekosten. Und da steht Windkraft ganz gut da, so im Vergleich zu Erdöl, Kohle oder Uran.

    Gerne würde ich zu den Vergleichen und meinen Ansichten dazu tiefer ins Detail gehen, allerdings will ich auch niemanden mit einem massiven Textblock abschrecken. Ich fand die Idee der Moderation, aus meinem Reaktionsposting einen eignen Thread zu machen ganz gut und würde mich freuen, hier eine (inhaltliche!) Debatte zu erleben und halte mich in diesem Sinne erstmal etwas zurück und lassegern Raum für weitere Meinungen.

  • ^ Ein Energieunternehmen ist also keine Quelle zum Thema Energie und Schaltanlagen werden ausschließlich in WKAs verbaut. Ich würde vielleicht doch nochmal eine Seniorenschulung "Internet und Medienkompetenz" vorschlagen.

    Die verkaufen die Windenergie, von daher machen die dafür natürlich Werbung.

  • SF6 wurde auch zur Isolierung in Schallschutzfenstern eingesetzt und seit Mitte 2007 ist in Deutschland die Nutzung von SF6 im Fensterbau nicht mehr erlaubt. Auf eine Gasbefüllung bei Schallschutzfenstern könnte bei Anpassungen von konstruktiven Merkmalen gänzlich verzichtet werden (Quelle). Somit müssen die bis dahin verbauten Fenster mit SF6-Füllung am Ende ihres Lebenszyklus fachgerecht entsorgt werden damit SF6 nicht unkontrolliert entweicht. Lt. dieser Quelle im Nov. 2002 sind bis dahin ca. 642 Mio. qm Fensterflächen in Deutschland verbaut worden. Da Schallschutzfenstern darüberhinaus auch eine wärmeisolierende Wirkung haben tragen sie dazu bei das weniger fossile Energie für Heizzwecke benötigt wird was wiederum CO2 einspart. Wieviel das ist ist mir aktuell nicht bekannt, jedoch vermute ich das die eingesparte Menge an CO2 größer ist als das CO2-Äquivalent des bisher entwichenen SF6.


    Das SF6 in elektrischen Schalt-Anlagen kann jetzt schon durch Vakuum-Schaltanlagen ersetzt werden die ohne Isoliergas auskommen da sie konstruktiv SF6 substituieren. Wo das noch nicht der Fall ist sollte der Gesetzgeber schnellstmöglich mit möglichst kurzen Übergangsfristen die Nutzung von SF6 - aber auch andere klimaschädliche Gase - verbieten.

    Bei den bisher errichteten und noch zu errichtenden Windkraftanlagen muss man dann die Schadstoffe fachgerecht recyceln und im Sinne der Nachhaltigkeit eine Entsorgung oder Wiederverwertung vermeiden.


    Noch ein paar Worte zu den oben diskutierten Windkraftanlagen an Gebäuden. Diese werden nicht das Klima retten aber es ist besser als nichts zu tun. Die technische Entwicklung wird noch Verbesserungen bei Effizienz, Emission und Ästhetik bringen. Möglicherweise werden diese Anlagen auch nach ein paar Jahren wieder vom Markt verschwinden weil sie sich technisch und/oder wirtschaftlich nicht durchsetzen konnten.


    Gebäude müssen weiter energieeffizienter werden und vor Ort weitestmögliche die benötigte Energie - mit Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie, Wärmepumpen etc. - regenerativ erzeugen. Dabei werden ganz sicher die momentan aus verkehrlichen Gründen gedissten E-Autos mit ihren Batterien bei der dynamischen Speicherung von Strom noch eine gewichtige Rolle spielen. Daher auf PKW-Stellplätze am und im Gebäude zu verzichten halte ich deshalb für sehr kurzsichtig.


    Auf einer Veranstaltung eines EVU sage der GF vor ca. 10 Jahren dieses EVU bei einem Vortrag über EE das in Deutschland 350 % des jährlich benötigen Stromes in Deutschland regenerativ erzeugt werden könnte wenn die regenerativen Quellen konsequent ausgebaut würden. Die Speicherung von Energie muss man jetzt endlich vorantreiben was zur damaligen Zeit auch schon das Thema war. Insbesondere die Erzeugung von Wasserstoff in Deutschland muss nun endlich konsequent vorangetrieben werden weil die Planung, Genehmigung und der Aufbau großer Elektrolyseur-Anlage - entsprechend den hiesigen Gepflogenheiten - wohl Jahrzehnte dauert. Der Aufbau solcher großindustriellen Elektrolyseur-Anlagen beginnt in anderen Ländern, beispielsweise in Kanada, auch erst jetzt. Die unperfekte Effizienz des gesamten Prozesses PtG und GtP ist nicht toll aber kein Grund solche Anlagen nun nicht umzusetzen. Auch ein 100-prozentiges Outsourcing, gern gemacht in Deutschland, ist zu vermeiden um die vollständige Abhängigkeit von Energierohstoffimporten nicht weiter fortzusetzen (hoffentlich diesmal lesson learned. Erinnert sein an das Desaster mit der MidCat-Pipeline. 😵‍💫).


    Den Königsweg wird’s nicht geben sondern viele Wege führ‘n nach Rom um dieses Problem zu lösen. Und in einem Schritt ist das Pblm. ebenfalls nicht gelöst sondern viele sind notwendig, deshalb endlich auf den Weg machen! Richtungsänderungen auf dem Weg dank neuer Erkenntnisse ist kein Versagen, sondern ein notwendiger und üblicher Lernprozess (So - das Phrasenschwein ist pekuniär genug gefüttert. 😉).

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  • Mal wieder was Aktuelles.

    In der Berliner Zeitung (leider hinter der Bezahlschranke, vllt gibt es jemanden mit Zugang der uns mehr zu dem Artikel erzählen kann?) gibt es einen Artikel über den möglichen Ausbau der Windkraft in Berlin. Da ich auf den Artikel ja leider nicht eingehen kann, werde ich das Artikelfoto zum Anlass nehmen über die mögliche Bedeutung der Windkraft im urbanen Raum zu philosophieren.


    https://berliner-zeitung.imgix…s&rect=1346,226,3955,2966

    .Berliner Zeitung, Plötzliches Ende der Flaute: Berlin will Windkraft-Metrople Deutschlands werden.


    Zu sehen ist ein Rendering der Firma Mowea mit Sitz in Berlin. Dargestellt werden mehrere Einheiten des Mowea Swing bestehend aus je 2x Windkraftgeneratoren und 2x Photovoltaikmodulen mit pro Einheit 1,79 kWp (kilowatt-peak = Maximalleistung) und projektiertem Jahresertrag von ca 2.290 kWh. Auf dem Rendering sind 3 Einheiten abgebildet, nach Angaben des Herstellers würde so auf dem Dach, freundlich aufgerundet, ein Jahresertrag von ca 7.000 kWh erzeugt werden, entsprechend etwa zwei 3-Personenhaushalten. Bei der Photovoltaik verbrauchsgerecht zu den Tageszeiten, bei der Windkraft zufällig verteilt mit Maximum in den Wintermonaten.

    Da steckt doch erstmal viel gutes drin, eine lokale Berliner Firma vertreibt Energieanlagen die, sind sie erstmal produziert, mit kostenlosen, quasi unerschöpflichen Naturphänomen Strom nah am Verbraucher bereit stellen. Die Kombination von Photovoltaik und Windkraft erscheint auch sinnvoll. Warum glaube ich trotzdem nicht an den Erfolg? Zumindest von diesem Produkt, der Firma selbst wünsche ich von Herzen immer eine handbreit positiven Deckungsbeitrag in der Bilanz.


    Mit den Photovoltaikmodulen sehe ich kein Problem, diese Technik ist definitiv mittlerweile etabliert und liefert selbst bei uns am 52° Breitengrad noch gute Erträge. Nach wie vor und nach Stand der Technik stellen für mich Photovoltaik- und Solarthermiemodule die sinnvollste Art dar im urbanen Raum verbrauchernah Wärme/Kälte und Elektrizität bereit zu stellen. Moderne Module bieten selbst dem kleinen Privatnutzer mit Anlagengrößen <10kWp über die Nutzungsdauer Stromgestehungskosten von 6-11 Cent/kWh ohne Speicher bzw. 7-19 Cent/kWh mit Speicher. Quelle


    Aus der Quelle gehen auch die Stromgestehungskosten von Windkraftanlagen hervor. Allerdings nicht die im Zeitungsartikel beworbenen Kleinwindanlagen sondern die großen, aufgemasteten Windkraftanlagen, diese bewegen sich zwischen 4-8 Cent/kWh an Land bzw. 7-12 Cent/kWh auf dem Meer. Ebenfalls sehr gute Werte. Deswegen wird diese Technologie ja auch gefördert, wenn es auch zunehmend zu Konflikten in der Bevölkerung mit steigender Dichte an Windkraftanlagen kommt.


    Wie steht es denn nun um die Windräder auf dem Dach in der Stadt und unterscheiden sie sich so von ihren großen Geschwistern auf Feld und Meer?
    Ich habe viele meiner Argumente dazu bereits in diesem Thread erwähnt, aber ich will sie hier nocheinmal anhand der technischen Daten des von Mowea beworbenen Windkraftgeneratores erläutern.

    Laut Mowea besteht eine Einheit aus 2 Turbinen mit je 1,7m Rotor-Durchmesser, das entspricht 2,2m² Wirkfläche im Wind, insgesamt pro Einheit also runde 4,5m². Die Nennleistung der Gesamteinheit beträgt 1 KWoder 500 Watt pro Rotor. Mowea gibt den projektieren Jahresertrag mit 1500 kWh/Jahr an.

    Oder anschaulicher: laufen die Rotoren mit Nennleistung kann je 1 Rotor etwa einen PC-Arbeitsplatz versorgen, auf dem Rendering sind 6 Rotoren zu sehen, die damit im gesamten Bürogebäude entsprechend 6 PCs versorgen könnten. Ist das viel? Ist das wenig? Mowea nutzt zur Errechnung der Jahreserträge eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 5m/s (18km/h) am Standort. In Anbetracht, dass die Generatoren genau 1 KW Leistung haben und damit in einer Stunde genau 1kWh erzeugen, ein Jahr 8760 Stunden hat, geht Mowea entsprechend der 1500kWh Ertrag von 17% Volllaststunden pro Jahr aus. Das finde ich fair und ehrlich! Da sind nahezu alle anderen Hersteller deutlich frecher und geben absolute Phantasiewerte an.


    Zum Vergleich: Photovoltaik erbringt in Berlin pro m² und Jahr einen Ertrag von runden 1000kWh, auf einer Fläche von 4,5m² entsprechend ca 4500 kWh.

    Nun nutzen die Rotoren aber Raum in der Höhe aus, auf der Dachfläche selbst benötigen sie nur die Fläche ihrer Aufständerung und stehen damit wenig in Konkurrenz zu den Modulen, ist dann die Kombination nich doch wieder sinnvoll? Generell schon, aber auch da sehe ich viel Konflikpotential. Ist es nicht eher sinnvoll die Resscourcen zur Produktion von Photovoltaik zu nutzen und damit erstmal die horizontalen Dachflächen zu nutzen um den Ertrag zu maximieren und gemessen am Ressourceneinsatz zu optimieren? Gäbe es hier Lösungen beispielweise die Lichtmaschinen von Gebrauchtwagen in den Windgeneratoren zu nutzen sähe das schon wieder anders aus. Lichtmaschinen in Autos decken Leistungen bis 3 KW ab und harmonieren damit sehr gut in der Leistungsklasse der Kleinwindanlagen.


    Die Kombination aus Windkraft und Photovoltaik in einer Einheit wirft allerdings auch das Problem des Schattenwurfs auf. Der ständig über die Module wandernde Schatten führt im Schattenbereich nicht nur zu einer verminderten Stromproduktion sondern sogar zu einem lokalen Stromverbrauch. Damit sinkt der Wirkungsgrad ganz erheblich. Moderne Solarregler benutzen variable Widerstände um über MPPT (Maximum Power Point Tracking) das Produkt aus Strom und Spannung zu maximieren. Wie gut die Regler auf Schatten reagieren hängt von ihrer Abtastrate sprich ihrer zeitlichen Auflösung der Nachreglung des Widerstandes ab. Auch möglich, dass die Rotoren bei Nenndrehzahl schnell genug laufen, dass ihre Schatten so schnell über die Module laufen, dass es zu keiner Abnahme der Spannung kommt. Dazu ist mir nichts bekannt. Definitiv problematisch wird es und das wird häufiger vorkommen, wenn die Sonne scheint aber kein Wind weht. Dann stehen die Rotoren (und der Mast) und werfen einen festen Schatten. Klingt trivial bei den kleinen Rotoren, aber schon kleinflächige Verschattungen können, je nach Modulkonzeption, zu 25-30% Minderertrag führen. Dann gleicht die Stromproduktion der Windgenerationen in etwa genau das aus was sie in der Photovoltaik verhindern...


    Was in bisherigen Windkraftanlagen auf Dächern die größten Probleme bereitet hat ist allerdings die Windgüte. WIe bereits von mir in diesem Thread erwähnt sind die horizontalen WIndgeneratoren, wie es die Rotoren nunmal sind, auf eine möglichst gleichmäßige, laminare Strömung angewiesen. Deswegen bauen wir die großen WIndkranftanlagen auf dem Feld auch so hoch, damit die Rotoren über der Rauigkeit der Bodenstruktur im freien Luftstrom hängen. In der Stadt ist die Situation eine völlig andere. Und wenn der Hersteller hier von durchschnittlichen Winden von 5 m/s schreibt, sagt das nichts über dessen Güte aus. In der Stadt gibt es zahlreiche Hindernisse an denen der Wind sich verwirbelt, es gibt Thermiken an warmen Hausfassden, es gibt Windverschattungen durch nahestehende Strukturen, etc.


    Die Erfahrungen zeigen das all das zu deutlichen Mindererträgen führt (die Mowea allerdings mit den 17% Volllaststunden bereits ehrlich angegeben hat), desweiteren führen die Kraftgradienten im Rotorverlauf durch ungleichmäßige Anströmungen zu Schwingungen die sich auf die Hausstruktur übertragen, die durchaus dazu führen, dass die Rotoren einfach stillgelegt werden müssen. Doch auch wenn sie laufen, führen diese Kräfte zu einem starken Verschleiß aller Teile. Das vermindert die Betriebssicherheit und erhöht die Kosten. Auch können sich Nachbarn durch die drehenden Rotoren gestört fühlen, gerade falls durch Lichtbrechungen stroboskopartige Effekte enstehen sollten.

    Mowea bewirbt seine Windgeneratoren hingegen auch gar nicht primär als urbane Lösung. Vorrangig beworben werden sie als Stromsparer für Mobilfunkmasten. Dort können sie mit an den Mast gehängt werden und so einen Teil des Strombedarfs der Funktechnik einsparen. Das erscheint mir auch deutlich seriöser als das das Versprechen, dass der Artikel der Berliner Zeitung suggeriert. Dort wird zu dem Rendering von 400.000.000 kWh Ertrag durch Kleinwindkraft in Berlin gesprochen. Überlegen wir dazu einmal:


    Berlin hatte im Jahr 2021 einen Strombedarf von 12,6 TWh oder 12.600.000.000 kWh. Die gennanten Erträge durch Kleinwindkraft würden dann also 3,1% des Berliner Bedarfs decken, wenn sie immer direkt genutzt werden können. Die abgebildeten Rotoren erzeugen pro Paar 1500kWh/Jahr. Dann werden also 532.000 (!) dieser Windgeneratoren benötigt - um 3% des Strombedarfs zu decken. Aberwitzig! Solch oberflächlicher Klatschjournalismus macht mich wütend, er weckt falsche Versprechen und führt nur zu Enttäuschung.

    Das KKW Neckarwestheim erzeugt(e) übrigens pro Jahr allein 10 TWh, hätte also Berlin fast allein versorgt und wöllte man dieses mit Kleinwindkraft ersetzen bräuchte man über 19 Millionen dieser Kleinwindräder, die noch dazu ständig in der Produktion schwanken.

    Ich frage mich, was soll das? Wo is die Logik, wo der Realismus? Haben wir uns als Gesellschaft so verrannt, dass wir uns selber die Welt schön schreiben müssen? Wird schon alles gut werden, nur ein paar Windräder aufs Dach und wir haben sauberen, Strom und brauchen von heut auf Morgen weder Gas noch Kernspaltung? 532.000 Windräder nur in Berlin für 3% des Stroms werden hier als gangbarer Weg verkauft. Irre!


    Ich habe die Energiewende lange verteidigt und fand die Strategie Kohle und Kernspaltung mit Bedacht (!) auszuschleichen, das Gas zur Überbrückung zu nutzen um stetig den Anteil der Erneuerbaren zu erhöhen gut. Deutschland hat mit seiner Anschubfinanzierung der Photovoltaik in den 90ern und frühen 2000ern diese Technologie für die ganze Welt erschlossen, marktfähig gemacht und heute? Katastrophe! und die Diskussion zu Erneuerbaren is beherrscht von völlig weltfremden Ideologen und windigen Geschäftemachern.


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  • Windkraft in Berlin ?

    Das dürfte eine Schnapsidee bleiben. Eher wird die Atomkraft in Brandenburg wieder auferstehen falls die Handelssanktionen gegen Russland nicht bald wegfallen und die Energiepreisinflation in der Zwischenzeit nicht alle Wirtschaftsbranchen ausgelöscht haben.


    Die Bodenpreise für große Windkraftanlagen sind viel zu hoch um wirtschaftlich zu produzieren. Auf Dächern wird das technisch viel zu viel Aufwand sein. Wenn man in Berlin regenerative Energien einsetzen will, bleibt nur Solarkraft und mich wundert, dass das nicht deutlich mehr vorangetrieben wird.


    Mich würde es sehr überraschen wenn es tatsächlich verwirklichte Windkraft-Projekte in anderen Weltmetropolen gibt.

  • Ich denke, bei diesen Projekten geht es - wie bei den Solar-Balkonanlagen - um das Motto „Kleinvieh macht auch Mist".


    Wenn durch solche Kleinwindanlagen plus Solar plus Speicher z.B. gewisse Grundlasten in einem großen Gebäude wie Notlicht, Belüftung, Server... betrieben werden können, spart das auf die Dauer doch etwas ein. Ich denke, die Zukunft der Energiegewinnung muss dezentraler sein. Deshalb sollte auch hier „grüne“ Energie gewonnen werden und nicht nur irgendwo in der Sahara oder in der Nordsee. Das ist hier vielleicht nicht ganz so effizient, wie dort, es gibt dafür aber auch kaum Transport - oder Leitungsverluste.

  • Ich frage mich, was soll das? Wo is die Logik, wo der Realismus? Haben wir uns als Gesellschaft so verrannt, dass wir uns selber die Welt schön schreiben müssen? Wird schon alles gut werden, nur ein paar Windräder aufs Dach und wir haben sauberen, Strom und brauchen von heut auf Morgen weder Gas noch Kernspaltung? 532.000 Windräder nur in Berlin für 3% des Stroms werden hier als gangbarer Weg verkauft. Irre!

    Bitte nicht das Wörtchen "wir" benutzen. Es gibt genug Leute die auf die Ineffektivität von Wind- und Sonnenenergie, um Strom im großen Maßstab zu produzieren, hinweisen. Leider werden diese, harmlos formuliert, gerne "gecancelt".

    Und es ist nicht nur die Inneffektivät von Windrädern, es ist auch der negative Einfluss auf Natur und Umwelt: Vogelschlag, Rodung von Wäldern, Lärm, Sondermüll, hier insb. das Treibhausgas SF6, Dieselmotoren.

    Aber es ist schön, dass du es jetzt scheinbar auch verstanden hast.

  • Blaine Also diese negative Sicht auf regenerative Energiegewinnung - auch durch Windkraftanlagen - kann ich jetzt gar nicht verstehen. Im Vergleich zu allem, womit wir bisher unsere Energie gewonnen haben, ist das doch Pillepalle.


    Wie viele Bäume müssen für ein Kohlekraftwerk abgeholzt werden? Und für den Kohleabbau? Wie umweltfreundlich ist der Kohleabbau in und der -transport aus Australien nach Europa? Und wie viel Treibhausgas emittiert ein Kohlekraftwerk im Vergleich zu Windkraftanlagen?

  • Ich halte dezentrale, verbrauchernahe Erzeugung auch für einen guten Weg! Im Idealfall mit einer vor Ort vorhandenen, sich quasi "nicht verbrauchenden" Ressource wie eben Wind oder Sonne. Ganz nach deinem Motto KaBa "Kleinvieh macht auch Mist".

    Was mich zu meinem viel zu langen Post von Gestern bewogen hat, war wiedereinmal dieser in meinen Augen völlig unsachliche, ideologische Journalismus. Windkraft und auch Kleinwindanlagen sind an sich eine gute Technologie. Aber sie sind, und das ist vielfach durch praktische Erfahrung bezeugt, völlig ungeeignet für urbane Räume. Für den landwirtschaflichen Betrieb auf dem Land oder das produzierende Gewerbe am Ortrand, da mag ein kleines privates Windrad zum direkten Verbrauch Sinn haben, absolut. Auf Gebäuden, in denen eventuell auch Menschen wohnen oder sich längere Zeit aufhalten, und die eng umbaut sind versagt dieses Technologie völlig. Das ist ja an sich nicht schlimm. Man bewertet einen Fisch ja auch nicht nach seinen Flugkünsten.


    Mich ärgert, dass durch solche Artikel ineffiziente Anwendungen indirekt gefördert werden, die bei den Betroffenen zu Frust, finanziellen Schäden und im schlimmsten Fall völliger Abneigung regenerativer Energieerzeugung führen können.


    In der Stadt nutzen wir die Dächer mit PV oder Solarthermie um ein vielfaches besser aus. Die Speichertechnologie macht auch Fortschritte, wenn sie auch noch nicht da ist wo sie sein muss um wirklich im großen Maßstab Erzeuger- und Lastspitzen zu verbinden. Da haben wir meiner Meinung nach derzeit sogar ein problematisches Missverhältnis. Im Sommer kommen am Mittag bis zu 40 GW PV Strom ins Netz, das sind gigantische Mengen. Unsere Netzinfrastruktur ist weit davon entfernt mit solchen Mengen gut umzugehen. Der zunehmende Aufwand durch Eingriffe zur Netzstabilisierung wird ein immer größeres Problem.

    Während die Kleinvieh macht auch Mist und Direktverbrauch Strategie sicher weitergefahren werden sollte und das Netz ja entlasten kann, wäre es eventuell besser statt großer PV-Anlagen im MW Bereich lieber Speicherlösungen im GWh Bereich zu finden. Da passiert ja auch viel, aber da könnte mehr Dampf gegeben werden. Zustände wie ganze Windparks die trotz Wind abgeregelt (aber vergütet!) werden müssen um einen Netzkollaps zu verhindern sind deutliche Warnzeichen und treiben die Kosten immens in die Höhe. Und das liegt nicht daran, dass Windkraft oder PV schlecht sind, das sind Planungsfehler.

  • Bitte nicht das Wörtchen "wir" benutzen. ...

    Ich meine "Wir" im Sinne der Gesellschaft, von der wir nun mal alle Teil sind. Wie man zu einzelnen Themen auch stehen mag, Wir sind nunmal alle diese Gemeinschaft. Mit 83 Millionen Mitgliedern wird sich auch wohl kaum irgendein Thema finden lassen, bei dem alle einer Meinung sind. Egal wie sich entschieden wird, mehr oder weniger Leute werden immer damit nicht einverstanden sein. Beim Thema andere Meinungen zu "canceln" seh ich allerdings auch ein Problem. Man muss vllt mal selbst in den Spiegel schauen, wenn man andere Meinungen nicht erträgt und verbieten will.


    Ich denke ganz generell ist eine deutliche Mehrheit für einen Wechsel von Kohle, Öl und Gas (Kernspaltung ist ein ganz eigenes Thema) hin zu langfristig tragfähigen Techniken. Über das wie und wann lässt sich dann natürlich auch wieder vortrefflich streiten. Die Energiewende, wie sie derzeit umgesetzt wird, halte ich auch für eine Katastrophe! Die Absicht dahinter finde ich aber richtig! Ein Feind von Kohle oder Öl bin ich trotzdem nicht. Ich würde die bestehenden Kraftwerke auch niemals so kopflos, heute hü morgen hott, vom Netz nehmen. Wie man sieht ist unsere Netzinfrakstruktur darauf noch lange nicht vorbereitet. Und wenn wir uns selbst unsere eigene Infrastruktur zerschießen ist damit überhaupt niemanden gedient. Außer vielleicht man ist in Sachen Umweltschutz zuweit in die Radikalität abgedriftet.

    Du erwähnst die "Ineffiktivität von Wind- und Sonennernegie", kannst du das näher ausführen? Wenn man den pro erzeugter kWh errechnten Aufwand in Material, Arbeitszeit, benötigter Infrakstruktur, Umweltfolgeschäden, etc berechnet sind diese Techniken per se mitnichten ineefektiv oder besser: nicht ineffizient! Selbstverständlich haben sie auch negative Effekte, bei der Windkraft hast du ja einige erwähnt. Die Frage ist, ist ein Kohlekraftwerk da besser pro kWh?

    Das große Problem in diesen Technologien sehe ich vielmehr darin, dass unser Stromnetz nun einmal gemeinsam mit Kohle groß geworden ist, dementsprechend auf einzelne Großerzeuger ausgelegt ist. Das ist über die letzten ~120 Jahre halt so gewachsen. Für die dezentrale Erzeugung durch Millionen "Kleinkraftwerke" mit schwankender Produktion ist es nicht gemacht. Man hat den Bedarf an Speichern völlig unterschätzt und vernachlässigt. Das macht die Windkraft oder die PV aber nicht ineffizient an sich. Und was z.B. den Vogelschlag an Windrädern angeht, ja ist ein Problem, aber allein Hauskatzen töten geschätzte 200 Millionen (!) Vögel jedes Jahr in Deutschland, bei den Windrädern gehen die Schätzungen von 100.000 - 250.000 pro Jahr aus, ein winziger Bruchteil. Wobei man auch fairerweise sagen muss, Windräder töten eher seltene Großvögel wie Milane während Katzen Allerweltarten wie Sperlinge bevorzugen.

    Wenn wir aber so argumentieren, kann ich auch in den Ring werfen, dass Kohlekraftwerke mehr Radioaktivität freisetzen als AKW. Ein interessantes Paper dazu. Kohle ist geologisch vergesellschaftet mit Uran-, Thorium- oder radioaktiven Kalium-40haltigen Material. Durch den hohen Kohledurchsatz gelangen auch relevante Mengen dieser radioaktiven Elemente in die Umgebung. Ich persönlich sehe die Strahlenmengen als unkritisch an, aber sie sind vorhanden, und ich habe Verständnis dafür, wenn Leute glücklicher ohne diese Emissionen wären.


    Es gibt einfach kein, wie sagen es die BWL'er so schön, free lunch. Weltweit werden Kohle, Öl und Gas noch viele Jahrzehnte Hauptenergieträger sein, wachsende Gesellschaften wie China oder Indien sind schlicht zu energiehungrig. Wir, als bereits entwickelte Gesellschaft auf einem stabilen Energieniveau, haben eine ganz andere Ausgangslage. Deutschland war Weltspitze bei der PV, vielleicht schaffen wir es beim klugen Stromnetzmanagement oder der Kernfusion ja in Zukunft auch wieder. Daraus ließe sich auch gut Kapital schlagen. Es wäre ein wünscheswerter Weg. Derzeit verlieren wir leider ja in vielen Bereichen den Anschluß zur Weltspitze.


    Zitat gekürzt.

  • Wir, als bereits entwickelte Gesellschaft auf einem stabilen Energieniveau, haben eine ganz andere Ausgangslage.

    ???


    Deutschland ist seit 2022 in der größten Energiekrise seit 1945. Der größte Energielieferant ist mit Handelssanktionen belegt. Nordstream wurde durch einen Kriegsakt gesprengt. Bei gleichbleibender geopolitischer Lage sind in spätestens 5 Jahren 20% des BIP hierzulande weg, 30% des privaten Wohlstands durch Inflation aufgefressen, 50% der Inlandsinvestionen gekürzt.


    Dann stellt sich nicht mehr die Frage nach einer ökologischen Energienutzung. Dann werden werden auch Grüne Parteien nicht mehr im Amt sein.


    Dann geht es nur um das wirtschaftliche Überleben in der Bundesrepublik und um die Frage welche Fracking Gebiete in D ausgebeutet werden können, welche Akws reaktiviert und neu gebaut werden, welche Kohleabbaugebiete wiedereröffnet werden UND, einziger Lichtblick, wie schnell flächendeckend Solarenergie in allen Teilen des Landes ausgebaut werden.