Autofreie Friedrichstraße und Fußgängerzonen: Pro und Contra

  • Um wieder auf die Friedrichstraße zurückzukommen:


    Die Friedrichstraße wird nicht durch die Autos attraktiver, sondern nur voller.

    Die Friedrichstraße ist als Autostraße nicht notwendig, da parallel die Wilhelmstraße den Autoverkehr aufnehmen könnte.

    Die Friedrichstraße ist nicht einmal für den „überregionalen“ Fahrradverkehr notwendig, da man den über die Charlottenstraße abwickeln könnte.


    Attraktiv würde die Friedrichstraße als Fußgängerzone durch


    * hochwertige Gestaltung,

    * Außengastronomie.

    * Viele verschiedene, attraktive Einkaufsmöglichkeiten.

    * Konsequente Öffnung des Quartiers 206 zur Straße hin.


    Es bedarf also Planung (z. B. Einbeziehung des Gendarmenmarktes, Geld (hochwertige Ausstattung), gute Ideen (für attraktive Einkaufsmöglichkeiten) und ein umfassendes Verkehrskonzept.


    Dann könnte ich mir sogar eine Fußgängerzone Friedrichstraße vom S-Bahnhof bis zum Checkpoint Charly vorstellen.


    Aber nur Sperren und Holzpaletten hinstellen, geht gar nicht und ist eher ein Bärendienst für das Projekt „Fußgängerzone Friedrichstraße“

  • Du hast damit sicher Recht - und obowohl ich sonst ein klarer Teilnehmer der Fraktion "Autobefürworter" bin, sehe ich bei der Friedrichsstrasse auch keinen wirklichen Mehrwehrt für den Indiviudalverkehr.


    Aber: Warum soll man eine tote Straße verzweifelt wiederbeleben? Wäre es nicht mal sinnvoll sich erst auf "Unter den Linden" zu konzentrieren? Ich sehe dort deutlich mehr Potential. Das Brandenburger Tor zieht deutlich höhere Besucherströme und die nördliche Friedrichsstrasse ist kommerziell deutlich erfolgreicher als der südliche Teil. Wenn man es schafft wieder Gastronmie anzusiedeln und die Besucher von der Museumsinsel in Richtung Brandenburger Tor laufen, weil es dort auch was zu sehen gibt, wäre UdL wiederbelebt.

    Das gäbe dann auch positive Impulse für die Friedrichstrasse. Diese sehe ich aber erst im zweiten Schritt als "wiederbelebbar".

  • Selbst jetzt gibt es noch ein paar gute Neuigkeiten aus Berlin: Die Bezirksverordnetenversammlung in Mitte hat gestern auf Antrag der Grünen die Einrichtung der Fußgängerzone am Hackeschen Markt beschlossen. Konkret soll die Oranienburger Straße bis zur Großen Hamburger Straße, die Rosenthaler Straße bis zur Sophienstraße und die Neue Schönhauser Straße Fußgängerzonen werden. Lieferverkehr, Radverkehr und der Straßenbahnverkehr sollen weiter möglich sein. Für den Antrag der Grünen stimmten 28 Bezirksverordnete (SPD, Grüne, Linke), dagegen stimmten 15 (CDU, AfD, FDP).

    https://www.tagesspiegel.de/be…rzone-werden-9597734.html

  • Das ist ja allerhand! Glückwunsch.


    Ich war neulich da und mit dieser Maßnahme wird diese entspannte und attraktive Ecke sicher nochmal ein gutes Stück netter.


    So bekommt Berlin, was es bisher (im Zentrum) gar nicht so recht hat: Eine ideales Stück Innenstadt nach menschlichem Maß.

  • Weiter geht's im Zirkus Friedrichstraße. Die erneute provisorische Sperrung wird von der neuen Verkehrssenatorin wieder kassiert.


    Man wolle nichts einfach nur vorgeben (wie die bösen Grünen) sondern bedarfsgerechte, nachhaltig funktionierende Lösungen mit "den Betroffenen" entwickeln. Heißt auch wieder alles und nichts. Immerhin hält man wohl am Masterplanverfahren fest.


    Friedrichstraße ab 1. Juli wieder für Autos freigegeben - Berliner Morgenpost

  • Steht doch alles im verlinkten Artikel: Man hat (mE völlig nachvollziehbar) festgestellt, dass die rechtlichen Grundlagen der Maßnahme in Bezug auf das hierfür relevante starke Öffentlichkeitsinteresse (eine Mehrheit lehnte die Maßnahme faktisch ab!) und Dringlichkeit (wohl höchstens für Frau Jaraschs Wahlkampf) fragwürdig sind und dazu beschlossen, mit den Betroffenen erst einmal den direkten Dialog zu suchen statt sich weiter juristisch auseinander zu setzen. Außerdem will man ein integriertes Konzept mit den umliegenden Straßen und Plätzen.


    Die Grünen mögen in diesem Kontext vielleicht keine "Bösen Grünen" gewesen sein, aber sie haben wiederholt Rechtsgrundlagen gedehnt (einmal von einem Gericht geahndet und einmal in laufender Prüfung), Mehrheitsinteressen und direkte Anliegerinteressen arrogant ignoriert und dazu noch mehrfach halbgare Ergebnisse präsentiert. So ein dilettantisches Vorgehen muss man jetzt mE auch nicht gerade feiern oder verteidigen. Die Visionen klangen mE ja gar nicht alle schlecht. Aber da kommt man eben nur an, wenn man vorher vernünftig seine Hausaufgaben erledigt und lange genug in politischer Verantwortung bleibt. Auf Krampf und ohne Rücksicht auf Verluste irgendwelche Tatsachen schaffen, damit mehrfach auf die Nase fallen und dann noch kläglich jammern, ist mE genau der Grund für das momentane Scheitern der Partei. Da präsentiert sich die Linke in Regierungsverantwortung deutlich taffer und pragmatischer (den Mietendeckel hat man allerdings gemeinsam vor die Wand gefahren).


    Also wenn man das Hin-und-Her bzw. den "Zirkus Friedrichstraße" kritisieren will, dann sind die Grünen ganz sicher nicht das unschuldige Opfer, eher das "hauptschuldige Opfer" oder das Opfer ihrer selbst (zumal es ironischerweise im Wahlkampf wohl eher geschadet hat).


    Dass es jetzt erstmal nur mehr oder weniger ergiebige Worte gibt, sehe ich genauso. Allerdings muss man den neuen Verantwortlichen jetzt auch ein wenig Zeit geben. Dann wird man schon sehen, was sie da abliefern. Wenn sie sich nicht allzu blöd anstellen, werden sie aber zumindest die bisherige Messlatte leicht überklettern können.

  • Interessant was du da gestern Abend alles reininterpretiert hast, aber weder habe ich die Maßnahme verteidigt, noch habe ich die Grünen als unschuldige Opfer bezeichnet.


    Im Gegenteil, ich sehe das weitestgehend ähnlich wie du. Letztendlich war die ganze Geschichte von der Umsetzung und insbesondere hinsichtlich der Kommunikation eine Vollkatastrophe (Scheint ja ein wiederkehrendes Problem bei den Grünen zu sein). Neben den von dir genannten Aspekten, frage ich mich auch noch, warum so interessante Vorschläge wie der von "CKSA" (#204, S.11 dieser Thread) erst so spät im Prozess auftauchen oder warum Jarasch auf dem Weg zur Tür die Friedrichstraße erneut mit unbeliebten und hässlichen Provisorien vollstellen muss, obwohl klar war, dass es auch aufgrund selbstverschuldeter Fehler noch Jahre dauern wird, bis dort mal tatsächlich was passiert.


    Ein Zirkus ist es halt trotzdem, wenn sich CDU und besonders die FDP billiger Springer-Polemik bedienen (Von der "Verbotspartei" bis hin zu den "Fahrradrowdies", was sowohl durch die Polizei als auch die BZ selber empirisch widerlegt wurde) und sich politische Stunts ausdenken (Czaja). Aber nur damit das klar ist: Verantwortlich dafür, dass dieser Zirkus überhaupt existiert, ist das Büro Jarasch.


    Die Friedrichstraße ist für mich symptomatisch für ein Problem, für das die Grünen derzeit auf landes- und Bundesebene viel Lehrgeld zahlen müssen. Es gibt in der breiten Gesellschaft keine Revolutionseuphorie für Klimaschutzmaßnahmen, wie das in der Parteibasis der Fall ist. Stattdessen die typische Trägheit und Veränderungsaversion. Das ist nichts neues und umso weniger kann ich nachvollziehen, wie ungeschickt und naiv sich die Grünen immer wieder anstellen.

  • ^Alles klar, das "böse Grüne" hatte ich dann überinterpretiert/-pauschalisiert, dass Du eine Seite komplett in Schutz nimmst. Dass die CDU jetzt erstmal die dankbaren Aspekte aufnimmt/annimmt und gegen am Boden liegende austeilt, sehe ich schon auch so. Die Grünen trifft es wie gesagt sicher nicht so unverdient, aber es bringt die Stadt halt auch nicht weiter. Auch die CDU muss jetzt erst wieder lernen, von der Rolle des Beobachtenden und Kritisierenden in die der Verantwortung und Gestaltungskraft zu finden. Beim Thema Bildung sehe ich da zumindest erste Ansätze (da wird die Umsetzung zur Bewährungsprobe), beim Thema Verkehr wird es aber wie gesagt wohl ziemlich kompliziert und ich bin eher zwiegespalten über den Wechsel.

  • Unabhängig von der politischen Großwetterlage, finde ich das Hin und Her schon fragwürdig, zumal ja langfristig die Friedrichstraße ohnehin Fußgängerzone werden soll.


    Mein Eindruck von der für den Autoverkehr gesperrten Friedrichstraße war vorletzte Woche gar nicht so schlecht. Zumal die "Fahrradautobahn" weg war. Die Außengastronomie war gut besucht. Es waren aber auch sonst Leute unterwegs. Natürlich war die Gestaltung provisorisch. Aber die Autos habe ich ganz und gar nicht vermisst.

  • Der kürzliche Zustand war ja nicht mehr tragbar. Ich finde die aktuelle Idee ein Gesamtkonzept unter Einbeziehung weiterer, anderer Straßen und Plätze wie z.B. den Gendarmenmarkt zu diskutieren sehr, sehr interessant. Das könnte wirklich der Schlüssel zur Lösung des gordischen Knotens sein. Trotzdem würde ich mir mal auch ein wenig Auferksamkeit für UdL wünschen - die scheint aktuell ja niemanden mehr zu interessieren...

  • Mein Eindruck von der für den Autoverkehr gesperrten Friedrichstraße war vorletzte Woche gar nicht so schlecht. Zumal die "Fahrradautobahn" weg war. Die Außengastronomie war gut besucht. Es waren aber auch sonst Leute unterwegs. Natürlich war die Gestaltung provisorisch. Aber die Autos habe ich ganz und gar nicht vermisst.

    Den Eindruck hatte ich heute interessanterweise auch. Die provisorischen Möbel sehen nicht mehr nach Kreuzberger Szene-Kiez aus und die fehlenden gelben Fahrradstreifen lassen die Straße weniger nach Baustelle aussehen.


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