• Man spricht ja immer über Strukturwandel, aber so richtig greifbar wird das in Nürnberg, wenn man sich jenseits der Einzelvorhaben die schiere Zahl der Konversionsgebiete ansieht, an denen ehemalige Industrie- und Gewerbegebiete oder Brachflächen in neue Dienstleistungs- oder Wohngebiete umgeformt werden. Hier mal als Übersicht eine Auflistung der derzeit laufenden oder gerade eben abgeschlossenen größeren Entwicklungsgebiete:


    • Stadtteil Lichtenreuth und neue Technische Universität (ehem. Gewerbegebiet Brunecker Straße)
    • The Q (ehem. Quelle-Versandzentrum)
    • Seetor City Campus (ehem. Coca-Cola-Areal)
    • Orange Campus/Kohlenhof (ehem. Güterbahnhof)
    • Branntweinareal (ehem. Bundesmonopolverwaltung für Branntwein)
    • Marienzeile (ehem. Bahngelände)
    • Wohngebiet Tafelhalle (ehem. Wasauchimmer)
    • Evangelischer Campus (ehem. Oberpostdirektion am Rathenauplatz)
    • AEG-Nord-Gelände (ehem. Kleingewerbestandort)
    • Umweltbank (ehem. GfK-Hauptsitz)
    • Neue Mitte Thon (ehem. Straßenbahn-Endhaltestelle Thon)
    • NoHo (ehem. Nordbahnhof)
    • Luitpold-Viertel (ehem. Auto-Krauss-Areal)
    • Schocken-Carree am Aufseßplatz (ehem. Galeria-Kaufhof)
    • Tafelhofpalais (ehem. Hauptpost)
    • Augustinerhof (ehem. Gewerbestandort)
    • Nordstadtgärten/Schillerplatz (ehem. Tucher-Bräu-Gelände)


    Auf eine klare Definition, was hier aufzuführen ist, habe ich verzichtet und mich an "gefühlter Größe und Bedeutung" des Vorhabens orientiert sowie daran, dass vorher schon mal etwas anderes da war, das ersetzt oder umgenutzt wird. Daher finden sich hier keine reinen Neubaugebiete auf der sprichwörtlichen grünen Wiese wie das Tiefe Feld o.ä. Wenn sich Neues ergibt, ergänze ich die Liste gelegentlich und bin auch für Hinweise dankbar, wenn ich etwas vergessen habe. Für eine Halbmillionenstadt wie Nürnberg tut sich aktuell für meine Begriffe jedenfalls nicht gerade wenig.


    Zur optischen Veranschaulichung hier mal eine kleine Collage:


    collageotk9n.jpg


    (c) Aurelis (2x), Gerch Group, Sontowski (2x), MIB Coloured Fields, Franz&Sue, Spengler Wiescholek, Matrix Gruppe


    Interessant wäre auch eine Einschätzung aus dem kundigen Nürnberg-affinen Foristenkreis, der ja in ganz Deutschland und Österreich verstreut ist, ob Ihr diese Entwicklung insgesamt als dynamisch wahrnehmt oder als anhand des Bundesdurchschnitts den Erwartungen entsprechend.

  • Spontan fallen mir jetzt noch das ehemalige Schöller-Areal (auch wenn noch nicht klar ist, was dort hinkommt - hoffentlich die EWF) und das ehemalige Kleingewerbegebiet bei Schweinau, auf dem ja jetzt leider erstmal die neue BMW-Niederlassung und der "Öko"-Edeka Platz gefunden haben (langfristig entsteht hier hoffentlich auch noch etwas hochwertigeres) als weitere größere Konversionsflächen in Nürnberg ein.


    Zur Frage der Nürnberg-spezifischen Wahrnehmung: Insgesamt sehe ich die Entwicklung in der Stadt in den letzten Jahren durchaus als dynamischer als noch vor zehn Jahren an und freue mich sehr über viele Entwicklungen in Bezug auf Lückenschließungen, höhere Gebäude und gewachsenem Gestaltungsanspruch. Nichts desto trotz bin ich der Meinung bin, dass da noch durchaus Potential nach oben vorhanden wäre. Dies betrifft neben den plumpen weiß-grauen Dämmstoffkisten mit viel zu kleinen oder wahrlos gesetzten Fenstern, die hier ja auch häufig im Forum kritisiert werden vor allem auch die städtischen Zuständigkeiten. Gerade in Bezug auf Straßen- und vor allem Platzgestaltung hinkt der Anspruch in Nürnberg - insbesondere in den gründerzeitlichen Vierteln - wirklich hinterher. Aber hoffen wir fürs erste einfach mal, dass das in den Neubaugebieten wie Lichtenreuth, der Neuen Mitte Thon oder AEG Nord besser wird, was man ja dann immerhin als Zeichen dafür interpretieren kann, dass man es auch besser hinbekommt.


    Nun zum Vergleich: Ich denke auch in anderen Städten glänzt nicht alles. Wien ist als Global City und eine der am stärksten wachsenden Städte in Europa natürlich an Unmengen dynamischer als Nürnberg. Alleine wenn ich mir die ganzen Hochhäuser, die in den letzten fünf Jahren aus dem Boden geschossen sind/momentan schießen, anschaue (alleine 17 über 100m) oder an die ganzen sich bereits in Umwandlung befindenen Bahnkonversionsflächen, wie den Nordwestbahnhof, Nordbahnhof oder die fertiggestellten Viertel am Rennweg und dem ehemaligen Süd-/Ostbahnhof (jetzt: Sonnwendviertel) denke (und das sind nur die wirklich zentral liegenden), wird ersichtlich, dass hier ein Vergleich zu Nürnberg doch stark hinkt. Aber auch in Wien, und mit Sicherheit auch in den deutschen Städten mit ähnlich hohen Dynamiken (Berlin, Hamburg, München und Frankfurt) kann man den leider in durchaus nennenswert großer Zahl erfolgenden Abriss gründerzeitlicher Bausubstanz, darauf folgende uninspierierte Nachverdichtung oder auch den Bau weiß/grauer Schachteln auf der grünen Wiesen beobachten.


    Vergleiche ich die Dynamik mit dem was ich von anderen deutschen Städten zwischen 0,5 und 1 Mio Einwohnern so mitbekomme würde ich Nürnberg in ungefähr dieser Reihenfolge hinter Köln, Düsseldorf und Leipzig, mit Stuttgart und Dresden in etwa gleichauf und vor Bremen, Mannheim/Ludwigshafen, Hannover, Dortmund, Essen und Duisburg einreihen. Ist natürlich rein subjektiv und ich behaupte keineswegs über alle Projekte in allen Städten Bescheid zu wissen. Allgemein habe ich aber das Gefühl, dass sich im Moment in fast allen Städten sehr viel tut. Der Größe und Bedeutung Nürnbergs folgend würde ich also sagen, dass im Moment schon mehr als dem Bundesdurchschnitt entsprechend passiert, gerade aber im Vergleich zu anderen bayerischen Städten (die auf Grund zu stark divergierender Größen leider auch nicht wirklich vergleichbar sind) steht die Stadt nicht so prickelnd da. Nimmt man aber Fürth und Erlangen mit ins Boot dürfte die Dynamik doch nochmal deutlich höher sein.

  • Und die neue Uni dürfte die Dynamik noch mal etwas erhöhen. Alles in allem ist Nürnberg mit Sicherheit nicht in der Liga von Berlin, Hamburg oder Leipzig anzusiedeln, wie auch. Mit Hannover und co. dürfte man es aber sicher aufnehmen können. Jedenfalls muss man sich nicht kleiner machen als man ist und mit Städten wie Duisburg, oder auch kleineren Städten in Sachsen oder ländlichen Franken die wenig Perspektiven haben vergleichen.

    Leider nutzt man die Dynamik im Strukturwandel nicht immer gut: da wären eben z.B. die vielen lustlosen Dämmstoffkisten im hochpreisigen Segment! Die meisten Genossenschaftsbauten in Berlin sehen besser aus. Etwas gediegener neoklassizistische Neubauten wie es sie in Berlin, Hamburg und Leipzig en masse, aber in geringerer Zahl auch in Stuttgart oder sogar Bochum gibt findet man hier überhaupt nicht, wieso? Bei der Konversion von alten Industriegebäuden werden ebenfalls nicht alle Potentiale genutzt, vom alten Tucher Areal oder am Milchhof hätte man schon mehr erhalten können. Immerhin gibt es keine Abrissorgien wie in Wien mehr, für mich in der Hinsicht eher ein Negativbeispiel btw.

    Sorgen macht mir auch die Geringachtung von Kultur, exemplarisch an der Posse um Konzerthaus und später auch Opernsanierung zu erkennen.

  • Ausstellung DIE BODENFRAGE im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes




    Die Stadt Nürnberg hat eine Pressemitteilung veröffentlicht in der sie auf eine Ausstellung aufmerksam macht. Ich zitiere:



    Soetwas ist immer spannend, falls es jemand hin schafft wäre ein kurzer Bericht hier toll.