Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Den Hauptbahnhof erachte ich trotz der Deckenkonstruktion als einen gelungenen zeitgenössischen Bau. Das Band sorgt bei mir auch eher für zwiespältige Gefühle. Die Architektur wirkt für mich zu abweisend und kalt (dies ist aber jammern auf hohem Niveau) und leider auch unfertig. Man muss sowohl für den Spreebogen, als auch für den Forumsplatz noch eine andere Lösung finden. So wirkt man als Bürger gegenüber der maskulinen Architektur irgendwie alleine gelassen und machtlos auf dieser riesigen Platzfläche. Man hat das Gefühl, keinerlei Berührungspunkte mit den Herrschenden zu haben. Das sieht eher nach Abschottung als nach Miteinbeziehung aus. Und das ist ja exakt NICHT das, was die Architekten transportieren wollten. Wenn das Forum schon beerdigt ist, dann sollte man sich wenigstens um ein zum Konzept passendes, visuell attraktives Kunstwerk bemühen oder, wie hier bereits dargelegt, Kollonaden errichten. Damit könnte man mit ganz viel Gedankengymnastik einen Bezug zur Wiege der Demokratie herstellen.

  • Ich hatte in diesem Strang schon mal irgendwo geschrieben, dass ich das Band des Bundes nicht recht gelungen finde: Große Geste, aber eigentlich nur aus der Vogelperspektive zu verstehen; außerdem nicht vollendet, also mit großem Loch in der Mitte. Die Erweiterung des Kanzleramts finde ich dennoch phantastisch – zum einen als Gebäude selbst, dass den 30 Jahre alten Vorgänger zugleich modernisiert wie fortsetzt; zum anderen als städtebauliche Figur, die eine Lücke füllt, die zigtausende Bahnfahrer bislang täglich erleben.


    Natürlich ist die Sache absurd teuer, aber sie ist auch schick. Gleicht sich im Stil dem "alten" Kanzleramt an, erfindet aber neue Formen – und dieses Hubschrauber-Deck sieht fast schon ein wenig wie Statik-Zauberei aus. Freue mich drauf.


    (Wünschenswert ist allerdings eine Verarbeitung, die Generalsanierungen wegen verrottender Bautechnik nach wenigen Jahren ausschließt. Hoffe, da hat man dazugelernt...)

  • Aber beim bestehenden Kanzleramt führt das Band des Bundes zu einer Fehlkonstruktion, wonach an der Frontseite nicht vorgefahren werden kann, da keine Eingangssituation geschaffen werden konnte und beide Seitenflügel abweisend,

    Aber natürlich könnte man an der nach Osten geöffneten Frontseite vorfahren, wenn man denn nur wöllte. Aber man will halt einfach nicht.


    Ja ja, die Seitenflügel sind also abweisend ...... Das haben Seitenflügel so an sich, das sie einen schließenden (sprich: abweisenden) Charakter besitzen. Das liegt in der Natur der Sache einer Dreiflügelanlage. Beim Schloss Bellevue ist das übrigens auch nicht anders.

  • Liegt es wirklich nur am Nichtwollen? Warum lässt man sich dermaßen repräsentative Bilder bei Empfängen entgehen, wenn man doch die absolute Schokoladenseite des Gebäudes medial einfangen könnte?

  • ... ich verstehe die Diskussion der letzten 2 Threads nicht oder vielleicht falsch. Habe ich die letzten 30 Jahre vielleicht im Paralleluniversum gelebt oder hat Forumsmitglied Architektur-Fan nicht richtig hingesehen? Mir ist kein einziger Staatsbesuch bekannt wo das entsprechende Staatsoberhaupt nicht an der repräsentativen Ostseite also dem Haupteingang des Kanzleramtes mit dem charakteristischen Segel, vom Kanzler oder der Kanzlerin empfangen wurde. Samt Staatskarossen die hier natürlich aus Richtung Moltkebrücke vorfahren. Nur hier bietet sich der vom Protokoll erforderte Platz für die Aufstellung des Wachbattallions der Bundeswehr und das gemeinsame Abschreiten dessen. Der Seiteneingang an der Nordseite wird für konspirative Treffen genutzt, da kann man schnell reinfahren und reinhuschen ohne lästige Fragen der Journaille beantworten zu müssen.


    ... by the way, bienvenu de retour, wertes Architektenkind.

    3 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Aber natürlich könnte man an der nach Osten geöffneten Frontseite vorfahren, wenn man denn nur wöllte. Aber man will halt einfach nicht.

    Hier will man. Und sonst auch.


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    Der Seiteneingang an der Nordseite wird für konspirative Treffen genutzt, ...

    Na ja, es ist halt einfach der Diensteingang, der im Alltag benutzt wird. Der Ehrenhof ist repräsentativen Zwecken vorbehalten.

  • Mir ist kein einziger Staatsbesuch bekannt wo das entsprechende Staatsoberhaupt nicht an der repräsentativen Ostseite also dem Haupteingang des Kanzleramtes mit dem charakteristischen Segel, vom Kanzler oder der Kanzlerin empfangen wurde.

    Camondo, das klingt jetzt so, als ob du das Protokoll sämtlicher Staatsbesuche der letzten 30 Jahre auswendig kennen würdest. Donnerwetter! ... Aber Spaß beiseite.


    Die Annemarie-Renger-Straße ist um einige Meter nach Osten verschwenkt worden. Wenn ich von "vorfahren" gesprochen habe, dann meinte ich damit, dass man nicht mehr direkt am Kanzleramt "vorbeifahren" kann aufgrund der verschwenkten Situation. Ich dachte weniger an Staatsbesuche, sondern eher an den normalen Straßenverkehr. Es waren ja insbesondere Sicherheitsbedenken, die dazu führten, diese Verschwenkung der Straße durchzuführen.


    Aus meiner Sicht könnte die verschwenkte Annemarie-Renger-Straße da bleiben, wo sie jetzt ist. Und dafür verlängert man das Bundeskanzleramt so weit nach Osten, bis dieses wieder an die Annemarie-Renger-Straße heranreicht. Daher hätte ich es als besser empfunden, die jetzt angedachte Erweiterung so durchzuführen, dass ein neues Gebäude zwischen Ehrenhof und besagte Annemarie-Renger-Straße gebaut wird. Dies hätte auch so gestaltet werden können, dass ein solcher Neubau den Ehrenhof in östliche Richtung verlängert hätte. Stattdessen will man jetzt am westlichen Ende des Bandes bauen, wo der räumliche Effekt deutlich geringer ausfallen wird.

  • ... wenn man so argumentiert wie Du werter Architektur-Fan, hast Du wohl die geniale Idee des Bandes des Bundes nicht verstanden und scherst Dich einen Feuchten Kericht um so etwas wie den “Esprit des Ortes“. Nur für die Paar Touristen, die wie Du unbedingt in 5 Meter Abstand am Kanzleramt mit ihren Wagen vorbeifahren wollen um ein erhabenes Gefühl bei sich zu generieren, wie ich Dich jetzt verstanden habe, ist mir das Thema zu Schade.

    Mir und meinen Gästen die ich immer mit Freude an diesen Ort geführt habe, hat gerade die verkehrsberuhigte Situation direkt vor dem Amt gefallen. Zu Fuß oder mit dem Rad.

    Von einen Bau des Bürgerforums zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe Haus wie er ursprünglich angedacht war, muss man wohl leider Abstand nehmen. Gegen tiefere Gründungen sprechen auch die etlichen Tunnel für Bahn, Auto und U-Bahn in diesem Bereich. Aber man könnte um zumindest die Idee eines Forums fortzuführen, wie ich schonmal erwähnt hatte, das Kanzleramt mit Kolonaden mit dem Paul-Löbe Haus verbinden. Baulich natürlich völlig ohne Nutzen aber dennoch die Idee eines Forums befördernd. Dafür müssten die jetzt vorhandenen Wasserspiele und die Strasse nicht mal verändert

    werden.

    Hier ein Link Tagesspiegel mit Illustrationen: https://www.tagesspiegel.de/be…-versprechen-5516866.html


    hier ist auch ganz schön zu sehen, dass auch schon bei einer der Ersten Visus des Bandes des Bundes von Schultes/Frank der Bereich des jetzigen Kanzlergartens, links in der Visu, schon für eine Art Erweiterung angedacht war, wie sie jetzt umgesetzt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Wenn ein neuer Gebäudeteil bis an die wegverschwenkte Straße rangebaut wird, entstehen doch auch wieder die Sicherheitsbedenken? Dann hätte man sich das gleich sparen können. Wirkt auf mich jetzt nicht so tiefgründig durchdacht.

  • Wenn ein neuer Gebäudeteil bis an die wegverschwenkte Straße rangebaut wird, entstehen doch auch wieder die Sicherheitsbedenken?

    Eben nicht. Der sicherheitsrelevante Bereich würde da bleiben, wo er jetzt ist. Im neuen, bis zur Annemarie-Renger-Straße reichenden Gebäudeteil würde ja nicht der Kanzler sitzen, sondern sich weniger sicherheitsrelevante Nutzungen (z.B. die Büros "normaler" Mitarbeiter) befinden.

  • ... wenn man so argumentiert wie Du werter Architektur-Fan, hast Du wohl die geniale Idee des Bandes des Bundes nicht verstanden und scherst Dich einen Feuchten Kericht um so etwas wie den “Esprit des Ortes“.

    Werter Camondo, ich gehöre zu denjenigen, die in diesem Thread seit vielen Jahren für ein Schließen des Bandes argumentieren. Und ich tue dies, weil ich sehr wohl die Idee des Band des Bundes verstanden habe. Das Band soll ein Klammer zwischen den beiden Stadthälften in Ost und West darstellen. Und genau deswegen macht es Sinn, die Lücke endlich zu schließen. Wer die Idee des Bandes verstanden hat, kann sich eigentlich nur für ein Schließen des Bandes aussprechen.


    Du selbst wendest jedoch ein, dass das Bürgerforum leider nicht kommen wird. Du scheinst es ja selbst zu bedauern, dass das Bürgerforum nicht kommen wird. Und genau deswegen macht es Sinn, anstelle des Bürforums etwas Anderes in diese Lücke zu setzen. Was ist dabei naheliegender, als die benötigten Erweiterungsbauten für's Kanzleramt in diese Lücke (bzw. einen Teil dieser Lücke) zu setzen? Dadurch könnten man dem Ziel einen Schritt näher kommen, das Band des Bundes endlich zu schließen und damit die ursprünglich angedachte Idee umzusetzen.


    Wie kommst du nur darauf, dass ich mich nicht um den “Esprit des Ortes“ kümmern würde? Diesen Vorwurf müsstest du doch eigentlich denjenigen Schreibern machen, die dafür eintreten, dass die Lücke unbebaut bleibt.



    Nur für die Paar Touristen, die wie Du unbedingt in 5 Meter Abstand am Kanzleramt mit ihren Wagen vorbeifahren wollen um ein erhabenes Gefühl bei sich zu generieren, wie ich Dich jetzt verstanden habe, ist mir das Thema zu Schade.

    ...

    Mir und meinen Gästen die ich immer mit Freude an diesen Ort geführt habe, hat gerade die verkehrsberuhigte Situation direkt vor dem Amt gefallen.

    Und wie kommst du darauf, dass ich automatisch aus der Perspektive eine Autofahrers argumentiere? Ich würde es sehr begrüßen, wenn man darauf verzichten könnte, das Band des Bundes mit Autostraßen zu zerschneiden. Aber eine verkehrsberuhigte Situation schließt noch lange keine Lücke.

  • Erweiterung Bundeskanzleramt

    Projektvorstellung mit Visus hier


    Mal ein paar aktuelle Bilder von den ersten Bautätigkeiten. Vor allem westlich der Betonwand (OSM) um den bisherigen Kanzlergarten finden Erdarbeiten statt:


    erweiterung_bka01.jpg


    Hinten der Erweiterungsbau des Bundesinnenministeriums:


    erweiterung_bka02.jpg


    erweiterung_bka03.jpg


    erweiterung_bka04.jpg


    Blick vom Magnus-Hirschfeld-Ufer (OSM) auf den Rand des ehem. Kanzlergartens. Der obere Teil des Kanzleramtstegs wurde abgeflext:


    erweiterung_bka05.jpg


    Den besten Einblick auf das Baugelände hat man von Nordosten nahe des Zollpackhofs (OSM), da hier die Betonmauer entfernt wurde:


    erweiterung_bka06.jpg


    Das Baucontainerdorf nördlich des Baufeldes:


    erweiterung_bka07.jpg


    Die Elisabeth-Abegg-Straße (OSM) wurde neu asphaltiert, vermutlich weil sie als Baustellenzufahrt dient:


    erweiterung_bka08.jpg


    Blick von der alten Zufahrtsrampe (OSM) von Alt-Moabit auf das Gelände:


    erweiterung_bka09.jpg


    Am Fuß der Rampe (OSM) hat man nochmals einen guten Blick aufs Baufeld. Rechts der verbliebene Rest der Betonmauer:


    erweiterung_bka10.jpg

  • Als ich heute bei SPON an der regelmässigen CIVEY Befragung teilgenommen habe, tauchte plötzlich diese Fragestellung auf zwischen all den Anderen Fragen nach Kaufverhalten und Parteienpreferenz etc, ” wie man die Pläne von Bundeskanzler Scholz bewertet, das Kanzleramt durch einen Neubau für 800 Millionen Euro zu erweitern“. Zur Auswahl hatte man: Sehr positiv, Eher positiv, Unentschieden, Eher negativ und Sehr negativ. Nicht erstaunlich, dass bei dieser süffisanten Fragestellung zum Zeitpunkt des Bildschirmfotos 2,6% der Befragten sich für Sehr positiv entschieden und 65,4% der Befragten dies als Sehr negativ bewerteten.

    Ich bin etwas erstaunt bis entsetzt über diese suggestive Fragestellung, dann über den falschen Inhalt, es sind mit Nichten Pläne von Bundeskanzler Scholz, und vom Ergebnis ganz zu schweigen.

    link zum Bildschirmfoto hier: https://abload.de/image.php?im…chirmfoto2023-03t3d4r.png

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Dass es nicht die Pläne von Scholz und der SPD sind, das Kanzleramt zu erweitern ist ein grober Fehler, das stimmt, aber wo du in dieser Fragestellung eine Süffisanz rausliest, ist mir ein Rätsel.


    Wie würdest du die Frage denn formulieren?


    Ich bin mir sicher, dass derzeit selbst bei einer sehr wohlwollenden Formulierung eine große Mehrheit der Abstimmenden gegen eine derart hohe und in Augen vieler, unnötige Investition stimmen würden.


    Wäre die Erweiterung eine architektonische Bereicherung für Berlin? Klar, aber weder scheint sie unbedingt nötig zu sein, noch ist sie in der aktuellen Lage, in der weite Teile der Bevölkerung angstverschwitzt auf die nächsten Nebenkostenabrechnung warten angebracht.


    Unsere Bundeswehr schießt nicht, fliegt nicht und fährt nicht, während 1000 Kilometer Bomben niederregnen, unsere Schulen verfallen, den Krankenhäusern geht das Geld aus und der Digitalisierung faxen wir ein: Sie erreichen uns telefonisch von Mo-Fr 9-15 Uhr.


    Klar sind da 800mio vmtl. nur Peanuts, aber erklären kann man das eigentlich keinem. Man denke allein an das atemberaubende wie dekadente Helipad...

  • OlympiaFlo: Die "Was könnte man mit diesem Geld nicht alles Sinnvolles tun"-Debatte halte ich für grundfalsch. Ebenso die "Es gibt Armut, aber der Staat protzt"-Debatte. Beides kann man zu allem und jedem anführen – und zur theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Staatsfinanzierung gibt es berufenere Orte als ein Architekturform ("alles Steuergelder" stimmt aber schon lange nicht mehr).


    Berufen fühle ich mich hier dazu, die Erweiterung des Kanzleramts als architektonisch gelungen und als städtebaulich goldwert zu bezeichnen. Gerade den skulpturalen Hubschrauber-Landeplatz finde ich ganz phantastisch. Und bei aller Kritik am Staat in vielen Belangen habe ich auch nichts dagegen, dass die institutionellen Zentren der Republik repräsentativ gestaltet sind. (Ob bzw. warum die Erweiterung notwendig ist, geht wiederum tief in die Frage nach der Entwicklung des politischen Systems und würde hier m.E. zu weit führen.)

    Dass es nicht die Pläne von Scholz und der SPD sind, das Kanzleramt zu erweitern ist ein grober Fehler, das stimmt, aber wo du in dieser Fragestellung eine Süffisanz rausliest, ist mir ein Rätsel.

    Es sind erstens, wie Du ja auch feststellst, nicht die persönlichen Pläne von Scholz – sie stammen aus der Merkel-Zeit und auch damals nicht einer persönlichen Präferenz der Kanzlerin, sondern oben erwähnter System-Entwicklung. Die Süffisanz ergibt sich, zweitens, aus dem Kontext mit Linders Nein zur Finanzamt-Erweiterung. Sowas hat er genau so bezweckt: Schaut mal, ich will ganz bescheiden sparen. Und nun fragt mal den Kanzler, warum der so ein Großkotz ist! Civey hat seinen Auftrag erfüllt.


    Und drittens kommt es bei solchen Sachen immer auf die Fragestellung an: Wer nach Geld fragt, bekommt abschlägige Antworten; wer – in diesem Fall zum Beispiel – nach nationaler Geltung fragt, zustimmende. Wollen Sie, dass sich die Bundesrepublik in ihrer Hauptstadt ausländischen Gästen auf Augenhöhe präsentiert? Na sichi, wollen alle – nur kosten soll's halt nix....

  • Über die 777 Millionen EURO für den Kanzleramts-Erweiterungsbau kann ich mich weniger aufregen als über die Milliarden für zu viel bestellte Covid-Impfdosen und überteuerte FFP-2-Masken.
    Und wenn es schlußendlich über eine Milliarde EURO sein sollten:
    Die Architektur ist schwungvoll, passt gut zum Bestand, kompensiert die Schwächen des Hauptgebäudes und bringt die derzeit über ganz Berlin verteilten Kanzleramts-Büros unter ein Dach, was ja auch der Sicherheit dient.
    Vielleicht ist es ja wie beim Stadtschloss: wäre es eine häßliche modernistische Kiste, niemand würde Anstoß nehmen.

    Es gibt vieles, über das man sich in Berlin (zu recht!) aufregen kann. Die Erweiterung des Kanzleramtes ist es nicht.

  • Erweiterung ? Ist mir egal.

    Man sollte jedoch mindestens einen ähnlichen Aufwand betreiben um die vorhandenen Gebäude in Schuss zu halten.

    Der Beton des Kanzleramts sah an den Dachkanten bereits nach 10 Jahren so heruntergekommen aus wie Natursteinkirchen nach 200 Jahren.


    Gegenwärtig ist der dt. Regierungssitz, äußerlich, wohl der sanierungsbedürftigste Regierungspalast in Europa. Er wirkt wie einer der "Lost Places" in Brandenburg. Das geht auf das Konto der Architekten, die keinen Blick für Langlebigkeit hatten und auch bei Materialwahl danebenlagen. Der Einfluss von Witterungsbedingungen war Schulte/Frank offensichtlich unbekannt.

  • Ich finde die Fragestellung ebenfalls extrem suggestiv - daraus kann kein repräsentatives Meinungsbild abgeleitet werden. Die Formulierung, dass Olaf Scholz dieses Bauwerk hinsetzen will ist unseriös und lässt das Projekt wie ein protziges Ego-Denkmal klingen. Dabei ist die Erweiterung schon seit Ewigkeiten geplant und ein Bestandteil des übergeordneten Regierungsviertels. Zudem werden die Kosten von 800 Mio. überhaupt nicht in einen vernünftigen Kontext gesetzt: Wie groß ist die Erweiterung, welchen konzeptuellen Sinn/welche architektonische Qualität/repräsentative Funktion hat das Gebäude, wird das Geld in vergoldete Wände oder in nachhaltige Klimatechnik gesteckt? Usw.

  • Die "Was könnte man mit diesem Geld nicht alles Sinnvolles tun"-Debatte halte ich für grundfalsch. Ebenso die "Es gibt Armut, aber der Staat protzt"-Debatte. Beides kann man zu allem und jedem anführen – und zur theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Staatsfinanzierung gibt es berufenere Orte als ein Architekturform

    Danke, Architektenkind! Besser hätte ich es nicht formulieren können.


    OlympiaFlo macht einen Denkfehler. Verzichtet man auf den Erweiterungsbau des Kanzleramtes, würde das definitiv nichts am Zustand von Schulen oder Krankenhäusern ändern. Deswegen beurteile ich den Erweiterungsbau in erster Linie aus architektonischer bzw. stadtplanerischer Sicht. Die hohen Kosten sind letztendlich nur ein zweitrangiges Argument.

  • Ich verstehe die Debatte nicht wirklich. Noch vor wenigen Monaten hatte sich die Ampelkoalition nochmals offiziell zum Erweiterungsbau bekannt und den unmittelbaren Baubeginn (wieder)angekündigt, das machte es bis in die landesweiten Nachrichten.
    Nach gut 25 Jahren Planung, Vorbereitungen und festen Zusagen muss jetzt auch endlich mal Schluss mit der Diskussion sein und das Ding gebaut werden, ansonsten wird alles nur noch teurer und vertrackter.
    Das Ganze komplett zu streichen, wäre hingegen eine gewaltige Verschwendung der bisherigen Zeit und Mittel, und würde zu einer sehr unbefriedigenden Situation führen. Ästhetisch unbefriedigend, weil das Band des Bundes auf Dauer ein unvollendeter Rumpf bleibt, und funktional unbefriedigend, weil man ja dennoch mehr Raum braucht.
    Der ständige Vergleich mit dem viel kleineren Weißen Haus oder der viel kleineren Downing Street ist außerdem Quatsch, weil diese Regierungsitze anderen Systemen und Funktionen zu Grunde liegen. Das Kanzleramt ist nicht so groß, weil sich darin 20 marmorne Ballsäle befinden, sondern weil sich darin gut 500(!) Büros befinden. Diese finden sich nicht im Weißen Haus oder der Downing Street, und sind ausgelagert woanders.
    Zu dem ständigen Totschlagargument "Ach, wie viele Kindergärten und Altersheime könnte man dafür bauen!", ist auch nichts mehr hinzuzufügen.