Hallo Wolke Eins,
ich war im Jahre 2003 oder 2004 (nageln sie mich bitte nicht fest) bei einer Veranstaltung der Senatsverwaltung, Stimmann klärte darin über die historischen Bezüge der Planung Leipziger Straße - Gertraudenbrücke - Gertraudenstraße bis zur Mühlendammbrücke auf. Eine Dame vom Denkmalamt war auch zugegen. Es wurde darüber gesprochen, dass die Brücke im Kaiserreich (nach ihrem Neubau) verbreitert wurde. Soweit ich mich erinnern konnte hing dies mit der Neubebauung der Gegend ab etwa 1895 zusammen. Wenn sie heute hinter das sogenannte Juwel-Palais gehen finden sie noch die ursprüngliche Bebauung, die auch wesentlich niedriger ist. Im Dritten Reich gab es Überlegungen die Gertraudenstraße deutlich zu verbreitern, in wie weit hier klare Planungen und Umsetzungen auch bezüglich der Brücke vorlagen kann ich nicht sagen, jedoch hier eine Schneise in die Stadtstruktur zu brechen wurden von der DDR wieder aufgenommen, also hier besteht tatsächlich ein Zusammenhang.
Die Damen vom Denkmalschutz war damals auch sehr selbstkritisch und meinte, dass man heute nicht mehr genau sagen kann, was in Berlin vor 1945 wirklich dem Original entspricht. Im Zusammenhang mit den Plänen die Südseite der Brücke weiter nach Süden zu verschwenken liege jeodch in der Tradition der Gertraudenbrücke. Hierbei war auch das Gespräch davon, dass man gar nicht genau sagen kann ob die Gertraudenfigur das Original ist, oder eine Kopie. Was ich auch lange nicht wusste, es gab in Berlin zwar eine krasse Zerstörung im hist. Zentrum. Allerdings gibt es in Berlin eine (für heutige Denkmalschützer noch verwirrende) Tradition von unzähligen Depots. Wie viele Gertrauden es nun gab - und das wurde auch erwähnt - ob nicht bereits im Krieg die Gertraude ersetzt wurde, ist nicht abschließend zu klären. Auch ein Grund warum der Denkmalschutz in Berlin so sehr auf die Zeit ab etwa 1949/50 fixiert ist, da ab diesem Datum die Zeitschichten und Standorte klar zuzuordnen sind. Ein spannendes Thema, hier empfehle ich ihnen Karl Pomplun "Berliner Häuser", die nach dem Krieg oft ganz wo anders wieder aufgebaut wurden, als sie ursprünglich standen. Das Nikolaiviertel spricht hier Bände.