Frankfurter Straßenverkehr - allgemeine Diskussion

  • Das sind die Konstruktionen, die in Deutschland, anders als in den Niederlanden, zu erhöhten Unfallzahlen führen, da hier die Autofahrer nicht verstehen, dass sie Abbieger und der Radler Geradeausverkehr im Kreisel sind, ergo der Radler Vorfahrt hat. Und wird der Radweg noch ein Stückchen weiter von der Fahrbahn getrennt (und sei es durch Ungenauigkeit der Bauausführung), ist das auch plötzlich nicht mehr so, auch wenn der Planer das so gedacht hatte. Da muss dann der Radler wirklich nahalten, weil das Auto Vorfahrt hat. Wenn ich mich recht entsinne war das ab 4m zwischen Radweg und Fahrbahnkante.


    Und auch auf deinem Bild hast Du vorfahrtgebende Bodenmarkierungen und zusätzlich Speed-Bumps (zumindest unten links), die offenbar auch in den Niederlanden notwendig sind, damit Autofahrer bei der Ausfahrt aus dem Kreisel aufpassen.

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    Ja, und genau bei dem "wenn" ist oft das Problem. Bin gestern erst wieder von einem Autofahrer abgedrängt worden, der trotz schmaler Fahrbahn, Mittelinsel, breit fahren etc noch an mir vorbei wollte. Aber du hast schon recht, das ist oft sicherer als Radwege mit schlecht gemachten Kreuzungsbereichen.


    Ich gehöre auch zu den sicheren und zügigen Radfahrern und mag für mich selber Verkehrsführung auf der Autofahrbahn. Mehr Radfahrer aufs Rad und damit Autos von der Straße kriegen wir aber nur, wenn wir auch die unsicheren Radfahrer überzeugen. Und das kann man sich zB in NL anschauen, wie das geht. Für Kreisverkehre zum Beispiel hier . Einer der größten Knotenpunkte der Stadt, separater, baulich getrennter Radweg, Kreuzung mit dem Autoverkehr überall (!) mit Aufpflasterungen (nicht nur Farbe!!) so gemacht, dass auch wirklich jeder daran denkt auf Radfahrer zu achten.

  • Was mir auffällt ist, dass man für solche Kreisel viel Platz braucht. Ich weiß nicht, ob man den so oft in Frankfurt hat. Auch für Fly-overs, die ich bei großen Kreuzungen für ganz praktisch halte, fallen mir nicht viele Möglichkeiten ein.

  • Der Kreisel aus Rotterdamm hat über die äußeren Radwegkanten einen Durchmesser von 45m und bedient 4 Straßen.

    Das wird in der frankfurter Situation grundsätzlich schon eng und bei den sechs ein-/ausmündenden Straßen eher unmöglich.


    Und wie oben: Wie stellen wir sicher, dass da nur holländische Autofahrer unterwegs sind, die mit dieser Art der Radverkehrsführung zurechtkommen?

  • Wenn das holländischen Autofahrer (vor Jahrzehnten?) gelernt haben dann schaffen das deutsche Autofahrer sicher auch irgendwann. Ich glaube dass uns die Argumentation, dass deutsche Autofahrer leider unfähig sind sich mit Radfahrern der Verkehrsraum zu teilen nicht weiter bringt.

  • Stimmt. Aber wieso dann unbedingt versuchen, eine Konstruktion zu wählen, bei denen sie sich den Verkehrsraum eben nicht mit den Radfahrern teilen müssen?

    Wenn Autofahrer lernfähig sind, dann ist der Kreisel, der sich an dieser Stelle realisieren lässt, doch der Weg der Wahl. Wenn man glaubt, dass Autofahrer das nicht auf die Reihe bekommen, dann hilft auch der aufwändige Trennkreisel nichts, der sich an dieser Stelle sowieso nicht umsetzen lässt.

  • Wenn das holländischen Autofahrer (vor Jahrzehnten?) gelernt haben dann schaffen das deutsche Autofahrer sicher auch irgendwann. Ich glaube dass uns die Argumentation, dass deutsche Autofahrer leider unfähig sind sich mit Radfahrern der Verkehrsraum zu teilen nicht weiter bringt.

    Wenn ich mir den Versuch Fahrrad/Auto Trennung in Bockenheim, Schloßstrasse anschaue, ich habe Zweifel ob die Verkehrsteilnehmer es in absehbarer Zeit schaffen . War selbst Augenzeuge eines schweren Unfalls, als ein sehr ungeduldiger Autofahrer einen Biker, der ALLES richtig gemacht hat, einfach über den Haufen gefahren hat.

  • Die Schloßstraße ist wirklich seit der "Umgestaltung" ein planerischer Alptraum für Fahrradfahrende. Fahre dort selbst häufiger, wenn's direkt sein soll und kann nur bestätigen, dass man fast immer weggehupt oder weggedrängt wird. Da war der Schmalspurradweg in der Dooringzone die bessere aller schlechten Varianten. Wenn die Menschen es nicht anders hinbekommen, müssen eben die Parkplätze weg. Hilft ja nichts. 100 Parkplätze weniger sind allerdings für die Anwohner eine mittlere Katastrophe.


    So geht es allerdings definitiv nicht weiter. Sonst ist der nächste schwere Unfall vorprogrammiert.

  • Eigentlich sollte es doch möglich sein, dass der Mittelstreifen mit den Gleisen auch als Fahrbahn für Autos genutzt wird. Da müsste man zwar etwas umbauen, aber dann wäre genügend Platz für einen separaten Radstreifen in beide Richtungen und Parkplätze.

  • Klar. Müsste man halt machen, das "etwas umbauen". Müsste man vorplanen, planen, vertieft planen, rechnen, Vorlagen verfassen, finanzieren und genehmigen lassen, ausschreiben, vergeben usw. Wenn man, außer ein paar Linien malen lassen, denn mal etwas gebacken kriegen würde. In Zeiten der "Klimakrise" würden sogar noch Straßenbäume rauspringen. Wenn.

  • ^ Dreh- und Angelpunkt für die Umgestaltung der Schloßstraße ist die Zukunft der Gleistrasse, sie ist ein Zwangspunkt für die Aufteilung des Straßenraums. Bleibt sie Betriebsgleis Richtung Stadtbahnzentralwerkstatt, reicht vielleicht ein Gleis. Wird die Ringstraßenbahn bis Rödelheimer Straße darüber geführt, brauchts zwei Gleise. Die Machbarkeitsstudie zur Ringstraßenbahn schlägt die Führung durch die Adalbertstraße vor, also reicht vielleicht doch ein Gleis. Neuerdings ist die Rede von einer neuen Straßenbahnlinie 13 über die Schloßstraße, Breitenbachbrücke zum Industriehof, dafür braucht man die zwei Gleise auf voller Länge. Ich weiß nicht wieviele Vorplanungen in der Schublade liegen, die aber alle nichts nützen, solange man nicht weiß, ob man mit zwei Gleisen, mit einem Gleis oder keinem Gleis plant. Und jetzt auch noch die Radwegeplanung. Eine genehmigte, bestandsgeschützte Straßenbahntrasse gibt man nicht ohne Not auf, ist sie erst mal ganz oder teilweise aufgegeben, ist sie weg.


    Unter dem ÖPNV-Aspekt kann man nur froh sein, dass noch niemand vorgeplant, geplant, gerechnet, Vorlagen verfasst, genehmigt und gebaut hat.

  • Wenn Autofahrer nicht damit umgehen können, dass sie langsamere Verkehrsteilnehmer nicht überholen können, weil dafür kein Platz ist, muss man vielleicht ihre Geschwindigkeit dort so beschränken, dass sie sie auch aufgrund der Geschwindigkeitsdifferenz nicht überholen können.


    Oder statt dessen den ganzen Strang Homburger Straße, Große/Kleine Seestraße, Appelsgasse bis zum Kirchplatz zur Fahrradstraße machen - das verlängert den "direkten" Weg von der Kreuzung mit der Robert-Mayer-Straße bis zur Kreuzung mit der Rödelheimer Straße um 250m, dort sollte die Bevorrechtigung des Radverkehrs aber weniger Probleme machen als eine dauerhafte, kontrollierte Geschwindigkeitsbeschränkung von 30km/h auf der Schlossstraße.


    Ansonsten: Der Parkplatz von Lidl in der Mitte der Schlosstraße ist von den 75 legalen Parkplätzen auf dieser Seite maximal 350m entfernt und bietet heute 55 Plätze. Darauf könnte man zwei oder drei Etagen Parkpaletten draufpacken, und damit zusätzliche 100-125 Parkplätze für Anwohner schaffen. Und Lidl hätte im EG überdachte Parkplätze, was für die Kunden auch attraktiv sein dürfte. 350m ist dort eine Distanz, die man an schlechten Tagen zwischen Parkplatz und Ziel auch laufen muss. Die Option einer größeren Quartiersgarage unter dem Kurfürstenplatz, die noch mehr Straßenrandparker aufnehmen könnte - Konzept wie im Rosengärtchen am Prüfling - scheitert an den alten Bäumen.

  • ^^

    Auch unter dem ÖPNV-Aspekt wäre es wünschenswert, dass diejenigen, die zu entscheiden haben, endlich aus dem Quark kommen. Keine weiteren Aufdielangebankschiebereien und ständig ersonnenen neuen Varianten und Visionen. Sondern konkrete Beschlüsse. Damit endlich vorgeplant, geplant, gerechnet, Vorlagen verfasst, genehmigt und gebaut werden kann.

  • Es gibt einige bekannte Problemstellen im Frankfurter Radnetz und diese werden auch in den Frankfurter Medien gerade im Sommer thematisiert.


    Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte hierzu eine Serie, bei denen Leser Problemstellen im Ostend, in Sachsenhausen, im Nordend, in Höchst und in Rödelheim benannten. Hierzu nahm die Stadtverwaltung direkt Stellung und es wird deutlich, dass einige Machbarkeitsstudien und Radverkehrskonzepte in der Mache sind.


    Bzgl. der gefährlichen Situation an der Schloßstrasse wäre vielleicht ein Hinweis an die Frankfurter Rundschau oder direkt im Mängelmelder/Ideenplattform der Stadt nötig?


    Update: Hier ist auch gleich ein Artikel aus der heutigen FR zu dem letzten Aggro-Showdown zwischen Auto- und Fahrradfahrern an der Schloßstraße.

  • Ich weiß nicht, ob das nötig ist - zu der Situation in der Schlossstraße steht gefühlt jeden zweiten Tag ein Artikel in der Lokalpresse, und es wird ja auch ständig nachgebessert, z.B. die "Sicherheitsstreifen", die für einen Radweg gehalten wurden, und dann "ausgemalt" wurden etc. Da man hier wirklich mal neue Wege geht - zumindest ich hatte das entsprechende Verkehrsschild "Radfahrer überholen verboten" noch nie zuvor gesehen - denke, ich, dass es einfach ein bisschen Zeit braucht, bis sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnt haben. Das war ja auch schon so, als sie angefangen hatten, trotz Radweges die Fahrbahn auch für Fahrräder freizugeben und die Fahrräder auf die Straße gepinselt haben. Am übelsten beschimpft, obwohl ich alles richtig gemacht habe, wurde ich dabei übrigens von einem Fahrlehrer, der gerade eine Fahrstunde gab und hinter mir war...