Die Projekte der Nürnberger Altstadtfreunde haben einen eigenen Strang verdient. Zum Einen stellen Sie jedesmal etwas besonderes dar unter dem Allerlei der Altstadtmeldungen, zum anderen werden sie von uns durchaus fotografisch ausführlich begleitet. Und damit man die Fotostrecken und Berichte gut nachvollziehen kann finde ich können wir sie in einem eigenen Strang zusammenfassen, soweit sie keinen eigenen haben (z.B. wie der Pellerhof).
Hintere Ledergasse 43
Vor einigen Tagen hatte ich mal die Gelegenheit die Großbaustelle der Altstadtfreunde in der Hinteren Ledergasse zu besuchen. In den Sozialen Medien haben die AF ja einen filmischen Rundgang platziert, der neugierig macht. Die Straßenfassade ist zwar fast fertig, aber immernoch eingerüstet. Wie es hieß ist das eine Vorsichtsmaßnahme für den Einbau des Fußbodens aus rotem Gussasphalt in das Erdgeschoss. Und weil man fürchtet, dass es Spritzer an der frisch gefassten Fassade gibt, lässt man das Gerüst ersteinmal stehen:
Im Erdgeschoss ist man bis auf den roten Fußboden weitgehend fertig:
Besonderes Augenmerk wird man dann auf das Gegenüber der historischen Bohlen-Balkendecken und dem neuen, aber hochwertigen und historisch passenden Fußboden legen können, während die Wände weitgehend neutral weiß gehalten sind. Hauptblickfang des riesigen Raumes, in dem einst eine Anwaltskanzlei einziehen wird, ist natürlich die Sandsteinsäule in der Raummitte, die vermutlich noch viel älter ist als das Haus und bereits bei dessen Neubau im Mittelalter eine Zweitverwendung erfuhr. Auch sie ist noch mit Folie für den Einbau des Gussasphalts geschützt:
Die Altstadtfreunde experimentieren sehr viel mit den historischen Farbfassungen der Holzdecken, denn es haben sich im Laufe der Jahrhunderte mehrere als "original" zu beschreibende Kombinationen erhalten, so wie hier in einem Nebenraum des Erdgeschosses:
Den Hof, der nichts weniger als der schönste Hof der Altstadtfreunde werden soll, kann man aber noch nicht vollends genießen, da er mit Gerüsten zugestellt ist. Interessant und gut sichbar sind aber die Ergebnisse der Arbeiten an der Remise.
Sie wird nicht für Wohnzwecke hergenommen, sondern dient als Lager- und Stauraum für die Bewohner, z.B. für das Unterstellen von Fahrrädern.
Der Weg nach oben ist noch nicht öffentlichkeitstauglich, denn die Holztreppe aus dem 19. Jahrhundert, die erhalten bleibt, liegt teilweise zerlegt in Einzelteilen, frisch restauriert, auf dem Fußboden im 1. OG.
Dort lassen sich dann aber tatsächlich Fortschritte erkennen, die ein baldiges Ende der Arbeiten ankündigen. Je weiter im Haus man nach oben klettert, desto weiter fortgeschritten ist der Ausbau - sicherlich auch deshalb, da je weiter man hochkommt, desto weniger historisches Material trifft man an. Hier im 1. OG fallen v.a. die restaurierten und rekonstruierten Wandvertäfelungen auf, sowie die erhaltenen und restaurierten Holzfenster:
Vom 1. OG verläuft auch ein Seitengang in die Remise, wo es weiteren Stauraum gibt. Eigentlich ein herrlicher Ort für eine kleine Werkstatt, ein Musikzmmer oder sowas. Die künftigen Bewohner machen sicherlich was hübsches damit!
Blick durch das Fenster in die Hofräumlichkeiten:
das älteste erhaltene Fenster mit barockem Vorreiber, Teil der größeren Wohnung im 1. OG:
Die Räume im 2. OG sind nochmal ein Stück fortgeschrittener:
Lichtdurchflutet und schon recht modern anmutend. Der Fußboden wird das ganze aber noch etwas "erden":
Die wohl interessanteste Wand, komplett mit Texturen aus Jahrhunderten überzogen:
sowie das Kuriosum, dass ich mir gemerkt hatte: Ein blindes Fenster, von außen durch das Saturn-Parkhaus vermauert. Der damalige Besitzer hatte sich das Recht zur Bebauung bis an die Grundstücksgrenze für 3.000 DM abkaufen lassen. Das Geld war sicherlich schnell verpufft, aber das Fenster bleibt bis in alle Ewigkeit dunkel...
Der Detailgrad historisch erhaltener und v.a. sichtarer Teile nimmt wie gesagt nach oben hin ab:
Zuguterletzt, die Dachgeschosswohnung. Ein kompletter Neubau, der weitgehend frei und kreativ geplant werden konnte, und dennoch zum altehrwürdigen Haus gut passt. Schon die enorme Blickachse in den eigenen vier Wänden ist was wunderbares. Man gehe mal mit einem Zollstock oder Laserentfernungsmesser durch seine Wohnung und messe, welche die längste Blickachse ist, die man hat. Ab 10 m wird es beeindruckend und das Gefühl des Eingeengtseins verschwindet.
Die angefügte Dachgaube nach historischem Vorbild rundet die Wohnung ab, denn wenn man erstmal soviele Treppen raufsteigen muss möchte man doch auch einen Austritt ins Freie haben, hier Richtung Süden auf die gegenüberliegende Straßenseite der Hinteren Ledergasse auf den rd. 5 Jahre alten Neubau:
Oder über den Hof Richtung Norden, an dessen Horizont man die Weltkugel auf dem Wöhrl-Kaufhaus und die Spitze des Weißen Turms sehen kann:
Die Altstadtfreunde planen eine Fertigstellung des Gebäudes um September '21 herum. Die neuen Mieter stehen schon in den Startlöchern, aber trotzdem möchte man das Gebäude nochmal der Öffentlichkeit präsentieren. Hier sind Millionen v.a. an Spendengeldern hinein geflossen, und man möchte natürlich zeigen wofür sie ausgegeben wurden. Denn wenn die Einheiten vermietet und bewohnt sind kommt nur noch derjenige hinein, der jemanden kennt, der jemanden kennt usw... Wollen wir mal hoffen, dass solche Besichtigungen zum Ende des Sommers wieder möglich sind.