Projekte der Nürnberger Altstadtfreunde

  • Die Projekte der Nürnberger Altstadtfreunde haben einen eigenen Strang verdient. Zum Einen stellen Sie jedesmal etwas besonderes dar unter dem Allerlei der Altstadtmeldungen, zum anderen werden sie von uns durchaus fotografisch ausführlich begleitet. Und damit man die Fotostrecken und Berichte gut nachvollziehen kann finde ich können wir sie in einem eigenen Strang zusammenfassen, soweit sie keinen eigenen haben (z.B. wie der Pellerhof).

    Hintere Ledergasse 43

    Vor einigen Tagen hatte ich mal die Gelegenheit die Großbaustelle der Altstadtfreunde in der Hinteren Ledergasse zu besuchen. In den Sozialen Medien haben die AF ja einen filmischen Rundgang platziert, der neugierig macht. Die Straßenfassade ist zwar fast fertig, aber immernoch eingerüstet. Wie es hieß ist das eine Vorsichtsmaßnahme für den Einbau des Fußbodens aus rotem Gussasphalt in das Erdgeschoss. Und weil man fürchtet, dass es Spritzer an der frisch gefassten Fassade gibt, lässt man das Gerüst ersteinmal stehen:


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    Vorzustand


    Im Erdgeschoss ist man bis auf den roten Fußboden weitgehend fertig:


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    Besonderes Augenmerk wird man dann auf das Gegenüber der historischen Bohlen-Balkendecken und dem neuen, aber hochwertigen und historisch passenden Fußboden legen können, während die Wände weitgehend neutral weiß gehalten sind. Hauptblickfang des riesigen Raumes, in dem einst eine Anwaltskanzlei einziehen wird, ist natürlich die Sandsteinsäule in der Raummitte, die vermutlich noch viel älter ist als das Haus und bereits bei dessen Neubau im Mittelalter eine Zweitverwendung erfuhr. Auch sie ist noch mit Folie für den Einbau des Gussasphalts geschützt:


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    Vorzustand


    Die Altstadtfreunde experimentieren sehr viel mit den historischen Farbfassungen der Holzdecken, denn es haben sich im Laufe der Jahrhunderte mehrere als "original" zu beschreibende Kombinationen erhalten, so wie hier in einem Nebenraum des Erdgeschosses:


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    Den Hof, der nichts weniger als der schönste Hof der Altstadtfreunde werden soll, kann man aber noch nicht vollends genießen, da er mit Gerüsten zugestellt ist. Interessant und gut sichbar sind aber die Ergebnisse der Arbeiten an der Remise.


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    Vorzustand


    Sie wird nicht für Wohnzwecke hergenommen, sondern dient als Lager- und Stauraum für die Bewohner, z.B. für das Unterstellen von Fahrrädern.


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    Der Weg nach oben ist noch nicht öffentlichkeitstauglich, denn die Holztreppe aus dem 19. Jahrhundert, die erhalten bleibt, liegt teilweise zerlegt in Einzelteilen, frisch restauriert, auf dem Fußboden im 1. OG.


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    Vorzustand


    Dort lassen sich dann aber tatsächlich Fortschritte erkennen, die ein baldiges Ende der Arbeiten ankündigen. Je weiter im Haus man nach oben klettert, desto weiter fortgeschritten ist der Ausbau - sicherlich auch deshalb, da je weiter man hochkommt, desto weniger historisches Material trifft man an. Hier im 1. OG fallen v.a. die restaurierten und rekonstruierten Wandvertäfelungen auf, sowie die erhaltenen und restaurierten Holzfenster:


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    Vorzustand


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    Vom 1. OG verläuft auch ein Seitengang in die Remise, wo es weiteren Stauraum gibt. Eigentlich ein herrlicher Ort für eine kleine Werkstatt, ein Musikzmmer oder sowas. Die künftigen Bewohner machen sicherlich was hübsches damit!


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    Blick durch das Fenster in die Hofräumlichkeiten:

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    das älteste erhaltene Fenster mit barockem Vorreiber, Teil der größeren Wohnung im 1. OG:


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    Die Räume im 2. OG sind nochmal ein Stück fortgeschrittener:


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    Vorzustand


    Lichtdurchflutet und schon recht modern anmutend. Der Fußboden wird das ganze aber noch etwas "erden":


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    Die wohl interessanteste Wand, komplett mit Texturen aus Jahrhunderten überzogen:


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    sowie das Kuriosum, dass ich mir gemerkt hatte: Ein blindes Fenster, von außen durch das Saturn-Parkhaus vermauert. Der damalige Besitzer hatte sich das Recht zur Bebauung bis an die Grundstücksgrenze für 3.000 DM abkaufen lassen. Das Geld war sicherlich schnell verpufft, aber das Fenster bleibt bis in alle Ewigkeit dunkel...


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    Der Detailgrad historisch erhaltener und v.a. sichtarer Teile nimmt wie gesagt nach oben hin ab:


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    Zuguterletzt, die Dachgeschosswohnung. Ein kompletter Neubau, der weitgehend frei und kreativ geplant werden konnte, und dennoch zum altehrwürdigen Haus gut passt. Schon die enorme Blickachse in den eigenen vier Wänden ist was wunderbares. Man gehe mal mit einem Zollstock oder Laserentfernungsmesser durch seine Wohnung und messe, welche die längste Blickachse ist, die man hat. Ab 10 m wird es beeindruckend und das Gefühl des Eingeengtseins verschwindet.


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    Vorzustand


    Die angefügte Dachgaube nach historischem Vorbild rundet die Wohnung ab, denn wenn man erstmal soviele Treppen raufsteigen muss möchte man doch auch einen Austritt ins Freie haben, hier Richtung Süden auf die gegenüberliegende Straßenseite der Hinteren Ledergasse auf den rd. 5 Jahre alten Neubau:


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    Oder über den Hof Richtung Norden, an dessen Horizont man die Weltkugel auf dem Wöhrl-Kaufhaus und die Spitze des Weißen Turms sehen kann:


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    Die Altstadtfreunde planen eine Fertigstellung des Gebäudes um September '21 herum. Die neuen Mieter stehen schon in den Startlöchern, aber trotzdem möchte man das Gebäude nochmal der Öffentlichkeit präsentieren. Hier sind Millionen v.a. an Spendengeldern hinein geflossen, und man möchte natürlich zeigen wofür sie ausgegeben wurden. Denn wenn die Einheiten vermietet und bewohnt sind kommt nur noch derjenige hinein, der jemanden kennt, der jemanden kennt usw... Wollen wir mal hoffen, dass solche Besichtigungen zum Ende des Sommers wieder möglich sind.

  • Ich danke dir ebenfalls für die ausführliche Dokumentation, wenngleich ich etwas neidisch bin, nicht selbst so gute Kontakte zu haben...

    Das mit dem zugebauten Fenster finde ich persönlich sehr interessant. Aber auch die Dachgeschosswohnung überrascht mich sehr, da ich mir bisher nicht wirklich vorstellen konnte, in etwas älterem als einem Jugendstilgebäude wohnen zu wollen. Das gibt aber doch den Einruck, dass auch Häuser der Zeit, die nicht gleich das Ausmaß der Jugendherberge annehmen, ganz passable Wohnräume bieten können. Tauschen möchte ich aufgrund der niedrigen Decken aber trotzdem nicht. :D

  • Ja, das verstehe ich. Deckenhöhe war auch für mich das Kriterium Nr. 1 bei der Wohnungssuche. Wenn man hoch gewachsen ist und etwas Raum über der Frisur haben möchte, dann wirds meist etwas mit Baujahr zwischen 1870 und 1920. Freunde von mir haben in ihren Wohnungen sehr oft nur nackte Lüsterklemmen aus der Decke hängen. Es ist schließlich nicht leicht eine gescheite Lampe zu finden, wenn die Decke nur 2,30m hat.


    Aber die Altstadtwohnungen der AF finden problemlos ihre Interessenten. Nicht jeder will Deckenhöhe, manche finden andere Details wichtiger.

  • Ein tolles Projekt und eine tolle Vorher-Nachher-Dokumentation. Dieses Projekt und die Baustellenbesichtigung (etwa zum Zeitpunkt des von nothor dokumentierten Vorzustands Ende 2019) waren für Anlass, auch Mitglied der Altstadtfreunde zu werden.


    Ich finde es immer schwer, die Komplexität des Gebäudes auf Fotos zu erfassen, selbst vor Ort war es noch eine Konzentrationsübung. Was ist denn zB aus dem schrägen (abgebrochenen?) Mauerstück geworden, das man bei Google Maps in der 3D-Ansicht von Süden aus ganz rechts sieht. Hat man das Gebäude hier wieder aufgestockt oder ist das ein teil der Remise?


    Einziger Wehrmutstropfen: In der Lage wird es natürlich trotz des gewaltigen Investes und der tollen Details deutlich weniger wahrgenommen als bspw. ein Pilatushaus.

  • Was ist denn zB aus dem schrägen (abgebrochenen?) Mauerstück geworden, das man bei Google Maps in der 3D-Ansicht von Süden aus ganz rechts sieht. Hat man das Gebäude hier wieder aufgestockt oder ist das ein teil der Remise?

    Das Mauerstück gehört nicht zu dem Teil, den ich in meinem Fotorundgang als Remise bezeichnet habe. Interessant aber, denn wenn man im Haus unterwegs ist erkennt man diesen Teil der Hofseite nicht, und vom Hof aus kann man den auch nicht sehen. Vielleicht kann man erkennen was daraus geworden ist wenn das Projekt fertig ist.

  • Vielen Dank fuer die Bilder!


    Ich wollte wissen, ob meine Erinnerung stimmt und der AF gezwungen war auf Sichtfachwerk in den oberen Stockwerken zu verzichten?

    Denn bei den Bau waren oben keine Aussenwaende. Nur offense Gefache damit die Lederwaren haengen und trocknen konnten.

    Ich Weiss noch, dass die AF zuerst vorne Galerien hinter dem Fachwerk machen wollten. Dies wurde untersagt. dann wollte man die Galerien

    schliessen aber das Fachwerk sichtbar halten. Jetzt sieht man auch kein Fachwerk von der Strasse. Dazu muss man wissen, dass der AF

    Verein auch das Haus links davon saniert hat das baugleich ist. Man wollte mal das uerspruengliche Aussehen und die Nutzung zeigen

    da beide Bauten baugleich sind. Dies hat ja leider nicht funktioniert. Ich Weiss aber jetzt nicht die Einzelheiten, ob die Stadt, der Denkmalschutz

    oder einfach die realitaet dies verhindert haben. Weiss jemand genaueres?

  • ^

    Ja, ursprünglich hatten sich die Altstadtfreunde vorgenommen, die oberen beiden Stockwerke wieder so herzustellen, wie sie einst, vor der Gründerzeit, als Trockenräume für gegerbtes Leder gewesen sind. Da war der Denkmalschutz aber dagegen und man lenkte ein. Nicht zuletzt, weil die oberen Stockwerke dann sicherlich auch schwer zu nutzen gewesen wären und ggfls. technisch viel komplizierter zu erstellen wären. Also kam man dann auf die Idee, das frühere Fachwerk durch Putzritzungen sichtbar zu machen, und hatte das so der Öffentlichkeit damals auch mit einem Probestück vorgestellt, während die Substanz bzw. Struktur des Gebäudes unverändert geblieben wäre. Aber auch das hat der Denkmalschutz abgelehnt und bestand darauf, dass das Gebäude so erhalten werden muss, wie es war. Nun haben wir wie gehabt in den oberen Stockwerken eine einfache Putzfassade mit recht einfacher Struktur.


    Leider ist es hier auch so wie so oft in der Altstadt, dass der ästhetische Wert des Ensembles in der Hofseite liegt und von der Straße aus kaum sichtbar ist. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man den fertigen Hof noch zu Gesicht bekommt bevor das alles Privatgelände wird.

  • Update Hintere Ledergasse 43, fotografiert von mir am 22.05.2021


    Abgerüstet zeigt sich das wunderbare Haus nun in voller, gediegener Pracht. Wenn man bedenkt wie das mal aussah!

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    Die Hintere Ledergasse könnte durch weitere Haus-Sanierungen, hochwertiger Bebauung der letzten Lücken und Straßenumgestaltung ein echtes Schmuckstück werden. Hier steht noch so viel spannende Bausubstanz. Als Scharnier zwischen Einkaufsmeile südlich und Touri-Hotspots nördlich ist die Lage auch vielversprechend...



    Tiergärtnertorplatz 3, fotografiert von mir am 22.05.2021


    Streng genommen kein Projekt der Altstadtfreunde, sie halfen jedoch beim Dachwiederaufbau nach dem Brand im vergangenen Jahr an kleiner aber entscheidenden Stelle mit. So wurde der mittige Erker so hergestellt, wie er vor den Kriegszerstörungen aussah...


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    d.

  • Im aktuellen Newsletter freuen sich die Altstadtfreunde, dass wieder Besuchsaktivitäten möglich sind, u.a. ist der Pellerhof wieder zu besichtigen.


    Ebenso wird ein Rundganu durchs uns in das Pilatushaus am 10. Juli angeboten, es sind noch Plätze frei. Ich kann die Führung nur empfehlen, noch gibt es am Haus Zahlreiches zu sehen. Durch die weitgehende Entkernung aufgrund der statischen Probleme damals ist viel Originalsubstanz sichtbar geworden, ebenso ist es konstruktiv sehr interessant. Und natürlich die Aussicht von oben, die eine Wucht ist (Anmeldung im Büro der Altstadtfreunde):






    Sehr zu empfehlen!

  • Die Hintere Ledergasse 43 hat ja schon den Auftakt dieses Sammel-Strangs gebildet. Heute gibt es in der Online-Ausgabe der Nürnberger Nachrichten einen Artikel und eine Bildergalerie zu diesem (fast) fertiggestellten Projekt. Außen wie innen sieht das alles wirklich gelungen aus. Toll. Der Innenhof ist ein Schmuckstück und mir gefällt dabei neben der Wiederverwendung alter Quarzit-Steine auch, dass man durch die Art der Pflasterung eine Bodenversiegelung vermeidet.


    https://www.nordbayern.de/regi…aum-verwandelt-1.11319009


    Insgesamt eine Wiederherstellung auf die die Altstadtfreunde wirklich stolz sein können. Und auch das Spenderherz schlägt dabei höher. Und ebenfalls erfreulich: Da diese auch finanziell große Herausforderung nun bald geschafft ist, werden Kapazitäten frei für das nächste Vorhaben. Bin gespannt, was das sein wird. Eventuell doch der Wiederaufbau des Schwarzen Pellerhauses? Oder das Pilatushaus? Ich hoffe letzteres.


    Mich würde aber auch mal freuen, wenn man Stadtreparatur betreiben würde wie z.B. beim linken Nachbarhaus der Wirtschaft "Schranke" (siehe das 2. Bild im letzten Beitrag). Da scheint ja noch Originalsubstanz vorhanden zu sein, nur so verhunzt, dass das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist.

  • Hintere Ledergasse 43

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    Am vergangenen Wochenende haben die Altstadtfreunde zur großen Schau ihres bislang aufwändigsten Fachwerkhausprojektes eingeladen, und es kamen reichlich Schaulustige. Denn anders als der Pellerhof wird dieses Haus bald von Mietern bezogen und für die breite Öffentlichkeit damit unzugänglich sein. Und immerhin haben tausende Mitglieder und Spender für die Rettung des Gerberhauses gegeben, und möchten ja auch mal in Augenschein nehmen, wofür es investiert wurde. Ich habe mir am Sonntag Vormittags die Zeit genommen und das beeindruckende Haus inspiziert. Wie bei allen bisherigen Besichtigungen betritt man das Gebäude durch die Eingangshalle, in der der Blick zuerst auf die mächtige Bohlenbalkendecke fällt. Der gewaltige Längsbalken trägt die gesamte Holzbalkendecke und ist entsprechend mächtig ausgefallen. Die großflächigen Seiten sind mit einer historischen Bordüre geschmückt, die im Zuge der Restaurierung wiederhergestellt wurde:


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    Läuft man durch die Halle Richtung Hof und blickt zurück, fällt jedoch auf, dass der Balken im Bereich des Treppenaufganges aufgeschnitten wurde, damit die lichte Durchgangshöhe zunimmt. Im Gespräch erfährt man dann, dass der Balken nur noch eine verkleidung ist, und die Decke von einem dahinterliegenden Stahlträger gehalten wird. Sonst wäre der Ausschnitt im Treppenbereich natürlich nicht möglich gewesen:


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    Der Hofbereich! Meines Erachtens bei diesem Projekt wesentlich spektakulärer und bedeutender als die zurückhaltend-schlichte Straßenfassade. Die gefache sämtlichst im "Nürnberger Rot" mit passend rotbraun gestrichenen Holzteilen:


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    Was für ein wohtuender Anblick, vor allem dann wenn man den Zustand noch von vor 5 Jahren oder länger vor Augen hat.


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    Im Erdgeschoss des Vorderhauses haben die Altstadtfreunde einen sogenannten "Gußasphalt" als Fußbodenbelang eingebracht, der von der Oberfläche her die Qualilät eines Terrazzo-Bodens mitbringt. So konnte ein ganz edler, fugenloser Fußboden realisiert werden. In der Mitte steht die Granitsäule, von der schon immer gesagt wurde dass sie vermutlich eine Zweitverwendung sei. Aber bis heute hat man nicht ermitteln können woher sie ursprünglich stammte. Nun, in diesem Raum ist sie mindestens seit 400 Jahren:


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    Mit einem Glasbodenfenster hat man den Blick in einen der ehemaligen Gerberbottiche ermöglicht. Leider verhindert das Kondenswasser den Blick in die Tiefe.


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    Doch gehen wir rauf und schauen uns die nagelneuen Wohnungen an. Die kleinere Wohnung im ersten OG ist eine der wenigen ohne Austritt. Dabei ist sie als die alte Wohnstatt der wohlhabendenen Gerberfamilie reich an historischen Details, mit barocken Türen, Zimmerdecken und vertäfelten Wänden:


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    Ein modernes Bad schließt sich direkt an das Schlafzimmer an:


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    Die größere der beiden Wohnungen im 1. OG bietet eine zentral gelegene Küche mit einer lauschigen Terrasse zum Hof mit Fenster zum Schlafzimmer:


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    Und auch hier ein top modernes Badezimmer:


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    Über das zentral gelegene Treppenhaus geht es nun weiter hinauf. Im Bild hinten ist eine Tür zu sehen, die über einen Laubengang zu den Obergeschossen in der Remise im Hof führt.


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    Gehen wir mal dorthin. Unterwegs der Blick zur eben besuchten Terrasse:


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    Die Remise sollte nach den Plänen der Altstadtfreunde ebenfalls Wohnraum werden. Hier hätte sich gewiss ein sehr gemütliches, zurückgezogenes Mikroappartment einrichten lassen. Die Brandschutzbestimmungen haben dies jedoch verhindert: Die Fluchtwegeproblematik war nicht lösbar. Nun werden die Räume weitgehend im Originalzustand belassen und stehen den Bewohnen als gemeinsame Nutzfläche zur verfügung. Wer weiß was die daraus machen werden? Das 1. OG mit Treppe in den Spitzboden:


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    Und zack, obwohl nicht Teil der Führung wollte ich trotzdem mal ein Blick rauf werfen. Nicht schlecht, die hohe Decke. Ein Rückzugsort, der die Phantasie anregt:


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    Zurück im Haupthaus nehmen am dem 2. OG die historischen Details in den Wohnungen immer mehr ab. Die Substanz beschränkt sich hier im Wesentlichen auf das Gebälk und Einbauten aus dem 19. jajrhundert. Viel Wert wurde auf den Einbau passender Holzfenster gelegt, von denen ich allerdings keine Detailaufnahme habe. Die Wohnungen sind zunehmend heller, und moderner, aber auch niedriger. Alle Wohnungen haben Austritte, in der Regel sind das stattliche Terrassen. Einige Eindrücke:


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    Der Blick über die Dächer auf den Globus am Kaufhaus Weißer Turm:


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    Und zuletzt der Treppenaufgang in die großzügige Dachgeschosswohnung:


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    Die weitläufige Wohnung bietet viel Fläche und viel Licht:


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    Der nach Norden ausgerichtete Gerbererker bietet einen stets schattigen Austritt ins Freie, auch in heißen Sommern:


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    Es ist einfach wunderbar dieses Haus in diesem hergerichteten Zustand zu sehen. Es wirkt auf mich persönlich heilsam, es zeigt, dass man im Prinzip alles retten kann, wenn man nur will. Abräumen und neu Bauen kann jeder, aber sich Gedanken machen wie man das vorhandene so umgestalten kann, dass es immernoch die Ausstrahlung des originals hat und trotzdem nach heutigen Vorstellungen nutzbar ist, das ist Baukunst. Oder besser die Kunst des Sanierens. Freilich, die Wohnungen sind etwas für Liebhaber. Ob man einer ist weiß man aber bereits nach wenigen Sekunden im Gebäude und ich bin sehr froh hier nochmal rein gekommen zu sein. Im Jahr 2012 bin ich in in der Hinteren Ledergasse 43 den Altstadtfreunden beigetreten (hier der Beitrag von damals mit Vorher-Fotos) und daher freue ich mich sehr dass es so gut geworden ist und dass es nun mit dem Besichtigungstermin doch geklappt hat.


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  • Ich finde das Ergebnis ganz hervorragend! Allmählich wird aus der Straße wieder was. Lange sahen viele die Ecke als verlotterten Durchfahrtsbereich, dabei stehen hier ziemlich viele originale Altstadthäuser auf engem Raum. Das nun sanierte war wahrscheinlich das mit dem größten Sanierungsbedarf. Ein paar Hausnummern weiter könnte man jedoch direkt weiter machen. Das Eckhaus an der Hutergasse (stand (und steht vielleicht noch) zum Verkauf...


    nothor - Vielen Dank für die super Fotos!


    d.


  • Das Großprojekt der AF in der Hinteren Ledergasse 43 dürfte nun vollständig beendet sein. Der seinerzeit unter dem neuzeitlichen Putz gefundene Schriftzug "Geflügelmastanstalt S. Geiringer" wurde nun wieder aufgemalt. Er erinnert an die Zeit der Gänsemast, die in der Remise im Hof des Anwesens für viele Jahre betrieben wurde. Damit dürfte dieses kräftezehrende Sanierungsprojekt der Altstadtfreunde Nürnberg noch in 2021 zuende gebracht worden sein. Es ist wirklich toll geworden:


  • Was wir trotz reger Forumsaktivität noch gar nicht thematisiert hatten in den letzten Tagen, obwohl es die m.E. schönste Meldung ist: Die Altstadtfreunde haben sich mit der Stadt Nürnberg auf einen Erbpachtvertrag über 60 Jahre für das Pilatushaus geeinigt. In der Druckausgabe der NN gab es dazu am Freitag letzter Woche einen Artikel, der auch im Netz verfügbar ist, leider hinter der Bezahlschranke:


    https://www.nn.de/nuernberg/pi…erung-beginnen-1.11829211


    Offenbar kann es schon ab 2023 mit der Sanierung losgehen. Einmal im Monat gibt es außerdem Führungen, immer am zweiten Mittwoch des Monats um 16 Uhr. Sehr lohnend! Photos aus dem Hausinneren gibt es ja oben im Strang.


    Ein eigenes Spendenkonto für dieses Großvorhaben und bisher bedeutendste Objekt der Altstadtfreunde ist ebenfalls schon eingerichtet. Darf man die Bankverbindung hier eigentlich im Forum publik machen?


    Edit: Ich merke grad, dass ich vom unübersichtlichen Mobilgerät aus nicht ganz den richtigen Strang erwischt hab. Pilatushaus-Beiträge mit Photos finden sich v.a. im allgemeinen Thema Lorenzer und Sebalder Altstadt. Vielleicht könnte man jetzt, wo es konkret wird, einen eigenen Projektstrang aufsetzen?

  • Ich würde keinen eigenen Projektstrang aufsetzen, denn ich denke nicht dass es so rasant vorangehen wird, dass er dauerhaft vorne auf dem Dashboard bleibt. Sollte dieser Strang aber faktisch nicht reichen aufgrund der Fülle an Meldungen zum Pilatushaus, dann kann man das jederzeit nachholen.


    Ich persönlich freue mich auch über diese Meldung. Spontan finde ich 60 Jahre Erbpacht irgendwie wenig, aber das Ende dieses Vertrages erlebe ich nur, wenn ich über 100 Jahre als werde. Realistisch gesehen bleibt das Gebäude wohl Zeit meines Lebens bei den AF! Wir werden aber wohl auch sehen, dass die anstehende Sanierung für die kommenden 60 Jahre bestimmt nicht die Letzte sein wird. Das alles ist aber auch irgendwie egal, wenn man bedenkt was die AF hier vorhaben: Ein Büro im Dachgeschoss, von dem aus es ja schöne pittoreske Aussichten gibt und Gastronomie im Erdgeschoss, die das Bieramt bestimmt gut ergänzen wird. Und die Wohnetagen sollen wohl an Künstelr usw. gehen, also Nutzer, die kein Problem mit dem belebten Platz vor dem Fenster haben werden.

    Dem Gebäude wird wohl ein goldenes Zeitalter bevorstehen. Ich finds super!


    Übrigens, Kontonummern würde ich hier nicht posten, aber man kann die Seite der AF verlinken: Klick! Sicher wird man dort bald das Spendenkonto für das Pilatushaus finden können. Im Newsletter der AF stand ja, dass das bereits häufig erfragt wurde.

  • Wieder was Erbauliches von den Altstadtfreunden: Das Erich-Mulzer-Haus in der Weißgerbergasse wurde jüngst renoviert. Die Verputzflächen auf den Gefachausmauerungen, die als Kissen ausgebildet waren, sind schadhaft gewesen. Ich vermute man hatte damals nicht den richtigen Putz dafür genommen, sondern irgendwas modernes, das zu hart war und die Spannungen des Untergrundes nicht mitgegangen ist. Der neue Verputz erscheint mir etwas flacher ausgeführt. Und ich hoffe der hält diesmal so lange wie die historischen Putze hielten:



    Und, die Altstadtfreunde haben sich einen historischen Ausleger gegönnt. Darüber hatte schon der E-Mail-Newsletter vom 6. Oktober berichtet. Der Ausleger ist ein Flohmarktfund und war einst Werbeträger einer Berliner Metzgerei. Der Baldachin, auf dessen Oberplatte der Greif steht, ist Original und hat wohl mal eine Sau getragen, die aber verloren gegangen war. Den Greif, das Wappentier des Vereins, hat der Metallbildhauer Adolf Held aus Schwarzenbruck aus zwei Hälften getriebenen Kupferbleches hergestellt und anschließend miteinander verbunden. Herr Held hat auch schon die phänomenalen Wasserspeier in Drachenkopfform für den Pellerhof hergestellt.

    Der Kunstschmied Thomas Strieder aus Fürth hat das dann alles zu dem fertigen Ausleger zusammengefügt und farbig gefasst. Schönes neues Detail für die Altstadt: