Spree Flussbad

  • gerne auch die Karl-Marx-Allee, da bin ich voll dafür.

    Sorry für off-topic, aber: KMA in Kombination mit dem Hansa-Viertel – das wird gerne übersehen, finde ich aber entscheidend. Zwei völlig unterschiedliche Wiederaufbau-Projekte, die zur selben Zeit in der gleichen Stadt entstanden. Nur zusammen ist das einmalig. Für spätstalinistische Prachtstraßen allein gibt es anderswo beeindruckendere Beispiele...

  • Ich bin etwas irritiert, in den Journallien wirkte es so als ob das Projekt von politischer Seite bereits durchgewunken worden wäre und im hübschen zugegebener Masssen eher werbendem schwammigem Pamphlet das camondo dankenswerter Weise verlinkt hatte - las es sich so als ob man mit den Anrainern alles einträchtig beschlossen hätte und wie toll das doch alles wäre - es Gab doch schon Ausformulierte Planphasen sogar die Dombaumeisterin soll sich für das Bad engagiert haben - und nun sträuben sich alle sowohl Dom, SPK und Denkmalschutz. Was ist denn da nun los - ist da jemand wem auf den Fuß getreten oder waren alle Beteiligten komatös.

  • Danke für die Verlinkungen des recht aufschlussreichen Artikels.


    Der Grad der Tendenz, seine manipulativen Überspitzungungen, die selektiven zurechtgelegten, aufgerufenen Bilder und eine latente Neigung zur Desinformation empfinde ich selbst nicht als unaufdringlich. Herr Maak schreibt hier merklich als Meinungsmacher und Interessent für das Team um Edler, was sowohl in der starken Einwebung der Zitate von Edler und den Ausgiebigen Querverweisen zu Existenten und historischen Beispielen, und dem subtilen dekonstruieren der Gegenseite sehr deutlich wird.

    Er lässt es sich nicht nehmen Herrn Parzinger, Frau Kahlfeldt oder Herrn Boddien vorzuführen.


    Was hat die Abwegige Gedankenspielerei 50 Räume innerhalb des Humboldtforums für eine Rekonstruktion in Erwägung zu ziehen, weil das potenziell umsetzbar wäre jetzt mit der Diskussion um das Flussbad zu tun?


    Herr Maak hat ein weltanschauliches Problem mit dem Schloss das wissen wir, ein hochindividueller Nebenkriegsschauplatz der hier für mich nicht zielführend ist und eigentlich nicht mehr ist als ein Suchen nach Dreck in einer fremden Baustelle.


    Ich empfand den kritischen Verweis auf das interaktiv angelegte Einheitsdenkmal als Produkt einer Eventagentur und die sich ergebende Wechselbziehung zu einem Flussbad mit aufblasbaren Krokodilen bemerkenswert.

    Auch das pendeln zwischen, unterhalb Museumsinsel zu Füßen des HF und Friedrichsgracht - verunklart für mich etwas die Konfliktbereiche.


    Ich konnte durchaus dem Verfasser in manchen Einschätzungen folgen und zustimmen.

    So teile ich das Szenario, einer sich verändernden Gesellschaft durch die Digitalisierung und ihre Auswirkung auf den Urbanen Raum ebenso, wie die Auswirkung des Klimawandels auf die Lebensqualität in einem großflächig versiegelten, versteinertem Stadtraum und im allgemeinen das wiederheranführen

    der Stadtgesellschaft an ihr kulturelles und historisches Zentrum.


    Sich bei den Bedenken, auf die Störung von sich im Wasser spiegelnder ehrwürdiger Architektur zu beschränken, lose negative Schlagworte wie Verprollung, Kulturverfall, Entweihung aufzuzählen, wirkt auf mich nicht nur gefällig verkürzt, sondern lässt die ausschnitthaft dargestellten Bedenken

    wie snobistische Weicheierei erscheinen und stimuliert unweigerlich eine Gegenhaltung zu kritischen Positionen nur um ihrer Selbst Willen.


    Aufgerufen wird zudem das antiquierte Bild gravitätisch schreitender, wohlgekleideter Flaneure die dem Ideal artiger, fürsorglicher Vitalität, Lebensfreude und demokratischer Vielfalt entgegengestellt wird.

    Beides sind nichts weiter als instrumentalisierte Klischees.


    Ich habe nicht eine Einzige Meinung oder Befürchtung von Seiten der Anwohner die es ja auch gibt, herauslesen können - wie ist deren Haltung hierzu?


    Wie stellen sich die Angesprochenen Badegäste der Fischerinsel das Projekt vor, spricht es sie an in der Friedrichsgracht abzutauchen oder legen sie gar keinen Wert auf eine repräsentative, steinerne Umgebung?

    Dass Professoren, Mitarbeiter der Institutionen vor Ort und Studenten diese nächstmögliche Gelegenheit begrüßen ist absolut verständlich.

    Der Autor geht hier nicht näher darauf ein, man könnte zumindest auf die Idee kommen dass hier vielleicht doch die Bewohner der Fischerinsel als egalitäres Feigenblatt, eines vielleicht doch eher elitären Projektes herhalten müssen.


    Gibt es Argumente die, die Befürchtung von Übermut und Übergriffen auf die sensible Substanz vor Ort entkräften?


    Gibt es Reale Einschätzungen, in welchem Maße sich vitale Menschenansammlungen hier äußern und welche Dynamiken daraus entstehen?


    Gibt es Ideen und entsprechende Vorkehrungen hierzu?


    Hebt man den gültigen Denkmalschutz für die Uferbefestigung von Schinkel zu Gunsten der Rampen und Treppen für das Bad auf? Gibt es hier Möglichkeiten der Kompromissfindung?


    So wie sich das auf den Visu darstellt scheint die Museumsinsel nur peripher für das Projekt relevant zu sein- bedenken hätte ich persönlich vorrangig in Bezug auf die Schlossbrücke und auf die abstrahlende Magnetisierung von Übermut und Aggression, die gerne aus größeren launigen Menschenansammlungen heraus erwachsen.


    Die Brücke war bereits in der Vergangenheit durchaus Opfer von Vandalismus - würde sich das evtl. Vervielfachen?

    Wie beugt man diesem vor?


    Was macht den Ort so unverhandelbar

    oder geht es nicht vielmehr eher um die Geste, das schlachten einer altbürgerlichen heiligen Kuh zu Gunsten einer idealistischen Träumerei fiebriger Stürmer und Dränger.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Ich glaube Niklas Maak hat sich hier im Forum inspirieren lassen. Ich hatte schon beim letzten Artikel von ihm das Gefühl, dass er hier mitliest ....


    Das Flussbad am konkreten Ort ist eine Schnapsidee. Die Zusammenballung von Kultur auf der Museumsinsel, Religion im Berliner Dom, Wippe-Nationaldenkmal, Wissenschaft an der ESMT, Außenministerium und jetzt auch noch Freizeit erscheint mir einfach unwürdig.


    Ich habe auch Zweifel ob das Bad wirklich so populär werden kann. Im heutigen tiefliegenden Spreearm kommt wenig Sonne an. Ohne Gastronomie, Liegewiese und Grün wird das kaum ein Selbstläufer. Und wer sollte eigentlich die Zielgruppe sein, die hier ein paar Bahnen zieht ?


    NeeNeeNee. Es hat schon einen Grund warum das Ding 20 Jahre keine Fortschritte erzielt hat. Es gibt zig lauschigere Flecken in Berlin an denen sich ökologisch UND hygienisch ein Flussbad-Plätzchen besser einrichten ließe.

  • Ich habe mich mit dem erwähnten „Offenen Brief“ des Berliner Doms zum Flussbad beschäftigt, und ich finde ihn doch sehr fragwürdig. Merkwürdig ist schon, dass der Brief auf der Website des Berliner Doms überhaupt nicht erwähnt wird. Daher stellt sich mir die Frage, ob der Brief überhaupt von der gesamten Domgemeinde getragen wird oder ob er nicht eine unabgestimmte Aktion einzelner Gemeindemitglieder war.


    Den „Offenen Brief“ habe ich dann auf der Seite des Flussbads gefunden, zusammen mit einer Antwort des Flussbad e.V..

    https://www.flussbad-berlin.de…-466ad7b55ea9?version=1.0


    Die in dem „Offenen Brief“ vorgebrachten Argumente finde ich wenig überzeugend. Die Behauptung, dass das Flussbad die religiösen und kulturellen Aktivitäten des Doms stören würde, finde ich völlig abwegig, da der Dom durch das Flussbad überhaupt nicht tangiert wird. Dann wird behauptet, dass das Flussbad den historischen Gebäudebestand gefährden würde. Auch dieses Argument kann ich nicht nachvollziehen, da die Eingriffe für das Flussbad relativ gering sein werden. Das Staatsratsgebäude wird nicht gefährdet, wenn nebenan eine Treppe für das Flussbad entsteht. Das gleiche gilt für das Alte Museum.


    Das einzige Argument, das ich überhaupt für nachvollziehbar halte, sind Bedenken wegen der Wasserqualität der Spree. Doch hierzu erklärt die im FAZ-Artikel zitierte Brief-Initiatorin Petra Kahlfeldt, dass sie ja grundsätzlich für ein Flussbad ist, dass sie nur die konkrete Stelle ablehnt. Dieses Argument leuchtet mir aber nicht ein. Denn welcher Standort an der Spree sollte denn besser geeignet sein? Die andere Seite der Spreeinsel scheidet für mich aus, weil hier in normalen Zeiten ein Schiff nach dem anderen fährt und dass Baden deshalb ziemlich gefährlich wäre. Ebenso stark frequentiert ist der gesamte Bereich zwischen Mühlendammschleuse und Kongresshalle. Da erscheint mir der Spreekanal am besten geeignet zu sein.


    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass hier einzelne Akteure den Dom benutzen, um letztendlich ganz private Vorstellungen von einer wünschenswerten Mitte durchzusetzen.

  • Der einzig wirklich stichhaltige Grund gegen das Flussbad zu sein, ist die Entehrung des Zentrums des heiligen Preußentums, die damit einhergeht: Sich amüsierende, badende, leicht bekleidete Menschen, das unbeschwerte Berlin der Nachwendezeit in eine Manifestation auf der Schlossinsel.


    Aber das sagt natürlich niemand.

  • Also was ich aus dem Brief herauslesen ist dass die Anrainer sich sehr wohl über Jahre hinweg auf die Idee des Flussbades eingelassen haben - der Dom schreibt davon, dass er abschließend, mit allen öffentlichen Institutionen für die dieser Eingriff relevant ist - sei es Denkmalschutz, die SPK und ihre Museen, die Vertreter der UNESCO und bürgerliche Initiativen zur Stadtentwicklung, nicht vom Projekt überzeugt werden konnten.


    Ich glaube der Begriff der Entehrung des Heiligen Preußentums trifft hier absolut nicht zu - sucht man Bedindlichkeiten die um ihre Würde bangen müssten, hätte sich die Einheitswippe die sowieso schon Gefahr läuft zum Touristenkarussell zu mutieren am ehesten Sorgen machen müssen.

    Die wäre auch am dichtesten dran und ihr Sockel wäre auch als Sprungturm gut geeignet.


    Das gravierendste Problem was die Institutionen mit der gereiften Entwicklung des Flussbades haben dürften, wäre neben den nicht abschätzbaren menschlichen Auswirkungen auf die Substanz wohl der bauliche, ökologische und optische Eingriff vor Ort.

    Das lässt sich im Nachhinein auch nur schwer revidieren und scheint für einen eher launigen saisonalen Effekt eben auch unverhältnismäßig.


    Beim betrachten der visus stellte sich mir die Frage ob die Anwohner ihren Ausblick aufs Wasser leichten Herzens gegen eine Sumpf und Schilflandschaft eintauschen würden nur damit dann am Staatsratsgebäude jemand ins Wasser springen kann.


    Warum hört man von denen nichts, bleiben die ungefragt?

    Gibt es vielleicht sogar Initiativen für das Flusbad aus diesen Reihen? Ich meine die Auswirkungen auf das Umfeld sind doch erheblich warum hört man von dieser Seite nichts.


    Solche Bewüchse wirken wie ein Rechen in denen sich über mehr kurz als lang allmöglicher Unrat verfangen dürfte.

    Da bauen sich Biotope auf, inklusive Mücken.

    Wie schätzen Garten und Landschaftsplaner diese Siruation ein?


    Das Szenario muss man sich mal ausmalen - für eine Badestelle im schicken Ambiente - versumpft und verschilft man, zu Füßen von Großen hässlichen Plattenbauten, die Spree, die dann absehbar mit Müll der Luxusbadestelle dekoriert und obendrein von Blutsaugern bevölkert wird.

    Was für eine Metapher.

    Aber man hat zumindest seine hedonistische Insel der Glückseeligkeit.


    Ich halte das Projekt eingedenk der laaaaangen Zeit der Planung bis heute für unausgegoren und das wird auch der Grund sein warum sich einige Beteiligte davon zunehmend abwenden.


    Die städtische Politik hat das letzte Wort und scheint weiterhin wohlgesonnen und mit im Boot, daher sind die Messen hierzu längst nicht gesungen und all denen, denen das Flussbad eine Herzenssache ist dürften zuversichtlich genug sein ihr Projekt doch noch umgesetzt zu bekommen.

    Völlig unabhängig von den Befürchtungen und Bedenken der unmittelbar betroffenen.


    Ich halte hier Diffamierung, Häme und Bitterkeit gegenüber den Anrainern nur weil sie nicht überzeugt werden konnten daher für unangemessen.


    Es gibt hier auch keine Punkte auf der Rechthabenseite sondern sich nur abwägende Argumente - zu welchem Ergebnis man hier kommt wird sich erweisen ebenso wie Nachhaltig und triftig diese sind, ob und bei welcher Umsetzung auch immer.


    Ein Bürgerentscheid hätte hier vermutlich mehr Linie gegeben mit welcher Energie diese Projekt vorangetrieben wird.

    Der recht private, individualistische

    Interessencharakter eines Vereines dürfte denkbar ungeeignet sein um ein repräsentatives Meinungsbild zu einem derartig Stadtbildbeeinflussenden Projekt abzuliefern.


    Ich meine das nimmt doch auch Einfluss bis auf die Situation um die Mühlendammbrücke - hier existieren städtische Verzahnungen und eine ganze Reihe von Städtebaulichen Aspekten und Planungen die früher oder später involviert werden müssen.


    Das Flussbad bildet eine Option ab die wichtige Fragen der städtebaulichen und ökologischen Zukunft, der Reaktivierung, Rückführung an die Stadtgesellschaft und Revitalisierung von Städtischem Raum aufwirft.


    Das Problem sind wohl auch nicht unbedingt die Freudigen Planscher und die sich eincremenden Halbnackten wer sich daran stört ist in Berlin sowieso falsch.

    Das konzeptionelle Manko liegt in den übersteuerten Städtebaulichenden Auswirkungen die eine eher saisonal effektive Flussbadeanstalt in dieser unverhältnismäßigen Form mitsichbrächte.

    Das sind keine mal so eben wieder abschiffbaren Pontons und der Zuspruch der Anrainer war auch an der reversiblen Eigenschaft des Bades geknüpft.


    Dies entbehrt aber den angestrebten eher repräsentativen Markierungen und der städtebaulichen Einflussnahme, die der Initiative äußerst wichtig zu sein scheint.

  • ElleDeBE Ich kann mich Deiner Bewertung des verlinkten Artikels in keinem einzigen Aspekt anschließen. Tendenziös und unausgewogen wären mE die treffenderen Attribute. Da werden munter Pappkameraden aufgebaut, an denen man sich dann abarbeiten kann. Auch die Äußerungen der Kritiker werden entsprechend zugeschnitten und verengt, bis es ins Bild passt. Dass dieser Artikel angeblich auch die Positionen im Forum angemessen spiegelt, empfinde ich hingegen als fragliche Darstellung.


    Tomov Respekt, dass Du den Artikel so knapp und präzise paraphrasierst. Und chapeau, dass offenbar auch Du so genau einschätzen kannst, weshalb Andere für oder gegen etwas sein können.

  • Die Darstellung von Tomov ist natürlich bewusst bösartig und wendet den bewahrenden Gedanken, der eben im Weltkulturerbe steckt, gegen dessen Freunde, indem er die Heiligung Preußens unterstellt. Diese Art des Antikulturkampfes gibt es so vermutlich nur in Berlin.

  • Ich würde gern mal eine Darlegung bekommen, welche Anrainer gegen das Flußbadprojekt sind.


    Das DHM ist jedenfalls nicht dagegen, genausowenig das Humboldt Forum, die ESM stellt ihren Randstreifen für die Open Air-Präsention zur Verfügung. Die Denkmalschutzbehörde hat meines Wissens keine Einwände. Das Auswärtige Amt, die Stiftung Bauakedenie, die Staatlichen Museen, die Bertelsmannstiftung und die WBM haben sich auch bisher nicht negativ geäußert. Wenn ich es richtig verstehe hat ein Mitglied des Fördervereins Berliner Dom negativ über das Projekt geschrieben.


    Nur ist der Berliner Dom für mich, ehrlich gesagt, kein direkter Anrainer.


    Ich, als Anwohner, freue mich jedenfalls auf das Flußbad.

  • Ich würde gern mal eine Darlegung bekommen, welche Anrainer gegen das Flussbadprojekt sind.


    Das DHM ist jedenfalls nicht dagegen, genauso wenig das Humboldt Forum, die ESM stellt ihren Randstreifen für die Open Air-Präsentation zur Verfügung. Die Denkmalschutzbehörde hat meines Wissens keine Einwände. Das Auswärtige Amt, die Stiftung Bauakademie, die Staatlichen Museen, die Bertelsmannstiftung und die WBM haben sich auch bisher nicht negativ geäußert.

    Habe netterweise mal kurz recherchiert.


    1) Zu Deiner Frage:

    Die ESM ist offiziell für das Projekt, verfolgt dabei laut Herrn Edler aber womöglich auch eigene Interessen (und wollte den Pachtvertrag mit Edler eigentlich auch schon kündigen).

    Quelle: t-online (von 2019)


    Bezüglich der Haltung von Denkmalschützern steht Deine Darstellung jedoch im deutlichen Widerspruch zu der im offenen Brief der Domgemeinde geäußerten Darstellung, wonach sich u.a. Landesdenkmalamt Berlin, Landesdenkmalrat Berlin sowie ICOMOS Deutschland und der amtierende Landesarchäologe des Landes Berlin kritisch geäußert haben sollen. Dort werden zudem auch die Baukammer Berlin, die "Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin" und auch "die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Museen" als Kritiker aufgeführt. Und gerade zu letzteren gibt es tatsächlich bereits mindestens seit 2015 wiederholt deutliche Kritik am Projekt, was sich leicht recherchieren lässt: siehe hier.


    Vom DHM, dem Auswärtigen Amt oder der Bertelsmannstiftung habe ich überhaupt keine Stellungnahme für oder gegen das Projekt gefunden. Das kann man natürlich so werten, dass sie sich zumindest nicht negativ tangiert sehen.


    Beim Dom findet sich übrigens weder eine Bekräftigung noch eine Relativierung der öffentlich kursierenden Kritik. Hier nehme ich an, dass bei einem nicht abgestimmten Vorpreschen sicher eine Richtigstellung erfolgt wäre. Es kann also eigentlich kein völliger Alleingang gewesen sein aber auch keine massiv vorgetragene Kampagne.


    2) Als "Beifang" habe ich aber auch einige mE äußerst interessante Artikel zur Haltung der Wasserbetriebe gefunden. Diese haben u.a. schon Herrn Steeg mit seinem Projekt zur Reinigung der Spree unterstützt (siehe bspw. hier), sind aber auch klare Befürworter des Flussbadprojekts. Hier fand ich einen Artikel besonders interessant, in dem neben den Wasserbetrieben (sehr ausführlich aber aufschlussreich) u.a. auch Herr Steeg zu Wort kommt aber auch Herr Edler mit einer direkten Erwiderung (also eigentlich alle besonders interessanten Akteure)! Der von mir vermisste Austausch von Argumenten hat demnach bereits stattgefunden, ich/wir hatte/n es nur nicht bemerkt. Wer sich also ein etwas umfassenderes Bild machen möchte, dem sei dieser Artikel sehr empfohlen. Zumindest was die Kosten angeht, scheinen die Einwände von Herrn Steeg demnach substanziell zu sein (dass es "nur" 70 Mio werden könnten, glaubt demnach niemand ernsthaft, selbst wenn man einige anfallende Kosten nicht dem Projekt zuschlägt). Auch kann man wohl festhalten, dass der Filter wohl tatsächlich vergleichsweise homöopathisch gegen das eigentliche Problem wirkt und die Wasserbetriebe da in anderen Dimensionen denken (und trotzdem von Herrn Steeg als unambitioniert betrachtet werden). Dass eine wirksame Reinigung der Spree günstig(er) zu haben sei, scheint zugleich aber auch illusorisch. Die Stadt wird überlegen müssen, was genau sie will und was das kosten darf.


    Mein Fazit: Tendenziell sehe ich das Projekt nach wie vor deutlich skeptischer als noch vor einiger Zeit (als ich eher neutral eingestellt war). Ich werde den Eindruck nicht los, dass Befürworter wie ESM oder Wasserbetriebe die Welle zu ihren Gunsten nutzen wollen (im Falle der Wasserbetriebe zumindest sicher nicht das verkehrteste für die Stadt) und die Kritiker doch recht fundierte Einwände bezüglich Kosten-Nutzen-Verhältnis und negativen Begleitumständen (historische Substanz, ökologische Bilanz) sowie intransparenter Planung und Evaluation auffahren können. Dass Herr Steeg hier rein objektiv und unvoreingenommen agiert, bezweifle ich inzwischen aber auch. Trotzdem sehe ich mich bislang tendenziell eher bei ihm als beim politisch favorisierten Flussbadprojekt.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Was die praktisch lebenden Anrainer betrifft halte ich die Einschätzung der Bewohner an der Friedrichsgracht und sogar der Fischerinsel für relevanter. Die bekommen die Dynamik des Badetourismus und die Filterbegrünung ja quasi vor die Haustür.


    Die Große Freitreppe an der Lustgartenseite mit der die Stiftung preußischer Kulturbesitz, ihre Museen und der Denkmalschutz ihr unverhandelbares Problem hatten, ist wohl vom Tisch, kritisch werden vom Denkmalschutz dennoch der Einfluss auf die Wehranlagen zur Friedrichsgracht und die Stellung der Friedrichsbrücke innerhalb der Filterbepflanzung gesehen.


    Frau Merkel am, von diesem Projekt relativ unbeeinflussten Kupfergraben hingegen, dürfte ihren Wohnort sowieso bald wechseln wenn sie es nicht schon getan hat.


    Das Projekt ist derartig „gehypt“ und kostenintensiv fortgeschritten, dass alle Politischen Akteure und praktischen Entscheider hierzu, geneigt sind kritische Punkte eher als Unkenrufe abzutun.


    Die Visionäre können sich also entspannt zurücklehnen und ihre Waffen der stumpfen Polemik gegenüber Kritikern und Bedenkenteägern zu Gunsten eines respektablen Miteinanders getrost wieder wegstecken.


    Die Diskussion kann sich nunmehr auf eine praktische und vor allem verträgliche Umsetzung beschränken.


    Auch wenn sich bei mir ein flaues Gefühl nicht abstellen lässt, dass die Akteure abschätzen können was sie hier tun, und mit welchen Orten sie es zu tun haben, wenn sie öffentlich lautmalerisch von der „dschäms ßeimon gallerie „ und dem „kaiserlichen Schloss“ reden verfängt bei mir der Eindruck dass man von der Bedeutung und den Gegebenheiten vor Ort nur ein ungefähres Bild abzurufen in der Lage ist.


    Ich hoffe jedoch inständig darauf, dass man die unverletzlichkeit von Kulturgut, die historische Relevanz sowie das Wohl der Institutionen und Anwohner im Blick behält und gegebenenfalls gestalterisch und strukturell nachbessert.


    Die Attitüde des sozialen und ökologischen Fortschrittes, des visionären Stadtumbaues und des entsprechenden Stadtmarketings passt derzeit in jedes politische Portfolio und hat in etwa so viel Charme wie Hunde und kleine Kinder auf Wahlplakaten. Der einzige „ Knock Out“ wäre hier eine Ausufernde Kostenexplosion die hier auch wieder mal als nicht völlig abwegig erscheint🙄- aber selbst das kann man ja letztendlich hier mit der Grünen Punktsetzung der Nachhaltigkeit wunderbar verpacken.

  • Zwei schlechte Nachrichten für das Projekt:


    Milla & Partner klagen gegen Umbaupläne

    Die Schaffer des Einheitsdenkmals sehen ihre bestehenden Urheberrechte als Wettbewerbssieger durch die Planungen für das Flussbadprojekt potentiell beschädigt (u.a. Gestaltung der Treppen und Einbau eines Fahrstuhls rücken ihnen zufolge dem Denkmal zu sehr auf die Pelle). Daher bereiten sie eine Klage vor.

    Quelle Tagesspiegel


    Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bezweifelt Voraussetzungen des Projektes

    Der Verwaltung fehlen noch immer Gutachten und eine belastbare Machbarkeitsstudie. Details hierzu kann ich leider keine nennen (der verlinkte Artikel liegt hinter einer Paywall) aber das Thema hatten wir grundsätzlich ja durchaus schon besprochen.

    Quelle Morgenpost (Paywall)

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Mir ist nicht ganz klar wieso dort ein Aufzug für Schwerbehinderte gebaut werden muss. Wird sichergestellt, dass Rollstuhlfahrer auch schwimmen gehen können?

  • Laut Berliner Bauordnung Paragraph 50 ist dem wohl so - denke man ordnet das als öffentliche bauliche Anlage für Sport und Freizeitaktivitäten ein obwohl ich auch nicht verstehe warum man sich hier an dieser Stelle So versteigt - ich gehe mal davon Aus dass man eine etwaige Hürdenüberwindung an der, vorgesehenen Hauptbadestelle bereits berücksichtigt hat - jetzt etwaig an jedem möglichen Flussbadzugang einen Fahrstuhl aufzurichten erschiene mir auf Anhieb etwas sonderbar.

  • Update vom 08.11.2021, fotografiert von mir


    Einen Überblick über die Baustelle der Freitreppe an der Spree/Kupfergraben zwischen dem Freiheits- und Einheitsdenkmal und der Schinkelbrücke Unter den Linden bekommt man aus den Fenstern des 3. OG im Museum für Asiatische Kunst im Humboldtforum, auch wenn durch die Anordnung der zwei Fenster hintereinander ein Fotografieren schwierig ist - und außer Büschen und der abgetragenen Ufermauer nichts weiter zu sehen ist:


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