^ Theseus legt eine gewisse Herablassung an den Tag, wenn er Leute, die bei Howoge, WBM, etc. leben, für gescheiterte Existenzen hält. Das finde ich dezent beleidigend – ich wohne selbst bei der WBM, und weder ich noch meine Nachbarn kommen mir in irgendeiner Form gescheitert oder perspektivlos vor.
Seine Behauptung, der Senat treibe bewusst die soziale Segregation voran, um Brennpunkte entstehen zu lassen (warum auch immer), halte ich für eine kaum begründete Unterstellung. Explizit gegen diese These spricht die "Berliner Mischung", die Investoren verpflichtet, auch bei teuren Projekten in guter Lage einen Anteil an Sozialwohnungen bereitzustellen. Ebenso die Versuche, in den Altbauvierteln den Mietanstieg zu bremsen, um die dortige soziale Mischung zu erhalten.
Dennoch spricht Theseus ein reales Problem an und verfolgt ein Ziel, dass ich teile: In den Nullerjahren hat die Stadt ihren Wohnungsbestand verschleudert; dezentrale, mietpreisgebundene Wohnungen sind zu tausenden weggefallen. Nun steht die Politik unter dem Druck, schnell für bezahlbaren Wohnraum in Zentrumsnähe zu sorgen. Doch die Bodenpreise sind hoch, die Baukosten auch. Dies legt Lösungen nahe, die sich später als Fehler erweisen könnten – nämlich große Mengen von Sozialwohnungen an einem Punkt zu konzentrieren und so die Entstehung von Armenvierteln zu begünstigen.
Ist das hier der Fall? Ich glaube nicht: Lediglich die Hälfte der fast 400 Wohnungen von Q218 werden mietpreisgebunden sein – 118 Wohnungen zu 6,50 Euro Anfangsmiete, 79 zu 8,20 Euro. Die unteren Stockwerke erhalten Gewerbenutzung. Zudem sind wir hier, wie erwähnt, keineswegs in einer "abgehängten" Gegend: Südlich der Frankfurter Allee wohnt stabile Mittelschicht (auch wenn Theseus das nicht glauben mag), nördlich davon ist die Gentrifizierung in vollem Gange. Die Verkehrsanbindung ist optimal; mit der U-Bahn ist man in 12 Minuten am Alex. Und wieso mir eine nagelneue Wohnung mit Blick über die Stadt "Perspektivlosigkeit" vor Augen führen sollte, leuchtet mir auch nicht ein.
Sicher, solche Hochhäuser sind nicht perfekt. Es ist nicht auszuschließen, dass es dort irgendwann zu Problemen kommt. Aber sie sind etwas ganz anderes als etwa der soziale Wohnungsbau in der Bundesrepublik der 70er-Jahre, wo ganze Viertel ausschließlich mit Sozialwohnungen errichtet wurden – und dann tatsächlich zu sozialen Brennpunkten wurden.