Hochhaus 'Q 218' + 'Van Caem Park' (Lichtenberg | in Bau)

  • ^ Theseus legt eine gewisse Herablassung an den Tag, wenn er Leute, die bei Howoge, WBM, etc. leben, für gescheiterte Existenzen hält. Das finde ich dezent beleidigend – ich wohne selbst bei der WBM, und weder ich noch meine Nachbarn kommen mir in irgendeiner Form gescheitert oder perspektivlos vor.


    Seine Behauptung, der Senat treibe bewusst die soziale Segregation voran, um Brennpunkte entstehen zu lassen (warum auch immer), halte ich für eine kaum begründete Unterstellung. Explizit gegen diese These spricht die "Berliner Mischung", die Investoren verpflichtet, auch bei teuren Projekten in guter Lage einen Anteil an Sozialwohnungen bereitzustellen. Ebenso die Versuche, in den Altbauvierteln den Mietanstieg zu bremsen, um die dortige soziale Mischung zu erhalten.


    Dennoch spricht Theseus ein reales Problem an und verfolgt ein Ziel, dass ich teile: In den Nullerjahren hat die Stadt ihren Wohnungsbestand verschleudert; dezentrale, mietpreisgebundene Wohnungen sind zu tausenden weggefallen. Nun steht die Politik unter dem Druck, schnell für bezahlbaren Wohnraum in Zentrumsnähe zu sorgen. Doch die Bodenpreise sind hoch, die Baukosten auch. Dies legt Lösungen nahe, die sich später als Fehler erweisen könnten – nämlich große Mengen von Sozialwohnungen an einem Punkt zu konzentrieren und so die Entstehung von Armenvierteln zu begünstigen.


    Ist das hier der Fall? Ich glaube nicht: Lediglich die Hälfte der fast 400 Wohnungen von Q218 werden mietpreisgebunden sein – 118 Wohnungen zu 6,50 Euro Anfangsmiete, 79 zu 8,20 Euro. Die unteren Stockwerke erhalten Gewerbenutzung. Zudem sind wir hier, wie erwähnt, keineswegs in einer "abgehängten" Gegend: Südlich der Frankfurter Allee wohnt stabile Mittelschicht (auch wenn Theseus das nicht glauben mag), nördlich davon ist die Gentrifizierung in vollem Gange. Die Verkehrsanbindung ist optimal; mit der U-Bahn ist man in 12 Minuten am Alex. Und wieso mir eine nagelneue Wohnung mit Blick über die Stadt "Perspektivlosigkeit" vor Augen führen sollte, leuchtet mir auch nicht ein.


    Sicher, solche Hochhäuser sind nicht perfekt. Es ist nicht auszuschließen, dass es dort irgendwann zu Problemen kommt. Aber sie sind etwas ganz anderes als etwa der soziale Wohnungsbau in der Bundesrepublik der 70er-Jahre, wo ganze Viertel ausschließlich mit Sozialwohnungen errichtet wurden – und dann tatsächlich zu sozialen Brennpunkten wurden.

  • ^ Theseus legt eine gewisse Herablassung an den Tag, wenn er Leute, die bei Howoge, WBM, etc. leben, für gescheiterte Existenzen hält. Das finde ich dezent beleidigend – ich wohne selbst bei der WBM, und weder ich noch meine Nachbarn kommen mir in irgendeiner Form gescheitert oder perspektivlos vor.


    Ich denke einfach, es liegt an deinem übergroßen Ego, dass Du andere Meinungen einfach nicht zulassen kannst und dann immer anderen etwas unterstellst, was diese niemals geschrieben oder auch nur zum Ausdruck gebracht haben.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Du persönliche Diffamierungen bewusst einsetzt um andere zu diskreditieren. Lass es doch einfach.


    Ebenso weißt Du ganz genau, dass Sozialwohnungen nicht gleich WBM bedeutet.

    Und warum beleidige ich jemand - wenn auch dezent - , wenn ich glaube dass viele in Berlin wenig Perspektiven haben, das ist einfach so und ich versuche nur Möglichkeiten aufzudecken, dass diese Menschen eine realistische Chance haben, das zu ändern und nicht irgendwelche Alibilösungen bejubele.



    Seine Behauptung, der Senat treibe bewusst die soziale Segregation voran, um Brennpunkte entstehen zu lassen (warum auch immer), halte ich für eine kaum begründete Unterstellung.

    Aus der Ankündigung auf der Senatsseite:

    Die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH hat heute gemeinsam mit Sebastian Scheel, Senator für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Lichtenberger Bezirksbürgermeister Michael Grunst den Grundstein für ein Wohnhochhaus an der Frankfurter Allee 218 gelegt. In dem 22-geschossigen Gebäude entstehen auf einer Grundstücksfläche von nur 4.600 Quadratmetern 394 Wohnungen, davon 197 Sozialwohnungen, und rund 2.800 Quadratmeter Gewerbefläche.


    Es sind laut Ankündigung keine 118 sondern 197 Sozialwohnungen, 50 Prozent. Das ist für mich soziale Segregation und bestimmt kein Modell dass erfolgversprechend ist.



    Explizit gegen diese These spricht die "Berliner Mischung", die Investoren verpflichtet, auch bei teuren Projekten in guter Lage einen Anteil an Sozialwohnungen bereitzustellen.


    Es ist ein allgemein akzeptiertes Vorgehen, das allerdings in Berlin wesentlich besser funktionieren würde, wenn man mehr Neubau zulassen würde. Es leiden nicht die verpönten Reichen vom wenigen Neubau, sondern in erster Linie diejenigen, die darauf angewiesen wären.


    Ebenso die Versuche, in den Altbauvierteln den Mietanstieg zu bremsen, um die dortige soziale Mischung zu erhalten.


    Also da musste ich wirklich laut lachen. Diese Mietpreisbremse war wirklich notwendig, damit all die Unternehmer, höheren Angestellten und sonstige Mitbürger, die zu den Vermögenden gehören, ihre luxussanierte Altbauwohnung in Prenzl. Berg, Kreuzberg, Charlottenburg anstatt zu 2000 Euro jetzt für 1000 Euro anmieten dürfen. Sie wären sonst sicherlich fortgezogen.

    Und wie überraschend, dass plötzlich die Angebote zum Verkauf von Wohnungen sich im Immoscout verdoppelt haben. Viele Eigentümer, die das Glück haben, dass gerade ein Mieterwechsel ansteht, verkaufen verständlicherweise lieber als ihre Wohnung zum halben Preis anbieten zu müssen,

    Der Effekt? Immer weniger Wohnungsangebot für genau diejenigen, die diese bräuchten. Derjenige der eine Wohnung hat, hat Glück, alle anderen sollen sich in Brandenburg umschauen. Die soziale Mischung wird mittelfristig so nicht erhalten bleiben, bei Mieterwechsel, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Wohnung verkauft und dem Mietmarkt entzogen wird, wesentlich größer.



    Diesem Senat und vor allem der Linken geht es in erster Linie nicht um die Lösung des Wohnungsproblems für Geringverdiener, sondern nimmt eine Verschärfung der Situation gerne in Kauf um Akzeptanz zu finden, den Wohnungsmarkt vom Privateigentum auszuschließen, Enteignungen voranzutreiben und private Wohnungseigentümer in ihren Spielraum einzuschränken und die vergleichbar ohnehin restriktive Mietgesetzgebung weiter zu verschärfen, also ihre gesellschaftlichen Vorstellungen umzusetzen.


    Es wird alles unterlassen, was eine Verbesserung der Situation herbeiführen würde, und gegenwärtig durchaus machbar wäre.


    Der private und öffentliche Neubau ist das Entscheidende. Mehr Wohnungen sorgen für Entlastung und Preisreduzierungen. Das wird viel zu wenig vorangetrieben.


    Durch die Mietpreisbremse werden die Aktivitäten von privaten sowie eigenen Landesgesellschaften weiter eingeschränkt. Das heißt sie bauen weniger, sie renovieren weniger und durch die extrem restriktiven Vorschriften ist abzusehen, dass die Landesgesellschaften bald wieder Milliardendefizite anhäufen werden, alles schon dagewesen und der Steuerzahler wird es richten müssen.

    Ein weiterer Effekt: Keine Wohnungen, also geringer Zuzug und weniger Steuereinnahmen, dazu Corona und höhere Ausgaben. In ein paar Jahren hat Berlin wieder mehr Schulden als 2000. Außer dem Finanzsenator - und der wird gerade ignoriert oder kaltgestellt - interessiert das niemand in dieser Regierung.


    Ohne Not hat Berlin den Mindestverdienst für WBS (Wohnscheinberechtigung) um 40% höher als im vorgeschriebenen Bundesgesetz angesetzt und das bei einer Durchschnittsmiete die im Vergleich relativ niedrig ist, auch wenn man die verfügbaren Einkommen mit einbezieht.

    Wenn man eh schon zu wenig Sozialwohnungen hat, warum vergrößert man dann noch den Anteil derjenigen, die auf diese Anspruch haben?

    Das heißt, die wirklich Bedürftigen, also die Ärmsten der Armen, die der Linken angeblich ja so am Herzen liegen - haben noch weniger Chancen eine Wohnung zu finden, weil eben auch viele Menschen, die auch auf dem privaten Wohnungsmarkt etwas finden könnten, nun um die begehrten Wohnungen mit eifern.

    Klar, es passt viel besser in das Narrativ der Linken, wenn man sagen kann, dass 200 Bewerber eine Sozialwohnung suchen anstatt vielleicht 100 oder fünfzig.


    Ebenso könnte man - wenn es so wenig Wohnungen gibt - die Fehlbelegungsabgabe wieder einführen, zumindest temporär bis sich die Lage wieder etwas entspannen würde. Daran ist nichts verwerflich, es wird nicht einmal mehr erhoben ob derjenige der in einer Sozialwohnung lebt, auch noch die Voraussetzungen erfüllt. Viele sind als Studenten oder mit relativ geringen Verdienst eingezogen und sind jetzt in einer wesentlich besseren Situation.

    Das wird nicht einmal erwogen - anders als in Hessen zum Beispiel. Erfahrungswerte zeigen, dass dadurch Wohnungen wieder frei werden und denjenigen zur Verfügung stehen, die sie wirklich benötigen.


    Die Ausweitung von Mitbestimmung, die Ausweisung von Bauflächen, die Planungszeiten, Verdichtung und höheres Bauen.

    All das könnte man zumindest soweit verbessern, dass mehr Neubau entstehen könnte, immer in Verbindung mit den Bezirken,

    Der Ehrgeiz hält sich doch sehr in Grenzen.


    Und auch ein Aspekt, der immer wieder vernachlässigt wird, Man sieht dass dort wo es eine Ubahn (oder SBahn) gibt, die Preise auch ausserhalb des Rings in die Höhe gehen und Wohnungen sehr begehrt werden. Dort Wohnungen zu bauen wäre sinnvoller für das Land und vor allem den betroffenen Menschen und wesentlich effektiver als 300 Millionen für pseudosozialistische Vorzeigeprojekte wie das Haus der Statistik - in einer Gegend, in der ohnehin ganze Strassenzüge schon den Landesgesellschaften gehören.

    Ein Ausbau der Ubahn würde die Attraktivität von entfernteren Stadtteilen erheblich erhöhen, der Druck und Nachfrage auf die Innenstadt würde sich verringern und damit auch zur Entspannung beitragen. Das wird ignoriert.



    Wenn einer eine Herablassung an den Tag legt, was Perspektivlosigkeit und gescheiterte Existenzen betrifft, dann ist des dieser Senat.

  • Theseus532: Dein Post spricht mir aus dem Herzen. Es ist ein grosses Drama, dass die Bau- und Mieten-Politik genau denen schadet, denen sie nützen soll. Es ist im Grunde wie bei den Trump-Anhängern: Mangels Bildung und mangels Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge applaudieren die auch noch Massnahmen, die ihnen am Ende schaden. Verwunderlich ist auch immer wieder, wie gering ausgeprägt die Kenntnis um solche Zusammenhänge in einem Städtebau- und Architekturforum ist - zumindest in seiner Berliner Sektion.

  • Man sieht dass dort wo es eine Ubahn (oder SBahn) gibt, die Preise auch ausserhalb des Rings in die Höhe gehen und Wohnungen sehr begehrt werden. Dort Wohnungen zu bauen wäre sinnvoller für das Land und vor allem den betroffenen Menschen ...

    Und genau das macht die HOWOGE mit dem Q218! Sie baut günstige Wohnungen direkt am U- und S-Bahnhof Lichtenberg. Also wo lag nochmal dein Triggerpunkt?

  • Triggerpunkt ist ein passendes Stichwort. Frau Herrmann hat das Projekt im Nachbarbezirk kürzlich (mW aus Eigeninitiative ohne jeden Anlass) in sozialen Medien als "grauenhaft" bezeichnet. Schließlich sei das "Wohnen an einer solchen Straße [...] keine Freude für die Menschen“. Was genau sie mit so einer öffentlichen Aussage bezweckt, ist mir völlig unklar. Jedenfalls kam die Retourkutsche der Lichtenberger prompt. Die sind mit Recht stolz darauf, dass in ihrem Bezirk nicht nur gezofft und blockiert wird, sondern vor allem seit Jahren geliefert.


    Naja, mein Bild von der Dame hat sich dadurch zwar nicht gerade verbessert. Aber immerhin habe ich erst so erfahren, dass der Turm neben mindestens 200 gut bezahlbaren Wohnungen auch Photovoltaikanlagen auf dem Dach sowie eine Ladestation für E-Autos und 800 Stellplätze für Fahrräder erhält. Zudem werde nicht ein einziger Baum für das Projekt gefällt. Hinzu kommen eine hervorragende(!) ÖPNV-Anbindung u.a. ins Zentrum sowie sehr gut erreichbare Erholungsflächen am Wasser und im Grünen (Rummelsburger Bucht, Wuhlheide mit FEZ, Tierpark Berlin, Gärten der Welt...). Ich persönlich könnte mir sogar sehr gut vorstellen, dort mit meiner Familie zu wohnen, obwohl ich in unserem aktuellen Umfeld auch glücklich bin.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Was ich mich in diesem Zusammenhang aber immer wieder frage ist, warum Wohnungen an dieser Stelle (direkt neben der Frankfurter Allee an der Lichtenberger Brücke) möglich sind, weiter westlich am Stefan-Heym-Platz (ebenfalls direkt an der Frankfurter Allee) jedoch nicht.


    https://www.howoge.de/fileadmi…_mit_Prof_Gerd_Jaeger.jpg

    Bildquelle: HOWOGE

    Wegen Hotlinking und ungenügender Quellenangabe geurlt.


    Dort musste der Turm zwangsweise als Bürostandort entwickelt werden, weil da angeblich die vielbefahrene Straße zu nah für Wohnungen wäre. Kommt es hierbei tatsächlich auf wenige Meter Abstand an, um zwischen zumutbar und nicht zumutbar zu unterscheiden??

  • Grundsätzlich haben natürlich beide Standorte ähnliche Vor- und Nachteile durch die Nähe zur Straße. Übrigens wird im zweiten Artikel der B.Z. korrekt ausgeführt, dass auch jetzt schon viele Lichtenberger und auch Friedrichshain-Kreuzberger an eben dieser Straße wohnen (ich kenne auf Lichtenberger Seite sogar zwei Familien davon persönlich und beide wohnen sehr gerne dort, so wie Lichtenberg mW generell sehr beliebt bei Familien ist).


    Was die beiden Standorte dennoch graduell unterscheidet, zeigen mE ganz gut die beiden Visualisierungen und die Beschreibungen auf der Seite der Howoge (da beide in Lichtenberg liegen, ist das ja auch nicht off topic hier):


    Q218: Frankfurter Allee 218


    https://www.howoge.de/fileadmi…_mit_Prof_Gerd_Jaeger.jpg

    Copyright: HoWoGe


    Es entstehen auf 4.600 m² Grundfläche 2.800 m² Gewerbefläche und 394 Wohnungen (davon 118 für 6,50 €/ m², 79 für 8,20 €/ m² und der Rest im Schnitt unter 10 €/ m², jeweils Kaltmiete). Allerdings bietet man hier wohl doch zu über drei Vierteln 1-2-Zimmer-Wohnungen auf 35 bis 54 m² an und hat damit offenbar weniger Familien im Blick.


    Quartier am Rathauspark:

    Stefan-Heym-Platz 1/ Frankfurter Allee 135


    https://www.howoge.de/fileadmi…_mit_Prof_Gerd_Jaeger.jpg


    Copyright: HoWoGe


    Wegen Hotlinking und ungenügender Quellenangabe geurlt.


    Hier entstehen (bzw. teils entstanden) auf einem deutlich größeren Areal insgesamt 6 Gebäude mit insgesamt 16.000 m² Büro- und Gewerbeflächen sowie immerhin 251 Wohnungen (davon 126 gefördert ab 6,50 €/ m²) mit 1-5 Zimmern bzw. 29 bis 95 m². Die Wohnungen liegen jedoch allesamt hinter den Frontbauten des Stefan-Heym-Platzes.


    Unterschiede:

    Am Rathauspark habe ich nicht nur EINE große Straße, sondern gleich eine große Kreuzung aus ZWEI davon inkl. geschäftigem Einkaufszentrum und dazu kreuzt hier auch die Ringbahn die U5 (da ich hier regelmäßig umsteige, kenne ich die Ecke ganz gut). Es ist also mit einem zusätzlichen Aufkommen von Verkehrslärm zu rechnen, da es hier nicht einfach nur 'fließt'.

    Dazu wollte man vermutlich die gesamte Fläche gut nutzen, einen attraktiven Platz hin zur Kreuzung gestalten und gleichzeitig auch der HoWoGe eine möglichst attraktive und erreichbare neue Hauptniederlassung geben. Generell ist es mE aufgrund der Lage und Anbindung ein ausgezeichneter Bürostandort. Durch die größere Fläche ist es zudem gut möglich, die Wohnungen etwas abzuschirmen und dann ist es mE nur logisch, dass man das nutzt.


    Beim Q218 hat man eben 'nur' eine Hauptstraße (davon eine Fahrtrichtung zusätzlich abgetrennt) und folgt zudem der etwas weiter zurückgesetzten Linie der anderen Bauten. Auch werde ein "nahezu autofreier Campus mit Fitness- und Erholungsflächen" geschaffen, was auch immer darunter zu verstehen ist. Mit den Ladestationen (hier im Plural) und den 800 Fahrradstellplätzen leistet man zudem auch einen Beitrag dafür, dass der Verkehrslärm in der Stadt langfristig abnimmt. Die PV-Anlagen und die effiziente Warmwassererzeugung und das Prinzip der vertikalen Stadtverdichtung an Verkehrsknoten sollten eigentlich auch für Grüne attraktiv sein.


    Fazit: In meinen Augen merkt man, wie gut Bezirk und HoWoGe zusammen wirken. Hier hat man ohne Reibereien an gleich zwei großen ÖPNV-Knoten kluge und sinnvolle Projekte zur Stadtverdichtung geschaffen und stellt damit in Summe rund 650 günstige bis bezahlbare Wohnungen sowie 18.800 m² Büro- und Gewerbeflächen zur Verfügung. Ich prognostiziere, dass sich gerade die Wohnflächen trotz der Straße(n) ohne jegliche Probleme füllen werden und es auch anschließend keine Klagen über die "grauenhafte" Lage geben wird.


    Ich verfolge den Bezirk Lichtenberg übrigens schon lange intensiv, weil dort einfach seit Jahren konstant viel umgesetzt wird. Nebenbei hat man sich so binnen relativ kurzer Zeit enorm verjüngt und wurde sogar als bislang einziger Berliner Bezirk (und dafür nun sogar schon zweimal hintereinander) als besonders familienfreundlich zertifiziert. Da ist einfach Dynamik drin. Das schafft man nur, wenn man mit der Bevölkerung und auch Partnern/ Investoren verantwortungsvoll, produktiv über Entwicklungs- und Gestaltungsziele spricht - auch aber nicht nur baulich. Trotz vieler sozial schwacher Haushalte tut man mW auch im sozialen und im Bildungsbereich, was man als Bezirk nur tun kann und man hat mW auch nicht die gleichen Probleme mit Gewalt an Schulen und allgemeiner Kriminalität wie z.B. Kreuzberg oder teilweise auch Marzahn-Hellersdorf.


    Dass man da als oberste Schirmherrin der (mE eher trotzig-unreifen als objektiv begründbaren)

    Käseglockenstrategie schon mal aus der Haut fahren kann und sich über Bezirksgrenzen hinaus einmischt, kann ich da sogar irgendwo verstehen. Es ist eben gewissermaßen die komplette Antithese (da Gestaltung und Entwicklung nun einmal die Antithese für Stillstand und Verhinderung ist). Und wenn ich mir die Entwicklung der Einwohnerzahlen und Mietpreise aber auch sonstiger Indikatoren (Verwahrlosung, Bezirksfinanzen...) ansehe, dann kann Frau Herrmann als intelligente Frau das vermutlich bei aller Mühe kaum übersehen/ völlig anders bewerten. Das muss dann folglich mächtig frustrierend sein, sodass man unsouverän wird und Haare in der Suppe sucht. Mich belustigt es eher und ich hoffe, dass ihre Wähler evtl. doch auch mal über den Tellerrand schauen...

  • ^Ich muss dir Recht geben. Lichtenberg ist für mich ein Stadtteil der sogar sehr gelungen agiert. Ich sehe hier weder einen sozialen Brennpunkt noch sonst wie ein gescheitertes Modell. Vandalismus und Müll ist eher ein Problem im teuren Friedrichshain. Ich glaube das hat aber eher mit dem Party-Klientel und den komplizierten sozialen Strukturen in Fhain zu tun.

    Fhain schreit quasi regelrecht nach Gentrifizierung, man wünscht sich lieber Polohemdenträger, als noch einen Junkie mehr. In Lichtenberg hat man eine viel ausgeglichenere Struktur, gepflegte Anlagen, Parks und Häuser auch wenn diese teilweise einfach und schlicht erscheinen. So richtig erklären kann ich mir das ganze nicht, aber generell sollte man vorsichtig sein mit dem Vorwurf: Günstige Wohnungen = Ghetto.


    PS: Bleibt zu erwähnen, dass ich auch die Gestaltung der Hochhäuser der HoWoGe für den Standort gelungen und anspruchsvoll empfinde.

  • ^

    Du bist wohl noch nie im Bereich der Siegfriedstraße, Weitlingstraße und des Bahnhofs Lichtenberg unterwegs gewesen oder?

    Oder im Gleisdreieck Wiesenweg oder an der Buchberger Straße oder in der Herzbergstraße oder oder oder.

    Und die Rummelsburger Bucht ist nun an sehr vielen Stellen auch kein Augenschmaus.


    Alles andere als gelungen.

  • Gute Freunde von mir wohnen in Lichtenberg, daher bin ich dort regelmäßig. Natürlich empfinde ich Lichtenberg nicht als architektonisch gelungen - das auf keinen Fall! Wie viele andere Stadtteile, hat auch Lichtenberg mit dem zweifelhaften Erbe der Moderne zu kämpfen.


    Trotzdem empfinde ich die Straßen- und Wohnblöcke als gepflegt. Das Klientel dort ist vielleicht nicht reich, aber auch nicht auf Krawall gebürstet.


    Die Rummelsburger Bucht und das Gleisdreieck Wiesenweg, liegt zwar bereits in Lichtenberg, passt aber schon sehr gut in das angrenzende Friedrichshain von seiner sozialen Struktur. Generell finde ich den westlichen Teil von Lichtenberg der an Friedrichshain angrenzt deutlich weniger gepflegt als den östlichen wo es sich um die einfachen WBM Bauten handelt. Komischerweise ist das Problem mit Vandalismus, Dreck etc vor allem im Bereich der umkämpften Altbauten zu sehen. Vielleicht kümmert sich die HoWoGe einfach nur vorbildlich um den Bestand? Ich weiß es nicht.


    Wie jeder weiß, bin ich ein Altbau-Liebhaber und würde auch gerne an Neubauten einen ähnlichen Stil sehen. Trotzdem kann man den HoWoGe Bauten vieles unterstellen: Ordnung und Gepflegtheit finde ich dort aber eher als bei den östlichen Altbauvierteln Berlins.

  • @Ostkreuzblog Mir ging es nicht um einen optischen Vergleich oder Komplettvergleich der beiden Bezirke, sondern darum, was aus den jeweiligen Möglichkeiten gemacht wird. Und da hat Lichtenberg sicher nicht nur Standortvorteile. Aber es wird einfach hart und ergebnisorientiert an einer Entwicklung gearbeitet. Das finde ich erfrischend und inspirierend. Zumindest Friedrichshain hat auch Dynamik aber da ist es mE eher trotz der Bezirkspolitik. Von Kreuzberg nicht zu sprechen.


    P.S.: Übrigens feiere ich ganz sicher nicht diese ewig breite Straße. Ganz im Gegenteil. Aber man kann die gewachsene Situation auch nicht mehr so leicht ändern, auch über Jahrzehnte hinweg nicht (sollte der Autobahnanschluss irgendwann noch kommen, dann hätte das noch schlechtere Aussichten). Daher halte ich die Projekte für eine kluge und angemessene Nachverdichtung und sogar Aufwertung des Standortes. Gerade der Platz mit Turmbau zum Ringcenter hin wird der riesigen.Kreuzung mE als zusätzliche Fassung gut tun.

    3 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Ich wohne selbst seit 2014 in Lichtenberg oberhalb der Frankfurter Allee und kann mich Jan nur anschließen. Das Straßenbild hat sich im positiven Sinne geändert. Viele Familien, dazu viel Bautätigkeit, sei es erneuerte Straßen/Fußwege, Hausrenovierungen, Neubau, neue Restaurants oder auch neue Supermärkte- alles wurde Stück für Stück hergerichtet - man wird langsam fhainisiert.


    @Ostkreuzblog Man kann in jedem Stadtteil das Bahnhofsumfeld und Straßen in Gewerbegebieten heranziehen, um ein negatives Bild aufzuzeigen. Dein Einwand ist mMn Quatsch.


    Ich bin großer Fan vom Q218. Dieses unwirtliche Grundstück bringt knapp 400 günstige Wohnungen. Was will man mehr? Und ich verstehe diese Frage à la "Wer will da wohnen?" nicht. Man muss nur mit der Bahn durch Berlin fahren und sieht vermietete Wohnungen mit 5m Abstand zu den Gleisen.


    Seltsame Debatte.

  • In Vietnam und Bangladesch leben Menschen sogar mit 1,5 m Abstand zu Gleisen, und das ohne gut schließende Fenster.


    Seltsames Argument.

  • Das geplante Haus entsteht aber nicht in Vietnam, sondern eben in Berlin, und man kann annehmen das die Wohnungen nicht leerstehen werden. Ich nehme an der Lärmschutz wird sogar recht gut sein.


    Ich finde es schön, dass sich hier einige für den durchwachsenen Kiez dort einsetzen.

  • Ich finde es schön, dass sich hier einige für den durchwachsenen Kiez dort einsetzen.

    Das erfüllt mich auch mit Freude. Auch dass überhaupt mal im Forum registriert wird, dass sich Architektur und Städtebau nicht nur innerhalb des S-Bahn-Rings abspielen. Wen interessiert schon der x-te Gründerzeitviertel-Lückenschluss in Prenzlberg, Xhain und Mitte? Ewig die gleichen Traufhöhenlangweiliger mit Staffelgeschoss - von wenigen Ausnahmen abgesehen. In den Randbezirken schlummert das wahre Potential!

  • ^^ Das kann ich alles nachvollziehen, das macht aber Dein Argument nicht gültig. Man kann sich auch mit falschen Argumenten für eine gute Sache einsetzen. Dass es am Ort B noch schlechter zugeht als am Ort A ist nie ein Argument dafür, dass es am Ort A gut ist. Dafür müssen einfach andere Argumente her.

  • Nabend.

    Mich braucht über den Bezirk und seine Stadtteile Kaskelkiez, Frankfurter Allee Süd, Rummelsburg und um den Bahnhof Lichtenberg und Ostkreuz niemand zu belehren, denn dort bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen.


    Die Stadtteile hatten zu DDR Zeiten schon erhebliche Probleme in den sozialen Strukturen...das hat sich nach der Wende noch mal erheblich verstärkt als zahlreiche dort wohnende Mitarbeiter des MfS ihre "Jobs" verloren, aber auch in umliegenden Großbetrieben, Jugendclubs, Sport-Freizeitanlagen wie das Stadtbad Lichtenberg und sonstige Einrichtungen wurden geschlossen.

    Folge waren Autodiebstähle, Hausbesetzerszene links wie rechts, Bandenkriminalität, rechte Kameradschaften.

    Mit einem enormen finanziellen Aufwand wurde den tristen Waschbetongrauen Häusern eine neue Fassade vorgehängt, Grünanlagen wurden saniert, ein paar Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Das war es dann aber auch schon.

    Wohnen und Arbeiten oder Kultur und Vergnügen ist kaum zu finden, meine Altersgruppe hat das Gebiet längst verlassen, zurückgeblieben sind viele Rentner. Ein echtes Kiezfeeling gibt es nicht.


    Deshalb mag das ja heute alles einen gepflegten und beschaulichen Eindruck machen, aber es bestehen weiterhin große soziale Probleme und Spannungen.

    Von daher finde ich es folgerichtig dass man auch mal einen Büroturm und Studentenwohnungen etabliert....auch wenn einige in dieser Stadt dann gleich wieder eine Gentrifizierungsdebattenerektion bekommen.


    Was die breite Schneise der Frankfurter Allee zwischen Lichtenberger Brücke und Möllendorfstraße angeht:

    Es ist und bleibt eine brutale Verkehrsschneise ohne jegliche Aufenthaltsqualität.

    So war das aber auch offenbar geplant als man die beiden langen durchgehenden 11 Geschossigen Riegel dort hingestellt hat.

    Das wirkt alles andere als offen, die Menschen verlassen ihre Häuser nach hinten raus, es findet kein Leben und keine Kommunikation unter den Menschen auf der Straße statt so wie es eigentlich sein sollte.

    Um das zu durchbrechen wird die städtebauliche Aufgabe in Zukunft wohl sein diese Blöcke zu öffnen, zu teilen oder ganz zu entfernen und einen für Menschen angenehmeren sozialeren Ersatz mit echtem Kiezfeeling an gleicher Stelle zu schaffen.

  • Llewelyn Ich vermute, die Mieter des Q218 werden u.a. ordentliche, schließbare Fenster erhalten und nachts ihren Schlaf finden. Vielleicht sollte man sich auch nicht zu sehr den Kopf anderer Leute zerbrechen.


    Tatsächlich nehme ich aber immer wieder diese Diskrepanz zwischen den oftmals relativ zufriedenen Bewohnern solcher Siedlungen und dennoch kritischen bis besorgten externen Stimmen wahr. Dabei sollte die Zufriedenheit der Anwohner doch das entscheidende Argument sein. Man muss Auswärtige doch hoffentlich nicht überzeugen oder sich gar noch rechtfertigen, dass man sich vor Ort wohlfühlt?


    Wenn Du Argumente brauchst: Im Laufe der Jahre habe ich längere Zeit gewohnt in a) in einer Doppelhaushälfte, b) in einer renovierten Altbauwohnung im zunehmend gentrifizierten Richardplatz/kiez Nordneukölln, c) verschiedenen Reihenhaussiedlungen in Nordengland und d) einem achtstöckigen Hochhaus in der Gropiusstadt/ Südneukölln. Die beste Infrastruktur und die kürzesten Wege sowie die am besten geschnittene Wohnfläche habe ich in der Gropiusstadt und dazu viel Platz und Grün. Die Miete in unserem Haus ist dank Deutsche Wohnen nicht mal so niedrig aber ich würde das nie freiwillig für einen schicken Altbau in Nordneukölln oder Kreuzberg eintauschen. In Lichtenberg kommen auch noch die zentrumsnahe Lage und die herausragende ÖPNV-Anbindung hinzu (dafür ist es halt entsprechend voller und lauter und die Luft etwas weniger frisch.

  • @Ostkreuzblog: Ich schätze deine Kommentare sehr und kann deine Haltung gut verstehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Situation (Schneise Frankfurter Allee) so einfach gelöst werden kann. Insgesamt glaube ich nicht daran, dass aus LIchtenberg, Marzahn und Co ein Kiez gemacht werden kann, wie das bei den Altbauvierteln der Fall ist. Zu hohe Kosten, zu starke Veränderung, Angst vor Gentrifizierung + Manche Leute (siehe Kommentar jan85), wollen eben tatsächlich lieber in so einer Struktur wohnen.