FFM Grueneburg-Palais-Plakette
Frank Behnsen, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Die eventuelle Rückkehr eines wunderbaren Gebäudes aus der Mitte des 19 Jahrhunderts, wichtig in seiner Bedeutung in der Frankfurter Stadtgeschichte, der damit verbundenen Familie Rothschild und welches im 2. Weltkrieg sehr stark zerstört wurde, kommt nun vielleicht näher. Denn im Juli diesen Jahres hat sich der Verein "Rothschild-Palais im Grüneburgpark" gegründet. Sein Ziel ist es, dass Palais wieder aufzubauen und einer modernen, teils öffentlichen Nutzung zuzuführen. Auch ich selbst habe mir seit über 10 Jahren gewünscht, dass dieses Gebäude wieder unsere Stadt bereichert.
Das "Grüneburg-Palais" oder auch das "Grüneburg-Schlösschen"
Zur Geschichte:
Auch wenn das uns von Bildern bekannte Palais erst 1845 errichtet wurde, so beginnt die Geschichte des Areals viel früher.
Das Gelände lag bis ins 18. und 19. Jahrhundert weit außerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen. Aber bereits im Mittelalter bis zur frühen Neuzeit galt das fruchtbare Areal als beliebter Rückzugsort reicher Frankfurter Familien. Der Frankfurter Juwelenhändler Matthias Ries errichtete als erstes Gebäude auf dem Gelände (östlich des uns heute bekannten Palais), einen Gutshof mit 10 Hektar. Später, im Jahr 1789 erwarb der Bankier Peter Heinrich von Bethmann-Metzler den Gutshof und das Gelände, vergrösserte die Fläche um das Doppelte (dazu kaufte er den Großeltern Goethes 2 Obstfelder ab). Der Gutshof wurde zu einem grösseren und prächtigen Wohnhaus umgebaut und in "Grüne-Burg" umbenannt. Nach dem Tode Metzlers lebte dessen Tochter Sophie mit Ihrem Mann auf dem Hof, initiierte sogar einen literarischen Salon, zu dessen Gästen auch der wohl bekannteste Frankfuter Johann Wolfgang von Goethe zählte. Dieser äusserte sich so über das mittlerweile unter "Schloss Grüneburg" bekannte Gebäude (es handelt sich aber immer noch um die Gebäude östlich vom uns bekannten Palais):
„Es liegt sehr angenehm, eine starke halbe Stunde vor der Stadt, vor dem Eschenheimer Tor, auf einer sanften Anhöhe, von der man vorwärts die Stadt und den ganzen Grund, worin sie liegt, und hinterwärts den Niddagrund bis an das Gebirge übersieht.“
50 Jahre später, im Jahr 1837 erwarb das Anwesen der Bankier Amschel Mayer von Rothschild, inklusive der "Grünen Burg" von Metzler. Es sollte als Geschenk und neuer Wohnsitz für seinen Neffen Anselm Salomon und dessen Ehefrau dienen.
Um das Jahr 1844/45 ließ das Ehepaar aber westlich der älteren vorhandenen Gebäude ein Palais, auffallend für eine für Frankfurt ungewöhnliche Architektur errichten. Es wurde: „Neue Palais an der Grünen Burg“ genannt; die Architekten Honoré Bellanger and Jacob von Essen entwarfen es im Stilmix eines typischen Loire Schlösschens der französischen Neorenaissance und des süditalienischen Barocks.
Die älteren im Osten gelegenen Gebäude wie die "Grüne-Burg", deren Orangerie wurden zu Wirtschaftsgebäuden umfunktioniert.
Der 1850 vor den Toren der Stadt (und Vorläufer des heutigen Grüneburgparks) angelegte Park wurde mit Weihern, Pavillons und Vogelvolliere ausgestattet.
Dazu folgende Auszug eines Stadtplans von Friedrich Wilhelm Delkeskamp (1794–1872) aus dem Jahr 1864, rechts oben ist die alte "Grüne-Burg", links das neue Palais mit Park zu sehen, Bild vergrößerbar:
So stellte sich das Äussere ungefähr in den Jahren 1845-51 dar (Blick von West nach Ost, Schmalseite):
Bild: https://www.rothschildarchive.org/
Ende 1870 ging das Grundstück in den Besitz Wilhelm Carl von Rothschild und seiner Frau über, der Park wurde in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. 1880 wurden die alte "Grüne-Burg" und die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude abgerissen, der Park bis zur heutigen Miquelallee erweitert und ein etwa 20m hoher Wasser-, und Aussichtsturm errichtet.
Nationalsozialistische Terrorherrschaft:
Ende der 1920er Jahre bezog Albert von Goldschmidt-Rothschild (ein Enkel von Wilhelm Carl) und dessen Familie das Palais.
Zu dieser Zeit begann die damalige Frankfurter Stadtverwaltung damit Privatparks in städtisches Eigentum umzuwandeln.
In den 1930er Jahren zwang die mittlerweile nationalsozialistische Stadtverwaltung Frankfurts Wilhelm Carl von Rothschild zu einen sog. Umlegungsvertrag. Er sollte im Gegenzug zur Abtretung des Geländes andere Baugrundstücke in der Stadt erhalten. Dem war natürlich nie so. Weitere unerträgliche Repressalien folgten, sodass die Famile 1935 sogar Ihren Wohnsitz, das Palais, der "Stadtgemeinde" übereignen musste. Innerhalb weniger Jahre hatten es die Nazis geschafft, den kompletten Grundbesitz als auch den Wohnsitz der Familie auf perfide Art und Weise zu stehlen.
Letztendlich emigrierte (bzw. floh) die Familie 1935, nach der Übereignung Ihres Wohnsitzes, in die Schweiz.
Albert von Goldschmidt-Rothschild nahm sich dann 1940 das Leben.
--->Mehr zur Famile Rothschild
1936 wurde der ehemals private Park in einen Eintrittsgeldpflichtigen öffentlichen umgewandelt. Im Palais Grüneburg eröffneten die Nazis ein Café.
Das Café mit seinen Terrassen und erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit bei der Frankfurter Bevölkerung. Schnell wurden die Enteignungen vergessen.
Das Palais wurde dann im Jahr 1944, bei allierten Bombardements schwer beschädigt. Der neu gegründete Verein spricht sogar davon, dass ein bewusst gelegter Brand anstatt einer Bombe das Palais zerstört habe. Beweise wurden dafür nicht vorgelegt.
Die US-Streitkräfte bezogen das I.G. Farben Haus (heutiges Hauptgebäude der Goethe Universität) und errichteten eine große Sperrzone. Die Ruine des Palais befanden sich innerhalb dieser.
Nach dem Abzug der Truppen und der damit einhergehenden Aufhebung der Sperrzone wurden die Ruine des Palais, sowie die alte unbeschädigte Orangerie der alten "Grünen-Burg" abgerissen.
1. Bild, vergrößerbar. Blick auf das I.G. Farbenhaus, links oben die Grüneburg Palais Ruine, links mittig alte Orangerier, 1946 US-Air Force
2. Bild, Nahaufnahme der Ruine:
Bild: Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt; Colorierung: Adama
Heutige Situation:
Nur in Stein gearbeitete Blumenkübel sind vom neuen Palais übrig sowie dessen Eiskeller in einem der erhaltenen Pförtnerhäuser.
Eine große Blumenrabatte zeichnet den Grundriss des Palais nach.
Bild: Google Maps
An der Südseite der Rabatte steht zudem eine 5m hohe dunkle Tropenholz-Gedenksteele, vom Bildhauer Hans Steinbrenner. Die Steele selbst erregte die Gemüter oft negativ.
Die Goldschmidt-Rothschild Tochter Luise Mauthner sagte noch wenige Jahre vor Ihrem Tod: "Ich möchte das scheußliche Ding da nicht haben".
Frankfurt Gedenkstele Grüneburgpark mit Fernsehturm und Rosenbeet
Karsten11, Public domain, via Wikimedia Commons
Übersichtspanorama aus Süden Richtung Steele und ehemalige Südseite des Palais:
Bild: Adama