Kaufhofblock Marienplatz [Spekulationsthread]

  • Rene Benko hat sich nach Oberpollinger, Karstadt am HBF und der Alten Akademie ein weiteres Objekt in der Innenstadt gesichert. Die Rosenstraße 8, heute noch vom traditionsreichen Schreibwarengeschäft Kaut Bullinger und vom Kaufhof genutzt, soll für einen hohen achtstelligen Betrag erworben worden sein.


    Das Nachbargebäude, Rosenstraße 9, wird ebenfalls vom Kaufhof beansprucht, außerdem befindet sich darin die Gaststätte "Zum Spöckmeier". Eigentümer ist hier die Schörghuber Gruppe. Das Kaufhof Hauptgebäude wiederum gehört in Teilen bereits der Signa.


    Der Bestand stammt aus den 70ern und entspricht damit kaum mehr den Anforderungen moderner Einzelhandelsflächen. In Anbetracht des hohen Kaufpreises und der, sagen wir mal, "umnutzungsfreudigen" Signa als Käuferin, dürfte ein Abriss und Neubau der Rosenstraße 8 nicht mehr lange auf sich warten lassen.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…linger-investor-1.5047271


    Schwieriger wird eine Prognose für die anderen Gebäude. Der Kaufhof am Marienplatz ist der umsatzstärkste in Deutschland, angesichts der desolaten Finanzsituation der GKK wird ein Abriss also auch mittelfristig kaum zur Debatte stehen - aber wer weiß.

    Wahrscheinlicher wäre eine Verkleinerung, vermutlich unter Abtrennung des Hauses Rosenstraße 9. Die Schörghuber Gruppe, hier in Gestalt der Bayerischen Hausbau involviert, ist ja wie die Signa recht umtriebig (u.a. Abriss und Neubau Karstadt am Dom, heute Joseph Pschorr Haus), auch ein gemeinsamer Neubau der Nummern 8 und 9 hielte ich für nicht abwegig.


    Insgesamt positiv, dass sich bei diesem absolut grässlichen Betonhaufen (meiner Meinung nach das unpassendste Gebäudeensemble in der gesamten Altstadt) etwas bewegt, auch wenn es erstmal nur ein neuer Eigentümer ist.


    ___________


    Der Vorzustand der Nummern 9 und 8, 1910, Blick Richtung Rindermarkt:

    1.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=478313&DEID=10


    Vorzustand des heutigen Kaufhofs vom Marienplatz aus blickend, um 1920, nach dem Krieg abgerissen, obwohl halbwegs unbeschadet überstanden:

    4.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=441853&DEID=10


    Bau des Kaufhofs, 1970:

    3.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=452504&DEID=10


    1978:

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=452504&DEID=10

    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/suchinfo.aspx

    4 Mal editiert, zuletzt von MiaSanMia ()

  • Das ist mein Traum seit Jahren, dass irgendwann dieser Kaufhofbunker abgerissen wird und evt. sogar das Roman Mayr Gebäude wieder rekonstruirt wird. Fürchte aber dass die es vorher noch unter Denkmalschutz stellen, oder noch schlimmer - so ein bemühter Zwitter rauskommt wie die FC

    Bayern Welt in der Weinstrasse.

  • Meinetwegen kann der Kaufhof dort bleiben. Man sollte einfach die alte Fassade rekonstruieren und davor setzen. Die Gestaltung des Kaufhofs in seiner aktuellen Form ist total aus der Zeit gefallen und passt nicht mehr in die sehr gefragte Innenstadt wie München in der Spitzenmieten erzielt werden.


    Also entweder rekonstruiert man hier den alten Bestand (meine Präferenz) oder es wird abgerissen und man baut neu mit zeitgemäßer Fassade.

  • ^


    "Einfach davorsetzen"... haben die Gebäude denn die selben Abmessungen? Ich glaube kaum. Pseudorekonstruktion wäre damit die bessere Bezeichnung.

  • Ich vermute, eine Rekonstruktion wird kaum den Interessen des Investors bzw irgend eines Einzelhändlers - sei es nun Kaufhof oder jemand anders - gerecht werden. Es wird wohl der Bestand innerlich aufgebessert und (hoffentlich) äußerlich aufgehüppscht werden.

  • Wenn ich mir die Bilder von MiaSanMia so anschaue, muss ich aber auch sagen, dass das Roman-Mayr-Haus zwar ganz schick war und der Abriss eine Schande, aber rekonstruktionswürdig finde ich es nicht unbedingt.


    Dafür ist es mir persönlich zu schlicht. Da macht (und ja ich bin ein Fan davon) der aktuelle Kaufhof viel mehr her, bzw. ist ein architektonisches Statement.


    Wer weiß, wenn man ihn jetzt umbauen oder abreißen würde, schüttelt man vielleicht in 30 Jahren darüber auch den Kopf.


    Was die Rosenstraße 8 & 9 angeht, die dürften vmtl niemandem fehlen und ein Neubau könnte das Eck sehr aufwerten.

  • ^


    Selten, dass jemand geradezu ein Fan von diesem Monstrum ist 8)


    Stünde es am HBF, ok, könnte ich mich mit einiger Zeit vielleicht anfreunden, aber am Marienplatz passt es mMn einfach überhaupt nicht. Es degradiert die gesamte Ansicht von Osten blickend. Die Südseite ist zwar seit dem Krieg auch keine Augenweide mehr, stilistisch immerhin an die Westseite des Marienplatzes angepasst. Ich versuche zwar, mir den Kaufhof als "Konterpunkt" zum Neuen Rathaus schön zu reden, aber es gelingt nicht wirklich.


    Weitere Ansichten vom Vorzustand:


    1909:

    9.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=423445&DEID=10


    1910: Anpassung an das Gebäude Nr. 3 in der Kaufingerstraße

    8.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=292601&DEID=10


    1964: Bereits mit vereinfachter Schaufensterfront:

    image.png

    https://stadtarchiv.muenchen.d….aspx?VEID=580833&DEID=10


    Rekonstruieren würde ich den Altbestand auch nicht unbedingt, ein historisierend eleganter Neubau täte es auch.

  • Ja und tatsächlich auch von anderen, eher ungeliebten Gebäuden wie dem Europäischen Patentamt. ^.^


    Viel schlimmer finde ich zum Beispiel das Ludwig Beck Haus.


    Was ich mir vorstellen könnte, wäre das Erdgeschoss heller und einladender zu gestalten und evtl. das Dachgeschoss voll zu verglasen, quasi einen Wintergarten draus zu machen.


    Historisierend find ich schwierig, das Hugendubelhaus zum Beispiel mag jetzt hochwertiger sein und sich besser einfügen, aber es ist auch sterbenslangwelig. Da hatte die 90er Jahre Gestaltung mehr Charakter.


    Die Südseite hat eine Aufwertung meiner Meinung nach viel nötiger. Hab gerade gegoogelt, der Petershof hatte den Krieg auch grob überstanden. Das wäre ein Juwehl, welches man rekonstruieren könnte, Hier würde für Mieter auch weniger Nutzfläche im Vergleich zum Ist-Zustand verlorengehen.


    Im Großen und Ganzen bin ich aber gespannt was SIGNA vorhat, ich denke der Kaufhof wird revitalisiert und die Gebäude Rosenstraße 8 & 9 werden durch was neues ersetzt.

  • ^


    Das Europäische Patentamt ist in der Tat auch eines meiner absoluten Favoriten in München. Nicht nur von außen, auch von innen ein grandioses Gebäude. Im Vergleich zum Kaufhof wirkt es mondän und elegant, nicht so elefantös und plump ;)


    Die Südseite am Marienplatz ist langweilig, als Gegenüber vom völlig überladenen neugotischen Rathaus, finde ich das jedoch gar nicht unpassend - diesbezüglich passt für mich auch das Hugendubelhaus besser ins Bild als die orange-blaue 90er Kreation zuvor.

  • Insgesamt finde ich es erstmal bedenklich, dass ein einziger Investor sich zunehmend immer mehr Schlüsselimmobilien im Altstadtbereich aneignet. Gibt es auf dem Immobilienmarkt nicht so etwas wie ein Kartellrecht? Ich halte diese sich anbahnende Marktbeherrschung für ziemlich kritisch.


    Ich persönlich habe die Aufregung über den Kaufhaus-Block (1969-1972, Josef Wiedemann) nie so recht verstanden. Das Ding ist im schlimmsten Fall langweilig aber immerhin was anderes als die ständigen Eiermann-Kaufhaus-Fassaden der damalige Zeit. Der eigentliche Skandal ist natürlich der Abriss des damals wohl noch intakten Roman-Mayr-Hauses im Jahre 1965. Andererseits waren diese riesigen fensterlosen Kaufhäuser unfassbar modern in den 1960er Jahren, deshalb konnte sich wohl keine Stadt dieser Entwicklung entsagen. Und ein Umbau des Vorgängerbaus wäre zur damaligen Zeit wohl schlicht unrealistisch gewesen.


    Umso mehr könnte man natürlich heute argumentieren, dass nun eben wiederum die Zeit der Kaufhäuser vorbei ist und damit einen Abriss rechtfertigen für einen Neubau, der die in unserem neuen Jahrtausend im Herzen unserer Altstadt gewünschten und benötigten Funktionen besser ermöglicht. Es wird ohnehin eine große Frage sein, wie wir zentrale Bereiche wie diesen zukünftig nutzen und mit Leben füllen wollen. Ob Rene Benko der Richtige ist, um darüber zu entscheiden, wird sich in den nächsten Jahren erweisen.

  • Rekonstruieren würde ich den Altbestand auch nicht unbedingt, ein historisierend eleganter Neubau täte es auch.

    Grundsätzlich und vor allem auch architektonisch wäre ein gut gemachter, historisch angehauchter Neubau die eleganteste Lösung. Wären wir in Berlin würde ich dem sofort zustimmen.


    In München enden Projekte dieser Art aber oft in einem gestalterischen Desaster (FC Bayern, Alter Hof, diverse Neubauten beim Hbf, Pschorr-Haus...). Die hiesigen Architekten und erst recht die Entscheidungsträger bekommen das einfach nicht auf die Reihe.


    Auch wenn der Altbau nicht spektakulär war, eine Rekonstruktion wäre die sicherste Lösung um mal eine Aufhübschung des „historischen“ Innenstadtkerns zu erreichen. Wie man solche historischen Fassaden einfach mit nahezu beliebiger Nutzung im Inneren kombinieren kann, das zeigen diverse Projekte (z.B. Schloss in Braunschweig).


    Alles andere wird mit 99,95 %-iger Sicherheit nur zu einer weiteren Verschlimmbesserung des Stadtbildes führen.

  • Ohne Frage viel Mist, deine beim Namen genannten Projekte bewerte ich jedoch anders und ich könnte eine ganze Liste von historisierenden Gebäuden in der Altstadt, die wohl mancher für einen Altbau hält, anführen, aber sei´s drum.


    Könnte ich den Architekten für einen potentiellen Neubau aussuchen, ich würde Hilmer-Sattler-Ahlers-Albrecht, Landau-Kindelbacher oder MSM wählen. Alle drei haben bereits oft gezeigt, dass sie stilsichere historisierende Gebäude entwerfen können ohne ins Kitschige abzudriften.


    Sehr viel wahrscheinlicher dürfte jedoch das Szenario, wie es OlympiaFlo beschrieben hat, eintreten (in der AZ war nun zu lesen, der Kaufhof wäre sogar das umsatzstärkste in Europa, fraglich ob das stimmt): Eine Revitalisierung im Inneren, vielleicht eine hellere Gestaltung und Öffnung des Erdgeschosses und Abriss / Neubau der Hausnummern 8 und 9.

  • Da dies ein Spekulationsthread ist, erlaube ich mir zu spekulieren.


    Marienplatz und Fußgängerzone sind heillos überfüllt. Am Oberanger und Rindermarkt ist noch viel Platz. Die bestehende Blocks sollten durch mehrere Passagen durchbrochen werden.


    Das gilt für den Kaufhofblock und den gesamten Block mit Hugendubel und Sport-Schuster. Statt des Parkhauses im Hof des Hugendubel-Blocks wäre ein bezaubernder Platz möglich.


    Färbergraben, Rindermarkt und Oberanger sollten verkehrsberuhigt werden, Brunnen angelegt oder Stadtbäche freigelegt werden. Hier ist noch sehr viel Entwicklungspotential. Die Eigentümer müßten dafür über Grundstücksgrenzen hinweg kooperieren. Vielleicht stößt Benko da etwas an.

    Einmal editiert, zuletzt von derzberb ()

  • Spekuliere hier weiter......


    Bin heute am Kaufhof vorbei gekommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass an der Fassade in verschiedenen Höhen die Steinverkleidung abgenommen wurde.


    Entweder zum Schutz vor dem Herausbrechen, wie schon mal vor einigen Jahren, oder um evt. eine bevorstehende Asbestsanierung zu untersuchen.


    Oder aber Herr Benko hat sich doch schon für eine größere Sache entschieden, zumindest mit einer Fassadenänderung könnte er schon mal anfangen.


    Ja, man darf doch noch träumen.


    20201223_105540ayj1a.jpg


    Bild ist von mir.

  • Signa gehört an der Filiale am Marienplatz seit Juli 2022 kein Quadratmeter mehr, wie die Immobilienzeitung Anfang Mai 2023 herausgefunden hat:

    Haupteigentümer ist nun die Münchner Doblinger Unternehmensgruppe, die übrigen Anteile sind in überwiegend familiärem Streubesitz.


    https://www.iz.de/transaktione…rienplatz-raus-2000016372

    https://www.iz.de/transaktione…er-marienplatz-2000016150