Messe Frankfurt - Entwicklung und Ausblick

  • Die Messe weiter auszubauen, als wäre nichts geschehen, ist Wahnsinn. Stattdessen sollte man ein komplett neues Konzept für das innerstädtische Areal entwickeln. Die Messefläche halbieren und stattdessen ein gemischtes Wohn- , Kultur und Geschäftsviertel/Gewerbegebiet entwickeln ist sinnvoller. Es gibt kein Zurück in alte Muster.

  • ^ Den Messeausbau halte ich nicht für Wahnsinn.


    Erstens lässt sich ein einmal begonnenes Großprojekt nicht so einfach stoppen. Die zahlreich abgeschlossenen Verträge würden bei Nichteinhaltung so viele Schadensersatzforderungen auslösen, dass ein Baustopp einen großen finanziellen Schaden bewirken würde.


    Zweitens wird es eine Zeit nach Corona geben. Viele Impfstoffhersteller produzieren schon jetzt Impfstoff, die Testphasen laufen. Nach den Massenimpfungen wird es m. E. wirtschaftlich wieder bergauf gehen. Messen und andere Großveranstaltungen werden wieder stattfinden, da bin ich mir sicher.

  • Ob sich ein Großprojekt stoppen läßt oder nicht ist hier gar nicht die Frage. Die Messe wird gestoppt - ob Corona oder nicht. Die IAA ist ja schon futsch. Und das lag nicht an Corona. Aus internen Quellen weiß ich: Die bereits laufenden Anmeldungen für die Buchmesse für 2021 brechen massiv ein. Sie liegen wohl bei nur noch 40% also mehr als eine Halbierung, die Zahlen für die Musikmesse sind wohl noch katastrophaler. Corona ist nicht die Ursache für den Niedergang des lokalen Messegeschäfts (ich rede nicht vom internationalen Business) Corona ist ein Brandbeschleuniger

  • „Interne Quellen“ der Messe besagen auch, dass insbesondere der Wegfall der IAA große Chancen bietet, das Messegelände deutlich besser auszulasten und damit spürbar höhere Umsätze zu erwirtschaften - und dadurch keine Trauer auslöst.

    Die wochen-, in vielen Bereichen monatelange Blockade durch die enorm zeitaufwendigen Aufbauten zur IAA haben viele potentielle andere Veranstaltungen komplett unmöglich gemacht. Das angegliederte Catering-Geschäft kam in dieser Zeit quasi komplett zum Erliegen.

    Prestige und große Namen sind eben allzu oft nicht das, womit verdient wird.

  • Ja, ich kann mir die Champagnerparty gut vorstellen, die die Messegesellschaft zusammen mit Peter Feldmann gegeben hat, als die IAA gegangen ist. „Endlich können wir unsere Messehallen besser auslasten!“ 😂😂😂

  • Wenn die Messe Frankfurt leidet, dann leiden die anderen, kleineren Messe-Standorte erst recht. Dies ist jedoch für die Messe Frankfurt eine Chance, weil die Wettbewerber durch Corona noch weiter zurückfallen werden und letztlich eine Konzentration zu Gunsten der besten, großen Standorte stattfinden wird.


    Im Ergebnis wird Frankfurt profitieren können und die Investitionen auch in die Flexibilität der Bespielbarkeit der Fläche werden sich lohnen, zum Beispiel die in einen neuen Messereingang von der Europaallee. Die Zukunft wird auch mehr kleinere Parallel-Veranstaltungen bringen, so dass der Weggang der IAA kompensiert werden kann.


    Kein Grund also auch hier gleich Flächenansprüche anzumelden am besten wieder für Kulturprojekte, Genossenschaftswohnungen etc....


    Davon alleine wird Frankfurt halt nicht satt.

  • Ja, die IAA ist futsch. Schmerzt.

    Ja, 2020 wird einiges ausmerzen. Schmerzt.

    Aber nun völlig aktionistisch laufende Projekte stoppen zu wollen& in den Abgesang auf eines der Zugpferde der Frankfurter Wirtschaft einzustimmen ist deutlich übereilt. Abgesehen davon, dass die Messe Frankfurt mit all ihren Gebäuden wohl eher zu den attraktivsten Vertretern ihrer Art gehört.

  • Veränderung beginnt in dem man schmerzhafte Illusionen aufgibt.

    Zumindest für die Buchmesse ist der Kuchen gegessen.

    Der Buchmesse-Chef Boos heute dazu:


    Die Messe werde sich nach diesem Jahr dauerhaft verändern: "Wir werden den virtuellen und den physischen Teil eng miteinander verzahnen. Der virtuelle Teil wird stark bleiben. Wir werden dezentraler. Wir werden mehr zum Festival.


    https://www.google.com/amp/s/w…mit-millionenverlust.html


    Aktivismus nennt man einen Effekt, der Eintritt, weil man sich nicht früh genug mit Veränderung beschäftigt hat. Wartet man, bis die Messe am Heimatstandort keine Cashcow mehr ist, sondern ein Verlustgeschäft, dann muss die Stadt und das Land Zuschüsse locker machen. Wäre ja toll, wenn man sich in Ruhe auf diesen Moment vorbereitet.


    PS : Zusammenlegungen von Messen sind kein Selbstläufer. Das konnte man an der Zusammenlegung von Christmasworld, Paperworld and Beautyworld gut sehen. Alle befanden sich auch vor Corona in einem kontinuierlichen Schrumpfungsprozess.

    Einmal editiert, zuletzt von itchedSky ()

  • Hier noch ein bemerkenswertes Zitat aus der FAZ, die m.E. meine Thesen stützen


    Gelöscht. Bitte kein Kopieren und Einfügen von Presseartikeln.


    Nach meiner Lesart bedeutet es, dass die Stadt vor allem die Messe finanziell stützen muss, sollten, was zu erwarten ist, die Umsätze in den nächsten 2 Jahren massiv und dauerhaft einbrechen. Da die Stadt das finanziell aber nicht stemmen kann, muss sie sich zwangsläufig über neue Nutzungsformen, Veräußerungen ihrer Beteiligung etc... Gedanken machen. Ich bin mir sicher, dass niemand in Zukunft eine Messebeteiligung kaufen wird, attraktive Innenstadtlagen dagegen schon.

  • Ich lese aus diesem Artikel an keiner Stelle, dass nicht alle Beteiligten erwarten, dass es nach Corona wieder besser wird. Die einzige Frage ist, wie lange es dauern wird. Natürlich ist die Krise eine massive Belastung, wie sollte es anders sein? Es können keine Veranstaltungen stattfinden und die Nutzungszahlen der Flughafens sind im Keller. Natürlich muss die Stadt als Miteigentümer dann auch die eigenen Beteiligungen, wie etwa die Messe, finanziell stützen. Dafür bekommt die Stadt ja auch einen Ausgleich aus dem Krisenbewältigungsprogramm, wie gestern geschehen. Daraus kann man doch nicht ableiten, dass die Stadt die Messe verkaufen und / oder verkleinern sollte? Wie kurzfristig gedacht ist das denn?


    Es wird eine Zeit nach Corona geben. Sobald der Impfstoff verfügbar ist und große Teile der Bevölkerung geimpft sind, hat der Spuk ein Ende. Ich weiß beim besten Willen nicht, warum das Messegeschäft nicht danach wieder erblühen sollte wie es vorher auch war. Gerade weil die Leute danach erst recht wieder Lust auf persönliche Treffen haben werden, gerade in Zeiten von Home Office und mangelndem sozialen Kontakt. Diese ganzen digitalen Veranstaltungsformate, die derzeit gezwungenermaßen stattfinden, finde ich furchtbar. Es kommt überhaupt nicht zu einem persönlichen Austausch und Entwicklung gemeinsamer Ideen oder Kooperationsmöglichkeiten, wie sonst üblich auf Konferenzen, Messen, jeglicher Art von physischen Veranstaltungen.


    Genauso wie wir wieder reisen werden, werden wir auch wieder zu Messen gehen. Dass sich Formate ändern werden und eine größere digitale Komponente bekommen, geschenkt - aber deswegen sollte die Stadt einen Teufel tun und jetzt ihr innerstädtisches Filetgrundstück, auf dem die Messe jahrzehntelang gewachsen ist und Milliarden investiert hat, Hals über Kopf für irgendwas anderes aufgeben. Es ist gerade ein massiver Wettbewerbsvorteil von Frankfurt, dass die Messe so innenstadtnah liegt und so hervorragend angebunden ist. Jetzt gibt's eine Durststrecke, ja, aber nach 2-3 Jahren sieht die Welt wieder völlig anders aus!

    2 Mal editiert, zuletzt von Miguel ()

  • Ich würde mir ja wünschen, dass Du Recht hast, aber ein innerstädtische Filetstück ist bei einer Virtualisierung von Messen kein Wettbewerbesvorteil. Ein Filetstück ist nur ein Filetstück, wenn es noch einen Nutzen hat. Ich glaube nicht nur wegen Covid-19 nicht mehr an eine rosige Zukunft der Messe. Unternehmen haben auch vorher begonnen es sich zweimal zu überlegen, ob sie neben den Messekosten auch die Hotel- und Reisekosten tragen wollen. Covid war nur ein weiterer Katalysator für den Verlust an Attraktivität. Wenn durch virtuelle Messen die Erträge nicht maßgeblich sinken, so wie es z.B. bei der Buchmesse zu sein scheint, dann erscheint die Sache in einem anderen Licht.

    Ich denke wir werden uns in einem, spätestens in zwei Jahren klar sein, wie die Entwicklung weitergehen wird. Sollte ich Recht behalten, dann hat Frankfurt bis zu diesem Zeitpunkt zwei wertvolle Planungsjahre verloren.


    Anmerkung am Rande: Die Süddeutsche singt heute erneut einen traurigen Abgesang, zumindest auf die Buchmesse

  • Etwas ketzerische Ironie am Rande: Wenn die Buchmesse in München ausgetragen würde dann würde sie wahrscheinlich in der Süddeutschen als die weltbeste Messe wo gibt dargestellt.


    Und etwas ernsthafter zum Thema: Evtl. verliert Frankfurt zwei oder mehr Jahre zeitlichen Vorsprung bei der Planung. Aus meiner Sicht ist das aber irrelevant.

    Warum ist die Messe noch nicht gesungen?

    Erstens: Die CC ist noch nicht vorüber und zurzeit ist in den verschiedenen Immobiliensegmenten kein eindeutiger Trend erkennbar. Weil jetzt eingeleitete Aktionen von den Marktteilnehmern sich aus verschiedensten Gründen erst in ein paar Jahren am Markt bemerkbar machen.
    Zweitens: Was soll auf diesem Filetstück denn gebaut werden?

    Gewerbebebauung sicher nicht weil es dafür viel zu wertvoll ist.
    Bürobebauung mit den üblichen 7- oder 8-geschossigen Bürogebäuden sicher auch nicht weil auch dafür noch zu wertvoll. Die skyline-beruhigenden 60 m Hochhäuser sind m.E. ebenfalls keine Option da der Büroflächenbedarf über die aktuell entstehenden und geplanten HH abgedeckt ist bzw. wird. Die Fortschreibung des HHRP ist in Arbeit und wird rechtzeitig und genügend neue HH Standorte, u.a. auch im Osten Frankfurts, ausweisen um den Post-Corona-Bedarf zu decken.

    Wohnbebauung möglicherweise; bringt aber keine Linderung beim akuten Wohnungsbedarf und Geschosswohnungsbau würde wahrscheinlich wegen des Bodenwertes nicht günstig. In Frankfurt sind genügend Flächen für Geschosswohnungsbau vorhanden aber eine unkonventionelle Erschließung wäre aus meiner Sicht zielführender und würde nicht deutlich mehr Zeit beanspruchen als die Konversion des Messegeländes da dieses verlagert werden müsste. Beispielsweise sollte man nochmals darüber nachdenken ob der geplante Autobahndeckel über der A 661 nicht doch so ausgeführt wird das Großteils Geschosswohnungsbau von der ABG darauf errichtet werden könnte. Evtl. erhöhen Bund und Land dann ihren Finanzierungsanteil wenn der geförderte Wohnungsanteil bei > 70 % läge. Was für ein Luxus hier einen dreistelligen Millionenbetrag auszugeben um darauf nur einen Europagarten XXL anzulegen und ob damit das frankfurter Stadtklima gerettet ist stelle ich in Frage. Weiteres Beispiel: Deutliche Verkleinerung des Eidechsenbiotopes beim Römerhof. Zusätzlicher Gewinn an zentral gelegenem Geschosswohnungsbau welcher die Urbanität der Römerhöfe verbessern, die Stadtteile miteinander verbinden und die Erschließungskosten der geplanten Stadtbahnverlängerung wesentlich verbessern würde. Anders Beispiel: Man könnte die Stadtautobahn A 648 zw. F-Rebstock und Emser Brücke in die -1 Ebene verlegen um hier Raum für Nachverdichtung zu schaffen. Ebenfalls würde die Urbanität und Lebensqualität der angrenzenden Stadteile sich wesentlich verbessern. Mir ist bewusst das dies keine Beispiele für billige und schnelle Baulandgewinnung für Wohnungen sind, aber ob auf dem Messegelände sich soviel günstiger und schneller Wohnungen errichten lassen bezweifele ich.

    Drittens: Die Messekonzepte sehen in 10, 20 und ganz sicher in 30 Jahren anders aus als heute und folglich ist der Bedarf an Hallenfläche ein anderer. Aber das war schon vor der CC klar erkennbar. Das schlussendlich gar kein Messegelände in Frankfurt mehr notwendig wäre, nicht vorstellbar für mich. Bisher hat die Messegesellschaft sich strategisch immer wieder neu orientiert und wird dieses in Zukunft erfolgreich fortsetzen. Denn vor der CC war die Messegesellschaft kein Verlustbringer für die Kämmerei und die städtische Ökonomie.

    Mein Fazit: Deshalb den Abgesang der Messe im allgemeinen und in Frankfurt im besonderen anzustimmen halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für viel zu früh.

  • Corona hin oder her, als Messegesellschaft würde ich mir bei einem passenden Angebot Gedanken machen, die Messehalle 1 und das angrenzende Areal südlich der Festhalle zu veräußern. Der Haupteingang kann ja in irgend einer Art und Weise in die neuen Gebäude intergriert werden.


    Ein sinnvoller Standort für den HHRP wäre die Ecke allemal, wegen keinerlei Problemen bei der Verschattung sollten hier auch größere Höhen erlaubt sein.

  • Das "passende Angebot" gab es schon zur Bauzeit.

    Unter der Messehalle 1 befindet sich die Tiefgarage des Messeturms.

    Und der Messeturm selbst steht mit Erbpacht auf messeeigenem Gelände.

  • Eurobike künftig in Frankfurt

    Die Eurobike, weltweit wichtigste Leitmesse für den Fahrradmarkt, wechselt von Friedrichshafen nach Frankfurt. Am Bodensee wurde das Messegelände zu klein. Die Messe Frankfurt wird mit der neuen Messe, für die sie ein Joint Venture mit der Messegesellschaft Friedrichshafen eingehen wird, teilweise den Verlust der IAA kompensieren können. Im kommenden Jahr findet die Eurobike erstmals in Frankfurt statt. Einzelheiten in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Messegesellschaften und in der FAZ.

  • Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht, gerade in Zeiten der Verkehrswende. Frankurt kann hier, wenn man es gut anstellt, Vorreiter werden.

  • Das ist super. Die Eurobike hatte im abgelegenen Friedrichshafen schon 66.000 Besucher. Im zentral gelegenen Frankfurt sind sicherlich deutlich höhere Besucherzahlen drin, u.a. auch von ausländischen Besuchern, die Frankfurt deutlich besser als Friedrichshafen erreichen können.

  • Die Hiobsbotschaften hören nicht auf. Die Musikmesse wird nach 40 Jahren eingestellt, schreibt die Frankfurter Rundschau. Die Messegesellschaft kündigt unter der Überschrift "neues Event- und Festivalkonzept in Planung" hier ein neues Konzept mit dem Thema Musik an. Zu einem "späteren Zeitpunkt", im "Rahmen einer Neuaufstellung". Die Nachfolgeveranstaltung soll nicht mehr vorwiegend Fachmesse sein wie bisher, sondern Business-to-Consumer.