• Tja Nothor, um ein Haar wären wir dann wohl Nachbarn geworden. Witzigerweise genau heute habe ich die Zusage erhalten, dass ich eine Wohnung eben direkt an der Hornschuchpromenade bekomme. Bilder würde ich natürlich auch gerne teilen, aber wo genau ich wohnen werde geht euch dann doch nichts an.;)

    Dementsprechend gespannt bin ich jetzt auch auf die Umgestaltung zur autofreien Zone und werde euch da als direkter Anwohner gut auf dem Laufenden halten können. Mir gefällt die Allee bereits heute außerordentlich gut und bei der Stadt Fürth mache ich mir eigentlich keine Sorgen, dass es nach der Umgestaltung sogar noch besser wird. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine autofreie Freiheit...

  • Na dann herzlichen Glückwunsch, da kommt fast Neid auf! Ich hoffe du fühlst dich da wohl und machst vielleicht doch mal Fotos... vielleicht von Details wenigstens? :)

    Und das Autofreie liegt ja dann voll im Trend, gehört mittlerweile zur "gehobenen Wohnkultur" dazu, oder?

  • Mal ein kurzes Update zu meinem Umstieg aufs autofreie Leben:
    Ich weiß nicht, ob ich das noch lange mitmachen möchte. Ich habe meine bisherigen Pendelversuche mit den Öffis in der Coronazeit gemacht und bin sonst nur Fahrrad gefahren. Naja, die letzten Wochen bin ich auf Bus und Bahn umgestiegen und hatte schon mehrere schlimme Verbindungen, so auch wieder heute (was mich jetzt zu diesem Post bewegt). Was mein Pendeln so problematisch macht ist dabei weder die VAG, noch die Deutsche Bahn (die ich hier beide ausdrücklich loben möchte), sondern die extremst unzuverlässigen, oft ausfallenden und chronisch verspäteten Busse in ERH, wie auch Erlangen. Dieser Beitrag wird gerade aus der S-Bahn verfasst, 2,5 Stunden nachdem ich in der Arbeit ausgestempelt habe. Wann ich dann tatsächlich zu Hause bin, steht noch in den Sternen. Wohl gemerkt: Die Strecke dauert mit dem Auto 20 Minuten und mit dem Fahrrad eine Stunde! Wäre das einmal im Monat hätte ich damit kein Problem, aber es ist eher 50/50. Dafür ist mir meine Lebenszeit dann doch zu schade...

    Mein Selbstversuch läuft jetzt noch bis Ende November und wenn es nicht besser wird, gehöre ich leider bald wieder zu den „bösen Autofahrern“, so sehr ich mir auch wünschen würde, es wäre anders.

  • Klingt ja dramatisch, aber für ein "Leben ohne Auto" scheinen bei dir Arbeitsplatz und Wohnort schon zu weit auseinander zu liegen.

    Ich brauche mit den ÖPNV in die Arbeit, wenns optimal läuft 20 min, wenns schlecht läuft und der Straßenbahnanschluss am Plärrer wieder 10 Minuten dauert halt 30 min. Mit dem Rad i.d.R. 20-25 min und mit dem Auto eher 15-25 min, je nach Parkplatzsituation, besonders zu Feierabend am Wohnort.


    Die Wahl fällt daher wann immer möglich auf das Rad. Eigentlich krass, wenn ich bedenke dass ich eine nahezu optimale ÖPNV-Verbindung habe, und trotzdem das Rad oft besser ist und ich den ÖPNV deswegen nicht nutzen mag. Am Plärrer die "vierer" verpasst ist mit dem Rad schon die halbe Strecke.


    In deinem Falle würde ich mir das mit dem ÖPNV wohl nicht lange antun. Du zahlst auf dem Zeitkonto massiv dafür drauf, dass die Straßen um 1 KfZ leerer sind und die Autofahrenden halt alle eine Mikrone schneller sind :)

    In der Stadt gilt ja: Jeder, der auf das Auto verzichtet macht das Auto für alle andren attraktiver.

  • Übrigens: Die Lösung für dieser Problem in Berlin ist nicht etwa den öffentlichen Nahverkehr besser zu machen (dauert zu lange, ist zu teuer, keine Kompetenz/Personal um die Genehmigungsprozesse zu handhaben, stört die Wähler/Nimbies), sondern den Autoverkehr zu behindern und zu verlangsamen.

  • Und wie kommt das Carsharing-Auto in unseren präautonomen Zeiten wirtschaftlich zur Oma auf´s Land ;) ?


    Wenn das politisch gewollt ist (und ich halte das im Sinne des Allgemeinwohls für sinnvoll), dann muss man die Menschen halt überzeugen (bei E-Rollern hat's ja offensichtlich geklappt). Im Zweifelsfall mit finanziellen Argumenten. Wenn es ausreichend Nutzer gibt, werden sich die einschlägigen Anbieter sicher nicht zieren.

    Ich bin da skeptisch. Sehr skeptisch. Wo hat es denn mit E-Rollern geklappt und klappt immer noch?


    Besonders habe ich mich über die Einlassungen eines unserer regionalen Grünen-Politikers gewundert. Dessen Logigkette war: Weniger private Autos ermöglichen es, dass mehr Fahrzeuge von Lieferdiensten die Kunden erreichen können. Sehr interessante Meinung eines studierten Juristen.


    Natürlich können dann die Entsorger die Papiertonnen auch besser und öfter abholen.

  • Oranien: Der Autoverkehr behindert sich schon selber genug. Wenn die Zahl der zugelassenen KFZ schneller als die der EinwohnerInnen steigt, passt was nicht.

    Lieblingsfranke: in welchem Ort genau arbeitest du denn? Au die Erlanger Busse bin ich auch allergisch. Ich fand es immer super, mit der S-Bahn von NBG aus nach Erlangen HBF zu fahren, und von dort aus dann weiter mit einem dort deponierten alten Rad (wird nicht geklaut). Bei Höchstadt z.B. kann es natürlich sein, dass das schon nicht mehr so funktioniert.

    Ich kenne aber auch noch ein paar andere Leute die außerhalb arbeiten und es mit Öffis oder Fahrrad versucht haben und dann wieder beim Auto gelandet sind. Einmal waren es zu viele Ampeln, die den Radfahrer aufhielten, der andere brauchte immer mal wieder großformatiges Material für die Arbeit. Das zeigt, dass das keinesfalls alles "böse Autofahrer" sind, sondern oftmals halt nur ein bisschen "Pull" fehlt, um diese Menschen zum Umstieg zu bewegen.

  • Da arbeitete auch der, dem es mit dem Rad zu viele Ampeln waren (und ebenfalls der ÖPNV zu langsam), sodass ich außer Fahrgemeinschaften leider keinen Lösungsvorschlag anbieten kann. :(

  • Das habe ich mal eine Zeit lang probiert, da wir aber Gleitzeit haben ist das alles ziemlich schwierig. Ich versuche es wie gesagt noch etwas und wenn nicht, wird es wenigstens ein Elektroauto (Strom gibt es nämlich vom Arbeitgeber geschenkt ;))

  • ^Werd doch einfach Politiker – dann kannst du von der Verkehrswende schwafeln und dich von der Fahrbereitschaft kutschieren lassen.

  • Sprenggiebel: Das stimmt bestenfalls teilweise. In Berlin Mitte ist der Anteil der Haushalte mit eigenem PKW mittlerweile auf 50% gesunken. Der öffentliche Nahverkehr war - Preussen sei Dank - in Berlin immer schon herausragend. Hinzu kommen heutzutage Bike-, Roller- und Car-Sharing Services en masse. Trotzdem funktioniert dieses System nur, wenn man in Mitte oder mindestens innerhalb des S-Bahnrings wohnt. Für einen grossen Teil der Berliner und erst recht der Umländler ist die Verkehrspolitik (Autoverkehr weniger attraktiv machen, statt die anderen Verkehrsmittel attraktiver zu machen) eine Zumutung. Die tonangebende Fundi-Hippster-Innerstadt-Clientèle interessiert sich aber eher weniger für die spiessigen Normalos von weiter weg. Ich fürchte, das ist in einer Reihe von weiteren deutschen Städten nicht gross anders. Hamburg zum Beispiel.

  • Also imo funktioniert das einfach nicht, nur andere Verkehrsmittel attraktiver zu machen ohne den Autoverkehr einzuschränken. In Nürnberg wird das versucht, und die Straßen sind voll wie eh und je.

    Richtig, "Stadt Hipster", leben in ihrer eigenen Bubble - "Vorstadt Boomer" aber auch. Die realisieren nicht dass sie mit ihrem ganzen Einreiseverkehr die Lebensqualität aller anderen in der Stadt massiv einschränken. Wobei ich den Autoverkehr in Berlin im Vergleich zu anderen Millionenstädten immer noch sehr attraktiv finde (günstige Parkhäuser, auch kostenlose Parkplätze keine Seltenheit, breite mehrspurige Einfallstraßen). In London z.B. könnte man sich zurecht über das recht teure Tube Ticket + Innenstadtmaut aufregen.

    Natürlich braucht es dafür überhaupt anständige Nahverkehrsverbindungen ins Umland als Alternative. Die Preussen haben sich wohl um Berlin gekümmert, ums Umland aber nicht. Und die Nürnberger auch nicht um Herzogenaurach.

  • Die Innenstadthipster sind aber eben auch die, die billigen Wohnraum fordern und ihre Arbeit nach der Work-Life-Balance aussuchen – sprich, viele Steuern werden da nicht erwirtschaftet, das müssen dann eben weiterhin die verhassten „Boomer“ aus dem Umland erledigen. Wenn aber alle in der Innenstadt zu günstigen Bedingungen leben möchten und maximal 6 Stunden am Tag arbeiten, dafür aber regelmäßig 2 Monate eine Auszeit brauchen, dann würden wir mit unserem Sozialstaat schnell an die Grenzen kommen! Ich kenne selbst auch mehrere radikale fahrradaktivisten. Keiner davon geht einer geregelten Arbeit nach – zumindest keiner legalen. Wenn man keinerlei Verpflichtungen hat dann kann man den Umstieg aufs Fahrrad natürlich leicht propagieren. Wenn man allerdings jeden Tag bei egal welchem Wetter pünktlich und unverschwitzt im Büro erscheinen muss sieht das schon anderst aus.

  • Was sind denn das für Verallgemeinerungen? Ich kenne genug InnenstadtbewohnerInnen die sehr hart arbeiten, kein eigenes KFZ haben und sich weniger davon in den Großstädten wünschen. Und ja, viele davon müssen pünktlich und unverschwitzt im Büro erscheinen.

  • Regent deine Perspektive mag vielleicht für Berlin zutreffen, aber in Nürnberg, oder sagen wir für mich Speziellen gilt das wohl eher nicht. Ich hatte dieses Jahr erst 3 Tage Urlaub und bin sogut wie nie krank. Home-Office ist für mich ein Graus, weil ich es nicht nur unsozial finde sondern auch weil es ein willkommenes Argument ist für all jene mit einer chronischen Arbeitsvermeidungshaltung. Nein, das Radfahren gehört für mich zum Lebensstil, es macht mich gesund, es gleicht mich aus es lässt mich die Stadt hautnah erleben - ohne Scheibe dazwischen! Und wenn ich mich unter meinen Kollegen umschaue, es sind nicht die "Arbeitsscheuen", die mit dem Rad zur Arbeit kommen. Die "Arbeitsscheuen" träumen dann doch lieber von teuren Auto, oder nehmen einen E-Roller oder was andres cooles. Hauptsache man schwitzt nicht.

  • Gut, sagen wir es gibt 2 Gruppen von Radfahrern in der Stadt. Die zuerst von mir genannte Gruppe und dann noch die Spitzenverdiener die in der Stadt wohnen und da auch arbeiten. Und dann gibt es eben noch eine sehr große Gruppe an Menschen, für die in der Stadt kein Platz ist oder die es sich schlicht nicht leisten können in der Stadt zu wohnen, die aber eventuell trotzdem in der Stadt oder deren Umland arbeiten. Für diese Menschen ist das Rad eben oft keine Alternative. Mein Punkt ist einfach, das die Diskussion ums Rad oft von Menschen geführt wird, die „relativ“ unkompliziert umsteigen können oder einen guten ÖNV genießen. Der „Böse“ ist dann plötzlich der Familienvater aus dem Umland der mit dem Auto zur Schicht pendelt. Ob jetzt der Manager mit Rennrad oder der Student den Verzicht aufs Auto fordert, entscheidend ist doch das es für viele einfach nicht praktikabel ist. Der Topmanager eines Automobilzulieferers, für die wir einen Auftrag hatten, ist auch immer demonstrativ mit Rennrad im Kofferraum durch die Gegend gefahren um zwischen Konferenzen ein paar Runden zu drehen oder auch mal bei schönem Wetter ins Büro zu fahren. Für den Mitarbeiter der Nachtschicht, der sich 20km weiter ein kleines Häuschen gekauft hat macht das eher wenig Sinn. In der Erzählung einiger Politiker oder Aktivisten wäre jetzt der Mitarbeiter der Nachtschicht der böse.

  • Ich verstehe deinen Punkt. Aber Fakt ist dennoch, dass die Autos in den Städten immer mehr, immer größer, schwerer und PS-stärker werden. Das lässt sich nicht mit Schichtdiensten, hohen Mieten oder niedrigen Löhnen erklären. Hier liegt eine klare Fehlsteuerung der Politik vor, und jene, die unter dieser PKW-Zunahme leiden fordern nichts weniger als genau diese Nachsteuerung.


    Ich meine wenn "In der Stadt wohnen" und Fahrradfahren" Luxus ist, dann ist was schief gelaufen in diesem Land.

  • Generell wird in deutschen Städten zu wenig und vor allem auch zu wenig erschwinglicher Wohnraum gebaut. Mit entsprechender Dichte und leistungsfähigem ÖNV würden sich viele Probleme von selbst erledigen. Es ist schon richtig das ein Auto nach wie vor auch Statussymbol ist, aber auf dem Land bedeutet ein Auto vor allem auch Freiheit und Flexibilität. Das ist im übrigen auch in anderen Ländern nicht anderst, auch in den Fahrrad-affinen Niederlanden nicht.

  • Endlich wird mal wieder das längst überfällige Thema der autofreien Königsstraße angerissen. Lediglich für die Radfahrer müsste langsam mal ein Konzept her. Ich habe mich schon oft im letzten Moment dagegen entschieden, in die Innenstadt abzubiegen und habe stattdessen im Internet bestellt, da man sich als Radler einfach völlig fehl am Platz fühlt. Der Hallplatz oder der Kornmarkt bieten doch so viel Potential für eine unterirdische Fahrradgarage wie in den Niederlanden. Kostenloses Parken für 5 Stunden und schon kommen die Kunden wie von allein.