Radverkehr, Straßennetz, Parkraumbewirtschaftung

  • Man schafft ein Angebot wo es keine Nachfrage gibt, nur und v.a. weil es dort keinem weg tut, und "wundert" sich dann, dass es niemand nutzt.


    Das ist genauso, wie der Neubau von 500 m Autobahn zwischen Brunn und Birnthon oder eine Autofähre über Rothsee oder ein Skilift am Schmausenbuck. Probieren könnte man es ja, würde aber niemand mit Verstand machen.

  • Der Nürnberger Radentscheid hat mittlerweile genügend Unterschriften. Hier verstehe ich allerdings nicht so ganz, was der Stadtrat damit anfangen soll. Kann er nicht einfach zu den bisher beschlossenen Maßnahmen noch fünf Fahrradständer hinzufügen und das war’s? Es ist ja schon was anderes als mit dem 365€-Ticket, wo es eher ein ja oder nein gab.

  • Bei den meisten Städten war genau das der Fall, die Punkte wurden dann einfach zusätzlich mit ins Programm übernommen, nur in wenigen Städten wie Stuttgart wurden die Radentscheide wegen juristischer Mängel abgelehnt. In Bamberg allerdings wurden die Planungsziele offiziell übernommen und dann nicht umgesetzt - es drohen der Stadt dabei ja auch keine rechtlichen Konsequenzen.

    Wichtig ist wohl vorallem die Symbolik: hallo hier sind wir und wollen gerecht behandelt werden! Davon abgesehen gibt es aber auch noch einige Ziele beim Radentscheid Nürnberg die so nicht von der Stadt ausgerufen wurden - etwa attraktiver Altstadtring bis 2026, von der Straße getrennte, niveaugleiche Radwege und sichere Wege zu Kindergärten und Schulen.

  • Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass nix gemacht wird, aber halt häufig nicht genug oder das falsche.

    Dazu ein neues Twitter Fundstück, in dem eigentlich alles beschrieben wird.

    Die Scheurlstraße ist sicher, vorallem mit dem Fahrrad, einer der unwirtlichsten Räume der Südstadt.

    Diese soll umgebaut werden, und was kommt? Ein paar Alibi-Bäumchen, nur an manchen Stellen breitere Gehwege, Beibehaltung der meisten Parkplätze auf Biegen und Brechen, kaum eigener Radweg. Und die Einmündungen werden nur teilweise mit der Stuttgarter Lösung (Fahrradbügel) gegen Falschparker abgesichert, dabei sind die hier eine echte Krankheit. Tempo 30 oder sogar 20 wäre hier eigentlich auch ein absolutes Muss (weiss nicht ob das kommen soll).

    Einen lebenswerten und vorallem sicheren Stadtraum kann man auf die Weise hier definitiv nicht erhalten oder wiederherstellen.

  • und was kommt? Ein paar Alibi-Bäumchen, nur an manchen Stellen breitere Gehwege, Beibehaltung der meisten Parkplätze auf Biegen und Brechen, kaum eigener Radweg

    Und nicht zu vergessen: der westliche Gehweg in der Scheurlstraße wird auf Höhe Glockenhofstraße zu Gunsten neuer Parkplätze auch noch verschmälert. An manchen Stellen auf gerade einmal 2 Meter (siehe hier im Plan und hier im Ist-Zustand).

    So positiv bestimmt manches (neue Bäume, Verbesserung Fahrradinfrastruktur und Verbreiterung der Gehsteige auf der Ostseite,...) daran ist, lange ich mir doch gerade an den Kopf, was man da in den entsprechenden Nürnberger Ämtern und Ausschüssen immer noch nicht versteht...

  • Es ist zwar schon ein Weilchen her, dass ich zum letzten Mal durch die Scheurlstraße durchgekommen bin. Zu den schönsten Straßenzügen der Südstadt zählt sie sicher nicht, und bestimmt auch nicht zu den fahrradfreundlichsten.


    Trotzdem habe ich an den vorgestellten Planungen nichts auszusetzen. Die Südstadt ist chronisch eng und arm an Bäumen. Insbesondere letzteres fällt mir jedes Mal höchst unangenehm auf, wenn ich dort durchkomme. Dass hier immerhin neun zusätzliche Bäume gepflanzt werden sollen, finde ich deshalb uneingeschränkt begrüßenswert. Es könnten gerne noch ein paar mehr sein, aber es muss eben auch ein Interessenausgleich mit motorisierten Mitbewohnern her. Das ist immer ein Balanceakt.


    Demgegenüber muss aber nicht in jeder Straße ein extra Fahrradweg geführt werden. Gibt es nicht unmittelbar weiter westlich entlang der Allersberger Straße einen Fahrradweg? In der Scheurlstraße fährt ja auch noch die Straßenbahn. Auch die tut was für die Verkehrswende. Man schafft es aber einfach nicht, in jeder noch so schmalen Straße eine Straßenbahn, einen Fahrradweg, einen Gehweg für Fußgänger, Platz für´s Auto und dann auch noch Bäume unterzubringen.

  • Gibt es nicht unmittelbar weiter westlich entlang der Allersberger Straße einen Fahrradweg?

    Jain. Nordwärts ja (ist etwas schmal), südwärts nicht wirklich bzw. nur schlecht zu erreichen. Ist aber ein größerer Umweg. Hingegen stört es mich kaum wenn ich mit dem Auto einmal in Richtung Allersberger fahren muss und erst dann von hinten an die Scheurlstraße rankomme (aktuell wegen Baustelle nicht möglich).

    Man schafft es aber einfach nicht, in jeder noch so schmalen Straße eine Straßenbahn, einen Fahrradweg, einen Gehweg für Fußgänger, Platz für´s Auto und dann auch noch Bäume unterzubringen.

    Absolut richtig, deswegen finde ich, dass nicht jede noch so schmale Straße (in beiden Richtungen) für den Autoverkehr geöffnet sein sollte. Für die Verkehrswende taugt das so auch nicht. Es nimmt doch niemand dort die Tram wenn es einen Parkplatz direkt vor der Haustür gibt

  • Und täglich grüßt das Murmeltier beim Frankenschnellwegausbau.

    Bürgermeister Vogel meinte, dass es einen Frankenschnellweg Light nicht geben könne. Für den Frankenschnellweg mag das schon stimmen, aber nicht für die imo überdimensionierten geplanten Zubringerstraßen dafür. Dass er die Verlagerung von mehr Schwerlastverkehr auf Schiff und Bahn für illusorisch hält stimmt mich eher traurig, damit ist er aber sicher auch nicht allein.

  • Ich kann es langsam nicht mehr hören und ehrlich gesagt ist es mir mittlerweile egal. Wenn der Frankenschnellweg ausgebaut werden sollte, kann man nach der Fertigstellung die Fürther Straße deutlich zurückbauen. Wenn er nicht gebaut wird, dann traue ich der Stadtspitze doch zu, dass nochmal über ein Konzept wie das Frankenboulevard nachgedacht wird. Fazit: Egal was passiert, ein Gewinn für die Stadt ist es auf jeden Fall. Es ist bloß wichtig, dass etwas passiert, denn dieser schon Jahrzehnte andauernde Schwebezustand ist einfach nicht tragbar.

  • Ich wundere mich seit Jahren zunehmend beim Lesen von Meinungen und Kommentaren zum Frankenschnellweg, daher darf ich einmal fragen: Glaubt hier noch ernsthaft jemand daran, dass der Frankenschnellweg in der geplanten Form (aus)gebaut wird?? ECHT?


    Mal abgesehen von der verkehrlichen Sinnhaftigkeit: Wie soll das denn zu finanzieren sein? Die kolportierten 670 Mio. € sind glaub ich Preisstand 2016 oder 2017. Wenn man das hochrechnet auf einen realistischen Baubeginn nicht vor 2026/27, landet man dank Zins und Zinseszins allein inflationsbereinigt wo? Bei 850 Mio. €? 900 Mio. €? Einer Mrd.? Irgendwo in dem Bereich... Das zu stemmen ist utopisch (auch und selbst für den Anteil des Freistaats).


    Das Ding kommt nicht mehr. Wenn wir hier uns im realen Leben kennen würden und nicht nur virtuell, würde ich JEDER/JEDEM eine Wette dagegen anbieten...

  • Mir gehts da ähnlich. Ich war 2013 mal bei einer Informationsveranstaltung des Baureferates zum FSW, da wurden detaillierte, maßgenaue Pläne präsentiert. Jetzt, 7 Jahre später diskutieren selbst die verantwortlichen Stellen immernoch über das "ob". Den Artikel "kein Frankenschnellweg light" habe ich daher nichtmal gelesen, zumal es mir mittlerweile wirklich egal ist. Ich fahre als Autofahrer dort niemals lang und bin auch kein Anwohner. Meine persönliche Betroffenheit ist sehr gering, und mein Interesse daran schwindet auch. Für Gostenhof und St. Leonhard wäre der FSW-Ausbau sicherlich ein Gewinn. Als Radler stehe ich ab und an mal an dieser Kreuzung: Google Streetview. Da wird mir immer sehr klar, was diese Straße für ein Wahnsinn ist und wie massiv sie den Stadtteil abwertet. Nie würde ich mir dort eine Wohnung anschauen.

  • Nur leider sähe es nach den aktuellen Planungen an dieser Kreuzung und insgesamt auch nach einem Umbau noch ziemlich gleich aus. Da wird meiner Meinung nach über dem Deckel einfach zu wenig gewonnen, als dass sich diese hohen Kosten stadträumlich wirklich lohnen würden. Die gar so grünen Flaniervisualisierungen mit verwischten Autos können mich zumindest da auch nicht drüber hinweg täuschen. Wer soll bitte Lust haben dort neben einem Autobahnzubringer entlang zu schlendern oder gar zu verweilen?

  • Das wurde damals auch an den präsentierten Plänen kritisiert, der Deckel ist zu kurz und deshalb verpufft seine städtebauliche Wirkung. M.E. müsste der am Dianaplatz beginnen und bis mindestens zur Rosenplütstraße gehen, damit die Barrierewirkung der Schnellstraße verschwindet und das Viertel beruhigt wird. Für mich ist die bestehende Planung des FSW deshalb schon eine "Light"-Version.

  • Ein Deckel (=Tunnel) vom Dianaplatz bis Höhe Rosenplütstraße - das passt eben nicht zusammen mit der Verkehrsfunktion des FSW: Wenn tatsächlich 85% Ziel-/Quell-Verkehr sind, braucht der eben die Verknüpfungspunkte An den Rampen, Landgrabenstraße, Schwabacher usw. Deshalb ist ja der Tunnel vergleichsweise kurz, weil es beim FSW ja nicht in erster Linie um eine städtebauliche Wirkung geht, sondern um eine verkehrliche. Genau ist der Zielkonflikt, der sich durch das ganze Projekt zieht...


    Ganz abgesehen davon, dass wir mit einem langen Tunnel jetzt schon über einer Mrd. € wären... ;)

  • Eben, und wenn der FSW-Ausbau nicht der Beruhigung und Aufwertung der angrenzenden Wohnviertel dient, sondern nur den Verkehr konzentrieren und optimieren soll, dann ist er ein Stück weit aus der Zeit gefallen.

  • Sehe ich das richtig dass da beim Leonhardspark sechs Spuren obendrauf sind? Was ist daran "light"? Warum? Das Problem war doch nie dass da zu wenig Spuren zum abbiegen zur Verfügung standen, sondern immer, dass alle Kreuzungen niveaugleich mit Ampelregelung waren, was massiven Rückstau zur Folge hat. Gibt es ernsthaft Menschen, die von der B4R aus auf den Frankenschnellweg fahren nur um dann bei der Schlachthofstraße oder Schwabacher nach St. Leonhard abzubiegen?

    Ne, so das hat mehr von der Ideologie der autogerechten Stadt der 60er als von wirklich vernünftiger und bedarfsgerechter Verkehrsplanung...

  • Die Pläne für den Nürnberger Abschnitt der Stadtumlandbahn stehen und damit auch die des relativ parallel geführten Radschnellweges. Für mich schaut das alles eigentlich ganz solide aus und ich hab nicht wirklich etwas daran auszusetzen. Wenn man aber die Meldungen aus Erlangen so liest, in denen im Idealfall von 10 Jahren Planung (!) für die Unterführung am Hauptbahnhof gerechnet wird, dann ist das doch noch ein gaaanz langer Weg.

  • Die öffentliche Diskussion um Alternativen zum Frankenschnellweg hat, deutlich früher als ich das erwartet habe, begonnen. Da der VCD als relativ bekannte Institution dafür eintritt, sehe ich die Chancen einer Realisierung des geplanten Ausbaus nun tatsächlich deutlich verringert. Fünf lange Jahre bis zum Baubeginn, da wird jetzt noch einiges passieren.

  • Man könnte noch einen Schritt weitergehen und fordern, dass der FSW komplett zurückgebaut wird und als Gewässer wiederhergstellt wird. Die anliegenden Wohnlagen würden massiv profitieren, wie dieser Bildvergleich des sog. "Dianablock" in Gibitzenhof deutlich macht:


    Dianastr._Wohnanlage%20Gibitzenhof_-1918_3_2016.jpg

    Fotos: Privat


    Ich denke man sieht an diesem Bildvergleich sehr gut, wie der Straßenverkehr die Wohn- und Lebensqualität beeinträchtigt, und dass seine Verdrängung immer zu einer Aufwertung der Lebensqualität führt. Die Leute orientieren sich um und wählen komfortablere Alternativen, die allgemeinverträglicher sind. Andere Wege, andere Verkehrssysteme, anderer Lebensstil.