Exilmuseum am Anhalter Bahnhof (Kreuzberg | in Planung)

  • < Alle Berliner Bahnhöfe waren Totalschäden durch Bombardement, und wurden im Zeitraum 50er bis 60er Jahre gesprengt, vom Hamburger Bahnhof abgesehen, der es ja auch in die Premier Ligue der Museen geschafft hat.

    Wie bitte soll ich einer gesprengten Kriegsruine, die auch noch durch die politischen Verhältnisse, wie Teilung des Landes, der Stadt etc. obsolet geworden war und das lange vor meiner Geburt und deiner wohl auch... Respekt zollen und warum um alles in der Welt???

    Respekt habe ich vor den Menschen die vielleicht mit dem Gebäude auf die eine oder andere tragische oder glückliche Weise verbunden waren. Aber nicht vor einem Haufen Ziegel der nicht mehr existiert.

    Das Portal, das liegt mir am Herzen. Ein Portal erzählt viel mehr als man glauben mag.

    Deshalb hätte ich es auch begrüßt es ins neue Museum zu integrieren.

    Es gehört dazu und nicht davor.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^^ Wieviel Respekt zollt man denn von Seiten der Rekobefürworter dem Anliegen der Stiftung und dem Wettbewerbsgewinner?

    - Nein, man fantasiert lieber über eine illusorische Rekonstruktion und fordert Respekt für ein nicht vorhandenes Gebäude ein. So sad!

  • Das Portal, das liegt mir am Herzen. Ein Portal erzählt viel mehr als man glauben mag.

    Interessant. Der Zufall der es möglich machte, dass das Portal stehen blieb, macht aus dir also einen Fan des Portals? Ganz ehrlich. Wenn alles weggesprengt worden wäre - so habe ich zumindest den Eindruck - wäre es doch einem gewissen Teil hier völlig egal.


    Könnte noch mehr vom Bahnhof stehen? Selbstverständlich. Würde die Debatte dann heute anders geführt werden? Selbstverständlich. Es wäre sehr schwer, heutzutage einen Abriss der Reste des Bahnhofs durchzubekommen, wenn nicht sogar unmöglich. Schon 1959 gab es Proteste gegen den Abriß - heute wäre es höchstwahrscheinlich gar nicht mehr möglich.


    ^^ Wieviel Respekt zollt man denn von Seiten der Rekobefürworter dem Anliegen der Stiftung und dem Wettbewerbsgewinner?

    - Nein, man fantasiert lieber über eine illusorische Rekonstruktion und fordert Respekt für ein nicht vorhandenes Gebäude ein. So sad!

    Es geht mir nicht um das "Anliegen der Stiftung", sondern um Architektur. Der Entwurf ist grausam. Eine Frechheit und eine Beleidigung. Als würde man die Menschen, die bereits 1959 gegen den Abriss protestierten, nochmal treten und diesem Ort die letzte Möglichkeit von Reparation rauben. Aber ja ja, "vorwärts immer, rückwärts nimmer" - da freut man sich ja über jedes Ornament, dass in dieser Stadt "bereinigt" wird.

  • ^ Genau! Hier werden Menschen "getreten" und "beleidigt", weil eine über 60 Jahre alte Brache bebaut wird! Bitte immer weiter an der Empörungsschraube drehen, bis keiner mehr weiß, um was es eigentlich geht! Dumm für Dich, dass der Bahnhof im Westen stand, wa? Sonst könntest Du jetzt auch noch was von "Ulbrichts geistigen Erben" im Senat schreiben, die Schuld wären. Trotzdem hast Du denjenigen, die sich auf das Museum freuen, probehalber mal ein Honecker-Zitat untergejubelt. Ein bisschen Diffamierung kann ja nicht schaden.


    Ich finde es traurig, dass es die alten Berliner Kopfbahnhöfe nicht mehr gibt - allen voran den Anhalter und den Stettiner Bahnhof. Beides waren technische Meisterwerke ihr Zeit und sahen zudem ziemlich imposant aus. Sie sind aber im Krieg schwer beschädigt worden und waren nach dem Krieg in der geteilten Stadt weitgehend funktionslos. Deshalb kann ich verstehen, dass man sie abgerissen hat. Würden die Ruinen heute noch stehen, würde ich mich für Erhalt und Sanierung einsetzen. Aber sie sind seit Jahrzehnten weg, die Baukosten lägen im oberen, dreistelligen Millionenbereich und eine sinnvolle Nutzung für eine Rekonstruktion kann ich mir nicht vorstellen. Schade drum, ist aber so.


    Befremdlich finde ich an dieser Diskussion, dass einige so tun, als wäre eine Entscheidung zwischen Wiederaufbau des Bahnhofs einerseits und Neubau eines Museums andererseits gefällt worden. Das stimmt nicht: Die Entscheidung fiel zwischen Neubau eines Museums und Erhalt einer Brache. Der Entwurf für das Museum gefällt mir gut; dass der Sportplatz dahinter anscheinend bleiben soll, weniger. Ich wäre dafür, den Block bis zum Tempodrom mit dichter Bebauung zu schließen.

  • Es ist hier wohl bekannt, dass ich Rekonstruktionen befürworte. In diesem Fall, wäre ich aber kaum auf die Idee gekommen. Da würde ich jetzt dann doch lieber Brauereien in Schöneweide und Lockdrehschuppen in Lichtenberg und Pankow vor dem sicheren Verfall und Abriss retten. rekonstruieren soll man bitte, bitte, 🙏 die Fassade der Bauakademie.


    Den ersten und den dritten Platz finde ich nicht zuletzt wegen des Backsteins und auch in ihrem jeweils unterschiedlichen Umgang mit dem Portal sehr gut.


    Respekt vor Gebäuden (auch vergangenen) zu haben, wäre in einem Architekturforum nicht schlecht. Ständige Arroganz hingegen nervt und trägt zum ermüdenden Gezänk bei.

  • ^^Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass es großen Bedarf an A) Büroflächen und B) Wohnungen in zentralen Lagen gibt. Dass das Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs weitesgehend ignoriert blieb, dafür hat die Stadtentwicklungspolitik sicherlich das ihrige getan.


    Wie ich bereits mehrfach erwähnt habe: Eine TEIL-rekonstruktion mit Ergänzung der Frontfassade und eine entsprechende Mischnutzung (Museum, Wohnen, Kultur, Büros), wäre sicherlich denkbar gewesen. Aber ich habe das Gefühl, hier verrennen sich einige in der Verteidigung eines Entwurfs, der in jeder Hinsicht unzurfriedenstellend ist.

  • Wer sich hier mal wieder verrennt bist du. Ich habe hier schon geschrieben und begründet, dass ich den zweitplazierten bevorzuge. Also muss ich mir von Dir auch nichts vorwerfen lassen.


    Wenn ich noch etwas zur Diskussionskultur hier anmerken darf auf die du ja auch angespielt hast.

    Inzwischen ist es fast unmöglich geworden auch nur ein einziges Projekt sachlich zu diskutieren anhand der Vorgaben. Sofort wird eine Entscheidung torpediert und sei es mit noch so absurden Argumenten. Man könnte fast zu einem Verschwörungsanhänger werden wenn der Verdacht nicht so unglaublich wäre.


    ... und es wäre dem Frieden in diesem Forum zuträglich wenn die jenigen die über eine Rekonstruktion des Bahnhofs diskutieren möchten sich bitte einen eigenen thread dafür einrichten und nicht diesen hier in dem es um das Exilmuseum geht dafür missbrauchen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Eine Rekonstruktion des Bahnhofs klingt wünschenswert, aber da reden wir über Stadtschloss-Dimensionen, sowohl vom Aufwand, als auch von den Kosten. Wer soll denn hier ~600 Millionen investieren und mit welchem Nutzungskonzept? Wenn der Bahnhof noch eine Funktion als solche hätte, wäre er wohl rekonstruiert worden. Es war ein jahrzehntelanger Kampf, um den Senat dazu zu bewegen, das Humbolt-Forum als Reko zu genehmigen. Obwohl das Stadtschloss herausragende Bedeutung für Berlins Architektur und Geschichte hat, mussten Großteile der Schmuckelemente durch Spenden aufgebracht werden. Garantiert wurde ein Zweckbau, die "Schönheit" dieses (Staats)Gebäudes jedoch, musste quasi von den Deutschen selbst hinzu-erkauft werden. In Potsam war es ähnlich soweit ich weiß.


    "Schönheit" ist keine Leitlinie, nach der in Deutschland Steuergelder für Staatsbauten verteilt werden. Leider.

  • Damit wir uns hier nicht noch weiter im Kreis drehen und der sehenswerte Siegerentwurf in der Reko-Debatte weiter untergeht gönne ich dem Thread eine Pause.


    Edit: Thread ist wieder offen.

  • Naja - zur Kompensation haben wir ja die National-Sozialismus-Paranoia. Oder was?

    Völlig richtig. Die Linken leiden an Nazi-Paranoia, und die Rechten an Sozi-Paranoia. Du solltest dich mit letzterem Punkt auseinandersetzen.


    Denn du instrumentalisierst dieses Projekt für eine Art Aufrechnerei. Dabei ist das NS-Exilantentum wohl nur sehr schwer mit den DDR-Flüchtlingen vergleichbar, die ja nur nach drüben flüchteten und dort häufig auch Verwandte hatten.


    Es besteht meines Erachtens auch aus anderen Gründen ein viel geringerer Handlungsbedarf für ein "Parallelmuseum" für DDR-Flüchtlinge.


    An alle: Den einen oder anderen Querverweis kann eine Diskussion ruhig aushalten, solange man insgesamt am Thema bleibt. Da müssen sich natürlich alle am Riemen reißen.


    Nach Einsicht der anderen zwei Entwürfe muß ich sagen, daß ich sehr zwiegespalten bin. Sie scheinen alle drei etwas Gutes an sich zu haben. Die stärkste und beste Geste scheint mir diese hier zu sein:


    https://img.cdn.baunetz.de/img…1/9/5e3361b806c2715c.jpeg


    Das wäre ein wirklich neues Gebäude, das die alte Ruine gut in Szene setzt. Das kommt mir irgendwie besser vor als dieser Ruinensolitär beim Gewinner. Zumal wir das Solitärkonzept schon am Breitscheidplatz haben.


    Dieser Entwurf gefällt mir auch:


    https://img.cdn.baunetz.de/img…1/9/79ba8965fd39a390.jpeg


    Weckt lustigerweise Assoziationen an den Palast der Republik.


    Schwierige Entscheidung. Vielleicht kann hier ja noch jemand den erwähnten Japaner-Entwurf ausfindig machen und einstellen.


    Bildquellen: Baunetz


    Links zu den Bildern korrigiert.

  • Der erste hätte natürlich den Witz, dass das alte Portal aus dem neuen Klinker-Klotz herauskommt wie so eine Art T1-Morphing. Das wäre "Brüche im Stadtbild" pur. Es gäbe auch einen direkten Durchgang.


    Das zweite ist für mich zu wenig "ungewöhnlich" und ich habe mir Glas glaube ich in letzter Zeit ein bisschen übersehen.


    Bis auf dass ich gerne einen direkten Durchgang gesehen hätte, gefällt mir allerdings der Siegerentwurf am Besten wie schon weiter oben ausgeführt (umfangende Arme usw.)

  • Exil-Museum: Durch Zufall bin ich über eine weitere unbekannte Modell-Ansicht, diesmal von Westen, auf den geplanten Baukörper des Vorhabens gestolpert. Eingebettet in ein aktualisiertes Stadtmodell, mit der Umgebung am 'Anhalter' weckt es mir schlimmste Befürchtungen wirft es mir einige Fragen auf.

    Auch wenn die Materialität aus Backstein in der Nahwirkung zugegeben interessante Nachwehen, gerade bezogen auf den 'Genius Loci', zulassen wird – nachwievor bin ich sehr unglücklich über diese riegelförmige, ja bollige Unförmigkeit dieser Planung.

    Was vom Osten her, mit dieser nun fast schon gewaltvoll jovialen 'Umarmung' des Portikus, vielleicht noch Jubelschreie bei einer vorstellbaren 'woken' Jury zu verursachen mag, erzeugt auf der gegenüberliegenden Seite dann nur noch ein passiv-aggressives, meiner Meinung nach völlig sinnentleertes, stadtplanerisches Vakuum.

    Der langgestreckte Bogen ist viel zu flach, viel zu dürr und viel zu 'gewollt'. Der Block ist von Westen in Summe ein einziger Riegel, der nicht verbindet sondern wie eine brutale Mauer trennt, schneidet und alles behutsam Gewachsene wieder mal zerstört. Die erst seit 20 Jahren pointierte und funktionierende Sichtachse aus Portikus - Sportplatz – Tempodrom wir nun wieder jäh und wie ich finde, vollkommen unnötig von dieser ungehobelten Bauklotzigkeit unterbrochen.

    Mir ist klar, all das Lamentieren hilft nicht. Aber wie schnell sich Jury, Baudirektorin und die politisch Verantwortlichen für eine gut gemeinte Sache von einer eben nicht so gut funktionierenden architektonischen Lösung haben hinreißen lassen, frei nach dem Motto: auf immer und ewige Sühne tut Not – unsere Stadt soll – hässlicher – werden, sollte der Bürgerschaft ein warnendes Beispiel sein.


    b3ce57f5-1025-4603-b91a-62bf6f31f1e4.jpeg


    Bildquelle: BR Kultur.

  • Das ist ein sehr qualitätvoller Entwurf. Das Ergebnis können wir noch nicht beurteilen. Auch das Programm eines Exilmuseums erscheint mir hier sinnvoll.

  • Danke für den Bildfund! Hatte mich immer gewundert, warum es so wenig Bildmaterial zum Bau gab.


    Ich würde eigentlich es eher gegenteilig sehen. Ich bin froh, dass einerseits der zerfaserte Askanische Platz wieder mehr gefasst wird, zumal das Museum dann mit dem neuen Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung gegenüber eine spannende Doppelbeziehung eingeht.


    Andererseits störe ich mich schon immer an diesem Sportplatz, den ich an dieser Stelle deplatziert finde. Eine wirkliche klare Sichtachse zum Tempodrom war dies ja so auch nicht. Ich finde eher, dass zwischen Museum und Tempodrom dann eine weitere, besser und klar gefasste Fläche entsteht, die ich aber dann offener gestalten und bespielen würde, zB als Garten oder sonstige Grünanlage, oder für kulturelle Nutzungen unter freiem Himmel. So wird für mich eher ein Schuh draus.

  • Agree, not to agree:
    Der Anblick des erleuchteten Tempodroms durch den Portikus hindurch war für mich immer eines der stillen, ästhetischsten Momente, welchen ich in dieser Ecke entdecken konnte.
    In seiner Ruhe und Weiträumigkeit ein kontemplativer Ort, der für mich auch angemessen und sehr würdevoll mit dem hier wahrlich geschichtsträchtigem Grund umzugehen wusste.

    Dieser poetische Anblick wird nun bald auf Nimmerwiedersehn aus dem Stadtbild verschwinden.

    Und, meine Meinung, hier durch etwas weniger Durchdachtes, im wahrsten Sinne auf Ewigkeiten 'verbaut'.

    Der Grund für wenig 'anderes' Bildmaterial ist sicher kein Zufall, sondern wie so oft, im Detail gerne ge-frame-d und gesteuert – man möchte ästhetische Mängel der Planung nur allzu gerne verschweigen und die Diskussion vermeiden.

    PS: ich bin nicht gegen das Exil-Museum, ganz und gar nicht. Man hätte es nur sehr viel, wirklich sehr viel besser machen können.

  • Leider kann ich den Sinn für Poetik nicht teilen. Den konnte man früher vielleicht noch erahnen, als es noch ein weites, offenes Feld hinter der Portal gab. Seit dem der unsägliche Kunstrasenplatz angelegt wurde und er jeden Abend unter Flutlicht bespielt wird, ist da jede Poetik verflogen.


  • Ich bin da eher bei Tomov und Aixois. Für sich genommen wirkt der Neubau auf mich wegen der Materialwahl sehr wertig und die Proportionen finde ich auch recht stimmig. Die langgestreckte Bögen verleihen dem Bau eine gewissen Leichtigkeit und Eleganz.

    Einen poetischen Anblick mag ich nicht zu erkennen. Dafür fehlt einfach eine gestaltete Fläche vorm Tempodrom und ein Gesamtkonzept vom Bahnhofsfragment bis hin zum Tempodrom.

    Bemängeln würde ich aber die fehlende Interaktion zwischen Neubau und Bahnhofsfragment. Das erscheint mir einfach zu plump, das Fragment zu wenig eingebunden in das Bebauungskonzept.

  • Ich finde den Sportplatz auch extrem doof. Aber das hatten wir an anderer Stelle schonmal, und es gibt gute Gründe, ihn zu bevorzugen.


    Wenn ich mir das abstrakte Modell ansehe, drängt sich mir der Eindruck auf, dass das ein idealer Ort für einen steinlastigen Platz wäre.


    Das Exilmuseum bekäme eine Gelegenheit, sich nach hinten zu öffnen, und das Tempodrom könnte mal so richtig zur Geltung kommen und halten, was die Sockel-Konstruktion des Fernsehturms nur verspricht.

  • Neues vom Exilmuseum: https://www.tagesspiegel.de/ku…rt-erkunden/28512972.html


    Zitat gelöscht. Bitte Richtlinien für das Einbinden von Texten beachten! Zudem wäre es schön, wenn du den relevanten Inhalt des Artikels kurz zusammenfassen würdest. Was konkret gibt es denn neues? Der Entwurf ist seit rund zwei Jahren bekannt.


    Wenn ich mir erlauben darf, auch eine persönliche Einschätzung zu den Entwürfen abzugeben, dann überzeugen mich die Entwürfe bisher. Insbesondere die konkav geschwungenen Fassaden, die es erlauben, die Reste des Bahnhofs in das Gesamtkonzept zu integrieren, finde ich gut gelöst. Und wo könnte ein solcher Museum besser angesiedelt sein, als an einem Bahnhof, der als architektonisches Symbol für Ein- und Auswanderung steht.



    Edit: Lieber Moderator, mein Zitat bestand genau aus 18 Wörtern und hat genau das geleistet, was gefordert wird. Es fasste den Inhalt des Artikels zusammen: Eine Ausstellung bei Aedes würdigt die Werke und Entwürfe der dänische Architektin Dorte Mandrup, die das Berliner Exilmuseum plant. Hm, und leider zerschießt die Forensoftware den Moderationshinweis, wenn man seinen Beitrag editiert.

    2 Mal editiert, zuletzt von tegula ()

  • Ich fand den Entwurf von Dorte Mandrup doch so spannend, dass ich mir erlaubt habe, meine Architekturkritik etwas ausführlicher zu artikulieren:


    Die dänische Architektin Dorte Mandrup gewann den Architekturwettbewerb. Ihr Entwurf zeigt einen großen Backsteinbau hinter dem Portikus des alten Bahnhofs. Der Museumsbau verfügt über eine konkav geschwungene Hauptfassade, die dadurch Raum zwischen alter und neuer Bausubstanz schafft. Das Erdgeschoss öffnet sich zu allen Seiten mit einer verglasten bogenförmigen Öffnung. Dadurch scheint das gesamte Gewicht des Baukörpers fast schwerelos auf den vier Eckpunkten zu lasten.


    Unter den Preisträgern des Architekturwettbewerbs kann Mandrups Idee überzeugen. Durch die Krümmung der Fassade wird der Portikus in das Bauwerk optisch integriert, wirkt sogar als dessen Eingang und Kulisse. Dazu trägt auch die sich annähernde Materialiät beider Bauteile bei. Die großformatigen Durchbrüche im Erdgeschoss geben dem Bauwerk eine gewisse Leichtigkeit, so dass der Charakter eines Blockes nie die Oberhand gewinnt.


    Auch wenn ich ein genereller Befürworter von Stadtbildreparatur in Form von hochwertigen und wissenschaftlich begleiteten Rekonstruktionen bin, so muss ich dem Entwurf von Mandrup eine ähnliche Qualität zusprechen wie dem historistischen Bahnhofbau von Schwechten. Initiativen für eine Rekonstruktion des letzteren hat es dabei durchaus gegeben, aber das Nutzungskonzept als Kongress-, Messe- oder allgemeine Mehrzweckhalle überzeugte wohl nicht ausreichend. Und für das zukünftige Exilmuseum wäre der monumentale Baukörper des Bahnhofs dann doch erheblich überdimensioniert. Dies ist daher eines der wenigen Beispiele, in dem ich eine modernistische Umsetzung mit Verzicht auf eine Rekonstruktion als durchaus gelungen empfinde.