Vorerst gerettet: Karstadt Nürnberg - doch wie weiter?

  • In München gibt es inzwischen einige dieser "Höfe" genannten Komplexe in der Innenstadt, ich meine es sind 3 an der Zahl. Ich finde diese sehr ansprechend. Wäre das nicht eine Option für das Gebäude?

    Genau das war ja mein Vorschlag. Das scheint aber leider beim Rest nicht so gut anzukommen.

  • Dass es dem Karstadt-Kaufhaus im Innern an Attraktivität fehlt, dem stimme ich zu. Es fehlt Tageslicht und durchaus auch klare Strukturen. Ich persönlich verlaufe mich da recht oft auf der Suche nach den entsprechenden Regalen un Abteilungen. Das es alles so schwummerig ist und durch die abgehängten Decken auch recht eng wirkt kommt hinzu, die Ausstrahlung eines Gemischtwarenladens, wo alles durcheinander steht - vor allem die Quängelware-Regale an den Kassentheken finde ich wenig elegant.


    Es wäre durchaus erfolgversprechend, wenn man Lichthöfe einbauen würde, die das Tageslicht der Glasdächer viel tiefer als nur ins oberste Geschoss bringen würden. Das würde einen Mittelpunkt schaffen und die Freundlichkeit im Haus stark verbessern. Mit Tageslicht arbeitet es sich halt besser.

  • Ne, ich hab nichts gegen das Konzept von Höfen und Passagen! Aber da sind wir gerade noch relativ weit entfernt von. In viel größerem Maßstab entsteht dieses Konzept ja auch gerade auf dem Tacheles-Gelände in Berlin, sehr gut etabliert hat es ich schon vor vielen Jahren bei den "Hackeschen Höfen"...


    d.

  • Soetwas wird es wohl auch werden müssen. Stärker parzelliert, vielseitiger nutzbar, attraktiver. Ob das mit dem bestehenden Bau machbar ist oder eine komplett neue Bebauung erfordert kann ich schwer einschätzen. Es scheint aber noch ein langer, weiter Weg dahin. Der Karstadt könnte schon bis zum 01. Oktober schließen - nichteinmal das Weihnachtsgeschäft wird man mitnehmen.

  • Na dann schauen wir mal. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wenn sich der Konzern trotzdem verkleinert, indem halt andernorts Häuser geschlossen werden, dann verringert sich auch das Ankaufsvolumen im Großhandel, die Margen verändern sich ungünstig und das Ganze wird finanziell immer schwieriger. Die Zeit muss nun genutzt werden sich Gedanken zu machen, was man an dieser Stelle langfristig haben will. Vielleicht bleibt das Haus nun noch 1 Jahr, oder 4, noch die gesamte OB-Legislatur oder nur wenig länger.... man wird sehen.


    Die Nachricht ist allerdings in jedem Fall erstmal eine gute!

  • Krass dass die Bitten von König und der Gewerkschaft anscheinend tatsächlich erhört wurde. Ich kann mir aber trotzdem nicht vorstellen dass man Kaufhof UND Karstadt dauerhaft halten kann. Immerhin kann man jetzt mit deutlich weniger Druck an Versorgungskonzepten in der Innenstadt feilen.

    Und über den Karstadt in Langwasser wurde hier ja noch garnicht diskutiert? Da sehe ich geringere Chancen. Ich denke aber im Frankencenter mit weniger kleinteiligen Strukturen findet man auch deutlich leichter Nachmieter, vielleicht etwas aus der Freizeit Ecke. Im schlimmsten Fall 1€ Shops oder Modediscounter...

  • In Nürnberg gibts noch keinen Primark.

    Da könnte das Franken-Center durchaus interessant sein.

    Der Karstadt hier hat 7500 m², verteilt auf drei Ebenen.

    Primarks durchschnittliche Filialgröße liegt bei knapp 6000m² (Quelle).

    Einmal editiert, zuletzt von Scritch ()

  • Kaufhof wird aber als letztes durch Karstadt aufgegeben, weil das Kaufhofgebäude Karstadt selbst gehört, während das Karstadtgebäude nur angemietet ist.

  • ^^Ich hatte mich oben vertippt (mittlerweile korrigiert). Es geht natürlich um den Karstadt. In Langwasser gibts ja gar keinen Kaufhof.


    Primark hin oder her. Darum gehts mir nicht.

    Der Punkt, den ich ausdrücken will: Es gibt genügend Alternativen. Man muss nicht gleich fürchten, im ex-Karstadt würden 1€ Shops wie Pilze aus dem Boden schiessen. Das ist die Perspektive, von der ich hoffe (und glaube), sie bleibt uns erspart.

  • Auf Grund meiner Erfahrungen bin ich da skeptisch, denn z.B. am Aufseßplatz und der Breiten Gasse sind 1 € Shops wie Pilze aus dem Boden geschossen.

  • Vor allem gibt es nur noch wenige Kaufhäuser oder Ketten, die sich in der Größe und Lage das auch leisten können. Ich finde aber auch, dass man an den Beispielen sehr schön sieht, dass der stationäre Handel seit Jahren die Gefahr kennt, dass Marktanteile sehr stark durch das Internet abgeführt werden. Seit Ewigkeiten ist das schon kein Geheimnis mehr, aber der stationäre Handel macht einfach so weiter als wäre nichts und legt auch keine möglichen Konzepte einer Gegenstrategie vor. Mag zwar heftig klingen, aber da ist man dann einfach selbst schuld. Wer davon ausgeht, dass eine Sache für die Ewigkeit ist, dann muss derjenige schon auch einplanen, dass entsprechend finanzielle Rücklagen existieren, um jahrzehntelange Verschlafenheit dann eben wieder aufholen zu können.


    Politisch ist die Diskussion ja teilweise auch schon öfter mal im Landtag und Bundestag angekommen - gleiche Reaktion, nämlich keine. Im Internet kann 24/7 eingekauft werden, in den Städten klappen in Bayern um 20 Uhr alle ihren Bürgersteig hoch. Das kann gar nicht und wird auch langfristig nicht gut gehen. Was wir hier sehen ist nur ein Baustein, der langsam fällt und wenn keine Gegenreaktion stattfindet, dann wird es auch noch weitere Läden treffen.

  • Nur als Einwurf: Interessant ist für mich, dass die 20-Uhr-Grenze eine Hürde darstellt, sowohl für das Einkaufen in Geschäften als auch im Internet. Da ich meine Pakete ohnehin immer in irgend einer Filiale abholen muss, und diese manchmal schon deutlich vor 20 Uhr schließen, ist das Internet oft nur soetwas wie eine Einkaufsberatung und Orientierung. Die Enttäuschung beginnt dann, wenn der stationäre Handel die im Internet identifizierten Produkte gar nicht anbietet.


    Über Umsatzmangel usw. klagen aber doch die Händler in der Altstadt schon seit langem nicht mehr. Ist das Problem nicht ganz woanders? Nebenkosten z.B. für Personal und Mieten, und darüber hinaus? Der Stationäre Handel ist schlichtweg infrastrukturell im Nachteil, da er mehr kostet. Möglicherweise ist vor diesem Hintergrund die Initiative der Stadt zu bewerten, dass sie das direkte Umfeld des Karstadt aufmöbeln will. Dem Internethändler auf der grünen Wiese stören derlei Umstände natürlich wenig.

  • Zitat von DS-17

    Mag zwar heftig klingen, aber da ist man dann einfach selbst schuld.


    Der zentrale Vorteil des Offline-Shoppens ist mMn die Möglichkeit, das Produkt vor dem Kauf physisch zu erleben. Das geht zwar inzwischen auch online über schicken und rückschicken lassen, ist jedoch schon deutlich aufwendiger. Hinzu kommt eine potenziell fachlich qualifizierte Beratung.

    Beide Pluspunkte sind limitiert: Die Produktvielfalt aufgrund geringer Margen und stark steigender Mieten für Lager- und Ausstellungsflächen, insbesondere in den (noch) gut frequentierten Lagen; die Beratung aufgrund margenbedingt geringer Bezahlung und folglich hoher Fluktuation der Mitarbeiter (z.T. auch saisonbedingt), wenig bis keine Produktschulungen.


    Sind für das kleine Spezialgeschäft wohl primär die hohen Immobilienkosten das Hauptproblem, ist es für riesige Kaufhäuser wie GKK eher eine Kombination aus Kosten und häufig nicht berauschender Beratung. Wir sehen ja, wie sich in den letzten Jahren selbst die Filialen großer Ketten sukzessive in der Verkaufsfläche verkleinert haben, wer kann sich noch ausufernde Flächen leisten, ggf. daraus folgende Ladenhüter in Kauf nehmen? Auch viele Autohäuser - die bislang trotz zahlreicher Warnungen kaum vom Internethandel betroffen sind - verkleinern sich inzwischen drastisch oder schichten immerhin zugunsten größerer Werkstätten um.


    Reduziert sich aber die Produktpalette, schwindet eben einer der Hauptvorteile des stationären Handels. Kommt der Kunde nur zum Schauen, kauft dann jedoch im Netz, wird das Geschäftsmodell gleich doppelt ausgehöhlt. Einige Geschäfte sind meiner Erfahrung nach deshalb dazu übergegangen, eine Servicegebühr für Beratung zu verlangen, die beim Kauf rückerstattet wird. Kann das ein dauerhafter Weg sein? Ich denke nein.


    Was also tun gegen den Onlinehandel, bzw. besser gesagt gegen die Bequemlichkeit der Menschen? Oder andersherum: Wie kann das klassische Ladengeschäft die Bequemlichkeit des Onlinekaufs aufwiegen und dabei auch noch wirtschaftlich überleben? Mir fällt da ehrlich gesagt nichts ein. Exzessive Werbung? Für viele zu teuer / aufwendig. Preisnachlässe? Gegen die Preisschlachten im Internet chancenlos. Eigener Onlinevertrieb? Amazon bietet jedes beliebige Produkt auf einer einzigen Plattform. Ergänzend möglich, aber kaum die Rettung für die Masse.

    Längere Öffnungszeiten? Bedeutet auch höhere Betriebs- und Personalkosten, ob das durch die Anzahl der Nachtshopper ausgeglichen werden kann? In Japan zumindest habe ich zu entsprechenden Uhrzeiten lediglich Lebensmittelgeschäfte gut besucht erlebt. In jenem Bereich würde ich wenn überhaupt auch das größte Potential verlängerter Öffnungszeiten sehen, den Lock-In Effekt bei anderen Produkten halte ich persönlich für gering. Letztlich bleibt es um 23:00 Uhr trotzdem bequemer auf der Couch zu bestellen, als nochmal raus in die Stadt zu fahren.

    Erlebnis-Shopping? Artete in der Vergangenheit zu gigantischen EKZ auf der grünen Wiese aus, für kleine Läden stellt sich die Frage, was dort an Erlebnis überhaupt geboten werden kann. Ein Glas Sekt beim Eintritt wird nicht ausreichen.

    Bleibt also das Bestreben, Kunden mit einer möglichst guten Beratung zu locken, die selbst Internetkommentare nicht bieten können, da zu unspezifisch.


    Politisch bliebe ggf. ein Gegensteuern bei Mieten und wie auch immer geartete neue Vorgaben bzgl. Liefer- und Arbeitsbedingungen im Versandwesen, sprich einer Verteuerung des Onlinehandels. Für realistisch halte ich das aktuell nicht. Vielleicht sehen die Menschen erst was sie am stationären Handel hatten, wenn er weitgehend verschwunden ist - ein weiterer großer Schritt dahin ist mit den GKK-Schließungen leider bereits getan.


    Jedenfalls bin ich insgesamt nicht der Ansicht, dass der stationäre Handel generell selbst Schuld ist an seiner Lage. Sicher gibt es einzelne betriebswirtschaftliche Verfehlungen wie höchst prominent bei GKK, in der Gesamtschau haben wir es aber einfach mit einem globalen Konsumtrend zu tun, wogegen sich nur schwer etwas ausrichten lässt.


    Mich würde sehr interessieren, wie deiner Meinung nach ein tragbares Konzept für den stationären Handel aussähe?

  • Politisch bliebe ggf. ein Gegensteuern bei Mieten und wie auch immer geartete neue Vorgaben bzgl. Liefer- und Arbeitsbedingungen im Versandwesen, sprich einer Verteuerung des Onlinehandels. Für realistisch halte ich das aktuell nicht.

    Da sehe ich aber auch den effektivsten Hebel. Kostenlose Rücksendungen, overnight-Lieferung, Paketstationen, all das kostet auch Geld, ist aber irgendwie kaum preiswirksam.


    Ich persönlich glaube dass sich langfristig ein Gleichgewicht einstellen müsste zwischen Online-Handel und stationärem Handel. Ich persönlich kann eher nach der Arbeit bis 20 Uhr den stationären Handel nach einem Produkt abklappern um zu schauen, ob ich es bekommen und abends direkt nutzen kann. So ich denn fündig werde ist das weitaus komfortabler und schneller als das Internet durchzuscrollen, irgendwo zu bestellen und dann einige Tage auf die Lieferung zu warten. Aber ich wohne halt auch in einer Großstadt, fahre viel Rad und kann problemlos jeden Laden anfahren.


    Wie sieht es aus mit den Menschen in der Peripherie? Oder ganz weit draußen? Dieser Umsatzanteil, der bisher in Großstadtkernen generiert wurde wird vermutlich auf Dauer wegbrechen. Nicht komplett, aber weitgehend.


    Was kann man dagegen tun? Da fällt mir ein bisschen was ein, z.B.

    - Verkehrskonzepte: Dass eine attraktive Innenstadt für ihren Erfolg auch viele Menschen "einsaugen" können muss, ist klar. Aber müssen die immer mit dem privaten PKW bis ins Kaufhaus fahren? Attraktive P&R-Möglichkeiten, wo mit dem Parkticket auch ein ÖPNV-Ticket inklusive ist, oder gar kostenlose Anfahrt ab Station x könnte man überlegen. An dieser Front tut sich ja schon was.

    - Vielseitiger Branchenmix: M.E. sollte die Stadtverwaltung schon mit steuern können aus welchem Mix sich eine Innenstadtlage zusammenstellt. Es gibt genug Geschäfte, die Kunden vertreiben, und das sind leider oft auch umsatzstarke Gewerbe.

    - Attraktive Innenstädte: Saubere Wege, Plätze, spannende Architektur, Grün, gepflegte Grünanlagen, einfach zahlreiche Reize, die "kostenlos" sind. Das haben attraktive Innenstädte einer Mall immer voraus. Ja, es sind sogar die Dinge, wegen derer viele Menschen Städtetrips als Kurzurlaub machen. Hand aufs Herz: Wer gönnt sich das eigentlich mal, als Tourist in der eigenen Heimatstadt unterwegs zu sein? ich mache das in Nürnberg durchaus immer häufiger und bin nicht selten überrascht, was für Ecken ich dabei entdecke.


    Ein Innenstadtbummel muss Genuss werden, und zwar vollständig: Die Anfahrt, der Aufenthalt, der oft gastronomische Abschluss und die Abreise.


    Gedanklich habe ich mich auch schon oft gefragt, ob anstatt des Karstadt auch ein Möbelhaus wie IKEA funktionieren würde? Wieso eigentlich nicht, die liefern doch auch. Wenn man auf ein paar neue Zalando-Socken ein paar Tage warten kann, dann doch auch auf ein Bücherregal?

  • Ich persönlich kann eher nach der Arbeit bis 20 Uhr den stationären Handel nach einem Produkt abklappern um zu schauen, ob ich es bekommen und abends direkt nutzen kann. So ich denn fündig werde ist das weitaus komfortabler und schneller als das Internet durchzuscrollen, irgendwo zu bestellen und dann einige Tage auf die Lieferung zu warten.

    Attraktive Innenstädte: Saubere Wege, Plätze, spannende Architektur, Grün, gepflegte Grünanlagen, einfach zahlreiche Reize, die "kostenlos" sind. Das haben attraktive Innenstädte einer Mall immer voraus. Ja, es sind sogar die Dinge, wegen derer viele Menschen Städtetrips als Kurzurlaub machen.

    Innenstädte wie in Nürnberg, München oder Augsburg sind natürlich sehr attraktiv, gerade auch für (die z.T. überlebenswichtigen) Touristen. Folglich sind jedoch auch die Mieten extrem, die oft an das Umsatzvolumen gekoppelt sind. Nicht nur für kleine Geschäfte kaum mehr bezahlbar. Wenn dann aus Kostengründen immer weniger Produkte vorrätig gehalten werden, scheint das Internet noch reizvoller, besonders wenn bspw. beinahe kostenlos schon am nächsten Tag geliefert wird.

    Hohe Mieten in den attraktiven Zonen mit reichlich Laufkundschaft und gleichzeitig harte Konkurrenz aus dem Internet treiben diesen schleichenden Prozess in unseren Innenstädten weiter voran, monotone Großkettenlandschaften sind die Folge.

    Ein Innenstadtbummel muss Genuss werden, und zwar vollständig: Die Anfahrt, der Aufenthalt, der oft gastronomische Abschluss und die Abreise.

    Ist nicht genau das schon heute der Fall - zumindest in den Wachstumsregionen? Anfahrt mit dem (zurückgedrängten) PKW, bequem im Parkhaus stehen, ein bisschen durch die Geschäfte schlendern, ein Eis hier, ein Snack am Foodcourt dort? Wie oft macht man das wirklich? Und wie oft wird dagegen von der Masse im Internet eingekauft?


    Vielseitiger Branchenmix: M.E. sollte die Stadtverwaltung schon mit steuern können aus welchem Mix sich eine Innenstadtlage zusammenstellt.

    Diesbezüglich gehen manche Städte dazu über, selbst Gebäude in Innenstädten zu erwerben und bewusst niedrige Mieten für kleine Geschäfte zu sichern. In Kombination mit professioneller Beratung durchaus ein sinnvoller Ansatz - aber teuer und in der Anwendung limitiert.

  • Ist nicht genau das schon heute der Fall - zumindest in den Wachstumsregionen? Anfahrt mit dem (zurückgedrängten) PKW, bequem im Parkhaus stehen, ein bisschen durch die Geschäfte schlendern, ein Eis hier, ein Snack am Foodcourt dort? Wie oft macht man das wirklich? Und wie oft wird dagegen von der Masse im Internet eingekauft?

    Ja, dann kommen wir aber wieder bei der Verantwortung bzw. der Lebenseinstellung jedes Einzelnen an. Wenn man jeden Tag das Gefühl bekommt, mal eben irgendwas "zu brauchen", eine Bohrmaschine, Badelatschen, ne Schere oder ein paar Schuhe, dann klicke ich vielleicht tatsächlich einfach im Internet. Im Bekanntenkreis habe ich auch welche, die fast täglich Pakete bekommen, nie wissen was jetzt eigentlich kommt und sich wie Weihnachten freuen etwas auspacken zu dürfen. Ist ja nicht so dass jeder - so wie ich - Job-bedingt oft seinen Paketen hinterher rennen muss. Selbst Expresslieferung am nächsten Tag dauert bei mir oft zwei Tage - wegen der Abholerei. Wenn man das aber gut geregelt hat und zu jedem Feierabend ein Paket daheim wartet, das könnte reizvoll sein.


    Demgegenüber: Mit dem Auto in die Stadt fahren, Baustellen und Hindernisse, das Schlangestehen am Parkhaus, das auch noch extra bezahlen, rumrennen um dann festzustellen, dass das Produkt grade ausverkauft, nur als Aussteller erhältlich oder nur in der falschen Farbe oder Größe da ist, ist frustrierend. Wenns dann noch ein paar % teuerer ist als im Internet und der Verkäufer das garnet witzig findet ist der Spaß ganz vorbei. Und nur mal eben für eine Bohrmaschine, oder Badelatschen etc. macht man den ganzen Zirkus ohnehin ungerne.


    So höre ich das von Innenstadtmuffeln.

  • Vielen Dank für die Vorstellung, Nothor.

    Ich bin einer dieser beschriebenen Innenstadtmuffel. Das letzte Mal habe ich in einem Laden in „der Stadt“ wohl vor etwa vier Jahren eingekauft. Auch aus den besagten Gründen. Vor allem geht es dabei aber um Zeit und Geld. Eine Packstation ist bei mir eine Minute von der Haustür entfernt und auch Geld spart man (dank Seiten wie Shoop) im Internet noch einiges mehr als in echten Ladengeschäften.
    Jetzt bin ich aber mal richtig ketzerisch und werfe mal noch in den Raum, dass ich es nichtmal so schlimm fände, wenn unsere Innenstadt ausstirbt. Es tun immer alle so, als bedeuten keine großen Läden auch automatisch leere Straßen wie Sonntag Nacht mit zugenagelten Fenstern. Schaut euch doch mal an, wie die Straßen in Gostenhof oder der Nordstadt sind.
    So könnte das aussehen: Man stelle sich vor, dass im Erdgeschoss Cafés, Restaurants, Lebensmittelgeschäfte oder auch z.B. Friseure sind. Oben befinden sich dann natürlich Wohnungen. Den ein oder anderen Häuserblock (zum Beispiel den Kaufhof) reißen wir ab und machen daraus Parks. Dann nehmen wir mal diese unnötig breiten Straßen, setzen da einige Bäume und Bänke rein und schwups, schon haben wir den schönsten Stadtteil Nürnbergs, in dem garantiert auch Umsatz generiert wird und Menschen auf den Straßen unterwegs sind.

  • Zitat von Nothor

    Ja, dann kommen wir aber wieder bei der Verantwortung bzw. der Lebenseinstellung jedes Einzelnen an.

    Ganz genau, weshalb ich das Bedauern aussterbender Läden von Leuten, die dann aber selbst im Netz einkaufen, auch nur bedingt nachvollziehen kann. Jeder kann selbst seinen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich der stationäre Handel erhalten kann. Der Internethandel ist nicht von allein so groß geworden, sondern ist offenbar gerade der Wunsch des Konsumenten.


    Zitat von Lieblingsfranke

    Jetzt bin ich aber mal richtig ketzerisch und werfe mal noch in den Raum, dass ich es nichtmal so schlimm fände, wenn unsere Innenstadt ausstirbt.

    Naja, auch für die Gastronomie kommt es schon auf den Nutzungsmix und damit auf die Anziehungskraft an. Die Laufkundschaft wird nur dann ausreichend groß, wenn verschiedene Geschäfte vor Ort ansässig sind, deren Kunden dann weitere Spontankäufe tätigen und / oder im Anschluss das Bedürfnis haben, eine gastronomische Einrichtung zu besuchen. Gerade im Falle der GKK-Schließungen werden das einige Städte zu spüren bekommen. Kaufhof / Karstadt war halt doch für einige Zentren ein wichtiger Kundenmagnet.

    Die oben erwähnten hohen Mieten, die auch unabhängig vom Internethandel für Probleme im stationären Handel sorgen, treffen natürlich auch die Gastronomie und sonstige Dienstleistungsgeschäfte.