Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Und nicht nur gold, sondern auch mit abstrahierten Fotos aus der Zeit. Es wird schon eine monumentale Struktur entstehen.

    LOL.


    Wenn man eines bereits heute antizipieren kann ist wohl es wohl das : Es wird das unmonumentalste Denkmal in Deutschland überhaupt. Die Wippe wird keinen Schauwert bieten. Sie wird ganz sicher kein Instagram Liebling.


    Es ist auch bezeichnend, dass es von so einem "hochbedeutenden Denkmal" kein einziges Bild aus einer realistisch erlebbaren Perspektive gibt. Bis heute gibt es keine Visus auf der Wippe oder aus der Fußgängersicht auf Straßenhöhe. Warum ? Weil sonst das Außmaß der Popeligkeit deutlich würde. (Was die Verkäufer, äh Designer zu verschleiern versuchen)


    Das Einheitsdenkmal wird quasi unsichtbar sein und jeder wird sich fragen: War die deutsche Einheit im 20. Jahrhundert so unwichtig, dass sich die Deutschen nur so einen KrimsKrams wie die Wippe darunter symbolisch vorstellen konnten ?

    2 Mal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • sehr gut. vielen dank Bonteburg so unsichtbar finde ich sie gar nicht. außerdem verstehe ich das bashing überhaupt nicht. ich mag die symbolik und die philosophie die in dem projekt steckt. reiterstandbilder und irgendwelche steinernden figuren mit schwertern oder der geballten faust in der hüfte (von solchen denkmählern gibt es hunderte in dieser republik), haben in meinen augen viel weniger schauwert. eher einen schauerwert.

    historie hin oder her. viele davon sind ausgesprochen unsinnlich, gruselig und sprechen nur eine sprache. die wippe versucht eine andere zu sprechen.

    denn unabhängig davon aus welcher perspektive man die worte in der schale lesen kann, deren bedeutung wird sich jedem der sie wissen will erschließen.


    und all das unken ob sie funktioniert, wie lange sie funktioniert, ob sie ein instagram-hype wird oder nicht - wo soll das hinführen? das die revolution der ostdeutschen, die inzwischen 30 jahre her ist, mit diesem einheitsdenkmal gewürdigt wird - das ist es worum es geht. es wird höchste zeit. finde ich jedenfalls. aber selbst das zieht wahrscheinlich schon wieder den zorn einiger auf sich.

  • Obwohl ich auch, wie alle hier, ein streitbarer Mensch bin, möchte ich zu mehr Flexibilität und Perspektivwechsel aufrufen.


    Ich bin sehr ergriffen von der Kuppelvollendung, die wir Gestern erlebt haben. Trotzdem kann ich die Ambivalenz in der Kommentierung nachvollziehen, da hier natürlich das Gottesgnadentum des Absolutismus symbolisch seinen Höhepunkt findet. So etwas mitten in Berlin neu zu bauen erfordert Mut und die Überzeugung zur historischen Reflexion fähige Betrachter zu haben. Wenn man den Baubeginn des Einheitsdenkmals mit einbezieht, so ergibt sich ein pluralistisches Bild mit hoher Integrationskraft (wenn man es zulässt). Die Freunde der Schlosskuppel sind andere als die Fans der Wippe. Die bildliche Sprache ist eine andere. Man kann das ganze als einen Beweis für Gelassenheit und Souveränität im Umgang mit der deutschen Geschichte sogar im Aushalten von Widersprüchen sehen. Ich glaube, dass Ganze wird gut.


    Wer hier ein bisschen auf der Strecke bleibt, ist das Klientel der Linkspartei. Aber für die gibt es immer noch den alten Statsrat.

  • Als jemand der politisch volle Kanne dem "Wippen-Klientel" entspricht, stört mich die Kuppel nicht im Geringsten.


    Im Gegenteil. Ich sehe die Schloß-Rekonstruktion in aller erster Linie als Bereicherung der Stadt-Textur mit einem Tupfer barocker Pracht. Die Hohenzollern als politischer Player sind mir da so architektonisch nah wie weltanschaulich fern.


    Die Wippe finde ich auch nicht annähernd so banal wie oft kritisiert. In dem Bild vom Tagesspiegel sieht man schön wie groß und elegant sie werden könnte. Und wenn dann auch ein cooles Beleuchtungs-Design kommt und dann nochmal die Bauakademie fertig werden würde...


    Ein bisschen skeptisch bin ich, ob und wenn ja wie lange das Denkmal so gülden glänzen wird.

  • Gerade hier im Forum sollte man aber wissen, dass Visualisierungen sehr sehr selten der tatsächlichen Ausführung entsprechen. Und das Foto aus dem Tagesspiegel schreit förmlich nach Fake. :-p

  • Da im Mai mit dem Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals begonnen wurde, will ich einen Bauthread für das Projekt einrichten.

    Aktuell finden Abbruch- und Beräumungsarbeiten statt, der Presslufthammer ist ständig in Aktion. Hier gibt es ein paar Eindrücke:


    [leurl=https://abload.de/image.php?img=p1019804kqj3p.jpg][/url]




    Alle Fotos: Klarenbach

  • Hier gibt es aktuelle Fotos von der Baustelle des Freiheits- und Einheitsdenkmals. Die Abbrucharbeiten sind noch immer im Gang, mittlerweile kommt etwas schwerere Technik zum Einsatz. Überraschend für mich ist, wie schonend die Bauarbeiter mit dem Abbruchmaterial umgehen. Die Ziegelsteine werden einzeln abgeklopft und dann säuberlich aufgestapelt. Sie können also problemlos wiederverwendet werden.


    Zuerst kommt der Presslufthammer:



    Dann kommt der Bagger:





    Hier sieht man, wie die Steine abgeklopft werden.



    Das ist das Resultat:



    Alle Fotos: Klarenbach

  • Das alte Fundament und die jetzt erkennbare rechteckige Fläche muß bis zu einer Tiefe von ca 1,30 Meter abgetragen werden um dann die eigentliche Bohrebene für die Pfähle zu erreichen bzw. die Auflageebene der später alles wieder abdeckenden Lagerplatte. Die Tiefe entspricht der ungefähren Dicke der späteren Lagerplatte.


    Mit dem großen Gerät werden beim Abtragen natürlich auch Ziegelsteine unter der angestrebten Ebene beschädigt (gleiches gilt beim späteren Bohren durch Bestandsziegel) und ich vermute, daß man deshalb einige Ziegelsteine rettet um später wieder eine neue Decklage aufmauern zu können.

    Das wäre bautechnisch eigentlich nicht notwendig, da die Lagerplatte ja auf Bohrpfählen liegen wird und nicht auf den Resten des alten Fundaments. Das würde dann vermutlich lediglich eine Kosmetik im Sinne des Denkmalschutzes.


    Daß das Fundament vom Reiterstandbild aus hauptsächlich zwei gemauerten Blöcken bestand war mir bekannt, daß die Hohlräume dazwischen nicht verfüllt waren allerdings nicht.

    Könnte das bedeuten daß dieser Bereich ebenfalls begehbar war/ist?



    Gruß, Jockel

  • Es muß wohl 1999 gewesen sein, als ich im Denkmalsockel / Unterbau des Nationalsdenkmals an einem Konzert teilgenommen habe.
    Es gab im südlichen Teil des Sockels eine Eisenplatte, die einen Abstieg abdeckte.
    Dorst sind zunächst das Orchester und dann die Konzertbesucher über eine steile Leiter hinabgestiegen.
    Wir saßen im 4/5tel Dunkeln bei Kerzenlicht, etwas Helligkeit schien durch die Lüftungsschlitze von der Spreeseite hinein.
    Die Luft war erstaunlich frisch, gar nicht muffig, wie man erwarten könnte.
    Die Akustik unter den gemauerten Bögen war umwerfend! Dieses Konzert war ein Erlebnis! :love:

    In den gegen Osten liegenden Teil der Gewölbe durften wir nicht, weil dort eine seltene jugoslawische Fledermausart nistete.
    Ich war verblüfft darüber, dass man diesen armen Kriegsflüchtlingen diesen "Krach" zumutete. ;)

    Aber - um die Frage zu beantworten - nein, diese Hohlräume sind nicht verfüllt und könnten durchaus anderen Zwecken dienen.
    Es wurde damals sogar angedacht, dort eine Bar einzurichten, was dann wohl an den Fledermäusen gescheitert ist.
    Schade!:saint:

  • Explizit jugoslawische Fledermäuse? 😊

    Wenn da Leute auf der Stahlschale rumlaufen gibt das ja neben dem Lärm sicher auch Vibration bzw. Schwingungen wenn die Schale sich bewegt. Wahrscheinlich genug um die Fledermaus zu nerven, dass sie den Ort dann endgültig verlässt.

    Danke für die Fotos, Klarenbach.

    Bin kein Freund der Wippe und werde es nie werden. Fairerhalber muss man konstatieren dass sich die Traditionalisten, zu denen ich gerne aber nicht fundamentalistisch dazugehöre, mit dem Schloss ihre Wünsche verwirklicht sehen also muss man auch den Moderne-Favorisierern ihren Sieg gönnen...

    immerhin hat die Wippe einen großen Vorteil ggü. dem Nationaldenkmal. Es ist soviel flacher, dass der blick auf das Eosanderportal eindrucksvoller ist vom schinkelplatz aus.

  • < Ich glaube man sollte hier überhaupt nicht von "Siegern" und " Besiegten" oder der gleichen in diesem Terminus reden. Das ist kein Schlachtfeld!

    Die Stadt ist für all ihre Bewohner da und wenn man diesem Aspekt immer die nötige Aufmerksamkeit schenkt kann eigentlich nichts schiefgehen.

  • Das nächste Denkmal kommt bestimmt...


    Falls jemand gehofft hatte, die Endlosdebatten um Denkmäler in Berlin seien mit dem Bau der Wippe endlich erledigt – Irrtum, es geht bald wieder los! Das lange diskutierte Mahnmal für DDR-Opfer kommt langsam auf die Tagesordnung. Im Herbst hatte der Bundestag einen entsprechenden Beschluss gefasst; nun hat sich ein Beirat gegründet, der Planung und Bau vorbereiten soll. Auf der politischen Seite hat wie gewohnt Monika Grütters den Hut auf, wichtigster gesellschaftlicher Akteur ist die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), die das Projekt vorangetrieben hatte.


    Wenn ich mir den Bundestagsbeschluss anschaue, schwant mir für die Umsetzung nichts Gutes: Das Mahnmal soll nämlich vier Funktionen auf einmal erfüllen – Gedenkort für die Opfer sein, über die Geschichte informieren, die dezentrale Aufarbeitungs- und Gedenklandschaft dokumentieren und demokratische Werte vermitteln. Die eierlegende Wollmilchsau der Gedenklandschaft, gewissermaßen. Bislang gibt es weder ein Konzept noch einen Bauplatz, aber schon Wünsche: Im Deutschlandfunk hieß es vorhin, dass z.B. auch die Dopingopfer dort zu ihrem Recht kommen müssten.


    Heißen soll es "Mahnmal für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft." Das soll wohl den historisch-politischen Kontext herstellen, geht aber m.E. nach hinten los: "Die kommunistische Gewaltherrschaft" ist ein Abstraktum, das auch die Leichenberge Stalins und Maos mit einbezieht. Wenn das der Maßstab ist, geraten die konkreten Opfer der SED-Politik zu Fußnoten einer viel schlimmeren Gewaltgeschichte. Ich plädiere für "Mahnmal für die Opfer der SED-Herrschaft." Prosaischer, aber unmissverständlich.


    Sehr gespannt bin ich auf Standort-Ideen. Bei dem Funktionsumfang ist ja einiges an Platz nötig (es soll wahrscheinlich ein Bildungszentrum geben). Spontan käme mir eine bauliche und thematische Erweiterung des Mauerdenkmals in der Bernauer Straße in den Sinn – aber das ist den Verantwortlichen wahrscheinlich zu weit ab vom Schuss. Noch ein Mahnmal in den Tiergarten? Da wird es langsam eng...


    P.S.: Ich bitte um Nachsicht, dass ich diesen Strang für ein anderes Denkmal-Projekt missbrauche. Sobald die Standortsuche beginnt und Entwürfe diskutiert werden, lohnt sich auch ein eigenes Thema.
    .

  • Der Meißelbagger frisst sich immer tiefer in die Gewölbe hinein und es sieht so aus, als sollten sämtliche Hohlräume unter der Platte beseitigt werden. Die abgetrennten Bruchstücke fallen nach unten.


    img_948513keo.jpg


    Die großen Schutthalden stammen zum großen Teil nicht von der Arbeit des Meißelbaggers, sie wurden hauptsächlich angeliefert. Sie dienen der Verfüllung der Hohlräume.


    img_9481ixk16.jpg


    Der gelbe Radlader (rechts) holt eine Schaufelladung nach der anderen ab und lässt sie durch ein Loch in die Tiefe rauschen.


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    Aus diesem Grund ist auch die ehemalige Bootszufahrt zum Schloss abgeriegelt. Wenn der Radlader seine Ladung ablädt, kommt ein kleiner Sturm aus dem Gewölbebogen.


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    Fotos: Beggi

  • Am Rand des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals ist noch ein Steinquarder der damaligen Anlage vorhanden. Darauf befindet sich ein Schild mit der Bedeutung "Denkmal". Laut Wikipedia verfolgt Denkmalschutz "das Ziel, Denkmale dauerhaft zu erhalten. Dem kulturellen Erbe einer Gesellschaft kommt die Funktion zu, anhand dinglicher und sinnlich wahrnehmbarer historischer Zeugnisse über die Geschichte der Gesellschaft zu informieren und im Bereich des Denkmalschutzes so ein lebendiges Bild der Baukunst und Lebensweise vergangener Zeiten zu erhalten." Wie sich die derzeitigen Arbeiten damit vereinbaren lassen, bleibt ein Rätsel.


    Unter der jetzigen Oberfläche aus bitumenhaltigen Materialien befindet sich außerdem noch das schöne Mosaik des Denkmalbodens. Dieses Mosaik und die darunter liegenden historischen Gewölbe werden für die Wippe teilweise zerstört. Laut einem Pressebericht der Berliner Zeitung regt sich nun Widerstand. Es wird ein sofortiger Baustopp gefordert.


    img_9483sajfn.jpg

    Foto: Beggi


    Eigentlich kann es sich nur um den Steinsockel des Denkmals am linken Rand handeln.


    1200px-berlin_nationaf5kw1.jpg

    Bild: wikipedia.org (gemeinfrei)

  • Wie ich hörte, will /wollte Annette Ahme mit ihren Freunden von der "Berliner Historische Mitte e.V. heute am National-Denkmalsockel demonstrieren:

    "Liebe Freunde, heute nun ist der Tag, an dem wir vor Ort einen ABBRUCH-STOPP verlangen wollen.

    Vor Ort entscheiden wir, wie genau wir vorgehen.
    Ein dreiteiliges Schild "Stopp Dem Abbruch" bringe ich mit."

  • Dumm, dass der Abbruch schon beendet ist. Auch geplant war er in diesem Umfang immer und ist mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Ich verstehe dieses Querulantentum um das heilige Kaiser-Wilhelm-Denkmal beim besten Willen nicht.

  • Ich verstehe dieses Querulantentum um das heilige Kaiser-Wilhelm-Denkmal beim besten Willen nicht.

    Aha - "Querulantentum"! :P:thumbdown::evil:

    Der Denkmalschutz hat völlig verpennt, dass ein 6x6-Meter-Schacht in die Mitte des Denmalsockels gebaggert wurde.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zustimmungsfähig war.

  • Heute gab es eine Protestveranstaltung gegen die Sockelzerstörung vor Ort. Dazu aufgerufen hatte die Vorsitzende des Vereins Berliner Historische Mitte. Annette Ahme sprach von einem Frevel, denn vor nicht langer Zeit sei der Sockel des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals aufwendig für viel Geld saniert worden. Von einem Abbruch des Sockels im Zusammenhang mit der Einheitswippe sei nie die Rede gewesen.


    Auch Parteien forderten einen sofortigen Baustopp. Das Parteispektrum reicht in diesem Fall von den Grünen bis zur AFD.


    Quelle: Berliner Zeitung vom 27.07.2020