Memi - Wohnkomplex Memhardstraße

  • Von daher ist der Vorschlag des Büros Jan Wiese Architekten zumindest bemerkenswert, wer der Auftraggeber war steht nicht auf der Seite.

    Doch, steht drauf. Es war die WBM selbst.


    Ich kann dem Vorschlag viele gute Eigenschaften abgewinnen (die von den geschätzten Mitforisten bereits benannt wurden) und es stört mich auch überhaupt nicht, dass er der Alexanderstraße keinen optischen Höhe(n)punkt bietet. Das braucht es meines Erachtens nicht zwingend. Fußgänger werden dort eh weniger langflanieren und Autofahrer sollen sich auf den Verkehr konzentrieren.

  • Beim Memi ist jede Veränderung eine Verbesserung. Insofern ließe sich mit dem gezeigten Entwurf so oder ähnlich ganz gut leben. Etwas uninspiriert erscheint mir dagegen der gezeigte Neubau. Da müsste doch etwas besseres möglich sein.


    Ohne Frage, ohne die grundsätzliche Umgestaltung des Straßenraumes ist an der Stelle keine Verbesserung möglich.

  • Die Studie gefällt mir sehr. Mit dieser Überformung könnte man unter maximalem Bestandserhalt aus dem Baukomplex viel herausholen. Mit der so nicht möglichen Freilegung der Kleinen Alexanderstraße könnte ich sehr gut leben, wenn die Durchwegung attraktiv gestaltet wird. Zu dem Argument, dass der Alexanderstraße dann der Hochpunkt als Blickpunkt fehlt, bin ich ganz locker. Das muss doch nun nicht unbedingt ein Hochhaus sein. Bezüglich des Hauses auf dem aktuellen Verlauf der Memhardstraße: das ist ja erstmal nicht mehr als ein Platzhalter. Die Architekten haben das Haus sicher nicht durchgearbeitet. Allerdings finde ich das eigentlich sogar ziemlich schick und gut proportioniert.

  • Zum Glück steht das Memi nicht am Alexanderplatz, sondern nur in der Nähe, aber das hatten wir hier ja schon oft genug....

    Lieber Baukörper da muss ich dich doch auf eine Berliner Eigenart hinweisen. Stehen Sie am Roten Rathaus, dann sind sie "kurz vorm Alex", ab den Rathauspassagen sind sie für die meisten Berliner schon "am Alex", das gleiche gilt für die Straßen außen rum, kein Berliner sagt ihnen "ich stehe auf der Alexanderstraße oder Memhardstraße", das ist alles "Alex". Ein West-Berliner titelte den Fernsehturm im Jahr 2002 sogar schon mal als "der Alex-Turm".

    Als ich mich damals zum ersten Male dem "Alex" näherte (Karl-Liebknecht-Straße unter der Bahn-Unterführung an der Dircksenstraße) und einen Mann fragte wo denn nun genau der Alexanderplatz sei (wohlgemerkt aus der bayerischen Provinz kommend hatte ich doch sehr eingeschränkte Vorstellungen von einem "Platz"). Dieser Mann breitete vor mir seine Arme aus und meinte sehr nonchalant: "Das ist alles Alex!".

    Dieses Beispiel zeigte mir welchen Bezugspunkt der "Alex" im Berliner Stadtgefüge darstellt und seine Eigenart hat mich ehrlich gesagt seither nicht mehr losgelassen. Und der Memhardblock ist ein Teil dieses großen Ganzen und kann nach meinem Gefühl somit nicht als Nebenschauplatz gesehen werden nach dem Gusto "Energetische Pappfassade drauf und gut ist".

  • ^Du hast natürlich Recht. Umso sinnvoller erscheint es, dass aus der zerfaserten Innenstadt mit offen wabernden und in einander fließenden Freiflächen, die bis vor wenigen Jahren in der Gegend als Adresse tatsächlich allesamt den Namen Alexanderplatz trugen, nun wieder eine klare Platzgestalt sowie klar lesbar gefasste Straßen heraus gearbeitet werden. Ich persönlich liebe die Vorstellung, dass neben dem großen Hauptplatz ein paar kleinere Plätze zum Durchatmen wie an der Memhardtstraße oder vor dem Haus des Reisens entstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • ^ In diesem Zusammenhang wäre es dann vielleicht sogar sinnvoll, diesen neu entstehenden kleinen Nebenplätzen auch eigene Namen zu verpassen, damit man diese Orte auch adressieren kann (z.B. für Treffpunkte).


    OT: Ich bin schon lange der Meinung, dass auch der Abschnitt der Alexanderstraße vor dem TLG-Riegel einen anderen Namen braucht. Erstens besteht kein echter räumlicher Zusammenhang mit dem "Rest" der Alexanderstraße entlang der Banane, zweitens lag die eigentliche Alexanderstraße woanders und ist sogar noch als unbebaute Schneise vorhanden, nämlich unter dem Verbindungsbau zwischen Kaufhof und ParkInn-Hotel (unter der Straße verläuft die U2).

  • Ich fände ja etwas mit Alfred Döblin schön, z.B. eine Statue von ihm am Memi, wie er mit dem Finger zum Alexanderplatz zeigt oder so.

    Aber das geht jetzt schon arg in Richtung Off-Topic. Ich sehe jedenfalls erfreut, wie groß das Interesse an dieser Location allgemein ist.


    Die künftige verschmälerte Alexanderstraße? Alexander-Promenade vielleicht ...

  • ^ Nee, ich meinte nicht den Namen, sondern das Thema. Statuen habe ich gegooglet, das gibt's wie durch ein Wunder nocht nicht (jedenfalls nicht als prominenten Hingucker). Die Idee war, dass er von einem relativ nahen Ort den Weg zum Platz weist.

  • Dieses Beispiel zeigte mir welchen Bezugspunkt der "Alex" im Berliner Stadtgefüge darstellt und seine Eigenart hat mich ehrlich gesagt seither nicht mehr losgelassen.

    Noch eine Ergänzung: 'Alex' referenziert nicht nur den Platz, sondern auch die umgebenden Quartiere, und das ist kein Resultat der Umgestaltung in den 60ern. Entscheidend ist das 'am', Berliner wohnen 'am Alex', 'am Wedding', 'am Prenzlauer Berg', 'am Friedrichshain'; manchmal 'in', aber niemals 'im'. Sozusagen ein sprachliches Geburtsrecht.


    Die heute nicht mehr existierenden Altstadtquartiere zwischen seinerzeit Prenzlauer Str. und Kaiser-/Gr. Frankfurter Str. waren schon spätestens in den Zwanzigern alles 'am Alex'; die Referenz zum Platz verdrängte den Topos 'Königstadt'. Die Kinderbuchautorin M. Weiskopf setzte z.B. aus den Namen der beiden Arbeiterviertel ihr Pseudonym Alex Wedding zusammen.

  • Auf diesem Modellbild von 1969 ist aber auch gut sichtbar, dass stadträumlich gar nicht erst versucht wurde, den Alex als gefassten Raum zu definieren. Hier fließen gigantische Räume als fast amorphes Kontinuum ineinander. Jeder Kenner des Orts weiß, dass diese Freiflächen für Fußgänger, deren Durchwegung zu großen Teilen in einem Tunnelsystem unter die Erde verbannt wurde, unwirtlicher nicht sein könnten. Man meint fast, die Herrschaften wollten ein bisschen Brasilia spielen. Dass das Land Berlin es nach der Wende für nötig befand, diesen ganzen Teil der Stadt komplett neuzudenken, bleibt wohl verständlich. Genauso wie man in der City West als nicht ganz so drastischem Beispiel im letzten Jahrzeht auch die Räume massiv korrigiert hat.


    Der Wohnkomplex Memhardstraße war in diesem Modell wohl - genauso wie die Wohnbauten gegenüber dem Kaufhaus - noch als Bürobauten gedacht.


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    Quelle: "Architektur und Bildende Kunst - Ausstellung zum 20. Jahrestag der DDR" (Katalog, 1969)

  • Sehr gut die Kurve zurück gekriegt zum eigentlichen Thema dieses Threads :thumbup:


    Aus dem Modell wird deutlich, dass die DDR am Ende des Straßenzugs KMA/Alexanderstraße keinen tatsächlichen Fixpunkt vorgesehen hatte. Die Räume sind wahrlich gigantisch und nicht nach menschlichen Maßstäben bemessen. Ich fand es schon als Kind sehr zugig dort.

  • Das sieht eher aus wie eine Bobbycarrennstrecke für 3-jährige anstatt ernstzunehmendem Städtebau. Bis auf ein paar Leitbauten kann man von Glück sagen, dass hier einiges schon nachverdichtet worden ist und nun in den nächsten Jahren nochmal einiges passieren wird.