Rechenzentrums-Hauptstadt Frankfurt

  • Spannende Idee.


    Wieso wird die Fassade "zwangsläufig" fensterlos? Auch auf den Rechnerfluren sind Menschen - wenn auch nicht ständig - unterwegs, so dass natürliches Licht für die Hälfte des 24-Stunden-Tages den Beleuchtungsbedarf reduzieren kann.


    Wirklich interessant ist, in welchem Umfang man durch einen oder mehrere durchgehende Schächte im Gebäudekern einen Sog-/Kamineffekt erzielt, der zur Wärmeabfuhr ohne Lüftereinsatz genutzt werden kann. Lufteinlässe dafür dann aus Sicherheitsgründen über dem Sockelbau.

  • ^^


    Nicht nur für Rechenzentren.

    Die Gegend um den Ratswegkreisel wäre mMn generell als Standort mittelgrosse Hochhäuser (ca. 120 Meter Höhe) sehr gut geeignet. Städtebaulich liesse sich dort mit einem kleineren Cluster von 3-6 HH-Standorten eine Art "Tor-Situation" zur inneren Stadt erzeugen.

  • Rechenzentren & Stadtplanung


    Seit 2013 berichtet der Magistrat unter der Überschrift „Digital Hub: Ausbau der digitalen Infrastruktur; Stärkung von Attraktivität, Image und Bekanntheit der ‚digitalen Metropole‘ FrankfurtRheinMain“ wiederkehrend über die Entwicklung der digitalen Infrastruktur in Frankfurt und die allseitigen Bemühungen selbige zu entwickeln und zu stärken. Bei aller Freude über den Boom der Daten-Center-Branche in den Vorjahren, gibt es im neuesten Bericht einen besorgten Unterton, wie ein Stirnrunzeln und ein leichtes Grummeln. Zur Herausforderung für die Stadtplanung sind die Rechenzentren in Frankfurt nicht wegen ihrer Größe im Einzelfall geworden, sondern wegen ihrer großen Zahl, des Ausmaßes der Flächen, die sie inzwischen in Anspruch nehmen, und wegen ihres Energieverbrauchs; es ist vermutlich nicht vermessen, in Frankfurt wegen Zahl und Größe von einer „Rechenzentrums-Industrie“ zu sprechen.


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    Grafik: Stadtplanungsamt Frankfurt a.M.


    Das Grummeln wird anscheinend lauter. Natürlich werden auch in den Redaktionen der Lokalpresse die amtlichen Verlautbarungen des Magistrats zur Gewerbeflächenentwicklung, zu den Anfragen der Ortsbeiräte und Fraktionen in puncto Rechenzentren gelesen. Es dürfte deshalb kein Zufall sein, dass sowohl die FAZ v. 5.11.2021 (Paywall!) als auch die FNP vom 9.11.2021 dem Thema dieser Tage ausführliche Beiträge gewidmet haben. Vor allem die FNP scheint ein ausführliches Gespräch mit dem Herrn Planungsdezernenten Josef geführt zu haben. Besonders der FNP-Artikel gibt Anlass auf eine gravierende Diskrepanz zwischen den zitierten Statements von Herrn Josef und den offiziellen Verlautbarungen aus dem Planungsamt zum Thema hinzuweisen; B-Pläne sollen die Ansiedlung der Rechenzentren regulieren, sagt Josef, aber genau das geht nicht, sagt das Planungsamt.


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    Ein einzelnes Rechenzentrum ist für sich genommen kein städtebauliches Problem, aber die große Zahl besonders großer Rechenzentren hat eine neue, städtebaulich relevante Qualität geschaffen, die der planerischen Steuerung bedürfte – indessen: die Stadt kann nicht steuern, weil das planungsrechtliche Instrumentarium untauglich ist, das ihr zur Verfügung steht. Dass sich Cluster herausgebildet haben, ist nicht etwa Ergebnis vorausschauender Stadtplanung, sondern Zufall oder Ergebnis von Marktmechanismen, auf die Stadtplanung nicht oder nur begrenzt einwirken kann.


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    Unter rein bau- und planungsrechtlichem Aspekt ist ein Rechenzentrum an sich unproblematisch und einfach zu beurteilen, es gibt keine besonderen Regeln für diese Art von Gewerbebetrieb, sie werden planungsrechtlich nicht anderes behandelt als andere Gewerbebetriebe. Von ihrer Baumasse her sind sie mit Großmärkten, Logistikzentren oder Hochregal-Lagern vergleichbar, sie erzeugen aber praktisch keinen Ziel- und Quellverkehr, ziehen woanders keine Kaufkraft ab und benötigen keine besondere Straßen- und ÖPNV-Infrastruktur, nur Glasfaser- und Stromkabel; da sie im Normalbetrieb keine lauten Geräusche, keinen Staub, keine Erschütterungen oder Gerüche emittieren, sind sie als nicht-störende Gewerbebetriebe im Prinzip in allen Baugebietstypen außer dem reinen Wohngebiet denkbar. Dass ein Rechenzentrum nicht per se mit anderen Nutzungsarten konfligiert zeigt das „Cloud & Heat“-RZ in den oberen Etagen des mischgenutzten Eurotheums (Neue Mainzer Str. 66-68) oder das frühere Telekom-RZ im Mertonviertel, ein paar kleinere RZ im Lyoner Quartier oder das betriebseigene RZ der vormaligen Dresdner Bank in der Niddastraße (inzwischen abgerissen). Wenn sie sich einfügen, ist es denkbar, RZ in architektonischer ansprechender Form auch in Mischgebietstypen anzusiedeln, wie in den Vorbeiträgen gefordert.


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    Die großen RZ, vor allem die neueren Hyperscale-Center von CyrusOne, Equinix, Interxion, Global Switch, E-Shelter, Iron Mountain u.a. machen die Sache jedoch kompliziert. Jedes RZ muss für einen sicheren Betrieb ausreichend dimensionierte Notstromanlagen vorhalten, meist in Gestalt großer Dieselaggregate; je größer die elektrische Leistung der RZ, desto leistungsfähiger müssen die Notstromanlagen sein, eine technische Frage. Aber ab einer bestimmten Gesamtleistung sind die Notstromanlagen immissionsschutzrechtlich relevant. Die neueren Hyperscale-Anlagen sind mit mittelgroßen Kraftwerken ausgerüstet, ihre Notstromanlagen haben inzwischen Feuerungsleistungen von 100, 200 MW und darüber und bedürfen der Genehmigung nach § 4 BImschG; wer mal die Abgaswolken und ihr Grollen im Probebetrieb gesehen und gehört hat, weiß warum. Die Notstrom-Kraftwerke brauchen große Kraftstofftanks und Abgasreinigungsanlagen, woher auch die industrielle Anmutung der neuen Großanlagen resultiert.


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    - wird fortgesetzt -

    2 Mal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Rechenzentren & Stadtplanung (Fortsetzung)


    Die Größe der einzelnen Vorhaben und die immissionsschutzrechtlichen Aspekte schließen inzwischen aus, dass sie woanders als in Gewerbe- oder Industriegebieten gebaut werden können. Dort aber kann ihre Ansiedlung nicht verhindert werden: wenn sie die immissionsschutzrechtlichen und alle anderen baurechtlichen Anforderungen erfüllen, besteht ein Anspruch auf Baugenehmigung. Die Gebietstypen Gewerbegebiet und Industriegebiet nach §§ 8 und 9 BauNVO stehen allen Gewerbebetrieben offen, eine Branche von der Ansiedlung auszuschließen, wäre schlechterdings unzulässig.


    Die Stadt könnte ein Instrument gebrauchen, ihre Ansiedlung irgendwie zu steuern, denn die große Zahl der Zentren und ihr Flächenbedarf insgesamt ist auf jeden Fall zu einem städtebaulichen Problem geworden. Die Fläche aller Grundstücke, auf denen RZ gebaut wurden, umfasst nach offiziellen Angaben inzwischen fast 65 ha, der Flächenbedarf bis 2030 wird vom Magistrat auf weitere 20-40 ha geschätzt (zum Vergleich: der Bereich innerhalb des Anlagenrings umfasst ca. 128 ha). Die Kapitalstärke der Investoren verschafft den Rechenzentren in der Konkurrenz um die knappen Gewerbeflächen einen Vorteil, der zu verschärfter Verdrängung anderer Branchen führen kann, vor allem kleine und mittlere Betriebe aus Handel, Handwerk und Industrie könnten ins Hintertreffen geraten und abwandern.





    Hinzu kommt, dass Energieverbrauch und Abwärme aus den Rechenzentren die Erreichung der gesetzlichen Klimaschutzziele gefährdet. Die Nutzung der Abwärme wird aktuell in zwei Pilotprojekten umgesetzt (Westville und Eurotheum). Weitere Abwärmenutzungsmöglichkeiten werden untersucht. So ergab eine Potenzialuntersuchung für die Gebiete Griesheim und Sossenheim, dass die Abwärme aus den dort vorhandenen und zukünftig gebauten RZ mehr als ausreicht, um den aktuellen Wärmebedarf der Stadtteile zu decken, vergleichbar die Lage auch in Fechenheim. Aktuell sind die wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen aber nicht geeignet, die Abwärme generell zu nutzen, die Entfernungen zwischen Abwärmequellen und Wärmeabnehmern sind zu groß, das Temperaturniveau der Abwärme ist zu niedrig und es fehlen Nahwärmenetze.


    Da die Rechenzentren keinen planungsrechtlichen Restriktionen unterliegen, ist der Bebauungsplan, das klassische planungsrechtliche Instrumentarium für die Steuerung ihrer Ansiedlung im Grunde untauglich.


    Konkret messbare und überprüfbare Vorgaben zur Energieeffizienz und Abwärmenutzung von Rechenzentren können in städtebaulichen Entwicklungskonzepten zwar als Zielgrößen benannt werden, sie können aber nicht als Vorgabe in einem Bebauungsplan verbindlich festgesetzt werden. Das aktuelle Bauplanungsrecht enthält hierfür keine Ermächtigung. In einem Bebauungsplan könnte zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen lediglich die Verwendung bestimmter luftverunreinigender Stoffe beschränkt oder ausgeschlossen werden, Gebäudehöhen, Baumassenzahlen und Gestaltungselemente könnten festgesetzt werden (damit könnte man vielleicht NATO-Draht zur Objektsicherung untersagen....)





    ...aber die Aspekte der Energieeffizienz und Abwärmenutzung fallen nicht in diese Regelungskompetenz, auch nicht nach BImschG. Dementsprechend können Baugenehmigungen nicht von der Erfüllung bestimmter Kennwerte zur Energieeffizienz und Abwärmenutzung abhängig gemacht werden. Dies gilt sowohl in Baugebieten nach § 30 BauGB (Geltungsbereich eines Bebauungsplans) als auch für Baugebiete nach § 34 BauGB (nicht beplanter Innenbereich). Das ist nicht nur meine Interpretation, sondern die offizielle Einschätzung des Magistrats.


    Gesetzgeberische Initiativen sind nicht zu erwarten, weil es sich um ein singuläres Frankfurter Problem handelt, nirgendwo sonst gibt es eine vergleichbare Konzentration von Rechenzentren, über die sich Stadtplanung Gedanken machen müsste.






    Die Stadt kann solche Forderungen praktisch nur durch städtebauliche Verträge nach § 11 BauGB durchsetzen. Die hierzu vereinbarten Leistungen müssen jedoch den gesamten Umständen nach angemessen sein. Daneben könnten zivilrechtlich entsprechende Vereinbarungen bei Grundstücksverkäufen oder bei der Vergabe von Erbbaurechten getroffen werden.


    Auch die Sicherstellung der Energieversorgung ist mit den Mitteln des Städtebaurechts nicht zu bewerkstelligen, diese Materie unterliegt dem Fachplanungsrecht und damit nicht in der Zuständigkeit der Stadt, der Ausbau der lokalen Mittelspannungsinfrastruktur (Leitungen, Umspannwerke) ist Sache der Energieversorger und Netzbetreiber. Auf die rd. 100 Rechenzentren in Frankfurt entfällt inzwischen ein Viertel des in Frankfurt insgesamt abgenommenen Stroms, Tendenz steigend (ein weiteres Viertel entfällt auf den Flughafen, der „Rest“ entfällt auf Industrie, das übrige Gewerbe und die privaten Haushalte).



    © Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main 2021, Orthofoto 2020



    Der Magistrat verfolgt deshalb notgedrungen eine Verhandlungsstrategie und den Abschluss städtebaulicher Verträge, die auch das geeignete Instrument sind, Sonderproblematiken zu lösen und innovative Ansätze etwa bei Klimaschutz, der Abwärmevermeidung und -nutzung zu regeln oder wie im Fall des ehem. Neckermann-Gebäudes die Fragen des Denkmalschutzes. Wichtig ist die Etablierung geeigneter Gesprächsformate mit den beteiligten Kreisen (Koordination sei das Wichtigste, nennt Josef das), ob damit die Ansiedlung neuer Anlagen wie gewünscht funktioniert, wird sich zeigen.


    © Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main 2021, Orthofoto 2020


    Im Einzelfall kann die Stadt mit den bekannten Instrumenten des Planungsrechts die Gesprächsbereitschaft „fördern“, indem sie blockiert. Ein Aufstellungsbeschuss nebst Vorkaufssatzung nimmt ein Grundstück aus dem Markt und die Beteiligten müssen verhandeln, wenn’s schnell gehen soll, der Zeitfaktor scheint in dieser dynamischen Branche essenziell zu sein, die Betreiber wollen möglichst schnell ans Netz, da will die Stadt sie packen. Im Fall des Neckermann-Geländes an der Hanauer Landstraße hat‘s geklappt, alles weitere muss man abwarten. Versucht sich die Stadt in der gewohnt zögerlichen und bräsigen Weise zu wappnen (Konzepte wollen erarbeitet werden – das allein dauert - und diskutiert werden, d.h. alle wollen mitreden – das dauert noch länger), wird sie wahrscheinlich keinen Erfolg haben.



    © Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main 2021, Orthofoto 2020


    Fotos von mir

  • Der limitierende Faktor dürfte auf Sicht weniger die Fläche sein als die Leistungsfähigkeit der Energieversorgung. Zum Objekt, das die Deutsche Bank in Sossenheim aufgibt, hatte ich mich auf der Expo Real mit einem Marktbeobachter unterhalten. Der meinte, dass es da einige Interessenten wegen einer Umwandlung in ein RZ gegeben habe, dass diese aber nach genauerer Untersuchung der dort möglichen Stromversorgung Abstand genommen hätten.

  • Ich kann mich dunkel erinnern, dass man RZ auch in Seveso Gebieten bauen darf, in denen ja sonst relativ wenig genehmigungsfähig ist. Von daher bietet sich im Sinne des Flächenmanagements Fechenheim als RZ Standort an. Die Stadt sollte versuchen die Betreiber zu motivieren dort zu bauen.

  • Frankfurt ist der weltweit führende Internet Exchange...

    geworden bzw. geblieben, berichtet die FAZ heute in ihrer Printausgabe. Die Gesamtmenge an Daten, die an den weltweit 32 Datenkreuzungen in Deutschland, Europa, Asien und den USA umgeschlagen wurden, sei in 2021 auf 38 Exabyte (38 Trillionen Bytes) angewachsen. Davon seien 29 Exabytes (das sind 76%) auf den IXP in Frankfurt entfallen. Der Datenverkehr im DE-CIX habe in vergangenen Jahr um 20% zugenommen und für 2022 erwartet die Decix-Management GmbH einen weltweiten Anstieg des Datenverkehrs um weitere 15-20%.


    Das bedeutet, dass auch die Infrastruktur entsprechend mitwachsen muss. Die Umschlagkapazität werde an allen Standorten um 40% höher bemessen als benötigt. Sobald die Kapazitäten zu 60% genutzt werden, würde ausgebaut, um wieder den 40%-Puffer an freien Kapazitäten zu haben.


    Treiber des Datenwachstums in 2021 seien die Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime Video, Disney plus u.a. und die coronabedingten Videokonferenzen in der Zeit des Lockdowns gewesen.


    Q: FAZ (RMZ), 21.1.2022, S. 33

  • Äh, Tunnelklick, wenn man mit 40% über Bedarf plant, dann hat man die 60% der Kapazität am ersten Betriebstag erreicht, wenn der geplante Bedarf eintritt.

    Kann die FAZ oder der Meldungsautor nicht rechnen oder was habe ich übersehen?


    Edit:

    Ok, ja, Du hast Recht. 60% von 140% sind 84%, entsprechend hat man 24% der gebauten Kapazität als Reserve, bis man nach Vollausbau Planung anfangen muss zu erweitern. Trotzdem, das ist sehr schnell erreicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Xalinai () aus folgendem Grund: Rechenfehler

  • Fragt man sich doch, ob das nicht auch mal im Sinne des Umweltschutzes zu Begutachten ist, wie viel "unnötiger" Energieverbrauch hier stattfindet. Aber das will keiner hören oder sich eingestehen.

  • Und was willst du da machen? Den Leuten das Internet abdrehen? Mit solchen Äußerungen sollte man vorsichtig sein, in den Augen so mancher Weltverbesserer würde sicherlich auch dieses Architekturforum in die Rubrik des unnützen Datenverkehrs fallen...

  • Da sind die Betreiber doch selbst längst dran interessiert, allein um die Kosten zu senken. Im Genehmigungsverfahren gilt es sicher auch Umweltschutzhürden zu überwinden. Und nicht zuletzt sorgt auch der technische Fortschritt in Form von Virtualisierung der Serverlandschaften und immer größerer Baudichte auf den Prozessoren (Stichwort Nanometer-Fertigung und damit zusammenhängend Verringerung des Strombedarfs) für eine Senkung des Energieverbrauches in Relation zum Wachstum des Kapazitäten.

  • Xalinai: ich denke beim IXP-Betreiber gehts nicht um Datenspeicher, sondern um den Datendurchfluss, gemessen vielleicht in bits oder bytes pro Zeiteinheit. Sie messen sicherlich den Datenfluss über einen bestimmten Zeitraum und wenn dieser im Stunden-,Tages-, Monats- oder Quartalsmittel einen bestimmtes Maß dauerhaft übersteigt, dann bauen sie aus, so hab ich es jedenfalls verstanden.


    barny: was soll "unnötiger Energieverbrauch" denn sein? Wann ist ein Energieverbrauch unnötig? Wenn ein Internnet-Nutzer in Buxtehude über Netflix ein Video streamt, dann entsteht eben u.a. am Knoten Frankfurt oder in den Datenzentrem ein bestimmter Energieverbrauch, dasselbe gilt für deinen Post in diesem Forum. Unnötig? Wer bestimmt, was unnötig ist?

  • ^Das Prinzip ist das gleiche. Nur ist de Leitungsausbau aufwändiger. Speicher wächst noch immer bei konstanter Bauform rasant.

    Ich erinnere mich noch an die Zeiten leitungsbezogener Datenübertragung - Datex-L genannt - wo tatsächlich auf einer geschalteten Leitung nur zwei Partner miteinander kommunizieren konnten.


    Da wurde dann auch gerechnet wie viele Leitungen man wohl braucht und der Fernmeldedienst lag regelmäßig daneben - nicht zuletzt deshalb gibt es zwischen Frankfurt und Rosbach v.d.H heute vergleichsweise dicke Bündel von Kupferleitungen. In Rosbach waren zu Spitzenzeiten, also bis ca. 5 Jahre nach Einführung von ISDN, in einem einzigen Betrieb rund 200 dieser Anschlüsse jede Nacht gleichzeitig aktiv. Über 30 Jahre her, aber wer nach freiwerden dieser Leistungen (etwa 1995) in Rosbach einen Internetanschluss haben wollte, war überrascht, wie problemlos das da draußen ging, im Vergleich zu Bad Homburg oder Friedberg.

  • tunnelklick

    Das ist genau die Frage ... was ist unnötig? Wie nötig ist es Fleisch zu essen oder om den Urlaub zu fliegen? Was kann die Welt noch verkraften und was ist zu viel? Tut es Not, dass jedes Kind mit einem eigenen Smartphone durch die Gegend rennt und die nebeneinandersitzend nur noch darüber kommunizieren und nicht mal mehr miteinander reden? Oder in Quiz mit virtuellen Belohnungen bei der Stange gehalten werden, dafür dass sie das Logo einer Fastfood-Kette vom Logo eines Sportartikelherstellers auseinander halten konnten, dafür noch mit persönlichen Daten und kleinen Beiträgen vom Taschengeld bezahlen? Oder ist es x. Streaming Dienst, der wiederum zig Serien oder Musiktitel zur Verfügung stellt, die man niemals im Leben alle schauen/hören kann in einer Qualität, die das Auge/Ohr schon lange nicht mehr wahrnehmen können? Oder sind es die zigtausenden Online-Shops mit denen wir uns erst mal stundenlang einen Vergleich aus Preisen und Fake-Bewertungen reinziehen, um dann doch ein Produkt zu kaufen, was in Anbetracht der versenkten Zeit niemals günstiger als der Einzelhändler vor Ort wäre? Oder ist es schlichtweg der Konfigurator von Möbeln, Autos, Jachten, der uns virtuelle Rundgänge auf den Objekten der Begierde ermöglicht, die wir uns niemals leisten können, obwohl wir uns in hunderten Online-Poker-Räumen mit Lokrabatten die Nächte um die Ohren gehauen haben?


    Ich kann es nicht beurteilen... ich kann aber sagen, dass meine Eltern glücklicher waren als ich, weil sie sich nicht vor so viele Entscheidungen stellen mussten. Sie haben daher einfach intensiver gelebt und sich über die Dinge die Angeboten wurden gefreut und nicht über die geärgert, die man nicht haben kann. Ich bin gerne bereit auf viele der Punkte zu verzichten, dafür möchte ich gerne hier weiter mitlesen und kommentieren. Und ja, man könnte auch den Sinn dieses Forums in Frage stellen, aber die Energiebilanz steht in keinem Verhältnis zu den Punkten, die ich oben alle erwähnt habe.


    Natürlich kann es niemanden geben, der "von oben runter" vorgibt, wass unnötig ist. Aber jeder von uns kann ja mal darüber nachdenken, was ihm denn wirklich wichtig ist und was man eben auch mal sein lassen kann. Ist alles nur eine Anregung.

  • Auf einem offensichtlich wieder einmal langen Weg zu einem Rechenzentrenkonzept hat der Magistrat einen Beschluss gefasst. Ein weiterer Zwischenschritt. Die Pressemitteilung von heute:


    Magistrat beschließt Rechenzentrenkonzept: Ansiedlung soll künftig stärker gesteuert werden

    ffm. Die Stadt Frankfurt am Main will die Standortentwicklung von Rechenzentren im Stadtgebiet steuern. Der Magistrat der Stadt hat daher ein Rechenzentrenkonzept beschlossen und an die Gremien der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung weitergeleitet. Das haben Planungsdezernent Mike Josef und Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst am Dienstag, 22. März, vor Vertretern der Presse mitgeteilt.

    „Im Hinblick auf Rechenzentren nimmt Frankfurt in Deutschland und Europa eine führende Rolle ein. Doch das Wachstum der Zukunftsbranche stellt uns auch vor enorme Herausforderungen: Sie brauchen Platz und stehen in Konkurrenz zur klassischen Industrie und Gewerbe. Mit dem Konzept wollen wir ihr Wachstum städtebaulich leiten und die Flächenkonkurrenz zu anderen Gewerbenutzungen berücksichtigen“, fasst Stadtrat Josef zusammen. „Wir teilen dafür die Gewerbegebiete in Frankfurt in Eignungsgebiete, eingeschränkte Eignungsgebiete und Ausschlussgebiete für unternehmensunabhängige Rechenzentren ein. Damit können wir konkurrierende Raumansprüche besser beachten und bestmögliche Standortbedingungen für unternehmensunabhängige Rechenzentren ermöglichen.“ Eignungsgebiete sind in Sossenheim, Rödelheim, Griesheim, im Gallus, Ostend, Fechenheim sowie in Seckbach vorgesehen. Diese Entwicklungsziele werden durch die Bauleitplanung sukzessive in verbindliches Planungsrecht umgesetzt.

    „Seit mehr als 20 Jahren ist Frankfurt am Main internationales Schwergewicht im Bereich der digitalen Infrastruktur und Standort des weltgrößten Internet-Austauschknotens. Zahlreiche Wirtschaftszweige profitieren von diesem Knoten und der weltweiten Vernetzung von Unternehmen. Das Rechenzentrenkonzept hat nicht nur die digitale Wirtschaft im Fokus, sondern das gesamtwirtschaftliche Gefüge dieser Stadt“, betont Stadträtin Wüst und führt weiter aus: „Mit dem Rechenzentrenkonzept schaffen wir Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Rechenzentren und können gleichzeitig die wirtschaftliche Vielfalt unserer Gewerbeflächen gewährleisten. Hinzu kommt, dass einer direkten Flächenkonkurrenz insbesondere für verarbeitendes Gewerbe, Handwerk und Industrie besser vorgebeugt werden kann.“

    „Der Stromverbrauch von Rechenzentren steigt aufgrund größerer Nachfrage seit einigen Jahren extrem an. Mit allen negativen Folgen für das Klima. Neue Rechenzentren müssen mindestens ‚Blauer Engel‘-zertifiziert sein, um die Folgen zu mindern. Die Aktualisierung des Gewerbeflächenentwicklungsprogramms ist nur ein Teil eines größeren Vorhabenpakets, um Rechenzentren künftig stadt- und klimaverträglich zu integrieren“, ergänzt Klimadezernentin Rosemarie Heilig. „Mit einem gesamtstädtischen Wärmekonzept, das die Betreiber verpflichtet, ihren Beitrag zu leisten, wollen wir die aktuellen technischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Hemmnisse auflösen, die der Nutzung der hohen Abwärmemengen von Rechenzentren entgegenstehen. Rechenzentren haben prinzipiell ein großes Potenzial, ihren Beitrag zur Wärmewende zu leisten. Und das erwarte ich von Rechenzentren, die sich nachhaltig nennen wollen.“

    Als nächster Schritt sollen Leitlinien entwickelt werden, die sich unter anderem mit den Themen Städtebauliche Qualität, Klima- und Umweltverträglichkeit sowie Ressourcenverbrauch auseinandersetzen. Diese müssen künftig bei der Planung, beim Bau sowie beim Betrieb von Rechenzentren berücksichtigt werden – damit Rechenzentren auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
  • Im Grunde ist die oben zitierte Pressemitteilung irreführend, denn der Magistrat hat weder ein Rechenzentrenkonzept beschlossen noch hat er überhaupt eines, das irgendjemand beschließen könnte, es geht darum, dass die Stadtverordneten den Magistrat beauftragen sollen, ein solches Konzept überhaupt erst zu erarbeiten. Das ergibt sich aus der Vorlage des Magistrat M_44_2022, sie war der Anlass für die PM. Aus der Vorlage ergibt sich auch, dass der Magistrat im Grunde gar nicht viel machen kann, etwa in puncto Stromverbrauch und Abwärme, es geht eigentlich nur darum, sich den Gewerbeflächen-Entwicklungsplan (GEP) unter dem Aspekt Rechenzentren noch mal anzuschauen.


    Die darin angekündigte Fortschreibung des GEP und die Hinzufügung eines zusätzlichen Kriteriums zur Markierung der Gewerbeflächen als Eignungsgebiete, eingeschränkte Eignungsgebiete und Ausschlussgebiete für unternehmensunabhängige Rechenzentren ist im Kern nichts anderes als der Versuch, die mehr oder weniger wild gewachsenen RZ-Cluster festzuschreiben (Anlage 2 zur M_44_2022); mit „unternehmensunabhängigen Rechenzentren“ meinen sie anscheinend die Colocation-Datacenter, die natürlich nicht unternehmensunabhängig sind; gemeint sind wahrscheinlich RZ, die nicht von einem Unternehmen für die eigene Datenverarbeitung gebaut werden, wie z.B. das Bundesbank-RZ oder das ehem. CityBank-RZ in Kalbach, sondern von einem Unternehmen, das speziell für den Betrieb von Servern, Hubs, Datenspeichern usw. ausgebaute Räume und Flächen an kleine und große Nutzer vermietet. Die terminologische Unsicherheit setzt sich fort in der Verwendung der Begriffe „Eignungsgebiet“, „eingeschränktes Eignungsgebiet“ und „Ausschlussgebiet“. Wann ist eine Gewerbefläche geeignet und wann sollen dort RZ ausgeschlossen werden können? Für die baulich und planungsrechtlich anspruchslosen RZ eignet sich im Grunde jede Fläche. Nur anscheinend will man sie nicht überall haben. Gerade die Colocation ist Voraussetzung dafür, dass kleine und mittlere Betriebe an der Digitalisierung teilhaben können, dadurch dass sie für verhältnismäßig kleines Geld an sicherer digitaler Infrastruktur teilhaben können, ohne für Notstrom, Datensicherheit, wasserlosen Brandschutz usw. selbst sorgen zu müssen.


    Die BauNVO erlaubt es, wenn besondere städtebauliche Gründe es rechtfertigen, im Bebauungsplan festzusetzen, dass nur bestimmte Arten der in den Baugebieten allgemein oder ausnahmsweise zulässigen baulichen oder sonstigen Anlagen zulässig oder nicht zulässig sind oder nur ausnahmsweise zugelassen werden können. Welche städtebaulichen Gründe könnten das sein? Die Baumasse? Die fensterlose Gebäudehülle? Die martialisch anmutenden Sicherheitszäune? Gewollt ist, dass die kapitalkräftigen Investoren den kapitalschwachen Gewerbetrieben nicht überall die knappen Gewerbeflächen wegschnappen. Aber ist das ein besonderer städtebaulicher Grund? In der Anlage 5 zur M_44_2022 wird das Problem umschrieben, es geht darum in den aufgelisteten Gebieten die Änderung der B-Pläne dahin zu überprüfen, ob man RZ ausschließen oder einschränken kann. Man darf gespannt sein, wie der Magistrat das Problem angeht und ob das Stadtplanungsamt bei seinem bekanntermaßen sanften Tempo mit der vergleichsweise dynamischen Entwicklung der Branche mithalten kann.

  • Neue Stromkreise für die Rechenzentren

    Rechenzentren haben bekanntlich einen enormen Strombedarf. Wir erfahren immer wieder vom Bau neuer RZ, aber selten etwas von der Versorgungsseite.


    Die SYNA GmbH, eine Tochtergesellschaft der Süwag Energie AG, ist ein regionales Energieversorgungsunternehmen und Netzbetreiberin von Stromversorgungsnetzen in Teilen von Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern, sie verantwortet das Stromnetz im Frankfurter Westen (Höchst und Vororte, MTK), hat jetzt das Planfeststellungsverfahren für den Netzausbau zwischen Nied und Eschborn beantragt und sich zur Begründung - das war in dieser Deutlichkeit noch nicht zu lesen - ausdrücklich auf den gewachsenen und weiter wachsenden Strombedarf in den RZ-Clustern Sossenheim/Rödelheim und Griesheim bezogen.


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    groß klickbar


    Konkret geht es um den trassengleichen Ersatzneubau des 4,9 km langen und rd. 70 Jahre alten Teilstücks der 110-kV-Hochspannungsfreileitung von Nied (Mast Nr. 9/3019) nach Eschborn (Mast Nr. 29/3019) mit vier 110-kV-Stromkreisen; derzeit sind zwei 110 KV- und zwei 20 KV-Stromkreise in Betrieb,


    Planunterlagen

  • Liebe Planer und Architekten, die an der RZ-Entwicklung in Frankfurt interessiert seid -


    eine Gruppe aus BUND, Agenda21, Grünen und eine Bürgerinitiative, die seit ca. 1 Jahr in einem "Arbeitskreis Rechenzentren" das Thema RZ rauf und runter diskutieren, wird am 25. Juni 2022 von 12 - 19 Uhr einen "Rechenzentrums-Tag" in der Evangelischen Akademie in Frankfurt veranstalten. Titel:


    Rechenzentren, Klima und Umwelt in Ballungsräumen –

    Konferenz & Forum zur Einforderung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der IT


    Ziel: Die Veranstaltung bringt interessierte Bürgerinnen und Bürger, kommunalpolitisch Verantwortliche, Stadtplanung, Expertinnen und Experten, Bürgerinitiativen, Betreiber und Medien aus ganz Südhessen zusammen. Wir werden den Stand der Planungen von Rechenzentren (RZ) im Rhein-Main-Gebiet transparent machen und uns gemeinsam eine Übersicht über die energetischen, ökologischen und sozialen Belastungen durch den rasanten Ausbau von Rechenzentren verschaffen. Neue Lösungsansätze zur Nutzung von Abwärme und Forderungen zu einer nachhaltigen Einbindung von Rechenzentren in Städten und Gemeinden werden diskutiert. Die Konferenz soll auch dem gegenseitigen Austausch betroffener Kommunen, Initiativen und Nachbarschaften dienen, und konkrete Forderungen an die Politik in den Kommunen, in Hessen und im Bund richten.


    Im Rahmenprogramm gibt es u.a. "Maße und Masse hautnah erleben – geführte Fahrradtour zu den Rechenzentren im Frankfurter Osten" und eine Führung durch ein wassergekühltes Rechenzentrum in Frankfurt in der Innenstadt (Eurotheum). Vorläufiges Programm und Anmeldung unter https://eveeno.com/193096226

    Die Veranstalter möchten Sie mit diesem Chatbeitrag vor allem fragen, ob von Ihrer Seite her das Interesse besteht, bei der Konferenz einen Vortrag zu dem Thema "Architektur und Rechenzentren" oder zu einem ähnlichen Überschrift zu halten, und/ob es für Sie von Interesse ist, in eine der Arbeitsgruppen zu leiten oder dort "einzusteigen". Wir könnten das vorläufige Programm noch entsprechend anpassen, es werden noch keine genauen Vortragstitel und Namen genannt.


    Wir würden uns auch sehr freuen, wenn z.B. der Nutzer "tunnelklick" seine sehr treffenden Photos einbringen könnte - oder vielleicht den Vortrag übernehmen würde?


    Bei Interesse bitte Kontaktaufnahme an meine Klaradresse: ingo.stuermer@gruene-frankfurt-ost.de, ansonsten können wir auch gerne telefonieren.


    Zum M44 etc. in anderes Mal mehr.

  • Der versprochene Beitrag zum M44:


    Der OBR11 hat mit Zustimmung aller Fraktionen die Stadtversammlung gebeten, die im M44 Eignungsgebiete an der Stelle, an der sie "knirsch" an Naturschutzgebiete oder Wohngebiete wie die Vatterstraße oder die Gelastraße in Seckbach grenzen, um 100 m zurückzunehmen, da ansonsten die im GEP vorgesehenen "Aufmerksamkeitszonen" in NSG und Wohngebiete hineinragen.


    Der Beschlussvorschlag des OBR11 (OA173) wird zur Zeit in den Ausschüssen diskutiert.

    Der Antrag findet sich unter

    https://www.stvv.frankfurt.de/…steigend&FORM_C=und&?2?2?


    Wir haben diese 100-m-Forderung des OBR11 (zumindest für Seckbach-Süd) in einer Karte visualisiert - falls mir jemand einen Tipp gibt, wie ich ein jpeg hier im Forum hochladen kann, werde ich es gleich einstellen.