Schleyerhalle: Sanierung oder Neubau?

  • Ich denke schon, dass Regent es mit seiner Aussage auf den Punkt bringt:

    ... , die halten das einfach für Geiz oder Provinzialität.

    Und ippolit hat sicherlich recht, dass Geiz nicht mit Sparsamkeit zu verwechseln ist. Aber das ist nicht das eigentliche Thema. Vielmehr geht es um das zweite, von Regent genannte Stichwort. Es geht um die Provinzialität.


    Das Problem ist nicht die fehlende Größe Stuttgarts. Und es liegt auch nicht an der fehlenden Schönheit dieser Stadt. Es liegt einfach an der schwäbischen Mentalität. Die Schwaben werden niemals eine echte Weltstadt besitzen. Und Stuttgart wird niemals eine echte Metropole werden. Ganz einfach, weil wir Schwaben (bzw. Stuttgarter) behäbige Provinzler sind. (Ich bin selbst ein in Stuttgart geborener Schwabe. Deswegen darf ich diese Selbstkritik üben! ^.^;))

    Diese Selbstkritik mag hart klingen. Aber es ist einfach die Wahrheit.


    Stuttgart ist Provinz, weil die Stuttgarter selbst es so haben wollen.

  • Das Problem ist doch, dass viele Stuttgarter und auch Außenstehende unsere Stadt nur als Autostadt von Porsche, Daimler und Co sehen und kennen. Andere Wirtschaftszweige wie zum Beispiel der Finanzsektor wird mit Stuttgart überhaupt nicht oder nur wenig in Verbindung gesetzt. Obwohl gerade hier die Stadt sich mit anderen Finanzplätzen in Europa oder in der Welt nicht scheuen muss.


    Laut dem Global Financial Center Index 29 (Stand 03/2021) belegt der Finanzplatz Stuttgart den 30. Platz in der Welt (in 2020 noch Platz 37).

    (1. Platz New York, 2. Platz London, 9. Platz Frankfurt, 10. Platz Zürich, 17. Platz Luxemburg, 25. Platz Paris und nach Stuttgart kommt noch Hamburg auf Platz 43 danach Berlin auf Platz 45 und München auf Platz 49) Andere deutsche Städte sind nicht auf der Liste. (Wien, Moskau, Madrid, Oslo, Kopenhagen u. Rom usw. sind ebenfalls hinter Stuttgart.)

    In Europa sind wir auf Platz 10 (in 2020 noch Platz 15)

    In Deutschland nach Frankfurt auf den 3. Platz.


    Am Finanzplatz Stuttgart sind 17 Banken tätig u. a. Deutschlands größte Landesbank (Landesbank Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart), einer der führenden Autobank (Mercedes-Benz Bank AG) sowie etliche kleine und mittelgroße Privatbanken. 29 Versicherungen und 2 Bausparkasse gibt es in Stuttgart. Die Stuttgarter Börse ist die größte Privatanlegerbörse in Deutschland und die 10 größte Börse in Europa. Mit 11.250 Beschäftigen ist Stuttgart der sechs größte Versicherungsstandorten in Deutschland und somit größer als Berlin und Frankfurt am Main.


    Ich wollte nur mal zeigen, dass es nicht immer auf die Größe einer Stadt ankommt, sondern es auch einzelne Branchen gibt, indem auch kleinere provinzielle Städte besser abschneiden als so manche überzeugte Weltstadt und wir trotzdem in der Welt gut und erfolgreich mitspielen.


    Zur schwäbischen Mentalität, die trifft mehr auf die ältere Bevölkerung zu und nicht mehr auf die etwas jüngeren und auch nicht auf die zugezogenen Stuttgarter. Hier hat sich das Bild doch etwas gewandelt. Außerdem ist z. B. der CSD Stuttgart der 3. größte CSD in Deutschland nach Köln und Berlin, das wäre er nicht, wenn wir alle so provinziell und brüte wären ;).


    Ich bin zwar Stuttgarter aber kein Schwabe ^.^und sehe somit meine Stadt mit etwas anderen Augen als ein Schwabe ^.^.

  • ^

    Sich selber klein machen hat den Ursprung im Pietismus und der wirkt sich in meiner Generation, den Baby Boomern noch aus, leider ist meine Generation ja sehr groß und wird auch noch in den nächsten 20 Jahren vieles dominieren. Es fällt mir jedoch nicht auf das weniger junge Stuttgarter ihre Stadt schlecht reden als ältere, da haben wir leider eine Tradition darin, die nahtlos über die Generationen wirkt, hier muss es einfach uncool werden seine Stadt (ich meine hier jede Stadt, auch Städte wie Pforzheim, die es schwer haben) schlecht zu reden. Was soll daran cool sein in einer Stadt zu wohnen über die man kaum gute Worte findet.


    So glaube ich als Stuttgarter Schwabe, das wir wie ein Italienischer Student auf einer Party, die so langsam auskling, so schön sagte "er geht jetzt in die Metropole", nach Nachfrage erklärte er in die Stuttgarter Innenstadt.


    Ich bin ein strong believer das wir Metropole können.;)

  • Ich bin zwar Stuttgarter aber kein Schwabe ^.^und sehe somit meine Stadt mit etwas anderen Augen als ein Schwabe ^.^.

    interessante Aussage.


    Stuttgarter, aber kein Schwabe? Weil du zugezogen bist? Oder weil du der Meinung bist, Stuttgart ist nicht Schwabenland. So wie manche Leute sagen, London ist nicht England oder München ist nicht Bayern.

  • Bin zugezogen und komme nicht aus dem Schwabenland :)


    Ist es nicht so, dass einer der in seiner Stadt geboren und aufgewachsen ist seine Stadt anders wahrnimmt als vielleicht einer der zugezogen ist. Kann doch sein? Denken wir mal an die Leute, die ihre Stadt noch vor dem 2 Weltkrieg gesehen haben und ihre Stadt egal, ob Stuttgart, Berlin oder München, jetzt als hässlich empfinden. Ich bin leidenschaftlicher Sammler alter Stadtansichten von Stuttgart und es schmerzt mich immer wieder wie schön Stuttgart mal war. In den goldenen Zwanzigerjahren war Stuttgart nach Berlin die Partystadt in Deutschland. Berlin war mehr Sündenhaft und vulgär und in Stuttgart traf sich die politische Avantgarde. Hierzu gibt es ein tolles Buch darüber.


    Seien wir mal ehrlich, Berlin wäre, wenn es keine Wiedervereinigung gegeben hätte, immer noch eine verschlafene Großstadt und keine Konkurrenz zu Hamburg, München, Amsterdam oder Paris usw.


    Stuttgart ist zwar keine Weltstadt, hat aber die gleichen Probleme wie andere große Millionenstädte auch zu hohe Mieten, zu viel Verkehr, zu viel Müll usw. Stuttgart hat durch die starke Wirtschaft und wie z. B. Berlin durch seine Beliebtheit und seinem Partyruf bei jungen und kreativen Leuten an Einwohner dazu gewonnen und beide Städte haben die gleichen Probleme jetzt.


    Für mich sind richtige Weltstädte New York, Tokio, London, Shanghai oder Paris. Der Titel Weltstadt sagt nichts aus über die Bewohner oder die Wirtschaftskraft. Das kleine Zürich oder Frankfurt keine Weltstädte und trotzdem spielen sie in der globalen Finanzwelt in der oberen Liga mit.


    Wenn Stuttgart so provinziell und so unbedeutend wäre, dann frage ich mich, warum gerade hier jedes Jahr das größte Internationale Trickfilm-Festival der Welt in Stuttgart und nicht in Berlin, Hamburg oder Paris stattfindet. Genauso ist Stuttgart Veranstaltungsort des größten Indischen Filmfestivals und nicht Berlin, Paris oder Wien. Wird wohl ein Grund geben, dass es gerade Stuttgart ist und nicht andere Weltstädte

    2 Mal editiert, zuletzt von Trumpysky ()

  • Ist es nicht so, dass einer der in seiner Stadt geboren und aufgewachsen ist seine Stadt anders wahrnimmt als vielleicht einer der zugezogen ist. Kann doch sein?

    Stimme ich Dir zu. Ich glaube den Effekt an seine Stadt anders heranzugehen kann man auch erreichen, wenn man mal richtig in einer anderen Stadt lebt, idealerweise im Ausland. Wenn man dann zurückkommt, in diesem Fall aus eigenen Willen, sieht man auch die Mängel, aber man schätzt mehr, als man bemängelt.

    ....Ich bin leidenschaftlicher Sammler alter Stadtansichten von Stuttgart und es schmerzt mich immer wieder wie schön Stuttgart mal war. In den goldenen Zwanzigerjahren war Stuttgart nach Berlin die Partystadt in Deutschland. Berlin war mehr Sündenhaft und vulgär und in Stuttgart traf sich die politische Avantgarde. Hierzu gibt es ein tolles Buch darüber.


    Ergänzend kann man dazu sagen, dass der Kunstakademie Professor Adolf Hölzel schon 1905 sein erstes abstraktes Gemälde gemalt hat, vor den Brücke oder Blaue Reiter Künstlern, der so bekannte Schüler wie Schlemmer und Baumeister hatte, hier wirkte, vom Weißenhof mal ganz zu schweigen.

    Wir haben um die damalige Jahrhundertwende einen sehr volksnahen König gehabt, der vieles möglich gemacht hat. Durch den Pietismus ist dieses alles leider sehr wenig im Rest der Republik angekommen.



    Mein Schluss ist, wir brauchen einen anderen Zeitgeist, der weiß, dass die nächsten Jahre nicht einfach werden, nicht verzagt, das Ganze im Blick hat, die Potenziale schöpft und endlich anfängt zu handeln... ein Handlungsfeld ist sicher zu stellen, das große Künstler weiterhin/wieder in Stuttgart zu sehen sind.

    Was wir nicht brauchen ist eine Weiterführung der letzten 8 Jahre, mit den einfachen Wahrheiten, wie Beton ist böse und ...

    Einmal editiert, zuletzt von ippolit ()

  • ^


    Ich glaube auch das wir einen neuen Zeitgeist brauchen und die aktuelle Chancen, mit Schleyerhalle und Rosenstein sowie auch den Projekten in den Randgebieten nutzen müssen um eine bessere Stadt zu werden.

    Ich bin auch "nur" zugezogener Stuttgarter, doch ich bin der Überzeugung das Stuttgart keine Weltmetropole sein muss. Denn für viele ist der Charm an Stuttgart und gerade für Gäste eben das es Provinzial ist. Es hat seinen Charm und doch seine Zugpferde wie den Finanzsektor oder die Konzerne (Daimler, Bosch,...), die Stuttgart verändern.

    Natürlich müssen wir zukunftsweisend werden und uns entwickeln um gerade in den Themen Sport und Veranstaltung nicht einzuschlafen, doch stehen wir bereits auf einer Basis die nun erweitert werden muss.

  • Und für was plädierst du jetzt konkret? Wegen mir muss man die Schleyerhalle auch nicht abreißen wenn es auch ein Umbau tut, ich vermute aber das da nicht viel rauszuholen ist. Generell finde ich aber das man aus der Ecke da unten viel zu wenig rausholt, Möglichkeiten gäbe es genügend. Ich finde es ehrlich gesagt auch schwierig das der Wasen 95% des Jahres eine tote Brachfläche ist. Gäbe es da keine elegantere Lösung?

  • Openairs zum Beispiel. Wie in unserer Jugend ;) Leider rebellierten schon damals die Anwohner dagegen.

    Für die Jüngeren:

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    Jetzt wurde ich dann doch für einen kurzen Moment sentimental.


    Zur Schleyer-Halle: da steckt ja noch die Radrennbahn drin. Was soll mit der passieren? Ist die überhaupt noch in Verwendung?

  • Der Gemeinderat von Stuttgart steht vor der Entscheidung, ob die 40 Jahre alte Schleyerhalle durch einen Neubau ersetzt werden soll. Eine Machbarkeitsstudie schlägt vor, dass die neue Halle bis zu 19.000 Zuschauer fassen könnte. Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart argumentiert, dass nur mit der neuen Halle die Konkurrenzfähigkeit und die Möglichkeit, internationale Konzerte und Sportveranstaltungen nach Stuttgart zu holen, langfristig gewährleistet werden könnten. Die Baukosten werden auf etwa 350 Millionen Euro geschätzt, diese ist jedoch von 2021 und es wird deshalb jetzt schon mit über 400 Mio gerechnet. Die Finanzierung soll durch einen städtischen Zuschuss (250 Mio), einen Kredit (50 Mio), der über erhöhte Pachtzahlungen abgetragen wird, und den Verkauf von Namensrechten (min. 50 Mio) erfolgen. Der Gemeinderat soll bald über die weiteren Schritte entscheiden, während Kritiker Alternativen zur Modernisierung der bestehenden Halle vorschlagen. Die CDU hingegen befürwortet den Bau einer neuen Halle.

    Der Gemeinderat plant, am 21. Juli 2023 erstmals über das Thema zu beraten und fünf Tage später, in der letzten Sitzung vor der Sommerpause, den Finanzierungsbeschluss zu fassen. Wenn dieser Beschluss angenommen wird, könnte im September 2023 ein kombinierter Wettbewerb mit einer Handvoll Teilnehmern gestartet werden, um die Planung und den Bau der neuen Halle voranzutreiben.


    Ersatz für Schleyerhalle könnte 400- Millionen-Marke reißen

  • Nachdem ich vergangenen Samstag ein Konzert in der Halle gesehen habe kann ich nur folgendes Sagen.

    Eine weitere Sanierung halte ich nicht für sinnvoll. Die Halle ist in vielen Bereichen nicht mehr dem gewachsen, was man von einer moderne Veranstaltungshalle erwartet. Der umlaufende Gang ist nicht mehr den Menschenmengen gewachsen. Da geht es recht eng zu. Die Schlange an der Garderobe tat bei uns ihr übriges. Vor allem auch die Hallenhöhe ist echt gering. Ich denke, dass vor allem dies für Künstlerinnen und Künstler limitierend ist und eben auch dazu führt, das man nach Mannheim ausweicht oder sich mit Frankfurt und München zufrieden gibt.


    Wenn man die Probleme durch Sanierung lösen möchte ist man schnell bei einem Neubau in der alten Hülle. Ob dadurch dann ein attraktiver zukunftsfähiger Veranstaltungsort entstünde, wage ich zu bezweifeln

  • Unser Zeitgeist, habe gerade recherchiert, was wie nicht entschieden wurde, im Doppelhaushalt 2024/25 taucht die Schleyerhalle nicht auf. Überhaupt macht es wenig Spaß da tiefer zu tauchen.

    Stuttgart.de-Doppelhaushalt 24/25

    Eingangsreden


    Was mich in den Wahnsinn treibt, ist der häufig unreflektierte Wunsch "altes" zu bewahren. So hatten wir ja die Diskussion das Züblin Parkhaus umzubauen, obwohl dann minimalste Raumhöhen erzielbar gewesen wären. So haben jetzt einige es mal wieder geschafft, das Momentum zu erledigen. Imho führt das einfach nur zu Zeitverlust, verpassten Chancen...

    Staatsanzeiger_Umbau statt Abriss Architekten kritisieren „rücksichtslose Abrisskultur“