KronprinzCarré (Rotebühlplatz 2 + 4)

  • D(T)rollig. Soll ich mir das alles durchlesen?


    Witzig, im Schwesterforum heulen Niederländer und besonders Österreicher über die Qualität ihrer Neubauten und schauen neidisch nach Deutschland.


    Seit wann ist das SSC unser Schwesterforum?


    Welchen Beitrag meinst Du konkret? Behauptungen sind ja dem Beweis zugänglich.


    Behauptung: Österreicher und Niederländer finden die deutsche moderne Architektur im Vergleich so dufte, dass sie in SSC sogar heulen müssen.

  • Was soll das sein?


    Ja, ich spreche Niederländisch, habe auch mal in Amsterdam gewohnt, bin auch regelmäßig geschäftlich dort, Du auch? Und kein Einheimischer dort fand und findet die deutsche moderne Architektur für besonders interessant. Außer das Mercedes Benz Museum, allerdings ist es auch von einem Niederländer. Oder das Porsche Museum. Ups, von einem Österreicher. Mist.


    Ich denke schon, dass ich weiß, was u.a. im europäischen Ausland abgeht, ja, ich interessiere mich schließlich schon ca. 25 Jahre dafür und habe so gut wie alle Länder i.d.R. auch mehrfach bereist. Du auch? Das Netz allein führt ja leicht zu Fake News.

  • Jetzt wurde der User "Stefan George" gesperrt und keine Woche später beginnt die selbe pauschalisierende und undifferenzierte Kindergartendiskussion von vorne... weder ist im Ausland alles Neue toll, noch in Stuttgart alles Neue schlecht. Jüngst gab es im Berliner Subforum eine ähnliche Scheindebatte, auch unter Beteiligung einiger Stuttgarter, irgendjemand forderte schließlich: Diskussionen und Vergleiche machen nur auf Basis konkreter Projekte Sinn. Ja, das trifft auch hier zu, wollen wir uns nicht ewig im Kreis drehen.


    Zum Bau: Erinnert mich ein wenig an bessere 70er Jahre Architektur. Geht schon in Ordnung, auch wenn mir etwas klassizistischeres an dieser Stelle besser gefallen hätte. Auf dem Bild schwer zu erkennen: Sichtbeton- oder Putzfassade?

  • Woher kommt eigentlich immer dieser Aberglaube Stuttgart sei bodenständig-konservativ?

    Daher, dass es so ist. Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, dass Stuttgart und BaWü von Grünen regiert wird oder wurde. Die Grünen sind im Ländle ja die bürgerlichsten in ganz Deutschland.


    Immer, wenn ich nach Stuttgart komme, nehme ich eine ganz besondere Stimmung wahr, die es so nicht oder in kaum einer anderen Stadt dieser Größe in Deutschland gibt. Es wird viel gearbeitet, die Menschen stehen früh auf und sind sehr häuslich, dementsprechend gibt es wenige Cafés und Kneipen. Bei Sportereignissen gibt man sich höflich-begeistert und man achtet streng darauf, dass keine hohen Häuser gebaut werden. Man kauft gerne hochwertig ein und geht mit der Mode, ohne wie etwa in München großspurig oder in Hamburg schick zu wirken. "Bieder" ist vielleicht ein passendes Wort. Das hat Vorteile -- in Stuttgart wird das Geld verdient, dass in Berlin und anderswo ausgegegen wird -- aber für den, der neu in die Stadt kommt, wirkt die Stadt erst einmal eher verschlossen.

  • Als Nicht-Stuttgarter, der sich hier gerade eher zufällig ins Forum verirrt hat, passt die innere Logik des Stuttgarter Bauens überhaupt nicht zu meinen sonstigen Kentnissen über die Stadt. Müsste eine eher bodenständig-konservative Stadt, eine reiche Stadt, mit stets guter Beschäftigungssituation, viel privatem Kapital, das viele kluge Leute aus nah und fern anzieht, müsste eine solche Stadt nicht eigentlich viel ästhetisch ansprechender bauen?

    Eine Freundin, die zum Arbeiten nach Stuttgart kam, meinte einmal, sie wundere sich, dass es in Stuttgart, das doch als Stadt der Architekten gelte, so viele häßliche Ecken habe.


    Ich finde, Stuttgart ist insgesamt nicht häßlicher als die meisten anderen Städte dieser Größe in Deutschland. Es gibt jedoch ein großes Problem, das meiner Erfahrung nach alle Neuankömmlinge schockiert und das im deutschen Vergleich immer mehr zum Alleinstellungsmerkmal wird (vielleicht mit Ausnahme von Bremen): Die B14 durch die Innenstadt. Das ist einfach nur ein Alptraum. Leider wird durch den Entwurf zur Neugestaltung die schlimmste Ecke, nämlich der Charlottenplatz, so gut wie gar nicht entschärft.


    Erschwerend kommt hinzu, dass die hügelige Lage Stuttgarts wirklich eine positiv-herausragendes Merkmal der Sadt ist, die besonders nach guter Architektur verlangt. Daher sind solche Bomben wie die John Cranko Schule besonders verheerend.


    Im Verein mit dem vor Jahren besorgten Abriß des Altbaus direkt an der Ecke zur Königstraße und der Wiederauferstehung des Hofbräuecks setzt man mit dem neuen KronprinzCarré nun das Signal, dass man Pforzheim entschlossen überholen und die häßlichste Großstadt Deutschlands werden will.

  • Es wird viel gearbeitet, die Menschen stehen früh auf und sind sehr häuslich, dementsprechend gibt es wenige Cafés und Kneipen. Bei Sportereignissen gibt man sich höflich-begeistert und man achtet streng darauf, dass keine hohen Häuser gebaut werden.

    Gibt es jetzt schon einen Grzimek für mikroregionale Ausprägungen im Verhalten des Homo sapiens? Oder woher diese Weisheit?


    Weniger stupides Klischee, mehr Differenziertheit bitte.

  • Bitte überfordere ihn nicht, MiaSanMia. Die Hoffnung starb zuletzt.


    Ich sammle genau noch einen Classic-Troll, dann können wir den Kindergarten säubern.

  • Um wieder zurück zu der Architektur zu kommen, gebe ich hier mal meinen Senf zu dem Gebäude. Wir hatten den Entwurf schon mal vor einer Weile im Forum, damals fand ich ihn einfach nur grässlich. Das hat sich jetzt auf den zweiten Blick etwas geändert. Ich bin zwar immer noch nicht komplett überzeugt, kann mich mit ihm aber zumindest ein bisschen anfreunden.


    Das negative zuerst: Die runden Formen im Erdgeschoss stören mich unheimlich. Sie passen schlicht nicht zu einem Gebäude, das sonst nur Ecken kennt. Der Architekt hat auf seiner Webseite eine Visualisierung einer wahrscheinlich früheren Version, wo das Erdgeschoss eine reine Glasfront hat, ohne abgerundete Träger. Das schaut für mich deutlich stimmiger aus.


    Positiv finde ich die farbliche Anpassung an den orangenen Nachbarn. Das ist für das Architekturbüro Ludwig nicht selbstverständlich, sonst gestaltet es eigentlich nur weiß-schwarze Häuser. Positiv ist die Schließung der Baulücke hin zum anderen Nachbarn und positiv finde ich auch den Versuch, gestalterisch aus der Norm auszubrechen.


    Am Ende wird es aber, so glaube ich, an dem Zusammenspiel der verwendeten Materialien liegen, ob Stuttgart ein spannendes neues Gebäude bekommt oder einen weiteren Reinfall. Das kann man aber erst sagen, wenn man davor steht. Ich bin also auf jeden Fall gespannt, wie es mir in der Realität gefallen wird.

  • Es gibt jedoch ein großes Problem, das meiner Erfahrung nach alle Neuankömmlinge

    Wenn irgendwas, zumindest in meinem Bekanntenkreis, die Neuankömmling:innen schockt dann ist das die Kehrwochen-Stasi. Eben jenes hat mich auch in F schockiert, da gibts das tatsächlich auch. Heißt dort nur anders („Hausordnung“), und s‘Klingelschildle wird au nedd butzt.


    Wenn wir aber schon am Pauschalisieren sind: es sind immer die gleichen Sprüche aus Berlin wie die Stuttgarter (gerne auch mal ganz Südwestdeutschland als „Schwaben“ diffamiert) so angeblich sind. Arbeitet da bitte mal dran, nicht jeder der komisch redet ist Schwabe, und der Prenzlauer Berg ist nicht Stuttgart.

    Die B14 ist auch nicht wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, raus aus der Bude und die Augen aufgemacht!


    Zum Gebäude: Muss man mal schauen. Etwas zuviel Effekthascherei auf den Renderings, grundsätzlich aber natürlich besser als der Bestand. Denke auch dass viel von den Materialien abhängt. Die runden Träger finde ich allerdings eher gefällig, hätte sich gerne nach oben fortsetzen können. So strahlend weiß wird die Fassade allerdings nur max. drei Tage sein...


    Leider ist nun so ziemlich der letzte kleine Club der Innenstadt Geschichte. Hab mich allerdings immer gefragt wie das so alles funktioniert wenn ich mal wieder mit zwanzig Leuten vor der Bühne stand. Hat jemand den Laden jemals voll erlebt (voll im Sinne von gut besucht)?

  • Wichtig ist ja auch die Nutzung des Gebäudes, insbesondere des Erdgeschosses. Letzter Stand war das ein Tegut-Supermarkt ins Erdgeschoss zieht, eventuell wohl auch eine Bar – was wünschenswert wäre!

  • Ich habe mich noch nicht abschließend entschieden, ob ich den Entwurf gut oder schlecht finden soll.


    Aber eines muss man dem Entwurf zugute halten:

    Er ist für Stuttgarter Verhältnisse ziemlich mutig. Und er zeigt eine Architektur, die nicht 08/15 ist. Die Fassade wirkt sehr skulptural. Es könnte aber sein, dass diese skulpturale Wirkung für die Ecke irgendwie too much ist.

  • ^1zu 1 Zustimmung! Das Gebäude an sich hat was, fügt sich meiner Meinung nach aber sehr schlecht in die Umgebung ein. Aber mal schauen, vielleicht überrascht uns das Ergebnis. 0815 ist das Gebäude jedenfalls nicht.

  • ^ Imho hast du damit bis zu einem gewissen Punkt recht. Das beste Beispiel dafür ist für mich der Neubau an der Stiftskirche (Bilder von Silesia). Das Gebäude hat keine besondere Architektur, fügt sich aber mit dem hochwertigen Fassadenmaterial in den relativ homogenen Bestand ein und vermittelt dabei noch zwischen Stiftskirche, Eckerle und 60er-Jahre Bau. Das funktioniert aber auch nur so gut, da der Bestand schon meine ganze Aufmerksamkeit hat.


    Die Situation ist aber eine ganz andere am Ende der Königsstraße. Selbst von relativer Homogenität ist man dort weit entfernt und der Neubau wird alles andere als einen Ansatz darstellen, eine solche herzustellen. Er kann dort aber auch nicht vermittelnd wirken, egal welchen Architekturstil man verwendet.

    Eigentlich müsste sich die Stadt mal "zusammensetzten" und überlegen, was man mit diesem Gebiet machen möchte. Will man sich an irgendwas orientieren oder möchte man weiterhin ein Kuddelmuddel der Architektur?


    Im Moment macht dort jeder, was er will. Die einen bauen "modernisierte Altstadt" (Kaufhof Gelände), die nächsten kleben eine barocke (Anm. Barock ist natürlich falsch, gründerzeitliche) Fassade an einen Neubau, wo der gespielte Charme aber am Aludach aufhört, andere modernisieren mäßige 60er Architektur, ohne die größten Fehler zu verbessern und zu guter Letzt gibt es noch Bauherren, die es mit skulpturaler Architektur versuchen.


    Die Stadt hätte sich vor Jahren darüber Gedanken machen müssen. Ein guter Zeitpunkt wäre die Diskussion um den Kaufhof Überbau gewesen. Diese Diskussion war aber schneller wieder vorbei, als sie anfing. Insoweit kann ich es dem Bau, dem Bauherren und dem Architekten dann auch nicht weiter verübeln, dass er versucht, durch "egoistische" unpassende Architektur meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Twal98 ()

  • ... ,die nächsten kleben eine barocke Fassade an einen Neubau, wo der gespielte Charme aber am Aludach aufhört, ...

    Kannst du bitte erläutern, wo sich das von dir beschriebene Bauvorhaben mir barocker Fassade befindet? Das würde mich brennend interessieren.

  • Ja, Gründerzeit ist bisschen was anderes als Barock. Ich hatte bereits vermutet, du hättest diesen Thread verwechselt mit dem Thread zum Berliner Humboldt- Forum. ;)