Mobilität im Stadtgebiet und in der Region

  • Letztlich geht´s ums Geld und nur ums Geld. Allerdings bekennt sich die Bundesregierung nur langsam zum ÖPNV, (falsche?) Sparsamkeit und Schwarze Null auf mehreren Ebenen tun ihr übriges.

    Vielleicht fließt jetzt mal im Zuge der groß angekündigten Mobilitätswende etwas mehr Geld auch vom Bund in den kommunalen ÖPNV.


    Die Stimmungslage ist durchaus wichtig. Aber auch hier setzt sich vielleicht endlich wieder ein Zeitgeist durch, der erkennt, dass es nicht reicht, nur prinzipiell dagegen zu sein, sondern dass man auch mal aktiv etwas auf- oder umbauen muss.


  • Das spielt beim U-Bahn Bau mMn keine so große Rolle, da diesen niemand wirklich ablehnt - ggf. eine Minderheit.

    Da halte ich nur das große Gewese um den Bau der 2. S-Bah-Stammstrecke entgegen. Der Baustellenlärm! Der Anblick der Großbaustelle! Die Statik der Häuser ist in Gefahr! Braucht es das denn alles wirklich?!

  • ^


    Ist ja auch die S-Bahn und nicht die U-Bahn ^.^


    Im Ernst: Man sollte die Einwände und Proteste bzgl. Stamm-2 differenziert betrachten. Warum wurde protestiert?

    Zunächst, da die Kosten von einmal 600 Millionen auf über 3 Milliarden Euro anstiegen. Da sich die Fertigstellung immer weiter nach hinten verschob. Warum? Die Politik konnte sich nicht einigen, gezankt wurde um Alternativen und vor allem darum, wer bezahlen soll und muss.

    Der Protest einiger Bürger als Folge dieser politischen Misswirtschaft ist da schon nachvollziehbar. Er richtete sich damit zwar gegen Stamm-2 aber eben nicht generell gegen ÖPNV-Investitionen.

    "Kürzlich" ist der Bahn ja bekanntlich auch eingefallen, sie könnte den Halt am Ostbahnhof um 200 m nach Süden verschieben und die geplante U9 muss noch berücksichtigt werden. Solche (sinnvollen / nicht sinnvollen) Umplanungen verzögern das Projekt stärker als der bisherige Bürgerprotest.

    Auf der anderen Seite gab es auch Widerstand aufgrund persönlicher Interessen. Soweit sich diese aber auf Greifbares wie Baustellenlärm / Gebäudestatik beziehen, sehe ich keinen Zusammenhang mit "anthroposophischer Wachstumskeptik". Ich hätte auch versucht, den bestmöglichen Lärmschutz herauszuholen, wäre ich Anwohner der Baustelle. Die Klagen wurden von den Gerichten zügig abgearbeitet, soweit zugelassen, mit Vergleichen geschlossen.

    Die verbleibende Ablehnung aufgrund einer grundsätzlichen Abneigung gegen Investitionen in den Ausbau städtischer Infrastruktur und damit impliziertem Wachstum der Stadt fällt da wohl eher gering aus.


    Zusammengefasst sollte es die Politik doch bitte schlicht auf die Reihe bekommen, ihre jahrelang angekündigten und dutzendfach studiengeprüften Großprojekte zügig zu finanzieren, planen und realisieren anstatt Investitionen über Jahrzehnte unnötig zu verschleppen, wobei gleichzeitig die Kosten immer weiter steigen.

    Die U4 nach Englschalking ist z.B. seit dreißig Jahren im Gespräch, Widerstand gibt es keinen, gesichert ist nur, dass sich die Kosten seither vervielfacht haben.

  • Eine Tram direkt vor der Haustür ist ein weitaus größerer Eingriff in den persönlichen Lebensraum wie eine U-Bahn unten durch! Bei einer Tram habe ich Lärm und Dreck, nicht zu vergessen auch die Unfallgefahr, z. B. auch für Kinder, direkt vor der Haustür. Das sich neue Tram-Linien so einfach umsetzen ließen halte ich für einen Mythos! Wenn dann muss man sie in Neubaugebieten direkt mit integrieren. Jetzt großflächig Tram-Linien zu bauen wo vorher keine waren könnte schwierig werden.

  • Eine Tram direkt vor der Haustür ist ein weitaus größerer Eingriff in den persönlichen Lebensraum wie eine U-Bahn unten durch! Bei einer Tram habe ich Lärm und Dreck, nicht zu vergessen auch die Unfallgefahr, z. B. auch für Kinder, direkt vor der Haustür. Das sich neue Tram-Linien so einfach umsetzen ließen halte ich für einen Mythos! Wenn dann muss man sie in Neubaugebieten direkt mit integrieren. Jetzt großflächig Tram-Linien zu bauen wo vorher keine waren könnte schwierig werden.

    Die Bürgerproteste wären bei einer Tram sicherlich nicht geringer, zugegeben, vielleicht sogar Größer aus den von Dir genannten Gründen. Aber Kosten und Planungsaufwand sollten doch sehr viel geringer sein als bei eine neuen U-Bahn-Strecke.


    Nicht zu vergessen: Es gibt immer noch aufgelassene Tram-Strecken, auf beiden Seiten von Auto-Fahrspuren umgeben.Zb Plinganserstraße, Boschetsriederstraße, Schleißheimestraße (Hasenbergl) Diese sollten ohne großen Widerstand und Aufwand reaktiviert werden können. Daneben gäbe es "Netzverdichtungsstrecken", zB die Bücken über die Gleise westlich des HBFs, wo man kaum Anwohnerproteste zu fürchetn hat. Zudem gibt es genug Strecken, die durch Gebiete mit wenig Anwohner, aber viel Gewerbe führen. Zusammengenommen kriegt man so bestimmt an die 20 oder mehr km relativ unproblematischer und vielleicht auch kostengünstiger Neubau-Strecken und Reaktivierungsstrecken, die das Netz stärken und erweitern würden. Man muß es nur mal in Angriff nehmen.

  • Die verbleibende Ablehnung aufgrund einer grundsätzlichen Abneigung gegen Investitionen in den Ausbau städtischer Infrastruktur und damit impliziertem Wachstum der Stadt fällt da wohl eher gering aus.

    Ich muß Dir danken für Deine erfrischend besonnene Art und Deinen Optimismus. Vielleicht bin ich bezüglich der Einstellung der Bevölkerung etwas zu misanthropisch.

    Der Hochhausentscheid 2004, diverse Proteste gegen den "Beton-Wahn", sowie gegen SEM und Nachverdichtung (zB bei mir in Fürstenried-West), die "Stillstands-Geilheit", der "Öko-Mystizismus", die leisetreterische "Kleinspurigkeit" usw haben mein Vertrauen in die Bevölkerung schon sehr erschüttert.


    Ich sollte mich vielleicht in positivem Framing üben und lieber den durchaus noch vorhandenen pragmatischen Fortschrittsgeist mehr in den Mittelpunt stellen.

  • MVV-Chef Bernd Rosenbusch mit einigen Vorschlägen zur Mobilitätswende:

    • einheitliches Tarifsystem für ganz Oberbayern + Teile Schwabens, Niederbayerns und der Oberpfalz: hier verhandelt der MVV derzeit mit diversen Landkreisen; die erste Erweiterung könnte bereits 2023 vollzogen werden

    Übersichtsgraphik in der AZ:

    https://www.abendzeitung-muenc…50e6de5e969.original.medi

    • Pendler-Busse, die auf den Autobahnen in der Region auf dem Standstreifen an den Staus vorbeifahren

    Graphik dazu in der AZ:

    https://www.abendzeitung-muenc…c36521c02b5.original.medi

    • Magnetschwebebahn zum Flughafen: z.B. Dachau - Karlsfeld - Garching - Neufahrn - Flughafen
    • Benzinpreise auf 1,90 Euro bis 2 Euro / Liter erhöhen, um Autoverkehr zu reduzieren
    • MVG-Busse mit Ledersitzen

    https://www.abendzeitung-muenc…8a-a28b-4020332a6b59.html


    Kurzer AZ-Kommentar dazu: https://www.abendzeitung-muenc…71-aee9-0fce4efb33ab.html

    • MVG-Busse mit Ledersitzen

    Die Ledersitze reißen es sicherlich raus! Mal davon abgesehen ist ja Vandalismus kein Problem in Bussen und Bahnen, da macht es ja absolut Sinn anfällige und teuere Materialien wie Leder zu verwenden ;). Mal davon abgesehen, die Ledersitze sind ja als Argument gedacht, auch Leute mit hohen Einkommen in die Busse zu bekommen. Jemand der 100.000 € im Jahr verdient lässt sich aber wohl kaum von 1,90 – 2 € Benzinpreis abschrecken.

  • Kann sich eigentlich nur um Kunstleder wie in den Münchner U-Bahnen Typ A und B handeln. Mir wäre nicht bekannt, dass Vandalismus da jetzt ein größeres Problem als bei Stoffsitzen wäre. Vorteil des Materials: Leichter zu reinigen und hygienischer. Holzsitze haben sich weder in den U-Bahnen (Typ C1) noch in den Trambahnen bewährt. Nachteil: Wenn´s im Bus heiß wird, kehrt sich der Vorteil um und die Sitze sind schnell verschwitzt (in China gibt es in den Bussen heute schon häufig Kunstleder).

    Davon abgesehen halte ich es wie Regent für völlig unnötig, diesbezüglich umzurüsten. Schwer vorstellbar, dass das jmd. überzeugen würde ^.^. Ein Bus der MVG muss nicht die Ausstattung eines Tour-Busses einer amerikanischen Rockband besitzen, um zum Umstieg zu bewegen, der Takt, die Netzdichte und die Pünktlichkeit müssen passen.

  • ^^

    Viel wichtiger als diese vielen bunten als Ideen kategorisierten Linien wäre zu wissen, was überhaupt die Qualifikation war, um in den Plan als Idee eingezeichnet zu werden. Konkrete Aussagen finde ich bis auf die bekannten Planungen nicht. Man hätte zumindest

    - Anlass und Zweck / Benefit

    - Herausforderungen (ohne Kostenschätzung)

    - Realisierungszeitraum (+/- 5 Jahre)

    herausstellen können. Für mich sind die Unterlagen irgendwie unbefriedigend und lassen eigentlich mehr Fragen zu als dass die Ausführungen Antworten geben.

  • Nachdem im letzten Sommer die großen Stadtratsfraktionen noch einstimmig für die Umsetzung des Radbegehrens gestimmt hatten, positioniert sich die CSU nun (vermutlich unter dem Druck des aktuellen Wahlkampfs) gegen die Pläne.


    U.a. werden das Rathaus und das Planungsreferat beschuldigt, dass dort bereits „geheime Listen mit Radwegen“ ausgearbeitet würden. Diese „geheimen Listen“ muss das Planungsreferat nun auf Druck des Stadtrats (Dringlichkeitsantrag der CSU) Anfang März vorab veröffentlichen. Laut Stadtbaurätin Elisabeth Merk handelt es sich um keine konkreten Planungen, sondern lediglich um erste Arbeitsgrundlagen zur Überprüfung von 450 Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet. Sobald diese erste Überprüfung abgeschlossen ist, müssen die Vorschläge dem Stadtrat vorgelegt werden, der dann weiteren Planungen zustimmen muss – danach gibt es Informationsveranstaltungen für Anwohner und Geschäftsleute, dann kommt es zu einem konkreten Beschluss , der dann erst dem zuständigen BA und dann erneut dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt wird.


    SZ-Beitrag dazu:

    https://www.sueddeutsche.de/mu…au-kommunalwahl-1.4806511


    Derweil kämpft die CSU auch auf Bezirksebene, so z.B. gegen einen befürchteten Umbau der Boschetsrieder Straße in Obersendling wodurch Parkplätze für Anwohner und Geschäftsleute wegfallen könnten. Gegen die Radwege wurde nun eine Bürgerinitiative gegründet.


    AZ-Beiträge dazu:

    https://www.abendzeitung-muenc…f5-8c7f-b66635c66781.html

    https://www.abendzeitung-muenc…48-91e1-36f19bb1a104.html

  • Interessant. Immerhin wird durch die Bürgerinitiative die Gegenposition greifbar und der Protest kann sich dort konzentrieren.


    Sehr ärgerlich ist allerdings, dass manche in der Politik die Arbeitsweise ihrer beauftragten Organe nicht verstehen.


    Niemand anders als der Stadtrat, in dem auch die CSU koalierend sitzt, beauftragt das Planungsreferat zu bestimmten Ausarbeitungen, in diesem Fall aufgrund des Radentscheids. Wie diese Ausarbeitungen geschehen, bleibt dem Referat überlassen, wer glaubt mancher Politiker wer er sei, jedes der erstellten Dokumente unverzüglich einsehen zu müssen?

    Vielleicht rührt dieses Verhalten auch daher, weil mancher im Stadtrat selbst nicht weiß, wie seine eigenen Befugnisse aussehen, nämlich als letzte Instanz über ausgearbeitete Beschlüsse im Plenum zu entscheiden. Warum also die Panikmache vor einer "geheimen Liste", ohne Stadtratsbeschluss bleibt es eben nur eine Liste.

    Die in dieser Sache agierenden CSU Politiker enttarnen durch ihre Entrüstung daher leider nicht nur ein polterndes Wahlkampfmanöver sondern auch eine gewisse Unkenntnis der demokratischen Arbeitsweise.

    Bedenklich, gegen welche dreisten Unterstellungen sich das Referat verteidigen muss.

  • Die Trambahn könnte in den nächsten Jahren ihre schon lange angekündigte Renaissance erleben – insbesondere wenn der Einfluss der CSU auf die Verkehrspolitik abnimmt bzw. wenn die Partei von ihrem bisher rigorosen Anti-Tram-Kurs etwas abrückt. So könnte die Tram in den nächsten Jahren immer besser ihre Rolle der kleinteiligen Anbindung im Stadtgebiet erfüllen und damit auch die U-Bahn ("großteilige" Anbindung) entlasten. Denkbar ist u.a. auch ein geschlossenes Tangenten-System, das mit wichtigen Querverbindungen U- und S-Bahn-Station miteinander verbindet.

    • Für die Tram-Westtangente soll nun der Antrag auf Baugenehmigung bei der Regierung von Oberbayern eingereicht werden (vielleicht geht das in Zukunft schneller wenn es die „Regierung der Stadt München“ ist ;-)); bis 2026 soll die Verbindung Romanplatz – Aidenbachstraße fertiggestellt sein
    • Tram 24 Am Hart – Kieferngarten
    • Nordtangente (Schwabing - Bogenhausen)
    • Weiteres Bündel an Maßnahmen zum Tramausbau, das OB Reiter und Elisabeth Merk erarbeitet haben (Mobilitätsplan)

    Zusätzlich fordert u.a. die Münchner Linke:

    • Verbindung Silberhornstraße – Hauptbahnhof - Schleißheimer Straße – Petuelring - Am Hart
    • Südtangente (Waldfriedhof - Tegernseer Landstraße)
    • Lindwurmstraße (Sendlinger Tor – Plinganserstraße - Obersendling, zur kleinteiligeren Anbindung und Entlastung der U-Bahn)

    https://www.sueddeutsche.de/mu…esttangente-mvg-1.4813471

  • ^^


    Die Stelle geht nur an Jemanden, der in einer anderen Stadt bereits irgend ein ähnliches Referat geleitet hat oder stellvertretender Leiter war. Hier aus einem Unternehmen einzusteigen ist schwer, da die Abläufe beim Staat doch sehr speziell sind. Mit dem Gehalt sollte aber zumindest die Wohungssuche kein Problem mehr sein.

    • Verbindung Silberhornstraße – Hauptbahnhof - Schleißheimer Straße – Petuelring - Am Hart

    Guter Vorschlag. Bitte via Paul-Heyse - oberhalb der HBF-Bahnsteige - Seidlstraße - Stiglmeierplatz. Damit hätte man eine zentrumsnahe West-Tangente.

  • Die Landkreise aus der Region haben ihre Forderungen zur besseren Anbindung ihrer Gemeinden insbesondere durch die S-Bahn erneuert. Bereits vor drei Jahren hatten sie diese an den damaligen Verkehrsminister Herrmann gestellt, nun erneut an die aktuelle Ministerin Schreyer. Darin geht es u.a. um den Erhalt des 10-Minuten Taktes bei der S-Bahn zu den Hauptverkehrszeiten (dieser soll auf 15-Minuten ausgedünnt werden). Außerdem schlagen sie vor, den S-Bahn- vom Regional- und Güterverkehr zu trennen und fordern das Herabsetzen von Finanzierungshürden sowie verbesserte Anschlüsse an andere öffentliche Verkehrsmittel.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…ise-forderungen-1.4837644

  • Interessant wird es, wenn nach dem Ende der Lockdowns viele Berufstätige in Stadt und Region wieder an die Arbeitsplätze zurückkehren. Es ist davon auszugehen, dass viele dabei den ÖV noch eine ganze Weile vermeiden werden (was aus der Perspektive des Infektionsschutzes durchaus vernünftig erscheint). Damit dann aber nicht alle aufs Auto umsteigen und wir über die nächsten Monate einen Verkehrskollaps bekommen, könnte – wenigstens vorübergehend – die Kapazität bei der Radl- und Fußgängerinfrastruktur erhöht werden.


    https://www.energiezukunft.eu/…-verkehrswende-fahrt-auf/

    https://www.focus.de/perspekti…bilitaet_id_11957974.html

    https://www.euractiv.de/sectio…zum-triumph-des-fahrrads/


    Möglicherweise ist die Krise hier auch eine Chance, die ohnehin geplante Verkehrswende schneller umzusetzen. Allerdings müsste die Stadt sehr kurzfristig beginnen, dafür die Voraussetzungen schaffen.

  • Eine mögliche „Corona-Verkehrswende“ vom öffentlichen zum individuellen Verkehr lassen auch die Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vermuten:


    Quelle und vollständige Zusammenfassung der Ergebnisse: https://verkehrsforschung.dlr.…-corona-unsere-mobilitaet