Mobilität im Stadtgebiet und in der Region

  • München war 2011 auf Platz sechs weltweit?


    Im DAF hat man manchmal den Eindruck, die Stadt läge seit Jahrzehnten auf Platz 3.000 :lach:.


    Aber jetzt können sich manche ja angesichts des Rankings wieder genüsslich zurücklehnen und weiter dem Auto den Vorzug geben.



    2011 war übrigens das Jahr der Radlkampagne "Radlhauptstadt München". Wenn das im Ranking für eine gute Positionierung reicht...

  • München bekommt 73 neue Straßenbahnen. Die neuen Avenio-Züge sind mit 218 Sitz- und Stehplätzen ein Drittel größer als die ältesten, und sie haben doppelt so viele Türen, was die Zeit an den Haltestellen verkürzt. Sie sollen von 2021 an ausgeliefert werden, für mehr Pünktlichkeit und dichtere Takte sorgen und auch neue Strecken ermöglichen:
    https://www.welt.de/regionales…enbahnen-aus-Serbien.html

  • Die Verkehrswende in unserer Stadt ist diese Woche möglicherweise entscheidende Schritte vorangekommen. So wurden die Forderungen des Bürgerbegehrens „Radlentscheid“ vom Stadtrat direkt übernommen, sodass kein Bürgerentscheid mehr nötig ist. Außerdem wurde entschiden, dass der 9km lange nördliche Teil der Nord-Süd-Verbindung des sog. „Radschnellweg“-Netzes zwischen Altstadt und Garching bzw. Unterschleißheim realisiert werden soll.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…bessere-radwege-1.4537918


    https://www.abendzeitung-muenc…73-a7c5-88f70fae238a.html

  • Fortsetzung aus dem Hochhaus am Knie - Thread: https://www.deutsches-architek…d.php?p=636636#post636636


    Ich habe inzwischen des Öfteren den Eindruck, dass die Autofixiertheit der Menschen etwas überschätzt wird. Insbesondere bei denjenigen, die sich entscheiden, im Stadtgebiet zu wohnen. Es geht ja außerdem nicht darum, dass ihnen das Auto verboten würde oder dass man ihnen keine Parklizenz gibt (was in Städten wie Amsterdam übrigens schon seit Jahrzehnten praktiziert wird – meines Wissens ist in München so etwas noch nicht mal in Planung), sondern es geht lediglich um keinen oder weniger Stellplätze in der Tiefgarage.

  • oder dass man ihnen keine Parklizenz gibt (was in Städten wie Amsterdam übrigens schon seit Jahrzehnten praktiziert wird – meines Wissens ist in München so etwas noch nicht mal in Planung


    Was meinst du denn genau?
    Parklizenzen für Anwohner gibt's hier ja schon ewig.

  • Ich habe inzwischen des Öfteren den Eindruck, dass die Autofixiertheit der Menschen etwas überschätzt wird. Insbesondere bei denjenigen, die sich entscheiden, im Stadtgebiet zu wohnen. Es geht ja außerdem nicht darum, dass ihnen das Auto verboten würde oder dass man ihnen keine Parklizenz gibt (was in Städten wie Amsterdam übrigens schon seit Jahrzehnten praktiziert wird – meines Wissens ist in München so etwas noch nicht mal in Planung), sondern es geht lediglich um keinen oder weniger Stellplätze in der Tiefgarage.


    Ich würde keine Wohnung ohne Tiefgarage kaufen spätestens beim Verkauf wird immer danach gefragt. Ab Familiengröße würde ich sogar auf 2 Plätze achten.

  • ^^


    Die Gesellschaft driftet eben auch bei diesem Thema stark auseinander. Einerseits gibt es wohlhabende Intellektuelle, die gerne ohne Auto leben - auf der anderen Seite gibt es wohlhabende Intellektuelle, die eher 3 Autos statt 2 Autos haben wollen: 1 Sportwagen, 1 Oberklassenkombi und 1 SUV.

  • Ich kenne niemanden der kein Auto will wenn es finanziell drin wäre.


    Es mag diese kein Auto Typen geben aber für diese Zielgruppe würde ich behaupten ist die Lage nicht zentral genug.

  • Also ich kenne einige Menschen, die kein Auto haben, obwohl sie es sich leisten könnten. Diese Entscheidung ist aber zumeist direkt mit der Wohnlage verknüpft. Wenn man innerhalb des mittleren Rings lebt und eine gute Verkehrsanbindung hat, dann ist ein Auto eher überflüssig. Dazu kommt dass es auch nervt ständig Parkplätze zu suchen, wenn man nicht gerade einen Tiefgaragenplatz hat.

  • Ich kenne Menschen, die haben vier Kilometer zur Arbeit und nutzen täglich das Auto dorthin - obwohl sie im Stau stehen und mit dem ÖPNV schneller wären.
    Ich kenne Menschen, die könnten sich ein Auto leisten, haben aber einfach nie den Führerschein bestanden und sich irgendwann damit arrangiert.
    Ich kenne Menschen, die haben ein eigenes Auto und buchen trotzdem ständig Leihautos.


    Eine objektivere Aussage bietet die Motorisierungsdichte. 2016 waren es 555 Autos / 1.000 Einwohner:
    https://www.mdr.de/wissen/mens…os-pro-einwohner-100.html
    Zum 01.01.2019 dann 568: https://www.umweltbundesamt.de…ater-haushalte#textpart-3


    Oder noch aussagekräftiger (da nur auf Haushalte bezogen), die Ausstattung der Haushalte mit PKW:
    https://www.destatis.de/DE/The…en/liste-fahrzeuge-d.html

  • Was meinst du denn genau?
    Parklizenzen für Anwohner gibt's hier ja schon ewig.


    Ach so, ich meinte nur, dass in Amsterdam bereits seit den 1980er Jahren jedes Jahr nur ein begrenztes Kontingent an Parklizenzen („Parkeervergunningen“, die Anwohnern das Parken auf der Straße erlauben) vergeben wird. Es gibt Wartelisten und man muss teilweise viele Jahre auf eine Lizenz warten. Die Preise für eine Parklizenz können bis € 1.000,- pro Jahr betragen. (Darüber hinaus wird die Zahl der Parklizenzen für Autos seit Jahren immer weiter verringert).


    https://www.verkeersnet.nl/par…in-amsterdam/?gdpr=accept
    https://www.parool.nl/amsterda…ijnen-voor-2025~b8496335/

  • Ich kenne niemanden der kein Auto will wenn es finanziell drin wäre.


    Ich will eigentlich kein Auto haben. Dass ich eins hab, ist alleine meiner Frau aus dem Südland geschuldet, wo ein Auto einfach schon ab minimalen Einkommen ein Muss ist. Wenn ich ein Auto brauche, dann miete ich mir eins.


    Ich bin definitiv kein Auto Hasser und finde breite Autobahnen cool. Aber das Autofahren ist für mich immer noch viel zu attraktiv. Gerade in dichten Großstädten muss viel stärker gegengesteuert werden. Menschen, die in München wohnen aber denken, sie können so autoorientiert leben wie in Austin, Tx oder Riad, Saudi Arabien, müssen zur Vernunft gebracht werden.

  • Aber das Autofahren ist für mich immer noch viel zu attraktiv. Gerade in dichten Großstädten muss viel stärker gegengesteuert werden.


    Das sehe ich auch so. Es müssen viel mehr Anreize geschaffen werden um den Verzicht aufs Auto zu belohnen. Gleichzeitig müssen die Hürden für Autoliebhaber einfach höher werden (z.B. begrenzte und teure Parklizenzen, viel weniger Straßenrandparkplätze, deutlich höhere Besteuerung von wenig umweltfreundlichen Fahrzeugen usw.)


    Wir müssen endlich mit dieser elenden Doppelmoral aufhören: Deutschland ist de facto eines der autofreundlichsten Länder dieses Planeten! Umweltbewusstsein ist für viele Politiker reines Lippenbekenntnis und bleibt zumeist ohne echte Konsequenzen :nono:


    Ich finde: Umweltfreundliches Verhalten kann nicht allein auf dem des persönlichen Idealismus beruhen. Es müssen auf politischer Ebene Fakten geschaffen werden. Wie das geht zeigen andere Länder.

  • ^


    Das ist für die Politik natürlich nicht einfach, schließlich hängen auch viele tausend Arbeitsplätze und reichlich Einnahmen an der Autoindustrie und den von ihr abhängigen Branchen. Eine konsequente Abkehr vom Automobil, für das Stadtleben sehr sinnvoll, für viele Menschen aber auch mit großer Unsicherheit verbunden. Daher ist es schon verständlich, dass auf höherer politischer Ebene gezögert wird, andere Länder mit einer nur geringen Wertschöpfung im Automobilsektor tun sich da leichter (z.B. Norwegen).

  • Wenn man schon in andere Länder schaut....


    Japan ist sicher eine der grössten Automobilnationen der Welt, aber das Auto hat in der Bevölkerung einen viel geringeren Stellenwert oder Benutzung. Eine erfolgreiche Automobilnation muss nicht überall das Auto fördern. Ich bezweifele, dass eine andere Politik in Bezug auf das Auto in der Stadt irgendeine echte Relevanz für die Arbeitsplätze in dem Autosektor hat.

  • ...schließlich hängen auch viele tausend Arbeitsplätze und reichlich Einnahmen an der Autoindustrie und den von ihr abhängigen Branchen.


    Die Rahmenbedingungen für Autofahren in unserem Land haben nur sehr begrenzt Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Autoindustrie. Für die großen Autokonzerne ist der deutsche Markt zwar wichtig, aber nicht entscheidend.


    Beispiel Volkswagen: Der Konzern hat im Jahr 2018 laut Geschäftsbericht 10,8 Mio. Fahrzeuge ausgeliefert, davon 1,1 Mio. in Deutschland. Das sind also nur etwa 10%. Bei BMW und Daimler sieht es ähnlich aus.


    Also selbst wenn Absatz/Umsatz mit Autos in Deutschland signifikant sinken würde, wäre das für die deutschen Automobilkonzerne problemlos zu verkraften.

  • Also bei mir in der Straße in der Maxvorstadt hat weniger als die Hälfte ein Auto. Und das jetzt nivht weil ein Auto finanziell nicht drin wäre. Würde ich nicht in absehbarer Zeit umziehen, würde ich meins auch verkaufen.

  • Off-Topic:


    Also selbst wenn Absatz/Umsatz mit Autos in Deutschland signifikant sinken würde, wäre das für die deutschen Automobilkonzerne problemlos zu verkraften.


    Woher hast du diese Gewissheit? Die Zulieferindustrie bekommt die negativen Auswirkungen als Erstes zu spüren, lange bevor die OEMs in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Die Autoindustrie ist (z.T. selbstverschuldet) fragiler als manche meinen - aktuell schön zu sehen an den täglichen Nachrichten über rote Zahlen, Entlassungen, Produktionsdrosselungen etc. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass ein signifikanter Einbruch der Absatzzahlen in Deutschland c.p. nicht problemlos zu verkraften ist.


    Das sind also nur etwa 10%.


    10% weltweit sehe ich nicht als "nur" an. Bei BMW z.B. ist Deutschland der nach China und den USA drittwichtigste Absatzmarkt. Als Heimat- und Lead-Markt dazu strategisch doppelt relevant.


    Sicher wird nie allein eine neu ausgerichtete Stadtplanung über Erfolg und Misserfolg der Autoindustrie entscheiden. Habe ich auch nicht behauptet, ebenso wenig, dass jene "überall gefördert" werden müsste.


    Trotzdem - stellen wir den Trend der Neuorganisierung des öffentlichen Raums in einen europaweiten, wenn nicht sogar weltweiten Rahmen und bedenken, dass immer mehr Menschen in Städten denn auf dem Land leben - verliert das Automobil dadurch an Bedeutung, einhergehend mit Absatzverlusten (aktuelle Stagnation in Europa noch kompensiert durch China). Das nicht zu sehen, ist nicht weniger naiv, als zu glauben, mit einer weniger autozentrierten Stadtplanung würde die deutsche Autoindustrie zugrunde gehen. Dafür sind insbesondere die OEMs schon selbst verantwortlich.


    Ich sage das ohne Wertung ob das nun gut oder schlecht ist, aber wie im ersten Post schon geschrieben, kann ich es zumindest nachvollziehen, wenn die Politik in Deutschland - gezielter, die Union - am Automobil festhält oder es weniger stark aus den Städten verbannen will, als es anderen Parteien wie z.B. den Grünen lieb ist.


    Japan ist sicher eine der grössten Automobilnationen der Welt, aber das Auto hat in der Bevölkerung einen viel geringeren Stellenwert oder Benutzung.


    Vielleicht fällt das den Deutschen auch noch ein :D:
    https://www.sueddeutsche.de/pa…mieten-schlafen-1.4518078
    Oder die Dekotora-Trucks: https://www.pinterest.de/danbieri/dekotora/ :lach:
    Rund läuft die japanische Autoindustrie übrigens schon länger nicht mehr, der Beitrag der Autoindustrie an der Gesamtwertschöpfung ist auch nur halb so groß wie in Deutschland.

  • Ich kenne niemanden der kein Auto will wenn es finanziell drin wäre.


    Das sagt zunächst erstmal gar nichts darüber aus, wie viele Menschen nun ein Auto haben wollen oder nicht. Es sagt eher etwas über die Art Deines Bekanntenkreises aus oder über Deine Wahrnehmung der Gesellschaft.


    Ich kenne wirklich genug Menschen die kein Auto wollen und kann Dir Deine Feststellung als allgemeine These leider nicht bestätigen.