Ex-Postfuhramt Arnulfstr. 62: Umbau & Neubauten (Google) [im Bau]

  • Klar gibts die - nicht so wie in Dessau oder in der Weißenhofsiedlung - was später als Bauhaus berühmt wurde, sondern eher in der früheren, spießigeren, unlebendigeren Variante. Aber das weißt Du offenbar nicht. ;)

  • und die "frühere, spießigere, unlebendigere Variante" nennst du "neue sachlichkeit". interessant, ich hätte das eher als heimatstil bezeichnet. aber von dir laß ich mich ja gerne belehren...:lach:

  • Fehlender Buchstabe im Nickname?

    Lass Dich von der Wikipedia belehren, aber da steht auch nur Unsinn drin. Mir egal, ich will mich weder weiter provozieren lassen noch mich mit wildfremden Querulanten herumstreiten.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Heimatstil


    http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Sachlichkeit_(Architektur)


    http://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus


    http://de.wikipedia.org/wiki/Siedlung_Neuhausen


    http://de.wikipedia.org/wiki/Postversuchssiedlung

  • Bitte lasst es sein, euch gegenseitig hier zu provizieren. Meinungen und Wissen kann auch auf eine andere Art und Weise ausgetauscht werden.


    "wildfremde Querulanten" ist eine total unnötige Provokation, was einfach nicht sein muss. Ebenso "aber von dir laß ich mich ja gerne belehren...:lach:". Unser Forum ist kein Platz, um sich den Frust von der Seele zu schreiben und bei anderen abzulassen.

  • okay, LugPaj hat recht. deshalb ohne jede provokation: der von dir erwähnte "amerikanerblock" gehört tatsächlich zu den verschwindend wenigen wohnbauten in m., die das prädikat "neue sachlichkeit" verdienen. verstehe ich dich also richtig, daß du dieses "bedeutende beispiel der neuen sachlichkeit" (wikipedia) gerne unter den trümmern des 2. weltkriegs gesehen hättest?

  • An der Stelle sei eingeworfen dass die Amerikaner generell im 20. Jahrhundert die charmantere moderne Architektur hingebracht haben. Von Art Decor über Streamline bis New Urbanism. Wenn ich mir anschaue wie dort die letzten 20 Jahre Umentwicklungen von freigewordenen Flächen abgelaufen sind, besonders in Kalifornien, dann könnte man hierzulande viel davon lernen.

  • sehe ich auch so. wobei ironischerweise die amerikanische moderne ihrerseits wesentlich von emigranten aus good old europe mitgeprägt wurde.

  • Ja. Die hier keine Chance gegen die "etablierte Moderne" hatten. Die "Vorbilder" des Bauhaus wurden all zu schnell zum Dogma. Was natürlich der Philosophie des Bauhaus per se widerspricht, so handelt es sich dabei ja viel weniger um eine Strilrichtung als um eine Art des Umgangs mit Architektur, Kunst, Lebensraum. Auch Butzenscheiben können Teil von Bauhaus-Architektur sein.

  • zitat bayer:"Auch Butzenscheiben können Teil von Bauhaus-Architektur sein."
    kann ich mir jetzt spontan eher weniger vorstellen. aber du hast recht, daß offenheit für neue erkenntnisse und erfordernisse (z.b. ökologischer art) ein wesentliches merkmal von "echter" bauhaus-architektur sind - neben aspekten wie z.b. orientierung an licht und luft auch im verdichteten städtebau, oder der erkennbarkeit der konstruktion.
    ein imo gutes beispiel für einen "bauhaus-stil des 21. jahrhunderts" in diesem sinne gibt es mitten im lehel:
    http://www.pool-architekten.de…d=3&typeId=0&pictureId=30


    aber wir sind etwas off topic, vielleicht sollten wir diese diskussion in einem anderen thread fortsetzen.

    2 Mal editiert, zuletzt von todasch () aus folgendem Grund: ergänzung

  • der von dir erwähnte "amerikanerblock" gehört tatsächlich zu den verschwindend wenigen wohnbauten in m., die das prädikat "neue sachlichkeit" verdienen.


    Ich meinte nicht nur den Amiblock sondern die gesamte Döllgastsiedlung dahinter, diese strenge Zeilenbebauung, das zählt auch zur Sachlichkeit:
    Den Gesamtplan für die 1928-1930 für den Mittelstand von der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG München errichtete Großsiedlung entwarf Hans Döllgast. Durch lange Zeilen nach außen abgeschirmt, mit einem städtebaulich repräsentativen Kopfblock gegen Westen wurden leiterartig nord-süd-gerichtete Blöcke gereiht. Die spröde Askese der Gesamtplanung wurde bewußt ausgewogen durch die künstlerische Vielfalt im Entwurf der einzelnen Häuser und der Durchführung im einzelnen. Die Blöcke wurden von verschiedenen Architekten, auch unterschiedlichster Provenienz, wie u. a. Otho Orlando Kurz, Gustav Gsaenger, Uli Seeck, Martin Mendler, im gegebenen Rahmen individuell entworfen und mit entsprechend differenzierter Bauzier sowohl plastischer wie malerischer Art geschmückt (die Wandmalereien von Sepp Frank verloren); eine belebende Brunnenausstattung trat hinzu. Bescheidenheit in persönlichen Ansprüchen, Einordnung in ein straffes Gesamtsystem sollte durch ein verhältnismäßig reiches Angebot an öffentlicher Kunst und vor allem öffentlichem Kunstgewerbe entgolten werden: Zum Verständnis der künstlerischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen der Zeit wird damit ein deutlich sprechendes Zeugnis abgelegt.


    verstehe ich dich also richtig, daß du dieses "bedeutende beispiel der neuen sachlichkeit" (wikipedia) gerne unter den trümmern des 2. weltkriegs gesehen hättest?


    Selbstverständlich nicht, jede Bombe war eine zuviel. Da ist wohl mein Bedauern für die vielen Gründerzeithäuser mit mir durchgegangen. Um die Arnulfpost wäre es - ganz subjektiv empfunden - wirklich nicht so sehr schade gewesen...

  • Ich hatte schon einmal die Vorstellung, wie es wäre, wenn man auf der Randbebauung der Arnulfpost in unregelmässigen Abständen unterschiedliche 3-4 Stockwerke hohe Glas/Wohnungsbauten aufsetzt. In etwa änlich zu der gescheiterten Planung der tanzenden Türme im Arnulfpark, aber nur 3-4 Stockwerke hoch.

  • das könnte durchaus interessant sein (entsprechende qualität natürlich vorausgesetzt). ich meine mich zu erinnern, daß so ein ähnlicher vorschlag (aufstockung der randbebauung) vor längerer zeit schon mal in der diskussion war. ich weiß aber nicht mehr, wo ich das gelesen habe.
    Martyn: die "neue sachlichkeit" kann man sicher verschieden definieren. die döllgast-siedlung (die ich übrigens für eine der besten aus dieser zeit in münchen halte) würde ich allerdings eher als mischform ansehen bzw. als münchner reaktion auf die neue sachlichkeit, indem bestimmte elemente aufgegriffen wurden, aber dem ganzen doch eher ein traditionelles erscheinungsbild verpaßt wurde (dachform, fassadenmalereien etc.).

  • Das Gebäude sorgt für seitenlangen kultivierten Gesprächsstoff: Bauhaus, Weltkrieg, Amerikanismus... Schon das ist ein Grund, warum "Charakter"bauten erhaltenswert sind. Ist halt doch was dran am "kollektiven Gedächtnis".
    Vgl. Gesprächsstoff Büroneubau: Obi, 0,99 cent pro Qm, wärmegedämmt (ach, wie geil) ... gähn ;)

  • ^^
    Waren gar nicht mal so schlechte Beiträge dabei. Gewonnen hat natürlich der mieseste. Mit schräger nach oben verjüngender Fassade. Igitt, ist das 70er Retromüll.... allerschlimmster ordinärer Art. Wie meistens bei schweizer (Sichtbeton-) Architekten, denen Bombenkrieg und Stadtreparatur naturgemäß völlig fremd sind. WANN ist endlich Schluss mit diesen Kisten? Wann? (verzweifel) :nono:

  • ^^


    Genau deswegen gewinnen Sie ja auch ständig in Deutschland. Hier hocken nämlich genau die Menschen an den Schalthebeln der Wettbewerbe, denen man eine gewisse Sehnsucht nach dieser Architektur mit Sicherheit nicht abstreiten kann. Diese Generation von Entscheidungsträgern ist ja praktisch mit diesem Stil groß geworden. Das ist das, was ihnen im Studium eingetrichtert wurde. Das ist das, was sie selbst einmal mit entworfen und mit verfechtet haben. Die Generation der 50 bis 70 Jährigen ist noch immens stark in Deutschland - besonders in der Architektur und im Städtebau. Andere, vor allem ausländische Einflüsse wie etwa aus Südeuropa oder dem Angelsächsischen Raum anzuerkennen, wäre für diese Generation an Entscheidungsträger eine Art Selbstkritik und für diese sind unsere deutschen Akademiker - besonders wenn sie sich selbst zudem für Künstler halten - nur sehr bedingt fähig.

  • Ich halte den Gewinner für wesentlich besser als 2. und 3. Platz:


    1. Hier wird städtebaulich die bessere Lösung geboten: ein Übergang in einem "halböffentlichen" Hof, der ein Entree für den großen Gesamt-Komplex bietet


    2. Volumetrisch ist der Baukörper der Erstplatzierten nicht unseriös wie Platz zwei mit seinen modischen Rundungen. Vielmehr wird subtil dem pragmatischen Riegel eine eigene Identität gegeben.


    3. Den Vergleich von "Baukunst" mit den 70ern kann ich nicht nachvollziehen. Schon garnicht, wenn man sich die großformatigen Fensteröffnungen ansieht und die abwechslungsreiche Wohnungsgrundrisse.


    Sehr urban und passend zum Ort!

  • Isek: Aus der Seele gesprochen - wir erleben seit 40 Jahren unsere ganz eigene deutsche Kulturrevolution.


    BRPat: Kennst du nicht so 70er Terrassenhäuser, wie man sie in Massen in alte Villenviertel geknallt sieht? Oder im Olympiadorf? Genau jene großformatigen Fenster erinnern mich an die gräßlichen Loggien/ Terrassenlöcher besagter "Bau"epoche. Die Grundrisse mögen sicher in Ordnung sein, sie erzwingen jedoch nicht eine solche Fassadengestaltung und die unsägliche Schräge.
    Die runden Ecken finde ich persönlich weniger modisch als das 70er Retro, das ist zugegebenerweise Geschmackssache. Der letzte Entwurf war interessant, weil er historisierend war und sich dem Altbau nicht aufdrängte, sondern wie selbstverständlich "weiterbaute".

  • Auch wenn ich die Argumente von BRPat durchaus nachvollziehen kann, finde ich den ersten Platz sowohl von der Höhe als auch der Architektur absolut unpassend zum historischen Ensemble dort.


    Wo der Nutzen eines halböffentlichen Entrés in Richtung der extrem lauten Arnulfstraße liegen soll, erschließt sich mir nicht ganz.
    Da ist es auf jeden Fall vernünftiger die Gebäudefront zu schließen und wenigstens einen ruhigen Innenhof zu schaffen.