Rekonstruktion Karstadt am Hermannplatz (in Planung)

  • ^ Willkommen im Forum, lexibexi
    Wenn der Tagesspiegel-Artikel die Sache einigermaßen richtig wiedergibt, finde ich das haarsträubend. Hier wird offenbar eine ängstliche, kleinmütige, bedenkenträgerische, veränderungsfeindliche Erhaltung des Status Quo über alles gesetzt, so als sei dieser das Nonplusultra. Dass die Annäherung an einen früheren (und ästhetisch deutlich spannenderen und interessanteren) Zustand mit dem xenophoben Argument bekämpft wird, wonach das Gebäude dann "wie ein Fremdkörper" im Stadtgefüge wirken würde, zeugt ungewollt von einer im Grunde reaktionären Gesinnung und setzt dem Ganzen die Krone auf.

  • Florian Schmidt sollte vor sich selbst geschützt werden und einen anderen Posten bekommen. Er hat viel angestoßen, was ich gut finde, aber leider auch viel verhindert. Ich habe den Eindruck bei ihm entscheidet persönliche Sympathie über die Erfolgsaussichten. Vielleicht sollte er mehr Bücher und Leitfäden schreiben. Das Ideologie-Wort, dass in letzter Zeit hier so heiß diskutiert wurde, erscheint mir hier schon polemisch angemessen.


    Am Ende wird der Senat das Verfahren wahrscheinlich an sich ziehen und das Projekt ermöglichen. Vor allem, da Neukölln dem positiv gegenüber steht und der Einfluss dessen auf diesen Bezirk viel größer wäre.

  • ^ Ja, möge der Regierende die Gelegenheit ergreifen und ein Exempel in Sachen Richtlinienkompetenz statuieren. Statt von "Idelogie" würde ich bei Schmidt aber eher von "Scheuklappenmentalität" sprechen – der Mann hat halt einen sehr engen, provinziellen Blick auf seinen Bezirk.


    Bei allem Ärger auf Schmidt – den ich teile – sollten wir aber zweierlei nicht vergessen: Die Auswirkung des Projekts auf die Sozialstruktur wäre immens; hier bräuchte es einen Ausgleich. Und René Benko ist kein Philantrop wie Hasso Plattner, dem es um die Schönheit Neuköllns ginge, sondern ein halbseidener Typ, der bei Maschmeyer gelernt hat, wegen Korruption verurteilt wurde und große Anteile an Kampfblättern wie der Kronen Zeitung hält. Vorsicht und Distanz ist also verständlich.

  • Das historische Gebäude wäre faszinierend aber heute würde es überzogen und unangemessen sein, es wäre nur noch eine Replik, die nicht mehr zum Inhalt und zur Umgebung passen würde.


    Überzogen und unangemessen? Warum?
    Welche negativen Auwirkungen auf die kriminalitätsbelastete Gegend mit Shisha Bars und Wettbüros siehst du denn?


    Verkehrskonzept: Das lässt sich doch sicher in einem Dialog nachreichen oder? Oder ist das überhaupt erwünscht, denn unser grüner Stadtrat bevorzugt ja bekanntlich das Rad, vielleicht sollte man sich über eine große Fahrrad Tiefgarage unterhalten um ihn zu überzeugen (Ironie..)

  • @UrbanFreak: Ich habe das überhaupt nicht kommentiert, sondern wollte nur kurz den Inhalt wiedergeben. Was stört Dich?

  • Stellplätze für Autos gab es in den 20ern auch nicht. Dafür aber einen eigenen U-Bahnzugang, der heute auch noch existiert. Also müsste zumindest aus grünenpolitischer Verkehrspolitiksicht her alles paletti sein.
    Mir scheint auch, dass es Herrn Schmidt etwas an Phantasie mangelt. Was man alleine auf der riesigen Dachterrasse mit Mitteln der Dachbegrünung anstellen könnte scheint sich ihm noch garnicht erschlossen zu haben.
    Anstatt das ganze Projekt zu einem grünen Aushängeschild zu machen dominiert die Angst vor der eigenen Wählerschaft. Das ist keine hoffnungsvolle zukunftsorientierte Politik für eine Großstadt. Der Senat sollte recht schnell handeln, in diesem Fall.

  • Und René Benko ist kein Philantrop wie Hasso Plattner, dem es um die Schönheit Neuköllns ginge, sondern ein halbseidener Typ, der bei Maschmeyer gelernt hat, wegen Korruption verurteilt wurde und große Anteile an Kampfblättern wie der Kronen Zeitung hält. Vorsicht und Distanz ist also verständlich.


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies im Hintergrund ein Faktor zu dieser Entscheidung gewesen ist: In Charlottenburg ist Signa mit den Karstadt Plänen dort auch (erstmal) gescheitert - ohne Herrn Schmidt.


    Diese 20er Jahre Fassaden am Hermannplatz würde ich schon gern sehen. Ob es eine Möglichkeit gibt, das Projekt "eine Nummer kleiner" zu gestalten, dabei die Eleganz des Entwurfs zu erhalten ( und für den Investor die Rendite Möglichkeit trotzdem ausreichend zu gestalten) ?

  • Die Grünen scheinen sich untereinander bei dem Projekt aber nicht gerade grün zu sein ;)
    https://www.tagesspiegel.de/be…ermannplatz/24960752.html


    Mal sehn ob Berlins grüne Wirtschaftssenatorin da was reißen kann.
    Einige Baustadträte und auch unsere Bausenatorin scheinen ja ihre Ämter irgendwie misszuverstehn was das bauen angeht, da haben grüne Punkte auf der Fahrbahn und Findlinge als Strassensperren oder die Rettung verfallener Plattenbauten vorrang vor innovativen Investitionen oder Gewerbe- und vor allem Wohnungsneubau.

  • ^ Die "Rettung verfallener Plattenbauten" hat mit dem Karstadtprojekt nicht das Geringste zu tun, aber gut: Dass die Grünen im Senat die Sache anders sehen als im Bezirk, gibt ja Anlass zur Hoffnung.

  • Ich teile die allgemeine Enttäuschung aber irgendwo ist die Entscheidung leider auch logisch. Die Wähler goutieren diese Käseglocken-Haltung ja scheinbar, also warum sollte man sie ändern? Berlin ist übrigens auch nicht allein mit solchen Verhinderungsbestrebungen. Auch im gerade angeführten New York als wirtschaftliches Epizentrum der marktliberalen USA wurde kürzlich eine der größten Firmenansiedlungen der Geschichte (nach der sich zahlreiche Standorte die Hände geleckt und offensiv geworben hatten) wegen massiver Bürgerproteste abgeblasen. Die Welt und das Leben sind komplex und auch wenn ich solche Projekte auf den ersten Blick meist sehr begrüße, wird schon etwas dahinter stecken. Das muss man nicht genauso sehen aber manchmal muss man es einfach akzeptieren. Die Gegend um den Herrmannplatz birgt viele Kontraste und es profitieren/ partizipieren definitiv nicht alle von einer potentiell deutlichen Aufwertung der Immobilien.


    Aber klar als Neuköllner kann ich mir ein rekonstruieres Karstadt (obgleich an der Bezirksgrenze) ähnlich gut und gerne vorstellen wie den Estrel-Turm. Ein wenig hoffe ich daher auch, dass von höherer Stelle interveniert wird.

  • Die Frage für uns alle ist doch angesichts der etwas übermütigen Entscheidung dieses Lokalpolitikers, ob wir tatsächlich die - der Selbstbezeichnung nach - so freie und verrückte Hauptstadt als Zuhause gewählt haben, um uns in ängstlicher Schockstarre vor den Begriffen von Zukunft & Veränderung einzuigeln. Mir persönlich schnürt es die Kehle zu, wenn Politiker im angeblichen Bürgerauftrag ihre zweifelhafte Vorstellung der Gegenwart einzufrieren versuchen. (Ganz unabhängig davon, dass ich selber lange grün gewählt habe... und auch unabhängig davon, dass ich die Neubaupläne für diesen Karstadt faszinierend finde.)

  • Ich kann mich Georges Henri nur anschließen.


    Dieser Herr Baustadtrat hat auch im Beitrag in der Abendschau heute wieder nur die drohende Veränderung skizziert und Angst vor Veränderung und Aufwertung geschürt.


    Statt die Chance zu ergreifen, ggf. solchen Investoren z.B. eine öffentliche Dachterrasse, Sozialwohnungen oder dergleichen abringen zu wollen, werden nur Befürchtungen beschworen.
    Ich erhoffe mir progressive und konstruktive Politiker. Herr Baustadtrat redet jedoch jedes Vorhaben und jede Neuerung schlecht.


    Im RBB-Beitrag behauptet er, dass es verkehrspolitisch zu viel sei, dass er keinen "Kurfürstendamm" dort haben wolle, etc.
    Verkehrspolitisch wird die U-Bahn vielleicht verstärkt genutzt und ein Stadtteilzentrum gestärkt und aufgewertet. Die Spätis, Dönerbuden und Schishabars werden wohl kaum bedroht sein.


    Daher wird meiner Ansicht nach hier höchst konservativ, ja schon provinziell argumentiert, frei nach dem Motto "es soll alles so bleiben, wie es ist, jede Neuerung oder Aufwertung sehen wir als Bedrohung".


    Diese dekonstruktive Argumentationslinie lässt sich bei inzwischen zahlreichen Projekten nachweisen.

  • Also mir würde es schon sehr gefallen, wenn irgendwann dieses herausragende Gebäude der 20er Jahre richtig rekonstruiert würde. Ich betone das deswegen, da ich nicht überzeugt bin, dass dies jetzt mit dem Vorhaben von Benko / Signa erreicht werden würde.


    Schon in einem der ersten Artikel hierzu, steht Signa plane einen Neubau, der an das ursprüngliche Gebäude anknüpft, bzw. dass der Architekt Chippefield eine moderne Interpretation bauen will. Das klingt nicht wirklich nach Rekonstruktion.


    Vielleicht wäre es gut, wenn der Senat das Vorhaben an sich zieht, da es genau auf der Grenze zweier Bezirke liegt und von hoher Bedeutung für die Stadt ist. Das dadurch aber ein anderes Ergebnis erreicht wird, als das jetzige, steht in den Sternen. Die Anforderungen und Bewertungskriterien ändern sich dadurch nicht.

  • Ich Stimme dem allgemeinen Frust hier zu. Nur: Wir müssen das auch sagen. Das große Problem ist das schöne Architektur, grosses Denken, oder auch mutige Rekos keine Lobby haben. Wenn jeder von uns jedes mal wenn so etwas aufkommt öffentlichkeitswirksam (also außerhalb dieses Forums) den Mund aufmacht wäre uns sehr geholfen! Und ich schlage vor hier sowohl die Befürworter anzuschreiben als auch den ewigen Verhinderern mal deutlich zu sagen dass sie so dafür sorgen dass sie mindestens eine Stimme weniger bekommen und u.U. ihren Parteien Schaden.



    - Morgenpost: leserbriefe@morgenpost.de
    - Herrn Schmidt erreicht man hier: http://www.berlin.de/ba-friedr…zirksamt/florian-schmidt/
    - Ramona Pop kann man hier mitteilen dass man auf den Bau und Ihre Unterstützung hofft: https://ramona-pop.de/kontakt-2/


    Nur wenn wir dafür sorgen dass unsere Meinungen gehört werden können wir etwas beitragen!

  • Das große Problem ist das schöne Architektur, grosses Denken, oder auch mutige Rekos keine Lobby haben.


    Nur wenn wir dafür sorgen dass unsere Meinungen gehört werden können wir etwas beitragen!


    Aber es stehen doch schon genug völlig hirnrissige Kommentare in den entsprechnden Bereichen der (Online-) Zeitungen und glaubst du etwa, dass die von dir angesprochenen Personen nicht schon genug Beschimpfungen per Post erhalten?


    Natürlich geht es um Meinungsbildung, aber natürlich pluralistisch, "unsere Meinungen" sind entsprechend. Und für die Renditeinteressen von Investoren möchte ich mich nicht einspannen lassen!

  • Das Problem ist, daß in den meisten Bezirken und und im Land Berlin im Ganze Veränderung nicht gewünscht wird. Die drei Regierungsparteien haben ihre Sehnsuchtszeiten in den 1980er-Jahren, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stören nur.


    Ramona Pop wird da nichts ändern. Der Senat müsste das Bauvorhaben wegen gesamtstädtischer Bedeutung an sich ziehen, da ist in Berlin ja schon zigmal gemacht worden, u.a. wegen der Dachform eines Parkpavillions, also vergelichsweise marginaler Themen.


    Wenn dann der Senat die zuständige Behörde ist kommt allerdings erstmal die Senatsbaudirektor und verlangt einen internationalen Wettbewerb mit der Vorgabe einer "Kritischen Rekonstruktion". Ob die Forianer mit dem Koloß, der dann enstünde, zufriedener sind, bezweifle ich.

  • Und schon haben die Veränderungsgener gewonnen.


    Leute, niemand kann im Vorfeld wissen was rauskommt. Aber 'nein' und 'nimby' haben eine Lobby und werden überproportional in Presse und Politik gehört.


    Es geht mir darum eine positive 'Pro-stimme' zu sein. Gegenargumente und Hassbriefe können die meisten schon ganz alleine.


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  • Und schon haben die Veränderungsgener gewonnen.


    Es geht mir darum eine positive 'Pro-stimme' zu sein.


    Das ist aber übertrieben. Wo bitte gab es denn derartige Veränderungen, über einen Zeitraum von mittlerweile 30 Jahren, wie in Berlin?


    Eine positive "Pro-Stimme" wäre ja schön und gut, aber woher nimmst du die Gewissheit? Ich könnte von mir nicht behaupten, dass ich mir dabei so sicher bin, um zu sagen, das wideraufgebaute Karstadt Gebäude wird gut und wird schon keine negativen Auswirkungen haben - macht das mal! Allein den Investor empfinde ich schon als so zwiespältig, dass Mistrauen einfach angebracht ist.

  • Ich könnte von mir nicht behaupten, dass ich mir dabei so sicher bin, um zu sagen, das wideraufgebaute Karstadt Gebäude wird gut und wird schon keine negativen Auswirkungen haben - macht das mal! Allein den Investor empfinde ich schon als so zwiespältig, dass Mistrauen einfach angebracht ist.


    Was an dem Investor zwiespältig sein soll, der als "Star der Branche" die Cover der bekannten Immobilienmagazine ziert, einer der größten Player auf dem deutschsprachigen Raum geworden ist und u.a. sogar den sperrigen Olaf Scholz davon überzeugen konnte, den Elbtower in Hamburg zu bauen, das musst du doch bitte mal erklären, es sei denn, du findest Menschen grundsätzlich "zwiespältig", die eine Investition tätigen, in der Absicht, damit Erlöse zu erzielen. :confused:


    Warum sollte ein Gebäude, das mal eine der Sehenswürdigkeiten Berlins war überhaupt "negative Auswirkungen" haben, wenn es an seinen Standort zurückkehrt?!
    Mit derselben Argumentation könnte man auch den Neubau des Stadtschlosses kritisieren. Ich glaube mittlerweile sind sich selbst die ursprünglichen Kritiker einig, dass eine solche Behauptung völlig aus der Luft gegriffen ist. Das Stadtschloss ist ein riesen Gewinn für die Stadt. Das neue-alte Karstadt wäre ein riesen Gewinn für die Stadt.
    Wenn wir in der vorherigen Regierungsperiode bereits einen RRG Senat gehabt hätten, dann würde auch das Stadtschloss heute nicht stehen, weil irgendein pendantischer Kleingeist grüner oder roter Prägung irgendein affektiv-dummes Zeug vom drohenden wilhelminischen Afd-Schloss oder ähnlichen Blödsinn verzapft hätte.