Harmelin-Areal -Sanierung und Neubau zweier Hotels (Bauphase)

  • Diesen hässlichen Steinen konnte ich noch nie was abgewinnen. Hyper-nervös und ultimativer Trutzburg-Charakter. Die Figur in der Mitte finde ich hingegen ziemlich heiß 😜 Was ich damit aber eigentlich sagen will: Geschmäcker sind verdammt verschieden.


    Harmelin-Haus: wow, was für eine Fassade! Auf Fotos sieht man oft mehr Details als vor Ort. Ein Neubau mit 20% dieses Gestaltungswillens und dieser Detailtiefe, das wäre ein Traum.

  • Geschmäcker sind verdammt verschieden

    Da sagt die Wissenschaft aber ganz was anderes. Ja, es gibt natürlich eine große Vielfalt der Geschmäcker, klare Mehrheiten lassen sich aber identifizieren.


    "Die Menschen in unserem Land lieben den klassischen Stil. Die Kargheit der neuen weißen „Bauhäuser“ gefällt überwiegend nicht. Fassaden müssen gestaltet, also dezent verziert sein. Vor allem muss eine ganze Häuserzeile homogen bebaut sein. Heterogenität, jeder baut wie er will, wird ganz stark abgelehnt."

    https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/7933

    Ein bisschen mehr einlesen, auch in die Ergebnisse von anderen Forschenden kann man sich hier:

    https://docplayer.org/76252899…iversitaet-c-hemnitz.html


    "Von den gegenwärtig in Deutschland in aus heutiger Sicht moderner Architektur gebauten Bauwerken meinen nur 16 Prozent aller Befragten, dass viele von so hoher architektonischer Qualität oder Bedeutung seien, dass sie in 50 oder 100 Jahren auch noch geschätzt würden. 62 Prozent meinen, dass dies auf nicht so viele zutreffe, 15 Prozent, dass dies auf so gut wie kein Gebäude zutreffe. Die moderne Architektur kann mit den Denkmalen in der Wertschätzung der Bevölkerung nicht konkurrieren. Auffällig ist dabei, dass diese Einschätzung in allen Altersgruppen der Gesellschaft und auch unabhängig von der Größe des eigenen Ortes ist."

    https://www.zeit-stiftung.de/presse/detail/897


    "Sowohl die explorative Studie als auch die systematische Untersuchung mit semantischem Differential zeigen, dass Sichtbeton von Laien in vielen (ästhetischen) Facetten signifikant ungünstiger beurteilt wird, als von Experten (Architekten)."

    https://www.architekturpsychol…grichter_sichtbeton_2.pdf


    "Die Sehnsucht der Gesellschaft nach einem alten Stadtbild führt zudem zu einer ausgesprochen positiven Haltung gegenüber Rekonstruktionsmaßnahmen. Die Bevölkerungsbefragung zum Baukulturbericht ergab, dass 80 % der befragten Bevölkerung Rekonstruktionen historischer Gebäude befürworten."

    https://www.bundesstiftung-bau…/baukulturbericht1819.pdf (Seite 52)


    Letzteres lässt sich auch noch mit einer ganz aktuellen, konkreten Umfrage fundieren, wenn auch "nur" mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit:

    "Aus einer vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführten bundesweiten Umfrage ging jetzt hervor, dass 67 Prozent der Befragten beim geplanten Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes befürworten würden, dass die Fassade nach historischem Vorbild wiederhergestellt wird. 19 Prozent würden eine moderne Fassade bevorzugen".

    https://www.berliner-zeitung.d…ischen-fassaden-li.245925


    Ich habe jeden gern, der zu den 10-20% gehört, welche die Klassische Moderne bevorzugen. Aber es sind eben nur 10-20%, auf diese Feststellung lege ich Wert. Bei Architekten, würde ich mal vermuten, ist das Verhältnis umgekehrt.


    Ja, die Figur ist ganz heiß. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass auch heute Fassaden figurativ verziert werden. Karyatiden mit Sneakers und T-Shirts, das wär doch mal was.

  • ^ 3 Monate später ist die Bodenplatte am Brühl fertiggestellt:


    img_6790q6dgq.jpeg


    Währenddessen verdichten die Pfahlbohrmaschinen an der Richard-Wagner-Straße den Boden im Spezialtiefbauverfahren, was aufgrund des darunterliegenden Citytunnels erforderlich ist, bevor hier der Aufbau der insgesamt 11 Geschosse (2 davon tief) erfolgen kann:


    img_6785hrdgf.jpeg

    ©555Farang

  • Ich hatte mich schon gewundert, warum es gerade so lange dauert. Es wird eine der heilsamen Lückenfüllungen der Innenstadt sein. Vor allem da sie sich am Ring befindet.

  • Ich finde es etwas seltsam, dass es bei so einem großen Projekt keine Projektwebsite, nicht einmal eine offizielle Unterseite, und auch kein Bauschild mit Visualisierung gibt.


    Die Architektur stammt von NOKERA Planning (in denen Fuchshuber Architekten aufgegangen sind). Ich bin gespannt, ob hier auch die Systembauweise von NOKERA zur Anwendung kommt.


    Zur Erinnerung nun nochmal die Visualisierungen. Hier wurden ja schonmal die verschiedenen Varianten besprochen. Damals gingen wir davon aus, dass die Variante mit dem größeren Neubau-Türmchen gebaut wird. Da nun das Dach des Altbaus in der schmaleren Version der älteren Visu umgesetzt wurde, wüsste ich gern, ob auch der Neubau so wie dort gezeigt gebaut wird.


    Quelle aller Bilder: https://fuchshuber-planning.de…harmelinquartier-leipzig/


    Ich nehme an, so kommt es:


    audyqeui.jpg


    Vergleich:


    5sclcpb9.jpg  scyw49sm.jpg


    Links: Der "Turm/Giebel", oder wie man das nennen mag, hat fünf Achsen. Im anderen Entwurf sind es vier. Dadurch verschiebt sich der Turm nach rechts und wahrt mehr Abstand zum alten Harmelin-Haus. Der Turm ist auch niedriger und erhält in östlicher Richtung nur noch eine Fenster-Achse. Das fände ich durchaus schade.

    Das Rauten-Muster wird in den unteren Etagen vereinfacht, sodass die Fenstergewände wesentlich rechteckiger wirken. Unschön ist, dass das Rautenschema bei der rechten Version zwischendrin wechselt und seltsam asymmetrische Partien entstehen. Das hätte eine Rechtfertigung bekommen, wenn man hier einen deutlichen Risalit ausgebildet hätte, welcher den Eingang und den "Turmgiebel" zusätzlich betont hätte..

    Die Bilddatei hat im Namen das Zauberwort "messing" stehen, somit hoffe ich, dass auch Messing oder Baubronze oder wenigstens eloxiertes Aluminium verbaut werden.


    Bei dieser Quelle sind ein paar Werkpläne zu erahnen, welche die vierachsige, niedrigere Variante bestätigen würden. Dabei sieht man auch, dass der Turm gar keiner mehr ist.


    Die Ansicht zum Brühl wurde, anders als von einigen hier erwartet, wohl nicht nennenswert überarbeitet. Es sei denn, es erwartet uns eine Überraschung. Hier noch etwas höheraufgelöste Ansichten als bisher im Strang zu sehen:


    94cxk5bb.jpg


    Die Ansicht von der Nikolaistraße:


    7ainyfd8.jpg


    Schön finde ich den Entwurf zwar auch nicht, aber solide ist er schon. Die Fassade ist plastisch, macht trotz Symmetrien einen bewegten Eindruck und vermittelt halbwegs zwischen den ungleichen Nachbarn. Die Dachpartie bekommt recht interessante Schwünge verliehen, was die sonst übliche Eintönigkeit von Staffelgeschossen vermeidet.


    Zum Abschluss noch ein Zitat der oben verlinkten Fuchshuber-Website: "Als ein gesamter Hochhauskomplex stellt die teilweise Überbauung des Citytunnels der Deutschen Bahn und die Herstellung der zweigeschossigen Tiefgarage im Grundwasser eine große Herausforderung dar."