Kudamm-Tower auf dem Karstadt-Areal

  • Berlin ist schon lange keine echte Weltstadt mehr, schon garnicht wenn es um eine einprägsame Skyline geht. Wenn man sich da andere Stadtsiluetten die gerne von den Deutschen als Urlaubsmotiv an Freunde und Bekannte verschickt werden ansieht steht Berlin ganz weit hinten.
    Selbst wenn man sich weniger bekannte Stadtsiluetten wie von Kyoto, Doha, Baku, Luanda, Kuala Lumpur, Ho-Chi-Minh-Stadt-Saigon, Dubai, Shenzehn, Vancouver.... die Liste läst sich beliebig erweitern... anschaut, ist Berlin mit seinem einzelnen fast schon verloren wirkendem Fernsehturm nur noch eine Randfigur im Spiel vom Erscheinungsbild einer Weltstadt. Kudamm oder Alex, solange da nicht wirklich mutig echte weltstädtische Architktur in den Himmel wächst wird Berlin auch weiterhin nur ehr als trashige, zweitrangige Partystadt mit entsprechendem Touristenpublikum wahrgenommen werden.

  • Ich denke um einen Städtevergleich kann es hier nicht gehen. Als aktuell "Zugezogener" kann ich der aktuellen Entwicklung in Frankfurt auch nicht viel abgewinnen. Eine Gemeinsamkeit liegt für mich eher mit Regula und Josef in der konzeptlosen und selbstherrlichen Stadtentwicklung. Wenn beide mal ihre versprochenen "Hochhausleitbilder" gebacken bekommen würden, müssten wir hier nicht diskutieren.


    Die Massestudie von Signa zeigt auch für mich, dass einiges so noch nicht geht. Beispielsweise würde ich Hochhäuser erst ca. 30-40m Tiefe von der Blockrandkante des Ku´damm sehen wollen. ElleDeBE hat das in seiner Aufarbeitung sehr gut dargelegt.


    Ich kann der Argumentation der am Breitscheidplatz berlinspezifischen Torsituation auch nicht viel abgewinnen. Im Tor steht immer noch die Gedächtniskirche mit ihren Hochpunkten und funktionieren tut diese einzig vom Tauentzien.


    Hochhäuser per se, machen erst einmal nichts besser, dafür aber die Dichte und Nutzungsvielfalt, die durch sie innerhalb des Blocks entstehen würde. Berlin braucht keine Commerzbankzentrale, aber dafür mangelt es an Büroflächen und diese wären in der Blocktiefe schlecht aufgehoben. Wir sprechen hier ja nicht von Monostrukturen wie in Frankfurt. Wenn innerhalb des Blocks zusätzlich hunderte Büroarbeitsplätze geschaffen werden, gehen diese Arbeitnehmer in der Umgebung auch Essen und Einkaufen und wohnen sicherlich nicht in dem Außmaß im Umland, wie in Frankfurt.

  • Paris, Rom, Kopenhagen, Stockholm sind alles Weltstädte ohne nennenswerte Wolkenkratzer Baukultur!

    Man kann die Europäischen Hauptstädte nicht mit asiatischen oder arabischen Megalo Städten vergleichen und muss es auch nicht!


    Doha...z.B. importiert sich europäische Kunst um in all der Künstlichkeit und dem Geld auch mal etwas Kultur zeigen zu können.


    Und in ca. 1/3 der oben erwähnten Städte werde ich als homosexueller Mann verhaftet wenn ich auf offener Strasse meinen Mann küsse. Da gehen mir die Weltrekordwolkenkratzer aber mal mächtig am A... vorbei!


    Das Gleichnis Weltstadt = HH Zentrum geht einfach für mich nicht auf!


    Allerdings ist es natürlich auch so, dass nur noch ein geringer Teil der Weltbevölkerung überhaupt in Europa beheimatet ist und die weltgrößten Städte mit 15, 20 und 30 Millionen Einwohnern längst alle nicht mehr in Europa stehen...die Hochzeit des Abendlandes geht vorbei, die Hochzeit anderer Kulturen und Völker beginnt, über die Jahrhunderte gesehen ein völlig normaler Prozess...

  • Berlin ist international ziemlich angesagt und gilt als äußerst hip... wie hat die Stadt das nur geschafft ohne nennenswerte Hochhausskyline? Auch London hatte bis vor ein paar Jahren kaum Hochhäuser, war und ist aber immer eine der wichtigsten Metropolen.


    Vielleicht wird aus Sicht Frankfurt deshalb gerne auf Hochhäuser als Zeichen des "Weltstadt-Status" verwiesen, weil man sonst nicht so übermäßig viel zu bieten hat. Davon abgesehen wurde in Frankfurt seit den 2000er Jahren nichts besonderes mehr gebaut, die Wahrzeichen stammen alle noch aus dem letzten Jahrhundert.

  • So ich versuche es jetzt noch einmal:


    Mein erster Kommentar war eine Fürsprache für die Hochhäuser an der Stelle, weil ich der Meinung bin (und das sei erlaubt), dass diese dort die Umgebung bereichern würden, dass sehen ja viele hier ja auch so. Und ich wollte ein gutes Beispiel aus Frankfurt anbringen, dass dies ein Stadtbild sehr bereichern kann, wenn man Hoch und Niedrig kombiniert.

    Davon lebt ein Teil der Urbanität, zumindest für mich.

    Wenn ihr euch gleich den ersten Kommentar dazu anschaut, ist dieser weder konstruktiv noch irgendwie begründet, nur blankes Frankfurt Bashing.

    Niemand sagt, dass hier alles toll ist, genauso wie in Berlin (und das wird hier in dem Forum von vielen Berlinern genauso gesehen), aber es gibt viele tolle gelungene Ansichten.

    Schlimmer noch, dass dieser erste Kommentar auch noch gleich von mehreren geliked wurde, obwohl völlig sinnfrei.

    Was mich wirklich ärgert, sind diese Vorurteile von Leuten, die hier garnicht leben.

    Und jemand FFM ist Ideenlosigkeit vorwirft, dann ist wohl an mir, mal die architektonischen Entwicklungen Berlins der letzen Jahre anzumerken (auch selbst permanent hier im Forum kritisiert), und für mich steht ein FourFFM Projekt in seiner Dimension und in seiner Formsprache vor allem was in Berlin geplant oder umgesetzt wurde, bisher.
    Ja, und Hochhäuser machen nicht immer Urbanität aus, aber sie gehören für mich dazu und können eine Stadt in ihrem Perspektiven bereichern, immerhin sind wir visuelle Wesen.

    Und wenn ich hier über Kreativität rede, dann hat das nicht ausschließlich was mit Hochhausbau zu tun, sondern mit der Stadtgestaltung an sich und auch da bekleckert sich Berlin auch nicht mit Ruhm zur Zeit, wenn man bedenkt welche Potential diese Stadt hätte.

    Ach und wenn hier soviel schreiben, Hochhäuser sind ja nicht entscheidend, dafür wird hier aber jedes noch so kleine Hochhäuschen frenetisch gefeiert, Mmmh...komisch.

    Also Leute, Berlin ist ne coole Stadt und ich bin total gern dort, aber FFM ebenso toll zum Leben und hat mit den Vorurteilen hier so garnichts gemein.

    Schönes Wochenende noch.

  • Berlin krankt nach wie vor an vollkommener Selbstüberschätzung. Der Parvenu der europäischen Hauptstädte, der nach einer phänomenalen atemberaubenden Aufholjagd von 1850-1920 (welches mich z.B. etwas an die Aufholfjagd Shanghais gut hundert Jahre später erinnert), dann in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit versank und seit 70 Jahren recht gut und bequem vom Staatsgeld fremder Leute lebt.
    Deswegen gefällt mir die fast unverschämte Art, wie hier ein Investor die selbstgefällige Politik quasi erpresst und vielleicht auch eingefangen hat.

    Berlin ist stets nur durch fremde Impulse gewachsen, groß und stark geworden durch Externe, die den Sumpf erst urbar gemacht haben. So wird es diesmal wieder sein. Quod erat demonstrandum.

  • Plotzhotzen, lass dir dein Frankfurt nicht schlecht reden. Aber du musst auch nicht über jede Stöckchen springen, das dir von Ffm-Kritikern hingehalten wird.


    Berlin kann von fast allen Städten etwas lernen, auch von Frankfurt, und umgekehrt genauso. Die beiden Städte zu vergleichen, ist vermutlich selten eine schlüssige Idee. Sicher aber würde mancher auch in Berlin gern einmal ein richtiges Hochhaus sehen. Dass Frankfurt hier nicht nur Vorreiter, sondern auch die Nummer 1 in Deutschland ist, verdient auch eine gewisse Anerkennung; verhindert doch in den meisten anderen Städten eine zweifelhafte Borniertheit jeden echten Turm, was dort von vielen auch mit Ärger bedauert wird. Dass Hochhäuser alleine unsere Städte lebenswert machen, wird wohl niemand behaupten. (Außer der grotesken Doha- & Dubai-Fraktion). Aber Frankfurt über seine Hochhäuser hinaus alle anderen Qualitäten abzusprechen, zeugt in der Tat von keiner echten Kenntnis der Stadt, die mit ihren vergleichsweise wenigen Einwohnern natürlich kein internationaler Hit ist, aber leben kann man dort schon.


    Und jetzt zurück zum Thema.

  • ^ Den Moderatorenhinweis beherzigend möchte ich auf einen ebenso gründlich recherchierten wie erhellenden Artikel in der Berliner Zeitung über die Hintergründe der Letter of Intent und des hier im Strang diskutierten Projekts aufmerksam machen:


    Demnach stützte sich der Deal mit dem Senat auf monatelanger Lobbyarbeit. Im „Letter of Intent“ selbst heißt es, dass am Standort Kudamm „die Ergebnisse des bezirklichen Werkstattprozesses zur Entwicklung der City West berücksichtigt“ werden müssten. Dahinter nun steht, so die Berliner Zeitung, besonders der Lobbyverband AG City West und hier wiederum besonders: Signa. Ende Mai hatte die AG City West die Charta City West 2040 vorgestellt, als ein „Konzept für die Stadtentwicklung im Zentrum West". Ausgearbeitet habe das Papier das „WerkStadtForum“, eine Initiative, die von einer Tochterfirma der AG City West betrieben würde. Finanziert worden sei der Prozess von den größten Investoren: die Signa-Gruppe und zwei weitere Immobilienfirmen, die Berliner Pepper-Gruppe und die Unger-Gruppe aus Weiden. Kritiker würden in der „Charta City West“ vor allem einen Versuch der Immobilienwirtschaft sehen, Hochhäuser in der City West durchzusetzen. Die Charta enthalte 79 Thesen, und wie nebensächlich stehe erst unter Punkt 71: „Die City West setzt primär auf vertikale Verdichtung.“ Also auf Hochhäuser.


    Was mir auch nicht klar war: Die Beraterfirma des ehemaligen Deutschen Außenministers, Joschka Fischer & Company ist als grüner Lobbyist für Signa tätig. Die Strategien seien jeweils, je nach Situation, grundverschieden: Während für das Projekt am Hermannplatz Signa als gesprächsbereit inszeniert würde, mit runden Tischen etc., agierten sie in Charlottenburg möglichst intransparent und setzten auf den leichten Zugang zu den Entscheidungsträgern und eine breite Front von Investoren. (Signa habe auch nicht auf den Fragenkatalog der Berliner Zeitung reagiert.)


    Zwei Schlüsse:

    1. Die z.T. sehr berechtigten Zweifel an einer einseitig Investoren- und zukunfstkritische Haltung besonders in Teilen der Linken sollten nicht zu einer Blauäugigkeit gegenüber den Intentionen der Investoren verführen: Diese werden hier und anderswo nie vorwiegend durch städtebauliche Visionen angetrieben, sondern stets maßgeblich durch das Interesse, möglichst viel Bruttogeschossfläche in möglichst zentralen Lagen durchzusetzen, also Hochhäuser, unabhängig davon, ob das städtebaulich passt oder nicht, ob das dem gewachsenen Charakter der Stadt entspricht oder nicht.


    2. Signa geht emotionstrategisch extrem professionell vor, das lässt sich an den geilen Renderings, mit denen sie uns emotional gewinnen, ebenso studieren wie an ihrer perfekten Nachahmung von Graswurzel-Bewegungen („Nicht ohne Euch“). Hier, wo der politische und gesellschaftliche Gegenwind stark ist, stellt sich das Unternehmen als sozial sensibel und gesprächsbereit dar. Wo der Widerstand schwächer ist, verhält es sich offenbar sich wie alle, die Macht haben: Es schweigt. Wer im Widerstand gegen Signa daher einseitig den Schuldigen sieht und hier seine Zornenergien sammelt, verhält sich nicht klüger als jene, für die Großinvestoren a priori Feinde sind und die hinter jeder von ihnen angestoßenen Veränderung nur Gentrifizierung und einen weiteren Sieg des Großkapitals erkennen können.

    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler verbessert.

  • ^Es zwingt sich noch ein dritter Schluß auf:

    Rechtliche Unschärfen bei Eingriffen in Eigentum (wie wohlintendiert auch immer) fördern sowohl genehmingungsrechtliche Willkür (Bezirke, Baukollgium) als auch den Lobbyismus der in ihren Rechten beschwerten (CityWest, Investoren). Die Gemengelage wird schnell breiig und gibt der Korruption (politisch und materiell) Vorschub. Der Berliner Bausumpf wie er leibt und lebt, mal von links, mal von rechts, und es geht allen Beteiligten nur um die eigenen, aber als allgemeinbeglückend projizierten Interessen.


    Letztlich fördert das einen Stil auf Seiten der politisch Verantwortlichen, der nicht mehr auf Überzeugung von richtig und falsch basierend die Initiative ergreift, sondern einen Stil, der wie die Spinne im Netz auf seinen Moment wartet, dann zu agieren, wenn er damit durchzukommen glaubt. So wie hier und jetzt zu erleben, Opportunismus in Reinform. Eine politische Haltung wird da schnell zum Problem. Dabei verliert man leicht das wesentliche aus den Augen, nämlich, daß Signas Engagement ein Erfolg für die Stadt ist und Berlin aufhören sollte, sich für Erfolg zu schämen.

  • Die Regierungen anderer Hauptstädte würden sich über Investitionen und neue identitätsstiftende Bauten freuen- abgesehen davon, dass hier in Berlin beispielsweise noch zusätzlich Arbeitsplätze gesichert werden.
    Doch in Berlin versuchen Politiker von regierenden Parteien solch ein Projekt, das der Stadt und den Bewohnern mehr Attraktivität bringt, systematisch zu verhindern.


    Wenn das so weitergeht, wäre es wohl das Beste, wenn Signa das Projekt einfach abbläst, seine Karstadt-Filialen schließt und die Berliner Regierung mit den fatalen Konsequenzen ihres Handelns leben muss.

  • Zwei Schlüsse:

    1. Die z.T. sehr berechtigten Zweifel an einer einseitig Investoren- und zukunfstkritische Haltung besonders in Teilen der Linken sollten nicht zu einer Blauäugigkeit gegenüber den Intentionen der Investoren verführen: Diese werden hier und anderswo nie vorwiegend durch städtebauliche Visionen angetrieben, sondern stets maßgeblich durch das Interesse, möglichst viel Bruttogeschossfläche in möglichst zentralen Lagen durchzusetzen, also Hochhäuser, unabhängig davon, ob das städtebaulich passt oder nicht, ob das dem gewachsenen Charakter der Stadt entspricht oder nicht.

    Nur, dass die von SIGNA geplanten Hochhäuser eben schon sehr gut dem gewachsenen Charakter des oberen Ku'damm entsprechen, da hier bereits zahlreiche andere Hochhäuser stehen (Swissotel, Sofitel, Neues Kranzler Eck, Upper West und Zoofenster).


    Eine prinzipielle, gesunde Skepsis finde ich ja gut, aber man muss nicht überall einen "Haken" wittern, wo keiner ist. Wieso soll ein Investor nicht Visionen haben UND Profit machen wollen und können? Das scheint sich für viele gegenseitig auszuschließen, dabei lässt sich oft mit visionären Ideen am meisten Profit machen. Pragmatisch betrachtet ist es für die Stadt sowieso egal, ob die tieferen Beweggründe des Investors rein uneigennützig sind (was sie natürlich nicht sind und das ist überhaupt kein Problem). Fakt ist: Durch den Deal profitieren sowohl SIGNA als auch die Stadt. SIGNA kann im großen Stil Bürofläche an großartiger Lage schaffen (entsprechend rentabel dürfte das Projekt werden), die Stadt entwickelt diese Gegend des Ku'damms städtebaulich konsequent weiter und kann Arbeitsplätze erhalten. Gleichzeitig dürften von den neuen Angestellten in den Büros die Geschäfte am Ku'damm profitieren. Everybody wins! Können wir das mal bitte nicht aus den Augen verlieren?


    Man braucht schon eine befremdlich unflexible Einstellung, um den Deal hier als Erpressung/Kuhhandel begreifen zu wollen. SIGNA wollte hier Hochhäuser bauen, die Stadt wollte sich nicht darauf einlassen. Jetzt macht SIGNA der Stadt ein in der aktuellen Lage besseres Angebot und die Stadt geht darauf ein. Zum Glück muss man sagen, denn man müsste wirklich bescheuert sein, nicht auf so ein gutes Angebot einzugehen. Das ist Einigung durch Verhandlung und nicht Erpressung. Wie soll die Sache bitte sonst laufen? Die Stadt gibt vor "so und nicht anders" und der Investor kann entweder zusagen oder sich zurückziehen, ohne eigene Ideen oder Interessen vorbringen zu können? Und die Entscheidungsträger der Stadt dürfen ihre Position später nicht revidieren, weil sie ihren Machtanspruch und Unfehlbarkeit geltend machen müssen, egal ob es nun vernünftig ist oder nicht? Das ist vielleicht mit einer Diktatur vereinbar, aber nicht mit einer Demokratie.



    Das Argument, die Hochhäuser würden die Torsituation beeinträchtigen, finde ich durchaus nachvollziehbar, allerdings würden die zwei oder drei Hochhäuser von SIGNA zusammen mit Upper West und Zoofenster eine erweiterte Torsituation bilden und zusammen mit den restlichen Hochhäusern in der Gegend einen sehr schönen Minicluster ergeben. Die Vorteile überwiegen aus städtebaulicher Sicht meiner Meinung nach klar den Nachteilen.

  • Nur, dass die von SIGNA geplanten Hochhäuser eben schon sehr gut dem gewachsenen Charakter des oberen Ku'damm entsprechen, da hier bereits zahlreiche andere Hochhäuser stehen (Swissotel, Sofitel, Neues Kranzler Eck, Upper West und Zoofenster).

    Was Du hier machst, nennt man in der Philosophiegeschichte eine Petitio principii‘. Du stellst einen Satz (dass SIGNAs geplante Hochhäuser sehr gut dem Charakter der Gegend entsprächen) als Tatsache auf, so als ob sich das von selbst verstünde, und wer dem nicht folgt, erscheint entsprechend als Nörgler, der überall einen Haken wittern muss.


    Wir aber streiten uns hier doch, und es ist es doch gerade umstritten, ob die von SIGNA ursprünglich geplanten Hochhäuser "sehr gut dem gewachsenen Charakter des oberen Ku'damm" entsprachen! Das Baukollegium z.B. sah es nicht so, auch ich zweifle, (und habe das zu begründen versucht), ob die ursprünglich von SIGNA vorgeschlagenen drei Hochhäuser mit der Höhe von bis zu 150 Metern hier hineinpassen. Selbst Du scheinst das Argument, dass die Torsituation beeinträchtigt würde, nachvollziehbar.

    Wenn es auch in der Folge des Nein! des Baukollegium zu einer neuen, städtbaulich besseren Lösung kommen sollte, zu einem "everybody wins", können wir tatsächlich alle froh sein. Aber zu einem solchen (möglichen) besseren Ergebnis wäre man gewiss nicht gekommen, wenn man bereits den ersten Vorschlag von SIGNA geschluckt hätte, aus Angst, der Investor können dann verärgert abziehen. Und gegen eine devote und/oder blauäuge Haltung gegenüber Investoren wandte sich mein Beitrag: Dass ohne eine kritische und aufrechte Haltung auch gegenüber großen Investoren ein Wildwuchs entstünde, ein laissez-faire-Städtebau, bei dem sich die potentesten Investoren durchsetzen und der im Ergebnis Berlin zu einer banalen Dritte-Welt-Millionenstadt banalisieren und jedenfalls in ihren Charakter zerstören würde.

    Wieso soll ein Investor nicht Visionen haben UND Profit machen wollen und können?

    Das nennt sich "Pappkamerad".

  • Was Du hier machst, nennt man in der Philosophiegeschichte eine Petitio principii‘. Du stellst einen Satz (dass SIGNAs geplante Hochhäuser sehr gut dem Charakter der Gegend entsprächen) als Tatsache auf, so als ob sich das von selbst verstünde, und wer dem nicht folgt, erscheint entsprechend als Nörgler, der überall einen Haken wittern muss.

    Ich dachte, es versteht sich von selbst, dass es meine Meinung ist, die ich mit der bereits vorhandenen Hochhausbebauung begründe. Wenn wir von der Prämisse ausgehen dass gerade äthetische Einschätzungen sehr stark einem subjektiven Urteil unterliegen und deshalb immer Meinungen sind, dann finde ich es nicht notwending, jedes Mal durch die Formulierung darauf hinzuweisen, dass eine Einschätzung von mir eine Meinung ist und kein Fakt. Das wird sehr schnell grotesk, wenn man jeden zweiten Satz wie bei einem Gerichtsverfahren bei Patrice Lessner in Good Wife mit "meiner Meinung nach" beendet, so viel Entspanntheit hatte ich schon vorausgesetzt. Aber du hast natürlich Recht, dass ich mit meiner Formulierung eine Gewissheit impliziere, die nicht gegeben ist.


    Das mit dem Haken hast du falsch verstanden. Es ist nicht meine Absicht, mögliche sachliche Zweifel an der städtebaulichen Eignung des Projekts zu diskreditieren. Es geht mir darum, die Darstellung des Deals als Kuhhandel bzw. Erpressung und die damit verbundene voreingenommene, abwehrende und übertrieben skeptische Haltung zu kritisieren. Diese Argumentation zielt nämlich eben nicht auf eine sachliche Auseinandersetzung, sondern darauf, eine emotional aufgeladene, mMn irrationale Abwehrhaltung zu induzieren, die bei nüchterner Betrachtung mMn kaum haltbar ist.


    Das nennt sich "Pappkamerad".

    Ich hatte befürchtet, dass du mir das vorwerfen würdest, habe es dann aber doch sein lassen, mich argumentativ dagegen abzusichern. Mir ist bewusst, dass du selber nicht direkt argumentiert hast, dass Visionen und Profit unvereinbar seien. Doch auch wenn es in deinem Kommentar nicht Schwarz auf Weiß so geschrieben steht, könnte es suggestiv in diese Richtung verstanden werden, es hatte für mich jedenfalls ein "Geschmäckle". Und selbst wenn das nicht deine Absicht war, gibt es genug Leute, die diese Einstellung haben oder aus deiner Aussage ableiten könnten, daher die Notwendigkeit, darauf einzugehen. Wenn das nicht deine Absicht war, dann ist ja gut. Das ist aber kein Pappkamerad. Es geht mir nicht darum, Pappmänner aufzubauen, auf die ich eindreschen kann, nur um gegen dich argumentativ "zu gewinnen". ;)


    Also, no hard feelings?

  • Danke, das ist erhellend. Wenn man die Geschosse der Hochhäuser zählt, sieht das für mich im Wesentlichen wie Max und Moritz aus, aber eben am Kudamm. Ok, mehr Büro anstatt Wohnen, kann sich ja auch noch ändern. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht mehr, dass ist doch in Relation zur öffentlichen Debatte vergleichsweise harmlos, was da wirklich gebaut werden soll. Insbesondere der Abriss des Parkhauses an der Augsburger Straße kann städtebaulich nur eine Wohltat sein.

  • Das ist doch die alte Version mit den drei HH. Ich dachte, der Senat hätte sich darauf geeinigt, dass nur noch zwei HH gebaut werden?

  • In diesem MoPo-Artikel findet sich eine Visualisierung der Baumasse, wie sie sich Signa am Kudamm vorstellt:


    https://www.morgenpost.de/berl…9I_CjfWP1ymoILY64KsumtBsc


    Dabei ist die Rede von 130 Metern. Zudem heißt es in dem Artikel, Hertzberg spreche sich "für eine Verkehrsberuhigung des Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße aus, um die Aufenthaltsqualität zu verbessen. Herzberg plädierte für „moderne Verkehrsinfrastruktur“, Stellplätze müssten „minimiert“ werden." Haha, die Jungs wissen wirklich, wie sie ihren grünen Gegnern die Feindbilder versauen.

  • Nach dem Willen der Senatsbaudirektorin soll es für SIGNA keine Hochhausbebauung in der City West geben. Damit ist ein Widerspruch zum LOI aus dem letzten Jahr geschaffen, der mit einer ziemlichen Verrenkung (es wäre ja nur von "Hochpunkten" ausgegangen worden) verteidigt wird.

    Bitter.

    Berlin zementiert die isolierten Hochhäuser, statt spannende und abgestufte Skylines zuzulassen. Schon am Alexanderplatz hat man das mit der Festlegung auf die Höhe des Forum/Park Inn so gehandhabt. Mir ist das (wieder einmal) nicht verständlich. Dann lieber gar kein Hochbau als diese provinziellen Kompromisse.


    https://www.morgenpost.de/bezi…st-ohne-Signa-Tuerme.html

  • Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, aber es klingt doch ein wenig nach einem Paukenschlag. Nach Angaben der Berliner Morgenpost gehe aus einem neuen "Entwicklungskonzept City West", dessen Entwurf Senatsbaudirektorin Regula Lüscher im Rahmen einer Anhörung erstmals präsentiert habe, hervor, dass In dem darin enthaltenen Hochhauskonzept das Signa-Bauvorhaben ausgeschlossen sei.


    Nachtrag: Katzenstein und ich haben nahezu gleichzeitig an unseren Beiträgen geschrieben, aber da man Beiträge nicht löschen kann, lass ich ihn wie er war.

  • Das ist wirklich irre. Lüscher verteidigt ihre Position mit "fachlichen Gründen". Diese stünden manchmal im Gegensatz zu "politischen Gründen". Welche "fachlichen Gründe" verhindern denn bitteschön ein Hochhaus auf diesem Areal? Wie betriebsblind und unnötig ist denn bitte diese Baudirektion?

    Ein anderes Hochhaus wäre am Kurfürstendamm bereits völlig deplatziert und "fachlich falsch".


    Warum ist das sonst noch keinem hier aufgefallen? Wir haben ja wirklich eine bunte Truppe aus Architekten, Hobby-Architekten, Stadtplanern, Interessierte etc - aber wer hat sich hier im Forum jemals über irgendein Hochhaus am KuDamm aufgeregt? Die "fachlichen" Gründe, würde ich ja zugerne hören.