^^ 204x ist nicht erschreckend, sondern realistisch. Die Schweiz hat für ein vergleichbares Projekt am Zürcher Hauptbahnhof - der übrigens von der Größe und den Verkehrszahlen sehr gut vergleichbar mit Frankfurt ist - 17 Jahre benötigt und wir wissen alle, wie effizient die Schweiz bei solchen Bahn-Großprojekten arbeitet, siehe das gesamte NEAT-Projekt mit u.a. dem Gotthard-Basistunnel.
Ich glaube auch, dass die Bahn viel aus Stuttgart 21 gelernt hat, vor allem aus den Erfahrungen mit der Öffentlichkeit. Man nennt einfach keine zu frühen Inbetriebnahmetermine mehr, weil das immer Unmut auslöst, wenn sie aus irgendwelchen Gründen nicht gehalten werden können. Ist man dagegen früher fertig als angekündigt, freuen sich alle und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Die Nennung von Terminen mit größeren Puffern bringt also nur Vorteile, denn mit Verzögerungen muss bei Bauprojekten dieser Größe immer gerechnet werden.
Die Bahn spricht hier alleine von 8 bis 10 Jahren Bauzeit. Der 8 bis 10 km lange Tunnel selbst ist dabei nicht mal das Problem. Mit bergmännischer Bauweise bohrt die Tunnelbohrmaschine hier zwar eine Weile, aber das geht einigermaßen ungestört vonstatten. Klar darf man dabei nicht vergessen, dass wir uns hier im schwierigen Frankfurter Ton befinden, die Tunnelstrecke knapp 2 km unmittelbar unter dem Main verläuft und man dabei einen U-Bahn-Tunnel, einen S-Bahn-Tunnel und möglicherweise weitere Versorgungstunnel unterfahren muss.
Das Schwierigste ist aber der Bahnhof selbst. Es ist nicht ganz einfach, einen über 400 m langen Bahnhof in eine Tiefe von 35 bis 40 m zu bringen, ohne dabei den denkmalgeschützten Hauptbahnhof und die Nachbarbebauung wesentlich zu beeinträchtigen. Schließlich liegen hier auch noch der Hafentunnel, die B-Ebene und der U5-Tunnel. Wie schwierig das sein kann, sieht man an den langwierigen Gründungsarbeiten des FOUR und das ist sicher ein vorbildliches Projekt.
Außerdem ist es mit dem Tunnel- und Stationsbau alleine ja nicht getan. Steht der Rohbau, folgt noch der Ausbau, angefangen von der die Leit- und Sicherheitstechnik, die Oberleitung und dem Schienenoberbau bis hin zu Fahrtreppen und Aufzügen etc. in der Station. Im Vorfeld sind zudem Leitungsverlegungen und vermutlich auch Gleisumbauten an den 3 Tunnelmündern erforderlich.
Mit der abgeschlossenen Machbarkeitsstudie steht man schließlich auch erst am Anfang der Leistungsphase (Lph) 1 der HOAI. Als nächstes steht die Vergabe der Vorplanung an, die dann mit den erforderlichen umfangreichen geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen sicher 2 Jahre dauert, anschließend noch mal so lange für die Lph 3 - Entwurfsplanung - und dann kommt der große Knackpunkt: das Planfeststellungsverfahren. Das ist leider immer ziemlich unkalkulierbar, je nach Zahl und Umfang der Einwendungen. Man kann hier nur hoffen, dass es vergleichsweise reibungslos über die Bühne geht, da die Strecke ja überwiegend unterirdisch verläuft und damit der Einfluss auf Dritte und die Umwelt - vergleichsweise - gering ist.
Liegt die Planfeststellung dann endlich vor, kann europaweit ausgeschrieben werden, ggf. in mehreren Losen oder Bauabschnitten.
Grob würde ich daher den Zeitplan wie folgt abschätzen: (europaweite) Ausschreibung und Vergabe der Lph 1+2: 6 Monate; Lph 1+2 (Grundlagenermittlung + Vorentwurfsplanung): 2 Jahre; Lph 3 (Entwurfsplanung): 2 Jahre; Lph 4 (Genehmigungsplanung mit Planfeststellung und Sicherung der Finanzierung): 4 Jahre; Lph 6/7 (europaweite Ausschreibung und Vergabe): 1 Jahr, anschl. Lph 5 (Ausführungsplanung, wird i.d.R. vom Unternehmer übernommen), d.h. in Summe gut 10 Jahre bis zum Baubeginn. Das passt mit den Angaben der Bahn zusammen und setzt voraus, dass die Planfeststellung in rund 4 Jahren über die Bühne geht und keine großen Klageprozesse kommen.
Bei der Baudurchführung dann: 2 Jahre für vorbereitende Arbeiten (Baufeldfreimachung, Leitungsverlegungen, Gleisumbau an den Tunnelmündern, Herstellung der Start- und Zielbaugruben für die TBM etc.), anschl. 2 Jahre Tunnelbohrung, 6 Jahre Stationsbau (teilweise überschneidend), 2 Jahre Ausbau von Station, Tunnel und Zuführungsstrecken - macht in Summe die genannten 8 bis 10 Jahre.