@Munich2030: Dass sich in den Online-Kommentarspalten der Klatschblätter manch ein grantiger Bürger genauso "lautstark" austobt wie auf diversen "Social Media"-Plattformen ist ja nun wirklich nichts neues mehr und sollte nicht als ein Indiz für die tatsächliche Stimmung bei der Mehrheit der Bevölkerung missverstanden werden.
Interessant ist, dass wir mit einigen Leuten aus dem Forum Ende Januar auf der Veranstaltung des Referats für Stadtentwicklung diese Frage bei einer Wortmeldung formuliert haben: Warum wird in München nicht mehr innovative Architektur zugelassen und würde dabei nicht helfen, wenn es z.B. einen Hochhausrahmenplan gäbe? Diese Frage (man könnte fast meinen, Herr Pretzl habe sie von uns gehört ;)) haben wir direkt an Elisabeth Merk gerichtet, die öffentlich auf dem Podium nicht darauf einging, dafür später im persönlichen Gespräch sehr ausführlich. Was sie über den Hochhausrahmenplan gesagt hat, habe ich ja schon geschrieben. Zum Thema innovative Architektur meinte sie, dass sie über die städtebaulichen Wettbewerbe und die Vorgabe, dass es dann projektbezogen noch einen Realisierungewettbewerb gibt, so wie beim Areal Paul-Gerhardt-Allee oder auch in Freiham grundsätzlich schon froh sei. Dann werde es aber immer schwieriger, konkrete und bindende Spezifikationen auch vom Bauherren umsetzen zu lassen. Der wolle ja möglichst billig bauen und die Stadt wiederum will, dass er möglichst schnell baut (und ggf. möglichst günstige Wohnungen anbietet). Das sei keine gute Verhandlungsposition, um außergewöhnliche und innovativer Architektur vom Bauherrn einzufordern.
Edit: Dass das Thema architektonische Gestaltung zunehmend zum Politikum und potenziell zum Wahlkampfthema wird, zeigt auch das Beispiel dieses Plakats der ÖDP, das ich gerade zufällig an der Nymphenburger Str. gesehen habe:
Flächenfraß, gesichtslose Architektur, seelenlose Dörfer – zerstören wir unsere Heimat?“ Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, Honorarprofessor der Universität Bamberg: Was ist eine Stadt ohne Historie, ohne Denkmäler?“ „Welchen Kahlschlag hat die bayerische Kulturland schaft in den letzten Jahren erfahren?“ „Wie sehr wird München mit geschichts- und gesichtsloser Architektur verschandelt?“
Quelle: https://oedp-muenchen.de/wp-co…-final-ohne-Beschnitt.pdf
Bei aller Architekturkritik ist es jetzt wichtig, dass die Kritik konstruktiv und vorausschauend bleibt. Sonst haben wir am Ende als Konsequenz aus der ach so "langweiligen Architektur" einen Hochhaus-Entscheid reloaded, oder - schlimmer noch - einen Bürgerentscheid mit dem Ziel, jegliche städtbauliche Entwicklung zu blockieren.