Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Zum Schluss noch ein Bild von den Rossebändigern:

    berliner_schloss_port1okyk.jpg

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

    Wenn man sich die Attikafiguren über Portal IV anschaut, so fällt auf, dass diese nicht aus Schlüters Zeit stammten. So weit ich weiß, hat man sich bei den Schlüterhof-Standbildern bemüht, die Austauschskulputuren des 19. Jahrhunderts wieder durch die barocken Versionen zu ersetzen. Vielleicht könnten neue Attikaskulpturen und Rossebändiger (wie von TwistedRoad angeregt) mit Bezug zum Humboldt Forum neu geschaffen werden (Hier Pferde der Terracottaarmee:

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    ). Die Bepflanzung der Schlossterrassen tut dies auch. Das barocke Aussehen der Skulpturen kennt man, glaube ich, nicht und damals standen auch Vasen etc. dazwischen. https://docplayer.org/docs-ima…/51932116/images/26-0.jpg


    Das Thema Ostasien ist dem Barock auch nicht wesensfremd: https://www.wikiwand.com/de/Chinesisches_Haus_(Potsdam)

    Einmal editiert, zuletzt von Tomov ()

  • Dass moderne Attikafiguren nicht zu einem barocken Schlossbau passen, kann jeder am Ostflügel von Charlottenburg sehen. Der Förderverein jedenfalls wird die historischen Attikafiguren wiederherstellen lassen, das ist sicher.


    Einen Bezug zwischen dem Humboldt-Forum und den Außenräumen braucht man auch nicht erst herstellen, da es ihn schon längst gibt: Kein Geringerer als Alexander von Humboldt war von den Rossebändigern am Stadtschloss begeistert.

  • Einen Bezug zwischen dem Humboldt-Forum und den Außenräumen braucht man auch nicht erst herstellen, da es ihn schon längst gibt: Kein Geringerer als Alexander von Humboldt war von den Rossebändigern am Stadtschloss begeistert.

    Es sollte ein Bezug sein, der jedem Besucher ins Auge fällt! Für diesen hergeleiteten Bezug können dann ja Tafeln unter den Standbildern angebracht werden, oder wie?


    Dieser Anspruch alles in den Zustand von 1846 bzw. 1950 (vor der Zerstörung) zu versetzen tötet ja wirklich jede Zukunftsplanung im Schlossumfeld!


    Und von modernen Attikafiguren hat hier niemand was gesagt!

  • Die Behauptung, alles würde in den Zustand vor 1945 versetzt, ist Unsinn und das weißt du auch. Da reicht schon ein Bildvergleich des alten Zustands mit den Plänen von bbz landschaftsarchitekten. Es geht einzig und allein darum, einzelne noch vorhandene Denkmäler mit Bezug zum Schloss diesem wieder zurückzugeben. Darin liegt auch die Stärke des bbz-Konzepts, das traditionelle und moderne Elemente miteinander verbindet, wie dies z. B. bei der Gestaltung des Lustgartens der Fall ist.

  • Zumindest finde ich es schade dass sich die Diskussion hier immer nur um die Rossebändiger/Adlersäule/Neptunbrunnen/Oranierfürsten dreht und dabei unterschlägt, dass man den für Skulpturen vorgesehenen Platz auch für Projekte nutzen kann um z.B. einen Bezug zum Humboldt-Forum nach Aussen herzustellen!


    Warum z.B. statt der Rossebändiger nicht Pferdeskulpturen aus Japan oder China aufstellen? Wir haben 2 geliehene Pandas, da käme es auf z.B. Repliken von Pferden aus der Terakotta Armee auch nicht mehr an

    Deinem Wunsch kann ich aus zwei grundsätzlichen Erwägungen nicht zustimmen.


    Erstens - und das habe ich hier im DAF schon häufiger gelesen - vergisst man, dass die Konzeption von Schlössern nie mit der Fassade endete. Innen und Außen, Fassaden, Innenräume und die Gärten bzw. das direkte Schlossumfeld wurden immer als eine Einheit betrachtet, als ein auf sich beziehendes Geflecht aus Bedeutungen und Abhängigkeiten. Nimmt man hier bestimmte zentrale Aspekte heraus, geht auch sehr viel von der grundsätzlichen Erlebbarkeit des Schlosses verloren, weil man alles als Einheit denken muss.. Rossebändiger, Adlersäule, Neptunbrunnen, alles war so aufgestellt, dass es die Wirkung des Schlosses unterstützt und die Sprache des Gebäudes ins Umfeld transportiert. Schlösser wie Versailles sind ohne die Umgebungsgestaltung gar nicht denkbar, manche sagen ja sogar, das Umfeld ist größer als das Schloss von Versailles selbst.


    Daher kann man hier nicht einfach einzelne Elemente weglassen oder umstellen, denn damit verändert man das gesamte Grundkonzept. Hinzu kommt, dass wir beim Schloss faktisch von einer Komplettrekonstruktion sprechen, da aufgrund der Ausgangslage anders als bei der Frauenkirche kaum Spolien verbaut werden konnten. Einzig vom Schlossumfeld sind wesentliche Elemente erhalten. Und dann gerade auf diese zu verzichten, das will ich einfach nicht begreifen. Das macht null Sinn und ich sehe auch nicht, wie diese Elemente dem Ort schaden sollen. Der einzige Grund, warum nach wie vor bestimmte Akteure dagegen arbeiten, ist die Tatsache, dass man sich bis heute nicht mit den Fassaden abfinden kann und da, wo man jetzt noch einen kleinen Fußtritt mitgebene kann, da versucht man es wo es nur geht. Ich finde das einfach schade und traurig.

    Und zweitens muss man sich dann die Frage stellen, was wir alternativ wollen. Sind es wirklich Pandas statt der Rossebändiger? Einen Buddha statt dem Adler auf der Säule? Ein japanisches Teezelt statt dem Neptunbrunnen? Ist es wirklich das was wir wollen? Einen etwas wertigeren Asiadekoshopzoo rund ums Schloss? Muss man sich immer so anbiedern? Käme man in Japan auf die Idee, vor dem Kaiserschloss alle Skulpturen durch Füchse oder Rehe zu ersetzen? Ich bin ehrlich, ich kann diese Anbiederung an eine vermeintliche politische Korrektheit manchmal nicht mehr ertragen. Etwas Selbstbewusstsein in der Präsentation der eigenen Kultur an so zentralen Orten ist doch keine Respektlosigkeit gegenüber anderen Kulturen, sondern einfach ein positiv der Ausdruck gegenüber der eigenen Kultur und eine damit einhergehende Wertschätzung. Denn man kann auch positiv etwas präsentieren ohne andere Kulturen abzuwerten. Und ich glaube auch nicht, dass Japaner oder Chinesen von uns erwarten, dass wir das Schloss mit Drachen und Pandas dekorieren, weil ehrlicherweise in ihren Ländern niemand auf die Idee kommen würde, dies uns gleichzutun. Und sie kommen ja nach Europa, nicht um eine Imitation ihrer Kultur zu sehen, sondern sind neugierig auf unsere.


    Daher sollten wir uns ganz genau überlegen, was wir hier in der Keimzelle Berlins präsentieren. Und bei einem der wichtigsten Schlossbauten Europas bin ich dann dafür, unsere Geschichte zu erzählen und nicht die von Pandas, Tigern und Co... . Das ist zumindest meine Meinung.

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    In meinen Augen verstehst Du das Konzept des Humboldt-Forums völlig falsch! Ja, die rekonstruierten Fassaden zeigen das Berliner Schloss, aber es ist NICHT unsere deutsche Geschichte die hier präsentiert wird!


    Das Humboldt-Forum "im Berliner Schloss" wird Teil der Museen auf der Museumsinsel. Die Museumsinsel repräsentiert und präsentiert die gesamte Welt durch die Ausstellung all der Kunstschätze die die Stiftung Preussischer Kulturbesitz angesammelt hat. Demzufolge spricht auch absolut nichts dagegen, diese Kunstschätze z.B. an den Eingangsportalen zu präsentieren, um Besucher darauf einzustimmen, was sie im Inneren erwártet!


    Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, vor der Zerstörung um das Schloss herum beheimatete Kunstwerke an ihren alten Platz zurück zu bringen, man könnte also das erhaltene Kapital an den Platz der Adlersäule stellen, das wäre sogar archäologisch nachvollziehbar. Mich nervt lediglich diese eingefahrene Diskussion, dass es entweder die Rossebändiger, etc. etc. sind oder offenbar gar nichts, man kann sich offenbar keine Alternativen vorstellen und Architektator hätte ja auch gern ein kaiserliches Wappen im Pflaster.


    Das spricht für mich für reine Rückgewandtheit und hat mit der künftigen Funktion des Ortes nichts zu tun!


    Tomovs Kommentar dagegen ist für mich völlig nachvollziehbar!

  • Falsch, TwistedRoad. Die Sammlungen des Humboldt-Forums kehren an den Ort zurück, wo sie im 17. Jahrhundert unter dem Großen Kurfürsten als "Kunstkammer" gegründet wurden: nämlich im Schloss. Also mit Verlaub: Wenn hier jemand das Konzept des Humboldt-Forums nicht versteht, dann du.

  • Fern ab des Konzepts, über dessen zustandekommen man ja auch einen Roman schreiben könnte, muss ich einfach sagen, dass mir die Haltung, die einige Rekonstruktionen entgegenbringen, einfach nicht gefällt. Wie viele Rekos gibt es denn im Jahr? In ganz Deutschland vielleicht 5-10. Fällt irgendwem ein Zacken aus der Krone, wenn man diese ganz wenigen Projekte einfach mal in Ruhe lässt?


    Denn eigentümlicherweise gibt es die Forderung nach Brüchen oder modernen Ergänzungen immer nur in eine Richtung, nämlich wenn etwas rekonstruiert wird. Baut man einen modernen Bau an historischem Ort oder mit historischer Funktion, kommt niemand auf die Idee, hier etwas Altes zu fordern. In jeder Oper, in jedem Schauspielhaus, in jeder Philharmonie werden historische Stücke von historischen Persönlichkeiten aufgeführt. In der Konsequenz könnte ich dann auch fordern, vor die Elbphilharmonie gehört ein historischer Beethoven oder Mozart. Damit man auch von außen auf die Funktion im Inneren schließen kann. Aber wenn man so argumentiert, will davon auch wieder keiner etwas wissen.


    Es gibt so wenige Rekos, selbst beim Berliner Schloss gibt es aktuell keinen einzigen historischen Innenraum, es gibt dazu eine komplett moderne Ostfassade. Ist es nicht möglich, wenigstens aus einer kleinen Perspektive und für einen Moment ein harmonisches Bild zu schaffen, ohne bunte Pandas, ohne Glaskeile, ohne moderne Skulpturen? Ist es so schwierig, dass man nicht mal diese eine Perspektive dem anderen gönnen kann?

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    In meinen Augen verstehst Du das Konzept des Humboldt-Forums völlig falsch! Ja, die rekonstruierten Fassaden zeigen das Berliner Schloss, aber es ist NICHT unsere deutsche Geschichte die hier präsentiert wird!


    Das Humboldt-Forum "im Berliner Schloss" wird Teil der Museen auf der Museumsinsel. Die Museumsinsel repräsentiert und präsentiert die gesamte Welt durch die

    Das Schloss wurde gebaut lange bevor es Deutschland gab. Es geht bei der Rekonstruktion um Preußen. Nicht um Deutschland. Preußisches Barock. Es passt sehr gut zur Ausstellung von Artefakten untergegangener Lebensweisen und Kulturen früherer Epochen im Innenraum wenn außen Artefakte der untergegangenen preußischen Kultur und der Regionalgeschichte gezeigt werden. Diese Rossebändiger sind genauso wertvolle Ausstellungsstücke. Durch die Geschichte als Geschenk Russlands sind es sogar recht interessante Objekte die einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden sollten. In einer von vielen Stadtteilgrünanlagen gehen sie unter.



    Das muss doch jeder einsehen. Würden besonders inszenierte und konzentrierte Ausstellungsorte keinen Unterschied machen bräuchte die Welt keine Museen, die Mona Lisa könnte auch in einem Treppenhaus einer Pariser Behörde mit Wachschutz sicher und öffentlich ausgestellt werden. Aber so funktionieren points of interest nicht. Wenn es keinen Unterschied macht, ob die Figuren im XY Park stehen den kein Mensch kennt oder besucht der da nicht eh Zuhause ist oder im Zentrum Berlins und am ursprünglichen Aufstellplatz dann würde hier ja nicht so erbittert dagegen gestritten. Das macht ihr weil es einen großen Unterschied macht. Also doch wieder Ideologie.

  • Je älter ich werde desto mehr finde ich, dass der Durchschnittsdeutsche und besonders der Bildungsbürger dessen Elterngeneration noch einen biographischen Bezug zur NS Zeit hat zu denken scheint, dass es die Strafe der Deutschen sein muss in möglichst nüchternen Städten zu leben und wenn gar erhebende Gefühle aufkommen, Pracht und Repräsentanz, Opulenz, dann ist der Faschismus bestimmt gleich um die Ecke. Die Deutschen müssen deprimiert sein sonst werden sie wieder zu Tätern. Und die Zerstörung unserer Städte war so eine Art gerechte Strafe und jede Umkehrung der Zerstörung ist daher sofort im Verdacht Geschichtsrevision zu betreiben.


    Was so büßend und demütig daher kommt fand ich schon immer sehr egoistisch. Erstens weil die Gebäude niemand was getan haben. Sondern Menschen waren Täter. Es ist fast wie eine Ersatzhandlung oder Projektion was da passiert. Und es ist egoistisch, weil es das Erbe von früheren Generationen die nichts für NS Verbrechen konnten für die eigene Katharsis opfert. Und es ist egoistisch, weil man sich anmaßt nachkommenden Generationen dieses Erbe einfach vorenthalten oder nehmen zu dürfen.


    Darum bin ich mir auch sicher, dass unsere Städte viel zurückholen werden sobald gewisse Generationen nicht mehr sind. Aber ich habe eigentlich keine Lust noch länger zu warten, es gibt keinen sachlichen Grund dafür die Rossebändiger nicht an ihren ursprünglichen Ort zurückzuführen.


    Zitat gelöscht. Weniger ist mehr...

  • Falsch, TwistedRoad. Die Sammlungen des Humboldt-Forums kehren an den Ort zurück, wo sie im 17. Jahrhundert unter dem Großen Kurfürsten als "Kunstkammer" gegründet wurden: nämlich im Schloss. Also mit Verlaub: Wenn hier jemand das Konzept des Humboldt-Forums nicht versteht, dann du.

    Dass die unter dem großen Kurfürsten gegründete Sammlung die Keimzelle der Sammlung des Preußischen Kulturbesitzes ist, bestreite ich überhaupt nicht, aber es geht bei der Einrichtung des Humboldt Forums eben nicht um die Wiederherstellung der Kunstkammer, noch geht es um eine Rückführung!


    Es geht laut Gründungsintendanz darum:


    Neuartige Kunst- und Kulturangebote sollen hier den Blick schärfen für alle Weltkulturen. Hierfür werden die Bestände des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die bisher an unterschiedlichen Orten im Berliner Süden beheimatet waren, in einer zentralen Schau zu sehen sein. "Die außereuropäischen Künste sollen sich selbstbewusst darstellen, im stadträumlichen Bezug zu den Zeugnissen unserer europäischen Kunst- und Kulturgeschichte, die sich direkt gegenüber auf der Museumsinsel befindet".

  • Das Schloss wurde gebaut lange bevor es Deutschland gab. Es geht bei der Rekonstruktion um Preußen. Nicht um Deutschland. Preußisches Barock. Es passt sehr gut zur Ausstellung von Artefakten untergegangener Lebensweisen und Kulturen früherer Epochen im Innenraum wenn außen Artefakte der untergegangenen preußischen Kultur und der Regionalgeschichte gezeigt werden. Diese Rossebändiger sind genauso wertvolle Ausstellungsstücke. Durch die Geschichte als Geschenk Russlands sind es sogar recht interessante Objekte die einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden sollten. In einer von vielen Stadtteilgrünanlagen gehen sie unter.

    Es ging bei der Errichtung des Humboldt Forums weder um Deutschland noch um Preußen! Schonmal gar nicht um die untergegangene preußische Kultur oder der Regionalgeschichte. Für die Regionalgeschichte gibt es das Märkische Museum. Berlin wird sich zwar präsentieren, dies aber nicht in einem die gesamte Vorgeschichte Berlins umfassenden Rahmen!


    Ja, die rekonstruierte Fassade des Schloßes mag preußisches Barock repräsentieren, aber das Gebäude in seiner Gesamtheit hat nicht Preußen als Thema! (Siehe auch vorherigen Kommentar zur Gründungsintendanz)


    Ich sehe nicht ein, wo ich irgendwo ideologisch argumentiere wenn ich meine, es muss erlaubt sein auch Alternativen über die Aufstellung der vormals platzierten Artefakte zu diskutieren!

  • Ist es nicht möglich, wenigstens aus einer kleinen Perspektive und für einen Moment ein harmonisches Bild zu schaffen, ohne bunte Pandas, ohne Glaskeile, ohne moderne Skulpturen? Ist es so schwierig, dass man nicht mal diese eine Perspektive dem anderen gönnen kann?

    Bunte Pandas oder moderne Skultpturen hat hier niemand eingefordert oder vorgeschlagen, es hilft evtl. die Kommentare korrekt zu lesen und die Worte nicht im Mund umzudrehen!!


    Diejenigen, die hier keine andere Perpektive zulassen, sind die Reko Fans, die zwar nun die Schlossfassaden haben, dies aber nicht ausreicht und die nun an weiteren Rekonstruktionen arbeiten.

  • Es ging bei der Errichtung des Humboldt Forums weder um Deutschland noch um Preußen! Schonmal gar nicht um die untergegangene preußische Kultur oder der Regionalgeschichte. Für die Regionalgeschichte gibt es das Märkische Museum. Berlin wird sich zwar präsentieren, dies aber nicht in einem die gesamte Vorgeschichte Berlins umfassenden Rahmen!

    Da ist dir unterm Schreiben wohl noch eingefallen, dass Berlin eine wesentliche thematische Abteilung des Humboldt-Forum bildet. Humboldt als Namensgeber ist die personifizierte Brücke zwischen altem Preußen und den Weltkulturen. Darum ja der Name! *headdesk*


    Daran ändert auch der schwache save am Schluss nichts, indem du was verneinst was ich eh nicht behauptet habe.

    Die Rossebändiger sind eine der ganz wenigen authentischen Zeugnisse der originalen Schlossanlage und ausgerechnet das nicht an der Rekonstruktion der Schlossfassade stehen haben zu wollen ist in meinen Augen bornierte Ideologie, zu der sich dann irgendwelche Argumente gesucht werden wie es gerade passt. Dabei bleibe ich solange bis ein einleuchtendes Argument gegen die Rückversetzung kommt.

  • ^

    Die Rossebändiger sind Bestandteil des Heinrich von Kleist Park, dieser ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gartendenkmal und nicht irgend eine "Stadtteilgrünanlage" wie Du sie genannt hast!

  • ^ Vom Pflegezustand her müsste man das mit der "Stadtteilgrünanlage" aber denken. Im übrigen auch von der notdürftigen Gestaltung her: der Schöpfer Georg Pniower hat dden notdürftigen und provisorischen Charakter der Kleistparkt, für dessen Entwurf er auf Befehl der britischen Besatzungsmacht tätig wurde und exakt 14 Tage Zeit hatte, hingewiesen. Pniower wüsste nichtmal, was die Figur des Genius bedeutet.

    Insofern ist die vom Landesdenkmalamt behauptete Hochwertigkeit der Anlage vom Schöpfer selbst falsifiziert, aber was interesiert die Menung des Urhabers. schon.

  • [...]und wenn gar erhebende Gefühle aufkommen, Pracht und Repräsentanz, Opulenz, dann ist der Faschismus bestimmt gleich um die Ecke. Die Deutschen müssen deprimiert sein sonst werden sie wieder zu Tätern.

    Es ist schon was dran, dass die Dikussionen in diesem Land teils mit Argument geführt werden, die fast einen pathologischen Charakter haben. In irgendeinem größeren Zeitungsartikel den ich vor ein paar Monaten las, hat der Redakteur tatsächlich als Kontra-Argument gegen den Wiederaufbau des Kaiser Wilhelm Denkmals angeführt, es bestünde die reale Gefahr, dass Nazis aus ganz Deutschland zu dem Denkmal pilgern und dort Versammlungen abhalten könnten. Mal abgesehen davon, dass Versammlungen polizeilich angemeldet werden müssen, weil sie sonst polizeilich aufgelöst werden und ein Naziaufmarsch vorm Schloss wohl kaum genehmigt würde, was ist denn das für eine absurde Verklärung der Verhältnisse. Ein demokratisches 80+ Millionen Volk soll daran gehindert sein, ein bedeutendes kulturgeschichtliches Denkmal in seiner Hauptstadt rekonsturieren zu können, weil sich ein paar dutzend Idioten Schilder mit dummen Sprüchen basteln und nutzlos davor rumstehen könnten?! :hammerlol Man müsste halb Washington abriegeln.


    Egal aus welcher Perspektive ich das betrachte, es macht keinen Sinn seinen Kindern ein Land zu hinterlassen, dessen Geschichte sie nicht mehr anfassen, begehen und sinnlich erfahren können, sondern nur von Schwarz-Weiß-Fotos und aus langweiligen Unterrichtsstunden kennen. Das schafft weitaus mehr Raum für geschichtliche Verklärungen und zweifelhafte Deutungen, bietet eine weit größere Spielfläche für politische Rattenfänger, als der offene und selbstbewusste Umgang damit. Es gibt ein unbewusstes Begehren nach einer positiven Identifikation mit seinem Land und seiner Kultur, das alle Menschen in sich tragen. Dieser Wunsch lässt sich auch nicht unterdrücken, er bricht sich nur auf unterschiedlichen Wegen seine Bahn. So haben auch die Deutschen Wege gesucht und sich positive Identifikationsbilder verpasst. Das Land der Ingenieurskunst, das Land der fleißigen Schaffer, die tollen Autos, die starke D-Mark, die erfolgreiche Nationalmannschaft.. all das sind Wege auf denen sich das Begehren nach positiver Identifikation in einem gemeinschaftlichen Sinn selbst Ausdruck verliehen hat. Nur seien wir mal ehrlich, so richtig zieht das nicht mehr. Die NM spielt keine Sommermärchen mehr, die tollen Autos sind plötzlich sündig geworden, Nobelpreise werden heute woanders abgeräumt, den Euro erwähnen wir lieber nicht und die Deutschen Ingenieure fragen sich, ob sie 5G Technik beim chinesischen Zentralkomitee oder der CIA kaufen. Wir befinden uns als Gesamtgesellschaft in einem akuten Mangelzustand an positiver Identifikation mit unserem Land. Dieser Mangel sucht danach abgestellt und erfüllt zu werden und die klassischen Erfüllungsmuster für akuten Identifikationsmangel kennen wir zur Genüge, er führt, unbehandelt, zu einem Abgleiten in extremistische Positionen jeder Coleur. Wenn wir es als Demokraten nicht schaffen, unserer Nation ein positives Identifikationsbild zu verpassen -und dazu gehört auch ein selbstbewusster und gemeinschaft-schaffender Umgang mit den positiven Aspekten unserer reichhaltigen Kulturgeschichte- dann wird dieser Mangel von undemokratischen Mächten gefüllt werden.

  • Wir kommen hier stark vom Konkreten zum Allgemeinen. Und beim Allgemeinen stimme ich absolut nicht zu. Gerade Unter den Linden wurde schon dies und das aus der Kaiserzeit aufgemöbelt und rekonstruiert. Es gibt in Berlin praktisch keine Zeitschicht, die nicht konserviert wurde, inklusive diverser monumentale Einschüchterungsbauten aus der Nazizeit sowie genügend mehr oder minder beeindruckende DDR-Architektur. Und gerade die Ambivalenz unserer Geschichte ist in Berlin allgegenwärtig greifbar: Gedächtniskirche, Holocaust-Mahnmal, EastSide-Gallery, heile Ensembles, Narben - alles da. Nur weil man hier und dort ein paar Wunden belässt, nicht alles glattbügelt und auch nicht jeden möglichen Frevel von Alliierten oder DDR korrigiert, muss man die Unterstellungen nicht übertreiben.


    Ich persönlich attestiere mir durchaus ein gesundes Maß an Verwurzelung und Patriotismus (Identifikation, Vaterlandsliebe, starker Bezug zur Heimatstadt, Engagement etc.) aber zugleich auch genügend Demut angesichts des nationalen historischen Erbes und der Weite der Welt, um übertrieben nationales Denken oder gar Selbstüberhöhung abzulehnen. Das Schloss ist mE eine sinnvolle Rekonstruktion bzw. gewissermaßen ein angemessener kosmetischer Eingriff. Aber ob da jetzt noch die letzten paar Figuren etc. darum gruppiert werden, sind mE nur nette Details. Kann man gerne machen aber auch ohne die muss keiner unserer Nachkommen voll Komplexe und Selbstzweifel durchs Leben vegetieren. Wie traurig bis deprimierend - geradezu erbärmlich - wäre das denn auch? Das ist mir wirklich deutlich zu dick aufgetragen und nicht mehr sachlich nachvollziehbar. Ich habe wohlgemerkt selbst einige (tolle, sehr geliebte) Kinder und mache mir logischerweise alle möglichen Gedanken über ihre Zukunft aber so was zählt absolut nicht zu den entscheidenden Themen.

  • ^ ^

    Soll jetzt wirklich statt der positiven Symbole der erfolgreichen Nachkriegszeit, darüber diskutiert werden, ob man vergangene Symbole wiederholt? Kaisewappen, Kaiser Wilhelm Denkmal, demnächst etwa auch noch die Neue Reichskanzlei??? Echt Leute, ihr müsst mal überlegen was ihr da schreibt.


    Es mag sein, dass die Symbole nicht den rückwärtsgewandten Nationalsimus fördern, aber ich befürchte, dass dieser Nationalismus in vielen Köpfen schon oder immer noch drin steckt und sich jetzt alte Symbole wiederholen will.


    Der deutsche Minderwertigkeitskomplex ist keine Erfindung der Nachkriegszeit, sondern begründet sich in der langen Phase der Kleinstaaterei im Vergleich zu den damals erfolgreichen Nationalstaaten. Er führte ins Chaos, nicht nur für Deutschland. Ihn jetzt als Begründung anzuführen, um etwas zu erreichen, damit sich zukünftige Generationen besser fühlen, ist sowas von reaktionär, da kann ich gar nicht so viel essen wie ich k..... könnte!