So weit ich informiert bin, könnte u.a. der Neptunbrunnen nicht mehr exakt in der ursprünglichen Form platziert werden. Er wäre entweder zu dicht am Rand oder müsste entsprechend ein Stück verrückt werden.
Bei dem Argument würde ich entgegnen: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Zumindest im Bereich des Hochbaus gibt es kein offensichtliches Hindernis.
Noch empfinde ich es als naive Verklärung einer fremden, exotischen Kultur oder Religion. Mich würde aber sehr interessieren, warum man es so wahrnimmt/ liest. ... Schließlich sind die Schlossfassaden gewissermaßen ja nicht weniger rekonstruiert und somit als originalgetreue Kopie im öffentlichen Raum inszeniert als das Sanchi-Tor.
Die Schlossfassaden stehen für eine äußerliche Rekonstruktion eines Gebäudes, das den umliegenden Stadtraum ja wesentlich mitgeschaffen hat, somit kulturgeschichtlich ja (mit Unterbrechnung) aus seinem Grund heraus an diesem Ort entstand. Oder nehmen wir den Tuilerien-Palast, wer weiß ob nicht auch mal die Pariser auf die Idee kommen diesen zu rekonstruieren?
Die Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bauwerks das im kollektiven Gedächtnis blieb an historischer Stelle halte ich nicht für verwerflich. Würde man das Berliner Stadtschloss, den Reichstag oder nehmen wir den Tuilerien in Las Vegas, Rieno oder Macao als (billige) Kopie hinstellen entspricht das der Geisteshaltung des Ortes, die für sich spricht. Würde man diese Bauwerke aber an national bedeutende Orte in wichtigen Kapitalen wie z. B. in Paris, Peking, Moskau, Washington, Istanbul und Co. setzen, so halte ich das für höchst unanständig und falsch, sogar inakzeptabel. Was den Fall des Sanchi-Tores neben seiner aus meiner Sicht vulgären Zurschaustellung an einem der bedeutendsten (und hochfrequentiertesten) Orte Berlins samt Produktion aus Röttbacher Mainsandstein (!) besonders bemerkenswert macht ist, dass man am alten Standort in Dahlem durchaus verstand solche religiösen Monumente zwar etwas abgeschieden, aber dem spirituellen Hintergrund doch subtil würdevoll zu präsentieren.
Auf das heutige Tor aus Sanchi vorm Schloss fehlt nur noch eine rot blinkende Leuchtwerbung mit der Aufschrift: "Wir sind so weltoffen!"
Zum einen ist es für mich wirklich eine kulturelle Aneignung an dieser Stelle, zum anderen sehe ich dadurch allmählich eine Konkurrenz bzw. einen Kampf zwischen dem äußerlich rekonstruierten Stadtschloss und seiner Historie und dem darin befindlichen Museum entstehen. Die restlichen historischen Figuren im Umfeld kann man nicht wieder aufstellen, einen Abguss der Engländer aus Indien aber schon. Ich habe deine Ausführungen hierzu gelesen und nehme diese auch ernst, jedoch muss ich bei meinem Urteil hierzu bleiben: ein obszöner Vorgang.
Hallo JimmyMcGill, ich glaube wir schreiben aneinander vorbei, ist etwas unübersichtlich geworden in dem Strang. Ich verweise auf meinen Beitrag #1.446 in dem ich nur darauf aufmerksam machte, dass der Lustgarten ja mal gepflastert war und nach dessen Wiederbegrünung nun gegenüber Stein und Pflaster soweit das Auge reicht durchsetzte.
In #1.455 antwortete ich einem Mitglied hier auf seine Gegenantwort, dass "Platz" und "Garten" nicht klar zu definieren sei. Und hier kam meine Reaktion, dass wenn man den Lustgarten ernst nehmen wolle, so müsse er am Schloss beginnen. Da aber UdL dazwischen ist und sein bauliches Umfeld zumindest städtebaulich einen Platz definiert scheint die Idee von Pflasterung oder gar eines Stadtplatzes über die Zeiten nie ganz verschwunden zu sein. Ich selber fordere hier weder dies noch das, ich finde es nur bemerkenswert, dass zum einen die DDR die Pflasterung und Entwidmung des "Gartens" nie in Frage stellte und zum anderen in der Nach-Stimmann-Ära anscheinend bei den Planern eine Sehnsucht nach gepflasterter Weite gegenüber bestand. Ich selber schließe daraus nichts, es ist nur eine Wahrnehmung von mir, die anscheinend mit dem Ort an sich zu tun hat.