Neuer Stadtteil im Nordwesten geplant

  • ^ Ich habe es so verstanden, als ginge es noch gar nicht um Städtebau, sondern primär um Landschaftsplanung.. Wir sollten nicht vergessen, dass das Projekt einige raumplanerische Hürden in Gestalt der Schutzgüter, Boden, Wasser, Luft usw. zu nehmen hat. Den "Quaderhusten" würde ich erst mal nur als Platzhalter für Bauflächen verstehen und nicht als konkreten Bebauungsvorschlag. Klar ist, das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Vorschläge, das es eine in NW <> SO-Richtung verlaufende Siedlungsstruktur geben wird, gegliedert im Wesentlichen durch die aus dem Taunus kommenden Wasserläufe. Klar wird auch, dass man Landschaft positiv gestalten kann und dass es eine große Chance gibt, etwas besseres zu schaffen, als die zum Heimatboden verklärte Agrarwüste beizubehalten.


    Ich würde die Zeit für konkrete städtebauliche Entwürfe für gekommen sehen, wenn Klarheit besteht, wie man die Landschaft gestalten will, einen ziemlich konkreten Vorschlag dazu findet man z.B. bei Team 2 (Landschaftsplan).

  • Naja, so einfach trennen wie das heutzutage gerne gemacht wird, lässt sich sowas eh nicht. Zumindest nicht wenn man anständige Ergebnisse erwarten will. Städtebau ist zwangsweise auch Verkehrs- und Freiraumplanung, von daher wird zumindest die grobe Marschrichtung dann bereits in dieser Stufe festgelegt. Und da sind die meisten Entwürfe alles andere als vielversprechend.

  • Ich finde, dass sich bei den Beiträgen ein sehr guter Entwurf versteckt. Nämlich die Nummer 5 (bitte den Lageplan und nicht die Präsentation anschauen). Hier wird der Steinbach zu einem „Badesee“ aufgestaut und von einer Promenade berandet. Zur Nordweststadt hin wird ein Uferweg entlang des Lachgrabens geschaffen. Und der sternförmige Quartiersplatz am Rande des „Sees“ sieht ebenfalls vielversprechend aus.


    Auf theoretischer Ebene gefällt mir, dass bei diesem Entwurf die Stadt an die Natur herangeführt wird. Bei anderen Entwürfen liegen die Stadtteilzentren in der Mitte der jeweiligen Quartiere. Die Grünflächen werden von Gebäude-Rückseiten begrenzt und wirken halb-öffentlich, unattraktiv. In Entwurf 5 gibt es eine klare Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum. Grünflächen werden urban erschlossen, ein Park-artiger Eindruck könnte entstehen.


    Weiterhin gefällt mir das angedeutete Wege- und Straßennetz des Entwurfs. Es werden zu jedem Nachbarstadtteil so viele Verknüpfungen geschaffen, wie es anhand baulicher Begebenheiten möglich ist. Das Wegenetz besteht aus einigen mittelgroßen Straßen, die sich als „urbane Achsen“ quer durch die Quartiere ziehen. Bei anderen Entwürfen werden einzelne Erschließungsstraßen vorgeschlagen - teilweise total verwinkelt. Hier wird nur wenig Urbanität zu erwarten sein.


    Insgesamt könnte mit Entwurf 5 ein neues Stadtteilzentrum entstehen, das für den gesamten Norden Frankfurts als Anziehungspunkt wirkt - und damit dringend benötigt wird.


    Am Entwurf 2 gefällt mir wiederum, dass man sich vertiefte Gedanken gemacht hat, wie eine Stadt entlang der Autobahn aussehen kann. Der Hinweis, dass auch eine klare Stadtkante zur Autobahn hin möglich ist, sollte aufgegriffen werden (als Beispiel wird hier das Squaire gezeigt) Jedenfalls muss der Raum um die Autobahn herum nicht zwangsweise als Brachfläche enden. Er kann durchaus attraktiv gestaltet werden.

  • Abgesehen vom See gefällt mir die Landschaftsplanung im Entwurf 5 eigentlich überhaupt nicht. Vor allem lässt man da für meinen Geschmack noch viel zu viele Äcker als eben solche. Richtig gemacht, könnte die Bebauung selbst zwar urbaner werden als bei den meisten anderen Entwürfen, aber wo da jetzt Gebäudevorder- oder -rückseiten und damit öffentliche oder halböffentliche Flächen entstehen werden, ist doch bei noch gar keinem Entwurf wirklich abzusehen - hoffentlich zumindest. Auch das ganze Thema Verkehr ist bei wirklich allen Entwürfen noch höchst unbefriedigend. Da wird vor Allem die U7 teilweise als regelrechte Straßenbahn mit enormen Umwegen missbraucht die dann noch nichtmal P+R an der Raststätte Taunusblick ermöglicht, und wirklich urbane Gebiete mit den entsprechend nötigen Straßen und Plätzen sind eigentlich nirgends herauslesbar. Das müsste im Rahmen des konkreten Städtebaus also sowieso nochmal ganz von vorne aufgerollt werden.

  • Morgen läuft die Frist ab für die Bürger aus Frankfurt und dem (betroffenen) Umland online die sieben Konzepte zu bewerten. Bisher sind 76 Kommentare eingegangen und abgesehen von einigen Dopplungen sind bisher erstaunlich wenige Kommentare eingestellt worden für eine solche wichtige Planung einer Stadterweiterung. Ist dieses Desinteresse im Sinne von Mike Josef weil die Planung damit unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung bleibt? Oder liegt es profanerweise an den teils sehr schwammigen Konzepten die die möglicherweisen vagen Vorgaben von Mike Josef versuchen like-for-like wenig überzeugend umzusetzen? Oder sind die "verquasten Videos" schuld wie Rainer Schulze von der FAZ vermutet? Oder liegt gar ein Beteiligungsboykott vor der die 'Josefstadt' ohnehin(!) nicht aufhalten wird wie Rainer Schulze vermutet?


    Für mich sind Konzepte für die innerstädtische Stadterweiterung wie von Karl Richter vorgeschlagen und an anderer Stelle im DAF diskutiert zurzeit zukunftsweisender.

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  • Ja, bitte! Das wäre ein Sieg der Vernunft. Das Thema der Verlagerung von Kleingärten hatten wir hier immer mal wieder. Die Politik knickte regelmäßig gegen Widerstände der betroffenen Vereine ein oder wagte sich gar nicht erst an das Thema heran, wenn es darum ging, Gebiete, die im Lauf der Jahrzehnte Teil der innerstädtischen Gebiete wurden, umzuwidmen und adäquaten Ersatz am Stadtrand zu schaffen.


    Ich erinnere u.a. an den Bau der Osthafenbrücke (ein halbes Dutzend Gärten musste weichen), an den Günthersburgpark (Günthersburghöfe), an den Mühlberg (Wohnbebauung nähe S-Bahnstation), an die Mainwasen (Europäische Schule), an die Reserveflächen für die Alleenspange und die breite Schneise durch Fechenheim etc. Die großen Areale nördlich des Römerhofs zählen ebenfalls dazu.

  • Das wäre allerdings eine außerordentlich vernünftige Lösung. Und bitte auf die Westseite der Autobahn 5, denn auf der anderen Seite wäre Wohnungsbau durchaus sinnvoll und auch verträglich. Nebenbei dürfte der ökologische Wert von Kleingärten weit über dem von konventioneller Feldwirtschaft liegen.


    Auch sollte es nicht bei einer Umlegung der Rebstock-Kleingärten bleiben. Mindestens ein Dutzend anderer Kleingartenanlagen steht auf kostbarem Bauland. Würde es dann eng in der Josef-Schrebergartenstadt westlich der A5, sollte dieser Vorschlag zu Gartengemeinschaften aufgegriffen werden.

  • Genau meine Rede. Es ist schwer vermittelbar warum zentrumsnah Flächen bis zum Horizont durch Kleingärten belegt sind, die darüberhinaus bereits jetzt prinzipiell durchschnittlich gut an Infrastruktur und den ÖPNV angeschlossen sind. Viele Anlagen sind keine 10 Minuten mit Fahrrad oder Bahn von der Innenstadt entfernt. Auch müsste man sich bei Kleingärten weiter draussen weniger Gedanken um Lärmschutz, Verlegung von Stromtrassen machen und weniger Geld zum Bau von Stadtbahntrassen und Strassen aufwenden.

    Gut, dass dieses Thema wenigstens mal aufs Tablett kommt. Den Gedanken in Erwägung zu ziehen hat man bisher tunlichst vermieden, wohl wissend dass eine kleine aber lautstarke Minderheit aufschreien würde. Diesen Konflikt scheut man seitens der Stadtpolitik bisher wie der Teufel das Weihwasser. Aber wie Thomas Horn auch meint: warum sollte es nicht auch bei diesem Thema eine win-win Situation geben können?

  • Und bitte dabei nicht vergessen, das Eidechsen-Paradies gleich mitzuverlagern.


    Nur ohne dieses kann Mäckler am Römerhof in Richtung Süden weiterplanen.

  • Am besten einfach Gleise zum neuen Areal verlegen. Dann verlagern sich die Eidechsen von selbst. Genauso, wie sie sich einst zum alten Güterbahnhof verlagert hatten.

  • Städtebauliches Leitbild

    Das von main1a in #78 vorgestellte Workshop-Verfahren wurde heute entschieden. Die Jury wählte das Konzept "Quartiere im Kreislauf" des Planungsteams Cityförster (Hannover) und Urbane Gestalt (Köln) aus. Mitglieder der Jury waren Vertreter der Frankfurter Regierungskoalition, Vertreter des Planungsdezernats und des Umweltdezernats sowie nationale und internationale Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Landschaftsplanung, Verkehrsplanung, Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft. Alle Beiträge und weitere Informationen finden sich unter diesem Link.


    Der erstplatzierte Entwurf sieht in erster Linie neu geordnete Landwirtschaftsflächen, Parks und sonstige Grünflächen vor. Und zwar mit einem Anteil von 75 Prozent! Schwer zu glauben, doch ein Blick auf das ausgewählte Teilnehmerfeld und die Besetzung der Jury dürfte einiges erklären. Ist das nun "Baulandmobilisierung in Ballungsräumen" oder ein weiteres "Grünes Utopia", wie es kürzlich in einem anderem Strang genannt wurde?


    Auszug aus der heutigen PM der Stadt: "In den einzelnen autoarmen Quartieren sind sogenannte 'Hubs' mit Mobilitätsangeboten, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Jugendzentrum und Quartiersgaragen anstelle von Tiefgaragen geplant. Der Entwurf sieht vor, dass von dem Untersuchungsraum von 425 Hektar rund 75 Prozent für Landwirtschaft, Grünflächen, Gärten, Parks und begrünte Innenhöfe reserviert werden. Rund um den neuen Öko-Bauernhof 'Agro-Hub' sollen kleinteilige Anbauflächen und Gartenland für die Bewohner der bestehenden und neuen Quartiere entstehen."


    Nebenbei sieht die Studie rund 8.600 Wohnungen vor, die sich auf vier Quartiere "mit vielfältigen Wohnformen" verteilen sollen. Rahmenplan:


    josefstadt_leitbild_staedtebau_01.jpg


    Isometrie:

    josefstadt_leitbild_staedtebau_02.jpg
    Grafiken: Cityförster Architecture + Urbanism (Hannover) und Urbane Gestalt (Köln)

  • Na das ist dann wohl das Hissen der Weißen Fahne vor den Widerständen der Nachbarkommunen.

    Steinbach Ost ist quasi ein Neubaugebiet von Steinbach auf Frankfurter Gemarkung, der Gute Aussichten Park scheint mir aus Frankfurter Sicht ziemlich überflüssig zu sein, ist wohl eher ein Geschenk an die Steinbacher Bürgerinnen und Bürger. Und warum jetzt die Stadt die landwirtschaftlichen Flächen unbedingt neu ordnen muss und dafür viel Geld ausgeben wird, verstehe ich auch nicht, sollen doch die Bauern mit den Äckern machen was sie wollen und sie auch unter sich aufteilen wie sie wollen.

    Auf unserer Seite der Autobahn ists nicht ganz so schlimm, zumindest die Praunheim-Erweiterung und das Lachgraben-Quartier wirken vernünftig, wobei sich mir nicht erschließt, wie man ernsthaft auf die Idee kommen kann, die Nordweststadt zu erweitern und die 60er stadtplanerisch wiederaufleben zu lassen.

  • ^ War mein erster Gedanke auch, aber: sowohl der Riedberg als auch das Europaviertel haben mal klein angefangen und sind im Lauf der Jahre erheblich nachververdichtet worden, von daher würde ich das als Einstieg in eine Umnutzung der Flächen betrachten. Was Steinbach-Ost angeht ist es natürlich schon erheblich, dass die dort angesiedelten Haushalte eine Frankfurter Adresse erhalten. Dann werden sie in Frankfurt steuerlich veranlagt und der Stadtkämmerer erhöht dadurch den Frankfurter Anteil bei der Verteilung der Einkommenssteuern zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Der Einwohnerzuwachs in den letzten 10 jahren hat den städtischen Anteil an der Einkommenssteuer auf inzwischen knapp 480 Mio €/Jahr ansteigen lassen, vor zehn jahren waren es 316 Mio €/Jahr. Entscheidend dafür sind die einkommensteuerpflichtigen Einwohner, d.h. Leistungsempfänger, Studierende, nicht einkommensteuerpflichtige Geringverdiener (z.B. Kleinrentner) schaffen Einwohnerzahlen, tragen aber nur über die Umsatzsteuer zum Steueraufkommen bei.

  • bridget
    Ich denke, dass die U-Bahn-Anbindung des neuen Quartiers (Neu-West-Stadt) sich positiv auf die Neu-West-Stadt auswirken wird, die Fahrzeit zur Hauptwache ist mit geschätzt 17 Minuten (auf dem Abschnitt Heerstraße-Hw. sind es heute 14 Minuten) durchaus attraktiv, nach Kalbach beispielsweise fährt man mit der U2 länger und es gibt mit der RTW sogar eine umsteigefreie Verbindung zum Flughafen. Das sind für mich gute Gründe zu hoffen, dass sich der neue Stadtteil gut entwickelt - d.h. von breiten Bevölkerungsschichten gut angenommen wird und dass sogar die anliegenden Randbereiche der Nord-West-Stadt davon profitieren werden und eine Aufwertung erfahren.


    Zu den Kreationen für die Quartiersnamen äußere ich mich dafür lieber nicht und die Einschätzung, dass man in Sachen Steinbach die weiße Fahne gehisst hat, teile ich ausdrücklich!

  • Metropolit

    Aber die Neu-West-Stadt erhält doch gar keinen eigenen Anschluss an das Stadtbahn-Netz, oder?

    Führt über die Landschaftsbrücke eigentlich auch eine Straße nach Steinbach-Ost? Müsste mE für Feuerwehr etc...

  • Naja, geht so - das sind laut google maps knapp 1000m Luftlinie von dem Schriftzug Neu-West-Stadt bis zu der U-Bahnstation im Lachgraben, und damit ist es zwar erreichbar, aber so richtig angebunden dann auch wieder nicht - das Nordwestzentrum ist in etwa genauso weit weg.

  • 1000m sind mehr, als ich dem Augenschein nach gesehen hatte. :(
    Dann wird es (wieder) Ecken geben, wo vor allem die hinziehen, die keine Alternative haben.