Vandalismus für alle / "Stadt für alle"

  • Bei den von dir genannten Maßnahmen MiaSanMia geht es nur um Graffiti auf Zügen, nicht um die Bahnanlagen selbst. Hier geht es aber im Speziellen um Vandalismus im öffentlichen Raum. Hier hat man weitestgehend kapituliert.

  • was will man auch großartig machen, der Kampf gegen den Vandalismus kann nur in den Köpfen bzw. bei der Erziehung beginnen. Was kann denn beispielsweise hiergegen getan werden? Die Brücke wurde vor etwa einem Jahr saniert (und die Nidda führt für gewöhnlich weniger Wasser).


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  • Regent:


    Es geht genauso um Bahnanlagen. Zitat der Vorseite erspare ich mir an der Stelle :). Bei Ausschreibungen zu den neuen 2. Stammstreckenbahnhöfen in München sind bspw. überall Positionen zum Graffitischutz enthalten, dürfte bei S-21 nicht anders sein. Selbst am seit 72' nicht ein einziges Mal modernisierten Stadtrandbahnhof meines Wohnorts wird jedes Graffiti innerhalb 1-2 Wochen wieder entfernt. Eine Kapitulation kann ich nicht erkennen.


    Darüber hinaus investieren Bahn und Länder laufend in zusätzliche Kameraüberwachung im öffentlichen Raum. Mehr Kameras bedeuten vorerst aber auch mehr Personalaufwand zur Bildsichtung (KI-Einsatz im Test).


    Ticketschranken helfen nicht in Verteilerebenen - deren Verunstaltung war ja Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion.

  • Nun ja, wenn jemand stumpfsinnig auf Randale und Zerstörung aus ist, lässt sich das wahrscheinlich tatsächlich nur schwer bis gar nicht vermieden.


    Gerade die Tags dauern in der Regel ja nur wenige Sekunden und sehen halt leider auch demensprechend aus. Ich finde Street Art an sich super – aber dieses infantile Gekritzel hat ja nichts mit einem künstlerischem Ausdruck oder einer gesellschaftskritischen Haltung zu tun. Mich würde aber tatsächlich mal interessieren, was so im Kopf von „Taggern & Co.“ vorgeht. Was wollen Sie mit dem Geschmiere denn überhaupt bezwecken? Für was soll es gut sein oder wem soll es schaden?

    Die Kosten dafür tragen am Ende ja wir alle, also auch die Verusacher selbst oder deren Familie und Freunde. Entweder müssen Steuergelder (die an anderer Stelle dann leider fehlen) dafür genutzt werden, das Geschmiere im öffentlichen Raum zu Entfernen. Private unternehmen wie z. B. die Bahn (um mal wieder den Bogen zurück zu Diskussion zu schalgen) wird die Instandhaltung von deren Anlagen unterm Strich ja sicher auch über die Preisgestaltung der Fahrpreise wieder rein holen. Das Ganze ist also nicht nur nicht schlau, sondern auch übelst asozial.

    Wenn es dabei wirklich nur um ein wenig Fame und Anerkennung innerhalb der Sprayer-Szene geht, wäre das ja echt ein wenig armselig, oder? Hier sind ja anscheinend auch einige Leute mit Verbindungen in die Szene dabei, ich lasse mich sehr gerne eines Besseren belehren.

  • Wenn es dabei wirklich nur um ein wenig Fame und Anerkennung innerhalb der Sprayer-Szene geht, wäre das ja echt ein wenig armselig, oder? Hier sind ja anscheinend auch einige Leute mit Verbindungen in die Szene dabei, ich lasse mich sehr gerne eines Besseren belehren.

    Doch genau darum gehts. Es ist übrigens ein weit verbreiteter Mythos das es sich bei Sprayern um Jugendliche oder Kids handelt. Viele die ich kenne sind so Mitte 30, teilweise sogar mit guten Jobs. Die PSE Crew die im Bild von hans.maulwurf zu sehen ist kenne ich über 2 Ecken, das sind soweit ich weiß relativ normale Typen mit normalen Jobs.

  • ...relativ normale Typen mit normalen Jobs...

    ...die es cool finden auf diese Weise unser aller Steuergeld zu verplempern und es somit auch in Kauf nehmen, dass dringend nötige Investionen an anderen Ecken (z. B. Schulsanierungen, Gesundheitswesen, Infrastruktur,...) nicht möglich sind! Sorry, aber als „NORMALE TYPEN“ würde ich die jetzt vielleicht nicht unbedingt bezeichnen!?

  • Ich finde Street Art an sich super – aber dieses infantile Gekritzel hat ja nichts mit einem künstlerischem Ausdruck oder einer gesellschaftskritischen Haltung zu tun. Mich würde aber tatsächlich mal interessieren, was so im Kopf von „Taggern & Co.“ vorgeht.

    Du beschreibst die Schmierereien der "Tagger" schon treffend als infantiles Gekritzel, rationales Denken oder zweckgerichtetes Handeln erwarte ich da nicht wirklich (gleich aus welcher gesellschaftlicher Schicht). Anders bei umfangreicheren Werken mit "künstlerischem Anspruch", wie dem Besprühen ganzer Triebwagen ("Geltendorfer Zug"), wenn gleich auch das nicht minder unsozial ist.

    Street Art als Auftragsarbeit dagegen bereichert jede Stadt, volle Zustimmung.

  • ^^


    War jetzt eher auf die äußeren Umstände bezogen. Serienmörder gehen teilweise auch jahrelang als "nette Nachbarn" durch. Kenne übrigens auch relativ normale Typen die als Investment-Banker und Manager arbeiten und für das verbraten von Steuergeldern teilweise noch mit Boni belohnt werden. Tja, so ist die Welt halt.

  • Hatte ich auch so verstanden Regent – alles jut. :p

    Tja, der Steurgeld verbrenndene Banker und der Steuergeld versprühende Sprayer sind sicherlich zwei sehr gegensätzliche Pole. Beide scheinen jedoch zu tatsächlich zu glauben (oder sich einzureden), dass sie schaden lediglich irgendwelchen abgehobenen Großkonzernen oder der Regierung schaden – dabei triffts unterm Strich uns alle: Omas Rente, das Schulklo der Kids, Schlaglöcher vor der Haustür...

    Vielleicht ist ja tatsächlich die „Tja, so ist die Welt halt.“-Haltung von uns allen (da nehme ich mich nicht aus) auch ein Teil des Problems. Die Tatsache dass wir als Gesellschaft alles einfach achselzuckend akzeptieren, so manch Fehlverhalten augenscheinlich sogar noch belohnt und gefeiert wird, ist da sicher nicht hilfreich. Für manche Dinge (und dazu sollte auch Sachbeschädigung und Vandalismus gehören) sollte man sich eher schämen, als sich auch noch damit zu brüsten wie geil man doch ist. Aber ich glaube ich/wir driften damit vielleicht ein wenig zu sehr ins philosophische ab.

    Zurück zur City... Die derzeitig rapide Zunahme an Graffity und Tags, ist ja mit ziemlicher Sicherheit auch der Abwesenheit anderer Menschen auf Grund des Lockdowns geschuldet. Im öffentlichen Raum könnte das bei einer Wiederbelebung der Straßen und Gassen sicher auch wieder etwas nachlassen oder sich zumindest ein wenig zurück auf Brücken, Unterfrührungen und Industiegelände zurückziehen. Was die Gleisanlagen bzw. U- und S-Bahnhöfe der Bahn betrifft, wirds über kurz oder lang wahrscheinlich auf eine Video-Überwachung wie in anderen Ländern raus laufen, oder? Die Diskussion um Drehkreuze am Eingang gabs ja schon öfter und die wurde meines Wissens jedes Mal als zu kosteninesiv abgebügelt.

  • ^


    Steuergeldverschwendung wird so gut wie überall betrieben. Vandalismus und Beschmierung fremden Eigentums sind darüber hinaus allerdings auch eine Straftat. Besonders hervorzuheben auch die daraus folgende - womöglich tägliche - direkte Konfrontation mit allen Passanten und Nutzern.


    Zur Größenordnung der jährlich entstehenden Schäden durch Vandalismus und Graffiti: Deutschlandweit 38 Mio. Euro allein bei der DB im Jahr 2018, davon rund 13 Millionen Euro für Graffiti. https://www.mdr.de/nachrichten…hemenschwerpunkt-100.html. 2008 waren es noch 50 Millionen Euro.

    Was die Gleisanlagen bzw. U- und S-Bahnhöfe der Bahn betrifft, wirds über kurz oder lang wahrscheinlich auf eine Video-Überwachung wie in anderen Ländern raus laufen, oder? Die Diskussion um Drehkreuze am Eingang gabs ja schon öfter und die wurde meines Wissens jedes Mal als zu kosteninesiv abgebügelt.

    Wie gesagt, Videoüberwachung an Bahnhöfen gibt es auch bei uns, wenn auch noch nicht flächendeckend. Ticketschranken hindern niemanden daran, in der Verteilerebene seine geistigen Beschränkungen auszuleben (sie würden aber Schwarzfahrten ausschließen, dem RMV entstehen hier allein schon 35 Millionen Euro Verlust jährlich, vgl. Summe oben...)

  • Die PSE Crew die im Bild von hans.maulwurf zu sehen ist kenne ich über 2 Ecken, das sind soweit ich weiß relativ normale Typen mit normalen Jobs.

    Hallo Regent,

    Wenn Du die "PSE-Crew" über 2 Ecken kennst, frag Sie doch mal was der Sinn dahinter ist, eine gerade erst sanierte Brücke, die tollen roten Sandstein hat, so zu verunstalten. Mich würde das wirklich! mal interessieren.

  • Das würde mich auch brennend interessieren. Weiter auslassen kann ich mich leider nicht, würde so ziemlich gegen alle Forenregeln verstoßen und wäre strafbar.

  • Das direkte Entfernen hatte bei uns im Wohnblock im Nordend damals allerdings tatsächlich Erfolg. Irgendwann schien den Taggern das Ganze wohl zu teuer.


    Ich erwische mich leider immer wieder mal bei dem nicht sehr rechtsstaatlichen Gedanken, dass ich einem erwischten Sprayer sein ganzes Hab und Gut vollsprühen möchte.

  • Eine Stellungnahme der "PSE Crew" zur Verunstaltung der Eisenbahnbrücke Nied würde auch mich sehr interessieren. Wenn das "relativ normale Typen mit normalen Jobs" sind, dann hat vielleicht der eine oder andere zuvor mitbekommen, dass es sich um die älteste noch betriebene Eisenbahn-Steinbogenbrücke Deutschlands handelt. Baujahr 1838 (!) und selbstverständlich denkmalgeschützt. Es wäre so ähnlich auch auf einer Tafel ablesbar gewesen, sofern diese nicht inzwischen bis zur Unkenntlichkeit besudelt wurde. Besonders ärgerlich, da wie schon erwähnt erst kürzlich eine grundlegende Sanierung abgeschlossen wurde, bei der die Deutsche Bahn AG eine sonst von ihr nicht gewohnte Sorgfalt aufwendete.


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    Bild (von 2019): JLange01 mit Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication @Wikimedia

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    Wie gesagt, über 2 Ecken. Was erwartet ihr was ich da für eine Stellungnahme erhalten soll? Es ist einfach Dummheit, und sonst nichts. Es gibt normalerweise auch unter Sprayern eine Art Kodex das man Baudenkmäler nicht besprüht. Attraktiver sind ohnehin Betonflächen wie an Autonbahnbrücken oder Metall/Kunststoff wie bei Lärmschutzwänden. Auch innerstädtisch sucht man sich eher Flächen die man als weniger attraktiv empfindet, das sind dann meistens irgendwelche Zweckbauten wie Stromverteilerhäußchen oder verputzte Wände an Nachriegshäusern. Graffities auf Neubauten sind zu 90% politisch motiviert (Kampf dem Kapital usw.) und hat mit der normalen Sprüherszene auch nicht viel zu tun. Altbauten, insbesondere Sandstein oder Fachwerk sind eigentlich Tabu. Auch wenn das hier viele nicht hören wollen, politisch sind viel Sprayer links bis sehr weit links verortet. Meine Erfahrung, je weiter links die einzelnen Gruppierungen sind, umso eher sind diese bereit Baudenkmäler oder als Prestigebauten empfundene Gebäude zu verunstalten.

  • Doch genau darum gehts. Es ist übrigens ein weit verbreiteter Mythos das es sich bei Sprayern um Jugendliche oder Kids handelt. Viele die ich kenne sind so Mitte 30, teilweise sogar mit guten Jobs.

    Das glaube ich sofort. Kenne noch einige (Ex-)“Tagger” aus der Schulzeit, die früher auch im ganzen RheinMain Gebiet aktiv wild geschmiert haben und jetzt auch so um die Mitte 30 sind und garantiert der Jugendzeit nachtrauern...(haben jetzt auch ganz normale/gute Jobs). Das waren auch alles nur talentlose Tagger (bis auf ein echter Sprayer mit etwas Talent).