Vandalismus für alle / "Stadt für alle"


  • Leider hat sich wohl in den letzten Tagen, evtl. am Wochenende ein massiver Fall von Vandalismus und Beschädigung fremden Eigentums auf dem Maintor Areal ereignet..


    Ich hatte jetzt etwas wirklich Schlimmes erwartet, aber nicht ein paar Flecken auf Gebäuden, die schon ohne die Flecken potthässlich sind und die an ästhetischer QUalität sogar durch solche banalen Schmierereien noch gewonnen haben.:nono:


    Wie wäre es denn, wenn sich die Leute wieder mal dazu entschliessen könnten, Häuser zu bauen, die schön sind? nicht "interessant" oder "originell" oder "noch nie gesehen"... einfach: schön. funktional. angenehm. freundlich. praktisch.


    Und wenn die Politik sich da etwas Mühe geben würde - nur ein bisschen - würde das vermutlich dem Frust der Beutelschmeisser ziemlich schnell den Boden entziehen.


    Ich hab zB noch nie im Leben auf einem gotischen Münster ein Graffitti gesehen... Menschen lieben und respektieren Schönheit.


    mit freundlichem Gruss
    Ihr
    fräulein


  • Eine Mischstruktur, bei der Produktion, Konsum und Wohnen sich in der Stadt überlagern, nebeneinander Bestand haben, schafft kurze Arbeitswege, kurze, effiziente Wege zwischen Kunden und Lieferanten.



    Ganz richtig.


    So schwer kann das doch nicht sein? Und das notwendige Wissen dazu ist ja vorhanden?


    es grüsst
    Ihr
    fräulein

  • Und wenn die Politik sich da etwas Mühe geben würde...


    Einspruch!!! Wer ist denn "die Politik"? Wer sind "die"? Und warum gerade die? Was genau sollten "die" denn dann tun? Mit welchen Instrumenten?


    Soll der Magistrat den Bauherren sagen: "Ok, Euer Kalksandstein wird langweilig, 2016 wird nur noch in Schiefer verkleidet? Mich gruselt, wenn ich mir vorstelle, "die Politik" (= Ortsbeiräte, Stadtverordnete, beamtete Stadtplaner, nach gesellschaftlichem Proporz besetzte Beiträte aller Art) verordnete uns eine gute Architektur.

  • So schwer kann das doch nicht sein? Und das notwendige Wissen dazu ist ja vorhanden?


    Das Problem dabei ist, dass es kaum möglich ist, solche Strukturen gezielt zu schaffen. Heute wird doch, gerade bei Neubauprojekten, schön auseinandersortiert: Hier die Wohnungen, dort das Gewerbegebiet mit den Handwerkern und vielleicht auch noch mal eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe der Wohnungen - dann aber gleich als Mini-Einkaufszentrum, damit die Zufahrt schön gebündelt und von den Bewohnern der Gegend ferngehalten werden kann (z.B. Riedbergzentrum).


    Frag' doch mal, wie viele Leute in deinem Bekanntenkreis eine Eigentumswohnung über einem Restaurant kaufen würden, oder über einem Supermarkt ("Äbäh, ständig riecht man das Essen" oder "Ich mache mir Sorgen wegen der offenen Lebensmittel, da schleppt man doch Ungeziefer ein...".


    Als Resultat hat man dann Straßenzüge, in denen dann - in den gerade mal 2,5m hohen Erdgeschossen - nur noch Tiefgaragenzufahrten und bunkerartige Eingänge zu den Aufzugsanlagen der barrierefreine Wohnungen entstehen - eventuell auch mal ein Waschküchenfenster und ein Tor zu einem Mülltonnenraum (Siehe Offenbach, Berliner 160, aber auch der Neubau neben dem Cinemaxx).


    Baut man stattdessen echte Ladenzeilen in die Erdgeschosse, müssen diese rund 4m hoch sein, um Raum für Be- und Entlüftung, Beleuchtung, Kabelkanäle, etc. zu haben. Dazu braucht man Parkstreifen mit Zeitbeschränkung als Ladezonen, breitere Bürgersteige, damit Kundenverkehr, Auslagen, aber auch mal ein Paaar Tische eines Cafès oder Restaurants Platz haben.


    Und natürlich muss die straßenabgewandte Gebäudeseite eine ausreichende Tiefe für die Ladenflächen haben - mit den typischen 12-18m Gebäudetiefe für Wohngebäude kommt man hier nicht weit (12m bei 2-3 Wohnungen je Treppenhaus, davon zwei mit Blick nach beiden Seiten, 18m bei mehr als drei Wohnungen je Treppenhaus, dann meist nur Blick nach vorn oder hinten, außer den abschließenden 2 Wohnungen je Etage).


    Dazu kommt bei Gewerbeflächen, dass im Gebäudevolumen der Raum für betrieblich notwendige Entlüftungen (Restaurants, aber auch manche Werkstätten) vorgesehen wird, sonst hat man gleich wieder die außenliegenden Lüftungsrohre am Haus hängen. Lärmschutz ist auch ein Thema, eine Schreinerwerkstatt hat auch Nebengeräusche - Gewerbe ist halt nicht immer nur Handel.

  • Einspruch!!! Wer ist denn "die Politik"? Wer sind "die"? Und warum gerade die? Was genau sollten "die" denn dann tun? Mit welchen Instrumenten?


    Wer sind denn jene, die Zonenpläne und entsprechende Nutzungen genehmigen? Das ist ja wohl eine politische Sache, meine ich?


    und auch Baubewilligungen erteilen ist eine Sache der Politik.



    Soll der Magistrat den Bauherren sagen: "Ok, Euer Kalksandstein wird langweilig, 2016 wird nur noch in Schiefer verkleidet? Mich gruselt, wenn ich mir vorstelle, "die Politik" (= Ortsbeiräte, Stadtverordnete, beamtete Stadtplaner, nach gesellschaftlichem Proporz besetzte Beiträte aller Art) verordnete uns eine gute Architektur.


    noch schlimmer als das, was heute so durchschnittlicherweise gebaut wird, kann es ja gar nicht werden, von daher: das Risiko, das eingegangen wird, ist gleich Null.


    Allerdings, den Sinn für Schönheit kann man nicht verordnen, da haben Sie vollkommen recht; wie der zu wecken wäre, sodass endlich wieder mal schöne Sachen gebaut werden statt banale Monster, das ist eine Frage, die ich leider auch nicht beantworten kann.


    Ein Anfang wäre sicher, Monster als Monster zu benennen.


    Und eine weitere Anforderung wäre die Langlebigkeit; während moderne Gebäude ja oft keineswegs auf Langlebigkeit ausgerichtet sind, sondern quasi gebauter Fast Food, und es wird auch nicht ewig dauern, bis gewisse kompliziertere Haustechnik nicht mehr funktioniert, weil es die Firma, die das herstellte, gar nicht gibt; und solche Probleme.


    - was natürlich alles immer noch kein guter Grund ist, Farbbeutel schmeissen zu gehen.


    es grüsst
    ihr
    fräulein


  • Frag' doch mal, wie viele Leute in deinem Bekanntenkreis eine Eigentumswohnung über einem Restaurant kaufen würden, oder über einem Supermarkt ("Äbäh, ständig riecht man das Essen" oder "Ich mache mir Sorgen wegen der offenen Lebensmittel, da schleppt man doch Ungeziefer ein...".


    über einer Bar vielleicht gerade nicht (Scheiaweia um vier Uhr morgens ist meine Sache nicht), aber über einem Coiffeursalon, einem Architekturbüro, einem Grafikstudio, einem Second Hand Kleiderladen, einer Arztpraxis... ? aber klar doch. Es gibt doch viele Gewerbe, die keinen Lärm und keinen Dreck machen - oder doch nur wenig davon - - zu Bürozeiten öffnen und schliessen und problemlos in einem Erdgeschoss Platz haben.



    Baut man stattdessen echte Ladenzeilen in die Erdgeschosse, müssen diese rund 4m hoch sein, um Raum für Be- und Entlüftung, Beleuchtung, Kabelkanäle, etc. zu haben. Dazu braucht man Parkstreifen mit Zeitbeschränkung als Ladezonen, breitere Bürgersteige, damit Kundenverkehr, Auslagen, aber auch mal ein Paaar Tische eines Cafès oder Restaurants Platz haben.


    Wie gross sollen denn diese Läden sein, die da rein müssen...? Es gibt doch viele Gewerbe, die keineswegs diese Infrastruktur benötigen? - und dann wäre ja auch die Idee, dass die Benutzer vor allem zu Fuss, mit dem Fahrrad oder öffentlichem Verkehr reisen, nicht mit dem Auto. Auto und Stadt ist nicht wirklich kompatibel, mal abgesehen von denen, die mit dem Auto arbeiten (Taxi, Ambulanz, Polizei, Handwerker, Lieferanten...)


    und ja, klar, breite Bürgersteige sind schön - Es muss ja nicht jeder so breit sein wie die Champs Elysées, aber wenn einer breit genug ist, dass darauf zwei Kinderwagen aneinander vorbei kommen, sollte das eigentlich auch reichen für die eine oder andere Auslage eines Ladens oder Strassencafés.




    Und natürlich muss die straßenabgewandte Gebäudeseite eine ausreichende Tiefe für die Ladenflächen haben - mit den typischen 12-18m Gebäudetiefe für Wohngebäude kommt man hier nicht weit


    Doch, das ist doch völlig ausreichend für die meisten kleinen Gewerbe inklusive viele Läden, da muss ja kein ausgewachsener Supermarkt rein.


    Für laute und schmutzige Gewerbe braucht es natürlich einen gewissen Lärmschutz; aber auch solche Gebiete müssen nicht riesig und in der Pampa sein, sondern können relativ klein sein und in vernünftiger Nähe zu Wohngebieten.


    es grüsst
    ihr
    fräulein.

  • über einer Bar vielleicht gerade nicht (Scheiaweia um vier Uhr morgens ist meine Sache nicht), aber über einem Coiffeursalon, einem Architekturbüro, einem Grafikstudio, einem Second Hand Kleiderladen, einer Arztpraxis... ? aber klar doch. Es gibt doch viele Gewerbe, die keinen Lärm und keinen Dreck machen - oder doch nur wenig davon - - zu Bürozeiten öffnen und schliessen und problemlos in einem Erdgeschoss Platz haben.

    Von deinen Vorschlägen wollen typischerweise drei nicht ins Erdgeschoss. Ärzte wegen bodennaher Fenster, die Grafik- und Architekturbüro weil die Kontrolle über die Lichtverhältnisseim EG noch schwieriger ist als weiter oben und weil teures Equipment im EG eine Einladung darstellt...


    Außerdem ist das Verschwendung von Fläche, die echte Laufkundschaft anziehen könnte.

    Wie gross sollen denn diese Läden sein, die da rein müssen...? Es gibt doch viele Gewerbe, die keineswegs diese Infrastruktur benötigen?


    Du brauchst unter heutigen Bedingungen für ein Restaurant mit 32 Tischplätzen plus Bar etwa 120m² Fläche, bei ungünstigem Schnitt mehr. Das heißt bei 12m Gebäudetiefe also 10 laufende Meter Gebäudefront.
    Eine Buchhandlung braucht auch gerne mal 200m³ - und das ist dann ein kleiner Laden, der sich gerade selber trägt, keine Kette, die mit 800m² einsteigt.
    Für einen Fahrradladen sind 300-400m² sinnvoll - das macht ohne Ausbau nach hinten schon 25-32m Gebäudefront. Das mit dem Flächenbedarf geht ganz schnell...

    - und dann wäre ja auch die Idee, dass die Benutzer vor allem zu Fuss, mit dem Fahrrad oder öffentlichem Verkehr reisen, nicht mit dem Auto. Auto und Stadt ist nicht wirklich kompatibel

    Deshalb sprach ich ja schon von zeitlich befristeten Parkmöglichkeiten und Ladezone. Ladezonen sind das Gegenteil von "innerstädtischer Parkplatz". Hier stehen die Bierlieferanten der Kneipen und andere "Ich-bring-grad-mal-was-in-den-Laden"-Dienste auch gerne in zweiter Reihe in der Straße, weil das in der Stadtplanung einfach vergessen wurde. Sehr schön auch Apotheken, bei denen zwei, drei Mal am Tag dringende Medikamente geliefert werden.

    und ja, klar, breite Bürgersteige sind schön - Es muss ja nicht jeder so breit sein wie die Champs Elysées, aber wenn einer breit genug ist, dass darauf zwei Kinderwagen aneinander vorbei kommen, sollte das eigentlich auch reichen für die eine oder andere Auslage eines Ladens oder Strassencafés.


    Für zwei Kinderwagen reicht die Standardbreite von 1,75m. Das reicht aber bei weitem noch nicht um auch nur einen Biertisch neben die Kneipe zu stellen. Also deutlich mehr Breite - fangen wir mal mit 3m an. Die Breite muss auch nach Inanspruchnahme durch die Sondernutzung der Läden noch für die zwei Kinderwagen reichen, da die Mercedesfahrer unter den Fußgängern nicht ausweichen können. Außerdem stehen da gerne falsch parkende Fahrräder an Laternenmasten oder auch korrekt abgestellte an Fahrradbügeln.

    Für laute und schmutzige Gewerbe braucht es natürlich einen gewissen Lärmschutz; aber auch solche Gebiete müssen nicht riesig und in der Pampa sein, sondern können relativ klein sein und in vernünftiger Nähe zu Wohngebieten.


    Das ist bei einigen der Gewerbegebiete, gegen die der Ursprungspost sich aussprach, genau gegeben. Sie liegen nah genug an den Wohngebieten, dass sie günstig zu erreichen sind und noch weit genug weg, dass sie die Wohnbebauung nicht stören. Aber da wollte m.ro80, dass diese Gebiete umgewidmet und der weiteren Wohnnutzung zugeführt werden.

  • Mir fehlt bei diesem Sturm der Entrüstung etwas die Verhältnismäßigkeit. Ich finde es auch ärgerlich was mit den Fassaden auf dem Degussa-Gelände angestellt wurde, aber wie sieht es denn eigentlich mit dem Rest Frankfurts aus? Scheint es da einen Doppelstandard zu geben?


    Die Stadt wird schon seit Jahrzehnten mit Tags wie "UF97" (Ultras Frankfurt) oder "ACAB" (All Cops Are B*tches) flächendeckend überzogen. Besonders im gründerzeitlichen Nordend ist das der Fall. So krass wie hier sieht man es sonst nur in Berlin. Besonders bei den Eintracht-Fans, die sich an Hauswänden verewigen, scheinen viele ein Auge zuzudrücken.


    Richtig ärgerlich finde ich den neusten Trend über die öffentlichen Parks herzufallen. Mittlerweile wurde selbst im Holzhausenpark jede zweite Bank großflächig mit Tags und Graffiti überzogen, auch vor vielen Bäumen dort wurde nicht Halt gemacht. Wer regt sich eigentlich hierüber auf?


    Es ist doch so. Wer sich über Tags und Graffiti an Hauswänden oder über überquillende Mülleimer öffentlich beschwert (d.h. nicht nur in der Anonymität von Internetforen und Leserbriefen), wird schnell in die Schublade der "Spießigkeit" und "Kleinbürgerlichkeit" gesteckt. Man bekommt schnell zu hören, dass man das Problem kenne und die Programme liefen (oder auf Nicht-Beamtendeutsch gesagt: Wir machen erstmal nix). Viele Alt-68er in Ämtern und Medien haben es sich mit dieser sesselpupsenden Denkweise sehr bequem gemacht. Law and Order? Das ist was für hyperventilierende Amis und spießige Preussen. Dabei ist die Bevölkerung schon längst weiter.

  • ^ Dies ist nicht nur ein Frankfurter Problem, sondern generell ein Deutsches, ja sogar ein Europäisches. Hier in Hamburg sieht es ja auch nicht viel besser aus. Dt / Europ. Städte verkommen immer mehr (und ich meine nicht nur tagging sondern generelle Vermüllung, Sachbeschädigung, Loitering, deutlich steigende Kriminalität, usw) und es wird einfach so hingenommen. Bleibt eigentlich nur noch zu emigrieren, entweder nach USA (sind wieder stark im Aufwind), oder noch besser Australien...

  • Dem Schlaumeier, der meint meinen Beitrag mit einer roten Laterne auszuzeichnen, möchte ich bitten, Argumente hervorzubringen anstatt zu schreiben "bin schockiert über diesen beitrag". Rote Laterne? Kann ich mit leben, aber ohne Argumente ist das Ganze irgendwie lächerlich. Ich dachte diese schikanöse Praxis hätte man in diesem Forum schon überwunden. Sonst können wir das Ganze auch sein lassen.


    Das Thema "Tags an Hausfassaden" scheint kontrovers zu sein, keine Frage. Manche Leute stört es nicht. Das kann ich akzeptieren, aber dieses Cyber-Duckmäusertum geht mir auf den Keks.


    Update:
    Als Antwort auf Eagle1: Nicht vergessen, dass Tags/ Graffiti ein direkter Import aus den USA aus den späten 80er/ frühen 90er Jahren Jahren sind. Die USA ist also keinesfalls Vorbild für Stadtbildpflege. Am härtesten trifft es einen in Venedig, wo fast jede Hauswand von Tags/ Graffiti überzogen ist, egal wie viele hunderte Jahre das Gebäude alt ist. Ich meine aber, dass die Situation nicht hoffnungslos ist. Viele Städte bemühen sich um ihr Stadtbild (z.B. Wien, München, Zürich, usw.) und irgendwann wird das Bedürfnis nach einem Minimalmaß an Sauberkeit auch in anderen Städten nicht mehr als Spießigkeit abgetan (die 68er gehen ja auch irgendwann in Rente). Wichtig ist, dass die Kosten für die Beseitigung von Tags an Hauswänden fallen. Die jetzigen Hochdruckreiniger sind weiterhin viel zu teuer, die Technologie scheint nicht ausgereift.

  • Die Frankfurter Rundschau schreibt nun auch zu den Aktionen => [url=http://www.fr-online.de/stadtentwicklung/schmierereien-politische-graffiti,26042926,33058922.html]Schmierereien: Politische Graffiti[/url]


    Am 6. März 2016 sind Kommunalwahlen..... mal sehen was davor und danach noch so auf Frankfurt zukommt.

  • Auch die Neubauten des „QUARTIER EAST“ bleiben leider nicht verschont.
    Kaum war der Neubau 1 äußerlich fertig gestellt, hatte jemand wohl nix besseres zu tun als ein paar Farbbeutel an die Fassade zu werfen!?





    Bilder von mir.

  • Einen guten Überblick über die Argumente der "Investoren-Seite" zum Thema Bauen und Wohnen gibt ein FAZ-Artikel aus der jüngeren Vergangenheit (21.02.). Hier steht zwar nur wenig drin, was man nicht hier im Forum immer mal wieder in Auszügen an der einen oder anderen Stelle lesen konnte. Der Artikel bietet aber eine sehr gute Zusammenfassung und ist allein deshalb lesenswert.

  • Mod: Beiträge aus dem Thread "Deutsche-Bank-Dreieck" hierher verschoben.
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    Wie nicht anders zu erwarten, ätzt die FR bereits gegen das Projekt: http://www.fr-online.de/frankfurt/1472798,1472798.html
    Angeblich ist die Bebauung zu dicht (bei der FR ist aber jede Hochhausbebauung zu dicht, zu hoch und zu "unsozial"). Der "Luxuszone" in der Innenstadt würde nach Göpfert Vorschub geleistet und der angespannte Wohnungsmarkt würde dadurch nicht entlastet. Ihm wären wahrscheinlich eine sechsgeschossige Bebauung aussschließlich mit Sozialwohnungen am liebsten.


    Ich hoffe, dass man die 228 m voll ausschöpft (es heißt ja immer bis zu 228 m) und auch das größere Wohnhochhaus mindestens 160 m erreicht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Megaxel () aus folgendem Grund: ergänzt + sprachlich überarbeitet

  • Ich bin froh, dass es ein "Luxuszone" wird. Die super-reiche Leute kann in diese neue Wohnung einziehen, und die alte Wohnungen von diese Leute wird jetzt verfügbar sein. Das heißt, mehr Angebot und weniger Mietpreise.


    Ich kann diese linker Flügel Leute nie verstehen. Können Sie wirklich nicht die Gesetzt von Angebote und Nachfrage nachvollziehen, oder ist es egal, und diese Leute bleibt bei die Meinung dass "was gehört mir gehört ihnen, und was gehört ihnen gehört ihnen?"

  • Die Frage, wem die Stadt gehöre, zielt natürlich im politischen Sinne auf sowas wie die Machtfrage, wer eigentlich bestimmt, wie die Stadt aussieht; aussieht in dem Sinne, wie und wo was gebaut oder genutzt wird. Das Bauplanungsrecht sieht dafür ein Verfahren vor, das Teilhabe und Mitbestimmung an den Planungsprozessen gewährt, sie nennen es Bauleitplanung. Sie wird von der Idee des Interessenausgleichs getragen. Bösartig ausgedrückt, ist die Bauleitplanung ein "Schönwettergesetz", das bei schlechtem Wetter, sprich unter hohem Investitionsdruck nicht funktioniert.


    Was wir demgemäß feststellen, es werden – nicht nur in Frankfurt, aber ganz besonders in Frankfurt – an den Brennpunkten des Baugeschehens keine B-Pläne mehr gemacht oder geändert, aus verschiedenen Gründen (vor allem Zeit und Kosten). So plausibel und nachvollziehbar das auch sein mag, im Ergebnis gibt es aber keine echte Beteiligung am Planungsverfahren mehr, weil es keine Verfahren mehr gibt. Es wird viel über projektbezogene Verträge geregelt oder nach § 34 BauGB entschieden, was kein Planersatz, sondern eine Auffangnorm ist. Der öffentliche, politische Diskurs darüber, wo und was zu bauen sei, fällt aus, nicht zuletzt deshalb, weil es keinen Ort gibt, an dem er geführt werden müsste. Über einen B-Plan stimmen die Stadtverordneten ab. Und über städtebauliche Verträge und Baugenehmigungen nach § 34 BauGB? Sind Bürgerbegehren a la Rennbahn künftig der Ort, an dem der Diskurs geführt wird?


    Faktisch läuft es so, dass ein Bauherr sagt, was er will und der Magistrat feilt ein bißchen dran rum. In dieser Praxis sind Bauleitpläne nur hinderlich. Regt sich Widerstand, ist es Sache des Bauherrn, die Nachbarn zu befrieden, der gerichtliche Rechtsschutz ist aber kein Planersatz. Das hat dazu geführt, dass „Spielwiesen“ entstanden sind, auf denen die Großbauherren unter sich sind. Billiges Baugeld führt aber zu dem Versuch, die Spielwiesen auszudehnen. Der Veränderungsdruck erzeugt günstigenfalls Unwohlsein, schlimmstenfalls Ärger. Und der Magistrat? Der steht mehr oder weniger hilflos daneben und versucht, den größten Ärger dadurch zu befrieden, dass er mit seinen beschränkten Mitteln so was wie Schutzzonen errichtet, durch retardierende Instrumente wie Milieuschutz- und Erhaltungssatzungen oder den Denkmalschutz, um die rivalisierenden Kräfte zu trennen. Fragt sich, wie lange das gut geht. Die Menschen in den Stadtteilen sind jedesmal froh, wenn der Kelch eines größeren Projekts an ihnen vorüberzieht.


    Und dann ist da noch ein Legitimationsproblem. Ein sehr großer Teil der Menschen hier darf nicht mitbestimmen; und von denen, die mitbestimmen dürfen, darunter sehr viele EU-Bürger, fühlen sich viele gar nicht berufen, mitzubestimmen, weil sie eh nur vorübergehend hier arbeiten.

  • Aber an den "Brennpunkten des Baugeschehens", die auch im Forum hauptsächlich diskutiert werden, werden doch Bebauungspläne geändert oder erst geschaffen. Vom MainTor-Areal, über das Deutsche-Bank-Dreieck, das Europaviertel, die Marieninsel und den Kulturcampus bis hin zu den "Drei Schwestern", nichts geht ohne Bebauungsplan.

  • Jein. Was gebaut wird, wird planungsrechtlich abgesichert, d.h. festgeschrieben, im Falle Deutsche Bank-Areal oder Marienturm vorhabenbezogen, mehr nicht. Aber wo ist da die Abwägung? Eine Bauleitplanung im gesetzlichen Sinne ist etwas in die Zukunft gerichtetes, was nicht (nur) in der Vergangenheit Gebautes abbildet, sondern eine prospektive Vorstellung verkörpert (wenn man eine hat), wohin sich ein Viertel oder Stadtteil in Zukunft entwickeln oder nicht entwickeln soll (prototypisch etwa Europaviertel oder Riedberg). Es soll jemand beim Blick in den B-Plan erkennen können, was er mit seinem Grundstück in Zukunft soll machen können und was nicht.


    So läufts aber auf den "Spielwiesen" nicht. Der Magistrat befreit hemmungslos von allen Festsetzungen eines B-Plans, wenn's passt. Und über Befreiungen wird nicht abgestimmt. Und es wird wirklich hemmungslos befreit, bis zur völligen Funktionslosigkeit von B-Plänen, übrigens auch auf dem Riedberg. In dieser Praxis hat der B-Plan keine lenkende (leitende - Bauleitplan) Funktion.

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