Suhrkamp-Verlagssitz (Rosa-Luxemburg-Platz)

  • ^ Ach Gottchen. Wahrlich, der Untergang des Abendlandes. Hier feiert der deutsche Spießer wohl fröhliche Urständ. Aber klar, immer sauber und rein.

    Vergammelt sieht jedenfalls anders aus.

  • ^Dein Kommentar ist nicht nachvollziehbar. Das verlinkte Bild im Artikel der „Welt“, zeigt einen sanierungsbedürftigen Zustand. Was stimmt also an der vorhergehenden Aussage nicht?

  • Wo siehst du auf dem Bild einen sanierungsbedürftigen Zustand? Ich sehe die normalen Steinplatten-Fassaden mit dunklen Flecken, wie sie nach jedem kräftigen bzw. längeren Regen auftreten und nach wenigen Tagen wieder getrocknet sind.


    Demnach wären sehr viele Gebäude nach Regenfällen sanierungsbedürftig. Und die mit styroporgedämmten Schimmelfassaden nach wenigen Jahren fast schon abrissteif.

  • Naja - beim Bau des Kanzleramtes wurde das Gebäude statt mit der ursprünglich geplanten Weißbeton-Obefläche aus Kostengründen mit normalem Sichtbeton gebaut.
    Absicht war, die unvermeidlichen Verschalunsspuren und die zu erwartende Erosion bei der nächsten Renovierung zu beseitigen und dann die Fassade mit heller Farbe zu streichen.
    Das wird wohl jetzt passieren. :rolleyes:

  • Um nochmal auf den Suhrkamp Verlagsbau zurück zu kommen: Kommt man von der Volksbühne, dominiert die Aluminium Glasfassade, kommt man von der Schönhauser Allee, dominiert die Aluminium Glasfassade, geht man die Torstrasse entlang, dominiert die Aluminium Glasfassade. Der Streifen Sichtbeton an der Stirnseite gerät in der Realität kaum ins Blickfeld.


    Ich finde die Proportion der Glasfenster interessant und reizvoll, denn durch die als Bücherregale ausgeführten Innenwände stellt sich sofort der Bezug zu der Nutzung des Gebäudes als Verlagshaus her, das ist mir gestern besonders ins Auge gefallen. Allerdings sitzen die Mitarbeiter so doch ganz schön auf dem Präsentierteller...


    Der Verbindungsbau hätte ein Stockwerk mehr haben können. Der Ergänzungsbau an der Linienstrasse hat allerdings eine bunkerartige Anmutung. Zumal die Wahl für die Farbe der Balkonbrüstungen und nun auch noch der Balkon "Vorhänge" in der Farbe "Nude" (früher nannte man das bei Stützwäsche fleischfarben...) nicht glücklich ist...


    Trotzdem nehme ich das Haupthaus auch in Verbindung mit seinem schwarzen Gegenspieler als attraktive Torsituation und stimmiges Ensemble an dieser Stelle war. Nach links folgen auf der Torstrasse schlichte 20er Jahre Mietshäuser (unsaniert) in der Rosa Luxemburg Strasse folgt ein Gemisch aus Plattenbauten und entstuckten Gründerzeitlern. Der Bau hebt sich für mich weiterhin optisch positiv daraus hervor.

  • Hier noch eine Ansicht von der Torstraße. Bild von mir und gemeinfrei. Wenn man an der Torstraße Ecke Schönhauser steht und sich einmal um die eigene Achse dreht, wird feststellen, dass der Suhrkamp-Bau gar nicht so schlecht ist. Wenn bald die Außenanlagen und der Durchgang von der Torstraße fertig sind, und der erhaltene Baum Blätter treibt, wird sich die "Aufregung" über den Bau wahrscheinlich bald legen.


  • Bzgl. Beitrag

    Der Witz bei dem Foto der Welt ist allerdings, das dieser nicht die Beton sondern die mit Stein verkleidete Fassade des Kanzleramts zeigt. Gerade Steinfassaden altern und entwickeln ihre eigene Patina....


    Unabhängig davon ist es natürlich richtig, dass Gebäude heute "schneller" altern - eben so wie alle technischen Gebrauchsgüter. Die technische Infrastruktur spielt eben heute eine ganz andere Rolle...


    d.


    PS Diesen Beitrag gern wieder löschen - habe nicht bemerkt das darauf im gleichen Inhalt schon geantwortet wurde...

  • Nach Ewigkeiten Kommentierungspause mein erster Text hier (endlich wieder mehr Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens).


    Es ist immer leichter zu meckern als zu loben (daher meine Wertschätzung jener Mitglieder, die das Haus gut finden), aber bei diesem für mich brutal schlechten Gebäude kann ich nicht anders:

    Ich versuche mal rauszuschälen, was mich stört: es ist kein Hostel oder Renditebau, sondern die Repräsentanz eines bedeutenden deutschen Verlags. Wäre das Gebäude nur ein Hostel und würde an der Moll- oder K-L-Straße liegen fände ich den Bau ok und passend von der Kubatur. Aber hier an dieser Stelle so massiv und klobig zu quetschen, sprengt den Maßstab des Quartiers und gibt dem ganzen mitnichten eine Torsituation sondern einen Mauer mit Durchgang. Zudem das Gebäude zu seinem Widerpart, dem schwarzen „Atlantikwall-Bunker“ gestalterisch dermaßen abfällt, dass es kracht. Such nehmen die beiden „Tor“-Gebäude absolut null Bezug aufeinander. Ich sehe hier bei besten Willen keine „Tor“-Situation. Warum man als Fassade Alu nimmt, was oft nur bei Technikgebäuden alleine akzeptabel ist, erschließt sich mir nicht.


    Kurz zusammengefasst: ein viel zu fetter monotoner Kasten auf zu kleinem Grundstück, kalte Abweisende technische Optik, Hostel bzw. Renditebauflair trotz erlesenem Bauherr, Negierung der Chance zum Torcharakter zusammen mit dem Westwallbunker.


    Mein Fazit: leider gigantische Enttäuschung


    Mein Wunsch für diese Stelle wäre sowas wie das neue filigrane und trotzdem viel BGF-beinhaltende taz-Haus gewesen.


    nachtrag: innen sieht’s toll aus 😊

  • Der Entwurfsgedanke von Roger Bundschuch ist heute Thema in einem Artikel der Baunetz. Dieser speist sich hauptsächlich alleine aus den Bedürfnissen der Bauherrin, des Nutzers und dem Gebrauch des Ortes seit 1945. So die Architekten.


    Eine längere Fotostrecke gibt`s zur Unterstützung.

    Mir gefällt`s immer besser.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • < Welche aufgeklebten Blindfenster meinen Sie???

    Ich kann keine entdecken.

    Ansonsten bin ich sehr angetan von Anfang an und jetzt vom Resultat. Ein echtes Statement wie es DEM Verlag der Republik der sämtliche Intellektuellen der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts unter seinem Dach versammelt, gut zu Gesicht steht. Ich sehe überhaupt keinen Grund hier mit und unter benachbarten Architekturen zu vermitteln. Wozu auch, dieser Verlag ist einzig für dieses Land und steht wie kein anderer für dieses Land, das kann sich auch ruhig in einer nonkonformistischen Architektur ausdrücken. Verlagssitze oder generell Headquater von Unternehmen baut man nicht damit sie sich der umgebenden Architektur angleichen oder anbiedern. Das ist sehr in Ordnung so wie es ist. Sehr Westdeutsch, sehr republikanisch. Vielleicht ein wenig zu überfordernd für dieses stets nur um sich selbst kreisende, zutiefst verunsicherte Berlin.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^

    Sehr pathetisch.

    Ich glaube er meint Foto Nr. 5 welches den Übergang zwischen dem benachbarten Altbau und der Suhrkamp-Zentrale zeigt. Den finde ich auch etwas unambitioniert so als ob den Architekten hier die Kreativität abhanden gekommen ist die er in den Rest des Gebäudes gesteckt hat.

    Die EG-Zone sieht mir aus der Perspektive auch recht gedrungen und wenig einladend aus.

    Ansonsten ist das Gebäude schon sehr fotogen. Die klaren Konturen, die Kontraste zwischen Sichtbeton und Aluminiumfassade sowie das getönte Glas sorgen trotz der Baumasse für Eleganz. Hier beeindruckt mich insbesondere das 2. Bild.

    Sehr gut gefällt mir das Interieur, die Grundrisse und der Blick aus den großen Fenstern.

    Nach wie vor bin ich aber aufgrund der genannten Gründe kein Fan von der offenen "Bundschuh-Ecke".

  • Ich glaube er meint Foto Nr. 5 welches den Übergang zwischen dem benachbarten Altbau und der Suhrkamp-Zentrale zeigt. Den finde ich auch etwas unambitioniert so als ob den Architekten hier die Kreativität abhanden gekommen ist die er in den Rest des Gebäudes gesteckt hat.

    Die EG-Zone sieht mir aus der Perspektive auch recht gedrungen und wenig einladend aus.


    Unambitioniert finde ich sogar noch sehr euphemistisch ausgedrückt. Ich würde u.a. diese Anschlussstelle eher als maximal hässlich bezeichnen.


    Ansonsten finde ich das Attribut 'fotogen' sehr zutreffend. Wenn man das Gebäude entsprechend inszeniert, wirkt es stimmig und überzeugend. Besonders auf dem ersten Bild, wo die Sonne satt das Aluminium bestrahlt und auf den Bildern in der Tat ein reizvoller Kontrast zum etwas dunkleren Sichtbeton und den noch dunkleren Fensterflächen entsteht. Allerdings wirkt es mE real zu 90% weit weniger aufregend, da der Sichtbeton sich optisch meist weniger stark abhebt und sehr viele der Fenster bei Sonnenschein durch die hellen Rollos blind wirken.


    Ich hatte gehofft, dass mir der Bau mit der Zeit besser gefällt und zumindest etwas hat dieser Gewöhnungseffekt tatsächlich gewirkt. Aber speziell die Farbkombination finde ich nach wie vor unnötig kraftlos und fad. Besonders wenn man sich dann mal die teils höchst dynamischen Arrangements der Bücherregale im Innenraum ansieht! Überhaupt finde ich den Bau innen im direkten Vergleich extrem gelungen, auch wenn man dort mE ebenfalls gerne ohne nackten Sichtbeton auskommen könnte. Außen wäre ich nach wie vor für eine (mehr oder weniger spektakuläre) Begrünung des Sichtbetons mit Moosen/ Efeu u.ä.m. und dazu für ein anderes Farbkonzept bei den Rollos (gerne einfarbig elegant bzw. sanft in Zwischentönen abgestuft statt poppig grell aber was spricht gegen ein Orange, Lindgrün etc.?). Das Gute ist, dass man hier relativ leicht nachjustieren könnte, wenn man es denn will.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Ich finde, dass das Gebäude den höheren Ton Camondos absolut verdient. Auf Bild 7 wird seine Vielschichtigkeit schön erkennbar und die Absurdität, hier von einem "Klotz" zu sprechen, wie immer wieder geschehen. Wie gut die begrünte "Bundschuh-Ecke" der Umgebung tut, wie luftig und erfrschend die Bäume wirken, kann man vor Ort besser spüren als durch Bilder, aber auch das lässt sich auf Bild 7 erahnen. Schon jetzt lädt der kleine Platz zum Verweilen ein und wirkt belebend, obwohl das Restaurant noch gar nicht eröffnet hat. Damit stellt der Bau mit seiner Intelligenz, Stimmigkeit trotz Vielschichtigkeit, Eigenständigkeit trotz Relationalität, Geschamackssicherheit in meinen Augen das genaue und gelungene Gegenentwurf zum misslungenen Springer-Campus dar. Ich sehe in diesem Bau einen der architektonischen Höhepunkte der letzten Jahre in Berlin.


    Ein Wort noch zur "Fotogenität": Dass die Fotos von Baunetz das Gebäude sehr schön zur Geltung bringen, ist sicher richtig, das haben Fotostrecken so an sich. Es ist aber nicht so, dass hier ein größerer Kontrast zwischen Fotos und Wirklichkeit bestünde als anderswo. Ich glaube das beurteilen zu können, denn ich kann das Suhrkamp-Gebäude von meinem Erker aus sehen und komme fast täglich daran vorbei.

  • ich sehe in diesem Bau einen der architektonischen Höhepunkte der letzten Jahre in Berlin.

    Bei aller Begeisterung: Diesen Satz kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Ja, es ist kein totaler Profanbau und das Gebäude ist wertiger als ein Aldi, aber wie kann so etwas Begeisterungssprünge auslösen? Die Fassade ist einfach, streng gegliedert und bietet riesige Fenster. Das ist gut, aber nicht unbedingt wertvoll für den Betrachter - eher für den Nutzer. Sichtbeton ist etwas für Brutalismus-Fans und die sind (abgesehen von ein paar Architektur-Freaks) doch eher mau und dünn gesät. Soll heißen: Dieses Gebäude wird im kollektiven Gedächtnis der Berliner höchstwahrscheinlich keinen Platz einnehmen.


    Wenn ich von einem architektonischen Höhepunkt der letzten Jahre in Berlin sprechen würde, dann würde ich sehr vorsichtig "Cube" am HBF sagen. Darauf kann man sich sicher einigen.

  • ElleDeBE Da geht es mir genau anders herum. Auch wenn mir Suhrkamp deutlich näher liegt als Springer, sehe ich hier zumindest auf den ersten Blick leider wenig was über biedere Mittelmäßigkeit hinaus geht. Ein Hingucker ist mE was anderes und spektakulär oder gar vielschichtig kann Springer mE definitiv besser (auch wenn nicht jedes Detail überzeugen mag). Städtebaulich gebe ich Dir aber Recht, dass hier einige Details schön gelöst wurden. Und die Innenräume gefallen mir sogar ausgesprochen gut. Wie man aber in so grobformatige, wenig innovative und dazu farblich monotone Arrangements aus Beton, Alu und Fenster so viel Begeisterung transportieren (und dabei Scheußlichkeiten wie die die besagten Anschlussstellen ignorieren) kann, bleibt mir ein Rätsel.


    P.S.: Sowohl Suhrkamp als auch Springer kann man aber definitiv zu Gute halten, dass sie sich intensiv mit dem Standort auseinander gesetzt haben und die geforderten Funktionen offenbar zugleich sehr gut erfüllt wurden.

  • ^^ Ich habe ja die Aussage bewusst subjektiv gehalten "ich sehe", daher verlange ich natürlich nicht, dass andere sie nachvollziehen müssen. (Immerhin habe ich mich aber im Verlaufe dieses Stranges immer wieder bemüht, meine Urteile zu begründen.)

    Das Cube ist gewiss eindrucksvoll und gelungen, sogar spektakulär und würde mir auch einfallen, wenn es um Berliner architektonische Highlights der letzten Jahre geht. Für mich persönlich gibt es hier nur zu wenig Widerstand, der Bau gibt mir zu wenig zu denken, ich denke: Wow – und das war's dann auch. Daher liegt mir der "intellektuellere" Suhrkamp-Bau mit seinem Cocktail an Eleganz und Brutalität, Schönheit und Rationalität mehr – aber das ist eben meine subjektive Präferenz.


    ^ Diese Anschlussstelle, die Du ansprichst, ist nicht die Schokoladenseite des Gebäudes, aber man sollte ihre Wirkung nicht überschätzen, sie macht nur einen Bruchteil des Gesamtgebäudes aus und liegt an der ungüstigsten und unscheinbarsten Stelle. Im Übrigen kann ich ihr sogar etwas abgewinnen, warte aber mit meiner großen Apologie ;-), bis die letzten Bauarbeiten an den Gehwegen abgeschlossen sind, um das mit Fotos zu veranschaulichen.

    Dem Springer-Campus kann man zugute halten, (in Teilen) eigenständig und originell zu sein, und er ist gewiss "spektakulärer" als der Suhrkampbau, aber er beweist in meinen Augen, dass diese Kriterien für sich genommen noch keine Qualitätskriterien sind. Auch ein Unfall kann spektakulär sein, die Schaulust anregen (von spectare: schauen), und wie ich neulich etwas ausführlicher im dortigen Strang zu begründen versuchte, ist dieser Springerbau in meinen Augen so etwas wie ein spektakulärer Architekturunfall: Man muss hinsehen, aber was man sieht ist (großteils) und bei näherem Hinsehen nicht überzeugend.