Wohngebäude 'Am Hochmeisterplatz' (Halensee | in Nutzung)

  • ... dieser übergroße großmäulerische Styroporkarton.

    Wenn ich mir mal nur einen Teilaspekt deiner Kritik herausziehen darf: Was genau bezweckst du mit deiner Verächtlichmachung des Gebäudes als "Styroporkarton"? Wie sollte bzw. könnte denn ein solches Gebäude sonst die Energieeinsparverordnung und andere Vorschriften erfüllen, wenn nicht mit einer Wärmedämmung draußen dran? Wie stellst du dir die bessere, ansprechende und energetisch regelkonforme Fassade vor? Nur mal so als Frage...

  • Das Postgebäude war doch recht unansehnlich und verwahrlost ich seh da jetzt keinen wirklichen Verlust und eher eine städtische Aufwertung mit einem ambitionierten Wohnbau. Die Architektur der Post bestand aus einem Riegel mit zwei treppenerkern links und rechts - ein recht schlichter Funktionsbau - von diesen gibt es ja angereichert in den letzen 100 Jahren eher zu genüge. Die Vermeintliche Styroporkartonage springt mich hier auch nicht so sehr an wie an einem verhunzten giftmüllverpacktem Altbau Und überzeugt nach meinem Dafürhalten weit mehr als sogenannte Palais mit billig vorgehängten baumelnden Sandsteinfassaden, Bodenbelagfassaden oder überkandideltem Bauschaumbarock

  • ^^ Naja, das geht halt schon, wenn man keinen Putz auf WDVS klatscht, sondern Backstein aufmauert, Naturstein verwendet oder Beton davor gießt (den man dann auch wieder verputzen kann). Es gibt neuerdings sogar Beton, der von sich aus die nötigen Dämmeigenschaften mitbringt. Das Problem mit direkt verputzten WDVS-Fassaden ist, dass sie in der Regel schlecht altern und nach wenigen Jahren alle möglichen grünen oder grauen Dreckspuren ausbilden. Außerdem finde ich, man sieht ihnen das Styropor immer irgendwie an (ob das hier der Fall ist, kann ich anhand der Fotos nicht beurteilen).


    Zum Gebäude: Finde ich schon okay, auch wenn es um den Vorgänger wirklich schade ist. Gut gefallen mir die (anscheinend wertigen) Sprossenfenster und die Fensterläden, das angedeutete Schrägdach und der nicht gequetscht wirkende Sockelteil. Störend ist die Vorpatinierung des Daches in Giftgrün – warum nimmt man nicht einfach Kupfer und lässt es in Würde altern?


    Und auch die Aufteilung der Platzfassade überzeugt mich nicht: Wenn schon Anklänge an den Klassizismus, dann bitte richtig – also Säulen bitte mittig und nicht nach links und rechts verschoben. Und natürlich in gerader Anzahl: Eine Kolossalordnung hat den Zweck, dass man zentral hindurchgehen kann. Diese Dreier- oder Fünferordnung, bei der man in der Mitte vor eine Säule läuft, bin ich (leider) von Patzschke gewohnt. Von Hilmer & Sattler hätte ich da mehr Feingefühl erwartet (aber vielleicht wurden sie auch nur Opfer von Investorenwünschen).

  • Mit Klinker in der Gestaltung und Säulen in Kollossalordnung hätten wir ja fast sowas wie Federal- Stil den mag ich zwar sehr gern -dieser Klassizismus könnte in unseren Breitengraden aber äußerst ungewöhnlich wirken. Auf welche Säulen beziehst du dich ich sehe irgendwie nur welche an den Balkonen.

    Danke für den Verweis auf die Fensterläden die hätte ich auf den Bildern als etwas völlig anderes ausgemacht sind aber trotzdem reizvoll. Den Verdacht von Murkserei im Entwurf durch den Investor hatte ich auch.

  • ... na da nehme ich doch mit Kusshand eine Wohnung im 'angrenzenden Bestand' und nicht in diesem Styropormonster. Allein schon das hohle Geräusch wenn man sanft dagegen klopft ... lässt mich erschauern. Im 'angrenzenden Bestand' gibts auch Balkone mit echten Ziegeln!8)

  • Schon wegen der Fensterläden und der Deckenhöhe würde ich in den Neubau wollen. Geschmacksache, aber ich finde das ganz angenehm für’s Auge.

  • ... na da nehme ich doch mit Kusshand eine Wohnung im 'angrenzenden Bestand' und nicht in diesem Styropormonster. Allein schon das hohle Geräusch wenn man sanft dagegen klopft ... lässt mich erschauern. Im 'angrenzenden Bestand' gibts auch Balkone mit echten Ziegeln!8)

    Deal! Ich ziehe dann mal in den Neubau ;)

  • .... aber dann wären wir Nachbarn... 8|

    das kannst Du unter keinen Umständen wollen. Und Deine ETW im Mercedes Benz Arena Entertainment Quartier wirst Du dafür doch nicht hergeben wollen ...no?

  • ^es wäre eine Challenge für meine Toleranzfähigkeit, aber ich könnte ja jeden Tag mit einem Schmunzeln beobachten wohin dich dein Geschmack geführt hat ;)

  • ... hmmmm vielleicht bei einem Glas Rotwein ...? :love:

    .. aber Dir ist schon klar, dass in ca. 30 Jahren diese Plastikfassade wieder runter muss und das auchnoch irgendwie als Sondermüll, weil sie dann ihre isolierende Funktion verloren hat. Ich habe noch nie von nur irgendeinem Konzept gehört, dass sich mit der Entsorgung all dieser verbrauchten Plastikfassaden zukûnftig beschäftigt oder überhaupt, dass diese Frage mal andiskutiert würde. Sounds like a Goldgrube!

  • Ich weiß nicht was die Architektur des Neubaus damit zu tun hat? Grundsätzlich alle Neubauten haben die gleichen Dämmvorschriften. Der abgerockte Altbau wird bei der nächsten Sanierung genauso gedämmt – nur das er dann immer noch scheisse aussieht ;–)

  • ... weil das ein Paradebeispiel dafür ist, dass es keine Architektur an diesem Gebäude gibt, sondern nur Fassade. Und die muss man auch noch als Sondermüll entsorgen. Und Du lässt Dich gleich von ein Paar Plastikzierleisten, künstlich patiniertem Blech auf dem Dach, etc, verblenden. Herrjeh möchte man da rufen.

  • ^ja wenn man dekadent ist und verblendet möchte man das rufen. Ich habe meine Meinung zum „dekorierten Schuppen“ hier mehrfach wiedergegeben und klar begründet. Es geht hier nicht um Kunsttheorie sondern um Wohnraum. Dieser ist harmonisch strukturiert angenehmer und letztendlich auch wertvoller. Das wird sich in den nächsten Jahren immer stärker herauskristallisieren. Warum auch sollen Jahrtausende an Architekturgeschichte einfach mal so ad absurdum geführt werden. Die Moderne ist längst, längst vorbei..

  • Warum auch sollen Jahrtausende an Architekturgeschichte einfach mal so ad absurdum geführt werden. Die Moderne ist längst, längst vorbei..

    Was soll das Geraune über "Jahrtausende an Architekturgeschichte" angesichts der Gegenüberstellung eines schlichten, aber gut erhaltenen 50er-Jahre Sozialwohnungsbaus & eines Pseudo-Gründerzeitbaus für gutbetuchte Eigentumswohner der Gegenwart eigentlich bedeuten? Sind die gemeinsame Referenz also Grubenhäuser in Holz- & Lehmbauweise oder doch gleich griechische Tempelanlagen? Die Distanz beider Gebäude vom Hochmeisterplatz dürfte jeweils ähnlich ausfallen.

  • ^Das ist zum Glück völliger Unsinn. Der missratene Anblick heutiger Sozialwohnungen liegt nicht am hohen Kostenaufwand, sondern an fehlender Einsicht von Stadtplanern und Architekten.


    Man erhöhe die Traufhöhe auf ein Maß, dass die in Berlin typische sechsstöckige Beabuung zu einer Deckenhöhe von 3,20 Metern zulässt. Man nehme moderne Verfahren und von mir aus auch gerne Styropor um die Fassaden zeitgemäß zu strukturieren und dekorieren auf Basis von vorgefertigten Katalogen (ähnliche wie im 19. Jahrhundert) und voilá: Fertig ist die neue Gründerzeit - auch für sozial schwache. Wir leben nicht mehr im alten Griechenland, sondern im 21. Jahrhundert.

  • Man sollte bei der Gestaltungsproblematik die Bauherren nicht außen vor lassen. Wenn man, wie in der aktuellen Marktlage, jeden Schund, sei sie noch so teuer, verscherbelt bekommt, gibt es keinen Anreiz sich um die Architektur/Gestaltung zu bemühen. Das spart man dann gerne weg.
    Es gibt nur vereinzelt Entwickler die sich über die Qualität der Architektur profilieren, wie z.B Ralf Schmitz. Ohne hier jetzt Werbung machen zu wollen.

  • ^Man müsste aufeinander zugehen. Einerseits würde ich 3 Meter Deckenhöhe verpflichtend machen, da dies diesen miefigen Hühnerschachtel-Eindruck schon einmal lindert und dann würde ich Fördermaßnahmen ausschreiben zur Fassadenstrukturierung anhand von industriell vorgefertigten Fassadenteilen. Die Kosten für die Fördermaßnahmen würden sich in Grenzen halten, der Impact auf das Stadtbild wäre höchstwahrscheinlich enorm.

  • ^ Eine hohe Deckenhöhe ist ein Luxus, für den letztlich der Mieter/Käufer zahlen muss. Solange Mondpreise am Markt verlangt werden können, werden die Deckenhöhen eh schon zu großen Teilen angepasst. Ob man unbedingt Luxus vorschreiben muss, ist eine andere Frage.

    Was das Bedürfnis nach Schmuck und Ornamenten angeht, zweifel ich, dass es da einen so großen Konsens gibt, wie angenommen. Man kann sich schneller darauf einigen, was hässlich ist, als auf das, was allgemein als Schön empfunden wird. Wie groß die Bereitschaft nach mehr Ornament angeht, sieht man in Einfamilienhausgebieten, wo jeder mit seinem eigenen Geldbeutel privaten ästhetischen Kriterien nachkommt.

  • ^Man müsste aufeinander zugehen. Einerseits würde ich 3 Meter Deckenhöhe verpflichtend machen, da dies diesen miefigen Hühnerschachtel-Eindruck schon einmal lindert und dann würde ich Fördermaßnahmen ausschreiben zur Fassadenstrukturierung anhand von industriell vorgefertigten Fassadenteilen. Die Kosten für die Fördermaßnahmen würden sich in Grenzen halten, der Impact auf das Stadtbild wäre höchstwahrscheinlich enorm.

    Sorry, aber das ist elitärer Quatsch.

    Die ganze Republik spricht von Wohnraummangel und zu hohen Wohnkosten und willst Massnahemen verpflichtend machen, die dies noch verstärken...