Hochhaus MK 2E | Europacity (84 m)

  • Die anscheinend stärker gewünschte öffentliche Hand muss derzeit Pläne vor allem gegen den Widerstand einzelner betroffener Anwohner/innen durchsetzen.

    In der Europacity gab es keine betroffenen Anwohner, da dort niemand gewohnt hat. Betroffen waren nur die Hasen, die über das leere Feld gehoppelt sind.


    P.S.:

    Das Schlimme ist, dass Klarenbach für seine DDR-Parolen von Mitforisten auch noch Likes bekommt.

  • Das ist mir klar. Sein Statement war ja auch übergreifend gemeint und betraf nicht nur die Europa-City. Klarenbachs Meinung zur DDR-Moderne bzw. zu Plattenbauten teile ich durchaus, politisch ist seine Agenda nicht mein Ding.

  • Stimmt schon, was hier neulich zum Gleichnis linksextremer und rechtsextremer politischer Strömungen geschrieben wurde.

    Du setzt hier die Linkspartei mit Nazis gleich – neulich hast Du einen Beitrag geliket, indem sie als "NPD minus Rassismus" tituliert wurde, weshalb ich das so sagen kann. Mit der Wirklichkeit hat das nicht das Geringste zu tun und ich hätte Dir eine solche politische Plumpheit als klugem, normalerweise differenziert argumentierenden Foristen nicht zugetraut. Ich bin enttäuscht und – als kritischer Sympathisant der Linken – persönlich brüskiert. Das meine ich ganz ernst.


    Demokratietheroretisch ist Dein Beitrag äußerst dünn – Pluralismus heiße, dass der Staat unter Berücksichtigung "Andersmeinender" Pläne von Investoren durchsetzen muss, und deshalb ist links gleich rechts. Mehr steht da nicht. Ganz toll.


    Ich finde übrigens, Klarenbach macht es sich viel zu einfach, indem er Bürgerbeteiligung als städtebauliche Wunderwaffe betrachtet. Ich teile diese Einschätzung nicht. Das mit "Linksextremismus" und "DDR-Parolen" (Architektur-Fan) zu kontern, ist aber schlicht dreist.

  • Die Argumentation einer 'vergebenen Chance' kann man auf das meiste anwenden was in Berlin gebaut oder eben sehr oft leider nicht gebaut wurde, von daher sagt das nicht allzu viel aus.

    Die Sichtweise sollte eine andere sein angesichts der Erfahrungen und Entwicklung, die öffentliches Bauen in den letzten 20 Jahren genommen hat:

    Es hätte wesentlich schlimmer kommen können.

    Die Tatsache, dass zum Beispiel keine Verpflichtung zu mietpreisgebundenen Wohnungen erhoben wurde, lag nicht an der 'Macht' der Investoren oder der finanziellen Situation von Berlin sondern schlicht und ergreifend daran, dass es sehr viel günstigen Wohnraum gab, de facto ganz Berlin war günstiger Wohnraum ums mal etwas pointiert zu sagen. Von daher bestand keine Notwendigkeit.


    Ebenso ist es schon ein steile These, wenn man glaubt mit einen vorgeschriebenen Anteil von 30 Prozent Sozialwohnungen die architektonische Qualität zu verbessern, das kann ich mir nicht vorstellen. Ob mehr Bürgerbeteiligung zu einer besseren Qualität führt, bezweifle ich ebenso stark, ich halte davon wenig, und demokratisch ist es schon gar nicht, weil meist eine lautstarke Minderheit sich einbringt. Ich habe da mehr Vertrauen in Stadtplaner und Architekten. Aber das ist ein Thema für sich.

    Was zudem ziemlich gut gelöst wurde, nämlich die Aufteilung der Bebauung für Büro- , Wohn- und kulturelle Nutzung kann man nicht soviel anders machen, ebenso die Hauptachse der Heidestraße.


    Der Europaplatz ist meines Erachtens gelungen mit der Staffelung der vier Hochhäuser bis 100 Meter. Mehr wäre heute auch nicht möglich. Die Qualität der Gebäude und Fassaden ist ziemlich gut, verglichen mit allem was sonst gebaut wurde. Und die immer geforderte Kleinteiligkeit, ist im Prinzip der größte Kritikpunkt. ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das heute soviel anders wäre, ich bin sehr skeptisch, schon gar nicht wenn sozialer Wohnungsbau im Spiel ist. Einen Ansatz wie jetzt in Kreuzberg zu verfolgen klingt, erstmal gut, aber ich bin da sehr skeptisch und es bleibt abzuwarten ob das eine private Gesellschaft so wie gedacht finanzieren kann.


    Die Europacity - wenn sie heute geplant würde, - wäre meiner Einschätzung nach, nicht so gut geworden. Wir werden es natürlich nie erfahren, aber wenn ich mir ansehe was die letzten 15 Jahre sonst geplant und gebaut wurde oder jetzt gebaut wird, dann ich ganz froh, dass man das damals so gemacht hat.

    Ich sehe weit und breit nichts, was auch nur ansatzweise an die Europacity rankommt. Mediaspree - vielleicht am ehesten vergleichbar in Größe und Lage- ist ebenso damals geplant worden, ein Glück muss man sagen. Ich mag gar nicht daran denken, was man heute draus machen würde.


    Ach ja und der schöne Satz 'Schließlich ist der Senat demokratisch gewählt, die Investoren sind es nicht.' klingt genauso wie bei den Brexiters Take back control. Nur mal am Rande, es lag an dem demokratisch gewählten Senat (alle Parteien, besonders die CDU - waren daran beteiligt) dass Berlin finanziell am Boden lag, also war der Senat selbst verantwortlich für diese schlechte Situation und nicht die Investoren.

    Leider ist der gegenwärtige Senat dabei, die mühsam gewonnenen Spielräume der Wowereit Jahre, allesamt wieder zu verspielen, hat nichts gelernt und von daher wird man dann wieder Investoren für die Fehler des Senats verantwortlich machen. Was soll's.

  • Ich finde übrigens, Klarenbach macht es sich viel zu einfach, indem er Bürgerbeteiligung als städtebauliche Wunderwaffe betrachtet. Ich teile diese Einschätzung nicht. Das mit "Linksextremismus" und "DDR-Parolen" (Architektur-Fan) zu kontern, ist aber schlicht dreist.

    Ich spreche von DDR-Parolen. Den Begriff "Linksextremisums" habe ich nie verwendet. Liebes Architektenkind, ich finde es schlichtweg dreist, dass du mir den Kampfbegriff "Linksextremisums" in den Mund schiebst.

  • Du hattest deinen Satz so formuliert, dass man verstehen könnte, dass ich - neben den "DDR-Parolen" - auch den anderen Begriff des "Linksextremisums" verwendet hätte.


    Dann formuliere bitte so:

    "Das mit "Linksextremismus" (Bousset) und "DDR-Parolen" (Architektur-Fan) zu kontern, ist aber schlicht dreist"


    Hinter den Begriff "Linksextremismus" schreibe bitte in Klammern Bousset. Andernfalls denkt man, der Ausdruck würde von mir stammen.


    Im übrigen hat es Klarenbach erfolgreich geschafft, aus der architektonischen Diskussion eine politische Debatte zu machen. Klarenbach ist ein Troll. Ich werde ich ihn in Zukunft ignorieren.

  • Einen Ansatz wie jetzt in Kreuzberg zu verfolgen klingt, erstmal gut, aber ich bin da sehr skeptisch und es bleibt abzuwarten ob das eine private Gesellschaft so wie gedacht finanzieren kann.

    Es ist ja ein Irrtum, dass Sozialwohnungen allein von Investoren finanziert werden müssten (bzw. von den Käufern der normalen Wohnungen). Dafür gibt es die staatliche Wohnraumförderung, die hier gerne vergessen wird.


    Zum Thema: Ich finde die Europacity bisher gar nicht mal so schlecht – viel besser, weil dichter, als ihr Pendant in Frankfurt. Aber natürlich wäre gestalterisch mehr drin, und das wäre Aufgabe der Stadtplanung gewesen. Natürlich kann der Staat ein solches Viertel nicht selbst bauen, aber er kann eine Gestaltungssatzung vorgeben, von deren Einhaltung er die Baugenehmigungen abhängig macht. Denkbar wäre z.B., neben der Traufhöhe auch die Fassadenbreite vorzugeben, ebenso wären Materialvorgaben oder sowas wie Schrägdächer drin.


    Investoren mögen sowas nicht, weil der zusätzliche Aufwand die Rendite schmälert – aber sie machen mit, solange noch genug Rendite übrigbleibt. Das auszutarieren, ist ein Prozess, bei dem die politische Seite Druck machen, aber auch kompromissbereit sein muss. Dieser Streit um die Gestaltung ist eigentlich gängige Praxis; er liegt in der Natur der Sache, weil es nunmal Interessenkonflikte gibt.

  • Denkbar wäre z.B., neben der Traufhöhe auch die Fassadenbreite vorzugeben, ebenso wären Materialvorgaben oder sowas wie Schrägdächer drin.

    Vorgaben zu Fassadenbreite, Materialvorgaben und Schrägdächern machen Sinn. Aber bitte keine Traufhöhe! Das Festsetzen der Traufhöhe ist rund um die Friedrichstraße sinnvoll. Allerdings ist es fraglich, ob die Traufhöhe im Europaviertel so vorteilhaft ist. Gebäude mit unterschiedlicher Anzahl von Stockwerken können viel zur Urbanität beitragen. In Deutschland wird immer so getan, als ob es sich beim Variieren der Höhe um Wildwuchs handeln würde. Dabei würden unterschiedliche Höhen in der Wohnbebauung das Europaviertel attraktiver machen. Ich meine jetzt nicht die wenigen Bürohochhäuser direkt am Bahnhof (wie Tour Total , 50 Hertz etc.), sondern die Wohnbebauung nördlich davon.

  • Du setzt hier die Linkspartei mit Nazis gleich – neulich hast Du einen Beitrag geliket, indem sie als "NPD minus Rassismus" tituliert wurde, weshalb ich das so sagen kann. Mit der Wirklichkeit hat das nicht das Geringste zu tun und ich hätte Dir eine solche politische Plumpheit als klugem, normalerweise differenziert argumentierenden Foristen nicht zugetraut. Ich bin enttäuscht und – als kritischer Sympathisant der Linken – persönlich brüskiert. Das meine ich ganz ernst.


    Demokratietheroretisch ist Dein Beitrag äußerst dünn – Pluralismus heiße, dass der Staat unter Berücksichtigung "Andersmeinender" Pläne von Investoren durchsetzen muss, und deshalb ist links gleich rechts. Mehr steht da nicht. Ganz toll.

    Ich symphatisiere nicht mit Parteien, die extreme Meinungen vertreten, die polarisieren und ihren Wähler/innen einen Opfer-Status einreden wollen, sei es AfD oder Die Linke. Das ist es was mir missfällt und das kam im Beitrag, den ich geliket habe, gut rüber. Diese Meinung steht mir zu und sie deckt sich mit meinen alltäglichen Erfahrungen, dass die in Ostdeutschland latent große Fremdenfeindlichkeit von der AfD abgegriffen wurde, was die Linke böse überrascht hat.


    Allerdings sehe ich auch die Notwendigkeit, dass sowohl die Meinungen der Linken als auch die der AfD politisch vertreten sind. Beide sind demokratisch legitmiert. Mit dem Verbot der AfD sieht es derzeit nicht gut aus und bei der Linken sind die Verhältnisse ja seit Längerem geklärt. In beiden Parteien gibt es extreme Ränder, es gibt aber auch die Vernünftigen. Ich bleibe aber eben Wähler von Parteien, die keine Extreme vertreten. Ich hoffe mal, Du verstehst das, da ich Deine Meinung ja auch schätze und Dich nicht zu den Extremisten zähle ;)


    So dünn ist meine Demokratietheorie nicht. Pluralismus setzt voraus, dass es immer Andersdenkende gibt, deren Bedürfnisse nicht zugunsten einer (vermeintlichen) Mehrheit ignoriert werden dürfen. Wir sehen derzeit in Polen, Ungarn und unter Trump in den USA, was das Gegenteil davon ist. Rechtspopulismus bezeichnet sowas gerne als schweigende Mehrheit, Linkspopulismus nennt sowas Bürgerwillen. Und ich schrieb umsetzen, nicht durchsetzen. Die Politik sehe ich da als Mittler zwischen den Investoren und den berechtigten Interessen der Beteiligten/Betroffenen. Ich bin durchaus kritisch und mir ist bewusst, dass wirtschaftlichen Interessen oft das Gemeinwohl untergeordnet ist, aber ohne Investoren würde nichts gebaut werden

    Einmal editiert, zuletzt von Bousset ()

  • Als bisheriger Wähler dieses Senats erlaube ich mir die Feststellung, dass die Begrifflichkeit "links-grün-versifft" hier immer nur von Leuten im Mund geführt wird, die sich mit brennendem Eifer zur Berliner Regierung bekennen.


    In dieser Weise anderen eine "Verleumdung" vorzuwerfen ist haarsträubend, denn tatsächlich legst du diesen Begriff den anderen in den Mund, oder kannst du jemanden ernsthaft zitieren, der deinen Begriff benutzt? Zudem unterstellst du, andere wollten (s.o.) 1936 leben, was eine noch größere Frechheit ist. Das gilt vermutlich für einige Akteure im Forum von Stadtbild Deutschland. Dies aber ausgerechnet hier der Runde zu unterstellen ist nicht nur anmaßend, sondern auch abgrundtief unsympathisch.

    Dieser Darstellung und dem davor getätigten Vergleich zum Diskurs des Kalten Krieges kann ich mich nur anschließen. Es ist auch einer der Gründe, weshalb mich Diskussionen hier zunehmend ermüden. Dabei gab es eigentlich gerade in diesem Thread zunächst einen erfreulich niveauvollen und fundierten Austausch, wo ich von verschiedenen Seiten viel mitnehmen konnte. Dann agitieren ein paar Einzeluser und schon brechen wieder die alten Gräben auf. Wobei hier das Pendel hier mE eher in die eine Richtung ausschlägt. Stadtstruktur streut in der Tat heftige Strohpuppen ein (s.o.) und Klarenbach erhält noch kollektives Schulterklopfen für abgedroschene alte Parolen wie man sie bei Holm oder teils auch Lompscher verorten würde. Von Architektenkind sehe ich zumindest noch viele plausible Argumente aber daneben leider auch zusammenhanglose Spitzen wie die zu den Karstadtkompensationen.


    Einige haben scheinbar wirklich noch nicht begriffen, wie unser aktuelles System funktioniert und wie nicht. Selbst Marx verstand, dass gesellschaftliche Spielräume (Politik und Kultur) immer auf materiellen Grundlagen basieren. Und wenn ich nun mal nicht mehr in der DDR agiere, muss ich zwangsläufig auch mein Handeln entsprechend ausrichten (und selbst IN der DDR hat das Ignorieren der Sachzwänge und die Pumppolitik irgendwann in die Sackgasse geführt). Ich will dabei auch ganz sicher keine Stadt als passiven Spielball von Investoren. Man sollte vielleicht aber doch einfach mal realisieren, dass Berlin nicht in der bequemen Position von sagen wir Wien ist und wir ohne Pippi-Langstrumpf-Superkräfte und Goldkoffer auch nicht so leicht dahinkommen (Pippi-Langstrumpf-Attitüde alleine ohne die entsprechende Rückversicherung erreicht langfristig eher das Gegenteil, Russland hat seiner großteils verarmten Bevölkerung jetzt immerhin einiges an spannendem Filz und Turbokapitalismus zu bieten, wie toll).


    Wir brauchen Klugheit und Weitsicht, um Gestaltungsspielräume zu erhalten. Dazu gehören sinnvolle Kooperationen mit und Werben um Mittel von Investoren. Wir brauchen in hohem Umfang Arbeitsplätze und Bauprojekte (und ja, da Raum begrenzt ist gerne auch Verdichtung nach oben - das sind nicht per se anrüchige Zugeständnisse und schmutzige Deals mit satanischen Kräften). Selbst unter rot-rot war man damals schon mal viel weiter im Erkennen der Sachzwänge, während aktuell wohl neben besagter Ignoranz der sozialökonomischen Realität zunehmend Hybris, i.e. Arroganz der Macht, und Aufgabe der Haushaltsdisziplin um sich greifen. So schafft man sich viele schnelle kleine Symbolsiege - und bezahlt auf Pump mit nachhaltigen neuen Abhängigkeiten. Im Ergebnis ist es letztlich nichts Anderes als die Bankenkrise unter der CDU (eigennütziger Filz ist es mE in beiden Fällen und der Leistragende ist auch der Selbe).


    Die Europacity halte ich in diesem Sinne übrigens sogar noch für einen guten Kompromiss. Die damaligen Verhältnisse waren besch...eiden. Da war zumindest zunächst unabhängig von den beteiligten politischen Farben nicht viel mehr rauszuholen. Ich hätte es aber in der Folge durchaus vertretbar gefunden, Investoren nachträglich mehr Bauvolumen zu gewähren und dafür mit ihnen nachträgliche Zugeständnisse wie bezahlbaren Wohnraum nachzuverhandeln. Selbst wenn es dann Verzögerungen gegeben hätte: Unter dem Strich wäre es ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn gewesen. Die zusätzlichen Meter tun an einer solchen Lage nicht weh, nehmen Druck (sozial und ökologisch sinnvoll) und gerade die günstigen Wohnungen finden sehr schnell extrem dankbare Mieter. Und soziale Durchmischung wie auch zusätzliche Büroflächen in Top-Lagen haben ihren Preis aber auch ihren Wert. Und wenn man schon mal grundsätzlich mit Investoren sprechen kann, wird man sich auch eher mal bei einer ansprechenden Gestaltung einig (zumal gerade Frau Lüschers Geschmack ja nicht einmal unbedingt teu(r)er in der Umsetzung ist).

  • ^ Ich glaube, Marx wusste einiges mehr von der Funktionsweise der kapitalistischen Ökonomie, als viele ihrer modernen Verfechter. Er wird nur immer an den plumpen Glaubenssätzen der späteren Marxisten gemessen, die er so nie vertreten hätte. (Dieses Schicksal teilt er übrigens mit Adam Smith, dem die Reduktion auf "Eigennutz + Unsichtbare Hand = Alles gut" auch nicht gerecht wird.)

    Von Architektenkind sehe ich zumindest noch viele plausible Argumente aber daneben leider auch zusammenhanglose Spitzen wie die zu den Karstadtkompensationen.

    Ich gebe zu, das war in der Verkürzung unverständlich und eine Überreaktion auf Berliniers Signa-Abgefeier. Ich will das jetzt nicht wieder aufgreifen. Nur soviel: Ich schätze Deine Beiträge sehr, würde sie aber noch mehr schätzen, wenn Dir Einseitigkeiten und Polemik nicht stets nur auf der marktkritischen Seite entdecken würdest, während Dir die Beleidigungen z.B. eines Llewelyn anscheinend nicht auffallen. Der Vergleich mit der NPD hat mich tief getroffen, dass ihm niemand widersprochen hat, noch tiefer. Auch Du stimmst dem anscheinend zu. Macht mich traurig.

  • ^Architektenkind, ich bin vermutlich nicht der einzige, der so manchen Diskutanten per Funktion ignoriert, von dem nur noch Polemik und hochmütig vorgetragenes Achtelwissen zu erwarten ist. Deshalb ist nicht jedes Schweigen ein Zustimmen, weil man sich im besten Fall von allerhand Unsinn gar nicht erst die Zeit stehlen ließ. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Architektenkind: Ich schätze Dich und Deine Beiträge ebenfalls sehr und ich würde nie eine eher linke und marktkritische Haltung per se kritisieren oder polemisch diffamieren, zumal ich viele Standpunkte sogar weitaus sympathischer als die Alternativen finde und selbst absolut kein Anhänger eines ungezügelten freien Marktes und schwachen Sozialstaates angelsächsischer Form bin. Aber jeder Ansatz zur Bändigung des Marktes muss sich mit der Realität vereinbaren lassen, angepasst oder notfalls im Interesse eines realistischeren aufgegeben werden. Etwa beim Mietendeckel hoffe ich auch nach wie vor, dass er doch noch ein Erfolg wird aber es graut mir vor möglichen Folgen, falls es mal wieder unausgegoren war wie so vieles andere theoretisch überzeugende.


    Was den womöglich von mir oder Dir falsch verstandenen Vergleich NS und Sozialismus angeht, werden wir hier zunehmend off topic aber ich will das auch nicht im Raum stehen lassen und das Thema ist irgendwo mindestens latent auch ein Dauerbrenner im Forum. Für mich bedeutet "NS/NPD minus Rassismus" explizit, dass ich hier nicht(!) mit Nazis/Xenophobie zu tun habe (und somit ein besonders prägendes unappetitliches Element los werde) aber leider weiterhin mit ähnlich kompromisslosen, totalitären Grundmaximen und Unterdrückungsmechanismen. Für mich ist weder das Eine noch das Andere mit einer freien, lebenswerten Gesellschaft vereinbar.


    Wer NS und UDSSR mal gründlich studiert, wird mE massive und massiv beunruhigende Parallelen/ Schnittmengen/ Wesensverwandtheiten feststellen, was den temporären politischen Pakt der Mächte auch überhaupt erst plausibel macht. Auch Wilders 1, 2, 3 oder Orwells Animal Farm bringen diese Bezüge mE gut auf den Punkt. Weder Nationalsozialismus noch reiner Sozialismus wurden mW jemals in sympathischer, überzeugender oder auch nur annähernd vertretbarer Form umgesetzt.


    Abseits der politischen Farbenlehre lähmen die extremen Standpunkte mE immer die Mitte der Gesellschaft (weil sie die Mitte für sich vereinnahmen und das dort davor vorhandene Spektrum vertretbarer Standpunkte ins Gegenextrem drängen und zum Feindbild definieren wollen). Es reicht, skeptisch gegenüber der AfD zu sein, um Systemschaf/ Gutmensch zu sein. Wer misstrauisch gegenüber linksaktivistischer Umtriebe bei Linken und Grünen ist, wird zum Marktlemming oder potentiellen Faschisten.


    Und um den Bogen vielleicht doch halbwegs zurückzufinden: Diesen Prozess merkt man auch im DAF und in diesem Thread. Wo anfangs Standpunkte ausgetauscht werden, sind mit ein paar triggernden Aussagen direkt wieder die alten Schützengräben da und die Rückkehr zur Sachebene/ weniger aufgeladenen 'Mitte' ein Kraftakt.

  • und eine Überreaktion auf Berliniers Signa-Abgefeier.

    Ich lasse mich ungern zum "Fanboy" abstempeln, nur weil ich einem pragmatischen Herangehen mehr abgewinnen kann, als einem ideologischen Ping-Pong. Ich hab Signa gelobt, weil ich der Überzeugung bin, dass die zwei großen Berliner Projekte am Hermannplatz und Kudamm städtebaulich herausragende Impulse setzen, die deutlich über das hinausgehen, was eine Investmentfirma bauen muss, um ihre Gesellschafter in Form von Rendite glücklich zu machen. Auch der Kaufhof-Turm scheint sich gut einzufügen. Bei mir hat sich der Eindruck verfestigt, dass Signa Berlin etwas mitgeben will, das der Stadt auch noch gut steht, wenn Signa längst nicht mehr im Boot sitzt, bzw. wieder verkauft hat.

    Die Firma "Monarch" habe ich z.B. nie goutiert, obwohl sie das momentan höchste Gebäude Berlins errichten. Bei dem Projekt habe ich z.B. weit mehr den Eindruck, dass der Firma die Stadt egal ist und es nur darum geht, möglichst viel aus ihr mitzunehmen. Ähnlich sehe ich das bei Hines. Die Art wie das Grundstück "Zoom" am Zoo bebaut wurde hat mir nicht gefallen und war gegen die Interessen des Bezirks und der Stadt gerichtet, die an der Stelle ein höheres und hübscheres Gebäude verdient gehabt hätte -und auch angeboten hat. Auch bei dem Gehry-Turm kann man sich darüber streiten, ob er nicht eher für ein Portfolio geplant wurde, als für die Stadt. Bei Signa sehe ich das nicht so, deren Projekte passen auch wirklich zu Berlin.

  • :/


    Ich dachte hier gibt's News, Beobachtungen und Fachwissen zu dem Bau des Hochhauses bei dem die Kletterschalung gestern und heute nach nur einer Woche schon eine Etage höher geklettert und der Sockelbau im Rohbau nun nahezu fertig ist.

  • ^Das eine gibt es hier leider nur im Paket mit dem anderen. ;)

  • Vorweg: Meinetwegen kann das alles in die Lounge, da ist es besser aufgehoben.

    Wer NS und UDSSR mal gründlich studiert, wird mE massive und massiv beunruhigende Parallelen/ Schnittmengen/ Wesensverwandtheiten feststellen...

    Glaube mir, das habe ich getan. Gerade weil ich mit Anfang 20 eine Phase hatte, wo ich die stalinistischen Verbrechen als notwendiges Übel auf dem Weg zum Sieg über Hitler relativiert habe – und darüber bald selbst erschrocken bin. "1,2,3" ist einer meiner Lieblingsfilme – es kriegen einfach alle ihr Fett weg. "Farm der Tiere" finde ich als Parabel auf den Stalinismus etwas platt, weil das Scheitern der Utopie an der Gier und Korrumpiertheit der KP (bzw. der Schweine) festgemacht wird. Tatsächlich lag das Problem tiefer – nämlich im leninistischen Modell der Parteien-Herrschaft, die ihre Legitimation aus einem angemaßten Erlösungsauftrag ableitete (eigentlich eine säkulare Theokratie).


    Ich halte viel von Hannah Arendts "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft". Aber ebensowenig wie Arendt bin ich bereit, die völlig unterschiedlichen Ideale von Menschen zu ignorieren, die das Bestehende aus linker oder aus Nazi-Perspektive kritisieren. Die einen träumen von einer gerechten Welt, in der "die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung der freien Entwicklung aller ist" (Marx) und hängen damit vielleicht einer Illusion an. Die anderen träumen davon, als arische Herrenrasse den Rest der Welt zu unterjochen. Finde den Unterschied.


    Auch werde ich mich nicht auf das falsche Dilemma einlassen, dass nach dem offensichtlichen Scheitern des Realsozialismus der Kapitalismus bis ans Ende aller Tage die Geschicke der Welt bestimmen muss. Das würde die Welt nämlich nicht lange überleben.


    Gleichzeitig halte ich vieles, was derzeit unter linkem Ticket unterwegs ist, für ziemlich stumpf. Du triffst einen Punkt, wenn Du mangelndes Realitätsbewusstsein kritisierst. Auch von einer auf moralische Anklage verkürzten Kapitalismuskritik halte ich gar nichts (Marx würde angesichts des heute gängigen Niveaus im Grabe rotieren). Und man darf nicht so tun, als könne man die weltbeherrschenden Markt- und Machtmechanismen auf lokaler Ebene politisch aushebeln (das kann man den Berliner Linken und Kreuzberger Grünen tatsächlich vorwerfen).


    Deshalb bin ich für eine Trennung von Gesellschaftskritik (die ich für notwendig halte) und Politik (die sich am Bestehenden zu orientieren hat, damit sie funktioniert). Dazu gehört die Erkenntnis, dass man Investoren braucht, damit der Laden nicht zusammenklappt. Aber auch die, dass Investoren politisch gelenkt werden müssen, damit nicht ein Großteil der Leute unter die Räder kommt. Das gilt für den Mindestlohn und den Kündigungsschutz ebenso wie für die Stadtplanung.


    Zum Abschluss noch zwei Buchtipps: "Herr der Gespenster" von Thomas Steinfeld, weil er die Marxsche Kritik für die Gegenwart fruchtbar macht, ohne Marxist zu sein. Und "Die Farbe Rot" von Gerd Koenen, weil er wie niemand vor ihm die Ideengeschichte des Kommunismus seit Platon (!) darstellt und sein katastrophales Scheitern analysiert.

    was den temporären politischen Pakt der Mächte auch überhaupt erst plausibel macht.

    Das halte ich allerdings für eine Fehlinterpretation, die zuviel auf die gegenseitigen Ergebenheitsadressen von 1939 gibt. Für Hitler war der Pakt reiner Zeitgewinn – er wollte erst in Ruhe die Westmächte abräumen, bevor er sich Russland widmete (was schon in "Mein Kampf" sein erklärtes Ziel war). Stalin hat in der Sowjetunion den Wahnsinn entfesselt, außenpolitisch war er oft recht pragmatisch unterwegs. Lange wollte er die Bündnispolitik des Zarenreiches fortsetzen (sprich: mit England und Frankreich gegen Deutschland). Als das scheiterte, setzte er auf einen Pakt mit Hitler – einerseits um einen deutschen Angriff abzuwenden, andererseits um sich die 1921 verlorenen Teile Polens zurückzuholen (ein Spiel, das Russland und Preußen seit dem 18. Jahrhundert bekanntlich mehrfach gespielt hatten). Hier eine Arte-Doku, die das diplomatische Hin und Her im Vorfeld des 2. Weltkriegs hübsch aufdröselt.

  • @Ostkreuzblog Grundsätzlich hast du da völlig Recht. Ich vermute irgendwie, dass es mit dem eher ernüchternden Gewinnerentwurf und der für viele auch insgesamt enttäuschenden Europacity zu tun hat (vgl. die Reaktionen auf S. 1-2 des Threads). Da erzeugt der eigentliche Bauprozess entsprechend weniger Euphorie als bei anderen Bauprojekten und stattdessen verschafft sich die Enttäuschung ihren Raum. Motto: Wenn man schon nichts Tolles präsentiert bekommt, will man wenigstens die konkreten Ursachen ergründen. Da ich dieses Areal trotz allem eher positiv sehe, kann ich das auch nur teilweise nachempfinden. Wobei dieses konkrete Projekt auf dem Papier gegenüber 50hz und Tour Total zugegebenermaßen eher am unteren Ende der Skala rangiert). Trotzdem bleibe ich neugierig, wie es sich insgesamt einfügen wird. Ein paar weniger spektakuläre Hochhäuser wird man schon ertragen können und immerhin geben sie dem Ganzen mehr Breite.

  • Ich denke, dass Du das zu pessimistisch siehst. Ich glaube, dass dieses Gebäude besser wird als allgemein erwartet. Auf den Visualisierungen lässt sich nicht soviel erkennen, aber wenn ich das richtig gesehen habe, wird die Fassade sehr hochwertig. Dass es wieder ein Vierkantbolzen wird, das ist in Berlin scheinbar unumgänglich. Vom Stil her finde ich, ist es den geplanten Gebäuden vom Alexanderplatz sehr ähnlich. Eher langweilig und uninteressant in der Kubatur, aber hochwertig in den Materialien und fein ausgearbeitet.

    Da es am Europaplatz - anders als am Alexanderplatz das Einzige ist - , was so gebaut wird, - das Herzgebäude ist versetzt mit seinen markanten schrägen Streben, der Tour Total etwas runder, vom HBF Turm können wir immer noch hoffen es er irgendwas anderes als rechteckig wird, - ist es also weniger langweilig sondern eine Bereicherung.


    Wenn Du Dir nochmal das Atriumbild ansiehst, wirst du bemerken, dass die Fassade ziemlich filigran erscheint und nicht gerade verläuft sondern etwas räumlich versetzt. Ebenso scheint der Glasanteil sehr hoch zu sein. Und schließlich wird es das höchste Gebäude und hat damit schon den anderen was voraus, bis der HBF Turm gebaut wird. Und last not least. Die Summe von Gebäuden ist meist besser als jedes einzeln betrachtet, gerade wenn diese Mittelmaß sind. Durch diesen Turm wird die Ecke nochmal verdichtet und so wird das ganze besser rüberkommen als jedes Gebäude für sich allein