Nbger Südosten: Luitpoldviertel - Neues Stadtquartier in St.Peter

  • Naja, was genau ist denn an dieser gerippeartigen Fassade so schön? Ich finde das ganze Projekt irgendwie ärgerlich, denn die Stelle hat m.E. eigentlichen keinen städtebaulichen Missstand dargestellt. Das bestehende Hochhaus und der Bauhaus-Altbau sind ja jetzt auch kein Schandfleck.

  • Das bestehende Hochhaus ist sicherlich kein Schandfleck. Der Altbau meiner Meinung nach schon. Vielleicht hätte man hier etwas besser vorgehen können und den Altbau mit dem geplanten Neubau ersetzen können. Das Problem bei Gebäuden wie dem Altbau ist aber doch, dass bei der Planung schon der Fehler gemacht wurde und in keiner Weise etwas Grün bedacht wurde. Hätte man das Gebäude 3 - 4 Meter weiter nach innen verschoben und etwas mehr Platz zur Straße hin für eine gepflegte Grünanlage gehalten, dann würde der Eindruck sicherlich deutlich positiver ausfallen. Das ist aber ein Problem, das in Nürnberg so gut wie überall vorherrscht. Ich sehe da leider keine andere Möglichkeit als Abriss und Neubau. In Sachen Architektur und Grünanlagen belegt Nürnberg sicherlich leider den hintersten der hinteren Plätze.

  • Aber woher nimmst du die Information, dass der Neubau zu mehr Grün führt? Die Baufluchten werden sicherlich dieselben sein, auch die Visualisierung zeigt an, dass exakt auf den selben Kanten gebaut wird. Und genau deshalb finde ich das Projekt so fragwürdig, es wird nur neu, aber ob es auch besser wird ist zweifelhaft. Ich sehe nicht, dass man Anstrengungen unternimmt die Stadt an dieser Stelle aufzuwerten. Wie gesagt, "neu" alleine ist zu wenig, neu bleibt nicht lange neu. Aber Schönheit und Stil dagegen sind schon nachhaltiger.

  • Die Visualisierung ist garantiert nicht der Neubau .. ich denke das Pic. stellt die ursprünglich mal angedachte Sanierung dar.
    Kann mir nicht vorstellen das ein Neubau mit exakt den 3 gleichen länglichen Säulen und den "Arkaden" an der Straße, wie der Bestandsbau, daherkommt.

  • nothor: Das mag ja Bauhaus sein, aber ganz ehrlich finde ich, dass es weitaus gelungenere Bauhaus-Bauten gibt. Zugegebenermaßen vielleicht nicht unbedingt in Nürnberg.


    Das Gebäude an sich werde ich nicht vermissen. Zu befürchten steht nur, dass nichts wirklich besseres nachkommt, sondern wohl eher ein geschossflächenoptimierter, gesichtsloser Zweckbau. So gesehen wäre eine Renovierung schon besser.

  • Der Abriss des FÜW ist schon in vollem Gange.



    Im Detail erkennt man, dass dieses fast 100-jährige Bauwerk bereits nach modernsten und auch noch heute gültigen Techniken erstellt wurde. Es besteht aus einem Stahlbetonskellett mit ausgemauerten Gefachen:




    Mit dem Abriss des Flügels aus der Bauhaus-Ära wird begonnen und vermutlich kommt danach das Hochhaus an die Reihe:



    So wie das steinbildhauerische Relief an der Fassade des alten Eingangs wird wohl auch hier das Relief am Hochhaus verschwinden. Es visualisiert die Fortschreibung der lokalen Energie- und Industriegeschichte in Franken, gezeigt in einer ausgedehnten Landschaft mit Strommasten, Wasserrädern und vielen Ortschaften, Türmchen und Flüssen.




    Das ganze kommt nun auf den Schutthaufen einer angehenden Kulturhauptstadt. Überdies scheint man hier noch mal eben ganz schnell eine riesige Menge an grauer Energie, an Bestandsarchitektur zu beseitigen bevor das vielleicht einst teuerer werden wird. Denn wenn die CO²-Zertifikate auf Gebäude umgelegt werden sollen, und wenn man das richtig macht, bekäme "graue Energie" einen Wert, dann dürfte das Abreissen von Gebäuden teurer werden anstatt wie heutzutage darin nur Masse zu sehen, die man aus dem Weg räumen muss. Man fragt sich schon wieso diese recht jungen Gebäude offenbar nicht umzubauen gewesen sein sollen, es ist schließlich keine Fachwerkhütte oder irgend eine Lehmhöhle. Der Neubau wird wohl wieder aus Stahlbeton errichtet werden, mit gemauerten Wänden und verputzter Fassade... So nähert sich eine Volkswirtschaft wie die unsrige jedenfalls nicht der CO²-Neutralität, im Gegenteil.


    Fotos von mir.

  • Ein sehr schwieriges Projekt, in einer Stadt die Kulturhauptstadt werden will, mitten im Bauhausjahr ein plastisches Kunstwerk von Nürnbergs bedeutendstem Bauhausbildhauer, Johannes Müller, zu zerstören:


    IMG_4014a.JPG


    Heute morgen:


    IMG_8343.jpg


    IMG_8344.jpg


    Der Bau ist nun fast abgerissen. Immerhin hat man seitens des Investors KIB versichert, dass die Plastik geborgen wird und eine neue Verwendung finden soll. Mehr dazu ist aber noch nicht bekannt. Also heisst es die Sache im Auge behalten, ob man dabei Wort hält. Die Website von KIB hält leider noch immer keine tiefergehenden Informationen zu dem Projekt "Luitpoldviertel" bereit.

  • Das Projekt scheint sich weiterhin schwierig zu entwickeln. Dem Baukunstbeirat wurden in der letzten Sitzung am 28.11. (TOP 2) ein drittes Mal Pläne dazu vorlegt. Während man offenbar bislang davon ausgegangen war, dass man das Bestandshochhaus lediglich umbauen und sanieren wolle, scheinen nun Untersuchungen ergeben zu haben, dass es abgerissen und neu gebautw erden soll. Der Baukunstbeirat kritisiert nun, dass man angesichts dieser veränderten Rahmenbedingungen nicht einfach das selbe Haus nochmal neu bauen sollte, sondern durch einen Architektzurwettbewerb das optimale Ergebnis für diesen Ort ermitteln sollte. Tatsächlich sind die Pläne vom bisher für die Sanierung beauftragten Münchner Architekturbüro Steidle erstellt worden und zeigen offenbar einfach sowas wie eine "Rekonstruktion" des noch abzureißenden Hochhauses. Das ist städtebaulich schon eine arg widersinnige Situation. Zumal das Büro ja durchaus Hochhausbau kann, wie man auf ihrer Website sieht. Scheint also, dass es wohl wirklich einen Wettbewerb geben muss, damit hier alles an Potenzial genutzt werden kann. Im Protokoll gibt der Baukunstbeirat an:

    Zitat von Baukunstbeirat Nürnberg am 28.11.2019
    ...jedes Hochhaus muss, in wesentlich höherem Maße als ein Gebäude in der Reihe, einen besonderen Beitrag zum öffentlichen Raum leisten.

    und das zu nutzende Instrument sei hier der Wettbewerb. Der Investor KIB wird aufgefordert mit der Stadt das weitere Vorgehen zu klären,. z.B. wie hoch darf dort grundsätzlich gebaut werden, wie ist der Raum auszubilden usw.


    Tja, ist vielleicht nicht immer praktisch, Bauwerke zu leichtfertig abzuschreiben und zu beseitigen. Das Hochhaus ist nichtmal 40 Jahre alt und scheint nicht zu retten zu sein? Schwer nachvollziehbar. Nun scheint hier aber alles möglich.

  • Sollte es wirklich zu einem Wettbewerb kommen, dann müsste auch das erweiterte Gelände der bereits abgebrochenen Gebäude mit einbezogen werden.

    Schön wäre es auch, wenn nicht nur ein geladener Wettbewerb mit den üblichen verdächtigen Architekten zustande käme.

    Ich bin mir sicher dann würden auch gute Ergebnisse erzielt werden. Aber das wird den Investoren zu viel Aufwand sein.

  • Das böte aber die Chance, die Bauplastiken und Mosaiken am Neubau wieder vorzusehen. Aktuell ist das nämlich nicht geplant, man hat die Plastik von Johannes Müller einfach nur aus dem Schutt geholt und wird sie irgendwo deponieren - "einlagern" heisst ja nichts anderes. Ich wäre auch für einen Wettbewerb. Das zieht nur alles in die Länge? Was solls, KIB hat genug andere Projekte laufen (Schweinau, Auto Krauss), bei denen ebenfalls bislang nur Gruben zu sehen sind. Mit Wettbewerben haben sie übrigens dort gute Erfahrungen gemacht. Die Chancen dürften nicht allzu schlecht stehen, dass es zu einem Wettbewerb kommt!

  • Das ist ja mal total interessant. Schaut innen eher aus wie ein modernes Bürogebäude und nicht wie eine Schule. Vor allem die Bepflanzung finde ich echt super. Von außen bin ich noch etwas unentschlossen. An sich nicht schlecht, aber ich bin mir nicht ganz sicher wie das sich in die Kulisse aus Konzerthaus, N-Ergie-Hochhaus und dem Arbeitsamt im Hintergrund einfügen wird.

  • Auf den ersten Blick nicht schlecht. Ob das mit den neckischen Glasmalereien und Bäumen im Gebäude so kommt bezweifle ich leider stark, da das bei den meisten Neubauten die ich kenne dann immer wegrationalisiert wurde. Die Kombination aus schlichter Ausenhülle und spektakulärem Innenhof ist ähnlich wie bei der Maria Ward Schule toll für die SchülerInnen und etwas schade für die Öffentlichkeit... mit etwas Fantasie kann man das aber in der Altnürnberger Tradition der schlichten Bürgerhäuser mit kunstvollen Höfen sehen ;) Schöner als der Bestand wirds aber auf jeden Fall!

  • Abwarten, was Brandschutz und Lärmschutz von dieser Planung übrig lassen...

    Und so dünn und filigran bauen ist heute auch kaum noch möglich.

  • Da aus bekannten Gründen keine öffentliche Ausstellung über den Wettbewerbs für das Martin-Behaim-Gymnasium stattfinden kann, wurde sie im Netz released - wodurch sie ironischerweise sicher eine größere öffentliche Wirkung haben kann:

    https://c4c-berlin.de/projekte/mbg/#prettyPhoto

    Insgesamt finde ich die Entscheidung für den Sieger verständlich, die anderen Beiträge wirkten schon deutlich massiver. Einige zeigen ganz gute Ansätze, während Heid+Heid scheinbar den Bestand wieder hinbauen und Schwarz die Meistersingerhalle klonen möchten - warum?

  • Schade. Jetzt wo ich erstmals die anderen Entwürfe gesehen habe, bin ich doch etwas enttäuscht. Fast alle anderen Vorschläge gefallen mir besser!

    Vor allem der zweite und vierte Preis sehen einfach sooo edel aus!
    Ich rede mir die Entscheidung mal damit schön, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn nicht jede Schule gleich ausschaut. Denn bei den Pachebel- Brechtgymnasien schauen ja die Fassaden jeweils komplett anders aus. Vielleicht ist das ja auch gut, falls in 30 Jahren alle der Meinung sind, dass Klinkerfassaden eine Bausünden sind. Dann haben wir schließlich nicht zu viele davon.

    Sprenggiebel Du hast schon recht damit, dass man hier den unauffälligsten Entwurf, der sich am besten in die Landschaft einfügt, gewählt hat. Allerdings bin ich total hin- und hergerissen, ob das tatsächlich das ist, was die Ecke braucht. Ich befürchte nur, dass die Schule eben neben dem neuen Hochhaus, dem Arbeitsamt und dem Konzertsaal völlig untergeht. Vielleicht ist aber auch genau das gewünscht...

  • Ja das habe ich mir auch schon überlegt, der Bau bricht mit dem hier monumentalen Baustil, was nicht immer gut sein muss. Aber hier gibt es genug Bäume, sodass sich der Neubau doch irgendwie in die Landschaft einfügen wird denke ich. Schlimmer wäre es bei "betonlastigeren" Plätzen zu duckmäuserisch zu bauen.

    Und in echt kann eh alles ganz anders aussehen, wenn der nicht ordentlich umgesetzt wird, könnte der 2. Platzierte z.B. auch wie ne Mischung aus aufeinandergestapeltem Schuh Leiser und Alexa aussehen :D

  • Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden mit dem 1. Preis! Das Gebäude sieht licht, offen und freundlich aus. Die anderen Entwürfe auf den Plätzen 2 bis 4 finde ich eher halbinspirierten Durchschnitt.



    Besser als der Siegerentwurf hätte mir höchstens der Entwurf von Choe Hack gefallen! Die schräg zueinander gestellten Baukörper, die kreative Fassadengestaltung und die begrünten Dächer gefallen mir. Und zu monumental hätte ich es auch nicht gefunden. Immerhin steht dahinter die Bundesagentur und gegenüber entsteht das Konzerthaus, beide auch nicht gerade mit bescheidenen Dimensionen.



    Aber wie gesagt, mit dem erstplatzierten Entwurf bin ich auch zufrieden.

  • Neue Wasserstandsmeldung bezüglich des Areals Fränkisches Überlandwerk/N-Ergie von unserem Baureferenten.

    Wohnhochhaus mit wegweisender Architektur und vertikalen Gärten klingt gut, hoffen wir mal dass er da nicht zu viel verspricht.

    Der letzte Satz klingt aber arg zynisch, denn wirklich retten wollte man hier garnix, man hat sich lediglich darauf verlassen dass eine Hochhaussanierung wirtschaftlicher gewesen wäre. Kein Grund froh zu sein. Und der deutlich interessantere Bauhausbau daneben war ja von Anfang an der Abrissbirne geweiht.