Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Wow! Da musste ich erstmal Luft holen (im positiven Sinne).


    Ein sehr kantiger und technischer Entwurf der gut in den Osthafen passt. Beim Betrachten der Ost-Ansicht bei Tag erklärt sich quasi von selbst warum der Entwurf so gut in den Osthafen und zum EZB HH passt. Selbstredend das dieser Gebäudekomplex einerseits voluminös ist und geschickt nimmt Koolhaas OMA mit nach innen abgeschrägten Wände/Böden Volumen und vermitteln gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit. Das die Schrägen teilweise die Bestuhlung bis hinauf zu den Rängen aufnimmt ist eine gute Idee. Dadurch sind Oper und Schauspiel von außen als 'Kulturarena' erkennbar.

    Schön auch die Fortsetzung des Mainuferpark welche die Kulturarena umschliesst und eine Remiszenz zum alten Standort in der Wallanlage ist.


    Ich hoffe das Schneider, Hartwig & Co endlich sehen was am Osthafen alles möglich ist. Sogar eine Doppelanlage! Freu mich auf einen Wettbewerb der zeigt was alles geht.

    Das Vorpreschen von Jürgen Groß ist deshalb nicht hoch genug zu würden damit die städtischen Verantwortlichen die Scheuklappen abnehmen und einen städtbaulicher Wettbewerb inkl. Diskussion auch in diese Richtung initieren. Jan Schneider traue ich momentan als einzigen zu das Heft des handels in die Hand zu nehmen um dieses komplexe Thema politisch zu führen.

    Das breite Diskussionen und Wettbewerbe Zeit bedürfen ist klar damit am Schluss eine gute, konsensuale Entscheidung getroffen wird. Dringend abzuraten ist von einer handstreichartige im Hauruckverfahren getroffenen Entscheidung für eine Realsierung in der Wallanlage nur damit dieses für manche 'unangenehme' Thema vor der Kommunalwahl in 2021 vom Tisch ist. Nebenbei, damit zeichnet man/frau sich bei diesem Thema nicht als Macher aus.

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  • Niklas Maak hat bei Rem Koolhaas angerufen. Der sei gar nicht der persönliche Verfasser des etwas durchwachsenen Entwurfs, sondern eine Mitarbeiterin von OMA. Das Büro habe mehrere Partner, Koolhaas sei ja nur einer davon, und die Gesamtvertretung des Büros - also die ganze Partnerrunde - stehe nicht hinter dieser Gestaltung, er selbst auf jeden Fall nicht, er habe den Entwurf noch nicht einmal gesehen. Maaks entsprechender Feuilleton-Artikel in der morgigen FAZ endet demnach nach einigen abfälligen Bemerkungen über die Architektur dann auch recht süffisant mit der Empfehlung an die Anhänger eines "Doppelumzugs an den Osthafen" und an die Frankfurter, die auf der Suche nach einem neuen Wahrzeichen seien, sich nach "anderen prominenten Unterstützern" umzuschauen.

  • Des Kaisers neue Kleider oder was?

    Wenn der Entwurf nicht von Koolhaas ist dann taugt folglich die Idee für ein Neubau der nicht am WBP entsteht auch nichts?


    Sorry dann hab ich die Pointe wohl nicht verstanden.

  • Ich kann zunächst einmal nicht verstehen, was man an diesem Standort so ideal findet. Sein einziger Vorteil liegt daran, dass er am Wasser liegt - toll! Und sonst? Ich habe den Eindruck, dass Einige dabei immer von einem Pendent zur spektakulären Elbphilharmonie träumen, die zugegebenermaßen eine ziemliche Attraktion ist. Die Elbphilharmonie liegt jedoch im absoluten In-Viertel Hamburgs, der Speicherstadt, die historisch bedeutend und mit modernen Bauten ergänzt mittlerweile wahrscheinlich die Touristenattraktion in Hamburg ist - neben dem sich in ziemlicher Nähe befindlichen Kiez rund um die Reeperbahn.


    Da können wir noch so viele Opernhäuser hinsetzen, dahin wird das Ostend nie kommen. Zudem liegt dieser Raab-Karcher-Standort auch irgendwie selbst im Ostend abseits. Wie gesagt: er liegt halt am Wasser. Und unmittelbar daneben östlich findet Industrienutzung statt. Das ist doch kein Ort für eine Oper und ein Theater. Dazu kommt, dass der Standort wirklich nicht ideal angebunden ist. Und eine U-Bahn-Verlängerung ist doch Utopie. Das treibt die Kosten um weitere 250 Mio. EUR.


    Außerdem kann man nur hoffen, dass uns ein auszulobender Architektenwettbewerb eine derartige Aneinanderstapelung von Klötzen erspart. Ja, es sieht modern aus, aber spätestens in 10 Jahren kann es keiner mehr sehen. Es sieht auch nicht nach Oper oder Theater aus, könnte auch ein Kino oder ein Einkaufszentrum sein - Wiedererkennungswert gleich Null! Was haben sich die Architekten dabei nur wieder gedacht? M. E. ein reines Heischen nach Aufmerksamkeit.


    Man sollte sich darauf konzentrieren, eine gute innerstädtische Lösung für die beiden Häuser zu finden. Am besten ein Haus am WBP belassen und für das andere eine schöne Lösung finden. Dafür sind die Stadtpolitiker schließlich da.

    Mir fällt keine europäische Stadt ein, wo Oper und Theater nicht im Zentrum sind. Und das hat auch heutzutage noch seinen Sinn, sie tragen zur Belebung der Innenstädte bei und machen die Zentren attraktiver. Ich möchte mir den eh schon etwas unwirtlichen WBP nicht vorstellen, wenn statt der Bühnengebäude zukünftig weitere Bürogebäude im Stile der steinernen Zeugen des MainTor-Areals nebenan stehen.

  • Selbst wenn in eurer Utopie dort euer Wunsch-Spektakel gebaut wird und man die vielen Nachteile des Standorts sowie die enormen Kosten überwindet, sollte man sich trotzdem Fragen, ob Frankfurt so etwas braucht. Es ist zwar keinesfalls garantiert, dass solch ein Spektakel wirklich Besucher anzieht, aber braucht Frankfurt wirklich mehr Touristen?

  • Ich kann zunächst einmal nicht verstehen, was man an diesem Standort so ideal findet. Sein einziger Vorteil liegt daran, dass er am Wasser liegt - toll!

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    Da können wir noch so viele Opernhäuser hinsetzen, dahin wird das Ostend nie kommen. Zudem liegt dieser Raab-Karcher-Standort auch irgendwie selbst im Ostend abseits. Wie gesagt: er liegt halt am Wasser. Und unmittelbar daneben östlich findet Industrienutzung statt. Das ist doch kein Ort für eine Oper und ein Theater.

    Ich möchte diesen Punkt von marty-ffm zum Standort auch unterstreichen und vertiefen:

    Wer sich dort oft aufhält wird feststellen, dass der Standort nicht nur die Aussicht auf einen großen Kies- und Sandhaufen mit sich bringt. Vielmehr fahren dort sehr häufig Schiffe - nicht die schönen imposanten wie in Hamburg, mit vielen Containern, sondern die offenen, in denen man, nun ja, Sand und Kies offen liegen sieht – in und aus dem Osthafen. Insbesondere dort, wo die Auskragung im Kai "geplant" wird, rangieren die Schiffe. So wirklich schön ist das alles wirklich nicht. (Zudem wird die Auskragung wohl wegen der Schifffahrt nicht möglich sein.) Die Visualisierung mit netten Bötchen auf dem Main und im Hafenbecken trifft es nicht ganz.


    Aber: Entwurf hat seine Reize. Und ich begrüße es sehr, dass neue Denkanstöße geliefert werden.

  • Ich bin selber kein Fan eines Doppel-Standortes im Ostend. Ich plädiere schon länger für ein oder zwei neue HH am WBP mit einer futuristischen Oper die integriert ist. Für das Schauspiel würde ich mir einen Innerstädtischen Standort wünschen. Vllt. könnte man ja irgendwann die Berliner Straße 16-34 abreißen und zusammen mit der Kleinmarkthalle zu einem spektakulären Ensemble aus neuer Kleinmarkthalle und Schauspiel entwickeln.


    Ungeachtet davon, ich finde es einfach wahnsinnig toll und mutig, dass Groß & Partner hier einen solchen Vorschlag präsentiert um die Debatte zu inspirieren. Ich habe nämlich das Gefühl, dass im Römer nur wenige die wirkliche Tragweite dieser Entscheidung verstehen. Was wir jetzt mit Oper und Schauspiel tun, wird die Entwicklung Frankfurts für die nächsten 100 Jahre (mindestens) beeinflussen. Den Entwurf finde ich spannend und ich könnte mir an dieser Stelle sogar sehr gut vorstellen, dass hier ein Vergleichbares Konzept realisiert wird. Ggfs. aber nicht Oper/Schauspiel sondern ein Internationales Museum wie Guggenheim o.ä.

  • Danke Adama!


    Aus dem verlinkten Beitrag ein Zitat von der Forderung der Initiatoren: "[...] transparente, öffentliche Debatte, wie das zukünftige Stadttheater als ein zentraler Ort bürgerlicher Selbstverständigung gestaltet werden kann."

    Gleichzeitig fordern die Initiatoren ein Verbleib am Standort und Erhalt der Städtischen Bühnen einschließlich der Beibehaltung der bisherigen Nutzung und das der Bau von ABB unter Denkmalschutz (!) gestellt wird.

    Das widerspricht sich weil die geforderte transparente und öffentliche Debatte mit den Limitierungen des (denkmalgeschützten) ABB Bau nicht mehr nach allen Seiten ergebnisoffen diskutiert werden kann. Eine Teil- oder Vollreko, eine Teilung der Spielstätten, ergänzendes HH auf dem WBP Areal, Standortverlagerung(en) um nur ein paar Hauptthemen zu nennen werden damit unterdrückt. Dieses Vorgehen empfinde ich als Intolerant und diese Petition ist deshalb für mich nicht unterstützenswert.


    Auch das Argument der Initiatoren "[...] die identitätsstiftende Bauten der Stadtgeschichte auslöscht und neue Surrogate schafft, welche vornehmlich der Vermarktungslogik eines globalisierten Standortwettbewerbs folgen." ist nicht nur für den Status quo stichhaltig. Denn es gilt genauso für den Altbau und damit läßt sich eben auch dessen Teil- oder Vollreko ableiten.

    Leider machen sich die politisch Verantwortlichen in F einen schmalen Fuß oder ducken sich sogar weg. Auch zeichnet sich hier ein paralleles Handlungsmuster wie beim Thema 'Paulskirche, Paulsplatz und Umfeld' ab.

    In Anlehnung eines bekannten Spruchs gelange ich immer mehr zur Überzeugung: Regierung ohne Opposition ist Mist. Weniger für die regierende Groko denn für den Wähler.

    Deshalb mein Wunsch an die Verantwortlichen: differenziert Meinung beziehen und im Zweifelsfall lieber Opposition wagen.

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  • Oberbürgermeister Feldmann kündigte am 31.03.2020 in einem Interview mit der Bild an, dass der Neubau der Städtischen Bühnen angesichts des chinesischen Virus hinten angestellt wird. Ein Finanzbeschluss werde nicht mehr 2020 erfolgen.

  • Es ist schon Schlimm genug dass man neuerdings immer mehr von AWO Feldmann in der Bild lesen muss, diese Allianz erscheint mir sowieso gar gräulich.

    Aber hier muss man nicht wie ein Herr Trump aus den USA das Sars-CoV-2 Virus als "Chinesisches Virus" bezeichnen. Was soll das denn bitte?


    Zur reinen Aussage bzgl. der Städtischen Bühnen: Kann man momentan noch nicht sagen, man weiß ja noch nicht wie es weitergeht.

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  • Peter Feldmann scheint unter der aktuellen Situation und einem damit einhergehend gefühlten Aufmerksamkeitsdefizit sehr zu leiden. Anders ist Unfug wie hier oder kürzlich seine Forderung (!) nach Verstaatlichung der Lufthansa kaum zu erklären. Auch nicht mit dem heutigen Datum, der Bild-Artikel ist vom 31. März.


    Für die Zukunft der Bühnen liegt noch nicht einmal ein einvernehmliches Konzept vor. Eine entsprechende politische Einigung wird es vor den Kommunalwahlen 2021 wahrscheinlich nicht mehr geben. Daraufhin würde erst einmal eine - lange - Planungsphase folgen. Erst sehr viel später, im besten Fall ab 2023, wäre ein "Finanzbeschluss" (bezüglich des Baus) denkbar. Was hier als "Machtwort" verkauft werden soll und von der Presse kritiklos so übernommen wird (SZ), ist offenkundig nichts weiter als eine Selbstverständlichkeit.


    Die neue Bündnis zwischen Feldmann und Bild, ausgerechnet zu Hochzeiten der Awo-Affäre erstmals zutage getreten, erscheint in der Tat bedenklich. Zumal sich die Zeitung Feldmann gegenüber zuvor recht kritisch zeigte.

  • Letztlich war das zu erwarten, dass ein solches Projekt nun wieder auf die lange Bank geschoben wird. Ketzerisch (und natürlich nicht ganz ernst gemeint) könnte man aber auch sagen: jetzt wäre der ideale Zeitpunkt gewesen etwas dran zu tun, da sowieso momentan jegliche öffentliche Nutzung des Gebäudes für Veranstaltungen untersagt ist. Jetzt eine Hau-Ruck-Sanierung ohne schlechtes Gewissen, wegen Unterbrechung des Spielbetriebs... :)

  • Der Magistrat hat heute einen ausführlichen "Bericht der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt" vorgelegt. Er stellt Machbarkeit, Kosten, Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten zusammen.


    Magistratsbericht B_223_v.15.5.2020


    Bericht der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt, Stand 10.2.2020


    Weiterhin sind die Kosten einer Sanierung der bestehenden Doppelanlage höher als die eines Neubauprojekts, zumal gravierende Fehler und Nachteile im Bestand nicht beseitigt werden können.

  • Das Landesdenkmalamt will das Foyer des Schauspiels unter Denkmalschutz stellen, berichtet die FAZ. Somit kann das Gebäude nicht mehr einfach so komplett abgerissen werden.


    In der Mitteilung und Gutachten des Amts heißt es: "Mit seiner urbanen, transparenten Fassade steht das Foyer für das neue, demokratische Selbstverständnis Westdeutschlands nach 1945. Es wurde als besondere Form eines öffentlichen Raums wahrgenommen und entsprechend genutzt".


    Ich bin gespannt wie es jetzt weitergehen soll. Interessant finde ich auch, dass das Amt zur Petition zum Verhindern des Abrisses verlinkt.

  • Ja, habe auch gerade die Meldung bekommen: DENKMALSCHUTZ. WOLKENFOYER.

    Was für ein Wahnsinn, aber fast zu erwarten.


    Und vom alten Schauspielhaus spricht natuerlich keiner.


    Jetzt wird es wieder komplizierter, auch wenn eine Erklärung des Schutzes keine volle Bindung hat.

  • Ist irgendjemand hier überrascht?

    Das war absehbar, vor allem, da das Wolkenfoyer ja eigentlich der einzige Hingucker am Gebäude ist. Außerdem hat die Stadt jetzt 4 Jahre lang rumgeeiert mit mehreren Gutachten, aber immer noch ohne Entscheidung wie es jetzt weitergehen soll.

  • Vor allem ist das Wolkenfoyer ein Rausgucker - der Schutzstatus ist nachvollziehbar. Ärgerlich für alle Beteiligten ist der späte Zeitpunkt der Entscheidung.


    Andererseits: Das Denkmalamt selbst erwähnt u.a. "Integration". Es spricht wenig dagegen, das Foyer mit Fassadenkonstruktion, Bodenplatten, Decke und Wolken zurückzubauen, fein säuberlich zu dokumentieren und anschließend in einen Neubau zu integrieren, evtl. sogar an identischer Position; denn nicht nur der Anblick und Einblick, sondern auch der Ausblick von genau diesem Punkt sind wesentliche Teile des Foyers. Die Konstruktion muss ohnehin saniert werden, Aluprofile und vielleicht sogar Stahlträger ausgetauscht werden. Wenn sich solch eine Lösung abzeichnet, wäre das kein all zu großes Drama. Bei der Gelegenheit könnten auch Spolien des alten Schauspiels in einen Neubau integriert werden.