Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Neuer Wind in der Diskussion

    In der FAZ ist heute ein Artikel über das Gutachten des ehemaligen Bauderzernenten Hans-Erhard Haverkampf zum Zustand des Schauspielhauses. Interssant ist, dass er ein Sanierungskonzept für machbar hält, das deutlich weniger Geld kosten würde, nämlich ca. 130 Mio. €. Er sagt wohl, dass die Grundsubstanz des Gebäudes gut sei und die Sanierungskosten durch seine Vorschläge und Verzicht auf überzogene Forderungen deutlich gesenkt werden könnten.


    Vorschläge unter Anderem:

    • Auslagerung der Technik in die Tiefgarage
    • Verwaltung auslagern in ein Gebäude ggü. der Südseite
    • Keine Probenräume am Standort, sondern weiterhin an anderer Stelle
    • Keine größerer Flächenbedarf der Bühnentechnik, Bühnen und Theatersälen.


    Dann müsste man natürlich mit dem gestückelten Ungetüm weiterleben, aber der Preisunterschied ist doch enorm...

  • Haverkampf mag ja in einigen Punkten recht haben (für mich schwer nachprüfbar, wie gehaltvoll seine Einschätzungen wirklich sind); die Politik wird es sich allerdings kaum leisten können, von einem so teuer erstellten Gutachten zugunsten eines Einwurfs aus zweiter Reihe Abstand zu nehmen. Wie soll man ggü. dem Stadtbürger legitimieren, dass ein solches Gutachten überhaupt nötig war, wenn doch Herr Haverkampf bereits 2009 die Kosten für eine Sanierung im Jahr 202X schon wusste?


    Ich denke nach wie vor, eine Sanierung wäre ein Fass ohne Boden. Wenn man jetzt weiter rumdoktert, stellt sich die gleich Frage in 10-20 Jahren wieder.

  • Die Tragödie mit Riphahns Opernhaus in Köln wurde bestimmt auch mit schlichten Patentrezepten aus dem Lehnstuhl eingeleitet. Das Zwischenergebnis ist bekannt.

  • Es ist ein wenig ruhig geworden um das Thema "Neuer Standort für Oper und Schauspiel".


    Aktuell meldet "DIE WELT", dass in der Hamburger Elphi die teuerste Wohnung Hamburgs verkauft worden sei.
    https://www.welt.de/vermischte…Rekordsumme-verkauft.html
    Wenn die Bilder "korrekt" sind, so muss man sagen, dass der Ausblick von dieser Wohnung aus wirklich gigantisch ist.


    Botschaft:
    Auch in Ffm. könnte man Teile eines solchen Kultur-Ensembles entsprechend als "Trophäen-Immobilie" vermarkten, denn auch Ffm. bietet solche Panoramen. Das setzt natürlich einen Standort voraus, von dem aus man einen hervorrragenden Panoramablick auf Ffm. und Umgebung hätte. Einen vergleichbaren Blick auf Ffm. hätte man allerdings nur vom Bereich Osthafen oder dem Bereich Fernsehturm aus.
    Dies nur als weiterer Aspekt in der (künftigen) Debatte.

  • Ob das vermittelbar wäre, sich nur deswegen einen neuen Standort zu suchen, weil man ein paar aussichtsreiche Wohnungen zu hohen Preisen vermarkten könnte? Das Ganze vielleicht gar zum Baupreis der Elbphilharmonie? Da muss man aber schon wirklich in höheren Sphären schweben um an so etwas zu glauben.:D


    Es war ja auch beim Bau der Elbphilharmonie nicht die Hauptintention Wohnungen mit tollem Ausblick zu schaffen. Und auch wenn an deren Standort kein Kulturtempel, sondern einfach ein schickes Wohngebäude gebaut worden wäre, wären dessen Wohnungen nicht billig.


    Davon abgesehen könnte man sicherlich am jetzigen Standort des Schauspiels und der Werkstätten einen 100 m Turm entlang der Mainzer Straße bauen. Bühnen, Proberäume, Werkstätten und sonstige Räume für Lager und Verwaltung könnte man dabei im unteren Bereich unterbringen, der obere Teil dieses Turms würde für ein Hotel oder Wohnungen immer noch einen tollen Ausblick bieten. Das Problem bei einer solchen Lösung wäre aber, dass man, egal ob man das alte Schauspielhaus neben dem Turm teils rekonstruiert, modern neubaut oder nur saniert, dass man während der gesamten Bauzeit auf jeden Fall ein Ausweichquartier für beide Sparten benötigt.


    Zudem würden die gerade neu erbauten Werkstätten gleich wieder abgerissen, das heißt, dass dieser Vermögensposten in der Bilanz schlagartig auf null gesetzt würde, also gleich zu Baubeginn hohe Verluste entstünden. Dies ist wohl auch der Grund warum immer gefordert wird, doch wenigstens die neu gebauten Werkstätten zu erhalten - mit der Optik oder deren Funktionalität hat dies wenig zu tun. Aus selbigem Grund möchte man ja auch lieber neben den Werkstätten entlang der Hofstraße ein kleineres Hochhaus neu bauen.


    Ich denke nach den Kostenexplosionen beim Neubau/Sanierung von Kulturbauten in Hamburg, Berlin oder Köln wird man in Frankfurt wohl eher zu kleineren Sanierungen im laufenden Betrieb tendieren und das Thema Generalsanierung/Neubau in die Zukunft vertagen. Auch wenn dies vorerst weiterhin Gebastel bedeutet. In 10 Jahren weiß man allerdings besser, wie sich der Brexit auf Frankfurt auswirkt. Wenn Frankfurt dann weiterhin Boomtown ist, sitzt das Geld auch wieder lockerer. (Und die Werkstätten sind bis dahin bilanziell auch fast abgeschrieben;))

  • Kieselgur


    Es genügt, relativ "tief zu fliegen", um zu sehen, dass die (Teil-)Vermarktung eines solchen Kulturprojektes (z.B. als "Luxuswohnung") nur ein weiterer Aspekt der gesamten Thematik ist bzw. sein könnte. So viel zu dem "in höheren Sphären schweben". Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte. Es ist generell positiv, wenn ein solches Highlight-Projekt zusätzlich zum Hauptprofil (d.h. Kultur) in begrenztem Umfang auch noch weitere Nutzungen haben könnte (z.B. Wohnen, Gastronomie etc.).



    Aber ganz grundsätzlich würde auch ich bzgl. Ffm. bis auf weiteres "kleinere Sanierungen im laufenden Betrieb" befürworten und das "Grossprojekt" auf die unbestimmte Zukunft verschieben.
    Anders ausgedrückt: Bevor man viel Geld für "was Falsches" ausgibt, sollte man es +/- beim heutigen Zustand belassen und sehen, welche Möglichkeiten sich in einigen Jahrzehnten ergeben.

    Einmal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Ich habe mir Gedanken über einen neuen Standort für zumindest eine der beiden Anlagen gemacht und bin dabei auf das Gelände des SV 1894 Frankfurt zwischen der Osthafen- und Deutschherrnbrücke gekommen. Ich denke, dieser Standort kann je nach Ausgestaltung einen super Ausblick auf die Skyline und den Main bieten und ein moderner Bau (wie z.B. die Philharmonie de Paris) würde sich in die dortige Umgebung viel besser einfügen als bspw. beim Standort der Rentenbank am Schaumainkai. Um das ganze Potential des Standorts auszuschöpfen, wäre es wahrscheinlich notwendig die Bundesstrasse weg vom Main in Richtung Zuggleise zu verlegen, aber die aktuelle Ausgestaltung mit dem Fußballplatz dort finde ich für die Lage dort sowieso nicht zufriedenstellend (unter Umstanden gäbe es dort aber sogar genug Platz für eine neue Theater/Oper-Anlage und einen Fußballplatz). Auch hinsichtlich der ÖPNV-Anbindung müsste man sich natürlich etwas einfallen lassen, aber aus meiner Sicht ist der Standort es wert. Was denkt ihr?


    https://picload.org/thumbnail/…t2017-11-05at10.54.01.jpg

  • ^ Mod: "Zitat" des kompletten Vorbeitrags entfernt. Bitte auf unsere Richtinien achten.
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    Also ich finde ein Opernhaus sollte schon repräsentativ zentral in der Stadt liegen. Diese Lage ist schon SEHR weit vom Schuss. Ich finds aber gut dass sich Leute über dieses Thema immer noch Gedanken machen und auch ungewöhnliche Ideen in den Ring werfen. Mir Persönlich gefällt immer noch die Idee der "Oper am Main" am Schamainkai am Besten. Die Lage ist zentral, repräsentativ, und mit einer guten Architektur hat es das Zeug zu einem Wahrzeichen und einer Touristenattraktion, wie die Oper in Sydney.

  • ^^Das wäre zumindest ein Ansatz, Frankfurts scheußlichster S-Bahn-Station (Mühlberg) eine Grundsanierung zu verpassen. Diese Station wäre wohn die Nahverkehrsanbindung einer Oper an diesem Ort.

  • xrednaxela


    Ja, eine gute Idee. Auf jeden Fall eine Überlegung wert !


    Wenn man für die "Oper" tatsächlich ein komplett neues Bauwerk errichten will / muss, dann sollte der Standort hierfür mMn ausserhalb der heutigen, extrem engen City sein.
    Nur so kann ein neues Bauwerk auch maximal zur Geltung kommen [Stichwort: 'Elphi' !] und nur auf diese Weise bekommt das Stadtbild auch insgesamt eine Fortentwicklung [Stichwort: 'Elphi' !].


    In dieser Hinsicht: DANKE für diesen interessanten Vorschlag.

  • Ich finde immer noch, das Gelände der Deutschen Rentenversicherung, insofern verfügbar, passt am besten. Mitten zwischen Museen, den Charakter des Museumsufers zu einem Kulturufer hin verstärkend, könnte es eigentlich eine recht ansehnliche Sache werden. Und mit einem Café zum Main hin im zweiten oder dritten Geschoss, von welchem aus man auf die Stadt schauen kann, könnte man ein Ensemble aus Oper und Schauspielhaus rund abschließen.


    Dafür könnte man den alten Standort komplett abreißen, die Untermainanlage in der Breite wiederherstellen, und rechts zur Neuen Mainzer hin ein lukratives Wohnhochhaus bauen lassen, um (1) eine Front der Hochhäuser vom HBF herkommend zu erzielen und (2) das ganze auch noch zumindest teilweise zu finanzieren.


    Aber ich habe das Gefühl, ich werde weiter träumen müssen...

  • ^ Ich glaube nicht, dass da für eine Doppelanlage genügend Platz ist. Der Standort kommt meiner Ansicht nach nur bei einer Trennung von Oper und Schauspiel in Frage.

  • Die Oper dort ans Wasser bzw. auf die Mainwasen? Ganz klar dafür!
    1. kein Wohnbaugebiet dort.
    2. S-Bahnverbindung sind schon vorhanden, entweder über die Station Mühlberg, die Wegeverbindungen müssen da natürlich ausgebaut werden und/oder zusätzlich östlich etwa auf Höhe des Speckwegs einen S-Bahnhalt einrichten.
    3. Zusätzlich natürlich die B43 überbauen, sowohl westlich(ran bis zur Bahnlinie, als auch nördlich zum Main hin das(bis zur Einmündung der neuen Osthafenbrücke).
    4. Alternative und auch besser m.M., die B43 nach Osten begradigen und südlich an die S-Bahn verlegen. Diese in Höhe Osthafenbrücke wieder anschließen.
    5. Die Planer können dann (gegenüber der EZB und dem noch zu bauenden MolenTurm, frei zum Main hin agieren.
    6. Die unvermeidlichen KFZ-Stellplätze werden im gemeinsamen Parkhaus (am Rande des Wahnsinns) bzw. im Kaiserleigebiet, am Standtort der neuen MultifunktionsArena angeboten. Verbindung mit Busringlinie usw. usw. gut möglich.

  • :nono2: Man kann doch Traditionseinrichtungen wie Oper und Schauspiel nicht an die Peripherie verpflanzen; als wär's die Großmarkthalle. Trostlos. Eine Schnapsideee ist das.

  • Am Deutschherrn-Ufer bzw. dahinter ist für mich keine Peripherie (Für mich wäre auch ein Standort am alten PP nicht Peripherie). Das wäre Nieder-Eschbach, wo die jetzige Großmarkthalle sitzt. Frankfurt wächst. Man muss da auch mal ein bisschen weiter denken. Kaiserlei entwickelt sich, Frankfurt und Offenbach wachsen weiter zusammen. Man hat auch den EZB Standort anfangs wegen seiner Randlage kritisiert. Solche Projekte entwickeln das gesamte Areal dort.

  • Ich sehe das genauso wie Tunnelklick. Auch wenn Frankfurt wächst, aber hinter der Station Mühlberg beginnen die Oberräder Ackerflächen, sonst ist da gar nichts. Vor und nach dem Theater- oder Opernbesuch möchte man auch mal etwas essen oder trinken. Wo sollen denn die Leute hin? Etwa auf die Offenbacher Landstraße? Die ist trostloser als trostlos. Sorry, aber ein Theater oder eine Oper sind kulturelle Einrichtungen, die in die Innenstadt gehören und dort mehr als alles andere auch Abends noch für Lebendigkeit sorgen.


    Ich wundere mich manchmal, wenn alle Welt nach Urbanität in den Innenstädten ruft und sich davor sorgt, amerikanische Verhältnisse zu bekommen. Gleichzeitig hat man kein Problem damit, Institutionen, die für die gewünschte Urbanität (mit-)sorgen, an den Rand der Innenstadt zu verpflanzen. Mit genau solchen Entscheidungen würde man der City einen Bärendienst erweisen. Der Willi-Brandt-Platz würde dem Bankenviertel zugeschlagen und wäre abends menschenleer und zugig. Und der Mühlberg wird andererseits nie - auch nicht in 100 Jahren - erweiterter Teil der Innenstadt sein. Dafür müßten erstmal die heiligen Oberräder Acker (Grüngürtel sic.) bebaut werden. Aber selbst wenn das irgendwann mal passieren sollte, erhalten wir auch dort wieder irgendwelche 3-geschossigen, monotonen Mehrfamilienhaus-Klötzchen in bewährtem Muster. Was das an Urbanität bringt dürfte auch wieder jedem klar sein (sorry für das weite Ausholen).

  • Solche Projekte entwickeln das gesamte Areal dort.


    Eben !
    Der Stadtraum entwickelt sich mit solchen Projekten doch mit. Da besteht eine Wechselwirkung. Im Hamburg hat man die "Elphi" ja auch nicht in die (alte) City gebaut, sondern in die "Peripherie" des Hafengebietes (welches man allerdings ebenfalls zum Stadtraum entwickelt / erweitert hat).


    Letztlich ist es eine Frage des politischen Willens, ob man den Stadtraum hier in Ffm. weiten möchte oder nicht.
    In Ffm. scheint dieser politische Wille nicht zu bestehen, und da sind wir bei derselben Problematik, die Du beim Thema "Brexit" bereits zutreffend hervorgehoben hast.

  • Äh Wohnungsbau, wir haben doch rund ums "Gemüsebeet Oberad" fast vollständig eine Siedlungsbeschränkung.? Danke Fraport!
    Und ist doch, ich kann alles nach der Verlegung, rund um den Willy Brandt Platz alles erneuern und Wiederherstellung der Wallanlagen ermöglichen. Dazu dann auch den Unteren Mainkai als Durchgangsverkehrsachse und auch die Hofstraße "auflösen". Das ermöglicht doch eine schöne Verbindung bis zum Nizza.

  • ^


    Die ist sowieso unnötig wie ein Kropf. Wenn man sie auflöst und den Untermainkai ab der Höhe Untermainanlage autofrei macht, wird das richtig schön. Der Durchblick vom Ufer gegenüber wird dann locker bequem alles bis hin zur Taunusanlage streifen dürfen.