Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Was braucht eine Oper und ein Schauspielhaus?

    [FONT=&quot]Die FNP liefert noch einen Bericht mit Datum 18.01.2017, zum Rundgang durch die [/FONT][FONT=&quot]Opern-[/FONT]
    [FONT=&quot]Katakomben, [/FONT][FONT=&quot]wie sie das wegweisend nennt, mit bewegenden Bildern aus dem Inneren und zarten [/FONT]
    [FONT=&quot]Hinweisen der Kulturschaffenden.[/FONT]
    [FONT=&quot]Und sie erinnert sanft an die über 90 Millionen Euro die in den Letzten 10 Jahren bereits für [/FONT]
    [FONT=&quot]Sanierungen ausgegeben wurden, eingebunden in einer politischen Diskussion die im Sommer 2016 [/FONT]
    [FONT=&quot]bereits entfacht war.[/FONT]

    [FONT=&quot]http://www.fnp.de/lokales/fran…Katakomben;art675,2428265[/FONT]

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    [FONT=&quot]Dieser Strang hier weist, oder führt meiner Meinung nach “bewusst oder unbewusst“ in eine [/FONT]
    [FONT=&quot]Sackgasse, oder eine erneute Fehlentwicklung.[/FONT]

    [FONT=&quot]Niemand im Römer und im Personen-Darstellenden Kunst-Spielbetrieb will so richtig die jeweils [/FONT]
    [FONT=&quot]angestrebte Marschrichtung offenlegen. Dabei offenbaren eigentlich jetzt schon die bisher gemachten [/FONT]
    [FONT=&quot]Halbinformationen eine beinahe “alternativlose“ Situation in die man sich bewusst oder unbewusst [/FONT]
    [FONT=&quot]über die Jahre hinein manövriert hat, mit bis dahin schon erheblichen Fehlinvestitionen.[/FONT]

    [FONT=&quot]Die Standortfrage ist und bleibt dabei natürlich essenziell. [/FONT]

    [FONT=&quot]Bei objektiver Betrachtung ist sie aber schon gelöst, bzw. sie stellt sich erst gar nicht. [/FONT]
    [FONT=&quot]Möglicherweise versucht man nun über und durch die Öffentlichkeit die eigentlich recht klar zu [/FONT]
    [FONT=&quot]erkennende und notwendig gewordene weitere Vorgehensweise, sozusagen von “Außen“ aufgedrängt [/FONT]
    [FONT=&quot]zu bekommen. Gerne würde ich dazu ein wenig beitragen.[/FONT]


    [FONT=&quot]Ein anderer, sogar möglicher Standort als der jetzige, bzw. außerhalb der Wallanlagen, wäre auf jeden [/FONT]
    [FONT=&quot]Fall eine Verschlechterung, oder sogar ein richtiges Unding für die Oper und das Schauspiel.[/FONT]

    [FONT=&quot]Im weiteren Verlauf ist immer dann, wenn von “Oper“ die Rede ist, im baulichen Zusammenhang auch [/FONT]
    [FONT=&quot]das “Schauspiel“ gemeint. Beide stufe ich im Moment noch als sinnvoll zusammengehörig ein, obwohl [/FONT]
    [FONT=&quot]eventuell auch eine andere Variante möglich wäre .Unstrittig sollte sein, dass sich schon das [/FONT]
    [FONT=&quot]Erscheinungsbild des Gebäudes im Wesentlichen nach der Oper richtet.[/FONT]

    [FONT=&quot]Die Oper kann nach angemessener Einordung nur innerhalb der Wallanlagen stehen und zwar im [/FONT]
    [FONT=&quot]äußerst westlichen Bereich davon.[/FONT]
    [FONT=&quot]Woanders in der Innenstadt gibt es keinen Bauplatz mit ausreichender Fläche und mit einem [/FONT]
    [FONT=&quot]angemessenen, auch optischen Lage-Milieu für eine Oper, mit angemessenem Ambiente, [/FONT]
    [FONT=&quot]angemessenem Gebäudeumfeld und angemessener Wege-und Plätze-Gestaltung.[/FONT]

    [FONT=&quot]Weiter draußen, z. B. schon der genannte Kulturkampus, kommen für eine Oper in Frankfurt nicht in [/FONT]
    [FONT=&quot]Frage. [/FONT]
    [FONT=&quot]Dann könnte man die Oper auch genauso gut nach Niederrad, nach Sachsenhausen, in den [/FONT]
    [FONT=&quot]Riederwald, den Rebstock, an den Kaiserlei-Kreisverkehr oder auf das Areal der Jahrhunderthalle [/FONT]
    [FONT=&quot]stellen, wo sogar viele schöne Parkplätze möglich wären.[/FONT]

    [FONT=&quot]Nein, diese Entscheidung muss zuallererst aus dem Bauch, aus dem guten Gefühl heraus [/FONT]
    [FONT=&quot]entschieden werden und mit einem Gespür für die Sympathie, das Schöne, das Fantastische, das [/FONT]
    [FONT=&quot]Unterhaltende, das Stilvolle, das Künstlerische (das gefördert werden soll) und das traditionelle Flair [/FONT]
    [FONT=&quot]einer Oper. Auch das Festliche, das Feierliche, die Verzauberung und manchmal auch das Erhabene.[/FONT]

    [FONT=&quot]Es muss die Vorfreude aufkommen können, auf einen besonderen Tag, ein besonderes Ereignis in [/FONT]
    [FONT=&quot]wunderbarer Umgebung, so wie es das eigentlich kaum noch gibt, vielleicht nur noch an der Alten [/FONT]
    [FONT=&quot]Oper, die so wie sie jetzt ist, auch im Inneren, weiterhin erhalten bleiben muss, als Haus der Musik, [/FONT]
    [FONT=&quot]wie es die Restauratoren gewollt, geplant und geschaffen haben.[/FONT]

    [FONT=&quot]Das sind wir auch der Attraktivität und dem gewünschten Wachstum der Stadt schuldig.[/FONT]
    [FONT=&quot]Das alles gilt natürlich auch für das Äußere eines neuen Opern-Gebäudes.[/FONT]

    [FONT=&quot]Wer will schon in festlicher Stimmung, eventuell im Abendkleid und bester Ausgehkleidung irgendwo [/FONT]
    [FONT=&quot]nach Außerhalb fahren. Man will doch zum Beispiel oft kurz vorher noch oder nachher, ein Restaurant [/FONT]
    [FONT=&quot]aufsuchen, auch wenn das dem Sitz-Nachbarn nachher vielleicht missfällt, (so wie bei starkem [/FONT]
    [FONT=&quot]Parfüm), oder noch ein Café oder eine Bar, oder den Aufenthalt zum Beispiel mit einem kleinen Stadt-[/FONT]
    [FONT=&quot]Bummel (z. B. in der Goethestraße oder der Kaiserstraße) verbinden.[/FONT]

    [FONT=&quot]In Frankfurt geht das, auch wegen der benötigten Grundfläche, nur am bisherigen Standort.[/FONT]

    [FONT=&quot]Ob Sanierung, oder Abriss und Neubau am gleichen Standort, das wird die Gemüter noch erhitzen.[/FONT]

    [FONT=&quot]Weitere Gedanken zu Alternativen, Anforderungen an einen Neubau und Gestaltung könnten folgen.



    [/FONT]

    Einmal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Neues zur Oper und zum Schauspiel Frankfurt:


    Der scheidende Intendant Reese gibt ein interessantes Interview in der Frankfurter Rundschau.


    Darin plädiert er für einen Abriss und Neubau des Ensembles, betont aber das dies an gleicher Stelle erfolgen sollte.
    Erste Zahlen eines im Mai zu veröffentlichen Gutachtens sind bereits durchgesickert. Die Kosten für eine Sanierung der bestehenden Gebäude wird mindestens 500 Millionen Euro betragen. Noch gravierender wäre aber der lange Zeitraum für den das Ensemble geschlossen wäre, nämlich 11 Jahre.
    Er kommt nun zum Schluss das man über eine Alternative zur Sanierung nachdenken muss.
    Denn die Gebäude entsprächen bei weitem nicht mehr den Anforderungen, die sich noch dazu im Jahr 2023 verschärfen würden.


    Ein Neubau wäre zwar teurer, aber nicht wesentlich teurer als eine Sanierung.


    Reese zitiert:

    Es ist Grundentscheidung, vor der man steht, ist: Will man für 500 Millionen Euro plus einen sanierten Altbau oder will man für vielleicht nicht so viel mehr über ein Theater der Zukunft nachdenken mit einer Ästhetik und Möglichkeiten, die wir noch gar nicht kennen.


    Vorbilder für Ihn seien das Opernhaus in Oslo (PK: ein wirklich herrlicher Bau, schon selbst gesehen) oder das neue Schauspielhaus in Kopenhagen.



    Weitere wirklich interessante Informationen im Interview des ensprechenden Artikels.


    Schön das man nun offensichtlich zur Vernunft kommt. Man darf nur hoffen das dies auch bei den entsprechenden Entscheidungsträgern der Stadt ankommt. Parteipolitische Scharmützel und Denkblockaden sind hier Fehl am Platz. Städebauliche Visionen müssen her für diesen wichtigen Ort der Kultur.

  • Das sind natürlich nochmal ganz andere Zahlen.


    Klar ist, wenn man Oper und Schauspiel in einem Gebäudekomplex behalten will, kann es keine Rekonstruktion geben. Die ist nur bei einer Aufteilung realistisch. Und wenn man schon so viel Geld (ich rechne mal mit 500-700 Mio. €) ausgibt, macht ein Neubau allein schon aus Risikogesichtsgründen deutlich mehr Sinn.

  • Bei den Beträgen die mittlerweile im Raum stehen, ist eine Sanierung des Status quo das dümmste was man machen kann. Eine richtig große Lösung würde wahrscheinlich nicht viel mehr kosten. Komplettabriss und Neubau am mit allen bestehenden Funktionen am aktuellen Standort sehe ich allerdings extrem kritisch.
    Bei den heutigen Anforderungen an Brandschutz, etc kann man alle Bühnen, Büros, Logistikflächen, etc auf der vorhandenen Fläche ohnehin nicht mehr anständig unterbringen, es sei denn man geht auf der Gesamtfläche auch massiv in die Höhe was das Stadtbild aber noch mehr versauen würde. Von daher wird eine Aufteilung unter Einbeziehung eines zusätzlichen Standortes vorzuziehen sein - der dann auch einen Großteil der benötigten Fläche aufwiese, und damit einen Erhalt des Alten Schauspielhauses (ohne die Nachkriegsumbauten) und Rekonstruktion seiner Dachpartien und seines Fassadenschmucks ermöglicht. Dabei sollte man auch gleich unter Einbeziehung aller Häuser (also inklusive Alte Oper) und aller Bühnen (Oper, Schauspiel, Kammerspiele, Konzertsaal) eine komplette Neuordnung sämtlicher Funktionen vornehmen. Idealerweise kehrt die Oper in die Alte Oper und das Theater ins alte Schauspielhaus zurück, hängt aber letztlich davon ab welche Bühne welchen konkreten Bedarf hat.
    Dabei bliebe auf dem aktuellen Grundstück noch in der Südhälfte Platz für einen angepassten Anbau mit weiteren Funktionen, und auf der Ostseite (an der Neuen Mainzer) könnte man, auch zur Querfinanzierung, sogar einen kleinen Turm (ca 130m dürften durchaus Stadbild- und Skylineverträglich sein) zulassen. Alles andere bringt man besser am neuen Standort unter (Bockenheimer Warte wurde schon ins Spiel gebracht, gäbe aber sicherlich noch andere gute Standorte auch wenn man die Möglichkeit DeuBa-Dreieck leichtfertig verspielt hat).

  • Ich finde, wenn schon neu gebaut würde, müsste man an dieser Stelle in die Höhe gehen und sich nicht weiter wegducken. Drumherum ist alles nach oben geschossen, da dürfte selbst eine Doppelanlage mit deutlich mehr Sichtbarkeit im Stadtbild zu machen sein.


    Jedoch ist da noch das alte Schauspielhaus. Somit wird eine Generallösung etwas schwieriger. Also, das heißt, ein völliger Neubau einer Doppelanlage ginge wohl sinnvollerweise nur, wenn man alles komplett wegreisst. Deshalb glaube ich, dass es vielleicht doch zu einer Teilungslösung kommen sollte. Das alte Theater als Solitär und kleine Bühne, daneben das neue Theater als große Bühne mit allen Einheiten, die dazugehören. Dann passt auch noch ein Hochhaus mit auf den Platz.
    Für die Oper braucht es dann einen neuen Standort. Vielleicht tatsächlich am Fluss.

  • Sorry Rohne, aber das ist doch - mit Verlaub - Blödsinn, dass die Stadt im DeuBa-Dreieck irgendwas verspielt hat. Allein die Grundstückskosten für das DeuBa-Dreieck hätten schon einen Gutteil der 500-700 Mio. € aufgefressen. Es glaubt doch niemand ernsthaft, dass die Deutsche Bank in Ihrer aktuellen finanziellen Lage ein solches Filetstück für lau an die Stadt gegeben hätte.

  • Mod: Verschoben. Beitrag bezieht sich auf diesen Beitrag.
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    Rohne


    Ich stimme zu !.


    Eigentlich zeigt sich doch immer deutlicher, dass für dieses komplette Vorhaben ein ganz neuer Standort erforderlich ist [mMn entweder Osthafen oder Fernsehturm - ich habe schon mal mein Profilbild durch eine eilige Skizze entsprechend angepasst ;)].
    Auf keinen Fall darf die Wallservitut angetastet werden !


    In jedem Falle wird die weitere Entwicklung sehr, sehr spannend werden.

  • Ich bin für die Trennung der beiden Spielstätten und die Rekonstruktion des unter diesem zusammengestückelten Ungetüm befindlichen Alten Schauspielhauses.


    Das wäre meine 1A Lösung. Wesentliche Elemente des Alten Schauspielhauses sind unter dem ganzen Blech und Glas noch vorhanden, es gibt alle alten Baupläne, eine Rekonstruktion wäre ohne Probleme möglich. Um die alte Kuppel wiederherzustellen müsste der jetzige Bühnenturm allerdings raus und einer in etwas kleinerer Kubatur eingesetzt werden.


    Für die Platzqualität wäre es dabei dann auch unbedingt von Nöten, die Kolonnaden und die historische Eckbebauung zur Neuen Mainzer Landstraße wiederherzustellen. Würde das gelingen, könnte man auch den Platz dazwischen als lebenswerten Stadtplatz wiederherstellen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass wenn man sich gegen den Erhalt des jetzigen Ungetüms entscheidet, dass man dann das Alte Schauspielhaus darunter mit abreißt, das würde einen Aufschrei geben. Ich hoffe, die Stadtverantwortlichen haben aus dem Altstadtprozess gelernt und lassen diesmal eine breite Bürgerbeteiligung zu!


    Sollte man sich allerdings dazu entschließen, beide Häuser, also Oper und Schauspielhaus am Ort zu belassen, wäre zu überlegen, die Oper zumindest teilweise in die Erde zu verlagern, das Areal hinter dem historischen Schauspielhaus könnte dann für Büros etc. genutzt werden. Sollte der Raumbedarf im Blockrand dann nicht ausreichen, wäre zu überlegen, hinter dem Schauspielhaus 1-2 Hochhäuser im Bereich 60-90 m zu platzieren.


    Aber die Vorredner haben schon recht, es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, die beiden Häuser zu trennen, die Oper auszulagern, das Schauspsielhaus am Platz zu belassen, das Areal hinter dem Schauspielhaus zu verkaufen und damit Teile der Neu- und Umbauten zu finanzieren.


    Aber ich sage voraus, es wird wie bei der Altstadt eine sehr sehr rege Diskussion in den nächsten Monaten geben. :lach::lach:

  • Finanzierung durch Bund

    Es wäre schön, wenn bei Variante 1 der Bund noch Geld für einen wirklich gelungenen Neubau und würdiges Pendant zur alten Oper zulegt. In Berlin werden alle großen repräsentativen Neubauten mit Unterstützung des Bundes realisiert, da Bundeshauptstadt.
    Das sollte aber nicht heißen, dass in anderen zentralen Städten des Landes kein Bedürfnis besteht finanziell Stadtreperatur zu unterstützen, um Leuchttürme für Toptalente und internationale Konzerne zu errichten. Ach und vor allen Anderen für uns natürlich:-)

  • Nur mal hier zur Klärung, welche Minimalbreite hat die Wallservitut, ab wann gilt sie als verletzt? Denn wenn ich es richtig verstehe, verletzt schon das vorhandene Gebäude massiv dagegen und gehört allein aus dem Grund abgerissen, damit man wieder eine ordentlich durchgängige Grünanlage hat. Bei der Gelegenheit dann auch bitte die alte Oper verschieben, die hat an ihrem Platz auch nichts verloren.


    Den östlichen Teil des Areals (also quasi das Schauspielhaus) kann man von mir aus, wie hier schon erwähnt, zur Neuen Mainzer hin bebauen, gerne mit Hochhaus drüber. Würde die Reihe zum Park hin schön abschließen.

  • "Wallservitut" ist in erster Linie eine historische Bezeichnung. Das hessische Landesgesetz FWallGrdstBBauG dazu hat genau zwei Paragraphen und regelt im Kern, dass einerseits der Rat der Stadt Frankfurt über die Bebauung der ehemaligen Wallgrundstücke befinden kann - das Gesetz ist v. a. eine gesetzliche Grundlage, damit der Rat die Nutzung ggü. Privaten beschränken kann - und andererseits dafür an Private keine Entschädigungen zu zahlen sind, wenn diese Beschränkungen nicht über das historische "Wallservitut" hinausgehen (Einschränkung des Grundgrechts am Eigentum durch Gesetz, wie durch das Grundgesetz auch vorgeschrieben). Ohne dieses bis heute gültige Landesgesetz würde das "normale" Baurecht gelten und die Stadt könnte private Grundstückseigner deutlich weniger beschränken, umgekehrt hat sie durch dieses Gesetz mehr oder minder eine Art (politisches) Willkürrecht.


    Das heißt, wenn der Rat entscheidet, dass hier gebaut werden soll, dann ist das auch legal und nichts wird "verletzt", alles andere ist IMHO eine journalistische Übertreibung um den Artikel etwas aufzupeppen. Und solange es sich um ein Bauprojekt für die Allgemeinheit, wie eben eine Kultureinrichtung, handelt, dann war das offensichtlich auch im Sinne des "Erfinders", denn sonst hätte dort schon die Alte Oper nicht 1880 eröffnet werden dürfen, das historische Wallservitut geht nämlich auf das Jahr 1827 zurück und hat im Kern einfach den Zweck, die wertvollen Grünanlagen zu erhalten. Dabei kommt es dem Zweck nach aber sicherlich nicht auf wenige Quadratmeter mehr oder weniger an, sondern darum, dass hier das Gemeinwohl Vorrang hat.


    Das steht dem Neubauvorschlag also nicht im Weg. Gleichwohl dürften die Gegner des Neubauvorschlags - auch wider besserem Wissen - trotzdem nicht Müde werden, das "verletzte Wallservitut" zu beweinen, man greift dann eben zu jedem Argument. Aber hier sei klargestellt, dass der Rat der Stadt Frankfurt einen entsprechenden Beschluss zur Grundstücksnutzung wirksam fassen kann und daher nicht die Rede davon sein kann, dass dann das "Wallservitut verletzt" werden würde.


    Ich wäre inzwischen auch klar für eine Neubaulösung und wenn irgendwo ein Hochhaus für Bühnenbetriebe ein passender Vorschlag ist, dann doch wohl in Frankfurt. Auch glaube ich nicht, dass ein 100 m Hochhaus dann v. a. ein Hochlager wäre. Da dürften dann einige Tiefgeschosse errichtet werden, die vorrangig Lager sind und die Obergeschosse nehmen dann Wohnungen für Gaststars, Probenräume, Büros usw. auf. Wenn das architektonisch ansprechend gestaltet ist (z. B. mit einem "Schaufenster" in den Probenraum, das aber auch verhangen werden kann wenn die Künstler ungestört sein möchten etc.), dann kann das eine weltweit einmalige Lösung werden. Man kann natürlich auch den zigsten flachen, grauen Würfelhusten als Neubau bauen, sieht dann aus wie Oper/Schauspiel XYZ in X-Stadt. Ich glaube außerdem nicht, dass ein Auseinanderziehen von Oper und Schauspiel am Ende wirklich billiger als ein Erhalt des Doppelstandorts mit Hochhaus wäre. Denn attraktive Grundstücke (das auch ein neuer Standort für eine der beiden Bühnen natürlich sein muss) werden in Millionenbeträgen gehandelt und während man bei einem geteilten Standort hier und da Synergien hat, muss bei einem auseinandergezogenen Standort für beide Bühnen definitiv alles doppelt eingerichtet werden. Unter dem Strich glaube ich da an keine weltbewegenden Ersparnisse (- ich befürchte aber, dass es letztlich zu dieser mutlosesten Lösung kommen könnte. Zwei wenige Etagen hohe Flachdach-Neubauten an zwei getrennten Standorten, in der typischen Allerwelts-Bühnenarchitektur, wie eben in den letzten 40 Jahren immer relativ ähnlich gebaut wird, von dem immergleichen großen Büros, die auch zu allen Wettbewerben die immergleichen Entwürfe einreichen.)


    Das Hochhaus als Teil eines Architekturwettbewerbs würde die Architekten einerseits dazu zwingen, alles neu zu denken, andererseits vielleicht auch besonders deren Ehrgeiz anstacheln, damit eine "Duftmarke" zu setzen. So entsteht Großes (ich hab schon einen Namen für den Turm - "Kulturm" ;)).


    Zur Wallservitut auch dieser Thread.

    5 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Ich schließe mich Adama an und finde es auch recht irritierend, dass bei geschätzt gleichen Kosten immer noch eine Sanierung in Betracht gezogen wird (wenn auch nicht favorisiert). Aber das hat wohl was mit der deutschen Gutachtengeilheit zu tun. ;)


    Ein Hochhaus muss an dieser Stelle nicht sein, allerdings ist es auch nicht die dümmste Idee. Wenn es an der Ecke Neue Mainzer/Hofstraße entsteht, bildet es zusammen mit den bestehenden Hochhäusern ringsum ein kleines aber feines "Subcluster", und greift dadurch auch nicht wirklich in die städtebauliche Situation vor Ort ein. Wichtig für mich wäre hier aber ein Entwurf aus einem Guss: Oper/Schauspielhaus und Hochhaus, und bitte mit ausgefallener Architektur und Ausrufezeichen. Das könnte was ziemlich einmaliges werden. Ich hoffe also auf eine Festlegung auf Option 1, und freue mich auf die folgenden Wettbewerbe. :D

  • ^die Gutachteritis hat eben für Verantwortliche den "Vorteil", dass damit Verantwortung abgegeben wird. Anstatt zu sagen "wir wollen den Neubau und das ist auch das Geld wert, was es eben kostet und wir schauen, dass mit eurem Geld möglichst sparsam dabei umgegangen wird, darauf habt ihr unser Wort", also das zu machen wozu wir eigentlich Repräsentanten wählen, werden Gutachten eingeholt und dann ist es politisch kaum noch möglich, gegen solch ein Ergebnis zu stimmen, sofern eine Variante laut dem Gutachten besonders bevorzugt wird. Da kommt gleichzeitig die Expertenhörigkeit der Deutschen ins Spiel. Dabei ist die Demokratie ja nicht das selbe wie ein Unternehmen zu führen. Wir müssen bei solchen Projekten nicht die ökonomischste Variante wählen, die ein BWLer vielleicht bevorzugen würde. Unser Gemeinwesen ist mehr als ein Unternehmen und Kulturprojekte sind ohnehin in sich defizitär, so dass ökonomisches Denken hier ohnehin ziemlich deplatziert ist. Geht es rein nach der Ökonomie müsste das Ergebnis nämlich lauten "Abriß und Schluss".


    Hier geht es um ein Herzstück des Frankfurter Städtebaus und ich persönlich bin immer sehr von Politik enttäuscht, die nicht mit eigenständigen Positionen Für und Wider ein Projekt diskutiert, sondern sich die Positionen von "Gutachtern" zu eigen macht und damit, weil Gutachten ja eine (vermeintliche) Objektivität innehaben, sozusagen die Diskussion überspringt. "Das ist die beste Lösung, steht doch da, Seite 15, danke für das Gespräch!".


    Die Neubau-Hochhauslösung passt einfach zu Frankfurt. Egal, was Gutachten sagen. Und ich glaube, das kann ein sehr spannender Wettbewerb werden, gerade weil solch ein Projekt sehr unkonventionell ist (Schauspiel und Oper an einem Standort und dann noch ein 100 m Hochhaus dabei), das schreit geradezu nach unkonventionellen Entwürfen. Während der Erhalt des bundesdeutschen Nachkriegsbiedermann bei mir keinerlei Begeisterung zu wecken vermag und ein Auseinanderreißen des Doppelstandords viele ungelöste Fragen aufwerfen würde und eine Reko zwar eine nette Idee wäre, aber noch mehr ungelöste Fragen aufwerfen würde + den ganzen Rattenschwanz der üblichen "Rekofeindlichkeit" mit sich bringen würde. Schließlich kann darüber ja jetzt nicht auch erstmal 10 Jahre diskutiert werden. Eine Bestandssanierung ist zu mutlos und bringt außerdem nicht die geforderten zusätzlichen Flächen (somit architektonisch und funktional die schlechteste Lösung), ein Auseinanderreißen des Doppelstandorts mit Neubau an einem anderen Ort + Reko des Schauspielhauses ist zu ambitioniert - da bleibt als greifbare, aber trotzdem mutige, Alternative IMHO nur den Doppelstandort mit einem Neubau an Ort und Stelle zu erhalten und um neue Flächen in einem 100 m Hochhaus zu ergänzen.


    Unter den gegebenen Umständen: was also spricht konkret DAGEGEN die Neubaulösung mit Doppelstandort und 100 m Hochhaus zu befürworten? Außer dem hochheiligen Wallservitut natürlich.

  • Ach, nicht mal das Allerheiligste zieht als wirkliches Gegenargument. Sollte das Hochhaus an der Ecke Mainzer/Hofstraße entstehen, stünde es in einer Linie mit dem Nürnberger Hochhaus, Eurotower, Taunusturm und Japancenter. Das einzige Gebäude was dagegen verstoßen würde wäre das Schauspielhaus/Operngebäude an sich, und das tut es ja auch jetzt schon.

  • die Gutachteritis hat eben für Verantwortliche den "Vorteil", dass damit Verantwortung abgegeben wird.


    Wenn die Entscheidungsgrundlage aber nur noch darin besteht, dass man etwas will, ohne alle Varianten geprüft zu haben, ist das Risiko hoch, dass einem im Nachhinein, insbesondere wenn es schief geht oder teurer wird, vom politischen Gegner, vom Rechnungshof oder dem Bund der Steuerzahler vorgeworfen wird sich leichtfertig für die gewünschte Variante entschieden zu haben.


    Da die Gutachten für das Schauspiel aber nun so ausfallen, wie sie ausfallen, spricht in der Tat einiges für einen ambitionierten Neubau. Man darf gespannt sein, ob und wie man hier eine Lösung "aus einem Guss" hinbekommt.

  • ^ich sage mal so, all die berühmten Kostentreiber der Gegenwart a lá BER und S21 entstanden nach zig (zig zig zig) Gutachten. Das ist, wenn schon, eher ein Feigenblatt, aber keine Inokulation gegen Inkompetenz. Letztlich ist es auch ein Problem öffentlicher Bauprojekte, dass die Bürokratiekosten mitunter größer sind, als die Kosten für die gesamte Innenausstattung von Neubauten und die vielen Gutachten da einen großen Anteil haben. Ein aktuelles Beispiel aus dem Kulturbereich ist Augsburg, dort wird das Große Haus des Stadttheaters saniert und dafür werden nun "Controller" ins Boot geholt, für die ganze 2,5 Mio. Euro Steuergeld genehmigt wurden, aus dem auf nur noch 4,5 Mio. Euro geschrumpften Risikopuffer. Für 2,5 Mio. kriegt man verdammt viel Sachausstattung für ein Theater und umgekehrt können Controller auch nicht zaubern, was ein Projekt kostet, das kostet es halt. Aber die Lokalpolitik hat damit nun wieder politische Verantwortung abgegeben, nun wird man mit dem Finger auf die Controller zeigen, wenn die Kosten entgleiten.


    Ärgert dich sowas als Steuerzahler nicht?


    Und denkst du nicht, dass die Verwaltung Frankfurts den notwendigen Sachverstand hat, um der Lokalpolitik substantielle Handlungsempfehlungen geben zu können? Die konkrete Planung ersetzt ja schließlich auch solch ein Gutachten nicht. Daher würde ich mich freuen, wenn wir hier nicht mehr über das Gutachten sondern über die Vorschläge an sich diskutieren würden.


    Und ja, wir müssen so oder so damit rechnen, dass es letztlich teurer als die nun im Raume stehenden 500 Mio. € werden wird. Aber das muss - und da stimme ich anderen Postern hier zu - auch dem Bund mal ein urbanes Zentrum erster Ordnung wert sein. Es ist nicht einzusehen, dass sich der Bund nur in Berlin nationalen Kulturprojekten verpflichtet fühlt. Und was, wenn kein nationales Kulturprojekt, ist denn das Opern- und Schauspielhaus von Frankfurt am Main? Gerade werden die Bund/Länder Finanzbeziehungen im Grundgesetz geändert, der Bund kann in Zukunft viel mehr direkt finanzieren (was immer man föderalphilosophisch davon halten mag). Es ist nun an der Zeit, dass die Freunde Frankfurts in der Bundespolitik dafür lobbyieren, dass hier Unterstützung kommt. Dann kann das ein richtig, richtig großer Wurf werden!

  • ^


    Dass das Projekt in die Kulturförderung aufgenommen wird, ist ja nicht ausgeschlossen. Senckenberg hat ja auch von Bundeszuschüssen erheblich profitiert (wobei ich dem Institut eine größere nationale Bedeutung auf seinem Gebiet beimessen möchte als Schauspiel/Oper).
    Angesichts des enormen Investitionsvolumens von > 500 Mio. Euro muss der Bund aber darauf achten, dass sein Zuschuss in einem Verhältnis zum Gesamtbudget steht (derzeit ca. 1,2 Mrd. p.a.). D.h. es ist eher nicht damit zu rechnen, dass man einen dreistelligen Millionenbetrag erhält, der aber notwendig wäre, um ein Ausrufezeichen bei der Finanzierung zu setzen.

  • Pumpernickel


    Zitat: "Unter den gegebenen Umständen: was also spricht konkret DAGEGEN die Neubaulösung mit Doppelstandort und 100 m Hochhaus zu befürworten? Außer dem hochheiligen Wallservitut natürlich".


    Zu hast die Antwort schon in Deiner Frage: Es sind die gegebenen Umstände.


    Ich bin für einen Komplett-Neubau (also der "Doppelstandort").
    Mir ist der Wallservitut aber auch ziemlich "heilig" [ich hatte in anderem Zusammenhang sogar einmal die extreme Langfristperspektive einer denkbaren Komplettöffnung der Taunusanlage zum Mainufer hin angeregt ... 'Oh Gott', 'Oh Gott' ...].


    Was bleibt als Konsequenz ?!.
    Man wird ganz sicher auch einen komplett anderen Standort in Erwägung ziehen müssen (wo auch immer).

  • ^


    Wie ebenfalls andernorts schon gesagt, spricht gegen einen Standort außerhalb der Innenstadt der Umstand, dass ein Schauspielhaus- oder Opernbesuch oft eine Abendveranstaltung umfasst. Kaum jemand möchte zur Oper fahren und das Abendessen/den Absacker dann wieder in der belebten Innenstadt stattfinden lassen. City und Schauspiel/Oper gehören für mich zusammen.

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    ... aber dann wären Opernhäuser wie in Hamburg oder Sydney so auch nicht gebaut worden. Beide Gebäude stehen bekanntlich nicht mitten in der City (wie die heutige Ffm-Oper / Schauspiel).
    Ich rede ja auch nicht von einem Standort in Höchst oder Fechenheim, sondern sehr wohl innenstadt-nah, aber eben an einer Stelle, an der der Neubau tendenziell als Solitär WAHRGENOMMEN werden kann.
    Und eine derzeit noch derbe Umgebung (z.B. Osthafen oder Fernsehturm) würden sich schnell entsprechend an das neue Landmark-Gebäude anpassen. Da bin ich mir sehr sehr sicher.


    Begriff "Doppelstandort": Ich meine / verstehe es so, dass ALLES (d.h. Oper und Schauspiel und "Nebengebäude") komplett neu aus einem Guss gebaut werden sollen. Vielleicht reden wir an diesem Punkt aneinander vorbei.


    Zum Stichwort "Abendveranstaltung" bzw. "Absacker": Ich stelle mir eine Oper im Osthafen oder Bereich Fernsehturm vor. Oben auf der Oper ein TOP-Restaurant mit riesiger Dachterrasse und / oder Galerie. Der Blick von dort oben auf Ffm-Skyline und Flughafen wäre EINZIGARTIG in DEUTSCHLAND !.


    Von vornherein sich auf den derzeitigen Standort für einen Neubau zu fixieren wäre die denkbar schlechteste Herangehensweise.
    Sorry, aber ein klein wenig mehr Phantasie "in alle Richtungen" wäre für dieses Top-Projekt schon angemessen ... .

    5 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()