Mobilität der Zukunft

  • Man kann das auch nicht pauschalisieren. So ist ein Freund von mir Staatsanwalt und der fährt sehr ungern ÖPNV, weil er niemandem begegnen möchte, den er einmal angeklagt hat...was mit der Zeit im Beruf eben sehr viele Menschen sind. Ein Außendienstler muss ständig zu Kundschaft rausfahren. Die zig berufstätigen Eltern aller möglicher Berufe, die Arbeit und Kinder und Haushalt unter einen Hut bringen müssen und dazu schon aus Zeitgründen einfach zwingend mit dem eigenen PKW in die Arbeit müssen, auf dem Heimweg nach Feierabend noch gleich Einkäufe ins Auto laden oder Kids irgendwo abholen müssen, etc...

    Am besten mit den Ausnahmen anfangen...


    es ist halt nicht jeder Lebenskünstler, Junggeselle, Student, Langzeitarbeitsloser, usw., auch nicht in Berlin. Es kann nicht jeder so einfach komplett auf den PKW verzichten.

    In London oder Paris sind bestimmt weniger Menschen 'Lebenskünstler'.


    Wichtig sind IMHO Schwerpunktsetzungen IM ZENTRUM und auch vernünftige Alternativen. Und zwar jenseits der BVG. Fahrradtechnisch ist Berlin zB ein "Entwicklungsland"...

    Da steht viel im Koalitionsvertrag zum Fahrradverkehr und Car-Sharing-Angebote gibt es genügend, die Leute müssen sie nur nutzen, oder auch mal Fahrgemeinschaften bilden, die Sonderrechte bekommen könnten.



    Summasummarum, in Berlin fehlt ein Gesamtkonzept. Und einfach aus dem Status Quo immer mehr Autostraßen herauszuknapsen und die Bürger dann schauen zu lassen, wie sie damit klar kommen.


    Genau das muss man tun, damit sie aufhören überall mit dem Privatwagen hinzufahren. Das nennt sich schlicht Faulheit. Die jenigen die es müssen, werden auch weiter fahren. Niemandem soll es verboten werden, es soll lediglich teurer und und nachteiliger sein als den ÖPNV zu nutzen. Jedenfalls beim durchfahren der Altstadt.

  • ... ideologische Anti-Auto Politik von den linken Parteien für ihr klassisches Wählerspektrum (Arbeitslose, Studenten, Lebenskünstler, "Alternative",...) gemacht wird ...


    In den anderen Metropolen (London, Paris usw.) wird der Autoverkehr möglichst eingeschränkt, bloß weil er zuviel Platz verbraucht, den man besser nutzen kann: Fußgängerzonen, Bebauung, Grünanlagen usw. Dort geht es sogar ohne dass irgendwer ständig mit Beleidigungen um sich wirft. Ich gebe zu, dass ich während meiner Berliner Besuche die Hauptverkehrsschneise der Fischerinsel möglichst mied, weil sie als solche viel zu unwirtlich ist (den kriminellen langzeitarbeitslosen Studenten sollte man vielleicht noch Touristen hinzufügen, die als unwürdige Randgruppe die Städte nicht bloß mit dem PKW durchfahren?) - und wenn sie so ist, leidet auch die Attraktivität als Wohnort oder Bürostandort darunter.


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    Ich gehe fest davon aus, dass Anwohner spezielle Parkausweise bekommen und keine neuen Kosten tragen müssen


    Nö - etwa in der Breslauer Altstadt gilt die Bewirtschaftung auch für etliche Hinterhöfe und das ohne Ausnahme. Wer will, kann einen Stellplatz in einem der Parkhäuser mieten.

  • ideologische Anti-Auto Politik


    Nachtrag:


    - Jede Bundes- und jede Landesregierung bisher hat viel mehr in die Straße investiert als in die Schiene - Rot-Grün eingeschlossen.
    - KFZ- und Mineralölsteuer decken schon diese Ausgaben nicht einmal im Ansatz ab, und die gewaltigen Folgekosten durch Umwelt- und Klimaschäden werden nicht einmal berechnet.
    - Der MIV ist für einen Großteil der Stickoxide, der Ruß- und der Feinstaubpartikel verantwortlich, die in den Städten die Atemluft belasten.
    - Pro Jahr kommen in Deutschland über 4.000 Menschen im Autoverkehr ums Leben.
    - Deutsche Autokonzerne haben ihre Kunden nach Strich und Faden betrogen; die vermeintlich bloß noch Veilchenduft emittierenden Dieselmotoren von VW, BMW & Co. sind in Wahrheit schlimmere Dreckschleudern als ihre 20 Jahre alten Vorgängermodelle.


    All das ist allgemein bekannt, jeder weiß es. Aber es wird einfach geschluckt, als unvermeidlich hingenommen und schulterzuckend abgetan. Sobald es aber jemand wagt, Parkuhren aufzustellen, gilt er als "Anti-Auto-Ideologe", der auf dem Rücken der Allgemeinheit Politik für obskure Randgruppen mache. Ich habe keinen Bock mehr, diesen zutiefst ideologischen ADAC-Mainstream als Gesprächsbasis hinzunehmen.


    P.S. @ Bato: Ich weiß, alles Off Topic. Aber hier findet nun mal die Debatte statt. Kann meinetwegen in den Stadtverkehrs-Strang verschoben werden.

  • Ich denke, die Verkehrsdiskussion wird in nicht allzu langer Zeit zu einer Phantomdiskussion. Die gesamte Welt der Fortbewegung und Mobilität wird sich in den nächsten 20 Jahfren so derart fundamental verändern, wie es seit der Erfindung des Automobils und des Flugzeugs nicht mehr war. Es wird Quantensprünge geben, die man sich heute nicht mal im Ansatz vorstellen kann.


    Dies betrifft nicht nur die Elektromobilität. Die Digitalisierung des Verkehrs wird völlig andere Nutzungen bestehender Straßen möglich machen. Wenn nicht mehr der Mensch entscheidet, wo er hin fährt, sondern der Verkehr praktisch zentral gesteuert wird, sind ganz andere Auslastungen bestehender Strecken möglich. Zudem ist heute schon klar, dass dann mit viel geringeren Abständen zum Vordermann gefahren werden kann. Auch dies wird zu massiven Entlastungen führen.


    Und zudem wird sich das Nutzungsverhalten signifikant verändern. Erst Schritte sind dazu bereits zu beobachten. In der Zukunft ist es viel wahrscheinlicher, dass der Verkehr so funktioniert, dass man selbst kein Auto mehr besitzt, sondern vielmehr selbstfahfrende Mobile anfordert, die einen von A nach B bringen, völlig autonom, mich am Ziel rauslassen und gleich den nächsten Passagier einsammeln. Dies wird die Mobilität der Zukunft sein.


    In einer Welt, in der auf absehbare Zeit das Selbstfahren nicht mehr erlaubt sein wird, wird Autofahren eher zu einer individuellen Variante des öffentlichen Verkehrs werden, also eine S-Bahn im kleinen. Es ist nicht vorstellbar, dass in einer dann völlig automatisierten Welt die Menschen noch bereit sind, wie heute Fahrzeuge selber zu besitzen, die 95% der Zeit in Garagen oder am Straßenrand stehen.


    Die Digitalisierung des Verkehrs wird die Fortbewegung so fundamental verändern, dass ich diese ganzen Verkehrsdebatten als völlig gestrig betrachte. Die Massen an Individualverkehr wird es in 30 Jahren vermutlich nicht mehr geben. Daher wäre etwas mehr Gelassenheit in dieser Übergangsphase der richtige Weg.

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    Zustimmung. Nur befürchte ich, dass das etwas länger brauchen wird. Weiterhin wird in der Stadt auch viel "ungesteuerter" Verkehr wie Radfahrer und Fußgänger unterwegs sein, sodass das Optimierungspotenzial Grenzen hat. Insofern werden auch weitere kreuzungsfreie Verkehrsmittel Relevanz haben. Dies sind S- und U-Bahn, welche wegen der großen Kapazitäten und hohen Geschwindigkeit mittelfristig auch nicht zu ersetzen sein werden. Hier besteht aber auch noch enormes Optimierungspotenzial hinsichtlich führerloser Steuerung -> höhere Taktfolge etc.


    Busse und Straßenbahnen werden hingegen überflüssig werden. Unflexibles Angebot, geringe Kapazität, langsam, und Straßenbahnen auch noch spurgebunden; Relikte vergangener Zeiten.


    Der heutige Straßenbahnausbau in Berlin ist dermaßen rückwärts gewand, da könnte man auch gleich Hufschmiede an den Straßenkreuzungen ansiedeln. Genauso Geldverschwendung.

  • Ach, S- und u-Bahnen sind das Verkehrsmittel der Zukunft, Straßenbahnen jedoch rückwärtsgewandt und Relikte vergangener Zeiten? Gerade in Berlin gibt es in Teilbereichen nur marginale Unterschiede zwischen U-Bahnen und Straßenbahnen. Spurgebunden sind übrigens beide.


    Straßenbahnen haben dabei eine höhere Flexibilität, weit geringere Kosten sowohl bei Errichtung wie bei Betrieb, einen deutlich geringeren Flächenverbrauch und sind (bei separatem Gleisbett, sonst macht es wirklich keinen Sinn) deutlich schneller als der MIV.


    U-Bahnen gibt es auch, können aber faktisch kaum noch neu gebaut werden - man sieht ja den Zeit- und Kostenaufwand bei der U55.


    Also irgendwie ergibt Deine Kategorisierung jenseits persönlicher Vorlieben keinen Sinn.

  • ihr missversteht mich. Ich bin nicht gegen eine Verkehrswende. Ich kritisiere lediglich, dass in Berlin einfach nur die Autofahrer immer mehr gegängelt werden aber gerade keine Verkehrswende aus einem Guss eingefädelt wird. Die Ursache ist klar, neue Schilder aufzustellen kostet nur Peanuts im Vergleich dazu, ein attraktives Radwegenetz aufzubauen, Car Sharing als Daseinsvorsorge zu betreiben (ÖPNV wird ja auch nicht den Marktmechanismen überlassen) und ja, auch zB über neue Strecken für Tram, S- und Ubahn für die wachsende Metropole nachzudenken.


    Wenn man Alternativen aufgebaut hat und dann Veränderungsresistente zum Umdenken zwingt ist das ok. Aber die aktuelle Sparlösung, weil man sich den großen Wurf nicht leisten kann oder will aber trotzdem der linken Klientel Aktionismus vorweisen will, führt nur zu mehr Stau, längerer Parkplatzsuche und Umwegen und damit zu mehr, nicht weniger, Verkehr und Emissionen. Wäre Berlin nicht mit sovielen Straßenschneisen "gesegnet" ein Rezept für den Verkehrsinfarkt. Aber bestimmt keine Verkehrswende.

  • In der Zukunft ist es viel wahrscheinlicher, dass der Verkehr so funktioniert, dass man selbst kein Auto mehr besitzt, sondern vielmehr selbstfahfrende Mobile anfordert, die einen von A nach B bringen, völlig autonom, mich am Ziel rauslassen und gleich den nächsten Passagier einsammeln. Dies wird die Mobilität der Zukunft sein.


    Das glaube ich auch, aber ich sehe darin einer große Gefahr: Derzeit steigen viele auf Fahrrad, Busse und Bahnen um, weil sie merken, dass sie so schneller sind als mit dem im Stau stehenden PKW. Wenn aber der Computer und eine zentrale Verkehrssteuerung das Fahren übernehmen, wird dieser zarte Trend wieder erstickt werden. Fast alle werden ins bequeme Auto zurückkehren, und trotz besserer Steuerung und weniger Privatwagen wird der Ressourcen-, Energie- und Flächenverbrauch gigantisch bleiben.


    Ein Rechenbeispiel: Ein Vollzug der S-Bahn-Baureihe 481 fasst etwa 1.200 Passagiere. Angesichts der 1,5 Personen, die in Deutschland durchschnittlich in einem Auto sitzen, ersetzt also bereits eine einzige, nur zur Hälfte gefüllte S-Bahn 400 PKW. Derzeit lebt die Menschheit erwiesenermaßen über ihre Verhältnisse - wir müssen den Raubbau an den Ökosystemen drastisch einschränken, wenn die Lebensbedingungen nicht immer prekärer werden sollen. Ein super bequemer Digital-MIV wird dabei ein großes Hindernis darstellen.


    U-Bahnen gibt es auch, können aber faktisch kaum noch neu gebaut werden - man sieht ja den Zeit- und Kostenaufwand bei der U55.


    Eine günstigere und schneller zu errichtende Variante wären Stadtseilbahnen - andernorts inzwischen recht verbreitet und eine denkbare Alternative z.B. für die U10 in der Danziger Straße. Dennoch muss möglich sein, auch U- und S-Bahnen neu und schneller zu bauen als die U55 oder die S21. Wenn man für jeden Kilometer zehn Jahre Bauzeit einplanen muss, sind politisch die Weichen falsch gestellt (*Schenkelklopf*).

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Tippfehler behoben.

  • wir müssen den Raubbau an den Ökosystemen drastisch einschränken, wenn die Lebensbedingungen nicht immer prekärer werden sollen. Ein super bequemer Digital-MIV wird dabei ein großes Hindernis darstellen.


    Welcher Raubbau am Ökosystem wird denn bei uns betrieben? Mir fallen da vor allem Braunkohle-Tagebaue und landschaftsverschandelnde Windräder ein. Beide dienen der Erzeugung von Strom ohne den auch eine Straßenbahn nicht fährt.

  • Mein Beitrag (# 926) wollte nicht so sehr ein Anstoß sein die aktuelle Verkehrsproblematik in aller Breite zu thematisieren, sondern das Bewusstsein noch mal zu stärken für die Tatsache, dass die endgültige Vernichtung der historischen Innenstadt von Berlin durch die DDR-Planung vollzogen wurde. Besonders im Bereich von Cölln war ungefähr die halbe Bausubstanz nach dem Krieg erhalten, Stadträume und Straßenfluchten waren noch vorhanden.


    Erstaunlich ist es das es Forumsteilnehmer gibt, die an dieser Stelle sich immer wieder berufen fühlen diese planerischen Entgleisungen zu verteidigen und gutzureden.

    Ohne diese megalomane Straßenplanung bräuchte man sich hier jetzt nicht die Finger Wund zu tippen wie das Problem gelöst, oder wenigstens entschärft, werden kann. In diesem Zusammenhang lohnt es sich den Blick mal auf andere Metropole zu richten, z.B. London. In London ist die Innenstadt nur noch gegen Maut für den MIV zugänglich. Wie das funktioniert ist hier nachzulesen. Das Geld wird direkt in den Ausbau de ÖPNV investiert. Die Ankündigungen von RRG zur Verkehrspolitik klingen daneben wenig durchschlagskräftig, es bleibt bei Kosmetik für die eigene Wählerklientel.

  • Beide dienen der Erzeugung von Strom ohne den auch eine Straßenbahn nicht fährt.


    Ich habe es geschrieben: Eine halb gefüllte S-Bahn ersetzt 400 PKW. Was braucht wohl mehr Energie? Und mit den Ökosystemen sind natürlich die globalen gemeint - wobei Artensterben und Bodenerosion durch extensive Landwirtschaft auch hier ein Problem sind. Braunkohle hast Du genannt. Ein Überblick findet sich hier. Klar kann man das alles als eine Spinnerei von Grünkernfressern abtun, nur damit man weiter ordentlich Gas geben kann. Am desaströsen Ergebnis wird das aber wenig ändern...

    2 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Das glaube ich auch, aber ich sehe darin einer große Gefahr: Derzeit steigen viele auf Fahrrad, Busse und Bahnen um, weil sie merken, dass sie so schneller sind als mit dem im Stau stehenden PKW. Wenn aber der Computer und eine zentrale Verkehrssteuerung das Fahren übernehmen, wird dieser zarte Trend wieder erstickt werden.


    Ich sehe das nicht mehr als Problem an, wenn die neuen Automobile oder wie die Gefährte dann in Zukunft heißen werden, völlig elektrifiziert sind. Durch die Energiewende und den absehbaren Abschied von fossilen Energieträgern (Kohle, Gas, Öl) und den Einsatz regenerativer Energien ist es ökologisch dann völlig unerheblich, ob man mit dem Fahrad oder mit dem Auto fährt.


    Und ich bin mir sicher, dass in dieser automatisierten Welt trotzdem Wege für Radfahrer bleiben werden. Aber man wird ganz neue Optionen fernab der heutigen Fortbewegung haben. Mittlefristig werden sich die Automobile in der Form wohl mehr zu sich bewegenden 4 bis 6 Personen fassenden, ovalen Zellen verschieben, weil die Limitierungen, die die heutige Autoarchitektur durch die Verwendung der klassischen Antriebsstrangtechnologie entstehen, wegfallen werden.


    Vermutlich wird der Verkehr der Zukunft aussehen wie eine endlos auseinandergereihte Kette von ovalen Gliedern. Was völlig verloren gehen wird ist wohl das Grunderlebnis Autofahren. Ja, auch ich gebe zu, dass Autofahren für mich auch immer etwas mit Spaß zu tun hatte. Ich fürchte, diese Art des Fahrens wird es in Zukunft fernab eigens dafür zur Verfügung gestellter Areale nicht mehr geben. Um diese Beendigung der "Verkehrsanarchie" ist es schon etwas schade. Aber der Wille des Menschen, auch hier alles zu ordnen und zu systematisieren wird nicht aufzuhalaten sein.


    Und für die Umwelt, die Sicherheit, die Auslastung der bestehenden Infrastruktur und die bessere Auslastung der bestehenden Ressourcen ist dieser Schritt wohl unabdingbar, gerade wo in den Megacitys die Zahl der Menschen und damit auch die zu bewegenden Massen immer weiter wachsen werden.


    Ich vermute, dass man in 50 Jahren nicht mehr verstehen wird, wie Menschen sich mal selber ein Auto kaufen konnte, was dann 90% der Zeit ungenutzt irgendwo rum stand. Volkswirtschaftlich eigentlich eine total kranke Vernichtung von Ressourcen!

  • Also, da muss doch kurz einwenden, dass der Berliner ÖPNV sowohl im Vergleich mit anderen deutschen Städten bezüglich Abdeckung und Qualität, als auch im Vergleich mit internationalen Metropolen bezüglich Kapazitätsauslastung sehr gut dar steht.


    Das mag stimmen, trotzdem erlebe ich immer öfter dass viele Linien inzwischen überlastet sind und man kaum noch in den Zug kommt.


    ErichFritz: Busse und Straßenbahnen werden hingegen überflüssig werden. Unflexibles Angebot, geringe Kapazität, langsam, und Straßenbahnen auch noch spurgebunden; Relikte vergangener Zeiten.


    Mir fällt mittelfristig kein anderes öffentliches Verkehrsmittel für diesen Bereich ein um eine Alternative zu bieten als die Straßenbahn vom Alex nach Tiergarten und noch weitere Linien.

  • Gerade in Berlin gibt es in Teilbereichen nur marginale Unterschiede zwischen U-Bahnen und Straßenbahnen.


    ???
    Vergleichen Sie doch mal Kapazität eines Zuges, Geschwindigkeit, Abstand der Haltestellen, da werden Sie deutliche Unterschiede feststellen.



    Straßenbahnen [...] (bei separatem Gleisbett, sonst macht es wirklich keinen Sinn) deutlich schneller als der MIV.


    Eben. Und separates Gleisbett gibt es im Innenstadtbereich kaum (das ist dort ja gerade der Vorteil der S- und U-Bahn). Im Stau stehen kann man auch im Bus, da braucht man keine Straßenbahn für.


    Der wesentliche Vorteil von Straßenbahnen gegenüber Bussen ist deren Vorrang im Straßenverkehr. Würde man Bussen konsequent die gleichen Vorfahrtrechte einräumen, währe der Vorteil der Straßenbahn hin. Auch sollten Busspuren wirklich nur für Busse zugelassen werden (gleicher Effekt wie ein separates Gleisbett der Straßenbahn). Das Erneuerbare-Energie-Argument für Straßenbahnen fällt mit Elektrobussen auch weg. Elektrobusse auf "echten" Busspuren mit Vorfahrt im Straßenverkehr würden alle Vorteile der Straßenbahn aufgreifen und wären dazu noch viel flexibler und günstiger. Das liegt nur an der Politik, Busse ernsthaft im Stadtverkehr zu bevorzugen, dann könnte man sich teure Straßenbahnen sparen. Aber das würde dann natürlich Autos und Taxis etwas benachteiligen, das will dann wieder keiner ...


    Dazu sind Schienen auf der Straße gerade für Radfahrer äußerst unangenehm. Und um etwas Architektur reinzubringen: Das ganze Oberleitungsnetz in den Straßen ist auch nicht gerade hübsch.


    Mir fällt mittelfristig kein anderes öffentliches Verkehrsmittel für diesen Bereich ein um eine Alternative zu bieten als die Straßenbahn vom Alex nach Tiergarten und noch weitere Linien.


    Wie oben beschrieben, in meinen Augen sind die Mehrkosten für eine Straßenbahn ggü. Bussen nicht gerechtfertigt. In einigen Jahren werden solche Technologien zur Verfügung stehen: http://www.faz.net/aktuell/tec…-innenstadt-14136690.html
    Da müssen dann sämtliche ÖPNV-Konzepte überdacht werden. Am besten jetzt schon. Dann kann man sich jetzt Großinvestitionen sparen, die in einigen Jahren eh überflüssig werden.

  • ^^wieviele von solchen kleinen Bussen sind nötig um eine vollbesetzte M4 mit ca. 250 Fahrgästen zu ersetzen die alle 5 min kommt?


    Warum sind Straßenbahnlinien gegenüber Buslinien oftmals beliebter und besser ausgelastet?

  • Also, zusammengefasst: alles ist Quatsch. Also bleibt alles beim Alten.


    Jawohl. "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung"... Wilhelm II



    Warum sind Straßenbahnlinien gegenüber Buslinien oftmals beliebter und besser ausgelastet?


    Gibt es objektive Quellen zur "Beliebtheit"?
    Zur Auslastung: Eben weil Straßenbahnen so teuer sind, werden sie nur auf Strecken mit hoher erwarter Auslastung gebaut oder ersetzen erfolgreiche Buslinien.


    wieviele von solchen kleinen Bussen sind nötig um eine vollbesetzte M4 mit ca. 250 Fahrgästen zu ersetzen die alle 5 min kommt?


    Bei solchen Konzepten geht es gar nicht zwingend darum, nur einzelne Linien zu ersetzen. Das würde in Berlin keinen Sinn machen. Man muss sich das als großen neues ÖPNV-System vorstellen; mit Zehntausenden dieser Busse. Die heute bekannten Linien mit festen Haltestellen werden überflüssig werden. Solche Busse werden für die Fahrgäste eine optimale, direkte Route fahren, sodass die Fahrgäste gar nicht mehr umsteigen müssen. Und Zwischenstops, die man im Linienverkehr hat, fallen weg. Somit wird das ganze viel schneller werden. Dadurch ist das System dann sogar schneller als der MIV, da keine Parkplatzsuche etc. nötig ist. Somit wird dann der MIV auch vollständig aus der Innenstadt verdrängt werden können. Letztendlich kann man den MIV nur durch etwas ersetzen, was auch für den einzelnen attraktiver ist. So etwas werden solche Systeme bieten.

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    Ich finde das, wie gesagt, abschreckend; aus zwei Gründen:


    • "Zehntausende" Fahrzeuge fressen Rohstoffe und Energie, die wir auf Dauer besser einsparen sollten. Denn dass ein mit Ökostrom betriebenes Auto so umweltverträglich sei wie ein Fahrrad, ist schlicht ein Märchen. Ökostrom ist umweltfreundlicher als Kohle- oder Atomstrom, deshalb aber noch lange nicht umweltfreundlich. Siehe z.B. Vogelschlag und Infraschall durch Windräder, Verwüstung von Ackerland durch Staudämme, etc.
      Auch Elektro-Autos oder -Busse benötigen bei der Produktion große Mengen an Energie, Stahl, Edelmetallen, Erdöl (für Plastik), Silizium und seltene Erden (für die Elektronik), Lacke und nicht zuletzt eine hochgiftige, sehr große Batterie. Wer glaubt, er wäre umweltfreundlich unterwegs, nur weil es aus dem Auspuff nicht mehr qualmt, liegt falsch.


    • Es ist nicht nur der Umweltaspekt, der mich am Autoverkehr stört, sondern auch die Aufenthaltsqualität in den Städten. Wenn "zehntausende" Fahrzeuge herumrasen und jeden zu jedem Ort karren, den er in die Spracheingabe ruft, heißt das eben auch: Die Straße bleibt zu großen Teilen dem MIV vorbehalten. Die von Odysseus beschriebene "endlos aneinandergereihte Kette von ovalen Gliedern" ist für mich eine echte Dystopie - eine Stadt, in der sich Menschen fast ausschließlich in Häusern aufhalten und dazwischen von Roll-Robotern hin und her transportiert werden. Man würde die sich gerade auftuende Chance vergeben, den öffentlichen Raum wieder auf ein menschliches Maß zu bringen.


    Der langen Rede kurzer Sinn: Es mag ja sein, dass Erichs Techno-Utopien wahr werden (schon weil sie der deutschen Autolobby als Rettungsanker in den Kram passen). Man sollte sich aber sehr genau überlegen, was davon man wirklich haben will. Ich für meinen Teil laufe lieber auch mal im Regen fünf Minuten zur U-Bahn, wenn dafür die achtspurigen Verkehrschneisen durch die Stadt verschwinden - das ist mir zigmal lieber, als zu jeder Zeit direkt vor der Tür in den Roll-Roboter springen zu können, um dann in "endlosen Ketten" auf achtspurigen Schneisen ins Büro kutschiert zu werden.

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    sorry für die späte Antwort, hatte das Verschieben der Beiträge nicht mitbekommen.


    S-und U-Bahnen finde ich selber ja auch gut. Doch um den MIV ersetzen zu können, reichen diese nicht aus. Alleine die Kosten für den Neubau sind so groß, das kann keiner bezahlen. Und auch wenn Geld keine Rolle spielen würde, könnte das Netz nicht beliebig engmaschig gestalltet werden. Irgendetwas auf den Straßen wird weiterhin unterwegs sein.


    Vor allem aber gibt es sehr viele Leute die auf hohe Flexibilität und Zuverlässigkeit angewiesen sind. Bus, Bahn, Straßenbahn sind da zu unflexibel. Der Bauarbeiter, der jeden Tag auf drei verschiedenen Baustellen arbeiten muss, und dazwischen auch noch etwas zu essen braucht. Der Schneeflugfahrer, der zu jeder Uhrzeit zur Straßenmeisterei muss. Der Feuerwehrmann, der kurzfristig und vor allem zuverlässig, schnellstens zur Wache muss. Die Mutter, die jeden Tag zur Kita, zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, wieder zur Schule, zur Kita, ..., muss. Der Rentner, der keine Treppen steigen kann und in der Bahn kaum einen Sitzplatz bekommt. Der Polizist, Arzt, Krankenschwester ...


    Wartezeiten, Umsteigen, geringer Takt zur Nachtzeit, schlechte Anbindung der Randgebiete, Ausfälle bei wiedrigem Wetter (nein, wenn die Bahn ausfällt kann man nicht mal schnell ein Taxi nehmen, das machen die 500 anderen Fahrgäste nämlich auch). Für oben genannte Personengruppen kommt deswegen nur ein eigenes Auto in Frage. Es sind eben nicht nur die Reichen, die auf den MIV angewiesen sind. Die "ganznormalen" Leute sind davon abhängig.


    Gerade für solche Anforderungen ist so ein neuartiges System notwendig und liefert Flexibilität und Zuverlässigkeit. (Sollte ein Kleinbus defekt sein, kommt halt ein anderer. Wegen der hohen Stückzahl kein Problem). Und dann sind mir auch meinetwegen Hundertausend dieser Kleinbusse in Berlin deutlich lieber, als die momentan 1,1 Millionen gemeldeter Autos. Wovon ein Großteil auf den Straßen parkt, und diese Flächen blockiert. Diese Million Fahrzeuge ist die Realität. Wenn stattdesssen in Zukunft nur 1/10 der Fahrzeuge benötigt werden, ist das auch ein gewaltiger Vorteil für die Umwelt (Für die Autoindustrie ist das wegen der viel weniger benötigten Fahrzeuge überhaupt nicht interessant, die werden alles dagegen Mögliche tun). Und parkende Autos auf den Straßen wird es einfach nicht mehr geben. Was meinen Sie wie viele Fläche in der Stadt da frei werden, in jeder Straße. Breitere Fußwege, überall kleine Grünanlagen. Für mich erhöht das alles die Aufenthaltsqualität in der Stadt signifikant und ist alles andere als ein Dystopie.