Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Diskussionsthread

  • Teuer wird es in jedem Fall.
    Bei der geplanten sogenannten Neuordnung in den Karrees 2, 3, 4, 5 und der Plantage fallen nach angaben des Sanierungsträges Kosten "in Höhe von insgesamt 13.292.466 Euro" an diese "sollten aus Einnahmen durch Grundstücksverkäufe (zirka drei Millionen Euro), durch kommunale Mitleistungsanteile (etwa zwei Millionen Euro) und im Übrigen durch Fördermittel finanziert werden.“ MAZ vom 16. 10 2014 "Im Streit um FH-Umzug droht Eskalation"

  • Erst einmal sollten wir diesen Pöbelstil, wie ihn jetzt Odysseus anschlägt [...].


    Es ist schon ein wenig drollig (oder sollte ich besser schreiben: trollig?), dass ausgerechnet derjenige sich permanent über den angeblichen "Pöbelstil" anderer beschwert, der besonders zuverlässig die Beiträge anderer Diskutanten diffamiert (zuletzt u.a. als "Müll").


    Wie es der Zufall will, ist das auch derjenige, der besonders gerne "die Fakten" bemüht, nur um sie dann (ausweislich der von ihm selbst zitierten Quellen) nahezu immer zu verdrehen.


    Mit diesem an die Kommunikationsgewohnheiten der ehemaligen DDR-Staatsorgane erinnernenden Diskussionsstil kommen Sie hier nicht weit - das müsste Ihnen mittlerweile sogar selbst aufgefallen sein. Versuchen Sie, zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Meinungen haben. Das war übrigens in der DDR auch schon so, auch wenn die Staats- und Parteiführung das nicht wahrhaben wollte. Aber daran ist sie dann ja auch zugrundegegangen.

  • Ich stehe manchmal sprachlos vor dieser ganzen Entwicklung, die hier in Potsdam gerade vor sich geht. Ich habe mich fast ein Jahrzehnt in Dresden engagiert und dies war beileibe kein einfaches Pflaster, aber was sich mittlerwiele in Potsdam abspielt, dass ist mit reinem Menschenverstand nicht mehr zu erklären.


    Es geht mittlerweile überhaupt nicht mehr um Sachargumente. Wenn man sich mit den Verträgen der Stadt mal beschäftigen würde, was Klarenbach ja dann tut, wenn es irgendwie in die Argumentationskette passt, dann wüsste man, dass ein Erhalt der FH nicht die billigere, sondern die letztlich teuerste Variante ist, weil man nicht nur den Bau sanieren muss, sondern Millionen an Fördergeldern zurückzahlen muss. Und dies für eine Gebäudenutzung, die niemand vordringlich benötigt an diesem Standort.


    Auch dass eine breite demokratische Mehrheit für dieses Innenstadtkonzept war, das interessiert niemanden mehr.


    Dass mittlerweile genauso viele Unterschriften für den Wiederaufbau der Garnisonkirche vorliegen wird auch ignoriert. Mich erinnert das immer mehr an Stuttgart 21. Es war am Ende nur noch eine reine Hysterieveranstaltung in der der Untergang des Abendlandes heraufbeschworen wurde. Jeder dachte, ganz Süddeutschland wäre geschlossen gegen diesen Bau. Bis dann darüber abgestimmt wurde. Nirgends, aber auch nirgends waren die Gegner in der Mehrheit.


    Hier werden Schlachten auf dem Feld der städtebaulichen Zukunft einer Stadt geschlagen, die hier nie gelöst werden können. Man kann die Unzufriedenheit mit der aktuellen politischen Entwicklung, dem gefühlten Verlust von Heimat oder der gefühlten Überfremdung durch den Zuzug von Westdeutschen in dieser Stadt nicht durch äußere Symbolprojekte lösen. Es ist eine Frage der inneren Einstellung zu sich selber und zur eigenen Identität.


    Ich finde es ehrlicherweise schon fast traurig, wenn man die Befriedigung nur noch dadurch erzielen kann, dass man konsequent auf Antimodus schaltet und mittlerweile zu Mitteln greift, die einfach nicht mehr redlich sind.


    Noch beschämender ist allerdings die Tatsache, dass die Medien in dieser gesamten Entwicklung eine derart unrühmliche Rolle spielen. Medienmacht bedeutet auch immer Verantwortung. Ich finde es sehr problematisch, dass zumindest für eine bestimmte Region maßgeblich verantwortliche Medien einen Volkeswillen zu suggerieren versuchen oder einen Zustand förmlich dadurch wahr machen wollen, dass man nur lange genug darüber schreibt. Dies ist Journalismus, der sich auch einmal kritisch hinterfragen sollte, wem man da Tür und Tor so bereitwillig öffnet.

  • Genau darum bin ich bei solchen Dingen auch entschieden gegen das, was vielfach als "Bürgerbeteiligung" beschönigt wird - nämlich im Zweifel auf jene Bürger einzugehen, die nur am lautesten schreien (die meiste Freizeit haben sich zu engagieren, was auch immer), damit führende Politiker ihre Ruhe haben und keine schlechte Presse bekommen. Repräsentativ sind Bürgerinitiativen, Unterschriftenlisten, Umfragen usw. niemals im Sinne unserer Demokratie; in unserer repräsentativen Demokratie ist nur eine geheime, gleiche und freie Wahl repräsentativ. Gewählt wurde auch in Potsdam wiederholt ein Stadtparlament, welches seit 25 Jahren mit einer Mehrheit die Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriß in der historischen Mitte inkl. Leitbauten vorantrieb.


    Das mag nicht 100 % der Wähler gefallen, solange diese mit ihrer Kritik über entsprechende Kandidaten aber keine Mehrheit bei repräsentativen Wahlen erlangen können ist das halt deren Pech.


    Von "Guerilla-Demokratie", d. h. wenn man es im offenen und regulären Wahlkampf zwar nicht schafft, repräsentative Mehrheiten für einen "Politikwechsel" zu beschaffen dann durch List und Ausdauer zu versuchen trotz Minderheitsposition die eigene Meinung der Mehrheit aufzudrücken, davon halte ich nichts. Wortwörtlich auf Kosten der Allgemeinheit, vgl. zurückzuzahlende Zuschüsse.

  • Man darf das auch nicht überbewerten. Nur weil die gleiche Truppe von etwa 20 Leuten alle drei Monate mit einem neuen Namen als Inititive auftritt ist hier noch lange kein Paradigmenwechsel zu verzeichnen. Der Umbau der Potsdamer mitte mit seinen Leitbauten hat nach wie vor in der SVV eine satte Mehrheit, wie sich jüngst bei der Abstimmung über den Bebauungsplan für die Garnisonkirche und die Wiederanlage der Plantage zeigte. Wir haben es in Potsdam eher mit einer Normaliserung zu tun: dass die PDS bis dato auch dem Garnisonkirchenwiederaufbau zugestimmt hatte war eher die Potsdamer Anomalie.


    Die Gründe der Veränderungsgegner sind im großen und ganzen auch gut durchschaubar. Alle Argumente, die z. B. gegen die Rekonstruktionen des Schlosses vorgetragen werden werden jetzt gegen andere Rekos nochmas ins Feld geführt und gleichzeitig das Stadtschloß gelobt (z.B. André Tomcak). Etwas ähnliches werden wir im Herbst erleben, wenn die Fassaden der Palazzi am Alten Markt gerüstfrei zu sehen sind und der Uferweg eröffnet wird. Die Veränderer können eben Erfolge aufweisen, die jeder persönlich beurteilen kann. Das Gejammere um die verlorene Ostmoderne zieht ja bei über 60 Prozent Bevölekerungsaustausch nach 1990 auch nicht mehr.


    Klar gibt es die "Nie wieder Deutschland"-Fraktion. Die müssen jetzt aber erstmal nachweisen, dass sie im Rechenzentrum, dass sie als Zwischennutzung überlassen bekommen haben, auch etwas Förderungswürdiges zu Stande bringen. Der Nachweis steht bis dato noch aus.


    Und noch etwas: die neue Ini für den Erhalt des FH-Gebäudes hat erhebliche Überschneidungen mit der Ini gegen die Garnisonkirche, zu der Gruppierung "die Anderen" maßgeblich als Wahlkampfthema dient(e) und nun droht als Zugpferd wegzufallen. Da ist man auf der Suche nach den nächsten Themen und die Dolchstoßlegende der hinterrücks gemeuchelten sozialistischen Innenstadt als weltkulturerbeverdächtigen Zeitschicht der mitteleuropäischen Zivilisation zieht sich wie ein roter Faden durch die Politik der Linksalternativen.


    Nicht vergessen, auch heute melden sich statistisch wieder rund 25 neue Potsdamer als Zuzügler im Bürgeramt an, etwa 10.000 pro Jahr. Die können mit dieser Politik nichts anfangen.

  • Konstantin wir hatten zu dem Thema bereits auf FB einen kurzen Disput. In diesem wies ich sie auf den erheblichen Unterschied zwischen dem Karree 1 und den Karree's 3, 4, und 5 hin. Beim Karree 1 oder auch Humboldkarree ging es um eine unbebaute Fläche und eine Kreuzung. Wer sollte soetwas ernsthaft verteidigen.
    Lediglich der kulturlose Abriss des Theaterrohbaus war hier ein Problem. Aber es war halt im Bewusstsein der Potsdamer nicht verankert.
    Bei den Karree's 3, 4 und 5 ist eben zuerst eine vollständige Beräumung vorhandener Bausubstanz erforderlich ( Kahlschlagsanierung).
    Das ruft naturgemäß erheblich mehr Widerstand hervor.

  • Warum kümmert man sich nicht mal ums Minsk? Das hat meiner Meinung nach mehr architektonischen Wert als alles was in der Innenstadt rumsteht, aber da ist es ganz still. Warum macht man nicht da das Künstlerhaus hin, warum sammelt man da nicht Unterschriften für, warum sucht man dafür keine Geldgeber, warum steht das nicht im Fokus?


    Ganz einfach, weil da keine Rekos geplant sind die man damit verhindern könnte.


    Und da zeigt sich dann wieder dass es vermutlich nicht mal um die Bauten der DDR geht. Man will einfach nur keine Rekonstruktionen. Vermutlich würde die Initiative direkt damit konform gehen dass das Rechenzentrum weg kann, solange der Turm nicht kommt. Und das ist doch das Problem an der ganzen Sache. Es geht nicht um Architektur oder Nutzung oder Inhalte, es geht nur ums Dagegensein!

  • eine unbebaute Fläche und eine Kreuzung. Wer sollte soetwas ernsthaft verteidigen.


    Ach, da fällt mir doch spontan wer ein. Wie war das noch mit der welterbeverdächtigen Parklandschaft, die hier zerstört wurde:nono::nono::nono: So ein Theater hier, wirklich:nono::nono::nono:

  • Was so konziliant daher kommt hat es ganz schön in sich "Dennoch muss auch der wohl überlegteste demokratische Beschluss manchmal hinterfragt werden, wenn er lange genug keine Gestalt angenommen hat." (Quelle: http://www.pnn.de/potsdam/994725/).


    Erstens einmal ist das kompletter Unfug, unser Grundgesetz stammt im Kern von 1949, unser BGB im Kern von 1900. Überlegte demokratische Beschlüsse, die beide Gesetze vor langer Zeit in Kraft setzten und nur, weil es auch Anno 2015 noch Streit um im BGB geregelte Fragen gibt und nach wie vor die Ideale des Grundgesetztes nicht perfekt umgesetzt wurden (vgl. zB Gleichbehandlung aller Bürger vor dem Gesetz im Lichte der Vorenthaltung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner) heißt dies nicht, dass man das Kinde mit dem Bade auszuschütten habe. Zumal demokratische Mehrheiten durch ihre Umsetzung dieser lang zurückliegenden Beschlüsse in die Lebensrealität diese Regeln auch stets neu bestätigen (jede Bundestagswahl, nach wie vor mit amtlichen Wahlbeteiligungen von ca 3/4 aller Wahlberechtigten, ist indirekt auch immer eine Volksabstimmung über unsere grundgesetzliche Ordnung, die von einer übergroßen Mehrheit der Bürger angenommen wird, deren Legitimation ständig erneuert wird; denn indem man an Wahlen im Rahmen dieser grundgesetzlichen Ordnung teilnimmt, die Parlamente dieser grundgesetzlichen Ordnung mitgestaltet, gibt man indirekt auch immer ein Votum pro grundgesetzliche Ordnung und deren Beibehaltung - alle 4 Jahre erneut).


    Ähnlich auch in Potsdam. Mit jedem neu gewählten Stadtparlament wurde das in der Tat seit 25 Jahren währende Projekt erneut bestätigt, indem jedes Stadtparlament Projekte beschlossen hat, die ganz im Sinne dieses Projektes die Wiederannäherung an das historische Stadtbild weiterführen. So zu tun, als würde hier stoisch, ohne weitere Diskussion (haha!) und weitere Beschlüsse, ein 25 Jahre alter Beschluss verfolgt, entspricht ja einfach nicht der Realität.


    Richtig ist, dass dies seit 25 Jahren läuft - eines der wenigen mutmachenden Beispiele, dass man politisch heutzutage noch in der Lage ist Projekte und Vorhaben anzupacken, die über die eigene Legislaturperiode hinausgehen und in die Zukunft, für nachfolgende Generationen, gerichtet sind. Diese enorme Stärke dieses "Generationenprojektes historische Mitte Potsdam" diesem Projekt regelrecht zum Vorwurf zu machen ist schon ein erstaunlicher Twist.


    Auch die Behauptung, es habe keine Gestalt angenommen - Unfug. Man vergleiche Potsdams Mitte 1990 und 2015. Es wird behutsam vorgegangen (was Rüdiger zuvor ja schon einmal hier im Forum in Zweifel zog), so wie es 1990 beschlossen wurde. Eben gerade keine Kahlschlagsanierung, sondern ein Mehrgenerationenprojekt, Stück für Stück. Auch das ist eine große Stärke und auch hier wieder der Versuch, diesem Projekt eine seiner größten Stärken zum Vorwurf zu machen.


    Dieser Kommentar ist in meinen Augen ein "Wolf im Schafspelz", gerade weil er vordergründig so konziliant daherkommt und daraus offenbar versucht mehr Glaubwürdigkeit für das Kernanliegen der Gegner, dieses Mehrgenerationenprojekt zu kippen, zu schöpfen. Ausgewogen wäre darauf hinzuweisen, wie Potsdam auch in zentralen Straßenzügen weiterhin v. a. von Nachkriegsbeton dominiert wird - bis hin zu einem Hotelhochhaus, was kaum deplatzierter sein könnte, als an der Lustgartenkante. Und von den Gegnern langjähriger, demokratischer Mehrheitsbeschlüsse durchaus auch mal zu verlangen, sich das bewusst zu machen und hinzunehmen, dass es in einer demokratischen Kommune weder immer nach dem Willen der Reko-Freunde, noch immer nach dem Willen der DDR Bewahrer gehen kann.


    Wenn alle noch ausstehenden Vorschläge zur historischen Stadtmitte umgesetzt sind, dann wäre genau der Zustand erreicht, ein Mix aus Nachkriegsmoderne und historischen Rekonstruktionen, der dann beiden "Extremen" ggf. nicht gefallen mag, aber genau dieser Kompromiss ist es dann vielleicht sogar, der Potsdam besonders charmant macht und von euer allen Nachkommen einmal besonders geschätzt werden dürfte. Das wäre zB eine ausgeglichene Haltung.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Rüdiger, erst sprengt der Staat 40 Häuser - darunter eine Reihe von einzigartigen, wiederaufbaufähigen Baudenkmalen. Dann errichtet der gleiche Staat auf selbigem Grundriss ein spätmodernes Verwaltungsgebäude zur Errichtung eines sozialistischen "Liebknecht-Forum".


    Nun ist der Bau funktionslos und steht quer zum Stadtgrundriss. Dass er nun zugunsten der Wiederschaffung von kleinteiliger Stadt fällt ist das kein "Kahlschlag" sondern ein Glücksfall der Stadtgeschichte.

  • Odysseus
    Es gab und gibt solche Anstrengungen das Minsk zu retten
    Da gibt es sogar eine eigene Bi dafür.
    http://www.pro-brauhausberg.de/


    https://m.facebook.com/probrau…type=1&source=44&refid=17


    Auch gab es hier Konsens zwischen den Anhängern der Moderne und Mitteschön.
    http://www.mitteschoen.de/star…end-zum-brauhausberg.html



    Da ich für diesen Beitrag gerade eine Rote Laterne bekommen habe, mit der Frage was das hier zu suchen hat, sei mir der Hinweis auf den Beitrag 701 von Odysseus erlaubt.
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=489631
    Das hier ist eine Antwort darauf.

  • ^und wieso dann keine Kompromissfähigkeit der Gegner, zu sagen "Okay, ihr könnt den maroden FH Bau abreißen, dafür wird das marode Minsk aber saniert und einer Neunutzung zugeführt".
    Wieso wollt ihr Gegner denn immer 100 % und kein Jota weniger? Geb mir darauf bitte mal eine konkrete Antwort.

  • intakt, von lat. intactus=unberührt (im übertragenen Sinne: neuwertig).


    Überleg dir noch einmal, ob du das FH Gebäude unter diesen Begriff subsumieren möchtest.


    Nö, ich will einen ollen, maroden Bau abreißen. So wie das alltäglich überall und ständig passiert. Das Haus meiner Großeltern haben wir in der Familie auch abgerißen und neu bebaut, so schmerzlich das war, mit den verlorenen Erinnerungen. Aber weder war es finanziell lohnend das zu sanieren, Abriß und Neubau waren sogar billiger, noch war das alte Gebäude, wenn man ehrlich war, besonders schön.


    So ist das halt in Städten. Das ist die Auslese der Architekturgeschichte. Auch zu altpreußischen Zeiten ist reihenweise Mist gebaut worden. Das, was bis zum Krieg noch übrig war und teilweise rekonstruiert werden soll, das ist ja nur die Bestenauslese. Die ganzen mißlungenen Bauten dazwischen will ja keiner rekonstruieren, weil sie Schrott waren. Noch heute werden zB gelegentlich Gründerzeitbauten mit Stuckfassade usw. abgerißen. Die zwar nicht unbedingt häßlich waren, aber auch nicht besonders erhaltenswert oder schade um deren Verlust, das beweine ich genauso wenig, wie wenn der nicht erhaltenswerte FH Zweckbau verschwindet. Du tust aber so, als ob man jeden Stein küssen und erhalten muss, nur weil er zwischen 1949 und 1989 bewegt wurde, überspitzt gesagt. Und diese stoische Bewahrermentalität geht einem einfach gehörig auf die Nerven.

  • Das Argument, nach dem das Gebäude der Fachhochschule nicht sanierungsfähig wäre, finde ich nicht überzeugend.
    Die benachbarte Bibliothek wurde in der selben Bauweise zur gleichen Zeit erbaut, und diese hat sich auch als sanierungsfähig erwiesen. Bei der Bibliothek hat Mitteschön auch immer behauptet, dass das Gebäude völlig marode wäre, dass eine Sanierung nicht möglich wäre. Doch dann wurde das Gebäude saniert, und jetzt sind selbst die kritischsten Stimmen verstummt. Daher sehe ich keinen Grund, weshalb des Fachhochschulgebäude nicht sanierungsfähig sein sollte.


    Außerdem erwähnt das Konzept von "Potsdamer Mitte neu denken" auch eine Diplomarbeit, aus der die Sanierungsfähigkeit des Gebäudes hervorgeht. Die Abrissanhänger haben dagegen bisher noch kein Gutachten gebracht, aus dem die fehlende Sanierungsfähigkeit hervorgeht.


    Ansonsten habe ich das Konzept gelesen. Insgesamt habe ich es als angenehm gefunden, dass es eben nicht ideologisch argumentiert, weder in die eine noch in die andere Richtung. Das Fachhochschulgebäude wird weder als Angriff auf den alten Stadtgrundriss verdammt noch als Ikone der DDR-Moderne verherrlicht. Es wird einfach nur festgestellt, dass es in Potsdam einen Bedarf an Räumen für bestimmte Einrichtungen gibt (Potsdam-Museum, Städtische Kunsthalle, "Extavium", Tangozentrum, Galerie "Sperl" etc.) gibt und dass dieser Bedarf gut durch das FH-Gebäude gedeckt werden könnte. Daher finde ich es völlig unangebracht, wenn einige Nutzer die Debatte abermals ideologisch aufladen.

  • Rüdiger, was sollen denn die Anführungszeichen. Wer war es denn sonst, ausser dem Staat? Man kann auch gleich SED sagen.


    Die Gleichsetzung der Sprengung der Bausustanz des historischem Potsdam mit dem beschlossenes Abbruch des FH-Gebäudes gleichzusetzen ist infam und steht in der besten Tradition ulbrichtscher Propaganda. Sie zeugt - bei allem Respekt für die Nachkriegsmoderne - genauso von Unkenntnis der Geschichte der Stadt Potsdam wir von der Ignoranz der Entwicklung der Landeshauptstadt in den letzten 15 Jahren und seinen Entwicklungsperspektiven.


    Dass, Klarenbach, jeder Bau sanierungsfähig ist ist offensichtlich. Es ist nur eine Frage des Preises, finanziell und städtebaulich. Und dass die "kritischen Stimmen" gegenüber der SLB verstummt seiein ist Legende: nach wie vor ist der Bau grobschlächtig und für den Ort unpassend. Verglichen mit diesem modischen Bauwerk ist die alte Bibliothek noch besser. Aber es geht auch Dir nicht um eine Rettung des FH-Baus sondern um eine Blockade eines Schlüsselareals der Potsdamer Mitte.